Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

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Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

Beitrag von Ina80 »

Hallo Zusammen,

meine das nur ich oder seht Ihr das genauso? Ich bin jetzt wohl immer noch am Anfang meiner Therapie und hätte sie mir nicht so anstrengend vorgestellt. Ich habe jetzt viel mehr Phasen, in denen ich über mich selber nachdenke und dabei auch richtig traurig werde. Es ist so, als ob ich mich jetzt "mir selbst stellen muss" und das ist echt nicht leicht. Vor der Therapie habe ich das glaube ich immer ganz gut verdrängt. Und jetzt setze ich mich intensiv mit meiner Kindheit etc. auseinander und das stürzt mich dann schon in die ein oder andere depressive Phase. Allerdings ist die dann nicht ganz so tief, wie die Depressionen vor der Therapie. Vor allem kann ich mich langsam wieder an kleinen Dingen des Alltags freuen. Daran merkt man dann zum Glück, dass eine Therapie etwas bringt. Aber trotzdem, kennt Ihr das auch, dass die Therapie einen zeitweise in depressive Zustände fallen lassen kann? Dann geht es mir manchmal echt dreckig und ich weiß irgendwie nicht, wohin mit mir.... Und da denkt man schon darüber nach, ob das überhaupt alles etwas bringt...

Liebe Grüße
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
samira23
Beiträge: 17
Registriert: 21. Jan 2005, 21:21

Re: Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

Beitrag von samira23 »

Hallo,
ja ich kann Dich verstehen. Sehr gut sogar. Aber tut es Dir nicht gut, dass Du diesen Weg jetzt nicht alleine gehen musst? Diese Erfahrung zu machen, hat mir geholfen. Kannst Du das Vertrauen haben, dass nur so viel hoch kommt, wie Du (er)tragen kannst?
Ein ermuntender Gedanke war auch immer folgende Frage, wenn ich über Alternativen zur Therapie (bzw. über Abbruch) nachgedacht habe: Will ich was ändern oder nicht? Sich von einer Position in eine Neue zu begeben, erfordert Bewegung, Mut und somit Kraft.....
Ich wünsche Dir noch viel Mut und Kraft für die weiteren STunden!
Gruß,
Samira
Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

Beitrag von Ina80 »

Hallo Samira,

ja, Du hast Recht, ich bin schon froh, dass ich diesen Weg der Veränderung nun nicht mehr alleine gehen muss. Vor allem wäre ich ihn nie ohne Hilfe gegangen. Und eine Veränderung war bitter nötig! Und lustigerweise merke ich immer an den kleinen Dingen des Alltags ein bisschen Veränderung, wenn auch nur langsam. Aber ich weiß, es geht voran und das ist das Wichtigste. Und gestern habe ich mal wieder in dem tollen Buch "Schattendasein - Das unverstandene Leiden Depression" über Rückfälle während der Therapie gelesen, was mir das Ganze dann auch noch verständlicher gemacht hat. Ein tolles Buch!

Also dann, allen ein schönes Wochenende
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

Beitrag von Nienor »

Ich stehe ja gerade erst am Anfang (war letzte Woche bei der Psychiaterin, und habe wenigstens das Glück, schon für nächste Woche einen Termin für ein Vorgespräch mit einer VT erhalten zu haben).

Ich weiß ja schon so lange, dass mein Leben nicht läuft, aber den Mut zu einer Therapie konnte ich auch nie aufbringen.
Nu lief es dann endgültig aus dem Ruder, so dass ich dann doch den Gang zur Psychiaterin geschafft habe.

Ich hoffe, dass die Medis mir helfen, diese schmerzhaften Dinge zu überstehen, denn bisher bin ich davor weggezuckt wie von der Berührung mit einer heißen Herdplatte.

Ich weiß, dass ich keine Alternative habe, will ich mein Leben jemals wieder in den Griff kriegen, aber fürchten tu ich mich dennoch..

Viele Grüße

Nienor (die beim Registrieren ein bisschen blöde war)
Ina80 schrieb:
> Hallo Zusammen,
>
> meine das nur ich oder seht Ihr das genauso? Ich bin jetzt wohl immer noch am Anfang meiner Therapie und hätte sie mir nicht so anstrengend vorgestellt. Ich habe jetzt viel mehr Phasen, in denen ich über mich selber nachdenke und dabei auch richtig traurig werde. Es ist so, als ob ich mich jetzt "mir selbst stellen muss" und das ist echt nicht leicht. Vor der Therapie habe ich das glaube ich immer ganz gut verdrängt. Und jetzt setze ich mich intensiv mit meiner Kindheit etc. auseinander und das stürzt mich dann schon in die ein oder andere depressive Phase. Allerdings ist die dann nicht ganz so tief, wie die Depressionen vor der Therapie. Vor allem kann ich mich langsam wieder an kleinen Dingen des Alltags freuen. Daran merkt man dann zum Glück, dass eine Therapie etwas bringt. Aber trotzdem, kennt Ihr das auch, dass die Therapie einen zeitweise in depressive Zustände fallen lassen kann? Dann geht es mir manchmal echt dreckig und ich weiß irgendwie nicht, wohin mit mir.... Und da denkt man schon darüber nach, ob das überhaupt alles etwas bringt...
>
> Liebe Grüße
> Ina
muckimausiii28
Beiträge: 46
Registriert: 19. Nov 2008, 08:36

Re: Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

Beitrag von muckimausiii28 »

Hallo Ina

Ich kann das sehr gut nachvollziehen, wie anstrengend eine Therapie ist, denn ich habe vor kurzem auch wieder eine Gesprächstherapie begonnen (die 3.). Jedoch habe ich den Therapeuten gewechselt und es ist das erste Mal das ich diese Anstrengung dabei empfinde. Natürlich ist es leichter, vor seinen eigenen Problemen davonzulaufen (haben wir lange genug gemacht), aber irgendwann werden wir ausgebremst, um zu lernen, auf ein gesundes Maß zu kommen. Ich versuche auch, mich über meine kleinen Erfolge zu freuen (mal mehr, mal weniger) und wenn ich mich mal nicht freuen kann, ist das auch ok. Mein Therapeut sagt immer:" Sie sind goldrichtig und waren es auch immer."
Lass uns lernen, uns so zu nehmen wie wir sind, mit allen Stärken und Schwächen die wir haben.

LG, muckimausiii
Hazeline
Beiträge: 29
Registriert: 8. Sep 2008, 19:45

Re: Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

Beitrag von Hazeline »

Liebe Ina,

ich verstehe Dich sehr gut, auch ich krame durch die Therapie in alten Gefühlen und Wunden! Aber jedesmal, wenn ich so eine Phase der "inneren Wühlarbeit" hinter mich gebracht habe, fühle ich mich besser. Ich würde Deine Traurigkeit auch nicht unbedingt "depressiv" nennen wollen (hört sich schon wieder so krank an)- es ist doch einfach Trauer und manchmal ist einem auch zum Heulen ( Zitat Wowi:" und das ist auch gut so!"). Wie sonst wollen wir denn alles Vergangene verarbeiten - sicher, Lachanfälle wären auch mir lieber! Ich habe inzwischen angefangen, dies so zu anzunehmen und das hat verdammt lange gedauert. Der Weg, im Buch "Schattendasein" nachzulesen und mich wieder aufzubauen, ist auch häufig meiner, wenn die Zweifel kommen. In China sagt man, wenn eine Krankheit 10 Jahre dauert, braucht sie 10 Monate um zu heilen. Wenn man davon ausgeht, dass unsereins schon das ganze Leben mit bestimmten Verhaltensmustern verbracht hat, kann man erahnen, wie lange jeder so braucht, bis er vielleicht geheilt ist. Also nicht entmutigen lassen.

Liebe Grüße

Wenn es dir Spaß gemacht hat, Zeit zu verschwenden, war sie nicht verschwendet!
(John Lennon)
Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: Eine Therapie kann ja sooo hart und anstrengend sein

Beitrag von Ina80 »

Hallo Sonce,

ja stimmt, Du hast Recht, Traurigkeit darf und muss man auch zulassen. Es ist nur echt schwer... Vor allem, wenn man jahrelang nach aussen hin "heile Welt" vorgespielt hat. Aber ich habe mich auf den Weg gemacht und irgendwann werde ich auch Trauer als Gefühl akzeptieren:-)

Liebe Grüße
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
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