Schlafentzug - Erfahrungen?

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Christine25
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Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Christine25 »

In den letzten Tagen habe ich etwas merkwürdiges beobachten können: je weniger ich Nachts geschlafen habe, desto besser ging es mir am Tag. Ich habe ein bisschen gegoogelt und gefunden, dass der Schlafentzug oder Wachtherapie eine mögliche Therapieform ist, die jedoch immer nur sehr kurzweilig Besserung verspricht.

Meine Frage wäre jetzt: Hat jemand damit Erfahrung? Habe gelesen, dass die Therapie in Kliniken angewendet wird, aber man könnte das ja auch einfach zuhause machen. Frage wäre halt bloß, wie man das am Besten macht, welcher Rythmus am besten ist. Einfach Wecker stellen und alle 3 Tage mal nur 5 oder 6 Stunden schlafen? Ob das was bringen könnte?

Vielleicht hat ja jemand etwas Interessantes zu berichten!

Grüße,
Chrissy
Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis. (Edgar Allan Poe)
Bikeralex
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Bikeralex »

Hallo bin der Alex
Ich hatte paar mal mit Schlafentzug zu kämpfen. Teils beruflich aber auch privat war dann ne woche Unterwegs war ne schlimme Zeit. In der Klinik bekam ich ein Medikament das ich nicht vertug konnte nix mehr Essen nahm fast 10 kg ab und war mit den Nerven fast am ende. Für mich ist das wichtigste ein geregelter Tages und Nachtrythmus. Ich betreibe momentan sehr viel Sport hab 2 Hunde da bin ich viel an der frischen Luft und das hilft mir ungemein. Bei mir war der beginnende Schlafentzug immer ein deutliches Zeichen das sich eine deprie anbahnte.
Ich hoffe es geht dir gut und wünsch dir viel Gesundheit.
Dein m-d Freund Alex aus Niederbayern.
Nehme zurzeit keine medis
P.A.B
Christine25
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Christine25 »

Hi Alex!

Danke für deinen Beitrag, allerdings meinte ich es ja irgendwie genau anders herum. Habe komischerweise nie wirklich Probleme mit dem Schlafen gehabt bisher. Nur denke ich im Moment, dass es mir besser geht, wenn ich wenig schlafe, also nicht ganz ausschlafe. Der Schlafentzug wird ja als Therapie gegen Depression eingesetzt ... bei dir, und so ist es wohl bei den meisten, hängt Schlaflosigkeit und Depression zusammen. Meinst du denn, die Schlafprobleme haben bei dir die Depression ausgelöst, oder sind sie ein Symptom der Depri?

Mich würde halt generell interessieren, was ihr meint, ob z.B. die Stoffwechselvorgänge des Gehirns, die den Wach-und Schlafrhythmus steuern, mit denen der Depression zusammen hängen können. Ist doch irgendwie interessant, dass es einem Morgens of schlechter geht, man viel Schlafen will, müde und erschöpft ist. Das muss doch irgendwie zusammen hängen ...

Alles Liebe,

Chrissy
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Elisa_K
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Elisa_K »

flocke
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von flocke »

Schlafentzug ist eine klasse Sache... ABER (!) bitte nur nach Rücksprache mit dem Arzt!

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
cool
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von cool »

Liebe Chrissy,

ich habe Erfahrungen mit therapeutischem Schlafentzug,
manche sagen auch Wachtherapie dazu.
Ich habe es in diesem thread
ausführlich beschrieben.
Falls Du magst kannst Du mal reinlesen.
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1219437358

Ich denke genau wie Du,
dass ein gestörter Schlaf- Wachrythmus depressiv machen kann ,
bzw. umgekehrt, dass Depressionen
den Schlaf-Wachrythmus stören.
Und ein Zusammenhang mit dem Gehirnstoffwechsel
besteht da sicher auch.

Nur wie das genau zusammenhängt,
weiss ich nicht.
Vielleicht ist auch die Medizin
noch nicht so weit, um das genau
erklären zu können. Ich denke,
dass sind einfach Erfahrungswerte.

Du hast geschrieben, dass es Dir
besser geht, wenn Du "weniger"
schläfst. Wieviele Stunden sind
das dann ?

Auch Gesunde sollen ja angeblich unterschiedliche
Schlafbedürfnisse haben.
Alles was so grob zwischen 5
und 10 Stunden liegt, soll noch
normal sein.
Wobei wohl 8 Stunden die
goldene Regel sein soll.

Stand zumindest in meiner
Frauenzeitschrift
..... 8 Stunden
wegen Falten und so .....

Viele Grüße Cool
Pfefferminza
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Registriert: 14. Jan 2009, 11:56

Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Pfefferminza »

Kommt "Schlafentzug" nicht in erster Linie bei bipolaren Störungen zum Einsatz???


die fragende pfefferminza
Christine25
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Christine25 »

Hallo ihr!

Vielen Dank für die Antworten. Wusste nicht, dass es schon mal einen Thread hier gab ... hätt' ich wohl vorher mal gucken sollen ... der Thread ist überaus interessant, Cool. Vielen Dank für den Hinweis.

Also, ich werde auf jeden Fall am Mittwoch, wenn ich einen Termin beim Arzt habe, noch mal nachfragen, was er davon hält. Ich könnte mir auch nicht vorstellen die ganze Nacht "durchzumachen", nur halt vielleicht mal ein bisschen weniger schlafen. Aber der Gedanke ist schon einwenig beängstigend, dass ein Schlafmangel auch so negative Auswirkungen haben kann.

Zu deiner Frage, Cool, wenn ich mir keinen Wecker stelle, würde ich wohl in den ewigen Dornröschenschlaf fallen, glaub ich! Da könnte ich mindestens 10 Stunden, wenn nicht noch mehr (mit Phasen des Grübelns und wieder Einschlafens) im Bett verbringen. Tja, für die Haut ist's wohl zumindest gut ...
Da ich in dieser Woche einen sehr genauen Plan darüber geführt habe, wann ich ins Bett und aufgestanden bin, ist mir aufgefallen, dass es mir an den Tagen, an denen ich 5 oder 6 Stunden geschlafen habe, am besten ging. Ich war motiviert, aktiv und hatte gute Laune. Ich war nicht so "benebelt" und langsam im Kopf, so schlapp und müde, wie an den Tagen, wo ich lange im Bett gelegen habe. Somit war "meine Theorie", dass diese Müdigkeit, die uns allen so zu schaffen macht vielleicht zusammenhängt mit dem langen Schlafen und dass das Gehirn nicht die richtigen Signale sendet zum "Aufwachen" und man wie in Trance (noch im Kopf schlafend) durch die Welt läuft. Wird der Schlaf abrupt nach einigen Stunden beendet, scheinen (zumindest bei mir) klarere "Aufstehen"-Signale da zu sein.

Ob meine Theorie für den Nobelpreis reicht, ist fraglich. Werde jedenfalls morgen früh hoffentlich motivierter sein aufzustehen, um herauszufinden, ob ich gut drauf bin nach 6 Stunden Schlaf.

Liebe Grüße,

Chrissy
Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis. (Edgar Allan Poe)
Christine25
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Christine25 »

Eines würde mich auch noch interessieren: Die, die diesen Schlafentzug oder Wachtherapie gemacht haben: Was haben die Ärzte euch gesagt WARUM das hilft? ... würde ne Erklärung haben wollen als Patient, was die Wachphase genau bewirkt ...

Gute Nacht,

Chrissy
Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis. (Edgar Allan Poe)
mondraute
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von mondraute »

Hallo liebe Chrissi,

es ist ja schon viel Kluges zu dem Thema Schlafentzug in diesem thread geschrieben worden.

Ich kann von mir aus bestätigen, dass sich meine depressive Symptomatik deutlich verbessert, wenn ich meinen Schlaf unterbrochen oder generell weniger geschlafen habe. Das ist nun schon oft passiert, dass das definitiv keine Einbildung sein kann.
Meine subjektive Meinung ist, dass durch den Schlaf mein Neurotransmitterhaushalt in Unordnung gerät. Wie könnte es denn sonst sein, dass ich abends wohlgemut ins Bett steige, am nächsten Morgen dann wieder das heulende Elend bin. Es muss etwas mit den Rhythmen zu tun haben, die bei mir aus dem Gleichgewicht sind.
Mich würde einmal interssieren, welche Form der Depression bei Dir diagnostiziert worden ist. Mein Psychiater geht bei mir davon aus, dass es sich um eine mehr endogene Depression handelt, und dabei die Stoffwechselstörung im Hirn überwiegt.

Interessant wäre auch, ob jemand, bei dem eine Dysthemie festgestellt worden ist, durch Schlafentzug Erleichterung gefunden hat.

Ich bin dankbar für jeden weiteren Austausch über dieses Thema.

Viele Grüße von Mona
rajo1
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von rajo1 »

Hallo an die hoffenden "Wachbleibenden",

während eines Klinikaufenthalts habe ich Schlafentzug verordnet bekommen.

Und zwar waren das 10/20 Nächte nach folgenden Rhythmus:

Erster Tag, Nachtschlaf von 22 Uhr bis 1 Uhr!, dann aufstehen und sich beschäftigen.
Danach durfte ich bis zum nächsten Abend nicht schlafen und auch nicht einnicken.

Zweite Nacht verlief dann ganz normal, d.h. von 22 Uhr bis 6 Uhr normale Nachtruhe.
Das Ganze also abwechselnd 10 mal.

Effekt:
Eine Stimmungsaufhellung spürte ich schon, tagsüber war ich nicht müde, hatte ja keine extreme Belastung.
Um 1 Uhr aus dem Bett zu kommen war schon problematischer, aber es klappte. Dann bis zum Frühstück Beschäftigung und Kaffee.

Bitte nicht nachmachen, sondern nur nach ärztlicher Beratung und unter ärztlicher Betreuung versuchen.

rajo
Christine25
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Christine25 »

Liebe Mona,

ganz herzlichen Dank für deinen Beitrag! Du glaubst nicht wie froh ich bin, dass es doch noch andere gibt, die das gleiche bemerkt haben und interessiert am Phänomen sind. Genau wie du sagst, empfinde ich es auch. Ich gehe mit fast schon guter Laune ins Bett und wache geräderter, müder und antriebsloser wieder auf!

Meine Beobachtungen haben mich zur Überlegung gebracht, mir wieder einen ganz geregelten Schlaf-Wachrhythmus anzugewöhnen. Durch die letzten 5 Jahre Uni ist der natürliche Rhythmus total gestört, glaube ich. Nun versuche ich jeden Morgen um 6 Uhr aufzustehen, aber Abends erst ins Bett zu gehen, wenn ich wirklich müde bin. So will ich heraus bekommen, wie viele Stunden Schlaf ich tatsächlich brauche. Hatte mich immer an die goldene Regel von 8 Stunden versucht zu halten, bin aber tatsächlich schon immer schlecht aus dem Bett gekommen. Mal schauen, was die innere Uhr mir zu sagen hat ...

Zu meiner Diagnose kann ich derzeit nicht viel sagen. Es ist zuerstmal eine schwere depressive Episode festgestellt worden. Da Depressionen bei mir in der Familie liegen, ist anzunehmen, dass sie "vererbt" ist. Ausgelöst wurde sie durch Prüfungs- bzw. Versagensänste. Aber mit diesem Thema habe ich mich noch nicht tiefergehend beschäftigt.

Ich würde mich auch über einen weiteren Austausch zuma Thema freuen. Befinde mich zur Zeit sozusagen im Selbstversuch (also kein Schlafentzug, sondern nur jeden Morgen um 6 aufstehen - das kann ja nicht schädlich sein) und bin gespannt, zu welchen Ergebnissen ich komme. Die letzten zwei Tage (die ich früh aufgestnden bin hatte ich jedenfalls keine depressiven Symptome! *freu*

Liebe Grüße,

Chrissy
Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis. (Edgar Allan Poe)
Christine25
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Christine25 »

Zu Rajo,

du schreibst, du warst Tagsüber nicht müde, weil du keine extreme Belastung hattest. Obwohl ich die letzten Tage Nachts wenig geschlafen habe, bin ich auch nicht müder als vorher - im gegenteil eher fitter - obwohl ich z.B. gestern kellnern war (=Belastung). Könnte es nicht auch sein, dass das Gefühl von "nicht müde" eher mit der Stimmungsaufhellung zu tun hat?

lg, Chrissy
Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis. (Edgar Allan Poe)
mondraute
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von mondraute »

Hallo Chrissi,

ich bin es noch einmal. Freu, dass es Dir gut geht mit Deinem Selbstversuch. Endlich bin ich mal auf jemanden gestoßen, der ähnliche Erfahrungen mit dieser veränderten "Schlaferei " gemacht hat.

Ich habe eben bei mir auch die Erfahrung gemacht, dass ich morgens nicht länger wie bis um 6.00 Uhr schlafen sollte, egal wann ich abends ins Bett gehe. Dabei muüßte ich ja nun früh nicht mehr raus. Aber lieber ab 6.00 Uhr auf den Beinen als dauerdepressiv.

Ich habe im Rahmen meiner Depression auch tagsüber Rhythmusstörungen. Beispielsweise ist immer so eine Wende am nachmittag gegen 16.00 Uhr. Entweder es wird dann besser oder es gibt eine Verschlechterung.Kennst Du das auch?

Ich wünsche Dir weiterhin Erfolg in der Depressionsbekämpfung und natürlich auch bei Deinem Studium.

Liebe Grüße von Mona
kartoffelsalat
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Chrissy

ich bin ganz fest davon überzeugt, dass ein geregelter Rhythmus hilfreich ist. Wenn ich das hinbekomme geht es mir auf jedenfall besser. Ich stehe auch immer um sechs Uhr auf. Manchmal wird es auch halb sieben.

Das Problem, das ich momentan habe ist das ich seit einem halben Jahr nicht mehr durchschlafe und seit einigen Wochen nachts fast nur noch wach bin. Egal wann ich ins Bett gehe. Spätestens um 3 ist die Nacht vorbei. Das hat mich ungenießbar und schwach und nervös gemacht und seit ich einen Krankenschein habe lege ich mich nun tagsüber nochmal hin. TEUFELSKREIS?

naja, besser wird es alles nicht. Jetzt überlege ich, ob ich es mal eine Weile mit Schlaftabletten versuche, um mich durch diese wieder dem natürlichen Rhythmus anzunähern. Klingt schräg, oder?

Soviel zu mir.
Hast du da vielleicht ne Meinung zu?

Liebe Grüße,
Kartoffelsalat
tomroerich
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Schlafwandler,

als ich vor Jahren in der Klinik war, wurde ich dort ausschließlich mit Schlafentzug behandelt. Dabei ging man so vor, dass man mich "zwang", meinen Schlafrythmus unregelmäßig zu gestalten. D.h. Schlaf- und Wachphasen wurden täglich um 2 Stunden verschoben, nachdem ich in der ersten Nacht erstmal garnicht schlafen durfte. Der Erfolg war echt durchschlagend - innerhalb 5 von Tagen war ich völlig aus der Depression raus - ohne Antidepressiva. Nach der Klinikentlassung machte ich damals gleich eine Reise in die USA, was eine weitere Unregelmäßigkeit im Rythmus bedeutete und es ging mir prächtig. Nach der Rückkehr allerdings wurde ich schwer rückfällig und musste doch AD nehmen.

Das Ganze ist 14 jahre her und ich war nun fast 10 Jahre lang symptomfrei, so dass ich im Februar letzten Jahres begann, mein Medikament auszuschleichen. Das ging problemlos bis in die Weihnachtszeit. Naturgemäß schläft man halt ein bisschen länger und ich merkte eine Veränderung im Befinden. Dann flog ich am 30.12. in die USA und verzögerte so den Schlaf um 6 Stunden. Was heißt Schlaf? Kaum hatte ich mich hingelegt, begann der Horror. Kribbeln am ganzen Körper, immer wieder schreckte ich auf - an Schlaf war nicht zu denken. Innerhalb 24 Stunden war ich voll in der Depression, die zwar für 2 Tage wieder verschwand, aber dann eben doch wieder auftauchte und bis jetzt anhält.

Natürlich habe ich meine Medi sofort wieder hochdosiert, aber aufhalten konnte es die Entwicklung deshalb noch nicht, nur abmildern.

Frühere Erfahrungen zeigen, dass Schlafverschiebung sowohl positiv als auch negativ sein können - das war bei mir nie vorhersehbar. Sicher scheint mir nur zu sein, dass der Schlaf eine Rolle spielt. Im Moment erlebe ich sehr ausgeprägte Erholung am Abend, weiß aber zu 100%, dass am nächsten Morgen wieder Horror angesagt ist.

Die Symptomatik ist aber gegenüber früheren Phasen extrem körperbetont. Elende Übelkeit, Schwäche, gehemmte Motorik, Abwesenheitsgefühle, Schlafstörungen. Ich erlebe es zu praktisch 100% als körperliche Störung, die allerdings massiv.

Liebe Grüße

Thomas
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kartoffelsalat
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Thomas,

das finde ich ja superspannend, was du da beschreibst.
Ich habe auch stark körperliche Symptome:
Entlastungszucken, Schwindel, Übelkeit, Zittern, Depersonalisationsgefühle.

Ich frage mich, ob man so einen Schlafentzug wie du ihn in der Klink erfahren hast auch eigenständig zu Hause durchführen könnte. Vielleicht nach Absprache mit dem Arzt.

Hast du dazu eine Meinung?

Grüße Kartoffelsalat
tomroerich
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von tomroerich »

Liebe Kartoffelsalat,

es wird darauf ankommen, ob du eine Begleitperson dafür hast. Im klinischen Umfeld ist es leicht, die Schlaflosigkeit tatsächlich zu überwachen. Mir gab man ein Gerät ums Handgelenk, dass feststellen konnte, ob ich einnickte oder nicht. Zusätzlich war da Personal, das darauf achtete, dass ich munter blieb. Solche Bedingungen im Alltag zu schaffen, ist nicht leicht. Man erklärte mir, dass bereits ein Kurzzeitschlaf den Effekt zerstören könnte - das bedeutet ein hohes Maß an Überwachung. Entweder muss das in einem klinsichen Umfeld geleistet werden oder in einer ähnlich gearteten Gemeinschaft. Ich glaube, da liegt das Problem dieser Behandlungsmethode. Wenn man Freunde oder Partner dafür gewinnen kann, das mit einem zu machen, sehe ich eine gute Chance, die Depression zu unterbrechen um z.B. einem AD zur Wirksamkeit zu verhelfen.

Liebe Grüße,

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Thomas, (Hallo Chrissy, hallo ihr anderen)

Wahrscheinlich hast du recht. Ich kann mir zwar vorstellen, vieleicht die Disziplin für den Versuch aufzubringen, da die Motivation (es "könnte" sich maßgelblich etwas verändern) sehr hoch it, da ich aber tagsüber viel alleine bin, wird es wahrscheinlcih schwer das durchzuziehen.

Ich muss da nochmal drüber nachdenken, vielleicht beratschlage ich das mal mit meinem Arzt.

Was mich noch interessiert, ist ob man wohl dann wenn man schlafen DARF auch schlafen KANN. Das ist nämlich mein größtes Problem. Wird das dann irgendwie unterstützt?

Also, bin weiter neugierig
Kartoffelsalat
tomroerich
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Kartoffelsalat,

ja, es kommt natürlich auch darauf an, dass du dann wirklich schläfst. Wenn du, sagen wir mal, die heutige Nacht aufbleibst und erst morgen z.B. um 20 Uhr zu Bett gehst, solltest du einigermaßen müde sein Wenn nicht, nimmst du eine Schlaftablette und stehst nach 8 Stunden wieder auf, also um 4 Uhr. Dann gehst du zu deiner gewohnten Zeit ins Bett. Das sollte dann für ein paar Tage eine deutliche Besserung deines Zustandes bewirken. Die Methode funktioniert häufig sehr gut (besonders bei tendenziell biologisch verursachten Depris), nur leider nur für ein paar Tage - danach wird das Geschehen im Stoffwechsel wieder zyklisch und schießt sich auf den Schlafrythmus ein. Das ist der Grund, warum man bei mir damals versuchte, eine tägliche Verschiebung um 2 Stunden einzubauen, damit der Rythmus unregelmäßig bleibt. Das Ganze war damals ein Forschungsprogramm, in das ich zufällig hineingeriet.

Du ahnst schon - das Ganze ist ziemlich anstrengend. Wenn du eine volle Nacht aufbleiben sollst, brauchst du gute Videos und jemanden, der bei dir ist und dich ständig beobachtet. Erkundige dich nach Tageskliniken, die so etwas anbieten, das gibt es. Wenn es dir sehr schlecht geht, kann so eine Erholpause viel Mut machen und dir beweisen, dass es anders werden wird. Außerdem kann es dich auf ein Niveau heben, auf dem ein AD besser greifen kann.

Viel Erfolg!

Thomas
Betroffene für Betroffene

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kartoffelsalat
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von kartoffelsalat »

Hi Thomas,

danke für deine Antwort. Ich habe jetzt noch 4 Wochen einen Krankenschein. Zuhause.

Da ich eh manchmal nicht schlafe und an anderen Tagen kaum, sollte ich das hinkriegen. Einen Versuch ist es wert. Ich werde mal sehen, wo ich den bestmöglichen Rhythmus erfahre.

Nehme derzeit nur hochdosiertes Johanniskraut und zum Schlafen Baldrian. Das Baldrian bringt nicht wirklich was. Bin aber ein absoluter Medikamentenschisser.

Versuche mir mal einen guten Plan zu basteln.
Falls du noch einen Tipp hast immer her damit.

Viele Grüße Kartoffelsalat
cool
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von cool »

Hallo !

Wie oben schon mehrfach geschrieben wurde,
sollte man den therapeutischen Schlafentzug
mit dem behandelnden Arzt absprechen.
Dann empfehle ich auch,
den therapeutischen Schlafentzug unter
professioneller Aufsicht zu lernen.
(Während eines stationären/teilstationären
Klinikaufenthalts z.B.)
Man kann auch in Kliniken anfragen,
ob man als ambulanter Patient
teilnehmen kann.

Hier einige Durchhalte-Tips,
insbesondere für Alleinlebende,
die es zuhause machen :

Man sollte sich auf die durchzumachende
Nacht vorbereiten, indem man sich Dinge
überlegt und zurechtlegt, mit denen man
sich nachts beschäftigen kann.
Das können schöne Dinge sein.
Buch lesen,private Briefe schreiben,
Kreuzworträtsel machen,
im Internet surfen, Malen,.....)

Man kann aber z.B. auch bügeln ;
Küchenschränke ausräumen,auswischen
und wieder einräumen ;
Ablage machen ;
Knöpfe annähen;
Drucker reparieren,......

Frische Luft tut ganz gut,
um wach zu bleiben.
Darum nicht vergessen,
ab und zu zu lüften,
sich auf den Balkon stellen,
oder falls vorhanden,
eine kleine Runde im Garten drehen.

Am nächsten Tag wach zu bleiben
ist auch ganz wichtig
und manchmal schwierig.
Hier ist es auch gut,
den Tag zu planen und mit Beschäftigung
zu füllen.
Ganz gut ist, wenn jemand ein bißchen
auf einen aufpasst,
damit man nicht wegnickt,
dann war nämlich die ganze Sache
für die Katz.
Am Tag ist es evtl. auch einfacher
so Jemanden zu finden.
Z.B. kommt jemand zum Frühstück,
zum Nachmittagskaffee
oder am Abend vorbei,
oder man unternimmt etwas zusammen.

Jemanden zu finden,
der die Nacht mit einem durchmacht,
ist nicht ganz so einfach.
Ich habe mich aber auch schon
mit erfahrenen Schlafentzüglern,
die auch gerade in einer Phase steckten,
verabredet.
Man wird da mit der Zeit erfinderisch
und setzt sich zum Beispiel am frühen
Morgen (sowieso eine schwierige Zeit)
in den ersten Bus/S-Bahn/U-Bahn und fährt
eine große Runde.

Wenn ich alleine die Nacht durchmache,
statte ich auch meiner
24-Stunden geöffneten Tankstelle
um die Ecke einen Besuch ab.
Ich tanke dort regelmäßig und
hole mir täglich meine Zigarretten*schäm*.
Das heißt, ich kenne das Personal
und das Personal kennt mich.
Ich sage dann immer :
"Ich kann nicht schlafen.
Kann es sein das wir Vollmond haben ?" Plaudere dann ein bißchen,
kaufe meine Zigarretten und evtl.
die druckfrische Zeitung von morgen,..
und schon habe ich wieder ein knappes
Stündchen hinter mir, mit einem kleinen
Spaziergang und etwas frischer Luft.

Viele Grüße Cool

P.S.: Lieber Thomas !
Ich habe gerade gelesen, dass es Dir zur
Zeit nicht gut geht.
Es tut mir leid für Dich,
dass es Dich wieder erwischt hat.
Wie schön wäre es,
das leidige Thema irgendwann mal
endgültig hinter sich zu lassen.
Wird schon wieder ,
ist immer wieder gut geworden!
Liebe Grüße Cool

P.S./P.S : Lieber Thomas,
evtl. wäre dieses neue Medikament eine
Option für Dich/mich. Evtl. kommt es im
Frühjahr/Sommer 2009 auf den Markt.
Neuer Wirkmechanismus ;
siehe meine links.
Grüße Cool
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1232551616
kartoffelsalat
Beiträge: 464
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Cool, vielen Dank für die vielen Tipps!!!

Ich werde mich mit dem Arzt besprechen und es zuhause versuchen. Beschäftigungsmöglichkeiten hab ich genug!!!
Ich will halt wegen meines Kindes nicht in die Klinik. Krieg ich nicht in meinen Kopf.
Die Familierituale geben mir gerade die meiste Stabilität, auch wenn sie mir schwerfallen.

Also Danke sagt Kartoffelsalat
cool
Beiträge: 2797
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von cool »

Lieber Kartoffelsalat,

ich habe meinen Beitrag überarbeitet und die Neufassung zeitgleich mit Dir abgeschickt.
Schau mal unten. Da steht ein Hinweis auf ein neues Medikament. Kannst ja mal deinen Doc danach fragen.

Liebe Grüße Cool
Christine25
Beiträge: 39
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Re: Schlafentzug - Erfahrungen?

Beitrag von Christine25 »

Hallo ihr Lieben,

das ist ein wirklich sehr interessantes Thema geworden! Thomas, besonders deine Beiträge fand ich sehr interessant, da sie mir geholfen haben zu verstehen, warum Schlafentzug funktioniert. Schade ist wirklich, dass es nur eine so kurzfristige Wirkung hat. Doch ich finde genau wie du, dass eine kurze Phase der Erholung gut tun kann und einem zeigt, wie sehr diese Krankheit doch auch eine des Körpers ist. Man erkennt plötzlich, dass nicht die Welt oder man selbst verrückt geworden ist, sondern eigentlich nur ein Botenstoffaustausch im Hirn. Dass natürlich hinter diesem körperlichen Symptom wiederrum eine "Geschichte" steckt und man an sich arbeiten muss, um langfristig umzudenken, ist klar. Aber so hat man überhaupt mal wieder die Kraft und den Mut, daran zu glauben, dass das Leben mal anders war und auch wieder so werden kann. Normal eben ...

Mona, ich freue mich auch auf "Gleichgesinnte" getroffen zu sein! Und, wie sollte es auch anders sein, ja 16/17 Uhr ist auch bei mir die magische Grenze. Früher (bevor ich den Fernseher verbannt hatte) bin ich regelmäßig genau dann davor (bis nachts) "versackt". An schlechten Tagen blühe ich um die Zeit dann plötzlich wieder auf ... woran kann das liegen? Ich weiß es nicht. Ich hatte bisher keinen geregelten Tagesrhythmus ... vielleicht so etwas wie die "Ur-genetische-innere-Uhr". Finde es auch interessant, dass viele gerade um 6 aufstehen. Mein "Experiment" hat auf jeden Fall seine Schattenseite gezeigt heute. Bin plötzlich so müde geworden, dass ich in der Uni (während der Vorlesung) eingenickt bin - der leichte Schlafmangel der letzten Tage hat sich gezeigt. *schäm* ... naja, war auch langweilig, die Vorlesung

Kartoffelsalat, von Schlafproblemen bin ich ja Gott sei Dank nicht geplagt, kann jedoch deine Verzweiflung verstehen. Das mit dem Schlafentzug ist vielleicht ne Idee ... von den Schlaftabletten halte ich jedoch garnichts. Du sagst, du bist ein Schisser was Medikamente angeht. Ich auch. Aber dann solltest du vor Schlaftabletten die meiste Angst haben, weil die es sind, die abhängig machen können. Antidepressiva hingegen, die den Kern des Problems angehen (das Gehirn)und dort Abhilfe schaffen, machen nicht abhängig - sie wirken nicht direkt. (Das ist zumindest das, was mir gesagt wurde - berichtigt mich, falls ich falsch liege)

Alles Liebe,

Chrissy
Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis. (Edgar Allan Poe)
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