Bitteres Eingeständnis

Antworten
Zacharias
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2009, 19:08

Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Zacharias »

Hallo zusammen,

Ich lese in diesem Forum seit ein paar Tagen immer mal wieder quer und finde es wirklich vorbildlich, wie sich Betroffene hier gegenseitig dazu motivieren positiv mit dieser Krankheit „Depression“ umzugehen.
Besonders haften geblieben ist mir dabei folgender Aufmunterungsversuch:

Zitat:…Und - vielleicht hilft Dir ja auch ein Satz meines Arztes: "Betrachten Sie die Depression als eine Art
ungebetener Gast, der mit Ihnen an einem Tisch sitzt. Man muss mit ihm eine Zeit leben, aber dann verabschiedet er sich auch wieder."…Zitat ende

Nun, um in der Bildersprache dieses Forenmitglieds zu bleiben:

Ich sitze diesem ungebetenen Gast nun schon eine ganze Weile gegenüber, schon seit Jahren sitzt er einfach nur so da und grinst mich an. Es ist als würde ich in einen Spiegel sehen.
Dieser durchdringende Blick meines Gegenübers ist unerträglich. Geduldig sitzt er da und sieht mich aus meinen eigenen Augen an als wollte er sagen:
„Bist du dir sicher, das ICH der ungebetene Gast bin? Ist es nicht vielleicht umgekehrt??"

Man kann glaube ich sagen, dass auch ich mittlerweile unter einer doch recht ausgewachsenen Depression leide. Mannschmal habe ich das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Diese erdrückende Leere dieses "Dumpfe Gefühl", als wäre alles nur ein Böser Traum, nicht enden wollend, unerbittlich und gnadenlos zermürbend.

Habe immer geglaubt, dass ich da alleine wieder raus finde aber an dieser Hoffnung halte ich schon viel zu lange fest.

Nichts macht mir mehr Spass, zu nichts aber auch wirklich gar nichts kann ich mich mehr aufraffen.
Selbst mein ehemals liebstes Hobby die Musik gibt mir nichts mehr. Dabei war das Musizieren früher immer Trostspender Nr.1 wenn es mir mal nicht so gut ging.
Ich bin Arbeitslos, habe mich von meinem gesamten Umfeld abgekapselt, gehe Tage lang nicht vor die Haustür, liege bis nachmittags in den Federn manschmal sogar bist spät abends. Früher war ich mal ein umgänglicher Lebensfroher Mensch, heute fühle ich mich unwohl in Gesellschaft, fühle mich minderwertig, nutzlos, überflüssig .
Bei dem Gedanken daran, dass dieses „Ich“ von früher für immer verloren sein könnte, läuft es mir eiskalt den Rücken runter, ich will ja wieder so sein wie noch vor ein paar Jahren aber ich kann einfach nicht, ich kann nicht.
Es ist als wüsste man etwas was man nicht wissen will aber so sehr man sich auch bemüht, man kann es einfach nicht vergessen.
Wann genau das angefangen hat kann ich nichtmehr sagen, war ein schleichender Prozess, aber was ich weis: es wird immer schlimmer statt besser.

Ich glaube es wird Zeit einzusehen, dass ich professionelle Hilfe benötige.

Und da liegt der Hase im Pfeffer:

Mit ein Grund dafür, dass ich bis heute zögere mich einem Psychiater anzuvertrauen sind die gängigen Vorurteile.
Man wird doch von der Gesellschaft als „gestört/verrückt“ abgestempelt wenn da jemand Wind von kricht.
Sowas haftet einem ein Leben lang an und wenn man dann noch Zeitweise in na Psychiatrie untergebracht war isses wohl ganz vorbei.
Davon mal abgesehen sind Psychiater doch auch nur Menschen mit ihren eigenen Sorgen und Problemen, Menschen die sich Tag ein Tag aus das Gejammer anderer anhören – von Berufswegen halt, einfach weil sie`s müssen.

Was sind da so eure Erfahrungen?


Das ich mich in diesem Forum angemeldet hab ist ein Anfang aber ich glaube, für Aussenstehende (auch für Psychologen) ist es schier unmöglich nachzuvollziehen, was in einem Menschen vorgeht der ernsthaft mit dem Gedanken spielt, einfach schluss zu machen.
Ich weis es klingt egoistisch und irgendwie ist es das wohl auch aber:
Es ist schön zu sehen, dass ich mit dieser inneren Hölle nicht alleine bin!

PS: Während ich hier so sitze und diese Zeilen schonmal vorab im WordPad verfasse (acc. ist noch nicht freigeschaltet), fällt mir gerade auf, dass unterhalb des Textfensters steht:

"Drücken Sie F1, um die Hilfe aufzurufen"

Fast schon wieder witzig, oder? ^^
Donnerschlag
Beiträge: 174
Registriert: 24. Jun 2006, 09:55

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Donnerschlag »

hallo, taishan

du hast mein vollstes mitgefühl, aber leider wird es dich nicht wirklich weiter bringen.

ohne professionelle hilfe geht nichts. aus eigener erfahrung kann ich dir nur raten...egal, was die anderen denken...es ist dein leben...und es muss nicht so weiter gehen. gib dir wenigstens die chance und setz dich mit einem psychiater zusammen. vielleicht hilft dir ja schon eine medikamentöse therapie, noch besser, wenn du dich auf einen psychotherapeuten einlassen könntest. die depression kommt nicht von irgendwoher...sie will dir was sagen.

lass dich nicht von ihr aufs glatteis führen...

lieben gruss
tama
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Nienor »

Ich habe mich auch viele lange Jahre schon mit Depressionen und einem katastrophalen Selbstwertgefühl rumgeplagt, ohne mich aufraffen zu können, was dagegen zu unternehmen. Soooo schlimm ist es ja nicht, und wenn jemand mitkriegt, dass du zum Psychiater gehst, wird schon werden....ich denke, du kennst die Gedanken.

Nun, ich bin, ohne es noch zu merken, Jahr um Jahr tiefer hineingerutscht, hasste mich und mein Leben immer mehr, kriegte kaum noch was auf die Reihe und war dennoch chronisch erschöpft, verachtete mich selbst, weil das so war....und dachte, dass ich auch Depris habe...so, wie man im Winter eben einen kleinen Schnupfen hat.
Nö, die niedlichen kleinen Depris waren eine ausgewachsen Depression, statt Schnupfen echte Grippe.

Jedenfalls bin ich dann zur Psychiaterin, sozusagen mit letzter Kraft hingerobbt *g*, und seither geht es mir besser.
Sie hat mich ernst genommen, und ich denke auch, dass sie Patienten nicht nur als Abrechnungsnummer sieht, sondern ein zwar professionelles, aber dennoch ehrliches Interesse für sie hat.

Ich nehme Medikamente, durch die nicht nur die Grundtraurigkeit (die, die alles überlagerte, ich bin an manchen Tagen trotzdem traurig oder wütend...oder freue mich, aber früher war eben alles traurig, sogar das, was gut war) verschwindet, sondern ich merkte auch, dass meine Wahrnehmung sich in der Depression verändert hatte.
Ich fing an, ihre Mechanismen zu durchschauen.

Da ich die Depression schon verdammt lange beherbergt habe, wird es auch ein langer Weg sein, wieder ein normales Leben zu führen, aber ich bin wenigstens wieder unterwegs, und habe Hoffnung. An manchen Tagen mehr,an anderen Tagen weniger, Einbrüche hatte ich auch schon, aber ich will nie wieder dahin zurück, wo ich war.

Viele Grüße

Nienor
Lilalaunebär
Beiträge: 114
Registriert: 7. Jan 2009, 12:31

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Lilalaunebär »

Hallo Taishan,

tu alles um da heraus zu kommen, auch wenn es wehtut. Oder wenn du es nicht selber schaffst. lass dir helfen!
Es gibt nichts zu verlieren, im Gegenteil: es kann nur besser werden!
Die Erfahrung mache ich gerade.
Das lohnt sich und sei es nur für für einen Moment ...

Ich wünsche dir, dass du einen Weg findest.
LG, Marlene
BeAk

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von BeAk »

Lieber Taishan,

es ist doch Deine Entscheidung ob Du es soweit kommen lassen wirst, das Du zwangseingewiesen werden musst.

Du kannst eine ambulante psychiatrische Therapie machen, mit Medikamenten. Das ist der schnellste Weg der Besserung, dauert ca. 1 Monat mit dem passendem Medikament.

Und damit Du in Zukunft nicht wieder Depressiv wirst, solltest Du eine ambulante Psychotherapie beim Psychotherapeuten machen.

Es ist Dein Leben und Du entscheidest ob Du weiter leiden möchtest.
Donnerschlag
Beiträge: 174
Registriert: 24. Jun 2006, 09:55

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Donnerschlag »

den gang zum arzt kann dir niemand abnehmen, es sei denn, du gefährdest dich selbst oder das leben anderer.

und wenn diese gedanken schon einzug gehalten haben, dann wird es höchste zeit.

auch wenn ich vielleicht nicht der richtige ansprechpartner für dich bin, so weiss ich doch, wovon ich schreibe.

tama
Zacharias
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2009, 19:08

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Zacharias »

@Bea:

Zwangseingewiesen?

Wie kommst du auf das schmale Brett, dass irgendwann derart drastische Massnahmen erforderlich sein könnten??

Ich habe sicherlich das ein oder andere Problem aber ich bin doch nicht verückt!

Auch hier kenne ich nur die gängigen Klisches:

Vor meinem geistigen Auge seh ich sie gerade vorfahrn und während die Sirene noch heult, stürzen sie auch schon mit dem lustigen weissen Leibchen unterm Arm in Richtung meiner Haustür.

Du hast mir gard ein Schmunzeln abgerungen - danke dir
lunasol
Beiträge: 531
Registriert: 1. Apr 2007, 11:49

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von lunasol »

Taishan,

ich finde deine Signatur mehr als daneben.
Zacharias
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2009, 19:08

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Zacharias »

@ lunasol:

Die war hier wirklich eher fehl am Platz ^^
jordan45
Beiträge: 9
Registriert: 25. Feb 2009, 17:32

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von jordan45 »

Hallo Taishan,

mir gehts seit Monaten ähnlich, doch vermeide ich es, allein zu Hause zu sein. Dank dem Job und meinem Kind, bin ich an gewisse Abläufe gebunden und komme täglich raus.Diese Angst vor dem zermürbenden "Endlos-Grübeln" schwebt immer über mir.Ich quäle mich zum Joggen, auch bei Minusgraden oder nehme mir extra viel Zeit beim Einkaufen. Hauptsache RAUS!

Nach 1,5 Jahren versuche ich nun erstmals auch Hilfe anzunehmen. Es kostet eine Menge Überwindung, weil die Krankheit "unsichtbar" ist. Zum Psychologen ging ich dann immer mit tief sitzendem Base-Cap, dass mich ja keiner erkennt. Jetzt soll ich zum Psychiater wegen medikamententöser Unterstützung. Also wieder einer fremden Person den ganzen Mist neu erzählen!

Montag folgt dann mein dritter Versuch, telefonisch einen Termin zu machen. Dafür sollte man sich bißchen vorbereiten (Symptome, Lebenslage...), denn die wollen gleich richtig viel wissen.

lg hamletn
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Nienor »

Danke, hat mich auch gestört.
Zacharias
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2009, 19:08

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Zacharias »

Vielen Dank an alle für die aufmunternden Worte.Ihr habt ja recht mit dem was ihr schreibt:

Letztlich wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mir profesionelle Hilfe zu suchen,ich schaffe es nunmal alleine nicht und ich will da unbedingt wieder raus.

Ein wenig ist es vieleicht auch die Angst davor, dass es auch mit eben socher auch nicht besser wird...
Wahrscheinlich red ich mir das aber einfach nur ein und krig wie so oft einfach den Arsch nicht hoch.
Wie oft habe ich dieses Szenario durchgespielt wie es wohl wäre wenn...
Das kostet mich so unglaublich viel Überwindung und Kraft, Kraft die ich nicht habe aber ich muss sonst geh ich vor die Hunde.
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Nienor »

Ja, das war auch meine unbestimmte, aber dennoch nagende Angst in der Zwischenzeit zwischen dem Ausmachen des Termins und demselben (ich HÄTTE es ja dringend machen können, aber ich blöde Trulla habe am Telefon so getan, als hätte ich alle Zeit der Welt und nur so ein kleines Depressiönchen). Was, wenn die mich nur anguckt und mir sagt, dass ich da schon alleine mit klarkommen muss, dass sie mir nicht helfen kann oder gegen ein besch...eidenes Leben es keine Pillen gibt.

Nein, so ist es nicht abgelaufen, sie hat mich eine Menge Dinge gefragt. Auch, was genau ich jetzt von ihr erwarte. Da bat ich dann um ein Antidepressivum, denn mir war klar, dass, so bescheiden, wie es mir ging, ich da nicht ohne rauskommen würde. Und dass es möglichst eins sein sollte, mit dem ich weiter Auto fahren kann.
Wunsch wurde erfüllt.

Dann kam natürlich auch die Frage Psychotherapie, und da ich Angst hatte, mit meinem Problem (habe außerdem ADS) bei jemandem zu landen, der damit überhaupt nicht kann oder gar ADS leugnet (und da werde ich aus langer Übung mit den Kindern fuchtig), ob sie mir jemand empfehlen kann.

Auch das ist geschehen.

Und außer der "richtigen" Psychiatrie gibt es ja noch Kurkliniken für Psychosomatik, da bist du im Zweifelsfall einfach nur ein bisschen ausgebrannt gewesen und brauchtest mal Erholung *unschuldigausderWäscheguck*
Zacharias
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2009, 19:08

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Zacharias »

@ Hamleth:

Hast du dich denn besser gefühlt, nachdem du das esrte Mal beim Psychiater warst?
Ich könnte mir vorstellen, dass es befreiend wirkt sich endlich mal wem anvertraut zu haben.

Hoffe ich zumindest^^
Zacharias
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2009, 19:08

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Zacharias »

Diese Frage darf natürlich auch gerne von wem sonst beantwortet werden, offenbar seid ihr ja allesamt schon diesen einen entscheidenden Schritt weiter gegangen als ich.
Und ohne euch kränken zu wollen:
Natürlich fühlt es sich gut an sich hier im Forum erstmals „geoutet“ zu haben aber denke mal von Angesicht zu Angesicht ist das nochma was ganz anderes als in der Anonymität des WWW.
Moro
Beiträge: 8
Registriert: 25. Feb 2009, 14:24

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Moro »

Hallo Taishan!Ich rate Dir auch:Gehe zum Psychiater,Du wirst sehen,er ist auch nur ein Mensch und weis am besten,welche Therapieform für Dich passend ist.Als ich das 1.mal dort war,habe ich mich auch geschämt,dachte,hoffendlich sieht mich keiner wo ich hin gehe,weil sie dann denken"ich bin verrückt".Dieses Denken legt sich mit der Zeit,glaub mir,ich weiß,von was ich spreche-bin schon einige Jahre psychisch krank und regelmäßig beim Psychiater,sowie beim Psychologe und Psychiatrie.LG Moro!
Der Weg ist das Ziel!
jordan45
Beiträge: 9
Registriert: 25. Feb 2009, 17:32

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von jordan45 »

@ Taishan

Ehrlich gesagt, war ich zunächst beim Psychologen. Der hat mich auch scheinbar ernst genommen und ich konnte mir mal alles von der Seele reden. Da bei mir auf den ersten Blick weder in meiner Vergangenheit, noch im weiteren Leben irgendein Grund für die Depression zu erkennen ist, reagieren Freunde und Bekannte mit Unverständis.

Allerdings wurde mir klar, dass mit diesen 2 Stunden im Monat keine rasche Heilung möglich ist und wir entschieden gemeinsam, dass ich mich zunächst beim Psychiater vorstellen sollte, auch wegen den Medikamenten, Prüfung der Schilddrüse, Kur... Da ich auch starke körperliche Beeinträchtigungen habe und das Jonhanniskraut nicht mehr hilft, sind wohl wirklich Antidepressiva notwendig.

Ich war ganz schön niedergeschlagen, aber stehe jetzt quasi vor meinem ersten Termin beim Psychiater. Nur noch anrufen... (!)
smoky
Beiträge: 106
Registriert: 16. Jan 2009, 10:26

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von smoky »

Hallo!

Ich bin zwar noch "Frischling", aber ich möchte doch ein/zwei Worte dazu schreiben.

Mein Erstgespräch liegt gerade erst ein paar Tage zurück und ich muss sagen, es war schon sehr befreiend. Ich konnte sofort Vertrauen fassen zu meinem Thera und deswegen viel es mir auch nicht schwer, alle seine Fragen zu beantworten. Die Chemie stimmte auf anhieb.

Bis ich aber soweit war anzurufen, hat es schon ein paar Wochen gedauert. Ich kann dich da gut verstehen. Es ist anstrengend den Hörer zu ergreifen, aber es lohnt sich wirklich. Lass dir von deiner Krankenkasse eine Liste aller ansässigen Theras geben und evtl. auch von den Nachbarstädten (falls du in einer Kleinstadt wohnst und es dir sonst unangenehm ist). Du spürst dann schon, wenn du bereit bist anzurufen.

Je nach Verfassung bitte um ein Erstgespräch oder frag nach einer Notfallsprechstunde.

Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass du diesen wichtigen weiteren Schritt schaffst!

LG smoky

PS: Danke nochmal an alle hier im Forum, dass ihr mich bei diesem Schritt so toll unterstützt habt.




Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute

von Neuem beginnen."

(Buddhistische Lebensweisheit)

BeAk

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von BeAk »

Lieber Taishan

Mein Text bezog sich auf diese Stelle.

<<Sowas haftet einem ein Leben lang an und wenn man dann noch Zeitweise in na Psychiatrie untergebracht war isses wohl ganz vorbei.<<

Du selber schreibst von Unterbringung = Zwangseinweisung.

Und Du schreibst davon mit dem Gedanken zu spielen "Schluss zu machen".

Wenn aus dem Gedanken ein Vorsatz wird der unmittelbar vor der Ausführung steht, ist das Selbstgefährung und ein Grund für einen zwangsweisen Aufendhalt auf der geschlossen Station.

Diese Station hat rein garnichts mit den gängigen Klischees zutun. Die geschlossen Stationen, die ich kennen lernen durfte als Betreuerin meines Vaters, sind besser ausgestattet und geführt als gewöhnliche Stationen in Krankenhäusern. Aber die Ausgangstüren sind verschlossen.

Man kann sehr gut damit leben, mal auf einer Geschlossenen untergebracht gewesen zu sein.
Aber man sollte es vorziehen, die Verantwortung für sein Leben selber tragen zu wollen. Und dazu gehört, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Und wenn man nicht weiter weis, einen Arzt aufzusuchen und auch einen Psychotherapeuten.
Wer in der Lage ist die Verantwortung für sich (sein Leben, seine Gesundheit) zu tragen wird nicht zwangsweise untergebracht.

So ein Mensch entscheidet zu gegebener Zeit selber, wann er stationäre Hilfe auf einer meist offenen Station in Anspruch nimmt, wenn alle ambulanten Maßnahmen versagen.

So lieber Tiashan, ich hoffe ich habe alle Klarheiten beseitig.
Und Du beginnst jetzt am besten damit, die Verantwortung für Deine psychische Gesundheit zu übernehmen in dem Du ambulante Hilfe, wie oben beschrieben, aufsuchst.

Adressen von Psychiatern findest Du im Telefonbuch unter Ärzte.
Ein Liste mit Psychotherapeuten schickt Dir Deine Krankenkasse zu.
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Karla »

Hallo Taishan, es gibt nur einen Weg aus dieser schweren Krankheit Depression.
Laß keine Zeit verstreichen, denn um jeden Tag ist es schade.

Nimm Hilfe an, gehe zum Psychiater oder in die Klinik. Das richtige Antidepressiva ganz speziell für Dich muß gefunden werden.
Begleitend fange eine Psychotherapie an und Du wirst sehen, Du wirst wieder gesund.

Mag der lange Weg steinig sein, es ist zu schaffen.
Auch die ganz schlimmen Gedanken, am liebsten aus dem Leben scheiden zu wollen werden wieder verschwinden.
Niemand bleibt ein Leben lang depressiv.

Ich spreche zu Dir aus vollster Überzeugung und aus tiefster Erfahrung.

Alles Gute wünscht Dir Karla
Zacharias
Beiträge: 8
Registriert: 13. Feb 2009, 19:08

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Zacharias »

Wenn ich davon schreibe, dass es für Aussenstehende schwer nachzuvollziehen ist was in einem Menschen vorgeht der mit dem Gedanken spielt sich das Leben zu nehmen, dann meine ich damit nicht zwingend mich selbst.
Vielmehr glaube ich, dass derartige Gedanken typisch sind für das Krankheitsbild einer Depression.

Die logische Konsequenz wenn man dem Leben nichts mehr abverlangen kann, ist aus meiner Sicht der Gedanke an Selbstmord - mal mehr, mal weniger weit gedacht.

Gut möglich, das ich damit komplett falsch liege – bei mir ist es jedenfalls so.

Womit ich nicht sagen will, dass ich Suizid gefährdet bin. Nein, dafür hänge ich zu sehr an meinem kleinen buckligen Leben. Immerhin habe ich nur dieses eine.

Ausserdem ist der Gedanke unerträglich, das sich bestimmte Leute (enge Verwandtschaft) bis an ihr Lebensende meinetwegen Vorwürfe machen würden.

Selbstmord ist eine endgültige Lösung für ein (hoffendlich) vorübergehendes Problem. Auch wenn die Versuchung diesen feigen, bequemen Weg zu gehen manschmal erschreckend gross ist.
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Karla »

Hallo Taishan, Du hast völlig recht wenn Du schreibst, dass ein Außenstehender überhaupt nicht verstehen kann, dass solche schlimmen Gedanken vorhanden sind bei einer Depression.
Ich hatte solche Gedanken bei meinen 2 Depressionen auch.
Und von einen Moment zum anderen waren die Gedanken verschwunden, wie weg geblasen.

Ich freue mich darüber, Du hast eine super Einstellung zu diesem Thema.

Eine Depression kommt einen langen "Nachsitzen" gleich. Wie lange man sitzen muß weiß kein Arzt auf dieser Welt.

Am Tag "X" stand man auf und die Depression ist vorbei, man hat allerdings noch lange mit den Nachwehen zu kämpfen.

Alles Gute von Karla
Incognita
Beiträge: 62
Registriert: 15. Jan 2009, 09:15

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Incognita »

Hallo Taishan,

ich sehe das genauso wie Karla und ich möchte Dir mal kurz schildern WIE ich meinen Neurologen und WIE ich meine Psychotherapeutin gefunden habe:
kurz vorne weg - ich wohne in einer Kleinstadt und stehe dort etwas in der Öffentlichkeit.
Alle kannten mich immer nur als lebenslustige Frau mit keinerlei Sorgen (nach außen hin) und mir wurde und wird auch, nach wie vor, oft viel unangebrachter Neid entgegengebracht.
Aber so sind die Menschen eben, damit müssen wir leben.

Meinen Neurologen habe ich durch den Tipp eines Internisten gefunden, bei dem ich (damals noch blauäugig) war, ich wollte endlich abgeklärt haben, warum ich nur noch müde war, zu nichts mehr Lust und an nichts mehr Freude hatte.
Der Internist erkannte Gott oder Buddha sei Dank sehr schnell bei mir eine Depressionen, checkte mich trotzdem gründlich durch und schickte mich dann zu besagtem Neurologen und auch das nur, weil ich ihn fragte, ob er mir denn nicht um Himmels Willen einen Nervenarzt<-- dieses Wort war damals für mich unaussprechlich, empfehlen könnte.
Nun sollten oder dürfen ja Ärzte eigentlich keine Empfehlung aussprechen, da ich ihn aber wohl derart flehendlich angesehen habe und sein Sohn damals auch psychische Probleme hatte, gab er mir jedenfalls den entscheidenden Tipp und dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar dafür (er weiss das auch).

Und meine Psychotherapeutin habe ich auch nur gefunden, weil ich nach jahrelangen zermürbenden und immer wiederkehrenden Depressionen, bei denen mir der Neurologe zwar medikamentös helfen konnte (auch mit Therapien - aber immer nur zehn Stunden, da von der Kasse bezahlt)... oh oh welch langer Satz.. ja, weil ich dann endlich Farbe bekannt habe und zu meinen Depressionen gestanden bin. Mal mehr , mal weniger - ich bin auch heute noch der Meinung, dass man mit einer Depression nicht hausieren gehen sollte, man bekommt nach einer gewissen Zeit ein Gespür dafür, wem man es anvertrauen kann und wem nicht.
Und damals habe ich mich einer Freundin anvertraut und siehe da, auch sie hatte sich schon mit Depressionen befasst (zwar nur als Angehörige) aber von ihr kam eben der Tipp für eine sehr gute Psychotherapeutin.
Und zu guter Letzt... ich finde es nach wie vor sehr wichtig, dass die Öffentlichkeit wachgerüttelt wird und endlich der Krankheit Depression der Schrecken genommen wird.
Depression ist eine Krankheit und kann jeden treffen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute.
DU schaffst das!

Herzliche Grüße
Lucy33
Beiträge: 10
Registriert: 9. Jan 2009, 23:50

Re: Bitteres Eingeständnis

Beitrag von Lucy33 »

Hallo !
Dieses Zitat hat mir auch sehr gut gefallen ! Ich habe sehr lange Zeit (zu lange) meinen ungebetenen Gast nicht ernst genommen, nicht beachtet, immer so lange bis er wieder auf den Tisch gehauen hat.
Heute (nach über 1 Jahr) ist er zwar noch da, hält sich aber immer öfter zurück und bestimmt nicht mehr mein Leben (immer seltener)
Der erste Gang zum Hausarzt war ernüchternt, der erste Gang zum Neurologe war schon besser, aber trotzdem fühlte ich mich noch sehr unverstanden.
Diese Kraft überhaupt da hin zu gehen, kam dadurch meine Ehe zu retten. Mein Mann hat am anfang garnichts verstanden, wie auch, ich versand ja selber nichts.
Zu dieser Zeit hätte ich ich das Wort Depressionen gar nicht aussprechen können. Ich weigerte mich total gegen Medis (kann ich heute garnicht mehr verstehen) Letzten Sommer war eine so schlechte Zeit und sah nur eine Chance eine Gesprächsteraphie zu machen.
Bekam die Möglichkeit für ein Erstgespräch lief irgendwie nicht gut, man verlangte Erklärungen von mir die ich nicht geben konnte innerhalb von 15 min. Fazit dieser Therapheutin nach ca. 6 Wochen telefonisch, ich kann Ihnen nicht helfen.
Zu dieser Zeit dachte ich echt bin nicht ganz normal. Der totale Absturz für mich im November, aus heutiger Sicht "Gott sei Dank" ich verstand das ich mich und die Krankheit ernst nehmen muss. Wenn man eine andere Krankheit hat lässt man die ja auch behandeln.
Bis vor kurzem wusste niemand davon, habe mich einer Freundin anvertraut, das so gut tut. Man muss nicht gleich alles von sich preisgeben damit sind andere nur überfordert und im Gespräch kann man ja schauen was man erstmal erzählen möchte.
Ein Zitat das mir geholfen hat diese Krankheit für mich zu akzeptieren, es ist wie hoher Blutdruck den sieht auch keiner muss aber behandelt werden.
Wünsche allen die Kraft zu finden gegen den Gast zu kämpfen, aber vorher muss man ihn erstmal akzeptieren und ernst nehmen.

mit ganz lieben Grüßen
Antworten