Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Antworten
Flipflop
Beiträge: 4
Registriert: 27. Dez 2008, 11:05

Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von Flipflop »

Hallo,

als gelegentlicher Besucher dieses Forums möchte ich einmal von meinen sehr positiven Erfahrungen mit Solvex und Trevilor berichten. Ich leide seit vielen Jahren an ca. jährlich wiederkehrenden schweren depressiven Episoden, die unbehandelt in der Regel 4-5 Monate andauern und mich sehr belasten (das ganze Programm: massive Selbstzweifel und Zukunftsängste, Gefühl völliger Wertlosigkeit und Leere, Antriebslosigkeit, starke soziophobe Tendenzen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten,…).

Nachdem ich zunächst nach jeder Episode hoffte, dass dies nun aber die letzte gewesen sei – war sie leider nicht – versuchte ich es mit einer Verhaltenstherapie, die mir nicht wirklich helfen konnte. Bei der nächsten Episode bin ich dann zu einem Neurologen gewandert, um es mit Antidepressiva zu versuchen. Nun begann das wohl typische Trial-and-Error-Spiel in dessen Verlauf ich diverse Mittel für jeweils 3-4 Wochen probierte (u.a. Citalopram, ein anderes SSRI und MAO-Hemmer), jeweils ohne jede Wirkung.

Erst Nummer vier oder fünf (Trevilor) brachte meine Stimmung nach vier Wochen Einnahme wieder etwas nach oben, aber doch noch nicht auf Normal Null. Die Hinzugabe eines vorher ohne Wirkung gebliebenen zweiten Mittels (Solvex) brachte dann aber den Durchbruch, sprich die völlige Auflösung meiner depressiven Stimmungen. Nebenwirkungen: etwas verminderte Libido (die Lust auf Sex entsteht jetzt eher aus der Situation als aus heiterem Himmel) und teilweise erschwerte Sexbedingungen (Errektion manchmal zu früh wieder weg, meist aber geht’s ganz normal…) leichte Schlafstörungen (wache nachts öfters 2-3 mal auf, schlaf dann aber gleich wieder ein), - das wars, kann ich absolut mit Leben, eigentlich kaum der Rede Wert. Hatte in den ersten Wochen noch einige Nebenwirkungen, die sich dann völlig auflösten (Appetitlosigkeit, stärkeres Schwitzen, z.B. beim Sport und nachts, manchmal leichte bis mittlere Hodenschmerzen).

Neben den Medikamenten habe ich regelmäßige Gespräche mit einer Verhaltenstherapeutin (Nr. 2), die sehr angenehm und durchaus auch hilfreich sind, weniger allerdings für die unmittelbare depressive Symptomatik (wenn ich da drin bin, bin ich soweit von mir weg, dass mich auch ein Therapeut kaum erreicht) als um über einzelne Aspekte in meinem Leben zu sprechen, in denen ich nicht zufrieden mit mir bin.

Die Kombination Trevilor+Solvex (starte meist einschleichend mit 1x Trevilor 150 + 2x4 mg Solvex, reduziere nach ca. 3 Monaten schrittweise bis auf 1 x Trevilor 75, setze dann nach ca. weiteren 2 Monaten auch das Trevilor wieder ab) habe ich nun bereits das vierte Mal erfolgreich im Einsatz. Leider ist nach jeweils ca. 6 Monaten ohne Medikamente bislang die Depression jedes Mal wiedergekommen, das ist der Haken, darf diesen Zustand dann ca. 3-4 Wochen genießen, bis die Medikamente, die ich bei den ersten Syptomen wieder nehme, wirken.

Alles in allem bin ich extrem dankbar, Medikamente gefunden zu haben, die bei mir sehr gut wirken. Ich kann jeden Depressions-Patienten nur ermuntern, nicht die Geduld zu verlieren und verschiedene Mittel zu versuchen!

Mir ist es wichtig, in diesem Forum auf die Chancen, die Antidepressiva bieten, hinzuweisen. Mein Eindruck ist, dass in der Mehrzahl der Beiträge die negativen Aspekte und Frusterfahrungen einen zu großen Raum einnehmen. Wenn man sich hier durch die Beiträge klickt, kann man schon sehr ins Zweifeln kommen, ob Antidepressiva überhaupt wirken können. Das liegt sicherlich auch daran, dass Menschen, die dank Antidepressiva wieder fit sind, sich einfach nicht mehr mit dem Thema beschäftigen, ist ja dann erledigt. Ging mir bislang auch so – hab das Forum eigentlich immer nur in der depressiven Phase besucht - wenn es mir dann dank Medikamenten besser ging, hatte ich genug andere Dinge auf dem Zettel. Jetzt aber mal ein paar Minuten zurück zur Depression in der Hoffnung anderen Betroffenen Mut zu machen, auch Mut auf Medikamente zu setzen.

Wünsche allen die gerade unten sind, dass es bald wieder aufwärts geht!

Beste Grüße

Flipflop
SP2
Beiträge: 159
Registriert: 11. Sep 2008, 14:51

Re: Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von SP2 »

Hallo FlipFlop

Du ahnst ja gar nicht wie mich dein Beitrag motiviert!!!

Meine "schwere rezidivierende Depression" und ich haben auch ziemliche Rangeleien miteinander.

Trevilor hat mir anfangs gut geholfen, hat sich aber alleine im Alltag nicht bewährt. Es hält mich zwar psychisch stabil, reicht aber nicht, um die Depression zu vertreiben.

Deshalb gehe ich morgen erneut ind ie Klinik, um eine passendere und alltagstauglichere Medikation zu finden, evtl. auch mit einer Kombi aus Trevilor und ????.

Dein Beitrag hat mir in dieser schweren Zeit viel Mut gemacht. Man kann daran sehen, dass man nicht alleine ist, wenn die Medikation nicht ausreicht und man sich trotzdem seiner zuletzt erreichten Schritte und Erfolge sicher sein darf..
______________________________

"Der Gesunde hat tausend Wünsche. Der Kranke nur einen einzigen: ..wieder gesund zu werden."
Flipflop
Beiträge: 4
Registriert: 27. Dez 2008, 11:05

Re: Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von Flipflop »

Hallo Goldstück,

ich hoffe, dass Du die passende Mischung findest! Ich glaube, dass Trevilor bei dir wenigstens etwas anschlägt, ist ein sehr gutes Zeichen.

Wirklich verteufelt finde ich immer dieses wochenlange Gewarte, ob eine Wirkung eintritt. Inzwischen bezweifel ich auch, dass die Strategie vieler Ärzte, erst einmal mit einer eher niedrigen Dosis zu starten, wirklich so schlau ist. Sicherlich sind dann die Nebenwirkungen weniger ausgeprägt, allerdings kann ich mir vorstellen, dass dadurch in einigen Fällen Medikamente, die in niedriger Dosierung nach drei oder vier Wochen nicht wirken, aufgegeben werden ohne die individuelle Wirkdosis je erreicht zu haben. Ich hatte das vor zwei Jahren, dass meine Kombi in üblicher Dosierung nach 4 Wochen ohne Effekt blieb, mit höherer Dosis (die ich dann schrittweise wieder reduzieren konnte) dann aber doch voll durchschlug.

Ich würde jedenfalls aus heutiger Sicht eher dazu raten, rasch eine höhere Dosis zu wählen, um möglichst schnell zu erfahren, ob ein Mittel wirkt oder nicht. Zumindest in meinem Fall waren die Nebenwirkungen, auch bei höherer Dosierung, eher ein Witz im Vergleich zur depressiven Symptomatik.

Wünsche Dir alle gute und viel Erfolg für die neue Behandlung!

Gruß

Flipflop
gugger

Re: Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von gugger »

Hallo,

Interessanter Bericht, dazu habe ich eine Frage
Warum werden die Depris bei dir abgesetzt?
So wie mich mein Arzt informiert hat wird gerade Trevilor in einer Art Erhaltungstherapie zur Prophylaxe bei chronischen Depressionen eingesetzt.
Da mittlerweile die 37,5 mg Dosierung in der besser verträglichen Retardform zur Verfügung steht bietet sich das zusätzlich noch an.
Wer generell Vorurteile und Abneigung gegen Medikamente hat ist dann wohl besser bedient mit ausschleichen, absetzen und Intensivierung der nicht medikamentengebundenen Behandlungsformen wie Psychotherapie usw.

Gruß
Stefan
Flipflop
Beiträge: 4
Registriert: 27. Dez 2008, 11:05

Re: Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von Flipflop »

Hallo Stefan,

Absetzen bislang zum einen in der Hoffnung, dass die Depression nicht wiederkommt; kann ich aber wohl inzwischen als unwahrscheinlich betrachten. Zum anderen wg. der Nebenwirkungen (Sex-, Schlafstörungen). Da diese auch bei niedriger Dosierung (75 mg) nicht wirklich besser waren, will mein Neurologe als Prophylaxe im Frühjahr ein anderes Mittel verschreiben, das nicht aus der Gruppe SSRI/SSNRI stammt. Name weiß ich nicht mehr, wird wohl hauptsächlich zur prophylaktischen Behandlung der depressiven Phasen von Bipolaren Störungen eingesetzt, muss sehr langsam über mehrere Wochen eingeschlichen werden.

Hast Du (oder ein anderer Leser!) Erfahrungen mit Trevilor als prophylaktische Dauergabe? Interessieren würde mich die Wirksamkeit, aber natürlich auch die Nebenwirkungen.

Schönes neues Jahr wünscht

Flipflop
ger09
Beiträge: 17
Registriert: 21. Dez 2007, 13:21

Re: Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von ger09 »

Hallo FlipFlop,

die gleichen Nebenwirkungen habe ich auch. Was mir besonders zu schaffen macht sind die Schlafstörungen, manchmal schlafe ich nur 2-3h. Danach habe ich dann oft Kopfschmerzen und schlafe auch vereinzelt nach der Arbeit wärend der Heimfahrt im KFZ ein. Im Moment behelfe ich mir damit wenn ich im KFZ müde werde kurz anzuhalten und auszusteigen um frische Luft zu schnappen. Es wäre für mich von großem Interesse was dein Arzt Dir dagegen verschreibt. Ich nehme 2 x 75 mg Trevilor am Tag. Aber ich muß Dir recht geben ohne das AD wäre ich so schnell nicht mehr aus der schweren Depression herausgekommen. Das ist jetzt gut zwei Jahre her seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ich war ca 3 Monate stationär in Behandlung und wußte schon keinen Ausweg mehr. Erst durch die Einnahme von Trevilor ging es mir immer besser. Falls Du ein Mittel gegen die Schlafstörungen bekommst würde ich mich sehr darüber freuen, wenn Du es mir mitteilen würdest.
Flipflop
Beiträge: 4
Registriert: 27. Dez 2008, 11:05

Re: Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von Flipflop »

Hallo ger09,

ich nehme keine Medikamente dagegen, weil ich da kaum dran leide. Ich wache nachts zwar meist 2-4 mal auf, schlaf dann aber eigentlich immer gleich wieder ein. Kommt zwar manchmal vor, dass ich nachmittags etwas schläfrig bin (dann tuts n Kaffee) oder abends etwas früher müde bin als normal (leg mich dann halt ins Bett), beides aber wirklich nicht dramatisch.

Würds mal mit Sport versuchen, bevor du ins Bett gehst oder vielleicht ein Entspannungsverfahren lernen? Ich glaube mit Medikamenten kommt man bei Schlafstörungen nicht weiter.

Ich habe mal gelesen, dass es helfen kann, nicht gegen den Wachzustand anzukämpfen, wenn er denn da ist, sondern die wache Zeit sinnvoll zu nutzen, zu lesen oder ggf. einfach aufzustehen.

So oder so: Gute Nacht!

Gruß

Flipflop
gugger

Re: Tschüß Depression mit Solvex + Trevilor

Beitrag von gugger »

Hallo Flipflop,

das Trevilor als Rückfallprophylaxe nehme ich in dem Sinn schon. Aktuell sind das nun mal 3 x 150mg. Mein Arzt meinte der Sptitzenreiter bei ihm ist jemand mit 600mg, wobei diese Dosierungen eher die Ausnahmen sind.
Ein Artikel habe ich gelesen wo dies mit der Rückfallwahrscheinlichkeit dann auch untersucht wurde. Bei denen mit einer niedrigen Dosierung kam es gar nicht oder weniger zu Rüchfällen.
Ich denke es wird bald ein neues Mittel auf den Markt kommen, da das Patent und damit auch die Patentgebühr für den Erfinder von Trevilor Ende letzten Jahres abgelaufen ist.
Hast du auch ab und an ein heftiges ein Ziehen, besonders im rechten Hoden?
Dieses Symptom als nebenwirkung habe ich bereits einige male im i net gefunden.

Gruß
Stefan
Antworten