Irgendwie stehe ich neben mir

Antworten
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Irgendwie stehe ich neben mir

Beitrag von Nienor »

Hallo,

ich bin noch ziemlich neu hier (nachdem meine seit Jahren bestehenden Depris sich schließlich tatsächlich zu unguten Gedanken verschlimmerten, bin ich letzte Woche bei einer Psychiaterin gewesen, und habe mich dann hier angemeldet).

Ich habe auch ein AD bekommen (Edronax), welches glücklicherweise auch wirkt.

Ich kann dadurch (und dadurch, dass mein Hirn erstmals seit ich mich erinnern kann nicht gehetzt ist) wenigstens schon mal ansatzweise die Dinge denken, die mir zu schaffen machen. Sonst habe ich bei der leisesten Berührung mit meinen empfindlichen Themen immer sofort weggezappt, krampfthaft an was anderes gedacht. Mit dem Gefühl, dass ich meine persönlichen Dämonen bloß nicht freilassen sollte.

Nun, es wird sich natürlich nicht vermeiden lassen, sich auch den Dämonen zu stellen, aber im Moment bin ich so furchtbar am Grübeln, über mich, über die letzten Jahre.
Auch darüber, wie weit es eigentlich noch tatsächlich bis zu einem Suizid gewesen wäre (konkrete Pläne hatte ich noch nicht, lediglich den immer wiederkehrenden Gedanken, dass ich tot sein möchte, diese Gedanken haben mich dann genügend erschreckt, endlich zum Arzt zu gehen).

Und weil mein Hirn mal so normal (da ich ADS habe, kenne ich mich gar nicht anders als getrieben im Kopf) funktioniert, und ich so viele Dinge denke, vor denen ich so lange weggelaufen bin, habe ich im Moment irgendwie das Gefühl, neben mir zu stehen.

Könnt ihr das nachvollziehen, ist das normal?
Dido
Beiträge: 70
Registriert: 4. Nov 2008, 16:12

Re: Irgendwie stehe ich neben mir

Beitrag von Dido »

Hallo mmm
Also, ich denke, ich kenne das sehr gut. Manchmal fühle ich mich emotional "unzulänglich". Ich spreche oder schreibe oder denke über eigentlich sehr emotionale Dinge nach, bekomme aber kein "Feeling" dafür. Da ist nichts. Unruhe, Rastlosigkeit vllt, aber ansonsten irgendwie ein Loch. Ich stehe dann auch nebenmir weil ich eben einfach kein Gefühl für mich selbst bekomme. Ich denke dann immer, dass meine Seele gerade Urlaub macht, von der ganzen Angst, Panik und Verzweiflung, die ich ansonsten spüre. Und übrig bleibt dann nur noch eine Art "pochen" in mir. Dass ich etwas tun müsste, aber eh nicht weiß was, und deshalb nicht kann. Und das ergebnislose darüber grübeln, macht mich dann eben kaputt. Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Posting helfen und vllt beschreiben, was du in etwa fühlst, dass du weißt, du bist nicht allein.
Liebe Grüße
D
My tears have gone cold, I'm wondering why got out of bed at all; Morning rain clouds up my window and I can't see at all but even if I could it would all be grey.
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Irgendwie stehe ich neben mir

Beitrag von Nienor »

Das, was du beschreibst, ist eigentlich mein Normalzustand.
Jetzt, unter dem AD, bin ich klarer und mutiger in meinen Gedanken (wobei es, wie ich gerade feststellen musste, doch einige Dinge gibt, an die ich mich noch sehr lange nicht herantrauen werde), und (obwohl ich mich 100%ig ich selbst fühle) bin ich mir auch irgendwie fremd.
Ist seltsam, und schwer zu erklären *grummel*
mmm schrieb:
> Hallo,
>
> ich bin noch ziemlich neu hier (nachdem meine seit Jahren bestehenden Depris sich schließlich tatsächlich zu unguten Gedanken verschlimmerten, bin ich letzte Woche bei einer Psychiaterin gewesen, und habe mich dann hier angemeldet).
>
> Ich habe auch ein AD bekommen (Edronax), welches glücklicherweise auch wirkt.
>
> Ich kann dadurch (und dadurch, dass mein Hirn erstmals seit ich mich erinnern kann nicht gehetzt ist) wenigstens schon mal ansatzweise die Dinge denken, die mir zu schaffen machen. Sonst habe ich bei der leisesten Berührung mit meinen empfindlichen Themen immer sofort weggezappt, krampfthaft an was anderes gedacht. Mit dem Gefühl, dass ich meine persönlichen Dämonen bloß nicht freilassen sollte.
>
> Nun, es wird sich natürlich nicht vermeiden lassen, sich auch den Dämonen zu stellen, aber im Moment bin ich so furchtbar am Grübeln, über mich, über die letzten Jahre.
> Auch darüber, wie weit es eigentlich noch tatsächlich bis zu einem Suizid gewesen wäre (konkrete Pläne hatte ich noch nicht, lediglich den immer wiederkehrenden Gedanken, dass ich tot sein möchte, diese Gedanken haben mich dann genügend erschreckt, endlich zum Arzt zu gehen).
>
> Und weil mein Hirn mal so normal (da ich ADS habe, kenne ich mich gar nicht anders als getrieben im Kopf) funktioniert, und ich so viele Dinge denke, vor denen ich so lange weggelaufen bin, habe ich im Moment irgendwie das Gefühl, neben mir zu stehen.
>
> Könnt ihr das nachvollziehen, ist das normal?
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Irgendwie stehe ich neben mir

Beitrag von Nienor »

Grr, und schon wieder versehentlich auf die Zitiertaste gekommen. Kann man seine Texte anschließend wieder abändern *dummfrag*

LG

Nienor (ich habe das mit dem Namen und der Kennung falsch verstanden....bin schließlich ein langjährig erprobtes Fettnäpfchensuchgerät)
Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: Irgendwie stehe ich neben mir

Beitrag von Ina80 »

Hallo mmm,

ersteinmal ein herzliches Willkommen hier im Forum!

Ist doch schonmal gut, dass Du den ersten Schritt zur Besserung getan hast und zu einer Psychiaterin gegangen bist. Das ist doch schonmal ein Anfang!

Ja, dieses "neben sich stehen" kenne ich auch. Die Seele nimmt quasi reiß aus, möchte heraus aus dem eigenen Körper, einfach weg... Hm, ist das jetzt kompliziert ausgedrückt? Aber vielleicht kannst Du ja auch dieses Gefühl nachvollziehen. Zumindest geht es mir dann manchmal so. Die Seele möchte sich mal wieder nicht mit den unangenehmen Themen auseinandersetzen, läuft also weg. Aber wie Du auch schreibst, man kann nicht immer vor den Dämonen des Alltags davon laufen. Irgendwann muss man sich ihnen stellen. Und dieses macht man am besten mit professioneller Hilfe. Dann sind die Dämonen nicht mehr ganz so Dämonenhaft;-) Aber sei geduldig und stell Dich langsam Deinen Dämonen.

Also, Dir alles Gute auf dem weiteren Weg und ganz viel Durchhaltevermögen!
Lg
Ina


Und P.S.: Klar, Du kannst Deinen eigenen Beitrag immer ändern;-)
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
Antworten