aus der Depri in den Job?!

Antworten
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Liebe Forianer,
eigentlich war heute ein guter Tag - hatte heute mein erstes Vorstellungsgespräch, und das, obwohl ich noch gar nicht lange Bewerbungen schreibe. Das Gespräch war, na, sagen wir mal mittelprächtig, hätte bestimmt besser laufen können, aber richtig schlimm hat es sich auch nicht angefühlt. Und, wie gesagt, es war ja nun mal auch mein erster Versuch. Ich denke, dass der Ausgang offen ist. Ich höre nächste Woche wieder vom Arbeitgeber, werde ggf. zu einem zweiten Gespräch eingeladen.
Und jetzt kommen mir Zweifel... Einmal in Bezug auf die Tätigkeit - will ich das wirklich machen? Aber das muss ich selbst beantworten. Aber dann sind da auch Fragen á la Kannst Du das überhaupt mit Deiner Erkrankung? Schaffst Du es, Dich jeden Tag acht Stunden zu konzentrieren? Schaffst Du es, jeden Morgen pünktlich zu sein - wo Du doch im Moment so schlecht aus dem Bett kommst? Was machst Du mit all Deiner Resignation auf der Arbeit - werden die Kollegen nicht merken, dass da etwas nicht stimmt?
Lange habe ich gedacht, dass mich eine Anstellung aus meinem Tief rauskatapultieren würde (wobei es mir schon wieder wesentlich besser geht). Aber heute kam mir der Gedanke: So`n Mist, Depressionen kann man auch trotz festem Arbeitsplatz und gesichertem Einkommen haben...
Wie sind Eure Erfahrungen zum Thema Arbeit?

Einen lieben Gruß
Ida
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von 912318798 »

Grüß Dich Ida!

Ich meine wohl, daß Deine Bedenken vielen von uns nur zu bekannt sind!
Wenn ich an die vielen Dinge denke, die ich in den letzten Monaten (und Jahren) aufgeschoben oder schon gänzlich zu streichen versucht habe,
die sich just jetzt aber als immer dringender oder auch existenziell notwendig in Erinnerung rufen,
wird mir ganz schlecht.

Am liebsten würde ich mich in mein Bett verkriechen, um all den Hürden erst gar nicht zu begegnen.

Wie Du sagst,
"werd' ich das schaffen?",
"wie werden die Menschen auf mich reagieren, mit denen ich wieder zu tun kriegen werde?",
"werde ich wieder tolpatschige und veräppelbare Auftritte liefern?",
"wie ernst werden mich meine Geschäftspartner nehmen,
nach dem ich einen derartigen Karriere- und Ehrverlust erlitten habe?"
und tausend andere Fragen mehr...
(nämlich auch noch die * hier:)
"WILL ICH DAS ÜBERHAUPT ?!!"

Ich muß es jetzt herausfinden, sonst gehe ich bankrott, finanziell und mental;
selbst wenn wieder und wieder Rückschläge zu erwarten sind (warum sollte ich JETZT besser arbeiten, als vor meinem Zusammenbruch?)...

Es wird sich nicht vermeiden lassen, auch wenn Atemnot und Herzklopfen ständige Begleiter sind,
ich weiß auch nicht WIE,
ich weiß nur DASS...


Viel Glück und Kraft wünsch' ich Dir bei Deinem Wiedereintritt!


Liebe Grüße

Jojo



P.S.
Daß es zu schaffen ist, zeigen ja immerhin viele Berichte hier,
also Kopf hoch und keine Angst!

PP.S.
Sportelst Du eigentlich noch?


* Edit: Ganz wichtige Frage vergessen!!!
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Karla »

Hallo Ida, ich kann Dich so sehr verstehen, ich hatte 2 mal eine Depri bekommen und als es mir dann wieder besser ging, angefangen zu arbeiten.
Nach der ersten Depri hatte ich nach 3 Jahren bei einen neuen Arbeitgeber wieder angefangen pro Tag 8 Stunden zu arbeiten.
Der Beginn war sehr schwer, ich war nach Feierabend total geschafft. Das Wochenende schlief ich Tag und Nacht durch. Mein Mann und meine Tochter hatten nicht viel von mir, ich hatte so sehr mit mir selbst zu tun.
Ich konnte mich ganz schlecht konzentrieren, jedoch je mehr ich arbeitete kam auch meine Konzentration zurück, ich war wieder leistungsfähig auf Arbeit, aber nicht privat. Auf Arbeit lächelte ich viel, und zu Hause zog ich ein depressives Gesicht. Es gab zwei Karlas.
Doch all die Jahre blieb eine gewisse Schwäche in mir, ich ermüdete schnell.
Nach 15 Jahren traf mich erneut die Krankheit. Doch da konnte ich nicht mehr arbeiten, ich beantragte mit 55 Jahren die EU-Rente, die ich auch sofort bekam, unbefristet.
Es ist ganz wichtig darauf zu achten, dass man sich auf keinen Fall arbeitsmäßig übernimmt, sonst steht die nächste Depri wieder vor der Tür. Es kommt mir so vor als würde die Krankheit in einen schlafen, um irgendwann wieder auszubrechen, so war es bei mir.
Vielleicht kannst Du etwas verkürzt arbeiten, man kann auch eine Teilrente beantragen.

Meine Erfahrung ist, ich würde nie wieder nach einer Depression voll arbeiten, da eine Depri eine ganz schwere Krankheit ist und die Leistungsfähigkeit nach der Krankheit doch nicht mehr ganz zurück kehrt.

Es gibt bestimmt Betroffene, die etwas anderes berichten können, dies ist nur meine Geschichte.

HG von Karla
horcars
Beiträge: 140
Registriert: 8. Feb 2009, 16:42

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von horcars »

Hallo Ida,
als ehemaliger Personalleiter und langjähriger Deprierfahrunge drücke ich Dir erst einmal beide Daumen, und hoffe, dass Du zum zweiten Gespräch eingeladen wirst und ein Angebot erhälst.
Erst wenn der neue Arbeitsvertrag vor Dir liegt, wirst Du Dich entscheiden müssen. Also mach Dir jetzt noch keinen Kopf.

Ich meine, Du gehst etwas unglücklich an diese Entscheidungsfindung heran wenn du fragst, ob du das überhaupt machen willst oder kannst.
Ich meine, Du sollstest Dich fragen, ob Du bisher alles getan hast, damit Du den Job gut machen kannst.
Was kannst Du tun, um morgens leichter aus dem Bett zu finden. Davon mal abgesehen, wieviel Morgenmuffel leben neben uns, haben keine Depression und tun sich mehr als schwer, morgens in Gang zu kommen.

Nimmst Du Medikamente und wenn ja, bist Du gut eingestellt oder wenn nein, wäre es nicht vielleicht besser, damit anzufangen?

Bei Dir klingt es so, als lebstest Du mit Deinen Depressionen? Hast Du sie den permanent oder gibt es nicht auch bei Dir gute und weniger gute Phasen?

Versuche doch auch die positiven Phasen bewusster zu erleben und dann zu überlegen, was Du noch tun kannst, um bei beginnenden Tiefphasen nicht zu weit abzustürzen. Lässt Du Dich therapeutisch begleiten?

Wenn Du den Vertrag hast, dann melde Dich bevor Du eine Entscheidung triffst, vielleicht können wir dir helfen, Deine Zweifel zu zerstreuen.
Das Forum kann sicher auch helfen, wenn Du anfängst zu arbeiten, Dir Deine dann aufkommenden Ängste und Unsicherheiten etwas zu lindern.

Ich war nicht nur Personalleiter, sondern habe auch lange Jahre Menschen bei der Suche und Wiedereingleiderung in eine neue berufliche Aufgabe begleitet und vielen mit einem verbalen Tritt in den Allerwertesten auf die Sprünge geholfen. Alles klar ?!!
Emotio
Das einzig Unveränderliche in unserem Leben ist die Veränderung, sagt schon Laotse
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Bellasus »

Liebe Ida,

meine Erfahrung ist ca. so wie die von Karla, d.h. ich habe nicht mehr die Leistungsfähigkeit, die ich früher hatte. Um überhaupt wieder (nach 2 Jahren AU + 2 Jahren med.-berufl. Reha) arbeiten zu können, habe ich hart gekämpft - mit der Depri, gegen die Depri, ein ständiges Auf und Ab. Mit dem Ergebnis, dass ich seit einem 3/4 Jahr wieder arbeite - halbtags, und die andere Hälfte bin ich "Teilzeit-EM-Rentnerin". Ich denke, dabei bleibt es auch noch eine Weile, denn die 20 Std. pro Wochen laugen mich schon ziemlich aus, und ich arbeite ständig daran, wo ich Kräfte einsparen und auftanken kann.

Aber ich denke, das ist eine ebenso individuelle Angelegenheit wie die (jede) Krankheit an sich - dem Einen hilft Ablenkung, und über das TUN kommen die Kräfte und Energie wieder. Beim Anderen ist eine Grenze, über die hinaus einfach keine Belastbarkeit da ist, und die sich auch nicht so einfach "trainieren" läßt. Dann bleibt nur, diese Grenze zu akzeptieren (muss ja nicht für immer sein, vielleicht ist irgendwann mal wieder mehr möglich). Es liegt sicher auch mit daran, ob es abgegrenzte depressive Episoden sind oder eine chronische Geschichte, wie bei mir mit einzelnen schwereren Episoden obendrauf.

Eine Teilrente gleicht leider nicht so wirklich den Einkommensverlust durch die fehlende halbe Stelle aus, bei mir jedenfalls nicht. Wenn ich das Gefühl habe, wieder Reserven zu haben, werde ich auch sicher aufstocken, aber momentan - njet.

Ich habe das grooooooße Glück, dass meine Chefs Menschen sind und keine Sklaventreiber, dass sie wissen, was bei mir los ist, und mich immer ermutigen, auf mich aufzupassen. Ich mache einen sehr guten Job (O-Ton meine Chefin gestern ), und noch mehr geht eben nicht, und das ist für die Firma vollkommen ok so. Eigentlich sollte das der Standard sein für den Umgang miteinander im Beruf. Und obwohl mein Vertrag Ende Juni ausläuft, bin ich schon voll weiter eingeplant .

So weit in Kurzform zu meine Erfahrungen, Ida. Aber hör auf dein Gefühl, es kann einfach niemand anders wissen, was für dich das Beste ist - zum Gedanken sortieren ist aber hier im KND ein guter Platz Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du eine Stelle findest, in der du dich wohlfühlst.

Liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Vielen Dank für Eure Antworten!

@jojo1: Habe eine ultralange Sportpause eingelegt... Natürlich unfreiwillig, aber wenn das Aufstehen schon nicht klappt, wie dann erst das Joggen??? Just heute hab ich zum ersten Mal wieder eine kleine Runde gedreht, vielleicht ne gute halbe Stunde. Früher war das meine Aufwärmzeit... Aber halt, irgendwie muss ich lernen, auch das wertzuschätzen - es muss ja nicht immer der Halbmarathon sein. Und jetzt hoffe ich natürlich, dass ich mich wieder öfters in Bewegung setze

@Karla: Tut mir leid zu hören, dass es Dich so schwer getroffen hat. Das mit der Teilrente ist für mich keine Möglichkeit, denn ich bin Berufsanfängerin und war noch nie angestellt. Nach meinem Examen habe ich mich für eine Doktorarbeit entschieden, muss aber mittlerweile einsehen, dass der einsame Schreibtisch mir nicht gut tut. Also Richtungswechsel. Ob ich wohl acht Stunden am Tag schaffe? Früher habe ich vom Aufstehen bis zum Schlafengehen gearbeitet. Einen acht-Stunden-Tag habe ich belächelt. Insofern würde ich mein Arbeitspensum also reduzieren. Aber, wie Du bestimmt selbst weißt: Mit einer Depression verschieben sich die Koordinaten.

@Emotio: Vielen Dank! Ein sehr guter Gedanke! Natürlich sehe ich schwarz in Bezug auf meine Leistungsfähigkeit... typisch depri eben Ich sollte umdenken und genau das tun, was Du vorschlägst, nämlich dafür sorgen, dass ich mich bestmöglich unterstütze und unterstützt werde. Und nein, ich lebe nicht mit Depressionen, ich hatte in den letzten beiden Jahren zwei schwere Einbrüche, die jeweils drei bis vier Monate angehalten haben. In meinen guten Zeiten bin ich äußerst emsig, voller Pläne und Visionen, gutgelaunt und kontaktfreudig. Und lebenslustig... oh je, es tut schon fast weh, wenn ich an meine guten Zeiten denke Aber im Grunde bin ich auf dem Weg nach oben, allein die Tatsache, dass ich Bewerbungen am laufenden Band schreibe, ist ein Mega-Fortschritt. Noch vor wenigen Wochen habe ich mich nicht getraut, auch nur ein Anschreiben aufzusetzen - so überzeugt war ich von meiner eigenen Wertlosigkeit. Meine Zukunftschancen waren gefühlt bei 0,0. Resignation, Verzweiflung, Ängste, am Ende dann die Depression... Und weißt Du, wie die Herren aus der Personalabteilung das Gespräch begannen? "Eine sehr schöne Bewerbung, Frau XXX, wir haben noch nie so gute Zeugnisse gesehen." Bumm. Und beinahe hätte ich geantwortet, dass die guten Noten nicht mein Problem seien - hab ich mir aber natürlich verkniffen. Medikamente nehme ich, Therapie mache ich seit urlanger Zeit, aber mein Heilungsweg scheint ein langer zu sein. Ja, und das Traineeship... mittlerweile hoffe ich doch sehr, noch einmal eingeladen zu werden. Ich bin ein wenig skeptisch (was auch sonst!), da ich mich relativ zurückhaltend gegeben habe und nicht aufgetreten bin mit der "Ich-will-unbedingt"-Haltung. Schließlich ist das ein neuer Bereich für mich und ich konnte mir ehrlichgesagt nicht so genau vorstellen, was die Firma genau macht. Meine Begeisterung für den Job ist erst in den letzten Tagen im Gespräch mit vielen vielen Freundinnen gewachsen - die eben schon ein bisschen Arbeitserfahrung haben. Also, vielen Dank fürs Daumendrücken, ich meld mich, wenn ich Genauseres weiß!

@Annette: Traumhaft, was Du von Deinem Verhältnis zu Deinem Arbeitgeber erzählst. Da scheint eine echte Vertrauensbasis zu sein. Toll. Und ich hoffe sehr, dass mich das TUN stabilisiert, ich entdecke, was ich alles leisten kann und meinen schrecklichen Selbstzweifel zumindest ein stückweit abbaue. Aber das kann natürlich auch nach hinten losgehen - aber die Gedanken schieb ich jetzt weg, der Blick geht nach vorne!

Ihr alle, ich freue mich über weitere Beiträge und werde Euch wissen lassen, wie meine Stellensuche weiter verläuft.

Einen schönen Abend
Ida
Elisa_K
Beiträge: 172
Registriert: 6. Feb 2008, 14:53

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Elisa_K »

Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Liebe Elisa,

wie wohltuend ist es, Deine Antwort zu lesen! (Wobei ich natürlich auch solche Erfahrungsberichte wertvoll finde, die Gegenteiliges erzählen) Auch ich habe die große Hoffnung, dass es mir besser geht - aber ich wohl nicht geheilt sein werde - wenn ich die Erfahrung mache, dass ich "genüge". Denn die Angst, dies nicht zu tun, ist tief in mir verwurzelt und hat mich in den letzten Jahren so gnadenlos leistungsorientiert sein lassen. Ich wünsche Dir von Herzen, dass es Dir mit Deiner Arbeit weiterhin so gut geht.

Einen lieben Gruß
Ida
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Ich schubs das mal nach oben - in der Hoffnung, dass noch jemand einen Beitrag postet
kartoffelsalat
Beiträge: 464
Registriert: 9. Jan 2009, 04:53

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Ida,

meine Erfahrung ist, dass ich Depressionen sehr gut trotz festem Einkommen und fester Anstellung habe kann. Dennoch geht es mir scheinbar besser, weil ich über die Arbeit mein Selbstwertgefühl aufpolieren kann.
Die Depression beiseite schieben kann.
Aber ich arbeite sozusagen über die Depression hinweg. Als würde ich Farbe auf eine schimmelige Wand streichen. Die wand bleibt schlecht und der Schimmel kommt irgendwann durch. Da kann ich noch so of drüber streichen, die Substanz wird davon nicht besser. Dazu müsste ich langsam Schicht für Schicht abtragen.
Letztendlich hilft es mir also nicht. Auch wenn ich jahrelang daran geglaubt habe.

Des Pudels Kern bleibt.

Liebe Grüße
Kartoffelsalat
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von cybolon »

Hallo Ihr da,

toller Vergleich, Toffi!

Für mich hat sich als sinnvoll herausgestellt, hierbei immer dann, wenn ich genug Power spüre, einen kleinen Teilbereich der Wand auszubessern.
Stück für Stück, so hoffe ich, ist sie eines Tages komplett saniert.

Das Imprägnieren, damit der Schimmel nicht auf die bereits ausgebesserten Stellen wieder übergreift, ist m.e. die wichtigste Nacharbeit:

Das geht nur durch Wiederholung. Jeder einzelne Deprigedanke, jedes Kopfkino, werden so oft beachtet, betrachtet und akzeptiert, bis kein Fünkchen Trigger mehr aufglüht.
So habe ich es auch geschafft, bei meiner Wiedereingliederung.
Nachdem der erste Versuch, es mit Gewalt und schnell hinzukriegen, scheiterte, ließ ich es beim 2. Anlauf zu, dass sich die Dinge eben nur gaaanz langsam entwickeln. Es dauerte bei mir von Januar bis August, bis ich endlich behaupten konnte, wieder fest im Sattel zu sitzen.

Die Verrichtung der eigentlichen Arbeit hat dabei die geringste Belastung dargestellt. Vielmehr war es die Höchstleistung im Denken, das verarbeiten der depressiven Gedanken und daraus resultierenden Gefühle, die es mir schwer machten. Es ist so, als ob Du 2 Jobs gleichzeitig erledigen müsstest und das den ganzen Tag.

Ja, ich hatte auch das Glück, einen Arbeitgeber zu haben, der mir Zuspruch und Geduld entgegenbrachte. Das ist leider nicht Selbstverständlich, hilft aber ungemein beim Erlangen der Selbstmotivation. Letztere ist erlernbar, auch durch die Verhaltenstherapie.

"So`n Mist, Depressionen kann man auch trotz festem Arbeitsplatz und gesichertem Einkommen haben..."

Ach Ida, Robbie Williams hat alles, was sich ein Mensch nur wünschen kann:
Erfolg, Fans, Kohle ohne Ende, Whiskey, Weiber und wasweissichnoch.
Aber Gesundheit?
Er ist topfit, sportlich und physisch kerngesund, aber er leidet an schweren Depressionen.

Damit ist er in der Riege der Berühmtheiten ebensowenig ein Einzelfall, wie Du und ich in der "breiten Masse".

Der Black Lady ist es nämlich sch*egal, wer, was und wo Du bist.
Sie ernährt sich ausschließlich von Deinen Gedanken und produziert daraus Deine Gefühle. Dein Einfluss kann folglich nur sein, dass Du die Regie übernimmst und der BL den Platz zuweist, der ihr zusteht. Vorsicht hierbei! Sitzt sie erstmal auf dem Sofa, ist es unklug, sie gleich in den Geräteschuppen verbannen zu wollen. Besser: Wir schieben sie alle 2 bis 3 Wochen weiter, einmal rund um den Esstisch. Anschließend über den Stuhl im Flur, bis hin zu dem Baumstumpf im Garten. Dort bieten wir ihr den nötigen Comfort.
Der Vorteil: Wir haben sie im Blickfeld und sehen ihre Bewegungen.
So kann sie uns nicht von hinten aus der Bahn treten.

Job machen?
Ja!
Wie bereits oben erwähnt wurde, ist das nicht für jeden gleich.
Auch wenn es bei mir zunächst nicht so schien, es hat mir extrem geholfen, in einem Team zu sein und Pflichten zu haben.

Liebe Grüße
vom
cybolon
kartoffelsalat
Beiträge: 464
Registriert: 9. Jan 2009, 04:53

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Horst,

schön, dass dir mein Vergleich gefällt und du ihn weiter führen kannst.

Ich glaube das entscheidende was Ida aus deinem Posting ziehen kann, ist dass du dir trotzt Arbeit Stück für Stück der Wand vorgenommen hast und nicht geglaubt hast die Arbeit würde die Depression beseitigen.

Ich habe es lange auf die Arbeitsstelle, die Umstände, die Wohnbedingungen ...
geschoben.

Die Arbeit gewechselt, die Bedingungen verändert...Ich habe nun objektiv alles was ich brauche, mir fehlt nichts.

Aber dennoch ist sie da die schwarze Tante und das zu erkennen, hat mich dann umso härter getroffen.

Du hast das ganz richtig beschrieben. Was da an Gedanken im Kopf rumschwirrt ist Hochleistungsarbeit. Ich bin fest davon überzeugt, dass es mein Kopf ist, der für mein Burnout verantwortlich ist.

Liebe Grüße, hoffe Ida kann was damit anfangen.

Essenz für mich wäre: Arbeit ja, nicht übertreiben und Stück für Stück in sich hineinhorchen und sanieren.
Immer schön langsam.

Grüße Toffi
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Sehr eingänglich der Vergleich mit der Schimmel-Wand. Hm. Ich denke, sanieren ist unumgänglich. Aber daran arbeiten wir ja alle, mit Therapie und Medikamenten.
Vielen Dank für Eure Postings
Lieben Gruß von Ida
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Karla »

Hallo Ida,

wenn man jung ist wie Du hat man viele Lebensträume, die Du Dir sicherlich auch erfüllen möchtest. Da gehört eben eine Arbeit dazu, nur ganz wichtig ist es und das hast Du bereits erkannt eine Arbeit zu machen, die Dir Spaß macht, da entwickeln sich doch diese Glückshormone und die Dich auch wieder aufbauen und beflügeln.
Ich würde dem Arbeitgeber nicht erzählen, was für eine Krankheit Dich belastet, denn morgen kann er bereits der Nächste sein, die Krankheit kann gerade in der heutigen Zeit jeden treffen.

Ich habe studiert, einen lieben Mann kennen gelernt, eine tolle Tochter bekommen, ich habe 20 Jahre als Bauing. an der Zeichenmaschine gearbeitet, 15 Jahre in einem Ingenieurbüro gearbeitet und vorangig allerdings finanziell ein 2-Familienhaus saniert.
Du siehst, trotz dieser unheimlichen Krankheit war es mir möglich ein ganz normales Leben zu führen, sicherlich war es anstrengender, da man ja nicht so belastbar ist.

Ida, Du bist ein ganz fleißiger Mensch, auch Du schaffst es Deine Ziele und Träume zu verwirklichen, Du besitzt, trotz Krankheit den nötigen Biss.

Ich habe mir immer täglich gesagt, ich bin 120 Prozent gesund. Das Wort Krankheit hatte ich nicht zu gelassen.

Meine Arbeitskollegin sagte mal zu mir, kein Mensch ist wirklich gesund, sie hat einen Herzfehler und arbeitet auch noch.

Nun mit 55 Jahren konnte ich allerdings wirklich nicht mehr arbeiten. Gut ich habe es akzeptiert. Es wäre auch ein Wunder gewesen, denn ich hatte mich ja in den letzten Jahren so von einen Urlaub zum anderen hin gehangelt.

Ida, Du siehst es ist zu schaffen.

Ich wünsche Dir viel Mut und einen für Dich erfüllten Berufsweg.

Herzliche Grüße von Klara
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Karla »

Hallo Ida,

wenn man jung ist wie Du hat man viele Lebensträume, die Du Dir sicherlich auch erfüllen möchtest. Da gehört eben eine Arbeit dazu, nur ganz wichtig ist es und das hast Du bereits erkannt eine Arbeit zu machen, die Dir Spaß macht, da entwickeln sich doch diese Glückshormone und die Dich auch wieder aufbauen und beflügeln.
Ich würde dem Arbeitgeber nicht erzählen, was für eine Krankheit Dich belastet, denn morgen kann er bereits der Nächste sein, die Krankheit kann gerade in der heutigen Zeit jeden treffen.

Ich habe studiert, einen lieben Mann kennen gelernt, eine tolle Tochter bekommen, ich habe 20 Jahre als Bauing. an der Zeichenmaschine gearbeitet, 15 Jahre in einem Ingenieurbüro gearbeitet und vorangig allerdings finanziell ein 2-Familienhaus saniert.
Du siehst, trotz dieser unheimlichen Krankheit war es mir möglich ein ganz normales Leben zu führen, sicherlich war es anstrengender, da man ja nicht so belastbar ist.

Ida, Du bist ein ganz fleißiger Mensch, auch Du schaffst es Deine Ziele und Träume zu verwirklichen, Du besitzt, trotz Krankheit den nötigen Biss.

Ich habe mir immer täglich gesagt, ich bin 120 Prozent gesund. Das Wort Krankheit hatte ich nicht zu gelassen.

Meine Arbeitskollegin sagte mal zu mir, kein Mensch ist wirklich gesund, sie hat einen Herzfehler und arbeitet auch noch.

Nun mit 55 Jahren konnte ich allerdings wirklich nicht mehr arbeiten. Gut ich habe es akzeptiert. Es wäre auch ein Wunder gewesen, denn ich hatte mich ja in den letzten Jahren so von einen Urlaub zum anderen hin gehangelt.

Ida, Du siehst es ist zu schaffen.

Ich wünsche Dir viel Mut und einen für Dich erfüllten Berufsweg.

Herzliche Grüße von Klara
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Liebe Klara,

Hut ab vor dem, was Du geleistet hast. Da habe ich wirklich Hochachtung vor, zumal ich am eigenen Leib erfahre, wie anstrengend ein Leben mit Depressionen ist - und ich habe noch nicht 20 Jahre gearbeitet und kein Zwei-Familien-Haus finanziert. Dass Du mir Mut machst tut gut. Ich bin jung und stehe am Anfang meines Berufslebens - denke aber im Moment weniger daran, Träume zu verwirklichen, als vielmehr an die Notwenidgkeit, meinen Lebensunterhalt sicherzustellen. Aber natürlich brauche ich hierfür eine Arbeit, mit der ich mich auch identifizieren kann - sonst hält sie wohl auch ein gesunder Mensch nur mit Zähneknirschen durch. Und für die Suche brauche ich Geduld, Geduld, Geduld...
Einen ganz lieben Gruß
Ida
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Oh Ihr Lieben,
es ist Donnerstag und ich habe noch keine weitere Einladung bekommen... So´n Mist Bin mittlerweile sehr neugierig auf die Arbeit, und es wäre zu schön gewesen, wenn die Arbeitssuche sich so schnell hätte lösen lassen! Jetzt brauche ich wieder Geduld, Geduld, Geduld...
Lieben Gruß
Ida
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Karla »

Hallo Ida,

gib die Hoffnung nicht auf und bleibe am Ball, es muss doch mal mit einer für Dich passenden Arbeit klappen.
Es ist zur Zeit eine ganz schwierige wirtschaftliche Lage, die Unternehmer jammern, doch finde ich manchmal auf einen sehr hohen Niveau.

Da hatte ich es, obwohl soviel Negatives über die DDR geschrieben wurde, in meinen jungen Jahren leichter um ins Berufsleben zu starten. Nach dem Studium bekam man gleich einen Arbeitsplatz, wo ich bis zur Wende tätig war.
Der Kampf um einen Arbeitsplatz ist für junge Menschen in der heutigen Zeit härter, besonders, wenn man eine depressive Neigung hat.
Ida, ich möchte Dir nur kurz schreiben, bitte sage Deinen neuen Arbeitgeber nichts über die Krankheit, dies ist privat.
Ich hatte nach der Wende diesen Fehler begangen und ich hatte dadurch immer große Schwierigkeiten. Ich würde niemals mehr so ehrlich sein, immer hin hatte ich dort 15 Jahre ohne krank zu werden gearbeitet, als ich nach meiner Krankheit dort wieder weiter arbeiten wollte, wollte mein Chef meine Krankenakte sehen und drastisch mein Gehalt kürzen. Ich war vor Wut freiwillig gegangen, ich konnte es mir allerdings leisten. Auch wollte ich die Beleidigungen meines Chefs nicht mehr ertragen.

Ida, ich glaube mit 150 Bewerbungen muss man heute rechnen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg.

Ich schicke Dir viel Sonne und viel Kraft.

Herzliche Grüße von Karla
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Lieben Dank für Sonne uns Kraft, Klara!
Ich würde einem Arbeitgeber NIEMALS von meiner Krankheit erzählen - dafür schäme ich mich viel zu sehr und hätte große Angst vor Konsequenzen. Trotzdem lese ich in diesem Forum immer wieder, dass es auch Arbeitgeber gibt, die für psychische Erkrankungen großes Verständnis haben und betroffene Angestelte unterstützen. Ich gehe davon aus, dass dies die Ausnahme ist - aber es scheint sie zu geben.

Was ich für meine Arbeitssuche brauche ist Geduld. Es war erst meine dritte Bewerbung, auf Grund derer ich letzte Woche ein Gespräch führen konnte, und natürlich ist es absolut unrealistisch, nach drei Bewerbungen ins Ziel einzulaufen. Trotzdem war es eine erlösende Vorstellung, so zeitnah in ein Beschäftigungsverhältnis treten zu können - und mir die anderen 147 Bewerbungen zu sparen. Mittlerweile liege ich mit meinen abgeschickten Bewerbungen im zweistelligen Bereich und habe meinen Posteingang voller Eingangsbestätigungen. Ob ich noch einmal eingeladen werde, bleibt abzuwarten. Aber natürlich wird es auch für mich ein Angebot geben - ich brauche nur Geduld, Geduld, Geduld...
Einen ganz lieben Gruß
Ida
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von dolittle909 »

Hallo Ida!

Nach meinem Berufsabschluss hing ich ganz tief in einem Loch, hatte Existenzängste und traute mir die Jobs, auf die ich mich bewarb, gar nicht zu. Als ich dann einen hatte, die Ungewissheit weg war, da lief ich zu Höchstform auf und genoss wenig später den neuen Status, das Geld und eine neue Stadt - um wenige Monate später wegen einer Liebesgeschichte und einer Wohnungskündigung wieder in tiefe Angst und Depression geschleudert zu werden...

In den Beiträgen vorher ist es schon angeklungen: Arbeit ist sehr wichtig, ohne Arbeit droht der Sturz ins Bodenlose und ich meine das nicht finanziell, sondern für das Selbstwertgefühl und den Antrieb. Einsamkeit und Motivationslosigkeit drohen ohne die Bestätigung, die Kontakte, die Tagesstruktur in der Arbeit.

Aber ein Job kann Dich auch nicht dauerhaft aufpolieren, wenn es in Deinem Inneren rumort. Dauerhafte Versuche, dies zu tun, führen in Enttäuschung und Burn-Out. Ein wichtiger Teil des Lebens, ja! V.a. für Depressive, die ja in dieser komischen Gesellschaft auch und besonders ein Plätzchen haben wollen. Aber definitv nicht die Erlösung. Genauso wie die Liebe des Lebens...

Traue Dir jedenfalls mehr zu, als Du Dir manchmal zutraust und hänge die Erwartungen an Dich und den Job nicht zu hoch!

Viel Glück und alles Gute!

dolittle
Ida08
Beiträge: 157
Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von Ida08 »

Liebe(r) Dolittle,
kann ich gut nachvollziehen, was Du schreibst. Arbeit ist wichtig, aber keine Lösung der Strukturen, die uns depressiv werden lassen. Insofern gilt für mich: Weiter bewerben - ich muss nur aufpassen, dass ich meinem Pessimismus und meiner Perspektivlosigkeit nicht zum Opfer falle.
Lieben Gruß
Ida
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von flora80 »

Hallo Dolittle,

(sorry Ida, dass ich das jetzt in deinem Thread platziere...)

Ich habe dir vor einiger Zeit mal eine Mail geschrieben, auf die du aber nicht reagiert hast. Hast du die bekommen? Wär mir wichtig, dass du das gelesen hast!

Grüße von Flora

und natürlich auch ein ganz liebes an dich, Idalein!
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von dolittle909 »

Sorry Ida, ist leider offtopic...

Hallo Flora,

hm, habe ich da was verpennt? Habe gleich bei allen meiner Beiträge nachgesehen, da finde ich nix von Dir an mich. Obwohl ich mich an irgendwas zu erinnern glaube.

Eine E-Mail habe ich jedenfalls nicht bekommen - hier kann ich doch gar nicht eine E-Mail an jemanden schreiben, leider auch nicht eine private Nachricht, wie ich es von anderen Foren gewohnt bin? Finde die Forensoftware ist eine ziemliche Katastrophe, so Stand von 1997.

Wie kommen wir am Besten zusammen?

dolittle
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von chrigu »

Hallo dolittle,

>hier kann ich doch gar nicht eine E-Mail an jemanden schreiben>
Doch, an alle, die ihr Profil geöffnet haben. Über Floras Namen siehst Du in blau unterlegt "weitere Beiträge dieses Autors" und darüber in der linken Ecke einen kleinen Kopf vor einem Zettel. Wenn Du auf den Kopf klickst, landest Du bei Floras Profil und auch bei ihrer Emailadresse. Auf dem gleichen Weg lande ich auch bei Deiner Emailadresse.

Viele Grüße
Chrigu
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: aus der Depri in den Job?!

Beitrag von dolittle909 »

Danke! Habe das nach etwas Suchen und Herumprobieren gefunden und konnte Flora auch eine E-Mail schicken...

d.
Antworten