Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

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Reve
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Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Reve
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Seit drei Jahren kämpfe ich mit schweren Deprs. Auslöser war ein Basaliom, die Neigung zur Depression bestand offenbar schon seit langem. Trotz meiner gesundheitlichen Beeinträchtigungen gründete ich ein Schreibbüro zu meiner Arbeit im Haus mit drei schon recht großen Kindern, einem Mann. Nahm AD, dann eineinhalb Jahre Lamotrigin zusätzlich, Psychotherapie. Die Therapie wurde vor zwei Monaten beendet, weil ich hautnah kennenlernen sollte, was "loslassen" bedeutet. Ich habe in der Zeit drei Bücher geschrieben und versuche unbeirrt einen Verlag für mich zu gewinnen. Unter der Flut meiner Aktivitäten leidet natürlich meine Beziehung, meine Stimmung, meine Gefühlswelt. Um alles zu überspielen und meinen Kindern nachwievor eine lustige Mutter zu sein, benötige ich natürlich eine Menge Energie, die ich gar nicht habe und darum die Resistenz. Nun habe ich den Stimmungsstabilisator nach langem Ringen und in einem Zeitraum von drei Monaten abgesetzt und das AD halbiert, der Druck ist enorm und wenn ich meine bunten Träume nicht hätte, dann sähe es schwarz aus. Kann es sein, dass es unter diesen Voraussetzungen einfach nicht besser geht? Dreieinviertel Jahre hochdosierte Therapie und doch nicht recht viel besser, die Ehe halb am Ende, jeder geht seinen einsamen Weg. Vielleicht hilft mir das Forum, mit den Dingen besser umzugehen, bis jetzt hatte ich kaum Gelegenheit, mit Leuten zu reden, denen es ähnich geht.
kormoran
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von kormoran »

liebe carin,

erstmal: willkommen im forum!

du hast ja noch gar keine antwort bekommen ... ich verstehe leider auch manches an deiner situation nicht, so wie du sie beschreibst (außer, dass es dir nicht gut geht damit):

warum wurde die therapie beendet? praktische übung in "loslassen" und dann alleingelassen bleiben? hast du das veranlasst oder der/die therapeutIn?

natürlich wäre es fein, früher oder später ohne medikamente auszukommen. aber da es dir nach wie vor nicht gut geht und du außerdem ohne psychotherapeutische unterstützung bist, und nebenbei deine familie und beziehung darunter leidet, verstehe ich nicht ganz, warum du auch diese unterstützung aufgeben willst?

möchtest du wieder eine therapie machen?
bist du mit deinem mann gemeinsam in einer beratung? gibt es in deiner nähe eine selbsthilfegruppe?

vielleicht kannst du noch ein bisschen mehr erklären. bestimmt findest du auch mit der zeit noch mehr austausch im forum.

liebe grüße
kormoranin
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Reve
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Erst Mal Danke für die rasche Antwort, habe ja mein Leben noch nie so so etwas gemacht. Ja, die Loslösung als praktische Übung, ich seh das Leben immer so, dass alles weitergeht und nicht wirklich aufhört und diese trügerische Illusion wollte mir mein Therapeut nehmen. Ich weiß auch, dass eine Therapie einmal abgeschlossen sein muss, ich hätte mir gewünscht in großen Abständen weiterzumachen sozusagen als Prohphylaxe. Ich kann mich auch schlecht von meinen Kindern lösen und deshalb fand der Therapeut, dass es höchste Zeit wäre, das Gefühl zu erleben und vielleicht dann zu erkennen, dass es gar nicht so schlimm sei. Wir haben uns in endlose Reibereien verstrickt, er schlug am Ende als Lösung einen Klinikaufenthalt vor, es war eine Katastrophe und wenn ich einen Funken von Stolz gehabt hätte, hätte ich die Therapie von mir aus beenden sollen. War aber nicht der Fall. Mein Mann sieht, dass ich mich nicht mehr richtig für ihn interessiere,weil ich so mit mir und meinen Gefühlen, meinem Schreibbüro, meinen Dingen eben beschäftigt bin und damit, die Depression in Schach zu halten. Dadurch leidet natürlich die Stimmung, er reagiert mit häufigem Schweigen und Anklagen, ich überspiele alles und werde trübsinnig dabei. Ich nehme ja noch ein AD, aber eben wenig, schlaffördernd und suche natürliche Wege, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Ich habe übrigens einen tollen Arzt, zu dem ich alle drei Wochen gehe und bin somit nicht ganz alleine. Aber was sind 20 Minuten - besser als Nichts.

Liebe Gruße
Carin
kormoran
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von kormoran »

liebe carin,

hm. die geschichte vom ende deiner therapie klingt nicht gut. scheint mir nicht wirklich der geeignete weg sein, mit dem problem des loslassens umgehen zu lernen.

wäre denn ein klinikaufenthalt völlig undenkbar für dich? sprichst du mit deinem arzt darüber?

es ist ja nun erst zwei monate her, dass die therapie beendet wurde, also vielleicht bist du gerade erst dabei dich zu fangen und hast ja nun auch das forum aufgesucht. also bist du wieder an einem anfang? sonst scheint da nämlich einiges an resignation durch, als ob es naturgegeben und unabänderlich wäre, dass ab jetzt die ehe den bach runtergeht, jeder seinen eigenen weg, und nicht zu retten. und das ist nicht der fall.

ihr habt die chance auch gemeinsam weiterzukommen, es braucht freilich eine übereinkunft dass ihr beide was tun wollt.

liebe grüße
kormoranin
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kormoran
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von kormoran »

sorry doppelt.
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Reve
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Bevor mich jetzt ganz der Mut verlässt, nochmal zu schreiben, wie bekomme ich denn den Namen am Ende weg???
Carin
flocke
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von flocke »

Du gehst oben in der Leiste auf "Einstellungen", klickst dih durch die Fragen und änderst dann dein Profil.

Der Name in Klammern ist der Nick und der andere dein Benutzername (kann aber auch ander herum sein, weiß ich gerade nicht genau)

LG FLocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
kormoran
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von kormoran »

hallo du!
wahrscheinlich hast du irrtümlich deinen namen als signatur angelegt. da gehst du auf "einstellungen" und klickst dich durch bis ziemlich am ende, da kannst du das wieder ändern.
grüße
kormoranin
[edit: hi, flocke! da haben wir gleichzeitig gepostet... hält besser ]
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Reve
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Danke für die Tipps, muss es jetzt gleich ausprobieren...
Carin
mandra
Beiträge: 40
Registriert: 14. Apr 2008, 10:39

Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von mandra »

liebe carin,

auch von mir erstmal ein herzliches willkommen in diesem forum!!
ich schreibe dir mal ganz spontan meine gedanken zu dem auf was du schreibst...
"therapieresistenz aufgrund der lebensumstände"
die lebensumstände sind zu einem sehr grossen Teil keine "Umstände" sondern wir selber, die unser Leben so gestalten wie es ist...ich befinde mich z.b. seit vielen jahren in einer - z.t. sehr heftigen depression - die immer noch nicht vorrüber ist..ich habe lange zeit ad`s genommen - allerdings ohne erfolg eher im gegenteil...mittlerweile sehe ich meine symptome und meine depression als richtungsweiser oder therapiehelfer - es geht eigentlich darum sein leben wirklich zu verändern - alte strukturen aufzubrechen - im kleinen wie im grossen: ich habe z.b. vor meiner krankheit durch meine selbstständigkeit mich überhaupt nicht mehr um mich gekümmert - nicht`s für mich gekocht immer nur die schnelle pizza damit zeit eingespart wird - bewegung gab es überhaupt nicht...jetzt ist es so das ich weiss das auch diese kleinen(grossen) dinge unwahrscheinlich wichtig sind...die alte struktur ist aber immer noch da...das gefühl von das ist mir jetzt aber zu anstrengend, keinen antrieb usw....und was man wirklich braucht ist sehr viel geduld mit sich selber und zeit....
ein guter therapeut kann bei diesen schritten unterstützen...manchmal muss man auch länger suchen um diesen zu finden...manchmal ist auch eine stationäre therapie sehr gut, weil sie bedeutet das man erstmal rausgeht aus den alten strukturen und mustern...manchmal ist es auch die form der therapie die für einen selber noch nicht passt...
kein medikament kann wirklich helfen wenn es keine veränderung in den inneren und äusseren dingen gibt die einen irgendwann mal krank gemacht haben...
ich denke nicht das du therapieresistenz bist - sondern einfach noch nicht das gefunden hast was dir hilft und gut tut...

liebe grüsse, andrea
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Liebe Mandra,

danke für die herzliche Begrüßung. Das klingt gut, was du schreibst, die richtige Methode habe ich offenbar noch nicht gefunden, aber ist das nicht auch das Spannende an Depression, dass man immer gefordert wird, etwas Neues auszuprobieren, sich ständig weiterzuentwickeln, um nicht auf der Strecke zu bleiben? Die Anlagen sind zweifelsohne vorhanden, depressiv zu reagieren, es konnte nach dem schweren Ausbruch vor drei Jahren nicht mehr richtig ausheilen. Wie aber auch, wenn ich mich ständig überlastet habe durch den Aufbau meines kleinen Schreibbüros, durch meine Bücherschreiberei, durch mein "Familienuntrnehmen". Hals über Kopf habe ich mich in meine Aktivitäten hineingestürzt, nur mir ein neues Leben auzufzubauen aus lauter Angst, das alte könnte vorbei sein. (Kinder...) Depresson ist bei mir unentwegte Trauer und Pankik etwas zu verlieren, meine Kinder, meine Idylle, meinen Therapeuten, der solange mein engster Vertrauter war.
Was macht du denn dann gegen die Depression? Ich habe jetzt gegen den Willen meines Arztes den Phasenstabilisator abgesetzt, Lamotrigin, bei mir geht alles ein bisschen in Richtung rapid cycling. Nimmt du keine Chemie mehr, hattest du welche genommen,was hält du von Johanniskraut, aber das wird man so lichtempfindlich, hast du Familie...?

Lieben Gruß
Carin
mandra
Beiträge: 40
Registriert: 14. Apr 2008, 10:39

Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von mandra »

Liebe Carin,

ja ich denke schon das die Depression einen fordert sich weiterzuentwickeln - sich gut wahrzunehmen...manchmal ist mir auch das zuviel..dannn krieg ich richtig die wut und denke: nur weil andere in meiner Kindheit mir soviel angetan haben (körperliche und sexuelle Gewalt) muss ich das jetzt mein lebenlang ausbaden...na ja das ist sicherlich sehr vereinfacht gedacht..
noch ein positiver Teil den die Depression bei einem grossteil der Menschen die ich kenne mit sich mitbringt ist ein grosses Potential an Kreativität - das ist sicherlich bei dir auch so wenn du Bücher schreibst...
Was schreibst du denn für Bücher?

Ich denke es ist dein Schutz und deine Hilfe ins "rotieren" zu kommen - nur leider bringt das "rotieren" auch wieder Schwierigkeiten mit sich mit - Beziehungen, Familie usw...wichtig ist es die Balance zwischen den Dingen zu finden und die Veränderlichkeit des Lebens als etwas positives empfinden zu können...z.B. das Kinder erwachsen werden und irgendwann ausziehen..das ist eine grosse Veränderung...aber bedeutet niemals das du deine Kinder verlierst..nichts ist wirklich vorbei sondern es wandelt sich nur...und es wandelt sich umso positiver umso mehr offenheit und vertrauen man selber darin finden kann...so kann es sein das dein therapeut als engster vertrauter wegfällt...du die erfahrung durch ihn gemacht hast wie wichtig und schön es ist einen menschen zu kennen dem man sich anvertrauen kann ...und vielleicht führt diese erfahrung dazu das plötzlich andere menschen dir in deinem leben begegnen, denen du genauso vertrauen kannst...die wiederum ganz neue impulse deinem leben geben...
ich habe über fast 1 jahr ad`s genommen und zusätzlich beruhigungs- und schlafmittel - das war für mich eine ziemliche horrorzeit und hat mir überhaupt nicht geholfen...ich habe sie dann sehr langsam ausgeschlichen und mit johanniskraut begonnen..das hat mir schon geholfen mich etwas zu stabilisieren...lichtempfindlichkeit hatte ich keine probleme...aber auch bei medikamente ist das wahnsinnig individuell ..einer freundin von mir ging es über jahre extrem schlecht..sie wurde dann auf ein ad eingestellt und es geht ihr so gut wie nie zuvor...auch da muss jeder seinen eigenen weg finden ...
was mir wirklich hilft und ich denke das hilft (fast) jedem ist bewegung...und das ist gar nicht leicht...da ich eben eher ein unsportlicher mensch mit einigen pfunden zuviel bin und vorher nur am schreibtisch gesessen habe...jetzt gehe ich fast jeden tag raus und laufe (d.h. ich walke eher)..das tut einfach gut in bewegung zu sein..die unterschiedlichen jahreszeiten zu spüren...vieles auf seinen spaziergängen zu entdecken..dazu hab ich dann irgendwann angefangen zu tanzen - nennt sich nia die art des tanzes und beinhaltet sowohl sehr energiegeladene teile - wie auch atmung langsame bewegungen und entspannung...das war genau das richtige für mich...das ist wie eine art körpertherapie..
ich habe z.b. die letzten 4 jahre sehr viel Tagebuch geschrieben und mir so einige diagramme angefertigt - das hat mir geholfen auch die guten momente wahrzunehmen und zu sehen wie meine "gewohnheiten" so sind -wie meine tage ablaufen...um dann altes zu durchbrechen...meinen ängsten aus einer anderen perspektive zu begegnen...
familie (kinder) habe ich leider nicht..ich vermisse das oft..aber das leben ist einfach anders verlaufen...ich gebe ein wenig musikunterricht für kinder..und das tut mir gut...

liebe grüsse, andrea
Reve
Beiträge: 754
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Liebe Anrea,

ich höre wirklich viele Gemeinsamkeiten heraus, ich schreibe schon seit über 20 Jahren Tagebuch, es ist ein so genannter Buchkalender, der die Form ja ein bisschen vorgibt. Ich vergleiche immer am Morgen den Tag mit dem vorhergehenden und dem vor einer Woche und schaue, was sich geändert hat, was gleich geblieben ist, was schön war. Es ist mein Märchenbuch, es beruhigt mich, ich habe das Gefühl ich kann die Zeit ein wenig festhalten, damit sie mir nicht immer so schnell wegläuft, ich kann alles nochmal aufleben lassen, so oft ich will. Natürlich ist das gefährlich so wie ich in der er Vergangenheit festzuhängen bzw. immer wieder ängstlich in die Zukunft zu schauen. Ich sag es mir hundertmal am Tag, dass ich im jetzt und hier leben muss und irgendwann werde ich es auch noch glauben.
Das hast du schön gesagt, mit den Kindern, dass sie mir nicht verloren gehen, wenn sie ausziehen. Aber es ist halt schon leider so, dass immer wenn meine Kinder nach Hause kommen, Leben einzieht. Man kann sich toll mit ihnen unterhalten, es geht gerne in Richtung Philosophie, eine Art der Gespräche, die ich so sehr mag und die ich mit meinem Mann nicht führen kann. Da geht es immer eher um Dinge wie "Wer hat meine Fotokamera genommen", "was hast heute gemacht", bist du schlecht drauf". Fragen, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Es kehrt augenblicklich tiefe Stille ein, wenn unsere Kinder alle weg sind und dann überfällt mich die düstere Vorahnung: so ist es wenn alle ausgezogen sind. Die Folge ist Trübsal, eine Leere, ein Druck.
Aber ich möchte nicht jammern,die Herausforderung bleibt bestehen, die Schwierigkeiten anzugehen und vielleicht soll das ja auch der Sinn des Lebens sei, immer wieder am Ende erleichtert sagen zu können: gar nicht schlecht gemacht.
Das mit meinem Therapeuten ist ein spezielles Problem für mich. Ich habe mich ihm nach der langen Zeit einfach zugewandt, harmlose, freundschaftliche Gefühle entwickelt. Meistens lief es bei uns auf einen ehrgeizigen Wettstreit hinaus, wer sich wohl besser verbal ausdrücken könnte und alleine dabei verflog die Zeit schon wie im Nu. Er war natürlich in der besseren Position, er hat keine "belastenden" Gefühle,die ihm das Leben schwer machen könnten, sein Maß an Glücksbotenstoffen scheint ausgewogen zu sein. Er konnte sich ganz entspannt zurücklehnen, eine stattliche Summe einheimsen und zusehen, wer gewinnen würde. Natürlich hat er gewonnen und das Spielcasiono wurde von einem Tag auf den anderen geschlossen.

Liebe Grüße
Carin
feuerfisch
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von feuerfisch »

Hai Carin

Ich denke mal das du zum Thema "loslassen" schon einiges gehört/gelesen/erfahren hast und auch dran bleibst.

Aber mir ist da etwas anderes bei deinen Texten aufgefallen: ist es möglich das du dich so viel beschäftigst um deine Depression im Zaum zu halten?
So mache ich das nämlich auch....nur, es funktioniert nicht wirklich. Solange ich beschäftigt bin können meine schwarzen Gedanken nicht überhand nehmen, aber wehe ich komme in Stillstand! Dann sind sie mit Macht da.
Mag es sein das es bei dir ähnlich ist?

Liebe Grüße

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Reve
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Lieber Feuerfisch,

ein schöner Name. Also das mit dem Loslassen gefällt mir überhaupt nicht, ich hasse es und ich werde mich damit auch nicht mehr weiter beschäftigen. Da sorgen schon die anderen dafür.
Genau, das war von Anfang an so, immer wenn man in Ruhestellung verfällt, kommen die unguten Gedanken. Also beschäftigt man sich, damit der Zustand erst gar nicht eintreten kann, man sagt ja das bei der kleinsten Betätigung schon muntere Endorphine freigesetzt werden, ganz aufällig ist das bei mir auch bei geistiger Betätigung wie gerade jetzt aktuell. Dann kann ich mich kaum mehr retten vor einem stürmischen Angriff. Darum wird es ja auch am Abend so schlimm, wenn die Ideen und natürlich auch die Kraft ausgehen, immer noch aktiv zu sein. Dann wird gelesen,jetzt vielleicht auch noch gechattet, wiederum ein massiver Versuch, "es" zu verdrängen. Die Folge davon ist natürlich, dass es gerne in Rastlosigkeit ausartet wie bei mir, also muss man die Mitte finden und das ist ja gerade die Kunst bei Depression. Einen Mittelweg zu finden zwischen Einsamkeit und Ablenkung, zwischen Anspannung und Entspannung...

Lieben Gruß
Carin
mandra
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von mandra »

Liebe Carin,

ich bin ja doch sehr neugierig was für Bücher du schreibst?(-:
das was du über deine Kinder und deinen Mann schreibst - zeigt ja doch sehr klar wo die "Probleme" liegen zumindestens erscheint das so: in der Beziehung zu deinem Mann - bzw. in der fehlenden Kommunikation oder auch in eurer Unterschiedlichkeit - du bist ein Mensch mit viel Liebe zur Sprache ..dein Mann scheint da genau das Gegenteil zu sein..die Arbeit und alles andere versuchen diesen Mangel irgendwie auszugleichen aber das Problem bleibt ja dennoch bestehen...
Kennst du Eckhard Tolle - der hat sehr schöne Bücher geschrieben über das Leben im Jetzt (-:....

Liebe Grüsse, andrea
Reve
Beiträge: 754
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Liebe Andrea,

es ist kein großes Geheimnis, natürlich geht um Depression, aber einmal ganz anders betrachtet. Ich nenne es ja auch D.- ein Geschenk des Himmels - denn es konnte mir doch fast nichts Besseres passieren. Nur so wurde ich mobil gemacht, mein Leben auf den Kopf zu stellen, auf den Pfaden der Selbstverwirklichung zu streifen, mich selbständig zu machen und so ganz nebenbei die Lust am Schreiben zu entdecken. Federführend bei meiner Geschichte sind aber auch meine Pflanzen, sie zeigen mehr als deutlich, wie ein Hobby - Gärtnern - auch im Rahmen einer Therapie wirken kann, vielleicht mehr als ein Medikament, da es Vitamine für die Seele enthält, die mich süchtig machen. Es steht bei meiner Geschichte die Zauberei im Vordergrund, der faszinierende Wechsel der Jahreszeiten, der sinnbildlich auf ein Leben übertragen werden kann mit der Botschaft, dass alles nahtlos übergeht, dass manchen nie aufhört zu blühen wie beispielsweise meine Hornbveilchen,die immer wieder unverdrossen ansetzen und elbst mitten im Winter vor der Haustüre für ein paar zarte Lichtblicke sorgen. Bei all der Magie soll aber nicht verborgen bleiben, welch tückische und schwere Krankheit sich hinter der feinen Dame Depression verbirgt, die es mühelos schafft, das ganze Umfeld zu zerstören, bei mir beinahe meine Ehe. Erschwerend ist bei mir allerdings auch hinzugekommen, dass ich mich vor lauter Gefühlsüberschwang (was ja bei Deppression eher ungewöhnlich ist) in einen Menschen vernarrt habe und auch umgekehrt, was niemals sein darf und sein wird. Aber die Gefühle sind da, ich will sie nicht missen, mein Mann weiß es und es hat uns in die Enge getrieben.
Ich habe bis jetzt keinen Verlag, ist ja klar, aber doch zumindest einige positive Rückmeldungen bekommen und alleine das zählt für mich: ich will auf mich stolz sein können und ich gebe nicht auf, was der dritte Band verrät.

Ganz liebe Grüße
Carin
mandra
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von mandra »

Liebe Carin,

es ist schon faszinierend - bei uns gibt es doch einige paralellen..ich habe auch mit einem Buch über die Depression angefangen zu schreiben ("Himmel`s und Höllenzeiten") - allerdings komm ich immer nur sehr unregelmässig zum schreiben - da meine leidenschaft eher in der fotografie, kunst und in der musik liegt und das schreiben nicht wirklich meine stärke ist...
ich würde wahnsinnig gerne mal etwas von dir lesen!!! gibt es eine möglichkeit mal einen textaussschnitt zu lesen?

Kennst du wolf dieter storl?
http://www.storl.de
ein ganz faszinierender mann mit einer wunderbaren beziehung zur natur - er macht auch manchmal seminare, die richtig schön sein sollen....

die natur ist für mich auch mein lebenselexier - manchmal bin ich traurig darüber das ich mitten in der stadt wohne und denke oft das ich an einem "natürlichen" ort vielleicht viel gesünder werden würde...

ich finde "gefühlsausbrüche oder -überschwang" in der depression nicht unnormal - da gibt es einerseits ja die manische depression und andererseits denke ich oft wenn ich das ganze von oben herab betrachte - das alles was man tut versucht den "mangel" auszugleichen - glücksgefühle zu schaffen...
aber man braucht auch die klarheit im leben - muss manchmal sehr schwere entscheidungen treffen...

liebe grüsse, andrea
Reve
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Re: Therapieresistenz aufgrund der Lebensumstände

Beitrag von Reve »

Liebe Andrea,

das stimmt, es ist bei mir ja auch in Richtung "rapdid cyling", ich wusste zeitweilig nicht mehr wohin mit meiner Energie, konnte nicht mehr schlafen, war hochleistungsfähig, überkreativ. Darum dann auch Lamotrigin. Man hat mir gesagt (Max Planck, ich habe da einen ganz netten Arzt), dass meine Gefühle zu stark sind, in jeder Hinsicht. Ich kann auch nicht abschalten, es wird Tag und Nacht in Gedanken formuliert, mir ist das schon als Kind aufgefallen.
Das mit deinem Buch finde ich supertoll, mein 2. heißt übrigens "zwischen Himmel und Hölle" (wie bei dir) und das 3. "Auf den Spuren von Melancholie". Man kann die ganze Zeit gut verfolgen, wie sich meine Stimmungsschwankungen verändern, sich teilweise abschwächen aufgrund meiner antidepressiven Naturmaßnahmen, um wohl letztendich in Melancholie zu verharren. Und ich muss sagen, ich mag meine Melancholie, wenn sie sich ruhig hält und mich nicht zu sehr quält. Gerne kannst du einen Ausschnitt lesen, es wird natürlich schon auch viel beschrieben, wie mein Schreibbüro ins Leben erweckt wurde überwiegend mit Hilfe des Schicksals,die Reaktionen meiner Familie, die Betreuung durch meine Ärzte, die Macht ihrer Placebo-Wirkung, letztendlich eine Mischung aus Abenteurerlust, Tragik und Märchen. (Die ganze Geschichte geht ja mit einer schlechten Diagnose los: Spinalom, Hautkrebs, ist aber im Griff).
Nein, ich kenne den Namen nicht, den du erwähnt hast, ich glaube, dass die einzige Chance im Kampf gegen immer wieder auftretende Stimmungseintrübungen eine echte Leidenschaft ist, ein Hobby, das man mit Überzeugung und Anstrengung ausüben kann. Es gibt doch kein befriedigenderes Gefühl, als das, wenn man sein "Werk" betrachten kann. Das können doch schon Kleinigkeiten sein und weil du es so traurig sagt mit der Großstadt. Man kann sich doch auf dem kleinsten Balkon Kräutertöpfe halten, Prunkwinden ziehen, die an der Mauer hochwachsen, Dahlien einsetzen. Dazu muss man sie bereits im Januar in einem Topf ins kühlere Schlafzimmer stellen, hell, und bald wird man die ersten Triebe bewundern können.
Ich würde natürlich auch gerne von deinem Buch lesen, denn ich träume ja eh davon, wenn das jetzt mit meinem Tatsachenbericht nichts wird, einen Roman zu versuchen. Wir könnten ja unsere Geschichten mischen und schauen, was daraus entstehen könnte. Ich fotographiere auch,hab sie alle auf dem Computer,denn manches könnte man so schön mit Bildern meiner Pflanzen untermalen.

Ganz lieben Gruß
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