hat depression eine funktion ?

BeAk

Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von BeAk »

Liebes Otterchen,

ich finde das Dein letzter Beitrag hier kein anderes Thema ist, sondern besonders der letzte Absatz exakt den Kern trifft.
verymagicpower2002
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von verymagicpower2002 »

Hallo,

habe mal gelesen, eine Depression entsteht quasi zum Selbstschutz der Seele, bevor noch mehr auf einen einströmt, sagt die Seele "Stop", so geht es nicht weiter, etwas muß sich ändern, egal mit welcher Konsequenz - ist jetzt vielleicht etwas seltsam formuliert, kann ich mir aber gut vorstellen, deswegen vielleicht diese extreme Gefühllosigkeit, das Sitzen im Käfig, während das Leben außen vorbeirauscht. Die Psyche ist einfach nicht mehr in der Lage, an diesem Rauschen teilzunehmen, macht komplett dicht, alles prallt ab - .... - Ruhesehnsucht, Kraftlosigkeit etc.
vmp
ben1
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von ben1 »

Hallo Otterchen

ein Klassebeitrag!

Richtig und wichtig - schlechte Phasen gehörne zum Menschsein. Es gibt keine Verpflichtung, immer und allzeit glücklich zu sein (klingt in einem solchen Forum wie purer Hohn - ist aber ein gesellschaftliches, ungeschriebenes Gesetz - wenn Du a,b und c hast ("Mein Haus, mein Auto, meine Pferdepflegerin"), hast Du gefälligst glücklich zu sein). Diese Erwartung ans Leben ist unrealistisch - und das ist auch gut so.

Die Depression kann lehren, das Gegensätze zum Leben gehören, das es kein Hoch ohne Tief gibt, keine Entspannung ohne Anspannung usw. (der eine oder andere erkennt vielleicht das Ying/Yang-Prinzip). Diese Höhen und Tiefen nicht mehr zu haben, bedeutet "nicht mehr Leben". Das extreme ausballanciert werden müssen, ist klar, prinzipiell gehört dieses auf und ab aber dazu!

Ebenso wichtig und richtig: Was ich habe und nicht haben will, wird größer und mächtiger! Ich habe für mich erkannt, das ich nach wie vor Zeiten der Melancholie habe - die kommen einfach, ohne sichtbaren Auslöser - sie gehen aber auch wieder - und sie gehen umso schneller, je weniger ich mich dagegen wehre. Wenn ich solche Phasen auch als zum Menschsein gehörig betrachten kann, verlieren sie ihre Macht.

Ich stimme Dir, Luna, erstmal zu. Besser wäre es, keine Depression zu haben. Aus meiner Sicht aber fehlt Menschen, die diese Grenzerfahrung nicht gemacht haben, etwas ganz entscheidendes - die Erfahrung dessen, was Otterchen den "Kern" nennt.

Ich mach mal n Bild, weil das oft mehr sagt als tausend Worte

Stell Dir Dein Leben als Wippe vor - mal bist Du oben, mal unten, je nach dem, welches Gewicht auf der anderen Seite sitzt. Dein Kern ist die Achse der Wippe - egal ob oben oder unten, die Achse bleibt immer gleich.

Manche Menschen (die ohne Depression) halten die Wippe zwanghaft im Gleichgewicht - solange die Kraft reicht, scheint alles ok - der Zusammenbruch ist häufig eine Frage der Zeit ... Die andere Alternative dieser Menschen ist häufig ein starres Leben, ein Leben, das nur aus Verpflichtungen und Routinen besteht. Das ist aber kein lebenswertes Leben. Leben ist Wandel, ist Dynamik. Leben ist wippen!

Ein komisches Bild von

Ben
Cookie
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von Cookie »

Hallo Ben,
schönes Bild! Du meinst also, alle Leute ohne Depressionen sind zwanghaft? Auch nicht schlecht:)
Natürlich hast du recht, es gibt kein Licht ohne Schatten. Aber das Schlimme an der Depression ist ja, dass sie kein normaler, harmloser Schatten ist, sondern eine ölige, alles verschlingende, tiefschwärze Dunkelheit.
Ich kenne durchaus den Unterschied zwischen Trauer und Depression. Natürlich bin ich in meinem Leben auch mal traurig, enttäuscht oder sogar verzweifelt. Klar, das gehört dazu. Aber Depression ist doch was anderes.
Ich weiß ja nicht, was ihr für Depressionen habt, aber mit normaler Wipp- Funktion hat das bei mir nix zu tun. Bei mir tut sich da der Boden auf und eine Seite der Wippe verschwindet, während das andere ganz hoch in den Himmel katapultiert wird, wo ich es nicht mehr sehen kann.
Und darauf hab ich nunmal kein Bock. Ich will einfach in Frieden wippen.
Und wenn mein Kern die Achse ist....tja, dann müsste ich da wohl irgendwie eine Bremse einbauen. Und das tu ich. Mit Medis und Therapie.
Viele Grüße
Luna
ben1
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von ben1 »

Hallo Luna

na ja, alle Menschen ohne Depressione sind wahrscheinlich nicht zwanghaft - aber eine ganze Menge schon - schau Dich mal um

Was meiner Depression (im Nachhinein) mit der Wipp-Bewegung zu tun hatte, was, das ich vorher nur oben war und mir auch nur gestattete, oben zu sein. Perfekt sein war normal - und dann kommt der Absturz (wie Du auch richtig schreibst) wie der freie Fall ins Nichts, das hat mit Wippen nix zu tun.

Geholfen hat auch mir Therapie, die Auseinandersetzung mit meinen Zwängen und Ängsten - und dann hab ich das Wippen wieder neu gelernt.

Ben
Holgi
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von Holgi »

Hi otterchen

Danke für Deine Postings !

Sie treffen die Defenition - Umgang mit der Krankheit - absolut ins Schwarze.

Oder besser gesagt, das ist Depression !

Liebe Grüße

Holgi
--------------------------------------------
no name
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Registriert: 29. Okt 2008, 11:09

Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von no name »

Hallo zusammen,
jetzt muss ich auch noch schnell meinen Senf dazu geben.
Ob die Depression eine Funktion hat, das frage ich mich auch seit einiger Zeit. Auf der einen Seite denke ich ja, denn es gibt meines Erachtens tatsächlich Erkrankungen die ihre Funktion haben. Da denke ich z. B. an viele Viruserkrankungen o. ä. die uns unter Umständen - einmal überstanden - für ein Leben lang immun machen. Oder ich denke an Schmerzen im Zusammenhang mit den verschiedensten Erkrankungen, sie sind ein Warnsignal des Körpers bzw. oft die ersten Boten einer Krankheit (wichtig, da wir häufig nur so schnell genug auf eine Erkrankung aufmerksam werden).
Auf der anderen Seite denke ich nein, zumal ich auf diese Frage bisher keine für mich befriedigende Antwort gefunden habe. Ja, vielleicht will sie mich zwingen zum Stillstand zu kommen oder auch verschiedenste Dinge in meinem Leben zu verändern. Ich habe oft zu guten Freunden gesagt, dass ich mein "altes Leben" vor der Depression zurück haben möchte, vielleicht nicht in allen Details, aber mit dieser Kraft und Energie, mit diesem Elan und Humor. So weit bin ich inzwischen, dass ich zumindest rational weiß, dass ich dieses Leben in dieser Form nicht wieder zurück bekommen werde. Oft denke ich auch, dass mir die Depression vielleicht zeigen will, dass ich jetzt an einem Wendepunkt in meinem Leben stehe?! In einem der Beiträge hat jemand von euch geschrieben, dass es wichtig ist die Depression anzunehmen. Dem kann ich mich nur anschließen. Ich glaube, dass dies ein entscheidender Schritt nach vorne ist. Ja, rational ist mir vieles klar, aber emotional sieht es um einiges anders aus, da habe ich diesen Schritt des Annehmens immer noch nicht getan, bzw. kann es einfach nicht. Da bin ich ständig am Kämpfen gegen die Depression und habe oft das Gefühl, diesen Kampf nicht gewinnen zu können.
Viele Grüße
no name
herbi79
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von herbi79 »

hallo otterchen,

also Deine Gedanken finde ich gut; ich bin hier in meinem Heimatort im Bündnis gg Depression in der Selbsthilfegruppe (wie sich das anhört!) und wir haben uns diese Frage auch gestellt; auf Antworten wird beim nächsten Treffen gewartet. Die Depression als Anlass um etwas anders zu machen im Leben, etwas ändern, sicher dazu wäre die Depression sicher eine Chance, aber dazu braucht man Kraft und Mut, d.h. es geht nicht. Woher Kraft nehmen, wenn nichts mehr geht??? Heißt das: Chance (der Krankheit) vertan? lg herbi
herbi79
Beiträge: 3
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von herbi79 »

@ noname

das ist es ja, mit dem Verstand kann man sicher einiges hineindeuten, aber wie es in einem drin aussieht...
Ich möchte auch zu dem Gedankenspiel, ob es sich bei der Depression um eine Krankheit handelt oder nicht, (m)eine Gedanken hinzufügen: ich glaube, daß es sich um eine Krankheit handelt, weil es (zumindest bei mir) eine mehr oder weniger lange "Vorgeschichte" gibt. Krankheiten haben immer Vorgeschichten und wenn es nur die Infektion durch einen Mückenstich ist. Jahrelange Misshandlungen, Verlust des geliebten Berufes, Scheitern der Ehe und weiterer Partnerschaften, Verlust der Beziehung zu den Kindern und/oder ein depressiver Partner sind meine "Infektionen" aus denen heraus sich auch ganz konkrete körperliche Schmerzen (Bandscheibenprobleme) ergeben haben. Auch ich wünsche mir meine früheste Kindheit zurück, in der ich ein fröhliches Sonnenscheinchen gewesen sein soll. Aber wenn es gut gibt es vielleicht mal Fragmente davon zurück. Diese "Unheilbarkeit" an sich ist ja schon deprimierend... lg herbi
otterchen
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von otterchen »

Hallo Herbi,

Woher Kraft nehmen, wenn nichts mehr geht

Gute Frage... mit Hilfe der Therapie können aber Kräfte mobilisiert werden; es geht da um die sog. Ressourcen.
Als ich das letzte Mal in einem depressiven Loch war, habe ich es trotzdem geschafft, meinen Umzug ganz alleine durchzuziehen. Es geht vielleicht auch darum, dass man das, was einem so total die Kraft raubt, ausblendet, bis es in der Therapie bearbeitet werden kann, so dass man für ein wichtiges Vorhaben doch wieder etwas Kraft aufbringt und nach vorne schauen kann?

Ich kenne Leute, die haben NICHTS mehr getan, haben nur noch im Bett gelegen... da kann ich nicht mitreden, denn so ging es mir nie.

Aber Dir ging es ja darum, im Leben etwas zu verändern, und das sind oft schon ganz kleine Dinge, für die es keine große Kraftanstrengung (wie z.B. bei einem Umzug) braucht. Es geht um die Änderung der Denkweise; es geht um Achtsamkeit; es geht darum, gut mit sich selbst umzugehen.
Kraft braucht es dafür nicht, sondern Offenheit, Lernwillen, etwas Mut.
Zu erkennen: wenn ich denke "ich werde niemals geliebt werden", spüre ich direkt, wie tief traurig, mutlos und verzweifelt ich werde.
Wenn ich erkenne, wie mein eigenes Denken meine Gefühle massiv beeinflusst - warum soll ich dann noch solch einen Müll denken?



Jahrelange Misshandlungen, Verlust des geliebten Berufes, Scheitern der Ehe und weiterer Partnerschaften, Verlust der Beziehung zu den Kindern und/oder ein depressiver Partner sind meine "Infektionen"

Ja, mit sowas fängt es an. Und "unsereins" zerbricht daran.
Meine Therapeutin hat mal jemanden zitiert, ich glaube, es war Luise Reddemann (???):
"es ist niemals zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben".
Komischerweise ist das wirklich möglich in der Arbeit mit dem inneren Kind (ich staune selbst darüber)...
In der Therapie können wir lernen, das Geschehene zu akzeptieren.

Wie Du vielleicht gelesen hast, wurden auch meine "Grundsteine der Depression" in frühester Kindheit gelegt, und manchmal frustriert es mich, wieviele Jahre vergehen mussten, bevor ich die verkorkste Zeit aufholen konnte.
Aber so langsam dämmert es mir:
ich habe mich jahrelang auch prima hinter diesen "schlimmen Erlebnissen" verstecken können! "Ich kann das nicht - seht her, ich bin ja auch misshandelt worden."

Ich musste ganz schön schlucken, als mir das bewusst wurde, aber ich habe den Mut aufgebracht, es mir selbst einzugestehen; danach meiner Therapeutin, und nun hier...

Mittlerweile kann ich sogar ein wenig akzeptieren, was passiert ist. Ändern kann ich das Geschehene nicht. Aber "unsereins" verharrt gerne in der inneren Einstellung, dass uns Unrecht widerfahren ist; wir hätten was ganz anderes verdient. Ja, das stimmt! Aber es ändert nichts. Der einzige Mensch, der etwas an meinem Befinden ändern kann, bin ich selbst.

Mein derzeitiges Fazit aus allem, was mir passiert ist:
Es hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin - und das ist ein absolut positiver Kern. Den hat keiner kaputt machen können.
Im Gegenteil: all das, was mich niedermachen sollte, hat dazu beigetragen, dass ich heute umso positiver denke, fühle, handle.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
no name
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von no name »

Hallo Otterchen,
ich finde es richtig gut auf welch positiven Weg du dich befindest, so hab ich zumindest den Eindruck.
Ich bin ganz deiner Meinung, dass die Achtsamkeit ganz wichtig ist für das Verändern der Denkweise und trotzdem braucht es Kraft, gerade dann, wenn ich sowieso keine Kraft mehr spüre. Wenn ich einfach nur noch müde bin, so müde. Dann gelingt es mir nicht einmal offen zu sein, und schon gar nicht Mut zu haben.
Glückwunsch, wenn du das was passiert ist schon akzeptieren kannst, für mich ist das im Moment unmöglich. Mein Urvertrauen wurde derartig verletzt, dass mich das ganze unendlich aus der Bahn geworfen hat. Schließlich habe ich das Geschehene über mehr als 2 Jahrzehnte so gut verdrängt, dass es lange Zeiten gab, in denen das Geschehnis überhaupt nicht existiert hat. Und als die Erinnerungen wieder kamen, habe ich das Ganze dadurch entschuldigt, dass es ja schließlich nicht so schlimm war.
Wie gesagt, ich bewundere es wie weit du schon bist.
lg
no name
otterchen
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von otterchen »

Hallo NoName,

ich habe die letzten 2 Jahre eigentlich intensiv mit mir verbracht. Ich bin Single, und daher war mir das möglich, obwohl es oft vorkam, als würde sich nichts bewegen.

Aber ich hatte einen guten Kontakt zu meiner Therapeutin (die ich quasi als Dienstleister angesehen habe - nur deshalb konnte ich mich ihr gegenüber öffnen), sogar abseits der Therapiestunden per Email; dann natürlich das KND und die Kontakte, die sich hieraus ergeben, sowie einiges an Fachbüchern, die ich gelesen habe.

Ich habe also richtig viel Arbeit in mich investiert. Und ich wünsche es jedem Einzelnen hier, dass er/sie sich so ausgeglichen und innerlich ruhig und gelassen fühlt wie ich mich momentan.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Lee
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von Lee »

Hallo, zusammen!

Ich finde diese Erklärung einer möglichen Funktion einleuchtend:

www.cip-medien.com/html/depression.html (Kommt deinem Beitrag nahe oder, Flocke?)

Letztlich ist aber nicht beweisbar, ob die Depression eine Funktion hat oder nicht? Das Gehirn ist darauf trainiert, in allem einen Sinn zu suchen - und man findet daher auch immer einen, wenn man denn möchte.

Ob man sich sagt: "Irgendeinen Sinn wird es haben, denn schließlich wird man so lange mit demselben Problem konfrontiert, bis man es gelöst hat!", oder ob man der (wiederkehrenden) Depression jeglichen Sinn abspricht ("Mein Gehirnstoffwechsel funktioniert nicht ordnungsgemäß - oder die älteren, "primitiveren" Teile meines Hirns führen mich in die Irre. Hinter Haarausfall steckt auch kein Sinn!", ist in vielen Fällen eine Entscheidung: Finde ich eine Sinngebung hilfreich oder nicht? Glaube ich an Selbstwirksamkeit oder an Schicksal? Wäre es Zeit, in meinem Leben etwas zu verändern, oder lasse ich lieber alles beim Alten? Und dann macht man so, wie man meint - und zahlt den Preis.

Viele Grüße

Lee
niederländer

Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von niederländer »

Hallo Otterchen und alle Andern,

Ich finde deine Postings sehr gut : sie zeugen von gute Kenntnisse unsere Krankheit.
Frage bleibt: haben Depressionen einen Sinn oder eine Funktion (das ist was ganz anderes).
Ich glaube das sie sehr wohl eine Funktion haben, nähmlich der von Indikator. Beispiele genug denk ich.
Ich denke mann soll sich bewust werden das mann seine denkweise ändern kann oder wenigstens beeinflussen. Eine gezielte Therapie kann dazu eine Hilfe sein.


Ich bin auch wie du schon seit lange Zeit depressionsfrei und abstinent. Ja,abstinent, denn ich habe zwei Krankheiten. Aus der Depression hat sich eine Alkoholsucht entwickelt und damit hatte ich ein Zweites Problem. Der Alkohol hab ich als Selbstmedikation eingesetzt: schnell war ich abhängig.4Jahre ging das so. Letztendlich war ich mit diese Doppeldiagnose in eine Spezialklinik in unsere Stadt. Danach hab ich eine ambulante Verhaltenstherapie gehabt die mir sehr geholfen hat und noch immer helft.
Ohne Depression ist auch der Alkohol weit weg.Ich mache regelmäßig Sport und achte auf meine Nahrung.Viel Unterstützung und Verständnis (!) hab ich von meine jetzige Frau.
Das Ying und Yang Gefühl kommt wieder und manchmal wechseln sie sich.

Nichts geht aber ohne ständige Anstrengung und ich muss immer am Ball bleiben .

Ale einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel "Anstrengung" gewünscht.

LG,

Benny
niederländer

Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von niederländer »

mom
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von mom »

Hallo Forianer

Ich stelle mir die Depression gerade als eine Wunde vor. Erst ist sie ganz klein, unter der Wunde steht ein Glas. Bei jedem für uns schlimmen Erlebnis tropft etwas Blut in das Glas und die Wunde wird mit jedem Stück größer und schmerzt immer mehr.
Irgendwann ist das Glas voll und läuft über. Der Schmerz ist unerträglich geworden und unser Körper schreit nach Hilfe.
Er ruft: "Stopp, hört auf, ich kann/will das nicht länger ertragen".

Wir fangen an nachzudenken, ob es so weiter gehen soll, ob wir so weiter leben wollen. Wir merken, es geht nicht mehr.
Endlich holen wir Hilfe, in Form von einem Termin bei einem Psychiater, bei einem Therapeuten, in einer Klinik, bei Freunden, durch Medikamente, hier im Forum usw..

Anfangs leert sich das Glas mit den Blutstropfen nur sehr langsam und es kommen auch Tage, wo wieder ein paar Blutstropfen hinzukommen, aber tief im innern wissen wir, daß wir mit unseren Problemen und Sorgen nicht mehr alleine sind und wenn wir es zulassen, das Glas eines Tages mit viel Arbeit an uns fast leer sein wird. Das wir lernen können mit Enttäuschungen und Erlebnissen anders umzugehen, unsere persönlichen Grenzen zu erkennen. Ganz laut "STOP" sagen lernen.

Hoffe euch mit meiner Vision ein wenig Helfen zu können. Es ist natürlich mein persönliches Sinnbild einer Funktion, das sich niemand annehmen muß.

Liebe Grüße
Pretty w.


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Eine Kleinigkeit tröstet uns, weil eine Kleinigkeit uns betrübt.
0815
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von 0815 »

Hallo Helena,(dein Beitrag vom 15.12.2008/21:09)

Du hast ja Recht! Wenn wir ganz ehrlich sind, ist es eine Einbildungskrankheit... Wir flüchten in die Depression, um nix tun zu müssen... Wir schauen uns selbst dabei zu, immer weniger auf die Reihe zu kriegen... Weil das Chaos immer grösser wird, wissen wir auch nicht mehr wo wir anfangen sollen... So kommt der Teufelskreis zu stande... Wir bräuchten nur einfach mal an zu fangen... Dann kommen wieder blöde Grdanken in den Kopf, um besser nix zu machen... Wir wollen ja nix machen, bis jetzt gehts ja noch...

Ich habe jetzt von der Allgemeinheit, der depressiven Menschen gesprochen... Eigentlich meine ich mich selbst...

Vor 1,5 Jahren, nach 32 Jahren Ehe und davon 7 Jahre WG (ohne Intimitäten)haben meine Frau und ich uns getrennt...
Wir haben 2 selbsständige erwachsene Töchter...

Ich habe so weiter gelebt, als ob noch Jemand da wäre, der den Haushalt macht...

Ich lebe immer noch so, mache nur das aller notwendigste, um noch unter Menschen gehen zu können...
Ich habe ja (Gott sei Dank!) noch eine Arbeit...
Privat gehe ich nicht vor die Tür und pflege keine weiteren soziale Kontakte...

Einkaufen nur fürs Überleben und zu viel Süsszeug, Gebäckmischung und Schokolade...
Müssli und Obst...
Kein Mittagessen, nur ganz ganz selten... Oftmals Fertiggerichte...

Dann habe ich übers www eine verheiratete Frau kennengelernt, Sie hat sich Hals über Kopf in mich verliebt... Wollte Sie für mich gewinnen, meine gegenwärtige Situation, hält Sie wohl ab... Wir haben uns einige male getroffen...
BITTE keine Moralpredigten, die habe ich hier schon hinter mir!!
Diese Beziehung zieht mich auch noch runter, ich kann und will aber nicht Schluss machen... Sie wohnt 100 Km. von mir weg und ist deshalb nicht greifbar... Für nur Liebhaber tauge ich nicht, kostet zu viel Herzschmerz...
Das und noch Vieles mehr, schafft viele Gedanken und gibt immer wieder einen Grund nix zu machen... Einfach Resignieren und sich sagen: Bringt ja doch nix...
Ich war im Leben nie alleine und der Haushalt wurde weitgehend gemacht...
Jetzt ist Niemand mehr da und ich will es immer noch nicht wahrhaben... Flüchte mich in meine Depression und in den Schlaf... Bis jetzt kann ich ja noch einigermassen gut schlafen... So isses halt

Werde demnächst weiter lesen, dann fällt mir bestimmt noch was ein...

Bis denne....

Gruss henk
55283
HelH3
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von HelH3 »

Hallo Henk,

mein Beitrag vom 15.12. war ironisch gemeint. Tatsächlich halte ich Depression weder für Einbildung noch für eine wohlfeile Ausrede, um nichts ändern zu müssen. Ob sie eine Funktion hat? Ich weiß es auch nicht, für mich ist sie ein Klotz am Bein, eine Behinderung, und es fällt mir ziemlich schwer, sie, mal positiv formuliert, als Herausforderung zu betrachten.

Gruß Helena
0815
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von 0815 »

Hallo otterchen, dein Beitrag vom 16.12.2008/06:48
(Ich grüsse auch die Anderen und mein Freund gugger....)

Mit deinen Beitag hast Du genau meine Situation erwischt... Bei mir wurde als Kind kein Fudament gelegt, ich wurde nicht zur Selbststädigkeit erzogen... Als ich mit 10 Jahren zu einer Schwester meines Vaters, in die Familie kam, empfand ich alle meine Pflichten nur als lästig... Nachdem ich mit 15 Jahren, im elterlichen Schiffahrtsbetrieb anfing, wurde ich wieder und weiter "geschont"... Ich musste nicht aufstehen, als mein Vater mit dem Schiff losfuhr... (Es war ja noch ein Matrose da...) Ich konnte mir die Arbeiten aussuchen, welche mir gefielen... Da ging es dann mehr um mein Hobby und nicht darum das Schiff in Ordnung zu halten... Es ist unglaublich, dass ich alder OX noch so lebe... Ich tue so als ob noch Jemand die täglich anfallende Arbeit für mich macht... Inzwischen gehe ich meinem Hobby schon nicht mehr nach... Reparatur und Instandhaltung von Unterhaltungselektronik... Radio, Verstärker, CD-Player und Alles was dazu gehört... Bei mir ist es wirklich eine, lass Dir was einfallen, dass Du dieses oder jenes nich machen musst-Depression-
Es ist unglaublich aber wahr, immer einem blöden Gedanken nachgeben... Zuschauen wie das Chaos immer grösser wird... So frei nach dem Motto: Mal sehen wie weit runter es noch geht, ohne unter der Brücke zu landen... Das will ich natürlich auch nicht... Im letzten Sommer, bekam ich von einem wildfremden Mann gesagt: Wenn Sie nicht sofort was ändern, schlafen Sie in einem halben Jahr unter der Brücke...

Soweit erst mal wieder...

Gruss henk
55283
0815
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Registriert: 9. Jan 2009, 20:06

Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von 0815 »

Hallo ben1, dein Beitrag vom 16.12.2008/02:12
Die Anderen grüsse ich auch....

Ich müsste Plan A und Plan B kombinieren...
Das Problem ist halt, ich müsste...
Mir geht es mit meinem Umfeld immer noch ganz gut...
Mein jüngster Bruder (hat auch depris) sagte zu mir: Du musst Dich ja noch einigermassen wohl dabei fühlen, sonst würdest Du etwas ändern...
Recht hat Er... Machen tue ich trotzdem nix...
Doch, heute habe ich Treppenhausflur, Fenster und Kellervorraum geputzt...
Ich wohne in einem Mietblock...
Das muss ich ja machen, sonst gibts Ärger...

Bis denne...

Gruss henk
55283
0815
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von 0815 »

Hallo otterchen, dein Beitrag vom 19.12.2008/06:45

Meine Depression führt mich zu meinem eigenen Ich... Das stimmt, Sie zeigt mir knallhart, dass meine negative Eigenschaften überwiegen... Das chronische Unlustsyndrom hat mich voll im Griff...

Und jetzt muss ich wirklich noch was tun...

Machts guud...

Gruss henk
55283
ben1
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Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von ben1 »

Hallo Henk

Es ist in Ordnung, nichts zu ändern. Alles, was Du derzeit lebst, hat(te) einen Sinn. Alles ist eine Antwort, die Du auf frühere Lebensumstände gefunden hast. Die Antworten, die Du lebst, bewahren dich erst mal vor Schlimmeren (oder hatten diesen Zweck). Interessant finde ich, welche Fragen des Lebens diese Antworten zugrundeliegen.

Eine neue Antwort auf eine Lebensfrage zu geben, erfordert Mut - und erfordert die Erkenntnis, das die derzeitige Antwort nicht lebbar ist (nur dann geschieht Veränderung - wenn man (wie ich), weder heilig noch erleuchtet ist). Aus meiner Erfahrung heraus muss man unter seiner Antwort oft leiden wie ein Hund, um Veränderung zulassen zu können.

Wenn Du also derzeit keine Veränderung erreichen kannst, ist es am sinnvollsten, das so anzunehmen. Sonst hast Du neben Deinen ganzen Problemen noch zusätzlich mit selbstzerfleischungstendenzen zu kämpfen ("ich müßte doch Mann/Frau genug sein, das verändern zu können").

Sinnvoll erscheint mir eine Politik der kleinen Schritte. Vielleicht kannst Du einen kleinen, überschaubaren Bereich für Dich abstecken, wo Du mit kleinen Veränderungen experimentieren kannst. Bei mir waren das so Sachen wie

- Jemandem eine Bitte abschlagen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben
- In der Arbeit auch mal kleine Fehler machen zu dürfen und dazu zu stehen
- Jemanden zu Loben - auch und gerade dich selbst
- für meinen Körper zu sorgen - durch sportliche Betätigung, durch Auszeiten, durch Entspannung/Meditation

Bei all diesen Experimenten (nenn es ruhig so) gibt es kein Scheitern - sondern nur neue Erfahrungen - neue Antworten auf alte Lebensfragen sozusagen. Was sich bewährt, behalte, was nicht, probier was anderes aus.

Veränderung ist deshalb so schwer, weil wir mit alternativen Handlungen schlechte oder bedrohliche Erfahrungen gemacht haben - das bedeutet aber nicht, dass das in Zukunft auch so sein muss ... Vielleicht ist die Herdplatte, an der wir uns als Kind verbrannt haben, mittlerweile lauwarm oder sogar kalt und nicht mehr so bedrohlich, wie wir meinen.

Veränderung ist kein "alles oder nichts" - Veränderung geschieht schrittweise, in kleinen und kleinsten Schritten.

Vielleicht hast Du (oder jemand anderer) Lust, darüber ein wenig nachzudenken - ich würde mich über eine Antwort freuen.

Ben
Holgi
Beiträge: 753
Registriert: 28. Okt 2006, 19:43

Re: hat depression eine funktion ?

Beitrag von Holgi »

Für mich hat die Depression seit Freitag nur eine Funktion.

DIE ERKENNTNIS, ZU ERKENNEN, DAS ES NICHTS ZU ERKENNEN GIBT !

Empfindungslevel - ZERO

Holgi
____________________________________________
Um besser werden zu können, must du lernen und üben.
Um lernen und üben zu können, must du wollen besser zu werden.
Antworten