Es hört einfach nie auf

[no name]

Hallo zusammen,
muss jetzt einfach schreiben, nachdem es mir wieder mal sehr schlecht geht (ein Wunder, dass ich hier noch schreiben kann/will). Komme gerade vom Zaharzt wieder mit einer neuen Sache, wo ich doch erst vor kurzem sechs Wochen lang wegen einer nicht heilenden Wunde in Behandlung war.
Vor zwei Wochen hat man mir die Diagnose Vorstufe zum Hautkrebs mitgeteilt und eine Stelle sofort behandelt. Und dabei war ich nur wegen einem Allergietest dort.
Vor einigen Wochen dann ein gravierender Zwischenfall bei meinem Therapeuten, der mich total aus der Bahn geworfen hat, so dass ich sogar zur Krisenintervention in der Klinik war.
Ich könnte diese Liste noch um einige Punkte verlängern.
Ich habe das Gefühl, dass hört bei mir nie auf. Selbst meine Freunde signalisieren mir bereits, dass ich alles, was belasten könnte buchstäblich anziehe.
Ich kann allmählich nicht mehr. Bei mir ist das permanent wie eine ganz schmale Gradwanderung, bei der ich jederzeit abzustürzen drohe. Und ich habe Angst wieder abzustürzen, den Boden unter den Füßen zu verlieren und das alles nicht mehr wichtig ist, selbst meine Kinder nicht.
Habt ihr auch manchmal das Gefühl nicht hier her zu gehören.
Ja, dass klingt wirklich verrückt und ich habe Angst verrückt zu werden oder es schon zu sein.
Und dann noch dazu diese Jahreszeit, diese vielen dunklen Stunden von außen noch zusätzlich. Und dann denke ich immer, was mag wohl als nächstes kommen und das es nie aufhört.
So wie Otterchen in diesem Forum unter dem Titel "Hat Depression eine Funktion" geschrieben hat und wie weit sie bereits ist und das sie zwei Jahre intensiv an sich gearbeitet hat (weiß jetzt nicht mehr genau, wie sie es ausgedrückt hat). Natürlich ist es mein Wunsch aus der Depression heraus zu finden und es würde mir sicher helfen, wenn ich eine gewisse Zeit intensiv bei mir selbst sein könnte.
Aber das ist ja micht möglich, da dauernd etwas anderes dazu kommt, es hört einfach nie, nie auf.

[conny123]

Hallo No Name,

Ich versteh Dich soo gut!!!-Habe gestern ins Forum gestellt: "Ich versteh es einfach nicht!"
Ich bin ein Problem ... wegen der Depression-wegen meiner Persönlichkeit-wegen der Tatsache,dass ich dieses Leben nicht schaffe-jedefalls nicht so,dass ich glücklich bin .... Ich zieh auch immer das Unglück an ....

Was könnten wir den tun? - Wie könnten wir einander helfen? Das Verstehen des anderen ist die eine Sache.Aber konkrete Hilfe,wie könnte die aussehen...?
Diese Kopf-Hoch-Parole wirkt bei mir schon lang nicht mehr...
Ich komme immer mehr zu dem Schluß,daß ich nicht normal bin....das Leben hat aber nur platz für 'Normal funktionierende Menschen'

....

Liebe Grüsse conny

[no name]

Liebe Conny,
nach 2 Tavor bin ich wieder hier, aber es geht mir immer noch nicht viel besser.
Ja, es tut gut, wenn jemand wie mich so gut versteht.
Du hast völlig recht mit dieser Kopf-hoch-Parole, dass hilft auch mir nicht weiter. Und ja, es wäre schön, wenn wir uns gegenseitig helfen könnten, nur weiß ich gerade im Moment auch nicht wie.
Ich denke mit Schrecken gerade an den bevorstehenden Jahreswechsel. Freue mich zwar, dass mich Freunde eingeladen haben und musste ihnen auch ganz fest versprechen zu kommen. Ich weiß nur nicht wie ich das Ganze überstehen soll. Wieder wie schon so oft meine Maske "mir gehts gut" tragen. Nein, dass schaffe ich in meinem momentanen Zustand nicht, diese Kraft habe ich nicht. Ich habe Angst,ich könnte dort zusammenbrechen.
Und nicht hinzugehen, dass kann ich meinen Freunden nicht antun.
Oder doch vielleicht besser alleine zu Hause bleiben?
Hilfe, ich habe das Gefühl, überhaupt nicht klar denken zu können.
Lieben Gruß
no name

[conny123]

guten Morgen no name,

ein entsetzlicher Morgen...hatte riesen zoff mit meinem Partner ... jetzt Schweigen - tiefe Verletzungen - grenzenlose Traurigkeit und ungeachtet dessen nimmt der Tag einfach seinen Lauf....es ist so schlimm,dass ich finde die Zeit müßte doch jtzt einfach stehen bleiben,weil jetzt NICHTS mehr kommt.
Die Krankheit fordert weiter ihre Opfer von mir...jetzt muß meine Beziehung und Existenz daran glauben ... ich fühle nur Versteinerung...mal sehen wie weit ich es mit meinem Monster im Genick noch treibe ...am schlimmsten,dass ich mich nicht mal mehr wegen der Kinder zusammenreißen kann-nichts und niemand ist mir mehr wichtig....

Hoffe Dir geht es heute ein bißchen besser....
Wegen Silvester....geh hin,wenn Du es irgendwie auf die Reihe kriegst...Vielleicht hilft Dir die Vorstellung,dass zuhause nur 'Dein Monster'der einzige Gast auf der Party ist....ist doch Horror....Also misch Dich lieber unter Menschen...dann muß sich das Monster eher ein bißchen verstecken und ist nicht ganz so groß und übermächtig....

Sei lieb gegrüßt von

conny

[Lee]

Hi, Noname!

Dir scheint Murphy wirklich übel mitzuspielen. Vielleicht liegt eine Erklärung in der Depression: Sie schwächt dein Immunsystem - daher die ganzen gesundheitlichen Probleme.

Beim "Das wird nie wieder!" muss ich dir allerdings widersprechen: Du kannst nicht hellsehen. Du weißt nicht, ob es nie wieder wird.

Darf ich dir einen Vorschlag machen? Bitte, fühle dich dadurch nicht angegriffen oder nicht ernstgenommen. Ich weiß, wie man sich in einer Depression fühlt und dass man auf "gute Ratschläge" à la "Guck doch mal, wie schön die Sonne scheint!" getrost verzichten kann. Dennoch: Hast du es schon mit dem hiesigen "3 gute Dinge-Thread" versucht, d.h. mit der Übung, dich jeden Abend für 3 Dinge zu bedanken, die dir begegnet sind? Das könnte z.B. sein: "Gottseidank kein Krebs, sondern nur die Vorstufe. Man konnte mir sofort helfen. Welch ein Glück!" Oder: "Eine Einladung zu Silvester. Wie schön, dass ich Freunde habe, die an mich denken und einbeziehen." Oder: "Ein Glück, dass ich nicht im Mittelalter lebe, sondern dass es Zahnärzte mit modernen Maschinen und Schmerzmitteln gibt." Oder: "Klasse, dass es hierzulande Jahreszeiten gibt. In der Wüste ist das Klima bestimmt langweiliger." Diese Übung kam mir am Anfang vor wie blanker Hohn - aber sie hilft.

Viel Glück

Lee

[Wycombe1]

Freundschaft ist GEBEN und NEHMEN.

Wenn eine Freundin immer für einen da ist, muss man auch "einstecken" können, das es mal nicht geht. Man ist gern Freund, man gibt gern, man hört gern zu, aber man hat auch noch ein eigenes Leben.

Wenn deine Freundin nicht erkrankt ist, wird sie ein "normales" Leben haben, sprich Freunde, Familie, Arbeit usw. usf. Sie hat als Freundin das recht Nein zu sagen. Sie hat das recht Weihnachten zu feiern, Silvester zu feiern. Wenn sie dir abgesagt hat, ist das sicherlich schmerzlich, aber sie hat, wie oben geschrieben, auch ihr eigenes Leben und ihr recht darauf. Sie hat dich ja nicht "im Regen stehen lassen", sondern dich gefragt, ob es nächste Woche auch okay ist.

Ich fände es von dir jetzt echt gemein, wenn du deshalb eine Freundschaft wegschmeisst.... Dann solltest du dich fragen, was für dich der Sinn einer Freundschaft ist... Wenn sie nicht einmal absagen "darf" und du überlegst schon.....

Sei mir nicht böse über meine Worte, aber ich finde, du urteilst sehr hart und ungerecht.

[BeAk]

Liebe no name,

Du bist störungsbedingt nicht belastbar.
Du hast nicht mehr Probleme als gesunde psychisch Menschen, nur siehst Du Probleme, die andere Menschen nicht als Problem empfinden.


Z.B. Der Verdacht auf Dysplasien (Hautkrebsvorstufe).
Im einem solchen Fall wird der Hautfleck unter örtlicher Betäubung einfach herrausgeschnitten, es bleibt eine Naht von 1-2 cm länge.
Er wird eingeschickt und pathologisch untersucht. Nach einigen Tagen liegt das Ergebniss vor.
Ist es ein Muttermal ohne Veränderungen gewesen, oder sind Dysplasien vorhanden, ist doch alles in Ordnung. Mehr kann man doch garnicht verlangen, als die Bestätigung gesund zu sein.

Wurde Dir nur ein Fleck entfernt, bestand auch nur bei diesem einen Fleck jetzt ein Verdacht.
Der andere wird beobachtet, wie alle Muttermale.

[no name]

Hallo Wycombe1,
da scheinst du etwas falsch verstanden zu haben.
Trotzdem danke für die Reaktion
no name

[no name]

Liebe Conny,
wollte dir bereits gestern antworten, war aber zu viel unterwegs (unter anderem bei meinem Psychiater).

Das mit deinem Partner, dass tut mir so leid für dich. Aber bist du sicher, dass deshalb gleich die Beziehung beendet ist, oder wie sieht es denn heute aus, habt ihr euch vielleicht doch wieder ausgesprochen und versöhnt? Ich wünsche es dir jedenfalls von ganzem Herzen.

Was du mit Exitenz meinst ist mir leider nicht ganz klar, da kenne ich dich wahrscheinlich auch noch zu wenig.

Mir geht es wieder etwas besser, und es war gut, dass ich gestern bei meinem Arzt war.
Trotzdem sitze ich jetzt hier und weiß immer noch nicht, ob ich zu meinen Freunden fahren soll. Noch habe ich nicht abgesagt, aber ich habe es schon desöfteren geschafft, mich ganz kurzfristig zu entschuldigen. Und ich habe eben immer noch Angst vor dem Jahreswechsel.
Natürlich versuche ich mir zu sagen, dass es genauso sein wird wie an Weihnachten. Auch davor hatte ich riesen Bammel und am Ende war es wunderschön und gar nicht nötig, das ich so verunsichert war.

Ich hoffe Conny, du kannst ein schönes Silvester feiern und kommst wirklich gut ins neue Jahr!

Alles Liebe
no name

[no name]

Hallo Lee,
herzlichen Dank für deine Antwort.
Ich weiß natürlich, dass die Depression mich anfällig für andere Erkrankungen macht und ja, natürlich kann ich nicht hellsehen.
Aber außer der Erkrankungen war in den letzten Monaten noch vieles mehr, was immer wieder zu erheblichen Belastungen geführt hat, mit der Folge, dass ich mehr Rück- als Fortschritte machte, bzw. es mir eher noch schlechter ging.
Und "Das hört nie auf" ist das, was ich fühle und wie bereits erwähnt wird mir dies auch von außen signalisiert.

Ich danke dir für deine Tipps!
So lang es mir einigermaßen gut geht, bin ich auch offen für neues und will (kann) es gerne ausprobieren.

Danke
no name

[no name]

Hallo Bea,
natürlich sehen Menschen mit Depression Probleme, die andere vielleicht nicht sehen.
Rational weiß ich das nur zu gut, aber das Emotionale ist eben eine andere Ebene.
Und es geht nicht darum, dass ich Panik vor dem Hautkrebs habe, sondern eigentlich in erster Linie darum was ich fühle.
Es sind in den letzten Monaten einfach zu viele Dinge gewesen, die zudem auch noch so mächtig waren.
Und seit einiger Zeit habe ich eben dieses Gefühl, dass hört nie auf.
Wie kann ich aus der Depression rauskommeen, bzw. wie kann diese ausheilen, wenn ich dauernd durch andere Ereignisse so beansprucht bin und die Depression duch solche ständigen Belastungen immer nur noch mehr genährt wird?
Trotzdem Danke für deine Reaktion,
viele Grüße
no name

[BeAk]

Liebe Noname,

Du könntest Deine Situation verbessern, in dem Du durch eine spezielle Psychotherapien z.B. DBT lernst Deine Gefühle zu beeinflussen und/oder auszuhalten.

Das ganze hat möglicherweise weniger mit Deiner Depression zutun, als mit Deiner Persönlichkeit.

[no name]

Hallo Bea,
ja, da kannst du durchaus richtig liegen, da ich eine Doppeldiagnose habe.
Eine entsprechende Therapie, d. h. DBT habe ich bereits hinter mir.
Leider funktioniert die Anwendung dieser Therapie auch nur teilweise, obwohl ich durchaus motiviert und der Meinung bin, dass DBT das Mittel der Wahl ist.
Danke für deinen Tipp,
no name

[wonki80]

was ist denn DBT?

[no name]

Hallo Wonki,
DBT bedeutet Dialektisch-behaviorale Therapie und ist ein von der amerikanischen Professorin für Psychologie Marsha M. Linehan entwickeltes Therapiemodell und -konzept zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Es wurde auf der Basis der Verhaltenstherapie entwickelt und weist gute Erfolge bei o. a. Krankheitsbild auf.
Ich hoffe, diese Erklärung ist für dich ausreichend.
Viele Grüße
no name