Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Hallo zusammen,

bin nun seit 2 Tagen krank geschrieben und habe meinem Arbeitgeber auch endlich reinen Wein eingeschenkt und ihm über meine Depression berichtet. Ich muß zugeben, dass die letzten 8 Wochen auch eine Qual waren. Das Antidepressiva (Citalopram) dass mich die letzten 2 Episoden hat überstehen lassen wirkt nicht mehr und der Schritt zu einer Therapie ist bei mir noch nicht gefestigt genug.
Nun meine Frage an euch:
Was habt ihr eigenständig für Entscheidungen während einer akuten depressiven Episode getroffen in Hinblick auf Beruf, Familie und sonstigen Lebenswandel ???
Ich habe meinen Beruf, bei dem ich viel zwischenmenschliche Kontakte habe seit 10 Jahren sehr lieb gewonnen, aber die jetzige Depression legt meine Konzentrations- und Merkfähigkeit komplett lahm.
Gebt doch bitte ein Statement ab, was ihr getan habt.

Danke
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
Lilalaunebär
Beiträge: 114
Registriert: 7. Jan 2009, 12:31

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lilalaunebär »

Hallo Pentaxmen,
heißt das, dass du in den letzten Jahren das AD ohne begleitende Therapie genommen hast?
Ich glaube, du wirst um diesen Schritt nicht umhinkommen, welche Therpieform (ob stationär, ambulant oder in einer Tagesklinik) für dich die richtige sein kann, solltest du dir aber im Vorfeld gut überlegen und dich darüber beraten lassen. Vor allem, bevor es schlimmer wird, eine Therapie bringt dich sicherlich weiter. Ich bin zur Zeit in einer Tagesklinik und fühle mich da genau richtig.
Wie war denn die Reaktion von deinem Chef?
Konnte er damit umgehen?
LG, Marlene

Ach so, Entscheidungen habe ich gar nicht mehr treffen können, außer der das ich Hilfe brauchte. Einen angedachten Umzug habe ich vorerst verschoben. Mein Lebenswandel ist bedeutend ruhiger geworden, immer auf 180 lief nicht mehr und das tut auch meinem kleinen Sohn gut...
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Erstaunlicherweise recht gut. Er war auch erst kürzlich für 6 Wochen bei einer Reha, was ich vorher nicht wusste. Ich dachte es wäre wegen körperlicher Gebrechen aber im Gespräch wurde klar, dass er ähnliche depressive Symptome hatte.
Viel quälender war das Erklären bei den Kollegen, die ich ja täglich um mich habe.
Ich hoffe nur dass die Umstellung auf Trevilor etwas bringt, da ich recht schnell wieder arbeiten möchte.
Aber die Gesundheit hat Vorrang sage ich mir jetzt und die Angst vor Verarmung lasse ich nicht an mich ran.
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Die ersten Episoden habe ich ohne ADs überstanden, sie waren auch recht kurz.
Nur die letzte hat mich völlig aus der Bahn geworfen und durch Einnahme von Citalopram war ich 4 Jahre stabil und fühlte mich wie früher.
Und um deine Frage zu beantworten, ja auch eine Therapie habe ich gemacht, allerdings nur ca. 20 Sitzungen, welche gelindegesagt wenig zur Änderung meines Lebensstils beigetragen hat. (Daher auch der obig gewählte Treadbetreff)
Allerdings habe ich heute schonmal Tel.nummern von ortsansässigen Therapeuten aus dem Netz gezogen und hoffe mich morgen motivieren zu können sie anzurufen.
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
Elisa_K
Beiträge: 172
Registriert: 6. Feb 2008, 14:53

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Elisa_K »

Lilalaunebär
Beiträge: 114
Registriert: 7. Jan 2009, 12:31

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lilalaunebär »

Hallo Pentaxmen,
ich vermute, das dein Lebensstil eng mit deinem Beruf verknüpft ist und du deiner Berufung unbedingt nachkommen möchtest?
Ich bin immernoch in der Einschleichphase mit Trevilor, nehme es aber noch nicht lange genug um wirklch eine angstlösende Verbesserung zu erkennen - Verarmung war auch ein großes Thema bei uns. Wenn dein Chef in dem Thema steckt, ist das ja schon die halbe Miete und deine Offenheit finde ich gut, scheint für ein angenehmes Umfeld zu sprechen...
Ich bin seinerzeit zwei Jahre zu einem Therapeuten gedackelt, den ich mir hätte schenken können - die drei Wochen, die ich nun in der TK bin haben mir bei weitem mehr geholfen! So werde ich mir anschließend auch einen Therapeuten suchen, den ich gezielt auf seinen Behandlungsplan ansprechen werde.
Pass gut auf dich auf, trotz Berufung, die nimmt aufg dich keine Rücksicht.
LG, Marlene
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Danke für eure Antworten und eine hoffentlich erholsame Nacht.
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
Dazzled
Beiträge: 88
Registriert: 7. Jan 2007, 18:27

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Dazzled »

Hi

Ich denke auch, dass du im Moment -ausser die Entscheidung für eine Therapie- nichts anderes entscheiden solltest.

Das ist immer das kleine Monster der Depression, dass die jetzige Situation negativ sieht und alles ändern möchte und diese Giftgedanken einredet.

Kenne es zur Genüge, plage mich selbst damit. Aber ich weiss ja, dass es nur Gedanken sind. Habe schon mal einen solchen Fehler gemacht und darauf gehört und es nachher bereut.

Noch ein Beispiel:

Mein Therapeut möchte, dass ich eine Reha mache. Ich aber kann mich nicht dafür entscheiden. Ich habe Angst dann meinen Job zu verlieren. Alles unbegründete Ängste. Ich weiss. Aber ich habe ANGST!!! Weiss nicht was ich tun soll. Nehme im Moment keine AD, denke aber darüber nach, mir wieder welche zu besorgen.

Ach Mist das alles!

Gruß Daz

Wer in der Scheiße steckt soll den Kopf nicht hängen lassen.
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von 912318798 »

Guten Morgen Pentax-Mann!

Dein Thread-Titel liest sich für mich
wie ein Synonym für "Mensch-sein"!
Du hast nicht als einziger diese Erkenntnis gewonnen!

Auch die Existenz-Ängste sind mir nur zu bekannt,
schon ständige Begleiter geworden, die, wenn sie auch mit der Zeit wesentlich geschrumpft sind,
dennoch wie ein lästiger kleiner Dackel neben mir hertrotten,
unmöglich zu verscheuchen...
und immer wieder so ein bisschen - zur Erinnerung - ins Wadel beissend...

Daß Dein Chef ein Leidensgenosse ist, ist - grotesker Weise - fürwahr ein "Segen" für Dich,
weil Dein Problem eine ganz andere Akzeptanz erhält.
Vielleicht kannst Du damit die Notwendigkeit einer umfangreicheren Maßnahme begründen, die mit einer Auszeit verbunden ist?
Wäre ja Deiner kognitiven Einschränkungen (ebenfalls alles nur zu bekannt!) angesichtig
auch sinnvoll, wie ich meine.



Liebe Grüße und alles Gute

Jojo ("Leica" - Träumerlein)
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Hi, bin zurück von nem ausgedehnten Spaziergang und freue mich über eure Resonanz.
Jojo, sag mal äußerte sich diese Verlangsamung der Konzentration und Denk- sowie Merkfähigkeit schleichend oder so wie bei mir abrupt von einem auf den anderen Tag.
Da ich eher der endogene Typ bin (erblich vorbelastet) kommen meine Depri-Episoden wie ein Hammer. Dann noch normal zu funktionieren im Arbeitsalltag scheint für mich unmöglich. Dennoch lese ich in vielen Treads nun dass dennoch weiter arbeiten gegangen wird. Sind dass nun "weniger schwere Fälle" oder Berufe in denen Merkfähigkeit und zwischenmenschlicher Kontakt nicht so wichtig sind ???
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
steppenwolf1

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Pentaxmen,

bei mir ist es auch vorgekommen, dass ein Medikament auf einmal nicht mehr wirkte. Dann muss umgestellt werden und das kann dann wieder dauern ... einschleichen, schauen ob's wirkt usw.

In eine akuten schweren Phase ist es nicht mehr möglich zu arbeiten, denk ich.

Viele Grüße, s.wölfin
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von 912318798 »

Grüß Dich PM!

Es scheint ein bisschen komplizierter zu sein.
Ich hatte über einige Jahre hinweg einen Leistungsverfall, der mir als kognitiver Verlust eigentlich nicht bewußt war.

Irgendwann begann die Arbeit, mir über den Kopf zu wachsen und der Erfolg davon zu laufen
und der berühmte Teufelskreis mit der nicht befriedigbaren Perfektionssucht und den Zielverlusten führte zur Auspowerung mit dem Burn-Out am Ende.

Während dieser Zeit hatte ich, wie jetzt rückblickend deutlich sichtbar ist, längst nicht mehr alle meine Möglichkeiten "unter Dach" .

Wie es sich mir darstellt, habe ich die Fähigkeit, mir Dinge zu merken,
gespeicherte Daten koordiniert einzusetzen und zu einem vernünftigen Arbeitsfluß und Betriebswesen zu verknüpfen
nach und nach verloren.
Die ERKENNTNIS, nicht mehr Herr dieser Dinge zu sein allerdings,
die kam urplötzlich, an einem Tag, den ich nie vergessen werde,
das war so brutal, daß ich von da weg monatelang nur dahindämmerte und gar nichts richtig von mir wahrnahm.

Seither habe ich mich nicht mehr vollständig erholt.

Aber es gibt auch ganz andere Schilderungen von Betroffenen hier im Forum, deren "Zusammenbrüche" wohl auch dramatisch begannen,
die sich aber mit Konsequenz und offensichtlich besseren Recourcen, als sie mir zur Verfügung stehen,
wieder vollkommen aus dem Schlamassel herausgearbeitet haben
und jetzt wieder voll in ihre Arbeit mit kognitivem Anspruch zurückkehren konnten.
Ich unterstelle in subjektiver Manier, daß wohl auch eine gehörige Portion Glück dazu notwendig ist...
vielleicht solltest Du dazu einen neuen Faden mit einer konkreten Themenstellung öffnen,
ich meine, daß es viele dienliche Beiträge dazu geben würde!


Wie gesagt, von der "Normalität" bin ich weit weg, und ich sehe keine Chance zur Zeit, bald wieder richtig zu funktionieren.

Die Möglichkeiten sind - wie Du ansprichst - sicher sehr differenziert,
z. B. manche IT-ler können mit den erlittenen Einbußen natürlich ihren Beruf nicht mehr ausüben,
ichselbst bin selbständig, da wären Kreativität und Planungs-Eigenschaften gefragt,
kann ich alles vergessen.

Apropos vergessen, die vergessene Brille im Kühlschrank,
der in der Wohnung vergessene Schlüssel, dessen man sich erinnert, nachdem man die Wohnungstür von außen zugeknallt hat,
all diese netten Episoden
bekommen halt ein ganz anderes Kolorit, wenn Ähnliches einem Chirurgen bei der OP passiert,
einem Techniker im Atomkraftwerk, einem Pistenraupenfahrer beim Zurücksetzen,...

deshalb ist es ein wenig schwer,
pauschal auf die Folge-Möglichkeiten nach einem Burn-Out oder Depressionen und den damit einhergehenden Gedächtnis-Problemen einzugehen.


Ich wünschte Dir, daß Du die bessere Variante erleben könntest!

Lieben Gruß

Jojo
Dazzled
Beiträge: 88
Registriert: 7. Jan 2007, 18:27

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Dazzled »

Hallo Pentaxmen!
Ich würde das nicht verallgemeinern. Ich sitze im Moment wirklich im Loch. Nicht ganz so tief wie zuvor aber doch schon heftig.

Meine Ängste treiben mich aber dazu weiter zur Arbeit zu gehen. Die Angst meinen Job zu verlieren ist größer und ich werde so lange dort hin gehen bis es entweder besser wird oder ich zusammenbreche. Zum Glück habe ich zwar Kontakte nach aussen aber vornehmlich telefonisch und auch sonst muss ich nicht im Team arbeiten sondern eher für mich.

Natürlich leidet meine Konzentrationsfähigkeit und häufig starre ich einfach nur vor mich hin oder surfe im Internet. Aber ich bin vor Ort und nicht krankgeschrieben. Ich funktioniere nur noch; schaffe routinemäßiges aber nichts aufwändiges. Ich fühle mich wie ein Roboter dabei. Meine Leistungsfähigkeit ist dementsprechend.

Ich glaube wenn ich mich krankschreiben lassen wird das alles noch schlimmer weil mein schlechtes Gewissen mich dann richtig fertig macht. Obwohl ich jeden Tag heftig mit mir kämpfen muss nicht docbh einfach bei der Arbeit anzurufen und im Bett zu bleiben.

So geht jeder anders mit der Situation um.

Gruß aus dem Loch
Daz
steppenwolf1

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Jojo,

dein Schreiben und Ausdruck beeindrucken mich immer wieder

Weißt Du, ich klammer mich auch irgendwo an die positven Ausgänge, Gesundungen etc. und ich finde es immer schwer lesen zu müssen Depressionen (wie auch andere Störungen) sind/wären nicht heilbar (stand in irgendeinem , vielen Threads - nicht hier, aber es klang so an). Ist das nun ein Satz durch eine schwarze oder normale ..wissenschaftliche Brille ?

Viele Grüße, s.wölfin
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von 912318798 »

Wölfin!

!!!!!


Ich glaube nicht, daß wir die Frage hier lösen können,
allerdings bestärken mich die Ereignisse rund um mich, darunter auch PM's Geschichte
in meiner Befürchtung, daß es ratsam ist, sich in der Sache einzunisten.

Die Kunst wird darin bestehen, es sich möglichst gemütlich einzurichten,
so ähnlich wie Robinson Crusoe...
(man sagt ja, daß das Ende von einem übereifrigen Hofliteraten ihrer Majestät hinzugefügt worden ist,
um deren mentales Wohlbefinden nicht zu beeinträchtigen;
in Wahrheit soll Crusoe seine Insel nie mehr verlassen haben...
leider, leider....),

aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Aber im Ernst:
Menschen, die wirklich über lange Zeit Depressionen ausgesetzt waren und dann wieder "geheilt" durch's Leben gehen,
habe ich noch keine getroffen,
und mittlerweile kenne ich schon viele solcher Langzeit-Leidenden.

Andere mit heftigen Attacken von kurzer Dauer - wie eine meiner Schwestern - sind irgendwann "drüber",
und führen ein völlig normales und auch lustiges Leben.

Ich weiß also nicht recht, woran ich mich noch klammern sollte, könnte.



Dazz im Loche!

Deine Situation ist ja auch nicht gerade toll
aber wenn ich diese Geschichte lese, denke ich mir,
ob es nicht ratsam wäre, die Karten auf den Tisch zu legen und mit sachlicher Auseinandersetzung die Möglichkeiten zu erörtern,
als im Graben immer unproduktiver werdend irgendwann aufzufliegen ...

wiewohl, ich weiß schon,
gerade momentan ist's halt rundherum die Hölle...

Ich wünsch' Dir alles Gute!

Lieben Gruß allen

Jojo
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Da stellt sich natürlich auch die Frage wie definiert sich Langzeitleidend.
Selbst nach nur 8 Wochen sehe ich eigentlich sämtliche Felle wegschwimmen, sage mir aber dass jede schwere Episode auch ein Ende haben muß. Und 8 stunden vorm PC zu sitzen und den Berg Arbeit vor sich auftürmen lassen ist für mich auch keine Lösung. Nur ein gesunder und leistungsfähiger Mensch kann in unserer Gesellschaft bestehen und darum sollte man eher an sich arbeiten, meint ihr nicht.

Gruß PM
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
horcars
Beiträge: 140
Registriert: 8. Feb 2009, 16:42

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von horcars »

eigentlich will ich mich aus diesen Foren wieder verabschieden, aber zu diesem Tread muss ich meinen Senf noch hinzugeben.
Ich bin auch ein Endo-Depressiver und ich sage aus meiner eigenen Erfahrung, gut Ding braucht Weile. Ob ich derzeit in der dritten oder vierten Episode bin, weiss ich nicht, ist mir auch egal. Dass ich aber in jeder Episode etwas gelernt habe, ist ohne Zweifel. Ich habe auch verschiedene Therapeuten kennen gelernt und manche konnte man wahrhaftig in der Pfeife rauchen. Aber, im einen und anderen Fall halfen sie zu überleben.
Dass Du schnell wieder arbeiten willst, ist eine gute Motivation. Das zeigt mir, dass Du diese Depression als eine Krankheit akzeptierst und daran glaubst,sie auch beherrschen zu lernen. Du wirst sie beherrschen, und Du wirst als Endogener vermutlich irgendwann dann in die 5. Episode rutschen. Dein Psychiater kann Dir ein Medikament verschreiben, das Du, wenn es Dir wieder besser geht, herunterfahren kannst, aber immer nehmen solltest. Wenn dann die nächste Episode kommt, kannst Du das Medikament schneller wieder hochfahren und in der Regel berufstätig bleiben.
Es dauert, aber glaub mir,es wird immer wieder gut.
Emotio
Das einzig Unveränderliche in unserem Leben ist die Veränderung, sagt schon Laotse
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Hallo Emotio,

daran halte ich ja auch fest aber derzeit scheint kaum Besserung in Sicht. Außerdem fällt es so unsagbar schwer sich nach fast 4 Jahren scheinbar unbeschwertem Leben wieder mit der Krankheit auseinandersetzen zu müssen, zumal sie ja nunmal alles aus dem Gleichgewicht bringt.
Einzig positiv ist wohl dass man über Veränderung nachdenkt, die man aber wohl erst nach einer Besserung umsetzen sollte. Ich bin viel zu festgefahren in meinen Verhaltensmustern und lebe im Zwiespalt von Familie und Beruf. (langjährige Distanzbeziehung und Angst um Jobaufgabe)
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von 912318798 »

Guten Morgen!

PM!

Ja, was ist langzeitlich, im gegenständlichen Sinn?

Es scheint damit zusammen zu hängen, ob man Verursacher oder Auslöser durch welche Therapie auch immer - oder auch ohne dieselben -
ausräumen, eliminieren kann, oder ob man unter permanentem Druck steht.

Ich kenne Menschen, die eine superglückliche Frühlebens-Phase hatten, dann, mitten in den Dreißigern eine nachhaltige Veränderung ihrer Situation erleben,
die sie vollkommen entgleisen läßt, und die sich nicht mehr erholen,
da rede ich von mehreren Jahren Leidensdruck.

Ich glaube schon daran, daß Depressionen dadurch "chronisch" werden können.

Wenn man ein momentanes Ereignis verarbeiten muß und die richtigen Methoden rasch zu diesem Zwecke einsetzt,
kann ich sehr gut an eine vollkommene Heilung glauben.

Selbstredend,
"arbeiten an sich" muss man in jedem Fall,
auch für das Überleben IN der Depression gehört gewaltig viel getan,
ich hatte nirgends gesagt, man solle sich hinsetzen und der Dinge harren!


Damit schafft man es, auch zwischen den Episoden länger oder besser nach oben zu kommen,
auch wenn die nächste mit Sicherheit wieder antanzt.


Noch zu Deiner eingänglichen Frage,
auch ich würde mich davor hüten,
in einer depressiven Phase schwerwiegende Entscheidungen zu fällen!

Lieben Gruß

Jojo
horcars
Beiträge: 140
Registriert: 8. Feb 2009, 16:42

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von horcars »

was mich wundert ist, warum du ausgerechnet in einer depressiven Phase an Veränderungen denkst. Natürlich gibt es wohl in jeder Lebenslage und Situation Zeiten, da möchte man alles hinschmeißen oder ändern. Warum diesen Beruf, warum diese Frau oder Mann, warum diese FReunde, warum diese Stadt ,warum diese Wohnung, warum ein ganzes Haus ?????
Doch das hat meines Erachtens nichts mit der Krankheit selbst zu tun. Meine Erfahrung hat mir die Erkenntnis gebracht, dass es am Ende wenigerdie oben beschriebenen Dinge waren, die geändert werden sollten , sondern dass es oftmals - mit oder ohne threapeutischer Hilfe - reicht, seine eigene Einstellung zu diesen Dingen neu zu beleuchten.
Klar ist es oberscheiß...., wenn man nach 4 unbeschwerlichen Jahren plötzlich wieder in eine Depression rutscht. Doch, Du schreibst, es sei endogen, also vermutlich vererbt, also weniger von äußerlichen Eindrücken abhängig. Dann sei froh und dankbar, dass Du eine so schöne lange Zeit dazwischen hattest. Bei mir kam sie ( die Depri) in der Regel jährlich, zuerst einfach ein paar beschissene Wochen, dann Wochen mit Medikamenten und in der dritten Phase nach dem totalen Absturz, Aktuklinik und Reha,, dann 2007 nur noch 5 Wochen Akutklinik und gut wars. Jetzt 2009, ich meinte es ging jetzt ohne Medikamente, kamen sie wieder, diese kleinen Monster. Ich sofort meine Therapie wieder aufgenommen und ab zum Psychiakter um wieder Citralopram 30 mg zu bekommen. Begonnen hat es Ende Januar, heute geht es schon wieder recht gut und meine Einstellung dazu ist nicht mehr so " oh wie fürchterlich und ungerecht" sondern " es kommt, und es wird auch wieder gehen".
Nimm es hin und handle. Emotio
Das einzig Unveränderliche in unserem Leben ist die Veränderung, sagt schon Laotse
steppenwolf1

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von steppenwolf1 »

tja, ist die Frage. Will man sich in der Sache einnisten oder an sich arbeiten. Eigentlich 2 gegenteilige Dinge!? Aber auch Einnisten will gelernt sein.
horcars
Beiträge: 140
Registriert: 8. Feb 2009, 16:42

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von horcars »

Hallo Steppenwölfin,
da habe ich mich nicht ganz korrekt ausgedrückt. Erst ging es mir sauschlecht. Dann ging ich für 5 Wochen in die Klinik und wurde natürlich dort auch medikamentös neu eingestellt. Aber nach 5 Wochen konnte ich wieder nach Hause und meine Arbeit wieder aufnehmen. Und so ging es mit unterschiedlicher Länge des Klinikaufenthaltes den meisten, die mit mir zusammen dort waren.
Der Unterschied zwischen einer endogenen und einer neurotischen Depression liegt eher darin, dass die neurotische äusserliche Ursachen und Auslöser und die endogene eben von innen ausgelöst und dadurch weniger beeinflusst werden kann. In beiden Fällen braucht man in der Akutphase Medikamente und therapeutische Begleitung - sicher je nach Schwere der Episode unterschiedlich - darum ging es mir aber weniger. Was ich sagen will, ist, dass wenn die Diagnose erst einmal klar ist und man sie richtig inhaliert hat, kann man lernen, damit besser umzugehen. Ich weiß, wenn die Depression mich trifft, und ich mich nach wie vor schlecht oder auch sehr schlecht fühlen kann, dass es mit in meiner Verantwortung liegt, ob ich sie wieder in den Griff bekomme.
Was ich auf den Tod nicht leiden kann ist, wenn jemand, den es trifft oder wie auch immer, dann sich und sein Verhalten damit entschuldigt, dass er sagt, ich darf so sein, denn ich kann nichts dafür.
Aber, das kann schon jeder für sich selbst entscheiden - und das ist gut so.
Emotio
Das einzig Unveränderliche in unserem Leben ist die Veränderung, sagt schon Laotse
steppenwolf1

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von steppenwolf1 »

hallo emotio,

ich glaube, wir meinen ähnliches und schreiben gerade aneinander vorbei.

Gruß s.wölfin
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Die 4. Episode und immer noch nichts gelernt !!!

Beitrag von Lebenskünstler »

Hallo Emotio,

ich bin ähnlicher Meinung, allerdings scheint deine Depri mit 5 Wochen Tabletteneinnahme und therapeutischen Gesprächen abzuklingen.
Bei mir sind nunmehr mehrere Wochen ohne wirkliche Besserung trotz Medis und Gesprächen und die Abwärtsspirale dreht sich noch weiter.
Dazu muß ich sagen, dass ich nicht der Jammerlappen bin, der jedem auf die Nase bindet wie schlecht es mir geht, aber irgendwann kann man einfach nicht mehr schauspielern. ODER ???
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
Antworten