Das Pharma_Kartell

Larissa31
Beiträge: 10
Registriert: 27. Jan 2009, 13:04

Das Pharma_Kartell

Beitrag von Larissa31 »

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/ ... Popup=true

wollte mal frage, wie eure Meinung zu diesem wissenschaftlichen Bericht ist?

Ich finde den Film mutig und gut auch einmal die Patienten aufzuklären.
hrd49
Beiträge: 20
Registriert: 9. Feb 2009, 10:22

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von hrd49 »

Wow, das ist ja der Hammer! Danke, dass du den Link ins Forum gesetzt hast.Jeder sollte ihn gesehen haben.
Thery
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von Dendrit »

noch ein paar weitere Kommentare: http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1228769079

LG, Manuela
Larissa31
Beiträge: 10
Registriert: 27. Jan 2009, 13:04

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von Larissa31 »

ich finde auch dass der Bericht wichtog ist und die patienten nicht unmündig sind und alles hinnehmen müssen. gerade das mit dem selbstmord bei den medikamenten wusste ich nicht. mich wundert dass so ein teufelszeug noch auf dem markt ist.
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von Dendrit »

Hallo Larissa,

ich nimm das Medikament nicht, deshalb die Frage: steht das nicht im Beipackzettel?

LG, Manuela
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von HelH3 »

Anmerkung dazu:

Es handelt sich bei dieser Sendung übrigens NICHT um einen "wissenschaftlichen Bericht", sondern um eine Reportage.

Nicht nur bei Zoloft, sondern auch bei den meisten anderen SSRI wird das erhöhte Suizid-Risiko besonders bei Behandlungsbeginn mittlerweile im Beipackzettel unter den Warnhinweisen erwähnt.

Gruß von Helena, die sich trotz langjähriger Fluoxetin-Einnahme eher selten zu Amoklauf-Gedanken versteigt
BeAk

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

mir hat Zoloft/Sertralin die Suizidalität genommen und nicht verstärkt.
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von winnie »

Dieses "Phänomen" ist durchaus nicht neu.

Es beruht auf der anfänglichen Wirkungsweise von antriebssteigernden ADs.
Man fängt an, sie zu nehmen, weil's einem hundeelend geht. Aber bei solchen Mitteln (ja, unter anderem bei Zoloft) setzt i.d.R. die antriebssteigernde Wirkung VOR der antidepressiven Wirkung ein, was bei akuter Suizidalität manchmal gefährlich sein kann. Denn wenn man erst mal nur antriebsgesteigert ist, kann es u.U. sein, daß man dadurch genug Antrieb erhält, daß man den "letzten Schritt" (zu dem man vorher keinen Mut etc. hatte) dann eben DOCH versucht. Die antidepressive Wirkung, mit der man von solchen Plänen wieder abkommt, setzt leider manchmal erst später ein, was auch mal ZU spät sein kann.

Ist jetzt nicht die Regel, aber es kommt gelegentlich vor. Fachärzte wissen das, und wenn sie bei einem Patienten solche Aktionen befürchten, verschreiben sie meist für den Anfang noch ein beruhigendes AD dazu. Eben um die gefährliche erste Phase abzubiegen.

Und ja, das steht in den Beipackzetteln mit drin.

Gruß,
Winnie

P.S.: Auch mir hat Zoloft das Leben gerettet, indem ich dadurch von solchen quälenden Gedanken wieder weg kam.
Depressionen

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von Depressionen »

Ich habe mir von dem Kommentar die ersten zehn Minuten angesehen.
Das hat mir schon gereicht.
Mehr läßt meine Psyche einfach nicht zu.
Was da so passiert ist finde ich schrecklich.

Frage mich aber auch, warum Depressive Menschen in Amerika überhaupt eine Schußwaffe zu Hause haben.
Aber auch für nicht Depressive finde ich eine Schußwaffe zu Hause gefährlich.

Selbstmorde gab es allerdings auch schon, als es noch gar keine Antidepressiva gab.
BeAk

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von BeAk »

Liebe Junker,

warscheinlich hat dieser Mensch die Schußwaffe schon länger als die Depression.

Der allgemeine Rat eines Psychiaters war, "den Waffenschrank mit allen Waffen zu verschließen und den Schlüssel einem gutem Freund zu übergeben".

Das ist natürlich verboten und strafbar. Aber viel besseres fällt mir auch nicht ein.

Erfahren die Behörden etwas von einer schweren Depression, ist der Waffenschein sammt Waffen weg, wenn der Gutachter die Depression bestätig.

Und die Depression verbessern tut es auch nicht, wenn man nie wieder sein Hobby ausüben darf.
BeAk

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von BeAk »

Da fällt mir ein,
die Feuerwaffen einem Waffenhändler unter einem Vorwand zur Verwahrung geben, ginge auch noch.

Und das ist auch völlig legal.
Depressionen

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von Depressionen »

Dafür ist aber nicht das Medikament daran schuld.

Die Amys haben doch fast Alle eine Knarre im Nachtschrank, zur Selbstverteidigung und Selbstjustiz.
mom
Beiträge: 59
Registriert: 27. Nov 2008, 13:59

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von mom »

Hallo zusammen,

ich finde in diesem Bericht werden zwei verschiedene Dinge in einen Topf geworfen.

Einmal geht es um die Nebenwirkungen bei Medikamenten und einmal um die unseriöse "Geschäftstüchtigkeit" der Pharmafirmen.

Die Frau hat Zoloft nur 2 Wochen eingenommen. Zu diesem Zeitpunkt hat das Medikament seine volle Wirkung noch nicht erreicht. Bei den meisten AD steht in der Gebrauchsanweisung, daß es ca. 3-4 Wochen dauert, bis die volle Wirkung da ist. Ich denke, daß sie sich auch ohne dem Medikament umgebracht hätte.

Tatsache ist, daß Menschen mit Depressionen verstärkt Selbstmord gefährdet sind. Ich halte es für gefährlich aus Angst vor Nebenwirkungen (die dieser Bericht noch schürt)bei Depressionen deshalb auf AD´s zu verzichten.

Viele Grüße
Pretty w.


------------------------------

Eine Kleinigkeit tröstet uns, weil eine Kleinigkeit uns betrübt.
BeAk

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von BeAk »

Liebe Pretty woman,

ich kann Dir nur zustimmen.
.

Lieber Joerk,

mein Posting schildert die Lage in Deutschland.
Auch hierzulande gibt es depressive Feuerwaffenbesitzer und schon so mancher hat diese auch zum Suizid benutzt.

Nur hätte er nicht seine Waffe genommen, hätte er möglicherweise seinen Wagen gegen einen Baum gesetzt.

Das wichtigste ist somit, das Menschen begreifen, das es bessere Wege gibt, als sich das Leben zu nehmen.
Und ein unverzichtbarer Teil dieses besseren Wege ist das Antidepressiva.
Depressionen

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von Depressionen »

Hallo Beatrix,
genau so sehe ich es auch.

Aus diesem Grund verstehe ich nicht die Panikmache gegen Antidepressiva.
Welche mir persönlich auch schon sehr geholfen haben.
Und auch weiterhin helfen.
Meine Äußerung waren auch zu dem Link von Larissa bezogen, welcher weiter oben steht.

Joerk.
juliane07
Beiträge: 95
Registriert: 24. Feb 2009, 08:37

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von juliane07 »

Hallo,
dass manchen hier der ZDF ! Bericht nicht schmeckt war klar, leider sind die Argumente die dagegen vorgebracht werden so dünn dass das Thema selbst sehr bald auf der Strecke bleibt und ganze zum Thema des Amerikanischen "Waffenrechts" abdriftet.
Allerdings gibt es da schon einen gewissen Zusammenhang, beide die Waffenindustrie und die Pharmaindustrie verfügen über eine ausgezeichnete "Lobby". Mit dem Bericht hat das ZDF zumindest erreicht dass das Image beider sich wieder einen Schritt weiter angenähert hat.
Es bleibt also die Frage, warum verklagt man das ZDF nicht auf "Richtigstellung" der "Unwahrheiten" die der Bericht (ähm) die Reportage enthält ???

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1231240135

Gruß
juliane
BeAk

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von BeAk »

Falsch Juliane,
es ging nicht um amerikanisches Waffenrecht.

Und die Argumente für AD hier im Forum sind sehr stark.
Denn AD ermöglichen ein Weiterleben, angesichts des Todes.
KeTi
Beiträge: 79
Registriert: 22. Mär 2005, 11:04

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von KeTi »

dazu ein kleiner buchtip"ein medizinischer insider packt aus".ist aber nicht so leicht zu verdauen was da drin steht.gut überlegen bevor man es liest. lg keti
KeTi
Beiträge: 79
Registriert: 22. Mär 2005, 11:04

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von KeTi »

KeTi
Beiträge: 79
Registriert: 22. Mär 2005, 11:04

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von KeTi »

KeTi
Beiträge: 79
Registriert: 22. Mär 2005, 11:04

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von KeTi »

da ist was schief gegangen,sollte nur einmal gesendet werden...
kann man die doppelten bitte mal löschen,danke lg keti
Dendrit
Beiträge: 4976
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zusammen,

ich hab die Tage was ganz anderes gesucht und bin auf einen bzw. mehrere Artikel gestoßen, was mich an diesen Thread erinnerte. Vllt. findet der eine oder andere interessantes. Im TV wurde eine Ansicht vertreten, hier im Forum die der Betroffenen und in der PDF-Datei (37 Seiten) wiederum unterschiedliche von Ärzten. Das KND wird auch mal erwähnt, einmal sogar verlinkt und der "Chef", Prof. Hegerl, wird auch zitiert. Manches ist dabei, das jemanden hier sauer macht ... gut gemischt halt. Und damit kein Missverständnis auftritt: ich bin schon dafür, dass man Medikamente nimmt - wenn man sie braucht.

http://www.i-p-p-m.de/Des_Kaisers_neue_ ... essiva.pdf

LG, Manuela
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von ege0804 »

hallo,

wir bräuchten eine wirklich unabhängige verbraucherberatung für depressiv erkrankte. diese gibt es meines wissens nicht!!
unabhängige fachleute? gibt es das überhaupt? so glaubt ein mediziner schon aufgrund seiner ausbildung mehr an pharma, und der psychotherapeut mehr an das wort.


unhaltbarer unsinn
letztlich laufen manche medienberichte auf die aussage hinaus, ich übertreibe jetzt mal, 'ärzte die solche medikamente verordnen seien verantwortungslos oder schlimmer; korrupt und kriminell'.
das ist auch ein skandal, wie hier eine ganze berufsgruppe pauschal kriminalisiert wird. das ist natürlich unsinn.

unter den polarisierenden psychotherapeuten gibt es leider genauso schwarze schafe wie unter den fach-ärzten, die zu einseitig pro pharma-industrie argumentieren. manche sogenannten fachleute werden selber opfer von fehleinschätzungen

letztlich ist die ganze thematik doch vertrauenssache. der ewige streit zwischen den interessengruppen hat eher religiöse züge. journalisten und medien werden letztlich auch stark durch diese lobbyisten missbraucht. ebenso kann man in einem einzigen zeitungsartikel oder einem kurzen fernsehbeitrag nicht alle aspekte der behandlung von depressiven ausgewogen darstellen. die medien leben ja letztlich auch von angeblichen neuigkeiten, und zugespitzen argumenten.

was kann man da tun? ich selbst halte mich an die leute die ich persönlich kenne und an eigene erfahrungen. mir haben ad geholfen, aber nicht nur die ad. ob ich ohne ad länger gebraucht hätte wieder auf die beine zu kommen, wahrscheinlich, aber wissen werde ich es nie mit sicherheit.

als betroffener versuche ich, mich nicht durch einseitige bewertungen von pharma-therapie und psycho-therapie lobbyisten, verrücktmachen zu lassen.


@ manuela

deine sammlung von medienberichten und studien stammt ja letztlich von einem psychotherapeuten bzw. deren dachverband, interessenvertretung. von denen nicht zu erwarten ist, das diese loblieder auf die pharma-industrie singen.

mir bleiben leider mehr zweifel als wissen.

@ all

vielleicht kann ja eine reine patientenvertretung, ein verband der nur und ausschliesslich aus betroffenen besteht, der verein der im mai in kassel gegründet werden soll, abhilfe schaffen.

eine echte aber fast unlösbare aufgabe: eine laiengruppe von betroffenen, die letztlich professinell werden muss, also wieder fachleute brauchen wird, um überhaupt gehör zu finden.
völlige unabhändigkeit und neutralität wird es wahrscheinlich nie geben, aber mehr neutralität als es sie heute gibt, wäre ja schon ein ziel

den unterzeichner von VPP, oder so (berufsverband der psychologischen psychotherapeuten,dessen veröffentlichungen manuela verlinkt hat), h.w. stecker, den kenne ich ganz zufällig schon länger persönlich, und ich vertraue ihm.

negative erfahrungen: ich war 25 jahre in einem selbsthilfeverband mitglied. dieser verein wird inzwischen, nachdem er sehr lange unabhängig war, von selbst betroffenen fachleuten massiv beeinflusst, die auf diesem wege für ihr eigenes therapieangebot werben. meistens beurteilen diese therapeuten die arbeit der mitbewerber therapeuten. was ich für fragwürdig halte. wer am lautesten ruft, z.b. in talk-shows und magazinen im tv, bekommt aufmerksamkeit, und auch mehr patienten! leider ist das so.

gruß ernie
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von tomroerich »

Hallo Ernie,

als betroffener versuche ich, mich nicht durch einseitige bewertungen von pharma-therapie und psycho-therapie lobbyisten, verrücktmachen zu lassen.


vielleicht kann ja eine reine patientenvertretung, ein verband der nur und ausschliesslich aus betroffenen besteht, der verein der im mai in kassel gegründet werden soll, abhilfe schaffen.

eine echte aber fast unlösbare aufgabe: eine laiengruppe von betroffenen, die letztlich professinell werden muss, also wieder fachleute brauchen wird, um überhaupt gehör zu finden.
völlige unabhändigkeit und neutralität wird es wahrscheinlich nie geben, aber mehr neutralität als es sie heute gibt, wäre ja schon ein ziel

Ich sehe die Chancen für einen von Fachleuten weitgehend unabhängigen und dennoch kompetenten und einflussreichen Verein gut. Es gibt ausgesprochene Experten unter den Betroffenen, auch hinsichtlich Pharmakologie. Außerdem gibt es eine heraufdämmernde Einsicht unter der Ärzteschaft, dass das Problem "Depression" vom gegenwärtigen Gesundheitssystem nicht gestemmt werden kann, ohne dabei auf die Kranken zu hören und deren Wissen über und Verständnis für die Krankheit einzubeziehen.

Ich habe vorletztes Jahr an einer Tagung im Bonner Klinikum teilgenommen, bei der dies das einzige Thema war und es herrschte Konsens darüber, das die Betroffenen in vielen Aspekten die besten Spezialisten sind, die es gibt und dass man dieses Potenzial ausschöpfen sollte.

Die Krankenkassen sind sehr an dieser Selbsthilfekraft interessiert.

Ich wurde von einem leitenden Arzt, der in einer Großstadt Initiativen zur Bekämpfung der Depression gegründet hat, gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, seine Kollegen "weiterzubilden". Das sind hoffnungsvolle Signale. Der Druck, den die Depression inzwischen auf das Gesundheitssystem ausübt, ist gewaltig. Im "Bündnis gegen Depression" hat man es ebenfalls mit Fachleuten zu tun, die im Sinne der Patienten denken und die die Mängel erkannt haben, die bei der Behandlung immer noch gravierend sind. Nicht zuletzt muss hier auch Dr. Niedermeier genannt werden.

Die Zeit für diesen Verein ist reif und er hat gute Chancen, gehört zu werden. Man wird interssiert sein zu hören, was Betroffene brauchen und wie man das alles besser in den Griff kriegen kann.

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Das Pharma_Kartell

Beitrag von dolittle909 »

Hallo!

Die Pharmaindustrie ist ein schwieriges Thema. Ich war vor einigen Jahren Mitglied in der Ethikkommission einer Universitätsklinik. Wir sollten hauptsächlich Arzneimittelstudien absegnen. Die waren ausschließlich von den großen Pharmafirmen "gesponsert". Und unser Arzneimittelrecht ist auch dank EG voll und ganz auf den "Sponsor" ausgerichtet.

Dahinter steckt die neoliberale Ideologie, dass der Markt und die Privatwirtschaft am besten geeignet sind, medizinische Innovationen zu erreichen. Mit anderen Worten: Profitgier hilft den Patienten am besten.

So gibt es kaum eine unabhängige Pharmaforschung in Deutschland, höchstens Metastudien, die mittelbar die von den Firmen veröffentlichten klinischen Studien unter die Lupe nehmen. Die Studien, die nicht erfolgreich waren, die werden von den Firmen gleich gar nicht veröffentlicht, sondern landen in der Schublade. Dann schraubt man etwas am Studiendesign rum, solange, bis die gewünschten Ergebnisse erlangt werden. Mit denen kann man dann das Medikament zulassen lassen und einen Werbefeldzug durch die Praxen und Kliniken beginnen. Da wird behauptet: Schnellere und bessere Wirkung, weniger Nebenwirkungen, tolle Prophylaxe.

Die Wahrheit sieht oft anders aus, wissenschaftlich betrachtet werden häufig Pseudoinnovationen für horrende Preise unters Volk gebracht. So herrschte Anfang der 1990er Jahre eine wahre Euphorie bei den SSRI, im Magazin der "Süddeutschen" stand sogar auf dem Titelblatt: "Depression? Besiegt!" Ha, ha, sage ich nur, leider nicht!

Unser Problem als Patienten ist nun, dass wir in unserer Not das schlucken, was uns die Ärzte empfehlen. Und vielen helfen die Medikamente oder ein bestimmtes, auch wenn die Wissenschaft nur vermuten kann, warum. Vielen hilft ein Medikament auch nicht und hier kann ebenfalls nur vermutet werden warum.

Die klinische Wirksamkeit eines AD ist klinisch immer nur eine statistische, keine individuelle. Manchen hilft es perfekt, anderen gar nicht. Hier regiert der Zufall oder Kausalitäten, die wir nicht verstehen. Vielleicht wirkt aber dann gerade eine der neuen und teuren "Pseudoinnovationen", die zumindest nicht schlechter sind als die klassischen AD - aber halt auch nicht besser. Immer statistisch gesehen.

Ich schlucke "Trevilor" und das kostet meiner Krankenkasse mehr als mein monatlicher Beitrag hoch ist. Ob es hilft? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Momentan würde ich es am liebsten in die Tonne treten. Ein klassisches AD kostet ein Zehntel. Ob es besser helfen würde? Ich weiß es ebenfalls nicht. In der Klinik wurde ich darauf eingestellt, wenn ich wieder dort landen würde, dann würde ich etwas anderes fordern.

An die Heilsversprechungen von Pharmaindustrie und Ärzten klammern sich Depressive gerne, woran sollten sie sich sonst klammern! Aber so einfach ist die Sache halt bei vielen nicht, ein paar Pillen und die Sonne scheint wieder. Ein kritisches Auge auf die Pharmaindustrie tut not und ihren falschen Versprechungen ist etwas entgegenzusetzen. Die Depression ist nach wie vor etwas, wo Industrie und Behandler im Grunde genommen tief im Dunkeln tappen, auch wenn sie das nicht zugeben würden, weil es uns entmutigen würde - oder ihnen das Geschäft verderben. Schließlich ist Trost auch ein sehr wirksames Medikament.

Ein Blick in die "Pharma-Kritik" (von kritischen Ärzten und Pharmakologen herausgegeben) rentiert sich für denjenigen, der nicht zum willenlosen Spielball des "try and error" werden will.

Aber es gilt auch: Wir müssen uns auf diese fragwürdigen Menschenversuche einlassen, weil es nichts Besseres gibt. Aber wir sollten politisch denken und uns fragen, ob die Profitgier von Unternehmen, die mehr für Werbung als für Forschung ausgeben, wirklich die beste Art ist, uns zu helfen. Sollte es nicht mehr unabhängige Entwicklung und Forschung geben, sollte nicht die Kontrolle intensiver sein und sollte es nicht selbstverständlich sein, dass alle genehmigten Studien auch der unabhängigen Wissenschaft zugänglich gemacht werden?

Schließlich versuchen Pharmafirmen auch, Selbsthilfeforen und -gruppen zu initiieren, um unmittelbar auf die Patienten einzuwirken - damit diese von ihren Ärzten das tolle neue Medikament verlangen. Auch hier gilt: Wachsamkeit.

dolittle
Antworten