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RE
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von RE »

Hallo, ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, ich bin sozusagen gerade hineingesurft und habe noch keinen Überblick über die Foren hier. Meine Depressionen haben dazu geführt, daß ich meine Arbeit nícht mehr so machen konnte, wie ich sollte und jetzt ein Veruntreuungs-Verfahren, ein Schadenersatzverfahren und ein Disziplinarverfahren (ich bin Beamter) am Hals habe. Diese Verfahren dauern seit 1 1/2 Jahren an und seit 1 Jahr bin ich vom Dienst suspendiert und hocke zuhause. Das Ganze ist sehr stressig, weil ich überhaupt nicht weiß, wie das Ganze enden wird. Wenn es negativ für mich ausgehen wird, weiß ich, daß ich nicht mehr weiterleben kann/will. Die Schadenersatzforderungen liegen so bei 300. 000 Euro (natürlich habe ich keinen Cent davon für mich genommen, es war einfach meine Unfähigkeit, richtig zu funktionieren, die zu diesem Schaden geführt hat) und da kann ich nur noch den Strick nehmen oder ähnliches. Ich kann immer noch nicht genau sagen, wie es damals war, als das passierte, ich weiß nur, daß ich immer im Büro gesessen habe und wie gelähmt war und nicht die einfachsten Sachen machen konnte. (Bitte jetzt keine blöden Bemerkungen in der Richtung, so sei es doch bei allen Beamten). Ich war mal richtig gut in meinem Beruf inclusive Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und daraus resultierenden Zitaten in Gesetzeskommentaren. Insofern ist mein Sturz heftig gewesen und ich stürze immer noch. In den letzten Monaten konnte ich meine Situation immer schön verdrängen, aber jetzt steht eine Begutachtung an, die mein weiteres Leben betrifft. Ich bin seit 1 1/2 Jahren in Therapie (Gespräche) und habe bis vor kurzem Zoloft (100 mg) genommen, das erstmal geholfen hat, aber das ich jetzt (eigenmächtig) abgesetzt habe, weil ich nicht von so einer Pille mein Leben bestimmen lassen will. Mir war zunächst nicht klar, daß es offenbar Depressionen waren, die zu meinem Versagen geführt haben. Ich habe immer das Gefühl 110 % liefern zu müssen und über Erfolge die bei 95% liegen kann ich mich nicht freuen. Abgesehen von dem Einschnitt, den diese Begutachtung in 1 Woche darstellen wird, frage ich mich, ob es sinnvoll wäre, eine Analyse machen zu lassen, wozu mir mein Therapeut rät. Im Freundeskreis rät man mir auch dazu, aber ich weiß eigentlich nicht so genau, was da auf mich zukommt. Ist das eine Art Gehirnwäsche? Wird man da "umgedreht"? In meinem Midlife-crisis-Alter bin ich ja durchaus offen für Neues. Es ist so, daß dieser Beitrag vielleicht nicht in die "Therapie"-Schiene gehört, denn ich würde auch gern wissen ob es andere gibt, die Schwierigkeiten im Beruf wegen ihrer Krankheit haben und wie sie damit umgehen. Das ist so meine Situation in sehr dürren Worten. Hinzu kommt noch eine (fast) unmögliche Liebe zu einer älteren Frau, die verheiratet ist (und ich lebe mit einer jüngeren Frau zusammen). Es ist alles ein weites Feld und ich könnte noch viel mehr schreiben, was mich bedrückt, aber für heute soll's langen. Vielen Dank für alle Antworten!
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von heike56 »

Hallo RE, da hast du wirklich einiges an Problemen am Hals. Ich kann nur nach meinem Empfinden schreiben, ich habe von rechtlichen Dingen keine Ahnung. Wenn es nachzuweisen ist, dass eine schwere Depression zu deiner Untätigkeit geführt hat, wird man dir, so hoffe ich, keinen Strick in dem extremen Maße drehen können. Hast Du bei der Anhörung Unterstützung durch irgen d jemanden? Dass Du das Zoloft eigenmächtig abgesetzt hast, finde ich bedenklich, weil ein solches Medikament langsam ausgeschlichen werden muss und das in Absprache mit dem Arzt. Sonst kann es zu Rückfällen kommen. Sollte es dir die erste Zeit sogar besser gehen, heisst es nicht, dass es auf Dauer stabil bleiben muss. Das kann sehr trügerisch sein. Du schreibst, Du willst dein Leben nicht von einer Pille bestimmen lassen. Aber wenn die Depression dein Leben bestimmt, hast Du doch erfahren, was passiert. Depressionen sind keine Charakterschwäche o.ä., nach meiner Meinung liegt u.a. ein gestörter Gehirnstoffwechsel mit zu Grunde und der kann mit Zoloft und anderen Antidepressiva wieder ins Lot gebracht werden. Und deshalb jetzt vor dieser wichtigen Anhörung das Zoloft gerade abzusetzen ist nach meiner Meinung besonders riskant. Ich lebe seit über 10 Jahren mit schweren Depressionen und nehme auch so lange schon Medikamente ein, weil es gibt keinen anderen Weg für mich, ein normales Leben mit Arbeit und allem zu führen. Eine Therapie kann sehr hilfreich sein, bei mir ist die erbliche Anlage so stark, dass Therapie alleine es nicht bringt. Ich kann gut verstehen, dass die Ereignisse der letzten ein-einhalb Jahren sehr belastend für dich sind. Es ist so typisch für uns Depressive, dass wir nie zufrieden sind mit dem, was wir leisten. Ich wünsche dir alles Gute für die Anhörung. Es werden bestimmt auch noch andere auf deinen Beitrag reagieren. Viele Grüsse Heike 56
RE
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Beitrag von RE »

Hallo Heike 56, ist 56 das Geburtsjahr oder die Hausnummer? Danke für Deine Antwort. Sie hat mich dazu gebracht, seit gestern wieder die AD zu nehmen, auch wenn sich wieder Nebenwirkungen einstellen, aber die sind nichts gegen dieses Gefühl, unten in der grauen Grube zu sitzen. Sicher ist das eine schlimme Situation, in der ich stecke. Ich neige auch dazu, mir immer das Schlimmste vorzustellen ("hat eh alles keinen ZWeck"), einfach so, um nicht von der hochgesteckten Hoffnung wieder in den tiefen Keller zu fallen. Vor der BEgutachtung habe ich noch einen Termin bei meinem Psychiater am gleichen Tag. Ich hoffe, der kann mich dann ein wenig aufbauen. Es ist einfach so, daß es eine angsteinflößende existenzbedrohende Situation ist, die ganz einfach mein gesamtes weiteres Leben betrifft. Drück mir die Daumen (ab 13.00 Uhr am Montag). Leider hilft es da nicht, eine Decke über den Kopf zu ziehen, wie ich es manchmal möchte. Es ist nur der Stolz, nicht infantil zu handeln, der mich (auch in der Vergangenheit) davon abgehalten hat. Warten wir's ab... Vielen Dank Ralph
pribie
Beiträge: 13
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von pribie »

Hallo RE Ralph zu deinem Thema probleme im Beruf möchte ich gerne etwas sagen, aber im Moment bin ich nicht dazufähig darüber zu reden. ich melde mich hier wieder.. Viel Glück bei deinem Termin, werde Dir auch die Daumen halten. Liebe Grüße Pribie
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von heike56 »

Hallo RE, Ralph ich drücke dir ganz kräftig die Daumen für die Anhörung morgen. Es ist typisch für uns Depressive immer das Schlimmste zu befürchten. Wir neigen sowieso dazu hart und unnachsichtig mit uns umzugehen. Keiner würde uns so hart beurteilen, wie wir selber. Die 56 steht für mein Geburtsjahr, also nicht Alter oder Hausnummer ;-) Lass von dir hören, wie es morgen bei dir ausgegangen ist. Ich wünsche dir alles Gute für morgen. Viele Grüsse Heike56
RE
Beiträge: 4
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Beitrag von RE »

Liebe Heike, liebe(r) Pribie, Danke für Eure guten Wünsche. Heute war der erste Termin der Begutachtung und wie ich es einschätze, habe ich dem Gutachter schon vermitteln können, wie es mir damals ging (und immer wieder mal geht). Ich hoffe, daß er auch die richtigen Schlüsse aus meinen Erzählungen ziehen wird. Die Nacht davor konnte ich kaum schlafen und bin heute mit Magen- und Kopfschmerzen angetreten. Nach dem Termin ging es mir erst ganz gut, abends war ich wieder verzweifelt, weil ich mir mal wieder vorgestellt habe, daß alles doch den Bach runter geht. Jetzt, zu später Stunde, geht es wieder. Nochmal Danke für alles und vielleicht meldet sich Pribie ja nochmal... Alles Gute für Euch Ralph
schneider
Beiträge: 80
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Beitrag von schneider »

hallo ralph,ich habe erst heute deinen bericht gelesen.gut das es doch etwas hoffnung gibt bei dem gutachten.auch gut daß du deine medis wieder nimmst,es ist keine schande.ich hab depressionenseit meiner kindheit,mir ist aber erst mit 25 geholfen worden,seitdem nehme ich medis,bin jetzt 41.meine beste freundin hat mich verlassen,weil ich medis nehme,aber ohne könnte ich garnicht mehr leben.als ich damals behandelt wurde,machte ich gerade meine ausbildung als krankenschwester.bin seitdem sehr häufig erkrankt und durch krankenhausaufenthalte habe ich viel gefehlt,was meine kollegen nicht sehr gerne gesehen haben,sie haben mich gemobbt.zudem mußte ich auch alles 150% machen,das problem haben wir wohl alle.bis dezember war ich wieder im krankenhaus,meine station wollte mich nicht wieder haben,aber ich mußte dahin zurück.der arbeitgeber hat gesagt,ich würde die arbeit nicht mehr lange schaffen.bis april habe ich mein bestes versucht,hab aber immer mehr vergessen,konnte dann nicht mehr weil ich so unzulänglich war und angst hatte ein menschenleben zu gefährden.ich konnte nicht mehr schlafen und habe vor angst vor der arbeit nur noch geheult.konnte mich auch keinem anvertrauen,weil ich keiner kollegin trauen konnte.jetzt bin ich krank geschrieben und werde einen rentenantrag stellen.das ist mir alles nicht leicht gefallen.einen neuen sinn im leben finden,denn ich hatte mich nur über arbeit definiert.gruß uti
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