Toskana gegen Depression

GreenMandala
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Toskana gegen Depression

Beitrag von GreenMandala »

Hallo! ich mach hier mal einen neuen Thread auf, weil dieses Thema hier bei den Joggern aufgekommen ist und herzlich wenig mit Sport zu tun hat.
Kurze Erklärung vorweg: Thema Öffentlichkeitsarbeit. Ich habe mich über die Berichterstattung in der Presse vor ca. 1 bis 2 Jahren über die Erkrankung Burnout in Zusammenhang mit Depression aufgeregt, die nur Menschen zeigte, bei denen die nackte Existenz (bei weitem) nicht beroht ist, und die tolle Möglichkeiten hatten, sich selbst zu verwirklichen.

Bea schrieb: und was soll das Haus in der Toscana jetzt damit zutun haben, ob man seine Depression bewältigt?

Liebe Bea!
Ich verallgemeinere das jetzt mal, weil ich nicht mehr weiß, was der einzelne Betroffene gemacht hat.
Die Leute hatten die Chance, sich aus der beruflichen Tretmühle zu befreien und Ihren ganz eigenen Neigungen folgen zu können, ohne sich Sorgen um Ihre Existenz machen zu können. Sie hatten also die Chance, die krankmachenden Lebensumständen (die Burnout-Mühle) hinter sich zu lassen und in eine entspannte Zukunft zu steuern. Der eine Mensch eben in der Toskana.
Ich kann mir vorstellen, dass ich, wenn ich jemanden hätte, der für mein Existenzminimum (was hier relativ gemeint ist...) sorgt und ich mich mit den "schönen Dingen des Lebens" befassen könnte,dann käme ich auch aus meiner (als mittelschwer diagnostizierten) Depression raus. Mir würde übrigens schon ein Schrebergarten völlig ausreichen!

Kann natürlich sein, dass ich mit dieser Ansicht völlig falsch liege. Mir kommen solche Gedanken aus meiner aktuellen Situation heraus, deshalb gilt das auch nur für mich, was ich sage. Ich will das nicht verallgemeinern. Es kommt aus so einer Stinkwut heraus, von der ich nicht weiß, woher sie kommt, wie und ob ich sie rauslassen soll, was danach kommt und ob ich überhaupt Recht mit meiner Wut habe.
Mich haben diese Artikel so geärgert, weil die Betroffenen so wunderbar mit ihrer Erkrankung fertig geworden sind. Und ich nicht.
Mich macht sauer, dass so lapidar bei ein paar gut Situierten es offenbar mit Toskana, Wellness, Malerei, Bildhauerei und Aufenthalten in wellnessathosphärischen Privatkliniken usw. angeblich die Erkrankung in den Griff zu bekommen war. Es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Die Erkrankung wurde dargestellt, als beträfe sie nur Manager, Ärzte, Juristen usw. Es hat mich sooo sauer gemacht, dass es bei den Berichten nicht auch um die "kleinen Leute" ging. Die sich nach ihrer Genesung (!) wieder krankmachenden Strukturen stellen müssen, um Ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
conni
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gfb
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von gfb »

Hi GreenMandala,

[...]

Unterschreib'!

Einfach alles!

(Deine Gedanken kamen mir übrigens schon in den 80ern, als der holländische Prinzgemahl (so heisst das wohl) wg. schwerer Depressionen behandelt wurde...)

Grüßle von hier nach da

Friedrich (derzeit knapp über "Hartz IV"-"Niveau"
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flocke
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von flocke »

Mhm, haben dann die "Reichen" echte Depressionen und wir sind einfach nur Opfer der Situation?

So ein Experiment wäre doch mal was. Es müssten sich nur Sponsoren finden.

So ganz spontan habe ich auch das Gefühl, dass wenn wenigstens die Existens gesichert ist und man sich darum KEINE Sorgen machen muss (Keine Angst vor der Nebenkostenabrechnung, oder davor dass ein Elektrogerät kaputt geht, oder die Lebensmittelpreise wieder steigen ... ) dass es uns dann besser ginge...

Dann allerdings frage ich mich... haben die jenigen, deren Lebensgrundlagen (Essen, Wohnraum, usw.) vollkommen Krisenfrei sind, eine "echte" Depression ... oder jammern sie auf hohem Niveau?

Ich weiß es einfach nicht....


Flocke
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Incognita
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Incognita »

.... ich kann da nur anfügen --> kein Geld der Welt hilft einem bei Depressionen - sicher - Privatklinik, Wochenendhaus, Yacht, Toskana usw. klingt alles toll und lässt auch Verständnis für Zorn und Wut aufkommen... aber, glaubt mir eines, in der Depression ist ein König genauso arm dran wie ein Bettelmann.
GreenMandala
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von GreenMandala »

Guten Abend Friedrich!
Hatte schon Befürchtungen, dass ich hier richtig Kontra bekomme, von wegen Geld macht nicht glücklich und so weiter.
Wenn ich lese, dass Du knapp über dem Hartz4-Satz zu existieren versuchst, dann kannst Du mein Anliegen ja gut verstehen. Du kannst nicht mal eben ein schönes Konzert besuchen, mal eben 5 Bücher für´s Wochende kaufen, einmal schön Essen gehen und Dir derartigen Luxus leisten...
Wenn es nicht mal mehr für ein paar schöne Dinge reicht, dann ist man im Nachteil. Was ganz normale Menschen, Busfahrer, Arzthelferinnen, Sozialarbeiterinnen, Alleinerziehende, Alleinlebende, Arbeitslose, Hartz4verwöhnte (sarkastisch gemeint) usw. erlebt haben, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen, welche Konsequenzen sie für ihr Leben ziehen MUSSTEN, das würde mich interessieren und das sollte auch mal in den Reportagen berücksichtigt werden. Welche Chancen und Wahlmöglichkeiten die "anderen" haben, ist zwar nett zu lesen, aber die Mehrzahl der Betroffenen bewegt sich doch auf dem oben erwähnten Niveau.
Gruß von conni
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GreenMandala
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von GreenMandala »

Äähm, ja, also...
Ich wollte nicht nicht sagen, dass ich der Ansicht bin, dass Arme und Reiche unterschiedlich leiden, wenn sie an einer Depression erkrankt sind, oder in einem anderen Stil. Nur die Möglichkeiten, die sich sich bieten, wenn man die Depression/den Burnout überwindet, sind schon sehr unterschiedlich.

Eine Studie hierüber wäre wirklich mal sehr interessant. Über eine Reportage in einer Zeitung würde ich mich aber auch schon freuen. (siehe meinen letzten Beitrag)

conni
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flocke
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von flocke »

"Besser gestellte" haben find eich diverse Vorteile was die Beahndlung der Dperi betrifft.

Sie müssen nicht ewig lang auf einen Therapieplatz warten (die ultrareichen, kaufen sich wahrscheinlich einen Privatthera, der auf Abruf bereit steht ) Sie müssen nicht ewig lang auf einen Termin beim Psychiater warten (privat versichert) , die können einfach mal einen Urlaub machen um raus zu kommen, oder aber weniger arbeiten ohne gleich alles zu verlieren.


Unsereriner lebt von unter 1000 Euro im Monat... meinereiner ziemlich genau von 700 bis maximal (bei verdammt viel arbeiten) 900 Euro.... da hat man nicht mal eben die Wahl ob man kürzer tritt.... da kann man nicht wie andere sagen dass sie zu Prüfungszeiten (bin halt Student) weniger arbeiten, oder wenns zu viel wird ganz aufhören... nein, meinereiner muss sich schwer zurück halten wenn die Professoren sagen dass das Studium an erster Stelle zu stehen hat... lust, wie soll das gehen? Ohne Job bricht die Finanzierung zusammen und ich kann mich exmatrikulieren lassen....

Unsereiner weiß nicht ob er Nachrichten gucken soll um vorgewarnt zu sein wenn er in den nächsten Dicounter geht (ich erinnere mich da mit schrecken an die Erhöhung die Milchpreise betreffend) oder an die Tanstelle... oder ob er es lieber lässt weil es einern runter zieht....


Wären die Grundsätzlichen Dinge so geklärt, dass man sich deswegen nicht so sorgen müsste (und damit meine ich nicht die schwarzarbeitenden Sozialschmarotzer, oder die faulen, die es wie auch immer schaffen ganz bequem und zufrieden so zu leben) sondern eben Leute wie uns, die krank sind...
Also, wenn eben diese Dinge geklärt wären, hätte man mehr Reserven um gesund zu werden....


Flocke
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gfb
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von gfb »

Hi GreenMandala,

>knapp über dem Hartz4-Satz zu existieren versuchst,

Es geht "irgendwie", toll ist es nicht.

>Du kannst nicht mal eben ein schönes Konzert besuchen

Leider!

Die Zeiten, zu denen ich ab und an in die Berliner Philharmonie gewackelt bin sind leider vorbei...

>mal eben 5 Bücher für´s Wochende kaufen,

Bücher (meine "Leib&Seelen"-Speise) krieg ich gottlob umsonst:

es gibt da ein sehr sehr nettes Berliner Selbsthilfeprojekt

http://www.berliner-buechertisch.de

Dort schlag ich alle paar Wochen mal auf und betätige mich als EDV-Spezi in Sachen "das Rechnungsformular aus OpenOffice funzt nicht mit der Stammdatenverwaltung aus Microsoft Office..." und derlei mehr; dafür kann ich mir meinen Tagesrucksack mit Büchern füllen...

>einmal schön Essen gehen

Yep. Derartiges vermisse ich wirklich - und die Frage, ob ich den Nachwuchs mal eben so in's Kino einladen kann oder doch eher nicht ist einfach nur ätzend.

>Welche Chancen und Wahlmöglichkeiten die "anderen" haben, ist zwar nett zu lesen, aber die Mehrzahl der Betroffenen bewegt sich doch auf dem oben erwähnten Niveau.

Es nervt einfach, dass zu den "normalen" Depressionen (und die sind schon ätzend genug!) noch der ganz normale Alltagswahnsinn hinzukommt:
was mache ich, wenn mir das JobCenter eine 30%-Kürzung ankündigt, weil ich über Wochen nicht in der Lage war, einen Briefumschlag zu öffnen?

Wovon bezahle ich die nächste Miete?
Die Stromrechnung (die ich über drei(!) Jahre nicht bezahlt habe, weil "die" gepennt haben und ich es einfach nicht auf die Reihe gekriegt habe?
(Ist mittlerweile gottlob erledigt...)

Das sind einfach alles ZUSÄTZLICHE Stressfaktoren...

Als ob unsereins nicht schon genug zu bewältigen hätte...

Na ja...

Grüßle von hier nach da

Friedrich
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winnie
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von winnie »

Hallo Mandala,

Deine Wut kann ich ebenfalls gut verstehen.
Einerseits finde ich es ja gut, daß auch zB mal der eine oder andere Promi sich mit Depressionen outet (siehe Stefan Deissler!) und so vielleicht auch mal ein bißchen dazu beiträgt, daß das Thema mal in die Öffentlichkeit gerät.
Andererseits, so leid mir Herr Deissler (oder meinetwegen auch Prinz Claus) tun oder getan haben - man kann ihre Situation eben doch nicht 1:1 mit der von Leuten vergleichen, bei denen die Krankheit das nackte Überleben bedroht. Wie Du sehr richtig sagst - der eine kann sich zum Erholen in aller Ruhe in ein heilendes Umfeld zurückziehen, ohne fürchten zu müssen, daß ihm zu Hause inzwischen die Stadtwerke den Strom abdrehen, der andere kann nicht mal länger aus einer krankmachenden Situation raus, weil ihm Arbeitgeber und Krankenkasse bald erzählen werden, WIE gesund er doch ist...

Man kann als Existenzbedrohter einfach nicht so gut gesund werden wie ein "Reicher", eben weil noch so viele andere Sorgen dazukommen, die ein "Reicher" eben NICHT hat.

Allerdings: was bringt uns Neid und Wut?
Wir bringen uns dadurch bloß noch weiter in der Spirale nach unten...

Gruß,
Winnie

@Friedrich: Meine Jungs und ich leben inzwischen UNTER Hartz4-Niveau - mein entsprechender Antrag liegt seit Dezember auf dem Amt und wurde immer noch nicht bewilligt. Das heißt, es ist inzwischen so weit, daß es uns am ESSEN fehlt.
GreenMandala
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von GreenMandala »

Du sprichst mir aus der Seele, Flocke!
Meine Lebenssituation ist zwar anders als Deine, aber trotzdem.
Thema Arzttermin: Als ich Anfang November kurz vor dem Umfallen war, bat ich meinen Neurologen um einen Notfalltermin. Ich bekam einen Notfalltermin: 24.3.09
... Als Privatpatientin hätte man, ich formulier es mal vorsichtig: etwas eher Zeit für mich gehabt.
... Mit mehr €-Möglichkeiten könnte ich meine ganzen körperlichen Verspannungen und Blockaden sehr wirkungsvoll und nebenwirkungsfrei ostheopatisch behandeln lassen.
... Mit mehr € hätte ich, als es mir noch besser ging, mal in Urlaub fahren und mich ERHOLEN können. Mit einer Woche an der Nordsee wäre ich schon selig gewesen!

conni
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gfb
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von gfb »

Hi Winnie,

>ein bißchen dazu beiträgt, daß das Thema mal in die Öffentlichkeit gerät.

Das dürfte dann abaer auch schon der einzige positive Aspekt daran gewesen sein...

Ansonsten gehen mir die "Wehwehchen" der sog. Promis eigentlich am Allerwertesten vorbei...

>bei denen die Krankheit das nackte Überleben bedroht.

Yep!

>der andere kann nicht mal länger aus einer krankmachenden Situation raus, weil ihm Arbeitgeber und Krankenkasse bald erzählen werden, WIE gesund er doch ist...

EXAKT SO schauts aus!

>mein entsprechender Antrag liegt seit Dezember auf dem Amt und wurde immer noch nicht bewilligt. Das heißt, es ist inzwischen so weit, daß es uns am ESSEN fehlt.

...und das im reichsten Bundesland Deutschlands!

Tipp: geh' zum JobCenter, tritt denen auf die Füße (tagesaktuellen Kontoauszug nicht vergessen!), erklär' denen deine Situation und "plädiere" auf Dringlichkeit!

Hier in Berlin läuft das so, dass man dann eine Geldautomatenauszahlungskarte kriegt (die verbleibt in der Maschine), mit der man 200 € abheben kann...

Hab' ich auch schon gemacht; nur keine falsche Scham!

Grüßle und alles Gute von hier nach da (W. in B., wenn ich mich recht erinnere...)

Friedrich
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GreenMandala
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von GreenMandala »

Danke für Eure Beiträge. Als ich eben meinen letzten geschrieben habe, ging mir, wie Winnie auch, durch den Kopf, dass Wut und Neid mich nicht weiterbringen. Dann lese ich von Winnie und Friedrich, da kann man aber doch nur noch sauer werden!!!
Jobcenter friert das Geld ein! Daran liegt es doch, dass sich kein "Gesunder" (auch kein Jobcentermitarbeiter)vorstellen kann, wie ein Mensch mit Depression leben muss. Weil die Öffentlichkeitsarbeit zu gering ist und diese ihren Focus auf die "da oben" richtet, glauben heute doch noch die meisten, wir würden uns nur anstellen und wir sollten uns mal zusammenreissen. Wir werden für faul und unfähig gehalten.
ich hab vielleicht eine Wut. ich geh mir erstmal eine rauchen.

Winnie, wohin kann ich Dir ein Fresspaket schicken???

Puuhhh...
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winnie
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von winnie »

Lieber Friedrich,

Scham kenn ich da schon lange nicht mehr... Die macht einen nicht satt.

Was den Kontakt zur ARGE angeht, so habe ich sogar eine erstaunlich mitfühlende und hilfsbereite Sachbearbeiterin, mit der ich seit Wochen fast täglich telefoniere. Die Unterlagen, die ich ihr schon reingegeben habe, dürften inzwischen so 3-400 Seiten sein (ein 50cm-Ordner dick voll). Sie hat mich sogar auch schon mal privat angerufen und mir sozusagen hinter vorgehaltener Hand noch einen guten Tipp gegeben...
Tatsache ist jedoch, daß ich angesichts unserer bunten finanziellen Vorgeschichte (Du weißt vielleicht noch das eine oder andere darüber) immer wieder noch tausend Belege für dieses oder Beweise für die Nichterlangung von jenem nachreichen muß. Und so lange das alles nicht komplett geklärt ist, gibt's eben nix. Und das, obwohl wir nachgewiesenermaßen seit mehreren Monaten von exakt 848,50 € existieren müssen. Zu dritt. Das reicht nicht mal für die Fixkosten. Alle Reserven sind bis zum letzten Pfennig aufgebraucht, anderes kommt nicht mehr rein. Deswegen ist Essen inzwischen beinahe Luxus geworden. Wenn M. uns nicht wenigstens ab und zu den Kühlschrank auffüllen würde, wüßte ich schon gar nicht mehr, was ich tun sollte.
Meine ADs kann ich auch nicht mehr bezahlen - die letzten Male hat mir mein Doc immer sämtliche Probepackungen aus seiner Praxis geschenkt, damit ich sie weiternehmen konnte. Mal gucken, wie lang das so weiter geht.

Und bei R. geht es gesundheitlich bergab - seine Nieren fangen an...

SO wird man seine Depressionen los, gelle?

Lieben Gruß nach B. von Winnie
winnie
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von winnie »

Liebe Mandala,

das ist wirklich total lieb von Dir, wärmt richtig!

Ich hoff ja, daß es sich jetzt nur noch um Wochen handelt.
Und ich bin ja sogar noch so optimistisch, daß ich hoffe, daß mir bald wieder jemanden trotz Depressionen!! (die MUSS ich momentan einfach ignorieren!) einen Job gibt (ich krieg ja zur Zeit nur höchstens zwei Absagen pro Tag...)
Und zur Not kann ich mich ja immer noch vor den Woolworth setzen. Wobei mir eine AA-Mitarbeiterin neulich bedauernd sagte, selbst das sei in Zukunft fraglich, da auch Woolworth bei uns demnächst schließen würde...

Und ich bemühe mich wirklich, nicht zuviel nachzugrübeln. Es zieht mich bloß noch weiter runter.
Vielleicht sollten wir uns mit seligmachenden Philosophien trösten, so nach dem Motto "...dann halte auch die andere Wange hin..."

Lieben Gruß von
Winnie

P.S.: Ich habe das hier jetzt nicht erzählt, weil ich Mitleid heischen wollte - nur um zu erzählen, wie weit es hier in Deutschland unter Umständen von Wellnessklinik und Toskana weg sein kann...
just
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von just »

provokativ:

Habe ich das richtig verstanden, dass, wenn
euch unendliche viele Taler in den Schoss fallen würden, eure Depression evtl. verschwinden würde, weil damit 'fast alles'
erkauft werden könnte?

Dazu müsste sich zumindest so etwas ähnliches wie (Vor)Freude einstellen, um das Ziel überhaupt erreichen und die Tour überhaupt bewältigen zu können.
Als ich noch jeden Pfennig meiner Eltern beim Einkaufen als Kleinkind zweimal umdrehen musste (oder 'anschreiben')und das Wort Depression mir ebenso ein Fremdwort war, freute ich mich über ein zahnschädigendes Bonbon (so runde kl. 'Dauerlutscher') von dem Tante Emma-Laden mit dem widerwärtigen Grabsche-Mann, der seine Frau manchmal vertrat.
Nicht so ganz passend. Aber: mach doch mal Urlaub oder dies und das und jenes stellen für mich keine Verlockung dar.
Meine Ressourchen schlummern nicht; sie schlafen bzw. sind in vergraben.
Zudem noch andere Hindernisse überwunden werden müssten.
Letztere beinhalten schon mehr die Wahl zwischen Pest und Cholera und bringen mich dem Tod zu nah, weil ich bestimmte Dinge noch erledigen muss, ja muss! und möchte, solange es mir möglich ist.

Denke, bisschen schräg formuliert,
aber so bin ich seit längerer Zeit drauf.
Spät Abends geht´s für ´ne Weile besser, aber da gehen mir die wichtigen Notwendigkeiten nicht mehr von der Hand.
Dabei bin ich eigentlich eher ein Nachtarbeiter (gewesen).
Jetzt nur noch Nacht-Denker.


Freude ist für mich zu einem Fremdwort_geworden_.
Shit Depris.
Ich fühle mich meiner Freiheit beraubt.


Grüße aus dem tiefschwarzen
depri-ground
delta
---------------------
"Das Leben gilt nichts, wo die Freiheit fällt."
Theodor Körner
winnie
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von winnie »

Hallo Delta,

nein, das hast Du falsch verstanden.

Hier ging's einzig und allein darum, daß bei Leuten, die nicht auf Rosen gebettet sind, außer den krankheitsbedingten Problemen eben häufig auch sehr reale Existenzsorgen dazu kommen.

Und das kann - abgesehen von der zusätzlichen psychischen Belastung und somit einer erschwerten Heilung - bis dahin gehen, daß man sich eine Therapierung seiner Depressionen gar nicht mehr leisten kann.
Zum Beispiel, indem man kein Geld für die Praxisgebühr und Rezeptzuzahlung hat, dh man kann nicht zum Arzt und kann auch keine Medikamente nehmen. (Und sag mir jetzt bitte nicht, das sei Unsinn, wegen sozialem Netz in Deutschland, blabla - ich WEISS inzwischen, wie sehr sowas tatsächlich passieren kann).
Es ist heutzutage zB auch nicht mehr selbstverständlich, daß alle Deutschen krankenversichert sind...

Oder eben, daß man es sich schlichtweg nicht leisten kann, den dringend nötigen Klinikaufenthalt oder wenigstens eine längere Krankschreibung in Anspruch zu nehmen - weil einen der Chef unter Druck setzt (drohender Jobverlust!) oder die Krankenkasse nicht mitspielt.

Undundund.

Keiner hat hier jemals behauptet, die Reichen könnten sich "leichtere Depressionen" erkaufen oder sowas.

Gruß, Winnie

P.S.: Den Rest Deines Postings habe ich, ehrlich gesagt, nicht so richtig kapiert. Hatte das jetzt noch was mit dem Thema zu tun?
GreenMandala
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von GreenMandala »

Melde mich noch mal, um Euch zu sagen, dass ich an Euch denke. Meine Konzentration ist hinüber, ich versuche, mal ein wenig zu schlafen.
Winnie, Du kannst im Profil zZt. meine eMail-Adresse einsehen. Mein Angebot ist völlig ernst gemeint. Wenn ich Deine und weitere Einträge lese, dann muss ich sagen, dass ich (noch) auf hohem Niveau jammere...

conni
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Chiron
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Ihr Lieben,

zu den großen Löchern im sozialen Netz:
Leider kann ich mit Fresspaketen nicht aushelfen, obwohl ich es liebend gerne tun würde.

Darum hier ein Link für alle, die einen Vorschuss auf Sozialleistungen brauchen:

http://www.caritas-nrw.de/cgi-bin/showc ... hemaID=219

Denkt aber daran, alles schriftlich fixieren oder zur Niederschrift beim Amt vortragen.

Und sitzen bleiben, notfalls mit Buch in der Hand (lesen gegen die Langeweile), freundlich bleiben, zum Vorgesetzten, wenn es nicht klappt. Nicht aufgeben!

Ich schicke Euch mal ganz viel Kampfgeist und mein Überlebensmotto:
"Was mich nicht umbringt macht mich noch härter!" frei nach Nitzsche.

Liebe Winnie,
in Gedanken bin ich bei Dir. Du hast so recht mit dem was Du schreibst und ich bin wütend auf unser soziales Netz durch das auch ich gefallen bin. Trotzdem sind wir stark und werden immer wieder aufstehen.
Wenn man mal ganz unten ist, kann es nur noch bergauf gehen.

Nun muss ich mich fertig machen, weil es zur Thera geht.

Ich schicke Euch mal ganz viel Sonnenstrahlen, die Euer Herz erwärmen sollen und Licht bringen am Ende des Tunnels.

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Cookie
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Cookie »

Hallo Ihr Lieben,

Ihr habt natürlich völlig recht, dass man, wenn man das nötige "Kleingeld" hat, besser und schneller behandelt werden kann, sich eine Auszeit nehmen kann und der zusätzliche Druck der Existenzangst wegfällt.

Trotzdem finde ich es fatal, das so im Zusammenhang zu sehen.
Wenn ich in einer depressiven Phase stecke, wäre ich nicht einmal in der Lage, einen Koffer zu packen, geschweige denn, in die Toskana zu reisen. Und wenn mich da jemand hinschleppen würde, würde es mir auch in keinster Weise besser gehen.

Wir wissen alle, dass wir auch im Urlaub und bei schönstem Sonnenschein grausam depressiv sein können.

Wie kann man dann behaupten, Depressionen kommen von Stress und gehen von Urlaub wieder weg? Und das auch noch im Fernsehen. Ätzend.
Viele Grüße
Luna

Ach, und Winnie:
Ich würde auch gern ein Fresspaket schicken!
Mach doch mal dein Profil auf...ich trau mich nicht.
Und was ist mit der "Tafel"? Da kriegst du ne Riesentüte für ein oder zwei Euro. Nur zu, keine Scham. Würd ich auch machen. Früher bin ich immer zum Markt, wenn die abgebaut haben, und hab mir das Gemüse geholt, was die sonst weggeschmissen hätten.
Chiron
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Chiron »

Liebe Luna,

<<Und was ist mit der "Tafel"? Da kriegst du ne Riesentüte für ein oder zwei Euro.>>

Um dort einkaufen zu können brauchst Du einen gültigen Hartz IV-Bescheid.
Und schon wieder haben wir das Problem.
Kein Bescheid, keine Befreiung von den GEZ-Gebühren, kein Tafelbesuch...

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Cookie
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Cookie »

ECHT? Das ist ja heftig....vor ein paar Jahren war das hier noch nicht so. Da haben die Betreiber gesagt, sie wollen die Bedürftigen nicht noch mehr beschämen und unter Druck setzen und deshalb musste keiner seine Armut nachweisen.
Morgen geh ich dahin und frage.
Geht ja gar nicht....kopfschüttel...
Luna
Etienne
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Etienne »

So, mal eine kleine Phantasiereise:

Ich sitze in meiner kleinen Wellblechhütte in der Nähe von Harare in Simbabwe. Ich leide unter Depressionen und träume so vor mich hin, wie es wohl ist, wenn man reich wäre und Depressionen hat. Ich träume: wie schön wäre es wohl zu einem Arzt gehen zu können, wie gut ginge es mir, wenn ich Medikamente bekommen würde. Wäre es nicht auch großartig, wenn ich studieren könnte und nebenbei die Zeit und die Möglichkeit bis zu 700,- Euro zu verdienen. Wie glücklich wäre ich, würden nicht ich und meine Kinder abends oft hungern müssen. Wie gut ginge es mir, sauberes Wasser zu haben, und Internet hätte ich auch gerne. Und wie gerne würde ich mich mit anderen über meine Krankheit austauschen können. Leider ist das alles nur ein Traum...

Menschen die das von mir Erträumte haben oder besitzen, den muss es unglaublich gut gehen, trotz ihrer Depression. Und wenn diese Menschen leiden (leiden die überhaupt oder klagen die nur auf hohem Niveau??) dann leben sie wirklich noch in einer großartigen Welt in der sie soviel erleben und tun können!

Phantasiereise Ende!

Im übrigen heißt der an Depression erkrankte Fußballer Sebastian Deissler (nicht Stefan) und ich vermute es geht ihm richtig großartig, wenn jeder, der ihn auf der Straße sieht und erkennt (was durch seine Prominenz sicher nicht wenige sind!) weiß und denkt: "man, da ist der depressive Deissler." Und richtig umwerfend findet es Herr Deissler sicher auch, wenn die Medien wieder berichten, dass er in eine Klinik (bei "Bild" vielleicht auch "Klapse") eingeliefert wurde. Dem Herrn Deissler steht nämlich für sein ganzes Leben auf die Stirn gebrannt: "ich bin depressiv". Nicht-Prominenten übrigens eher nicht!!

Falls ihr bis hierhin gelesen habt, dürft ihr jetzt wieder eurem Sozialneid frönen. Ich vermute aber, dass der euch auch nicht glücklicher macht.
Chiron
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Luna,

<<ECHT? >>

in Berlin ist es so. Vielleicht woanders nicht.
Nur wie sagte mal ein Forumaner zu mir?
"Berlin ist das Armenhaus der Republik"

Liebe Grüße,

Chiron
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Guinevere
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Re: Toskana gegen Depression

Beitrag von Guinevere »

Zitat Green Mandala:
Ich wollte nicht nicht sagen, dass ich der Ansicht bin, dass Arme und Reiche unterschiedlich leiden, wenn sie an einer Depression erkrankt sind, oder in einem anderen Stil. Nur die Möglichkeiten, die sich sich bieten, wenn man die Depression/den Burnout überwindet, sind schon sehr unterschiedlich.

Eine Studie hierüber wäre wirklich mal sehr interessant. Über eine Reportage in einer Zeitung würde ich mich aber auch schon freuen. (siehe meinen letzten Beitrag)

Armut macht krank
http://derstandard.at/?url=/?id=3098999

Lieben Gruß,
manu
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Toskana gegen Depression

Beitrag von Chiron »

"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
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