Wie kann ich offen darüber reden?

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unterwasser
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Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von unterwasser »

Letzte Woche war ich bei meinem Hausarzt. Ich habe meiner Mutter gesagt, ich gehe wegen meinen chronischen Rückenschmerzen zum Arzt. Eigentlich wollte ich bei dem Termin aber über meine Depression reden. Ich saß beim Arzt und... ich konnte es nicht! Ich konnte mein wahres Problem nicht Aussprechen.

Ist es, weil ich mich schäme? Habe ich Angst, dass andere denken, ich wolle mich nur wichtig tun? Depression? Doch nicht bei uns auf dem Dorf. Da hat man eine Grippe, ein gebrochenes Bein, aber doch keine Probleme mit dem Kopf! Die will sich doch nur wichtig tun, was Besseres sein.

Ich kann mich einfach niemandem anvertrauen. Nicht meinen Eltern, nicht meinen Freunden und auch keinem Arzt. Ich fühle mich lächerlich.

Aber ich habe mein aktuelles Leben satt. Ich will raus aus dem Loch. Aber wie kann ich Hilfe finden? Wie überwinde ich meine Angst darüber zu reden?
steppenwolf1

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo unterwasser,

vllt. hast Du tatsächlich zu viele Zweifel, die vllt. auch gar nicht nötig wären ?? ...

Wenn Du Deinem Hausarzt nicht vertraust, kannst Dir vllt. auch gleich eine Überweisung zumFacharzt oder Psychologen geben lassen ?

Ich denke aber,dass auch dein Doic, Hausarzt mit der Problematik auch,dass es Dir schwer fällt zu reden, etwas anfangen kann und auch weiss, was Depressionen sind ? Seine Diagnosen beruhen ja auch auf dem was ihm seine Patienten erzählen ....

Vllt. fällt es auch leichter, wenn Du dir Stichpunkte oder so machst, zumindest würde mir solche Anhaltspunkte helfen ....in jedem Fall kein Grund zu schämen o.ä.

Gruss, s.wölfin
chrisp
Beiträge: 139
Registriert: 22. Dez 2005, 22:04

Offen darüber schreiben!?!

Beitrag von chrisp »

Liebes Unterwasser,

in der Zeit, in der ich Schwierigkeiten hatte, "offen zu reden", hat es mir sehr geholfen, "offen zu schreiben". Vielleicht ist das ein Weg für dich?

Warum schreibst du nicht auf, wie es dir geht, gibst dies dann deinem Arzt? Er kann es lesen und versteht dann besser, wie es dir geht. Du musst nicht reden und wirst verstanden.
Und dann findet ihr gemeinsam einen Weg, der dir helfen kann.
Als weiteren Schritt kannst du auch überlegen, deinen Freunden, Verwandten etc. .. zu schreiben, aber ich denke, der erste Schreibweg sollte zu deinem Hausarzt oder einen Psychiater führen.

Ich wünsche dir viel Erfolg!!
Chrispi
DYS-
Beiträge: 1838
Registriert: 19. Mär 2003, 17:28
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Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von DYS- »

Hallo Unterwasser

Genauso ist es mir damals auch ergangen. Ich war mehrmals beim Arzt und konnte über mein wirkliches Problem nicht reden.
Und dann, nach zähem „verhandeln“ hier im Forum, hab ich mich doch getraut.
Ich war überrascht, wie verständnisvoll mein Hausarzt war. Ich kannte ihn so lange, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Es war der richtige Weg für mich.
Was ich damals nicht wusste, er selbst litt unter Depressionen. Hatte auch Erfahrungen mit Medikamenten.

Aber es ist evtl. wirklich leichter bei einem Facharzt auf dieses Thema zu sprechen zu kommen. Wenn du dort bist, wirst du wahrscheinlich nicht über Schmerzen im Knie reden.

Auch das Aufschreiben war mir schon oft eine Hilfe wenn ich nicht reden konnte. Entweder ich habe den Behandlern meine Aufzeichnungen in die Hand gedrückt oder ich habe sie als Gedankenstütze in der Hand gehalten.

Und glaub mir, ein Arzt hat sicher Verständnis dafür, wie schwierig es ist sich mit den psychischen Problemen zu outen, gerade auf dem Dorf.

Nur Mut!

Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Ragnar
Beiträge: 110
Registriert: 6. Jul 2008, 20:23

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von Ragnar »

Hallo Unterwasser,

mir ging/geht es genau wie dir. Ich lebe in ländlicher Gegend in einem kleinen Dorf und wollte auch nicht zum Hausarzt.

Du brauchst ihn auch nicht unbedingt. Denn du kannst auch direkt zu einer Psychologin oder Psychiaterin gehen. Du musst nur die 10 Euro Praxisgebühr anstatt beim Hausarzt bei denen bezahlen. Ich konnte mit einer Psychologin über meine Probleme reden, schließlich kennt sie mich nicht und vor allem niemanden aus meinem Umfeld und zum andern wohnt sie 40km weit weg.

Also du siehst es gibt eine Lösung und sie lohnt sich wirklich.

Viel Glück Mut und liebe Grüße

Ragnar
Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.
gfb
Beiträge: 1864
Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von gfb »

@Ragnar,

>Du musst nur die 10 Euro Praxisgebühr anstatt beim Hausarzt bei denen bezahlen.

...oder man lässt sich eine Überweisung vom Hausarzt geben, wenn man die 10 € dort schon bezahlt hat.


Grüßle

Friedrich
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"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
unterwasser
Beiträge: 2
Registriert: 9. Nov 2008, 00:32

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von unterwasser »

Danke für die schnelle Antwort.

Ich denke, dass ich wohl direkt einen Facharzt aufsuchen werde. Ich fühle mich bei dem Gedanken, mich meinem Hausarzt in der Sache anzuvertrauen nicht wohl.

Jetzt ist der nächste Schritt aber einen geeigneten Psychologen zu finden. Damit werd ich mich wieder solang aufhalten, bis ich wieder den Gedanken verwerfe und alles in Frage stelle.

Habe bei den Gelben Seiten nach geschaut und 10 Treffer gefunden. Wie soll ich mich jetzt entscheiden? Und dann der nächste Schritt, anrufen und einen Termin vereinbaren. Ich brauch ja schon einen Monat, bis ich mal einen Friseurtermin telefonisch vereinbart habe.

Vielleicht schaffe ich es morgen und flüchte mich nicht wieder in Ausreden.
Pauline-Sophie
Beiträge: 6
Registriert: 12. Jul 2008, 17:29

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von Pauline-Sophie »

Oh, das kenne ich nur zu gut!!

Seit geschlagenen 5 Monaten nehme ich immer wieder den Telefonhörer in die Hand, um einen Termin beim Psychiater zu vereinbaren.
Ich leg wieder auf bevor ich überhaupt gewählt hab. Immerhin hab ich mich schon für einen aus dem Telefonbuch entschieden.
Ich schaffs aber einfach nicht! Ich kanns nicht!
Ich hab schon tausendmal durchgespielt, was ich alles erzählen würde beim Arzt. Ich rede beim Autofahren laut vor mich hin.
Es scheint alles so einfach zu sein. Aber wenn ich mir dann tatsächlich vorstelle, vor dem Arzt zu sitzen...
Ich komm mir bei Ärzten sowieso immer total blöd vor. Wie ein kleines dummes Mädchen. Das macht die Sache nicht besser!
Aber ich möchte jetzt auch endlich jemandem alles erzählen. Ich brauch nämlich endlich jemanden, der mir sagt, wo's in Zukunft für mich langgehen soll. Allein kann ich das nicht mehr.
Aber wie soll man den ersten Schritt machen???
Also Unterwasser, vielleicht schaffen wir's ja demnächst mal.
Ich würd es uns wünschen.
Dendrit
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Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Unterwasser,

mir ist noch was eingefallen bzgl. HA und schreiben. Hat er vllt. ein Mail-Adresse? Dann kannste ihm/ihr schreiben ohne die Stichpunkte in der Sprechstunde formulieren.

Und was sagen? Ich hatte mir auch die "schönsten" Einleitungen vorgestellt, auswendig gelernt etc. Was war, als ich den Psychologen an der Strippe hatte? Ich sagte nur, dass ich bei ihm einen Termin ausmachen wollte. Dann stellte er Fragen und es war mir einfacher zu antworten.

LG, Manuela
Ragnar
Beiträge: 110
Registriert: 6. Jul 2008, 20:23

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von Ragnar »

Hi Friedrich,

ich denke sie möchte nicht mal zum Hausarzt um sich ne Überweisung zu holen.

Wollt ich schließlich auch nicht...trotzdem Danke für die Ergänzung

@unterwasser

versuch doch mal folgende web adresse:
www.psychotherapiesuche.de
Da hab ich meine gefunden.

Liebe Grüße

Ragnar
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sek__knd
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Registriert: 5. Sep 2008, 18:54

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von sek__knd »

Hallo Unterwasser,

dein Hausarzt unterliegt dennoch der sogenannten Schweigepflicht, egal wie klein dessen Einzugsgebiet sein mag

Auch wenn du von irgendwelchen Verwandten, Freunden, Bekannten oder Nachbarn gesehen wirst wie du über die Türschwelle deines Haus-Docs trittst, es weiß doch kein Mensch, daß du dir einen (vielleicht auch mehrere) Überweisungsscheine für eine psychologische Therapie ein- oder abholst

Solltest du die Kohle übrig haben, würde ich an deiner Stelle versuchen, Kontakt mit unterschiedlichen Psychologen aufnehmen, lieber die 10 Euronen bar hinblättern, um baldmöglichst unterstützende Hilfe zu erlangen.

Sicher, die Terminierung wird dir wahrscheinlich kein Mensch abnehmen können

Es geht aber hierbei nicht um Äusserlichkeiten z. B. einen Friseurtermin, es geht um dein LEBEN und deine GESUNDHEIT

Die Zeit läuft weiter, meiner Meinung bringt Warten (auf evtl. bessere Zeiten) nichts

Liebe Grüße und eine gute erholsame Nacht

S E K
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von Nienor »

Hallo Unterwasser

Ich war so fertig, dass ich dem Termin entgegenfieberte, aber gar keine Ahnung hatte, was ich genau sagen wollte.
Fragt sie mich also: Was kann ich für Sie tun?
Was bahnt sich den Weg zu den Sprechwerkzeugen?
Einmal runderneuern bitte!

Na ja, ich habe es dann aber doch noch geschafft, zu sagen, weswegen ich eigentlich da bin *g*

Obwohl das mit dem Runderneuern auch nicht unernst gemeint war.
Ich bin nur bloß nicht in der Lage, eine Gelegenheit für eine flapsige Bemerkung vorbeigehen zu lassen....was mir diverse Male Ärger oder Unverständnis eingebracht hat *seufz*

Viele Grüße

Nienor


Und was sagen? Ich hatte mir auch die "schönsten" Einleitungen vorgestellt, auswendig gelernt etc. Was war, als ich den Psychologen an der Strippe hatte? Ich sagte nur, dass ich bei ihm einen Termin ausmachen wollte. Dann stellte er Fragen und es war mir einfacher zu antworten.
Pauline-Sophie
Beiträge: 6
Registriert: 12. Jul 2008, 17:29

Re: Wie kann ich offen darüber reden?

Beitrag von Pauline-Sophie »

Ich habs geschafft. Ich hatte heute einen Termin beim Psychiater!!!
Nach einem echt beschissenen Wochenende hab ich gestern meinen ganzen Mut zusammengenommen und einen Termin vereinbart. Die Dame in der Praxis war sehr nett, hatte aber erst im Februar einen Termin frei. Irgendwie war mir das dann sogar recht, schließlich hatte ich jetzt einen Grund, mich mal wieder nicht mit dem Problem auseinandersetzen zu müssen.
Und heute Vormittag hab ich dann einen Anruf von der Praxis bekommen, ich könnte kommen. Sofort. Nach kurzem Zögern bin ich dann losgetigert. Ich hab schon im Wartezimmer geheult und vor dem Arzt dann noch mehr. Er war sehr nett und doch weiß ich nicht recht, was ich von der Sache jetzt halten soll. Hab ich alles richtig rübergebracht? Ich hab das Gefühl, so hundertprozentig konnte ich nicht beschreiben, wie's mir geht. Er war sich auch mit der Diagnose nicht sicher. Es ist so schwer zu beschreiben, was ich fühle. Gehts Euch auch so? Er war auch ziemlich direkt und hat meine wunden Punkte getroffen. Worauf mich der Impuls überkam, zu sagen, was gibt ihm das Recht so über mich zu urteilen? Er kennt mich ja gar nicht. Ich würd mir einfach gern die Dinge rausfiltern, die ich hören will. Alles andere ist so unangenehm.
Irgendwie quält mich jetzt auch der Gedanke, was hab ich da für eine Lawine losgetreten? Bisher war das mein kleines Geheimnis. Und was man niemandem sagt, ist auch nicht da. Und jetzt? Bin noch ratloser als vorher.
In zwei Wochen seh ich ihn wieder.
...
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