Geht jede depressive Phase vorüber?

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Angsthase
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Registriert: 31. Okt 2008, 14:00

Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Angsthase »

In und aus Verzweiflung habe ich mir viel Literatur über Depressionen besorgt und wiederholt gelesen. In verschiedensten Büchern und Berichten steht geschrieben: "Jede depressive Phase geht vorüber."
Ist das so? Könnt ihr das bestätigen? Für jemanden der gerad so mittendrinsteckt ist das ganz schwer zu glauben.
Ich spreche hier von schweren Depressionen, denn ich glaube, dass ich leichte Depressionen immer hatte und wohl haben werde, damit kann man aber ganz gut leben, wenn man sich Ruheinseln einbaut, um Kraft zu tanken.
Mir geht es seit drei Tagen wesentlich besser als die Wochen zuvor und nun hoffe ich auf Positivberichte, denn die Angst immer wieder abzurutschen in dieses schwarze Loch, das schlimmer wohl nicht sein kann, die ist ständig gegenwärtig.
Um meine Gedanken weiter positiv lenken zu können, habe ich diesen Beitrag geschrieben in der Hoffnung, dass einige Leute hier Mut-Mach-Antworten schreiben können.
Denn obwohl es mir besser geht, kann ich noch nicht glauben, dass und warum das von Dauer sein wird.




Denken ist die Arbeit des Intellektes,

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BeAk

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von BeAk »

Liebe Manue,

zumindest bei mir und bei meinem Mann gehen sie vorrüber, mit ärztlicher Hilfe.
arcoiris
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Registriert: 7. Nov 2008, 11:44

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von arcoiris »

Hallo Manue,

ja, bei mir war es so. Jede depressive Phase ging vorüber. Ich kann mich aber noch genau daran erinnern, dass es während der Phase oft sehr schwer für mich war, daran zu glauben. Und uch am Anfang, wenn es mir besser ging, fiel es mir schwer, daran zu glauben, dass die Verbesserung von Dauer sein würde.

Aber...es war so. Am Anfang musste ich damit klar kommen, dass es auch mal wieder kleinere Schwankungen oder Tiefs gab, die aber ganz anders waren, viel weniger tief als die Krise selbst. Und jetzt geht es mir schon wieder sehr lange stabil sehr gut.

Ich freu mich sehr für dich, dass es dir besser geht. Genieß es! Sorg gut für dich. Und glaub dran...ja, es geht vorbei!!! Ich drück dir beide Daumen und denk an dich!

Sonnige Grüße
Angsthase
Beiträge: 41
Registriert: 31. Okt 2008, 14:00

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Angsthase »

Hi Arco Iris,
das macht mir wirklich Mut, was du schreibst. Danke dafür!
Wie lange ist denn jetzt bei dir "sehr lange schon stabil"?
Wie bist du rausgekommen aus der depressiven Phase? Ich habe ja nun Medikamente bekommen, was aber mache ich beim nächsten Mal?
Ich habe mich so erschrocken, was die Depression mit mir anrichten kann, als ich aufeinmal nichts mehr fühlte und möchte so gern einen Notfallkoffer haben, damit diese ständige Angst davor, dass das wiedergeschieht verschwindet. Der Lebensmut sank auf Null und das war schrecklich. Nie hätte ich das früher für möglich gehalten, dachte immer, Depressionen seien "nur" schlechte Laune. Heute weiß ich: Schlechte Laune gilt es zu genießen, denn dann fühle ich noch.




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Ina80
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Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Ina80 »

Liebe Manue,

erstmal fühl Dich ganz fest gedrückt!

Ja, auch ich kann Dir berichten: Die depressive Phase geht wieder vorüber, auch wenn man während dieser Phase nicht dran glauben möchte. Ich bin mittlerweile auch wieder stabiler, als früher. Schon nach wenigen Monaten Therapie kann ich sagen, dass die richtig, richtig tiefen depressiven Phasen weniger werden und auch nicht mehr so lange dauern. Also, wie Du merkst: Man kommt da wieder heraus, wenn auch mit viel Geduld und viel professioneller Hilfe! Halt durch!

Liebe Grüße
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
CJ43
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Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von CJ43 »

Liebe Manue!

Ja, unglaublich aber wahr - alle meine depressiven Phasen sind vorüber gegangen. Mehrere kleine und drei größere. Die letzte Phase klingt gerade ab, ist aber schon seit dem Frühjahr besser. Hat sich etwas gezogen, weil einfach eine Menge zusammen gekommen ist.
Wenn ich im Depriloch stecke, dann kann ich es einfach nicht glauben, dass es jemals besser werden kann.
Ich glaube, das geht alles Depressiven so und ist ein eigenständiges Symptom der Depression.

Mit machen während einer Depriphase vor allem meine Ängste zu schaffen (vor allem Möglichen...), vielleicht ist das bei dir auch so? Das ist fast noch schwerer zu ertragen als die Hoffnungslosigkeit.

Aber, wie gesagt, es bleibt nicht finster!
Und wenn du schon eine Besserung merkst, he, das ist doch Super! Und ich wünsche dir alles Gute und einen ständigen Aufwärtstrend!!!

Liebe Grüße, Constanze!
Angsthase
Beiträge: 41
Registriert: 31. Okt 2008, 14:00

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Angsthase »

Hi,
ja bei mir sind Ängste mit im Spiel, die waren sogar zuerst da.

Ich war die letzte Woche so komplett gut drauf, dass ich dachte: Jetzt! ... Es geht stetig aufwärts. Heute früh dann der Einbruch! O.k. es gab einen Auslöser, aber ich bin so richtig wieder runtergerutscht in das schwarze Loch! Angst und Depri gleichzeitig in höchstem Ausmaß, habe Angst wieder ganz unten steckenzubleiben. Hört das denn nie auf? Gestern noch komplett positiv, habe gelacht und war den ganzen Tag aktiv, hätte nie gedacht, wenn mir gestern jemand gesagt hätte, dass es heute wieder schlimm ist, dass das sein könnte....




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dolittle909
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von dolittle909 »

Hallo Manue!

"Jede depressive Phase geht vorüber!" Diesen Satz habe ich in vier Monaten stationären Aufenthalts in der Klinik oft gehört, so oft, dass er mir nur noch zynisches Lächeln abringen konnte. Denn das Teuflische an der Depression ist ja, dass der Glaube an Besserung verloren geht - dass jeder Glaube verloren geht. Die Gefühle reagieren auf Alles nur noch negativ oder gar nicht, das Benzin für unseren Motor fehlt, wir können nur noch mühsam mit unserem Verstand das Auto "Leben" schieben.

Deshalb ist die Hoffnungslosigkeit und sind Suizidgedanken so typisch. Das Wissen, dass jede Phase vorübergeht, also der Verstand, können überlebensnotwendig sein. Aber selbst wenn wir in der Depression wüssten, dass es in einem Tag, einer Woche, einem Monat besser wird, so lindert das die Qual nur ein bisschen. Ich vergleiche die Depression immer mit der Folterkammer: Ich werde mit glühenden Eisen traktiert und der Folterknecht sagt zu mir: "Jede Folter hört irgendwann einmal auf, ich kann nur nicht sagen wann!"

Da wirkliche Hoffnung zu entwickeln, das ist schwer und gelingt nur, wenn die Depressionen nicht zu schwer sind. Allerdings habe ich in der Depression ein paar Möglichkeiten mehr, selbst dazu beizutragen, ob und wann es wie besser wird. Kämpfen an der richtigen Stelle lohnt sich immer, solange Du Dich nicht überforderst.

Vor ein paar Tagen hätte ich noch geschrieben "Ja! Jede Phase geht vorüber!", weil ich in den letzten zwei Monaten in der Tagesklinik einen langsamen, aber kontinuierlichen, Weg nach oben - allerdings mit vielen Aufs und Abs - feststellen konnte. Und ich erkannte auch, dass ich jedes Mal im Loch wieder das Gefühl gehabt hatte, es geht gar nicht vorwärts. Letztes Wochenende ging es dagegen so gut/normal, dass ich das Gefühl hatte, die schlimmste Depression meines Lebens hätte es nie wirklich gegeben, so unwirklich kam sie mir vor.

Nun stecke ich wieder im Loch, soll in einer Woche entlassen werden (Angst!) und nehme erstaunt wahr, wie sehr die Depression die Wahrnehmung verändert. Plötzlich erscheint mir das letzte Wochenende schon wieder so, als ob es mir da gar nicht wirklich gut gegangen wäre (das war nur Illusion), mein ganzes Leben nicht. Ergo wird auch in der Zukunft nicht besser.

Deshalb ist es wichtig, sich in den Kopf zu hämmern, dass jede Phase vorbei geht. Und wie sich aus den Vorpostings ergibt, ist dem auch so. Allerdings ist es schwer zu prognostizieren, wann und wie es nach oben geht. Geduld ist die wichtigste Tugend, aber leichter gesagt als getan.

Ich hoffe, es geht Dir wieder besser!

Liebe Grüße

d.
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Reve »

Hallo an alle,
ich weiß nicht,ob das hier her passt, ich bin ja noch ganz neu im Forum, aber ich höre bei fast allen Beiträgen raus, dass es wieder vorbeigeht und dann zumindest eine Zeitlang vollkommene Ruhe herrscht. Aber bei mir ist es dreieinhalb Jahre nicht weggegangen, aufgrund belastender Umstände, aufgrund Überforderung (Familie, Beruf, eigene Ansprüche und so), vielleicht auch endogen, erst jetzt seit einem Monat wird es spürbar besser. Zeitgleich damit, wie ich jegliche Chemie (2 verschiedene Mittel) in winzigen Schritten absetze (bereits seit einem halben Jahr). Allerdings gleiche ich die eingesparten Dosen durch mehr Zwangspausen, tägliches Rausgehen, gemächlich joggen, gute Gefühle herbeizaubern, manche Menschen wegdenken aus, und es geht. Aber die Traurigkeit bleibt, besonders zu den kritischen Zeiten, darüber was alles war, über die vielen verletzenden Worte, das Unverständnis, manchen Abschied, den man hinnehmen musste, Erwartungen, die man nicht erfüllen kann (vielleicht dem Partner gegenüber). Die Angstgefühle bleiben natürlich auch, die Euphorie meldet sich auch gerne wieder, was gut ist. Aber ich fühle mich immer wie hinter einer Nebelwand, ganz dünn, nur ein Schleier, aber er reicht aus, um die Farben, den Ton, das Licht zu dämpfen. Es kommt mir alles so unwirklich vor, wie geht man damit um, dass man sich so verändert hat? Es will nämlich absolut keiner hören. Ich bin immer noch lustig und voller Tatendrang, aber oft ist es eben auch nur massiv gespielt, damit die anderen nichts merken, damit ich nichts merke. Das mit dem Forum würde mir gut gefallen, endlich Gleichgesinnte, die ähnlich fühlen, aber ich habe den Eindruck, dass alles schon so eingeschweisst ist, man sich kaum traut zu stören...

Viele Grüße
Carin
Cookie
Beiträge: 290
Registriert: 26. Jun 2006, 17:55

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Cookie »

Hallo!
Ich kann auch bestätigen, dass bei mir in ca. 35 Jahren unzählige Phasen vorübergegangen sind. Während ich drinsteckte hab ich´s auch nie geglaubt. Das Blöde ist nur: Die nächte Phase kommt bestimmt.
Aber ich hab noch ´ne gute Nachricht. Nach so vielen Jahren, in denen ich jedes Jahr mindestens eine schlimme Phase hatte, hab ich jetzt, dank Therapie und Medis, die ich inzwischen schon wieder abgesetzt habe, seit über zwei Jahren Ruhe!!!! Ist das nicht toll?
Also nur Mut. Es kann vorübergehen!
Alles Gute
luna
Angsthase
Beiträge: 41
Registriert: 31. Okt 2008, 14:00

Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Angsthase »

Hi,
kann mich in vielen Antworten wiederfinden.
Das schlimmste "ganz unten" war für mich, keine Gefühle mehr zu haben. Nie hätte ich (ein total gefühlsbetonter emotionaler Mensch) mir vorstellen können, dass das mal passiert! Als ich an dem Punkt angekommen war, konnte mich nichts mehr aufmuntern, die Hoffnungslosigkeit war hundertprozentig permanent anwesend.
Das hat sich mittlerweile Gott sei Dank erledigt - nach mehrwöchiger Einnahme des AD. Die gemachte Erfahrung ist sicherlich der Vorteil, falls ich nochmals so tief rutsche, dann kann ich mir selbst sagen: Damals kamst du auch wieder raus.
Als depressive Phase betitelte ich dieses "ganz unten sein". Denn depressiv war ich sicherlich über zehn Jahre schon und werde es immer bleiben allerdings in einem Maße mit dem man Leben kann und vor allem auch mag. Meine Depression, wenn sie nicht allzu schlim ist, versteckt sich in Erschöpfung und das begleitet mich immer, aber da kann man sich Ruhephasen schaffen, ich habe nunmehr gelernt, das anzunehmen als Krankheit und kein schlechtes Gewissen deswegen mehr zu haben.




Denken ist die Arbeit des Intellektes,

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Reve
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Reve »

Hallo Manue,

der letzte Satz hat mir gefallen und alles auf einen Punkt gebracht. Depression äußert sich in Erschöpfung, fast wie eine bleierne Müdigkeit (zu bestimmten Zeiten am Tag, wenn man diese Phase durch Pause oder so überwinden kann, geht es. Das mit dem schlechten Gewissen habe ich immer noch nicht geschafft, bin aber dabei. Man darf nicht immer ein schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber haben, dafür dass man seine gefühlsmäßigen Aussetzer (dem Partner gegenüber hat). Ich habs aber trotzdem, außerdem weiß ich nicht so recht, ist es wirklich eine Kranheit, ist es nicht doch etwas anderes, Mysteröses, für das es bislang einfach noch keinen richtigen Namen gibt?

Carin
Angsthase
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Angsthase »

Hi Carin,
oh es hat Ewigkeiten gedauert, bis ich mein schlechtes Gewissen überlistet habe! Mein Leben wurde quasi von meinem schlechten Gewissen begleitet, sogar beherrscht. Ständig machte ich mir Vorwürfe, dass meine Wohnung nicht immer überraschend zu besuchen war wie die von anderen Frauen. Ich habe mich permanent damit fertiggemacht, dass ich nicht das leiste, was ich mir wünsche, obwohl ich deutlich spürte, dass ich es nicht packe, ich war wirklich immer schnell erschöpft. Habe meinen Arbeitstag irgendwie bewältigt, aber Zuhause konnte ich nicht mehr Hand anlegen, damit habe ich mir dann die Wochenenden versaut und geriet in einen langweiligen Trott ohne schöne Unternehmungen, was dann zum Burn Out führte, das eine schwere Depression nach sich zog.
Ich habe gemerkt, was diese Krankheit mit einem anstellen kann, dass nichts mehr geht, man nicht mehr leben mag, dass man ohne sichtbare Wunden oder Operationsschläuche sich doch schlechter fühlen kann als jeder organisch schwer Kranke, der immer noch Lebensmut hat. An diesem Punkt habe ich eingesehen, dass es sich um eine schwere Krankheit handelt, die ich annehmen muss und danach leben muss und das ohne schlechtes Gewissen kann.
Es ist durchaus mysteriös, was mit uns passiert, allerdings hat dieses Mysteriöse bereits einen Namen bekommen, der da heißt: Depression.
Ich hatte früher (leide auch unter Angst) vor allen möglichen Krankheiten Angst. Das habe ich heute nicht mehr. Es gibt für mich nur noch eine Angst: Die Angst vor der Depression, denn was diese mit mir angerichtet hatte in der tiefsten Phase war das Schlimmste, das ich je erlebt habe.




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Träumen sein Vergnügen
Reve
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Reve »

Hallo Manue,

das mag ja alles so sein, was aber wenn es der Partner nicht versteht, wenn er unter der Veränderung leidet, wenn kaum darüber gesprochen wird, wenn man der Kinder wegen(recht große) möglichst alles überspielt, damit angenehme Stimmung im Haus ist? Dann hat die "Krankheit" plötzlich keinen Namen,dann ist sie eine Art Gespenst, vage, immer spürbar und doch auch wieder nicht. Was mich daran so erschreckt ist, dass die Gefühle für den Partner darunter massiv leiden. Ob es wohl geht, trotzdem wieder "richtig" glücklich zu werden auch in dem Wissen, den anderen zu verletzen. Mit seiner Krankeit, mit seinem Gespenst? Ist die Depression eine "Entschuldigiung" oder vielleicht doch nur ein Vorwand für viele und vieles? Ich wäre froh, wenn sie bei mir gelten dürfte, aber ich habe so riesengroße Zweifel.

Liebe Grüße
Carin
SP2
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von SP2 »

Zur Frage oben:

..ich habe es immer gehofft und dafür gekämpft - momentan glaube ich nicht an ein Ende, stecke wieder mittendrin (bzw. nach kurzzeitiger Besserung immer noch)!!

..manchmal denke ich das hört niemals auf, EGAL was man ändert und tut..
______________________________

"Der Gesunde hat tausend Wünsche. Der Kranke nur einen einzigen: ..wieder gesund zu werden."
Angsthase
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Angsthase »

Hi Carin,
in meiner Familie bekam die Sache von Anfang an diesen Namen, weil ich anders damit nicht umgehen konnte. Meinen elfjährigen Sohn habe ich augeklärt darüber, weil ich das nicht mehr verstecken konnte. Mich riss die Depri von den Füßen, ich war bettlägerig lange Zeit, das wollte ich meinem Sohn so erklären wie s ist.
Das mit dem Partner ist schwierig. Du schreibst die Gefühle leiden darunter, inwiefern meinst du das denn? Leidet dein Partner zu sehr unter deiner Depression oder kannst du nicht mehr so viel für ihn empfinden? Bei mir gilt Letzteres und das macht mir zu schaffen. Ich bin ständig nur genervt und empfindlich und ziehe mich gern zuück.
Von daher weiß ich selbst nicht ob Depris ein Vorwand sind....manchmal vielleicht schon? Es ist doch einfacher zu sagen: Ich bin nicht drauf und sich zurückzuziehen als "Ich kann dich zuzeit echt nicht mehr sehen".......

Hi Goldstück,
hatte deinen Beitrag im Forum heute schon mit Interesse gelesen.
Es tut mir so leid, dass es dir wieder schlechter geht. Arbeitest du?
Bei mir ist es auch so, dass ich schon viel geändert habe und trotzdem die Depris immer wieder zuhausen für mich ohne ersichtlichen Grund. Eigentlich "müsste" es mir gutgehen, aber es vermag sich nicht wirklich einzustellen. Hast du viel Kontakt zur Außenwelt, Freunde? Da liegt glaube ich bei mir ein wunder Punkt....zuwenig Unternehmungen auf die ich mich freuen könnte. Aber Freunde sind eben rar geworden, weil mit mir nichts wirkich anzufangen ist oder war für sehr lange Zeit...... .
Vielleicht ist es ja bei dir nur en Rückschlag, der nicht solang anhält und es dann doch wieder bergauf geht wie in der Zeit davor.
Hoffnung dürfen wir niemals aufgeben, das reißt uns zu sehr runter.
Ich wünsche dir, dass du bald wieder Licht siehst!




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moonlight
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von moonlight »

Ja, jede depressive Phase geht vorüber und wird abgelöst durch eine gute oder zumindest halbwegs gute Phase.
Diese Erfahrung habe ich bei mir gemacht.

Wenn es mir besser geht, dann hab ich immer gedacht, okay - ich bin in Ordnung, bin ja gar nicht depressiv. Das hatte zur Folge, dass ich dachte, ich stelle mich echt nur an und bin launisch.

Jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich weiß, jede depressive Phase geht vorüber, aber auch jede gute Phase.

Das klingt zunächst einmal negativ. Trotzdem ist's besser geworden.

Wenn es mir schlecht geht, dann denke ich natürlich immer noch, dass ich es nicht mehr aushalten kann. Dann hab ich schlicht die Nase voll.
Aber ich kämpfe dann trotzdem, auch wenn es mich total schafft, um mich zu erinnern, dass es dann irgendwann besser wurde.

Nun schaffe ich es sogar inzwischen, mit manchen Menschen drüber zu reden. Auch Menschen, die nicht mit Depris zu kämpfen haben.
Oder ich tu' mir ganz bewusst etwas Gutes, auch wenn ich dafür die letzten Reserven mobilisieren muss.

Und wenn es dann wieder aufwärts geht, schaffe ich es inzwischen, diese Momente zu nutzen. Das heißt, ich betrachte ganz genau, was geschehen ist bzw. was wohl zu diesen depressiven Phasen geführt hat.
Dadurch bin ich ganz kräftig dabei in meinem Leben aufzuräumen.
Stecke mitten in der Trennung von meinem Mann. Habe mir einen Job gesucht, der mir richtig Spaß macht und mich auch ablenken kann.
Ich lasse Menschen und Situationen, die mich runterziehen, möglichst nicht mehr in mein Leben. Ja, ich weiß, das lässt sich nicht immer ganz vermeiden. Erst recht nicht, wenn man diese Menschen trotz allem liebt.
Aber dann mobilisiere ich wieder meine Kräfte und suche einen Gegenpol dazu.

Ist nicht immer leicht. Und manchmal bin ich so fertig, dass ich tagelang durchschlafen könnte.
Aber das Übel bei der Wurzel packen, hat mir geholfen. Es war gewaltig schwer herauszufinden - mit Hilfe der Therapeuten - was mich da überhaupt so runterzieht. Ich habe mich irgendwie gegen diese Erkenntnisse geweht, wollte es nicht wahrhaben.
Zum Beispiel war meine Ehe schon viele Jahre lang kaputt. Aber ich wollte es nicht wahrhaben, weil es einfach nicht zu meiner Lebenseinstellung passt - wenn ich einmal "ja" sage, stehe ich dazu.
Es musste erst auch noch mein Körper streiken, bevor ich diesen Schritt nach vorn gehen konnte.

Aber nun geht es mit winzigen Schritten immer wieder vorwärts. Und diese Schritte will ich ganz bewusst wahrnehmen. Auch wenn in mir die kalte Angst ist vor der Zukunft und auch jetzt wieder hoch krabbelt.

Ich hoffe, ich habe nicht am Thema vorbei geschrieben.
Ich wollte eigentlich nur sagen, dass es Phasen sind, die kommen und gehen und dass es total wichtig ist, die besseren oder sogar guten Phasen ganz bewusst zu nutzen.

Lieben Gruß
Moonlight
.

Es sind nicht die großen Feuden, die am meisten zählen. Es kommt darauf an, aus den kleinen viel zu machen. (J. Webster)
SP2
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von SP2 »

Danke Manue für deine mitfühlenden Worte.

Ja, ich arbeite wieder und ich habe das Glück einen sehr verständnisvollen Chef zu haben.

Freunde habe ich aussortiert auf die wenigen, auf die ich mich verlassen kann!!

Alles nicht so einfach, manches kann man ändern, manches aber auch leider nicht. Man kann sich weder seine Eltern raussuchen noch, wenn Kinder vorhanden sind, Kontakt mit dem Ex-Mann vermeiden.

Ach, ich weiß auch nicht. Kann nicht mal mehr richtig schreiben und das ging zeitweise mal richtig gut..

Noch dazu hatte ich in den letzten 2 Wochen 3 Unfälle, bei denen ich mich böse verletzt habe. Ganz einfach weil ich wieder so verlangsamt bin, dass ich mich beim stolpern etc. nicht rechtzeitig abfangen kann und jedesmal ungebremst auf den Boden knalle
______________________________

"Der Gesunde hat tausend Wünsche. Der Kranke nur einen einzigen: ..wieder gesund zu werden."
Angsthase
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Re: Geht jede depressive Phase vorüber?

Beitrag von Angsthase »

Moonlight da haste ja gleich richtig aufgeräumt! Klingt wie eine Reinigung und einen Job zu haben, der Spaß macht ist sicherlich die halbe Miete! Ich wünsche dir, dass es weiterhin bergauf geht!

Goldstück: Dass ich auf einmal nicht mehr richtig schreiben kann, mich nicht so gut ausdrücken kann wie sonst, das kenne ich! Meine Therapeutin hat mal was Schönes gesagt: Alles, was mal da war, das ist auch noch da und kommt wieder, es ist nur "zugedeckelt" von der Depression.
Ich wünsche dir eine unfallfreie Zeit zukünftig, gib auf dich Acht! Früher, als meine Depression noch nicht so stark war aber hin und wieder mich überfiel, erkannte ich sie daran, dass ich die falsche Herdplatte anstellte und irgendwas Daraufliegendes abfackelte, dann wusste ich, es ist Zeit für Auszeit und das war jedesmal richtig und half.




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