Beziehungsunfähigkeit?

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Sisley!
Beiträge: 7
Registriert: 19. Dez 2008, 15:43

Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Sisley! »

Hallo an alle!

Ich suche eine Anlaufstelle für mich, um mich endlich von dem zu befreien, was mich seit Jahren sehr belastet. Ich hoffe, ihr könnt mir ein paar Tips geben, an wen ich mich wenden kann. Leider kenne ich mich auch nicht damit aus, ob die Krankenkasse für eine evtl. Therapie aufkommt. bzw. was ich überhaupt machen sollte.

Mein Problem ist, dass ich in jeder Beziehung, die ich in den letzten Jahren geführt habe, meinen Freund auf Abstand gehalten habe. Ich weiß nicht, warum ich das tue. Ich kann mich einfach nicht fallenlassen, denke ständig nach, kann nicht glücklich sein.
Ich kann meine Gefühle einfach nicht ausdrücken und habe große Probleme "ich liebe dich" zu sagen.
Mir wurde das in den letzten Jahren immer wieder vorgeworfen. Ich merke regelrecht, wie gefühlskalt ich manchmal bin, sitze mit verschränkten Armen neben meinem Freund auf dem Sofa und starre ins Leere, habe Sehnsucht und weiß nicht, wonach. Ich habe wochenlang von meinem jetzigen Freund geträumt, dann sind wir zusammengekommen und ich kann nicht glücklich sein, obwohl er der perfekte Mann für mich ist. Selbst nach dieser kurzen Zeit merkt er, wie ich ihn nicht an mich heranlasse. Ein guter Bekannter hat mal über mich gesagt, ich sei irgendwie "steril". Er hat mit dieser Bemerkung so ins Schwarze getroffen, dass ich seitdem den ganzen Tag nur noch darüber nachdenke, wie ich aus dieser Leere herauskomme. Ich will einfach normal sein, die ganze Palette an Gefühlen empfinden, mich fallenlassen können und glücklich sein.

Vielleicht hat ja jemand Ähnliches erlebt und weiß einen Rat. Vielen Dank im Voraus!

V.
BeAk

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von BeAk »

Liebe Sisley,

Was hältst Du von einer Psychotherapie? Vielleicht tiefenpsychologisch fundierte oder eine sehr gute Verhaltenstherapie.

Auch eine körperorientierte Psychotherapie könnte Dir helfen, zu Deinen Gefühlen zu finden.
Der Nachteil körperorientierter Psychotherapien ist, das man sie selber finanzieren muss.
Sisley!
Beiträge: 7
Registriert: 19. Dez 2008, 15:43

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Sisley! »

Das würde ich sofort machen, aber ich weiß gar nicht an wen ich mich da wenden muss, ob meine Krankenkasse die Kosten übernimmt, wie lange die Wartezeiten sind usw...
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Lioness »

Hallo Sisley,

die Krankenkasse übernimmt die von Bea zuerst genannten beiden Therapieformen - allerdings nur bei Vorliegen einer krankheitswertigen Störung. Eine "Beziehungsunfähigkeit" an sich wird da nicht wirklich zu gehören, fürchte ich. Aber so, wie Du Dein Innenleben schilderst, könnte diese Beziehungsunfähigkeit durchaus Symptom und Ausdruck einer psychischen Störung sein, wie z.B. einer Depression oder auch einem erlittenen Trauma.

Um an einen Therapieplatz zu kommen, musst Du Dich direkt an Psychotherapeuten wenden, dort anrufen und nach einem Termin für eine erste Sitzung fragen. Wie die Wartezeiten sind, ist regional unterschiedlich, aber auf einige Wochen bis Monate wirst Du Dich vermutlich einstellen müssen. Adressen findest Du in den gelben Seiten, über die kassenärztliche Vereinigung Deiner Region, auch im Internet, oder auf verschiedenen Internetportalen. Gib bei Google mal das Stichwort "Therapeutensuche" ein, da wirst Du schnell fündig.

Lass Dich ruhig auf die Wartelisten mehrerer Therapeuten setzen. Du kannst mehrere sogenannte probatorische Sitzungen in Anspruch nehmen, die von der Krankenkasse ohne wenn und aber gezahlt werden. Da kann man dann schon abklopfen, ob einem der Therapeut/ die Therapeutin überhaupt zusagt - und auch, ob Deine Problematik eine Aussicht auf eine genehmigte Therapie hat. Den Antrag darauf stellen Du und TherapeutIn gemeinsam bei der KK, das läuft dann von selber mitteles eines Gutachtens seitens des /der Thera ab.

Ich wünsche Dir alles Gute
Lioness



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Sisley!
Beiträge: 7
Registriert: 19. Dez 2008, 15:43

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Sisley! »

Hallo Lioness,

das hat mir schon sehr geholfen! Ich werde sofort am Montag anrufen und mich informieren.
Das Problem ist, dass ich in der Freien Heilfürsorge bin und mir bei meinem Arzt eine Überweisung zum Therapeuten holen müsste. Geht das auch anders? Rechnet der Therapeut vielleicht selbständig ohne diesen Behandlungsschein ab?
Ich habe auch Sorgen, dass mein Arbeitgeber bzw. die Freie Heilfürsorge sich querstellt oder Fragen stellt...
BeAk

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von BeAk »

Liebe Lisley,

Du kannst ohne Überweisungsschein einen Psychotherapeuten aufsuchen, musst dann lediglich 10,- € Praxisgebür bezahlen.

Wenn du dir einen Psychotherapeuten aus dem www oder dem Telefonbuch aussuchst, frage nach der Kassenzulassung, damit deine KK die Kosten übernimmt.
Oder lass dir gleich von deiner KK eine Psychotherapeutenliste zuschicken.
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Lioness »

Hallo Sisley,

oops, wie das bei der freien Heilfürsorge geregelt ist, weiß ich natürlich nicht. Meine Infos bezogen sich auf gesetzlich Krankenversicherte.

Nach dem, was man im Internet erfahren kann, übernimmt bei der Heilfürsorge ja der Dienstherr, also quasi der Arbeitgeber, die Kosten der Behandlungen. Ob da auch Psychotherapie dazugehört, müsstest Du erstmal eruieren. Ob Du, wie Bea (die ja anzunehmenderweise auch nur über das Procedere bei gesetzlich Versicherten Bescheid weiß) vorschlägt, ohne Überweisung zum Psychotherapeuten dackeln kannst, müsstest Du ebenfalls herausfinden.

Rechnet Dein Arbeitgeber / Dienstherr selbst diret mit den Behandlern ab? Dann ist Deine Sorge durchaus berechtigt! Ich würde mir ehrlich gesagt dreimal überlegen, ob es mir das Risko wert wäre. Der Personenkreis, der private Heilfürsorge in Anspruch nehmen kann, dürfte vom Tätigkeitsfeld her auch eine zumindest statistisch erhöhte Anfälligkeit für psychische Erkrankungen aufweisen. Da mag es unklug sein, sich dem Arbeitgeber gegenüber derart zu outen, selbst wenn die private Heilfürsorge die Kosten für eine Psychtherapie übernimmt.

Oder gibt es da eine zwischengeschaltete Stelle, die dem Arbeitgeber nicht weitergibt, welche Diagnosen hinter den Abrechnungen stecken - wie es ja eigentlich auch dem Datenschutz entspräche?

Gruß
Lioness



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BeAk

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von BeAk »

Liebe Sisley,

vielleicht ist es in Deinem Fall doch besser, die Psychotherapie aus eigener Kasse zu bezahlen.

Ich selber hatte auch ein Problem meine Gefühle war zu nehmen. Mittlerweile kann ich, nach über einem Jahr körperorientierter Psychotherapie, wenn ich bewusst in mir hineinhöre, meine Gefühle sehr wohl benennen.
Die Therapiemethode die mir dazu verholfen hat, ist die konzentrative Bewegungstherapie.
Meine KBTherapeutin habe ich in einem Familienbildungszentrum gefunden.

Hilfreich können für dich auch Schematherapie, eine spezielle form der Verhaltenstherapie
oder aber eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sein.

Hier ein Link zu dieser Therapiemethode.
http://www.thorwart-online.de/Seite_Leistungen.htm
steppenwolf1

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Sisley,

sich durch diesen Therapiedschungel durchzuwühlen ist nicht einfach ..

Mir hilft die tiefenpsychlogische Behandlung in Kombination mit Verhaltenstherapie. Leider gibt es das kombiniert so offiziell nicht ... oder doch ? ... kenn mich da auch nicht so aus ... es ist schwierig, da das Richtige zu finden oder ich sollte besser schreiben die/den Therapeuten/in zu finden, wo's passt, der mit einem arbeiten kann.

Ohne Dich weiter verwirren zu wollen ist es vllt. gut, sich über die verschiedensten Therapieformen zu informieren und dann vllt. gemeinsam mit einem "Fachmann" zu entscheiden.

Viele Grüße, s.wölfin
Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Ina80 »

Hallo Sisley,

das Problem, dass Du schilderst kenne ich auch von mir sehr gut. Deswegen sind bei mir leider schon mehrere Beziehungen gescheitert, die sehr schön hätten sein können. Aber ich konnte den jeweiligen Partner leider auch nie so ganz an mich heran lassen. Bei mir ist es wohl auch ein Symptom der Depression, das aber auch mit einem Trauma zu tun hat bzw. durch dieses Trauma entstanden ist. Zur Zeit arbeite ich mit meiner Therapeutin fleissig daran und hoffe, dass es sich jetzt bessert. Hatte noch nicht die Chance heraus zu bekommen, ob sich das geändert hat;-) Also, mach eine Therapie, das ist ein erster Schritt dahin, denke ich.

Viel Erfolg
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
Sisley!
Beiträge: 7
Registriert: 19. Dez 2008, 15:43

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Sisley! »

Hallo an alle!

Ich werde beim Therapeuten selbst mal nachfragen, wie er das abrechnet.
Die schlechteste Lösung ist sicher, es sein zu lassen, nur damit es niemand mitbekommt.
Ich hatte die letzten Tage ein kleines Erfolgserlebnis und hatte das Gefühl, endlich mal ein paar Gefühle zuzulassen. Dann fiel unser Gespräch auf ein Thema in seiner Vergangenheit und ich habe regelrecht gemerkt, wie sich in mir alle Türen geschlossen haben. Manchmal glaube ich, verrückt zu werden.
Werde nach den Feiertagen mal googlen und hoffen, dass ich schnell jemanden finde.
Danke erstmal für alles!
Sisley!
Beiträge: 7
Registriert: 19. Dez 2008, 15:43

Re: Beziehungsunfähigkeit?

Beitrag von Sisley! »

Hallo an alle!

Ich werde beim Therapeuten selbst mal nachfragen, wie er das abrechnet.
Die schlechteste Lösung ist sicher, es sein zu lassen, nur damit es niemand mitbekommt.
Ich hatte die letzten Tage ein kleines Erfolgserlebnis und hatte das Gefühl, endlich mal ein paar Gefühle zuzulassen. Dann fiel unser Gespräch auf ein Thema in seiner Vergangenheit und ich habe regelrecht gemerkt, wie sich in mir alle Türen geschlossen haben. Manchmal glaube ich, verrückt zu werden.
Werde nach den Feiertagen mal googlen und hoffen, dass ich schnell jemanden finde.
Danke erstmal für alles!
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