Studieren trotz Depressionen?

Sky
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Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo!
Suche Leidensgenossen, die wie ich studieren und mir vielleicht ein paar Tips geben können, wie ich mit meinem Studium trotz Depressionen halbwegs klarkommen kann. Im Moment klappt es leider eher gar nicht, obwohl das Studium nahezu das Einzige ist, was mich im Moment noch halbwegs über Wasser hält, weil es mein absolutes Wunschfach ist.
Würde mich über viele Antworten freuen!
Danke!!!
flora80
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von flora80 »

Hallo Sky,

ich hab zwar inzwischen mein Examen, aber ich war jahrelang in deiner Situation. Bin grad auf dem Weg ins Bett aber morgen versuche ich mich an einer längeren Antwort. Wollte nur schon mal laut geben.

Grüße von Flora
flora80
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von flora80 »

Hallo Sky,

so, jetzt noch mal. Also, ich habe bis letzten Sommer auch noch studiert und kenne die Problematik sehr gut. Gerade, wenn man sehr unter Anrtiebslosigkeit leidet, ist ein selbstorganisiertes Lernen kaum möglich. Für mich war sehr wichtig, gute therapeutische Unterstützung zu haben. Außerdem habe ich mehrere Semester lang nur zwei bis höchstens drei Veranstaltungen im Semester belegt und versucht, die aber dann durchzuhalten und abzuschließen. So ging es zwar langsam, aber schrittweise doch dem Examen entgegen. Womit hast du denn genau Schwierigkeiten?

Grüße von Flora
lt.cable
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von lt.cable »

Hallo zusammen!

Das wäre auch meine Frage: Welche Probleme, Schwierigkeiten, Einschränkungen fallen dir denn aktuell auf? Konkrete Tipps können die Studenten (oder ehemaligen Studenten) hier bei konkreten Ansatzpunkten bestimmt besser geben.
Ich bin übrigens auch noch Student und ich versuche aktuell ebenfalls, mein Studium mit Krankheit zu meistern.

Es grüßt
lt.cable
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- Charles Lewinsky
Sky
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo Ihr!
Vielen Dank für Eure Mails! Äh, Ihr habt recht, ich hätte ein "wenig" spezifischer werden können...sorry... nun, ich muß zur Vorgeschichte sagen, daß ich schon einmal mit Medizin angefangen habe, aber vor lauter Prüfungsangst nach sehr kurzer Zeit das Studium abgebrochen habe. Danach habe ich ca. 12 Jahre als Krankenschwester gearbeitet und bin vor ca. 1,5 Jahren aus meinem Job gemobbt worden und seitdem arbeitsunfähig. Nach Ermutigung durch meinen Psychiater habe ich nocheinmal mit Medizin angefangen, aber nach zwei versemmelten Prüfungen ersteinmal die Notbremse gezogen und nur an Praktika teilgenommen, was ich schon als ziemliche Belastung empfand, aber gar nichts zu machen, hätte ich als totales Versagen empfunden. Es war ja auch ganz nett an der Uni, weil meine Mitstudenten sehr nett sind. Nun versuche ich, zwei verschobene Klausuren in den Semesterferien nachzuholen, habe aber wieder dieselben Schwierigkeiten, wie im Semester, klar, war ja auch nicht anders zu erwarten. Ich habe massive Konzentrationsstörungen, kann mich kaum zum Lernen aufraffen und behalte auch schlecht. Es handelt sich um mein absolutes Wunschstudium, aber trotzdem habe ich einfach keine Kraft zum Lernen und frage mich immer, ob ich überhaupt intelligent genug zum Studieren bin. Mein Psychiater bestätigt das immer, aber wie ich so bin, kann ich das gar nicht glauben. Ich komme mir so dämlich vor und schaffe es oft gar nicht, überhaupt aufzustehen. Und wenn ich an die Klausuren denke, wird mir jetzt schon ganz schlecht. Antidepressiva helfen leider gar nicht. Hättet Ihr vielleicht ein paar aufbauende Worte oder Tips für mich? Das wäre wirklich superklasse, weil ich mir im Moment wirklich ernsthafte Sorgen um mein Studium mache. Nächstes Semester habe ich auch nur drei Fächer und hoffe, die irgendwie hinzubekommen...
Vielen Dank im Voraus,
Sky
dolittle909
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von dolittle909 »

Ganz kurz: Ja, das geht. Aber nach dem Examen stürzte ich in ein heftiges Loch, da ich eigentlich nicht wusste, warum ich das alles gemacht hatte - bzw. die Illusion zerplatzt war, danach würde ein völlig anderes Leben beginnen...

Vergegenwärtige Dir als erstes, dass Du mit Depressionen ein Vielfaches von dem leisten musst, was andere "Normale" müssen. Und keiner merkt das, keiner respektiert das, keiner belohnt das. Es ist, wie mit einem Bein auf den Mount Everest zu klettern. Und wenn Du ordentlich trainierst, dann kannst Du das mit einem Bein besser, als ein untrainierter "Normaler".

Wenn Du sagst, das Studium macht Dir Spaß (meines machte mir das kaum) und Du verfolgst damit keine illusionären Ziele, die Dich unter Druck setzen, dann müsstest Du eigentlich alle Chancen haben. Zudem ist gerade Medizin ein Bereich, wo es nicht auf Intelligenz im engeren Sinne ankommt, sondern wohl hauptsächlich auf viel Reproduktion von abstraktem Wissen.

Nach meinem Eindruck scheitern die meisten Studenten an fehlender Motivation, zu hohen Erwartungen, inneren Blockaden und zu hohen Selbstansprüchen - selten an Klugheit oder Wissen. Entweder verkämpfen sie sich hoffnungslos und kriegen keine Luft mehr oder sie weichen dem Kampf mit sich selbst und dem Stoff aus (Vermeidungsverhalten) und sind dann hoffnungslos hinten dran.

Ich wünsche Dir jedoch, dass Du gnädig mit Dir selbst bist und - am Besten mit viel Sportsgeist und Deiner großen Berufserfahrung - Deine Wünsche zu verwirklichen suchst!

dolittle
Grenzgängerin
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Grenzgängerin »

Ich finde es schwer, so Tipps zu geben, weil vermutlich jeder seinen eigenen Weg finden muss.

Ich bin vor einem Jahr mit dem Studium fertig geworden.
Insgesamt habe ich etwa ein Jahr länger gebraucht als ich hätte brauchen sollen. Zwischenzeitlich war ich insgesamt viermal in einer Klinik, weil ich depressionsbedingt nicht mehr konnte. Ich habe in mehreren Semestern am Ende keine einzige Prüfung geschrieben.

Mir hat das Studium an sich bis kurz vor dem Ende so gut wie keinen Spaß gemacht. Es war eine Qual zu studieren und nebenher noch Teilzeit zu arbeiten, um mich finanziell über Wasser halten zu können.

Zwei Semester vor dem Ende war ich kurz davor, alles hinzuwerfen und aufzugeben. Jetzt bin ich froh, dass ich doch noch die Kurve bekommen und das Ding zu Ende gebracht habe.

Ich bin nämlich jetzt sehr glücklich in meinem Job. Ich habe die genau richtige Stelle für mich gefunden und mir gehts in jedem Fall besser als im Studium, alleine schon deshalb, weil ich nur noch auf einer Hochzeit tanzen muss und nicht mehr auf zweien gleichzeitig(dem Job und dem Studium).

Für mich war auch sehr wichtig, dass ich eine gute therapeutische und ärztliche Begleitung hatte (meine Psychiaterin und meine Therapeutin).

Nimmst Du Medikamente? In Bezug auf Antrieb und Konzentration hat mir mal ein Semester lang Edronax sehr geholfen, ich habe es allerdings aus anderen Gründen wieder abgesetzt.

Grüße,

Alex
Sky
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo Ihr!
Vielen Dank für Eure aufbauenden Worte! Ja, es scheint so zu sein, daß man trotzdem irgendwie einen Abschluß hinbekommen kann, aber im Moment sehe ich da krankheitsbedingt schwarz, ehrlich. Leider hält mich nicht mehr soviel auf diesem Planeten außer der Hoffnung, irgendwann doch mal Ärztin zu werden. Manchmal auch nicht mal mehr das. Ja, es ist wichtig, daß man eine gute ärztliche Begleitung hat, aber es wäre doch auch mal schön, wenn meine Umwelt mal registrieren würde, daß man als Depressiver nicht geisteskrank ist und man nicht nur Verständnis von Menschen braucht, die dafür bezahlt werden, aber das ist ein anderes Thema. Man ist irgendwie immer allein mit diesem Mist.
Vielen Dank,
Gruß, Sky
lt.cable
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von lt.cable »

Hallo Sky!

Ganz ehrlich: Falls dieser eine Studienabschluss tatsächlich deine einzige Hoffnung sein sollte, dann ist das Studium noch dein geringstes Problem. Ich halte es für höchst kontraproduktiv, sich auf ein Berufsziel zu versteifen und sich vom Erreichen dieses Ziels dann vielleicht noch die Lösung aller Probleme zu erhoffen. Ich wüsste momentan nicht, was einen Menschen, der ggf. ohnehin eingeschränkt belastbar ist, in einen Beruf ziehen sollte, der schon gesunden Normalos alles abverlangt - mit Ausnahme völlig falscher Vorstellungen vom Berufsalltag. Was soll der Beruf dir an Besserung bringen? Wie sieht der - bitte ganz realistische - Reiz für dich aus?

Es grüßt
lt.cable
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steppenwolf1

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Sky,

bei mir ging es auch mit viel Mühe. In akuten Phasen habe ich natürlich nicht studiert, sondern war krank oder in einer Klinik. Meine Diplomarbeit habe ich während eines Klinikaufenthaltes 3 Monate nach Abgabe verteidigt.
Es hätte auch schief gehen können. Aber wenn ich gar nicht erst angefangen hätte ...

Viele Grüße, s.wölfin
Ina80
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Ina80 »

Hallo Sky,

ich bin grade mitten in den Abschlussprüfungen meines Studiums. Dank meiner Therapeutin bin ich soweit gekommen, wie ich jetzt bin. Sonst hätte ich womöglich nie mich zu irgendwelchen Abschlussprüfungen angemeldet. Ich habe auch immer diesen Spagat zwischen Teilzeitstelle und Studium, aber irgendwie scheint es doch geklappt zu haben. Ich habe dann aber 1 Jahr länger gebraucht, als es "normal" gewesen wäre, aber was ist schon normal??? Ich bin froh darüber, dass ich nun soweit bin und versuche den letzten Teil meines Studiums auch irgendwie zu meistern. Man muss sich halt die Zeit nehmen, die man braucht. Und auch Du schaffst das, nur Mut! Und wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben;-)

Viel Erfolg und lieben Gruß
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
Sky
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo!
Mir ist schon klar, daß ich wieder gesund sein muß, um diesen Beruf ausüben zu können, aber er ist nun einmal mein Traumberuf und den Arbeitsalltag und die Belastungen kenne ich gut, weil ich seit 15 Jahren im Krankenhaus beruflich tätig war. Das ich das Studium schon einmal abgebrochen habe, aus gesundheitlichen Gründen, ist wohl auch mit ein Grund für meine derzeitige Lage. Natürlich wird nicht alles gut, wenn ich mein Studium schaffen sollte. Ich werde es nicht schaffen, wenn nicht vorher alles halbwegs ins Lot kommt. Es hilft mir als Anker, als Ziel, aber manchmal weiß ich halt nicht, wie ich die Zeit bis zur Besserung überleben soll. Ohne das Studienziel hätte ich so gar keine Orientierung, wo es langgehen soll und mein Psychiater findet die Idee mit dem Studium auch das Beste was mir passieren konnte.
Ich hätte nur gerne gewußt, wie andere Studenten diese Zeit so gemeistert haben. Was denen geholfen hat, hilft mir ja vielleicht auch..

Grüße,
Kerstin
Sky
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo!
Vielen Dank dafür! Ja, ich komme mir immer so loosig vor, wenn ich nix lerne und habe jetzt bald eine Klausur nachzuschreiben. Ich bemühe mich, jeden Tag etwas zu lernen und wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht, wie? Besonders Dein letzter Satz hat mir sehr gefallen! Danke!!!!Viel Glück für Deine Prüfungen!!!!!!!
Gruß,
Sky
Maria
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Registriert: 3. Mai 2005, 21:55

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Maria »

Hallo K.V.,

ich bin eine derjenigen, die ihr Studium krankheitsbedingt aufgegeben haben, und das trotz einer guten Zwischenprüfung. Nun habe ich zwar nicht Medizin studiert, sondern Sprachwissenschaften und das ist ein Studium, das einem sehr viel Freiheit läßt. Und genau das war damals Gift für mich. Irgendwann kam ich an den Punkt, wo ich wusste, wenn ich jetzt nicht aufhöre zu studieren, versumpfe ich vollends und gehe kaputt. Von einem Moment auf den andern habe ich mich entschlossen, eine andere Ausbildung zu machen, wo ich praktisch den ganzen Tag unter Leuten war. Das hat mich, obwohl es mir sehr schwer gefallen ist, aus dem Loch geholt und zumindest Schlimmeres verhindert. So habe ich zwar keinen glatten Lebenslauf, aber es ist doch sehr interessant gewesen, was sich in der Folge so alles an Veränderungen aufgetan hat. Ich hätte auch jederzeit das Studium wieder aufnehmen können, wenn ich wirklich gewollt hätte, und später hätte ich mich dem auch gewachsen gefühlt. Aber wie gesagt, es haben sich andere Möglichkeiten ergeben. Und das Witzige war, dass ich später bei einer Weiterbildung auf die ganzen arbeitslosen Studienkollegen getroffen bin.

Dir alles Gute!
Gruß von Maria
flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von flocke »

Mhm dann will ich mich auch mal hier melden...

Also, derzeit überlege ich ob ich länger studiere als geplant, also nicht mehr nur noch dieses Semester... sondern die Abschlussarbeit verschieben... Sicher bin ich mir nicht ob ich das will und brauche... fühlt sich wie versagen an ehrlich gesagt... bisher war ich gut, habe ein Stipendium angeboten bekommen (aber nicht genommen) und wurde von den Studiengebühren wegen überdurchschnittlicher Leistungen befreit... dennoch habe ich grundsätzlich das Gefühl nur Glück zu haben, denn lernen muss ich eigentlich nicht. Irgendwie ist es so, als würde ich drauf warten dass wer merkt dass ich nix drauf habe


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Sky
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo!
Vielen Dank an Euch! Maria, Du hast recht, auch ohne Studium kann man glücklich werden, man weiß ja nie, ob die Krankheit nicht für irgendetwas gut ist. Für Dich war es wahrscheinlich wirklich gut, daß Du da den Absprung geschaft hast! Das freut mich!
Und zu Dir Flocke, möchte erst einmal sagen, daß der Spruch mit den Optimisten wirklich gut ist, der ist mir schon vorher positiv aufgefallen... Du bist ein Glückskind, wenn Du nicht lernen mußt und trotzdem so gut bist. Aber nein, eigentlich auch nicht, weil mit Depressionen ist man kein Glückskind, da ist man gestraft genug. Wollte nur sagen, bin etwas wirr im Kopf..., daß ich ganz mies lernen kann, weil mein Kopf einfach nicht lernen kann. Warum verschiebst Du nicht einfach Deine Abschlußarbeit? Es ist kein Versagen, wenn man sich mit unserer Krankheit einfach mal eine Pause nimmt. Dann braucht man die auch. Das sagt sich so einfach, da hat mein Psychiater auch lange für gebraucht, bis ich mich nicht mehr als Versagerin gefühlt habe, weil ich vergeigte Prüfungen sofort nachholen wollte und nicht sehen wollte, daß es nicht geht derzeit. Wenn Du jetzt Deine Abschlußarbeit schreibst, was machst Du dann? Dann mußt Du Dich bewerben - fühlst Du Dich fit für diesen Marathon? Ich spreche da aus Erfahrung, weil ich nach meinem Erststudium überhaupt nicht in der Lage war, Bewerbungsgespräche durchzustehen, geschweige denn mich zu bewerben. Dann bist Du exmatrikuliert und wenn Du dann nichts machst, was eigentlich total in Ordnung ist, dann hast Du eine Lücke im Lebenslauf und da stehen Personalchefs gar nicht drauf. Ist doof, aber leider ist das so. Laß' Dir lieber noch ein Semesterchen Zeit und finde irgendwie ins Leben zurück. Ich habe nur ganz wenig Fächer im Moment und endlich in dem Studiengang, den ich vor Jahren abgebrochen habe, weil ich damals schon Depressionen hatte und den Fehler möchte ich nicht noch einmal begehen.
Schreibe mir doch mal, was Du von meinem Vorschlag hälst, würde mich sehr interessieren!!!
Liebe Grüße,
Sky
Lee
Beiträge: 1074
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Lee »

Liebe Flocke,

dein Posting klingt so, als hättest du keinen Erfolg und kein Glück verdient. Als "solltest" du um alles in deinem Leben hart kämpfen, um deinen Wert zu beweisen. Das ist schon wieder die Depri, die dich irreleiten möchte. Hör nicht hin!!!

Hallo, Sky!

Ich habe mein erstes Studium geschmissen. Vordergründig wegen einer Depression. Weil mir der Antrieb fehlte, weil ich mich nicht konzentrieren konnte etc. In Wahrheit lag die Ursache aber in der Zwangsgemeinschaft mit meinen Eltern. Nach einigem Hin und Her (d.h. Berufsausbildung, Umzug, vielen gut getarnten Lücken im Lebenslauf ) studiere ich nun wieder - und versuche nicht so sehr auf die Depression zu gucken, wenn sie wieder auftaucht, sondern die Ursache abzustellen. Schulz von Thun erklärt das gut: Er bringt das Beispiel einer depressiven Studentin. In ihr streiten z.B. die Zielstrebige (Ich möchte das und das erreichen, ich muss "gut" sein etc.) und die Gelassene, die ihr Studium genießen möchte. Ergebnis: Keine Partei kommt zu ihrem Recht, die Studentin fühlt sich müde, antriebslos, innerlich leer. Problem ist also nicht unbedingt die Depression, sondern eine dritte oder vierte Variable, die man gar nicht auf dem Zettel hat.

Viel Glück

Lee
tictac

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von tictac »

Hi Sky!
Bin auch Studentin und ziemlich erfolglos. Bin im 6 Hochschulsemester, und habe vielleicht genug Scheine für 3... Ich denke, wenn du finanziell gut da stehst und dir die Zeit nehmen darfst, versuche es ruhig =) Vielleicht ist es ja okay, so lange man nicht theoretisch stressen müsste. Viel Glück =)
Sky
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo!
Danke für Deine Zeilen! Fand Dein Beispiel wirklich hilfreich! Nun, bin auch gerade dran, die Ursachen für die Depression zu bearbeiten, wenn das nicht alles so furchtbar wehtun würde, wenn man im "Eingemachten" herumrühren muß...
Für Dein Studium wünsche ich Dir toi toi toi. Zum Thema Zwangsgemeinschaft mit den Eltern, oh - da kann ich auch ein Liedchen von singen, weiß gar nicht, wie ich das so lange ausgehalten habe...

Alles Liebe,
Kerstin
Sky
Beiträge: 21
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo!
Danke für Deine Zeilen - Du klingst aber auch nicht gerade "freudig gestimmt...", dabei hast Du schon eine Menge Scheine, ich habe noch nicht mal einen... Kleiner Scherz, bist wahrscheinlich trotzdem kreuzunglücklich... Nächste Woche schreibe ich eine Klausur und hoffe, dann nach einem Semester endlich mal meinen ersten Schein zu machen...

Alles Liebe,
Sky
laudine
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von laudine »

Hallo Sky,

das Gute am Studieren ist gleichzeitig das Gefährliche … die Freiheit, selbst die Struktur vorzugeben. Das mag in einigermaßen ausgeglichenen Zeiten gut laufen, in anderen ist es sehr sehr anstrengend.

Meine Erfahrungen sind folgende:
Ich habe ebenfalls mit Depressionen studiert und es auch geschafft. Leider war es das falsche Studium im sozialen Bereich (- ich litt damals an einem ausgeprägten Helfersyndrom-) und das führte genau deswegen zu einem beruflich und psychisch langen Leidensweg und bildete somit einen weiteres Puzzleteil meiner Depressionspathogenese.

Jetzt, als fast Mittvierzigerin steh ich vor der Frage, eine neue Ausbildung zu machen und habe eine furchtbare Angst davor, traue es mir auch nicht zu undundund…(das gehört dann wieder an eine andere Stelle)

Rückblickend sind es bei mir nicht die Schwierigkeiten im Leistungsbereich durch die Depression gewesen, die für Komplikationen gesorgt haben, sondern die Auswahl genau dieses Studiums aufgrund meiner persönlichen Geschichte. Und ich musste feststellen, dass ich mich mit der Wahl dieses Berufes überfordert hatte. Dieses Einsehen hat quälend viele Jahre angedauert.
So war das bei mir.

Trotzdem ist und bleibt das Studieren in vielerlei Hinsicht auch für viele eine Chance. Manchmal dient es bei manchen ja auch dazu, sich noch Zeiten der Orientierung zu nehmen. Noch ein bisschen auf die Weide zu gehen sozusagen.

Oder eben wie bei dir, einen Anker zu werfen, ein Ziel zu haben, das man fürs erste ansteuern kann. Dann ist dieser Anker eben das aktuell Allerwichtigste. Es ist toll, dass du diesen Anker hast. Und dein Ziel. Und du in der Bewegung auf etwas hin bist.

Vielleicht helfen kleinere Schritte.
Vielleicht nimmst du dir für eine endgültige Entscheidung ja auch noch ein wenig mehr Zeit und siehst, wie es dir dann geht, reflektierst in einigen Wochen oder Monaten noch einmal deine Motivation usw.

Jetzt erstmal wünsche ich dir alles Gute und drücke ganz, ganz fest die Daumen für die Klausur.

Herzlich grüßt

Laudine
Sky
Beiträge: 21
Registriert: 8. Mär 2009, 01:17

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo Laudine!
Vielen Dank für Deine Zeilen! Danke für Deine guten Wünsche zur Klausur, ich kann das gut gebrauchen... Das mit den kleinen Schritten versuche ich gerade und es ist glaube ich, nicht schlecht. Ach, ich wünschte, diese Klausur wäre schon vorbei... Nun, denn, aber ich habe schon den Eindruck, daß ich das Richtige tue, beim Rest in meinem Leben eher nicht so...
Hast Du schon irgendeine Ahnung, was Du für eine Ausbildung machen möchtest? Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und viel Kraft!!!
Herzliche Grüße,
Kerstin
laudine
Beiträge: 237
Registriert: 9. Mär 2009, 20:12

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von laudine »

Hallo Sky,

danke dir sehr... und weil du gerade nach Ausbildung fragst... ich habe - und momentan sowieso nicht- nicht wirklich eine Ahnung. Noch ein Studium mag ich nun nicht mehr.
Tja... aber was nun... erstmal muss ich wieder auf die Beine kommen. Ich habe (nicht nur) beruflich in den letzten Jahren in allem wirklich vollkommen versagt und alles vor die Wand gesetzt und jetzt traue ich mir wirklich gar nichts mehr zu. Natürlich auch keine Ausbildung. Und dann in meinem Alter und dann mit all den jungen Leuten ... aber andererseits... ich muss noch so viele Jahre arbeiten, ich muss muss muss irgendwie irgendwas finden.
Meine Einstellung zu all dem ist von meiner Depression vollkommen überlagert, so dass ich das Gesundwerden jetzt erstmal in den Vordergrund gestellt habe.
Aber die Zukunftsängste sind schon schlimm.

Jedenfalls noch mal danke für die guten Wünsche!
Und dir nochmal einen festen "Klausur-Daumendrücker" hinterher..
Herzlich grüßt
laudine
Kjeks
Beiträge: 8
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Kjeks »

Hallo Ihr,
Ich habe den ganzen Tag daraufgewartet für das Forum freigeschaltet zu werden. Ich erkenne mich in so vielen Schilderungen wieder. Ich hoffe, ich gehe euch mit meiner Geschichte nicht auch noch auf die Nerven. Normalerweise vertraue ich mich fremden Menschen nicht gerne an, aber heute bin ich den ganzen Tag schon wieder so fertig.
Ich habe auch studiert und zwar Germanistik. Das Studium lief eher schleppend, bis gar nicht. Bis ich gemerkt habe,dass ich mir in die eigene Tasche lüge und mir das Studium/Uni kein Glück bringt waren zehn Semester rum. Was tun? Totunglücklich sein und in eine depressive Phase rutschen, die ihres gleichen sucht, aber viell. war die auch schon vorher da.Ich kam mit mir selbst und mit Anderen nicht mehr klar, hing nur noch zu Hause vorm Fernseher und im Bett rum. Mein Hausarzt hat mich zur Psychologin geschickt, die mir keinen Therapieplatz aber feine Tabletten (Citalopram) geben konnte und eine Liste mit Therapeuten, die ich abtelefonieren sollte. Fehlanzeige, die waren oft richtig unverschämt und haben mir einfach aufgelegt.
Ich habe dann für mich vor eineienhalb Jahren beschlossen das Studium zu schmeißen. Die AD habe ich eigenmächtig abgesetzt. Als ich diese Entscheidung getroffen habe, gings mir richtig gut. Dann die Frage was mache ich dann? Ich war immer eine, die funktioniert hat, im Gegensatz zu meinem kleinen Bruder, der alles so gemacht hat, wies meine Eltern nicht wollten.
Erst habe ich weiter in meinem Studentenjob gearbeitet und mich umgesehen was ich machen wollte. Jetzt bin ich in der Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gelandet(vor einem halben Jahr begonnen).Ich bin dort eine der Ältesten in der Klasse, was aber eigentlich nicht weiter auffällt.
Erst dachte ich, ich bin endlich angekommen, aber seit drei Monaten gehts schon wieder los: Wenn ich zur Arbeit muss, heul ich; wenn ich in die Schule muss, heul ich, bin ich zu Hause, heul ich. Langsam glaub ich geh ich die Wände hoch. Noch dazu bin jetzt auf einer Station, auf der ich permanent überfordert bin, das geht anderen aus meiner Klasse auch so, aber ich schaffs jetzt seit einer Woche nicht mehr meinen Hintern hochzubringen. Bin momentan wg. Grippe krankgeschrieben, wobei ich glaube, dass ich nur wegen meiner Psyche körperlich krank geworden bin.
Fakt ist: Studium geschmissen und trotzdem gehts mir nicht besser. Ausbildungsplatz mit 28 Jahren bekommen, aber trotzdem kann ich mich nicht darüber freuen, sondern bin dermaßen am Boden zerstört, dass ich auch diese Ausbildung am liebsten auch schmeißen. Jetzt ist grade auch noch der Kinderwunsch ganz stark. Ich weiß jetzt nur nicht, obs an den Umständen liegt, dass die Ausbildung nichts für mich ist, oder das es damit was zu tun hat, dass ich "einen an der Klatsche" hab. Wenn ich jetzt ein Kind in die Welt setze und nach einem halben Jahr feststelle,dass das auch ein Fehler war, dann ist das dem neuen Leben gegenüber auch nicht fair. Heute ist es ganz besonders schlimm, weil ich dran gedacht habe, dass ich nochmal auf die Station muss, um meinen Tätigkeitskatalog und meine Bewetung abholen und nach zwei Wochen Schule nochmal vier Wochen auf dieser Station zubringen muss. Ich kann gar nicht mehr abschalten und habe im Kopf Gedanken, die ich nicht mal fassen kann, sondern nur als großes, weißes Rauschen wahrnehme. Gehts euch ähnlich? Wisst ihr auch nicht was ihr wollt? Vielen Dank fürs Durchlesen. Ist leider sehr lang geworden..., sorry.
Wisse, was Du willst;

Fühle, was Du fühlst;

Tu, was zu tun ist.-

Ich weiß es heute leider nicht!
kleineGroße
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Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von kleineGroße »

Hallo kjeks,

du gehst niemandem mit deiner geschichte auf die nerven, denn du und deine gefühle seit wichtig. Stell dich nicht hinten an und versuch dich nicht zu verstecken.

Ich bin kinderkrankenschwester bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin (wie es heute so "schön" heißt). Ich habe die Ausbildung von 2002 bis 2005 im Norden absolviert. Danach habe ich angefangen Pharmazie zu studieren, dass habe ich nach 2 Semestern abgebrochen. Inzwischen studiere ich im 5. semester Gewerbelehrerin für Gesundheitsberufe. Habe auch hier noch mal mein Nebenfach von der biologie zur soziologie gewechselt. Und das läuft alles andere als locker. Ich schleppe mich dadurch. Mit Depressionen oder anderen erkrankungen ist das alles nicht einfach, aber ich denke schon auch machbar.

Ich möchte dir damit sagen, dass die Berufsfindung nicht einfach ist. Ich finde es sehr sehr schwierig, dass wirklich passende zu finden und dann auch noch etwas was mit einer depression machbar ist.

Ich kann mir zum beispiel nicht mehr vorstellen in schichtdienst zu arbeiten, da es mich psychisch kaputt macht.
Ich bin inzwischen 26 Jahre und ich weiß nicht wann ich irgendwann mal mit meinem studium fertig bin und wann ich je arbeiten kann. Denn momentan und in naher zukunft ist es mir nicht möglich einer arbeit nach zu gehen.

Was ich mich bei deinem posting gefragt habe ist, hast du das gefühl, dass die ausbildungsberuf nicht das richtige für dich ist oder ist es nicht eher die depression, die die ursache für eine arbeitsunfähigkeit ist? Was wäre jetzt anders, wenn du etwas anderes tun würdest?

Ich dachte lange es würde an den falschen ausbildungen liegen und dachte immer wenn ich was anderes mache gehts mir wieder besser und es würde an dem beruf liegen. Ich habe aber inzwischen herausgefunden das ich grundlegende probleme immer habe, egal was ich beruflich tue. Das was ich jetzt studiere bringt mir generell spaß und ich weiß dass es das richtige ist, aber dennoch habe ich oft panik vor der uni usw. Es ist unabhängig von dem beruf.

Bevor du deine ausbildung abbrichst solltest du vielleicht mal mit jemanden von deiner ausbildung sprechen. Vielleicht bekommst du dort ja auch unterstützung. Wenn es dir so schlecht geht, melde dich krank und versuch dir hilfe zu holen. Wenn es dir wieder besser geht siehst du deine ausbildung vielleicht auch wieder anders. Entscheidungen während einer depressiven phase zu treffen, sollte man lassen. Die depression ist einem da kein guter ratgeber.

Liebe Grüße

Francy
Ich bin eine von Vielen, aber doch anders!
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