Zurückweisung von außen

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Raphael
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Zurückweisung von außen

Beitrag von Raphael »

Meine Familie versteht mich nicht, da habe ich es mir mit fast allen verscherzt. Eine Partnerin habe ich nicht, bleiben also nur Freunde. Es gibt einen richtig guten, der allerdings 500 km weit weg wohnt, vor einem Jahr seine Frau betrogen hat und jetzt selber durchdreht deswegen.
Dann gibt es da noch eine gute Freundin, eine ehemalige Arbeitskollegin, die ich sehr schätze. Nicht nur als Kollegin, sondern auch als Frau. Sie meinte letztens, ich könne immer zu ihr kommen, ich sei einer ihrer besten Freunde (obwohl wir uns erst seit 1½ Jahren kennen), und sie sei immer da für mich. Ich lehnte erst ab, wollte sie ganz aus meinem Leben streichen. Sie bat mich darum, sie nicht zu verstoßen und mich ihr zu öffnen. Das habe ich dann auch versucht mit dem deutlichen Satz: "Hilf mir". Sie kommt mir jetzt aber mit Zurückweisung, hat hier keine Zeit und dort keine Zeit, will da Weihnachten feiern und dort Silvester vorbereiten und "nächste Woche geht doch auch noch, oder?"

Es tut mir wahnsinnig weh, diesen erneuten rückschlag einzustecken. Da verläßt man sich auf jemanden, nimmt jemanden beim Wort und bittet wirklich um Hilfe, weil man am Boden ist, und dann ist alles andere doch wieder wichtiger.

Wie soll ich damit umgehen? "Darf" ich sauer sein? Oder muß ich ihr das verzeihen?
Cookie
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Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von Cookie »

Hallo Raphael,
du musst überhaupt nix! Wenn du sauer bist, dann bist du halt sauer. Aber ich glaube, du bist eher verletzt. Irgendwo auch verständlich, wenn sie gesagt hat, sie sei "immer für dich da". Ist aber keine gesunde Basis für eine Freundschaft.
Such dir einen Therapeuten für diese Rolle. Und hab Spaß mit deinen Freunden.
Viele Grüße
Luna
kaitain
Beiträge: 819
Registriert: 13. Jan 2007, 23:31

Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von kaitain »

Raphael
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Registriert: 23. Dez 2008, 00:42

Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von Raphael »

Hallo Ihr beiden,

danke für Euer Versständnis! Es beruhigt mich, zu wissen, daß andere diesen Schmerz nachvollziehen können, denn das zeigt mir, daß ich mir diesen Schmerz nicht einbilde und nicht überempfindlich bin.

Sehe ich das richtig: ich sollte ihr keinen Vollkorb geben? Kein "verschwinde aus meinem Leben, du hast mich angelogen"?
Ich fühle mich da in der Zwickmühle, denn einerseits will ich, daß sie weiß, wie weh sie mir mit diesen leeren Versprechungen tut, aber andererseits hat sie mir oft auch schon viel Verständnis entgegengebracht, und ich weiß, daß unser Verhältnis tiefgründiger ist als andere Bekanntschaften.

Aber ich fühle mich halt so belogen, so verhöhnt. Erst erzählt sie mir was von einer "wahren Freundschaft, die man nicht so einfach auf der Straße findet", und "welche Gedanken quälen dich denn? Ich werde mit Sicherheit zuhören, ich wäre so gerne für dich da", aber dann hat sie doch nie Zeit, weil alles andere ja sooo viel wichtiger ist.

Vielleicht ist meine Definition von "immer" eine andere, aber ich finde, wenn ich jemandem sage, daß ich "immer" für ihn Zeit habe, dann habe ich die auch. Wenn's auch nur eine Stunde nach Feierabend abends um 9 ist, aber wenn mir derjenige wirklich wichtig ist, dann nehme ich mir auch die Zeit. Und ich weiß echt nicht, wie ich mich ihr gegenüber jetzt verhalten soll, sie hat mir wirklich sehr weh getan, und wieder einmal versinke ich hier in Selbstmitleid, weil niemand da ist, der mir zuhört.
kaitain
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Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von kaitain »

Raphael
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Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von Raphael »

Dann muß ich das Risiko, sie zu verlieren, wohl eingehen. Obwohl mich das eine riesige Überwindung kosten wird.
kaitain
Beiträge: 819
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Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von kaitain »

Elisa_K
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Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von Elisa_K »

Raphael
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Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von Raphael »

Dann geht die Suche nach einem Therapeuten gleich doppelt los. Nein, das will ich mir ersparen. Fast jeder hier berichtet von langwierigen Wartereien, die teilweise ein Jahr lang dauern. Ich habe nicht die Kraft und nicht die Geduld, zweimal kurz hintereinander auf die Suche zu gehen. Selbst wenn ich hier (in der "alten" Gegend) einen geeigneten Therapeuten finden würde, heißt das nicht, daß ich in der neuen Gegend dann auch sofort wieder einen finde, mit dem ich kann. Nein, da beiße ich lieber die Zähne zusammen und gehe nur einmal auf die Suche.

Was meine Kollegin betrifft: erst sagt sie, ich könne immer zu mir kommen und fragt auch nach, was denn los sei, dann sage ich ihr, daß das viel zu viel für sie wäre und es das beste wäre, wenn sie mich einfach vergessen würde. Dann wirft sie mir vor, ich würde sie grundlos abschütteln wollen und versteht die Welt nicht mehr, dann sage ich ihr, daß ich das eigentlich auch gar nicht wollte und sie brauche, sie will dann wissen, wie sie mir helfen kann, und wenn's dann darum geht, hat sie nie Zeit.
Vielleicht überfordere ich sie tatsächlich, wie ich das schon befürchtet hatte. Ohne hier unseren Mail-Verkehr zitieren zu wollen, aber sie legt wohl nach wie vor viel Wert auf unsere Freundschaft und hat mir mehrfach ihre Hilfe angeboten. Ich erwarte nicht, daß sie ihre Termine nach mir richtet, und ich bedauere, daß meine Depression nicht in ihren Zeitplan paßt (in meinen übrigens auch nicht), aber es tut mir unendlich weh, wenn erst großartige Angebote kommen, und wenn ich dann drauf eingehen will und wirklich jemanden brauche, weil ich seit gestern wieder total instabil bin und nicht mehr kann, wenn dann irgendwas kommt von wegen "Nee, heute geht nicht, und morgen bin ich nach der Arbeit sofort bei XY, wir wollen nämlich Racelette machen und für Silvester vorbereiten". Was juckt mich Silvester? Das ist mir doch scheißegal, ob morgen Silvester ist oder nicht. Aber bitte, wenn dieses beschissene Silvester so viel wichtiger ist als einer der angeblich besten Freunde, dann will ich da kein Spielverderber sein.

Nur ich bin halt derjenige, dem es ohnehin schon mies geht und der sich durch sowas erst recht abgewiesen fühlt. Dann soll sie so konsequent sein und mir die Freundschaft aufkündigen. Aber nicht erst so, und dann doch so.
SisterGoldenHair
Beiträge: 1485
Registriert: 2. Aug 2007, 14:23

Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von SisterGoldenHair »

Lieber Raphael,

ich möchte mich auch mal kurz zu Wort melden, auch wenn Dir meine Vorstellung möglicherweise nicht gelegen kommt, aber Du kannst ja mal drüber nachdenken...

Ich glaube, ich bin ein paar Jährchen älter als Du, und ich kann Dir aus dem "reichen quälenden Schatz" meiner Erfahrungen "meine Meinung" sagen - so lange man glaubt, ein anderer Mensch könne wesentlich zur Lösung der eigenen Probleme beitragen, ist man auf dem Holzweg. Nur Du allein kannst Deine Probleme ergründen und versuchen zu lösen - klar, andere Menschen können einem dabei Hilfestellung geben, aber in der Tat sind andere Menschen u. U. mit dem "Anspruch", den man hat, überfordert.

Ich fürchte, ich habe den ein oder anderen vor Jahren auch sehr stark überfordert.................

Dieser Satz von Dir hat mich ein wenig stutzig gemacht:

"Dann gibt es da noch eine gute Freundin, eine ehemalige Arbeitskollegin, die ich sehr schätze. Nicht nur als Kollegin, sondern auch als Frau."

Nicht nur als Kollegin, sondern auch als Frau - für mich erscheint dies als etwas unklare Botschaft - und wenn die Botschaften nicht klar sind, führt das zu Verunsicherung - wenn ich jemand schätze als Kollegen oder Freund, und ihm das auch VERBAL so rüberbringe - andererseits interessiert er mich aber auch als Mann (und bringe ihm dies nicht rüber, sondern denke das nur so für mich...)wird sein Bauch bemerken, "daß da irgend etwas nicht stimmt"... und vielleicht, weil sie verunsichert ist, weicht sie aus - kann natürlich auch sein, daß sie was anderes vor hat, und das wäre ja auch nicht verwerflich - aber für mich ist da einiges nicht stimmig.

Ist es eine echte Freundschaft, und man bietet diese an, würde man i.d.R. auch dazu stehen. Ich weiß nicht was Du in der Frau siehst, aber wahrscheinlich nicht nur eine Kollegin und Freundin, denk ich. und da liegt m. E. das Problem zwischen Euch...

Es ist nicht immer dasselbe was ein Mund sagt und was die innere Stimme oder der Bauch sagen...

Ich bin auch der Meinung, Deine Probleme sollten zunächst einmal mit jemand vom Fach besprochen werden.

Ich wünsche Dir, daß Du Deinen Weg findest.

Liebe Grüße und ein besseres Neues Jahr
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
Schunky
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Registriert: 27. Dez 2008, 14:18

Re: Zurückweisung von außen

Beitrag von Schunky »

Hallo. Du darst ruhig sauer sein.Ich weiß, wie weh das tut. Mir geht es auch immer so.Ich versuche mir dann immer einzureden, diese sogenannten Freunde waren es eben nicht wert.
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