Sinnlosigkeit

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AS0743
Beiträge: 4
Registriert: 1. Dez 2008, 13:33

Sinnlosigkeit

Beitrag von AS0743 »

Hallo liebes Forum,

ich weiss nicht weiter. Von außen betrachtet ist eigentlich alles in Ordnung, ich habe einen tollen Partner, mein Job ist okay, alles läuft in geregelten Bahnen. Nur, seit Monaten fühle ich mich immer schlechter, ich habe zu nichts Lust, Dinge, die mir früher Spass gemacht haben berühren mich überhaupt nicht mehr, meine Stimmung ist überwiegend gleichbleibend ziemlich nahe am Abgrund.

Seit 2 Monaten mache ich eine Gesprächstherapie bei einem Psychologen, aber auch das bringt mich, so scheint es mir, nirgendwohin - wohin denn auch? Ich müsste ein Ziel haben für die Therapie, sagt mein Therapeut. Mein Ziel ist es, dass ich wieder Freude an den Dingen im Leben haben kann, nicht immer nur Gleichgültigkeit allem gegenüber empfinde. Reicht das nicht aus? Manchmal bin ich glaub ich echt schwer zu ertragen, mein Partner versucht zwar, meine Stimmungen zu respektieren und mich nicht zu irgendwas zu drängen, aber ich sehe es doch, wie er auch leidet unter diesem Zustand, das macht es mir dann noch schwerer. Was könnte das denn sein? Warum ist das so? Weiss jemand irgendeinen Rat?

Viele Grüße
Annette
Law
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Registriert: 21. Nov 2008, 11:24

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von Law »

Hallo Annette,

du befindest dich schon seit 2 Monaten in einer Psychotherapie. Hat dir dein Therapeut denn noch keine Diagnose genannt?

Von hier aus ist es schwer per Ferndiagnose festzustellen, ob bei dir bereits die Voraussetzungen für das Vorliegen einer leichten Depression bestehen. Diese Diagnose könnte natürlich auch ein Hausarzt oder Facharzt für Psychiatrie stellen. Er könnte zugleich prüfen, ob eine Behandlung mit Medikamenten indiziert ist. Das müssen nicht gleich Antidepressiva sein, es käme sicherlich auch Johanniskraut in Betracht.

Ich würde allerdings nicht zu einer Selbstmedikation raten, da zunächst eine Diagnose unerlässlich ist und auch die weitere Behandlung ärztlich überwacht werden sollte.

LG Law
misa

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von misa »

hallo !

ist eine diagnose für den patient wirklich unerlässlich?

lg misa
Law
Beiträge: 70
Registriert: 21. Nov 2008, 11:24

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von Law »

Hallo misa,

für einen Arzt ist eine Diagnose aus rechtlichen Gründen unerlässlich, ein Patient kann natürlich darauf verzichten.

Da für Annette eine Therapie bewilligt wurde, besteht bereits eine Diagnose. Annette kann sie erfragen oder wenn sie sich ggf. medikamentös behandeln lassen will, auch einen Arzt konsultieren. Wie wichtig eine Pharmakotherapie für sie ist, hängt vom Krankheitsbild ab,letztlich also von der Diagnose.

LG Law
AS0743
Beiträge: 4
Registriert: 1. Dez 2008, 13:33

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von AS0743 »

Hallo Law,

ich hab mich wahrscheinlich falsch ausgedrückt, eine Diagnose (Depression) habe ich, naja, für diese Diagnose braucht es auch nicht viel, das merke ich ja selber . Ich frag mich, warum das so ist, ich meine, eigentlich ist doch alles in Ordnung, so von außen betrachtet, es ist irgendwie mehr, ich weiss nicht, wie ich das ausdrücken soll, eine art Lebensüberdruß, ich hab alles so satt. Warum gehe ich jeden Tag in die Arbeit, außer um Geld zu verdienen, um mir mein Leben leisten zu können, an dem ich keinen Spass mehr habe. Ach, das klingt wahrscheinlich schwer zu verstehen, ich weiss einfach nicht, woher diese Stimmungen kommen, warum es mir so schlecht geht. Ich weiss auch nicht, wie mir da irgendjemand helfen soll, war wohl eine blöde Idee, auf die ich da gekommen bin.

Danke für Deine Antwort.

Annette
BeAk

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von BeAk »

Liebe Misa,

durch Diagnostik wird festgestellt was für Probleme der Patient hat, die Diagnose ist der Name für die Probelme.
Um die richtige Behandlung/Therapie auszuwählen ist es wichtig, genau wissen was der Pat. hat.

Du als Pat. hast aber das Recht unwissend zu bleiben.
BeAk

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von BeAk »

doppelt
Law
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Registriert: 21. Nov 2008, 11:24

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von Law »

Hallo Annette,

Nachdem nun alle Unklarheiten beseitigt sind und feststeht, dass du an einer Depression leidest, bleibt nur noch die Frage, warum du auf eine medikamentöse Behandlung verzichten willst?

LG Law
AS0743
Beiträge: 4
Registriert: 1. Dez 2008, 13:33

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von AS0743 »

Hallo Law,

mein Freund hat auch schon zu mir gesagt ich soll zu einem Arzt gehen und mir was verschreiben lassen. Ich weiss nicht. Ich nehme ungern Chemie und ich hab auch ein wenig Angst davor, was dann mit mir passiert. Eine Pille nehmen und alles wird wieder gut sein? Ich meine, das löst doch das Problem nicht. Dabei weiss ich ja eben noch nicht mal, wo mein "Problem" überhaupt liegt, ich durchschaue es einfach nicht. Ich bin unzufrieden mit mir und der Welt, frage mich, wo der Sinn in allem liegt. Ich finde keinen Sinn in meinem Leben. Wozu mache ich das alles, wozu rackere ich mich täglich ab, für was denn nur? Soll mir eine Pille wieder Sinn geben? Das kann doch nicht sein. Ich meine, das ist unlogisch, das Leben und die Welt sind halt wie sie sind, was soll daran eine Pille ändern?? Wäre das wirklich so einfach? Verstehst Du, dagegen sträube ich mich irgendwie.

Viele Grüße
Annette
ben1
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von ben1 »

Hallo Nette

mal einfach ins blaue hinein eine Vermutung von Ben

Wenn im Leben alles "eigentlich" gut läuft, man/frau aber plötzlich die Lust an allem verliert und den Sinn von allem nicht mehr sieht, könnte das ein Hinweis darauf sein, das man nicht sein eigens Leben lebt sondern das Leben der Fassade, des gemachten, erzogenen oder antrainierten Ichs. Wir alle bilden im Laufe unserer Sozialisation aus den vielen möglichen Seins- (oder Ich)zuständen eine Person aus, mit der wir in der Umwelt möglichst unkompliziert zurechtkommen. Wir reduzieren unsere ganze Persönlichkeit um sämtliche Anteile, die nicht ins Bild (zuerst der Umwelt, später auch in unsere Selbstsicht) passen. Dieser Prozess ist wichtig und richtig - er kann nicht verhindert werden - niemand hat Schuld (weder Eltern, noch Umwelt usw. - nehmen wir mal traumatische Ereignisse explizit aus).

Und irgendwann haben wir alles, was uns angetrieben hat, was wir als Ziel formuliert haben, erreicht - und es bleibt eine eigenartige Leere zurück. Es ist alles so, wie es sein sollte, nur wir selbst sind todunglücklich dabei.

Vielleicht haben es die (bisher) ungelebten Anteile in Dir einfach satt, ständig verdrängt zu werden. Bisher konntest Du sie ganz gut mit den Zielen und Plänen der Fassade in Schach halten - wenn aber die Ziele alle erreicht sind, sehen diese ungelebten Anteile plötzlich Licht am Ende des Tunnels und wollen auch mal mitspielen. Diese ungelebten Teile in Dir können verletzte Kinder, Abenteurer, Krieger, spielerische Kinder, Melancholiker oder ängstliche Anteile sein - das herauszufinden kann eine spannende Expedition sein. Diese Anteile haben genug Energie, Dich entweder zu ruinieren (dann nämlich, wenn Sie nicht mitspielen dürfen) oder Dein Leben wieder erfüllend und glücklich zu machen. Wenn Du es wagst, diese Anteile anzusehen, anzuerkennen und wieder in die Person, die Du "ich" nennst, zu integrieren, wird das Leben bunter, abwechslungsreicher und erfüllender. Es wird reicher - nicht nur an gewollten Erfahrungen, sondern Du wirst auch den einen oder anderen Berg erklimmen müssen - aber spannend wird das alles allemal.

Könnte daran ein Funken Wahrheit stecken?

Fragt sich

Ben
Law
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Registriert: 21. Nov 2008, 11:24

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von Law »

Hallo Annette,

deine Ziellosigkeit ist ein typisches Symptom deiner Erkrankung. Sobald es zu einer Remission deiner Depression kommt, wird sich deine Stimmung aufheitern, du wirst wieder Lust am Leben verspüren und eigene Ziele definieren können. Gegenwärtig hindert dich deine Depression daran.

Hier im Forum gibt es viele Beiträge von Mitgliedern, die bestätigen, wie gut bei ihnen Antidepressiva geholfen haben. In der Depressionsbehandlung gibt es nur Pharmako-und Psychotherapie. Wer auf eine der beiden Möglichkeiten verzichtet, reduziert seine Heilungschancen um die Hälfte.

LG Law
AS0743
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Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von AS0743 »

Hallo Ben,

da könnte schon was wahres dran sein. Es ist halt schwer zu ändern, finde ich, wie soll man es schaffen, aus der täglichen, sich ständig wiederholenden Tretmühle rauszukommen, ohne komplett auszusteigen (wozu ich nicht den Mut habe). Wozu sich beschweren, wenn man es eh nicht schafft, eine Veränderung herbeizuführen. Ach, ist schwierig. Bin gerade sehr desillusioniert.

Hallo Law,

mag auch sein. Das ist wohl die Frage nach der Henne und dem Ei, was war eher da? Ist die Depression Folge oder Ursache. Ich weiss es nicht.

viele Grüsse
Annette
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von ben1 »

Hallo Nette

aus meiner Sicht geht es nicht um eine Radikaländerung - es geht um kleine Schritte, kleine Veränderungen, aber hauptsächlich um das Bewußtsein, dass sich etwas ändern DARF oder sogar ändern MUSS.
Nicht falsch verstehen - Du kannst natürlich alles beim Alten lassen - aber wenn sich nichts ändert, ändert sich nichts. Die Angst vor Veränderung ist nachvollziehbar, aber unberechtigt.

Ben
muckimausiii28
Beiträge: 46
Registriert: 19. Nov 2008, 08:36

Re: Sinnlosigkeit

Beitrag von muckimausiii28 »

Hallo Nette

Ich kann das, was du schreibst so gut nachvollziehen.... deswegen hat es mich auch zu einem Therapeuten verschlagen, der mir jetzt in langen, intensiven Gesprächen hilft, manches Rätsel, dass in meinem Kopf ist, zu lösen. Der erste Schritt dazu ist, mal über dich selbst nachzudenken, über deine Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken die du hast. Dazu hast du ein Recht, wie jeder Mensch. Verbiege dich nicht für deine Mitmenschen, sondern lebe deine eigene Wahrheit! Ich weiß, es ist alles sehr theoretisch, aber wenn du jemanden an deiner Seite hast, der dich und deine Situation versteht, wirst du sicher irgendwann auch wieder das Licht am Ende des Tunnels sehen. Lass dir helfen, denn keiner hat es verdient, im Sumpf stecken zu bleiben.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, das du die Kraft aufbringen wirst, die geeignete Hilfe zu holen.

Fühl dich von mir gedrückt, muckimausiii
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