Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

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Angie13
Beiträge: 17
Registriert: 29. Mär 2004, 11:13

Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Angie13 »

Hallo Ihr Alle da drausen,

habe lange überlegt, ob ich hier mein Privates in die Welt schicke, aber ich tu es jetzt einfach.
Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Vielleicht kann mir aber ein lieber Mensch und Betroffener da draußen einen Ratschlag geben.
War bisher stiller Mitleser. Ich bin die Angie, 39 Jahre.
Mein Leben verlief nicht unbedingt immer rosig. Kennt Ihr ja bestimmt alle.
Meine Mutter hatte ihre Pflicht getan, mich großgezogen. Ihre Pflicht, mehr nicht.
Meinen Vater kenne ich als fleißig und immer arbeitend. Ein guter Vater und ich denke auch Ehemann.
Ich habe mich die letzen Jahre im Arbeitsleben durchgebissen, was verdammt schwer war und ist. Bin zum Beispiel 3 Jahre lang 80 km gependelt, hin und zurück also 160 km.
Einem alleinstehenden Menschen kann man ja heutzutage alles aufbürden.
Seit reichlich einem Jahr pendelte ich jeden Tag nun 50km einfache Fahrt, also hin und
zurück 100 km. Ich mache es mit, möchte die Arbeit ja auch nicht verlieren, aber dieser Streß ist verdammt hart und zerrt an den Nerven.
Aber ich bin unter Menschen, auch wenn es den einen oder anderen K...brocken auf Arbeit gibt. Ich versuche mit jedem irgendwie klar zukommen.
Mein Leben mit 39 Jahren bestand und besteht eigentlich nur aus Arbeit, Pendeln, nach Hause
kommen..... fix und fertig. Wochenende Kräfte sammeln für die kommende Woche.
2003 starb mein lieber Vater an Magenkrebs. 2 Jahre leiden und Bilder im Kopf die man nie vergisst. Ich glaube und bin mir sicher, er hat es auch nie verwunden, dass meine Mutter fremd ging. Sie rauften sich während der Krankheit wieder zusammen.
Ja, mein Vater hätte sogar eine Paartherapie machen wollen, ganz im Gegensatz zu meiner Mutter.
Aber diese verfluchte Krebskrankheit war stärker und mein Vater war gerade ein viertel Jahr
unter der Erde, da stand bereits ein neuer Liebhaber auf der Schwelle meiner Mutter.
Und ich ging, mehr tod als lebendig. In schlechten Zeiten merkt man, wer die wahren Freunde sind. Niemand war da, niemand. Einen großen Freundeskreis habe ich mir durch meine gezwungenermaßen lange Arbeitszeit nicht aufbauen können. Die Freundin zu dem damaligen Zeitpunkt ließ mich dann auch sitzen. Und ich habe weder sie noch eine entfernte Bekannte mit meinem Kummer zugeschüttet.
Ich nahm dann aus Verzweiflung psychologische Hilfe in Anspruch, 25 Stunden.
Oft hatte ich das Gefühl, diese Psychologin kann meine Gefühle gar nicht so richtig nachvollziehen, schon gar nicht diese Krebs-Geschehnisse. Ich bin oft dort raus mit dem Gefühl, sie hat Ihre Neugierde
gestillt über mein Privatleben und ich stand da.....ja, wie weiter. Das war 2003.
Seitdem beiße ich die Zähne zusammen. Das Leben muß ja irgendwie weitergehen, heißt es im Volksmund. Ich versuche es, alleine, einsam.
Habe sogar soviel Mut aufgebracht und bin abends allein zum Tanz gegangen. Aber viele Menschen machen ihr eigenes Ding. Paare, Familien mit Kindern.
Da sieht niemand, dass man allein ist. Oder man will es nicht sehen.
Ich habe viel versucht, sogar eine Anzeige aufgegeben. Fehlanzeige.
Ich bin vom Naturell her ein doch recht ruhiger Mensch, taue meistens aber nach einiger Zeit auf und kann auch lustig sein. Aber die meisten Menschen warten nicht so lange.
Einmal Treffen -> zu ruhig -> abgeschoben.
Seit diesen Jahres März bin ich nun krank. Neurologisch. Eine etwas seltenere Krankheit.
Ich lag zweimal im Krankenhaus. Auf die Frage der Schwester: Angehörige ??? Ja: Friedhof.
Mein Vater wäre wohl für mich da gewesen. Meine Mutter hat es nicht interessiert.
Mittlerweile sind die Schmerzen leider nicht weg, aber etwas besser geworden.
Zusätzlich begleiten mich Depris, mal mehr, mal weniger.
Was soll ich noch tun ?????????
Ich habe seit 2003 alles versucht, um zu leben oder zu überleben. Habe etwas menschliche Nähe gesucht, aber nicht gefunden, noch nicht mal Weihnachten. Dabei bin ich nicht auf ein Geschenk aus, nein, ich wollte nur nicht alleine sein (klebe oder hänge auch an niemanden zu sehr, ich denke ich habe den Mittelweg raus).
Mittlerweile bin ich soweit, dass ich eigentlich nur noch neben meinem Vater liegen möchte.
Was habe ich denn noch zu erwarten – nichts.....
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von flocke »

Hallo Angie,

ich kann jetzt garnicht so viel zu dir schreiben, wollte dir aber sagen dass ich es gelesen habe. Meine Situation ist grundlegend anders in manchen Dingen, so dass ich dir nicht wirklich helfen kann.

Es ist traurig zu lesen wie einsam du bist...


Weißt du was dir gut tun würde, jetzt und hier (im Forum)?

Denn ich bin mir nicht ganz sicher ob dir irgendwelche Praktischen Tipps helfen würden, oder einfach nur ein offenes Ohr?


Liebe Grüße,

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Nadalien »

Hallo Angie,

das ist traurig. Ich denke von Deiner Mutter kannst du erstmal nicht viel erwarten. Such dir jemand besseren!
Du bist ziemlich eingespannt in die Arbeit, nicht wahr? Es ist schwierig Tipps zu geben, aber vielleicht hast du ja Gemeinsamkeiten mit Anderen (z.B. Hobbies wie Fotografieren) oder auch nur Dinge, die Dir allein Spaß machen (Schwimmen gehen?). Gib Dir Zeit, erstmal zu trauern.
Dass die "Freundin" weg ist, ist Scheiße. Ging mir auch mal so. Wollte auch lange keinen sehen. Aber das macht alles nur schwerer. Vielleicht hilft es, wenn Du jede Situation nutzt, um mit anderen zu reden (und sei es du bestellst Brötchen beim Bäcker). Du bist ja nicht gleich aufdringlich, wenn Du jemanden nur nach der Uhrzeit fragst; vielleicht ergibt sich daraus ein zwangloses Gespräch. Oder Du findest die Möglichkeit, dich einer "Selbsthilfegruppe" anzuschließen. Selbst wenn das erschreckend klingt, aber dann siehst du dass du nicht nur im Internet, sondern auch im realen Leben nicht allein bist.
Soviel zu meinen Vorschlägen.
Kopf hoch Grüße, Nadalien
Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Gabriele »

Hallo Angie,

oh man, da hast Du ja ein Päckchen aufgeladen.
Du hörst Dich sehr bitter an. Es klingt ziemlich frisch und unverarbeitet was Du schreibst.
Ich glaube Nadalien hat Recht. Zur Ruhe kommen, aufarbeiten und in Ruhe trauern. Ich glaube auch nicht, dass Dich dieses Pendeln krank gemacht hat, sondern eher, dass Du Deinen Kummer so lange mit Dir herumgetragen hast. Das Du nicht darüber hast sprechen können. Du hattest ja noch gar keine Zeit zum trauern.
Eine Therapie könnte Dir dabei helfen. Was Du schreibst klingt so, als ob das nicht die richtige Therapeutin gewesen ist. Die Chemie muss stimmen zwischen Euch, sonst wird das nichts.

Wenn Freunde sich beim Tod eines Angehörigen zurückziehen, dann ist das oft Hilflosigkeit. Das zumindest ist meine Erfahrung. Es ist ihnen unangenehm. Sie wissen nicht wie sie mit Dir umgehen sollen, was sie sagen sollen. Also stehlen sie sich davon, leider. Es ist ja auch unangenehm, man wird eventuell an eigene unverarbeitete Dinge, oder an eigene Krankheiten erinnert. Das macht Angst.
Das ist schon traurig, aber kein Grund den Mut zu verlieren. Ich würde die Hoffnung nicht aufgeben, es kommt jemand, bestimmt.
Überlege einmal, wärst Du denn jetzt bereit z.B. für eine Beziehung? Und mit einer Freundin würdest Du wahrscheinlich immer wieder bei Deinem Kummer im Gespräch landen. Das ist ja auch normal. Irgendwann muss es raus und bearbeitet werden.

Die Idee zur Kur zu fahren finde ich nicht schlecht. Du kommst zu Hause raus, lernst neue Menschen kennen, vielleicht entwickelt sich ja doch eine Freundschaft? Vielleicht verbessert sich Dein gesundheitlicher Zustand ja bei einer Kur. Und die Idee mit der Selbsthilfegruppe ist auch nicht schlecht. Schau im Internet nach, wo Deine Stadt eine Selbsthilfegruppe hat. Wenn es Dich zu große Überwindung kostet hin zu gehen, kannst Du ja vorher dort anrufen und nachfragen.

Zu mir hat mal jemand gesagt, ich sei stark. Damals ging’s mir so mies. Ja wo denn, fragte ich. Heute weiß ich wie das gemeint war. Die Frau meinte deshalb ich sei stark, weil ich so hartnäckig daran gearbeitet habe, dass es mir besser geht, durchzuhalten, immer wieder neu zu suchen woher das Übel kommt. Ich hab’s gefunden, das Übel und bin immer noch am Kämpfen.
Ich bin davon überzeugt, dass Du es schaffst Deinen Weg zu gehen. Aber es wird bestimmt noch ein Weilchen dauern, bis Du einen Erfolg siehst.

Liebe Grüße Gitte
Angie13
Beiträge: 17
Registriert: 29. Mär 2004, 11:13

Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Angie13 »

Herzlichen Dank für Eure mitfühlenden Worte.

Wann merkt man, dass sich diese Mühe nicht lohnt? Wer weißt einem darauf hin, dass es die Sorgen nicht wert sind?
Für wen, für was, für welchen Lohn? Ich hätte längst gehen sollen!!! Vielleicht heute.
Die kleinste Kleinigkeit wirft mich schon aus der Bahn, an meiner Schale darf keiner kratzen.?!
Diese Worte treffen im Moment genau meinen Gemütszustand.
Aber bei mir gibt es niemanden, der mich tröstet, vielleicht in den Arm nimmt oder wenn es sein muß... mir 'nen A...tritt gibt.
Wenn einer der Betroffenen auch so allein auf der Welt ist, würde ich mich über eine E-Mail freuen.
Viele Grüße von Angie
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von flocke »

Schön, dass du wieder geschrieben hast.

Du klingst wirklich sehr, sehr niedergeschlagen und nahezug hoffnungslos...


Darf ich dich fragen was du dir von einem solchen Mailkontakt erwartest?

LG Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Gabriele »

Hallo liebe Angie,

nein, stimmt nicht. Du bist nicht alleine. Du hast das ganze Forum zur Verfügung.
Und wenn Du weiter schreibst, wirst Du Antworten erhalten.

Ich kenne Dich zu wenig um abschätzen zu können, wozu Du in der Lage bist. Du hast geschrieben, dass Du mitgelesen hast. Ich weiß ja nicht wo Du gelesen hast, welchen Thread, aber wenn Du ein Beispiel suchst, dass es wieder besser werden kann, dann lies Kormoranins Thread (drei gute Dinge). Sie war noch vor ¼ Jahr ganz übel dran. Lies was sie jetzt schreibt. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass es wieder besser werden kann.
Wenn man dann miterlebt, wie ein Mensch langsam wieder aus diesem tiefen Tal auftaucht, da weiß man wofür er gekämpft hat.
Nämlich für ein erträgliches Leben.

Du hast gefragt, wann man merkt, dass sich diese Mühe nicht lohnt? Ich hätte die Frage anders gestellt. Ich hätte gefragt: Woran erkennt man, dass sich die Mühe lohnt?
Sie lohnt sich immer. Warum sollst Du die Sorge nicht wert sein? Tu etwas, hole Dir Hilfe (professionelle Hilfe). In den Arm nehmen kann ich Dich, wenn Du mit nach Leipzig fährst.

Liebe Grüße Gitte

Ja, ich sehe gerade Flockes Frage. Der kann ich mich nur anschließen. Also was erhoffst Du Dir konkret von einem Mailkontakt?
Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Gabriele »

Hallo Angie,

wie geht es Dir heute?

Gitte
Angie13
Beiträge: 17
Registriert: 29. Mär 2004, 11:13

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Angie13 »

Hallo Gitte,
Hallo Flocke und alle Betroffenen

Danke für Eure Rückantworten.
Ich kann nicht immer gleich antworten, da mein Kopf oft einfach nur leer ist.
Ich frage mich nicht nur, was ich von einem Mailkontakt erwarte, nein, ich frage mich, was ich eigentlich überhaupt noch erwarte bzw. erwarten kann, soll, darf.
Das positive, was ich berichten kann, ist, dass ich lebe.
Aber was ist das für ein Leben ????
Ich gehe raus, wenn ich nicht gerade Schmerzen habe, laufe sinnlos durch die Stadt.
Komme wieder nach Hause in meine leere Wohnung und frage mich: Ist das alles ??
Soll das immer so weiter gehen ??? Einem habe ich heute einen schönen Tag gewünscht, ja,
das waren im Haus Mitmieter. Die einzigen, mit denen ich persönlich kurz ein Wort
gesprochen habe. Ansonsten macht halt jeder Mensch sein Ding.
Ich frage mich bloß, es heißt immer, in Deutschland gibt es so und so viele Tausend Singles.
Ja, wo sind sie denn alle ??? Wo könnte ich mich mit jemanden zusammen tun und eine Freundschaft so ganz langsam aufbauen ???
Mir fehlt mein Vater, das war eine vertraute Person von Geburt an. Wenn es mir in der Vergangenheit mal nicht gut ging, bin ich für 1, 2 Stunden zu ihm gegangen. Nicht das ich ihn mit meinen Problemen voll gelabbert hätte, nein, wir haben einfach so über die Dinge des Tages gequatscht, manchmal noch Ferngesehen. Ich war nicht allein und es hat gut getan. Danach bin ich wieder nach Hause und oft ging es mir besser.
Und nun ?????

Traurige Grüße von Angie
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von flocke »

Mhm, wenn ich das so lese... dir geht es wirklich schlecht und ich würde dir zu einem Klinikaufenthalt raten ehrlich gesagt. Allerdings kenne ich dich nicht und kann das auch überbewerten...

Eine Depression verschwindet nicht wenn man einen Partner hat und eine Depri macht eine Partnerschaft sehr schwer, besonders zu anfang.

Ich denke, wenn es dir etwas besser geht und du es schaffst dein Leben etwas umzustellen dann wirst du auch mehr Möglichkeiten haben jemanden kennenzulernen...

Ist es vielleicht möglich, dass du näher zu deiner Arbeitsstelle ziehst, oder du dich anderweitig bewirbst? SO dass du weniger Zeit mit Pendeln verbringst... und dir, vielleicht erstmaal über Arbeitskontakte einen größeren Freundeskreis aufbaust... so lernt man am ehesten jemand kennen...


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
steppenwolf1

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Angie,

da hast du eine Menge durch, und ich ziehe den Hut vor deinem Mut, auch z.B. trotz allem allein zum Tanz zu gehen ...
Schade finde ich, dass es bei dem allein blieb. Ich stimme Dir zu, dass es oft, meistens ... immer ? so ist, dass man als ruhig = langweilig eingestuft wird.
Dem entgegen spricht, dass Du viel unternimmst, um aus der Einsamkeit herauszukommen. Leider reicht das wohl noch nicht. Kannst Du beschreiben, was Dich trotz Weggehens einsam macht ? Vllt. keine Gespräche aufbauen können oder für länger halten können z.B ... was ich jetzt mal herauslese aus der Formulierung "leerer kopf" .. - kenne das übrigens gut.
Du schreibst, Du arbeitest viel. Kannst Du Dir vorstellen, dass die Arbeit bisher auch eine Art Flucht war ? Um eben zu Hause nicht diese Einsamkeit spüren zu müssen ... die vllt. um so stärker ist, seit dein Vati nicht mehr an Deiner Seite ist ?

Sorry, wenn ich das zu unsensibel schreib ...
Sag es mir einfach ...

Wünsch Dir trotz allem Alles Gute. Versuche auch immer mitzulesen und hoffe, dass Du Dich wieder meldest !

viele Grüsse, s.wölfin
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Dir kann geholfen werden!

Beitrag von dolittle909 »

Hallo Angie,

Deine Zeilen haben mich ziemlich berührt, gerade weil ich in einer ganz anderen Situation bin als Du (dazu unten). Und gerade deswegen bin ich der Überzeugung, dass Du Dir Hilfe holen kannst und auch dringend solltest.

Warum? Weil Du unter einem sehr belastenden Problem leidest: Trauer, Schmerz und Einsamkeit. Die Einsamkeit ist wohl das Schlimmste, was Dir zu schaffen macht. Zugleich scheinst Du eine Menge Kraft zu haben, Du hast durchgehalten, gekämpft und nicht aufgegeben. Jahrelang. Da lohnt es sich, neue Wege zu gehen.

Deine erste Therapie war für die Katz? Kann immer passieren, Therapeuten sind so unterschiedlich wie ihre Patienten, nicht jede Kombination ist ein Treffer. Du brauchst meiner Meinung nach einen Therapeuten, der einerseits einfühlsame Trauerarbeit mit Dir macht und andererseits schlicht verhaltenstherapeutisch Deine Einsamkeit mit Dir bekämpft. Weniger Trauer lässt Dich die Einsamkeit leichter durchbrechen, weniger Einsamkeit hilft Dir die Trauer zu bewältigen. Das sind zwei Ansatzpunkte, an denen sich die Arbeit und ein neuer Versuch lohnt.

Nun noch kurz zu mir: ich bin seit Monaten in voll- und teilstationärer Behandlung und obwohl ich von vielen Seiten (Freunde, Familie, Kollegen, Mitpatienten) freundliche und liebevolle Unterstützung bekomme, FÜHLE ich mich total einsam und alleine. Symptom der Depression, aber meine Einsamkeit ist nicht die Ursache.

Du, Angie, bist scheinbar tatsächlich einsam und alleine. Kein Wunder, dass Du deprimiert bist. Suche Dir kompetente und einfühlsame Unterstützung, dann bist Du auf jeden Fall einen Schritt weiter. Bei mir in der Klinik waren viele Patienten, die ein einsames und isoliertes Leben geführt haben. Ein bisschen neidisch habe ich festgestellt, dass es denen oft relativ rasch besser ging, weil sie nun verständnisvolle Mitpatienten und Personal hatten. Dann bekamen sie Unterstützung, um an ihren vereinsamenden Lebensumständen etwas zu ändern. Hatten sie erste Erfolgserlebnisse gehabt, fassten sie schnell Mut und veränderten sich mitunter ganz erstaunlich.

Alles Gute

d.
Angie13
Beiträge: 17
Registriert: 29. Mär 2004, 11:13

Zurückgeblieben?! - an dolittle, Gitte, Flocke, steppenwolf u.all die Anderen!

Beitrag von Angie13 »

Hallo an Alle,

und ganz lieben Dank für Eure Antworten.
Aus jeder Mail lese ich etwas zutreffendes heraus.
Nein, nein, meine Arbeit ist keine Flucht. Obwohl sie mir nicht unbedingt gefällt, aber das soll ja heutzutage vielen Menschen so gehen. Trotz allem bin ich froh,
diese Arbeit noch zu haben, denn ich habe panische Angst vor der Arbeitslosigkeit und dem Fertigmachen der Arbeitsämter / Argen. Außerdem merke ich ja jetzt schon mit Krankenschein (andere Krankheit - zusätzlich jetzt noch Depris, wieder mal), seit März 08, das es mich mehr als fertigmacht nichts mehr tun zu können. Keine Aufgabe.
Von früh bis abends jeden Tag allein. Wie schon geschrieben, ich gehe sinnlos durch die Stadt. Fernsehen, naja.
dolittle schreibt; das Er / Sie viele Patienten erlebt hat, die ein einsames und isoliertes Leben geführt haben und man sollte an seinen vereinsamenden Lebensumständen etwas ändern.
Nur ich frage mich, was kann ich denn noch tun ??
dolittle wenn Du das liest, was konkret wurde denn diesen Patienten empfohlen ??????
Ich habe in den letzten Jahren viel versucht, bin allein zum Beispiel mal an die Ostsee für 4 Tage gefahren oder allein zum Tanz gegangen.
Man wird meist kaum angesprochen, viele Paare oder Familien machen ihr eigenes Ding und ja es stimmt: mir fällt es auch schwer andere anzusprechen und Gespräche für länger halten zu können.
Wenn ich dann frustiert und deprimiert so allein wieder nach Hause komme und die Türe hinter mir zu klappt, rollen die Tränen und ich frage mich: Was soll ich denn noch machen ???
Was für einen Sinn hat das Leben noch für mich ????
Ich habe es auch mal in einer Selbsthilfegruppe für Depris versucht, aber ich bin dort noch schwermütiger raus als wie ich rein bin.
Ich bin hochsensibel und kann es schwer ertragen, wenn es anderen Menschen schlecht geht. Mir tut das dann auch so wahnsinnig leid, daß es anderen Menschen elend geht. Ich habe das ja an meinem Vater schon so knallhart miterleben müssen, ich dachte manchmal schon selber, daß ich Krebs habe.
Dabei hatte diese Krankheit mein lieber Vater (leider) und ist elendig krepiert.
Ach das Leben ist wirklich verdammt hart und gefragt hat mich keiner, ob ich überhaupt auf diese Welt wollte.
Ich denke manchmal, wenn die Christen recht haben und das Leben geht irgendwo weiter, wenn ich das genau wüßte ich würde keine Sekunde zögern und gehen.
Traurige Grüße von Angie
Angie13
Beiträge: 17
Registriert: 29. Mär 2004, 11:13

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Angie13 »

Hallo an Alle,

und ganz lieben Dank für Eure Antworten.
Aus jeder Mail lese ich etwas zutreffendes heraus.
Nein, nein, meine Arbeit ist keine Flucht. Obwohl sie mir nicht unbedingt gefällt, aber das soll ja heutzutage vielen Menschen so gehen. Trotz allem bin ich froh,
diese Arbeit noch zu haben, denn ich habe panische Angst vor der Arbeitslosigkeit und dem Fertigmachen der Arbeitsämter / Argen. Außerdem merke ich ja jetzt schon mit Krankenschein, (andere Krankheit - dazu wieder mal Depris) seit März 08, das es mich mehr als fertigmacht nichts mehr tun zu können. Keine Aufgabe.
Von früh bis abends jeden Tag allein. Wie schon geschrieben, ich gehe sinnlos, wenn ich keine Schmerzen habe, durch die Stadt. Fernsehen, naja.
dolittle schreibt; das Er / Sie viele Patienten erlebt hat, die ein einsames und isoliertes Leben geführt haben und man sollte an seinen vereinsamenden Lebensumständen etwas ändern.
Nur ich frage mich, was kann ich denn noch tun ??
dolittle wenn Du das liest, was konkret wurde denn diesen Patienten empfohlen ??????
Ich habe in den letzten Jahren viel versucht, bin allein zum Beispiel mal an die Ostsee für 4 Tage gefahren oder allein zum Tanz gegangen.
Man wird meist kaum angesprochen, viele Paare oder Familien machen ihr eigenes Ding und ja es stimmt: mir fällt es auch schwer andere anzusprechen und Gespräche für länger halten zu können.
Wenn ich dann frustriert und deprimiert so allein wieder nach Hause komme und die Türe hinter mir zu klappt, rollen die Tränen und ich frage mich: Was soll ich denn noch machen ???
Was für einen Sinn hat das Leben noch für mich ????
Ich habe es auch mal in einer Selbsthilfegruppe für Depris versucht, aber ich bin dort noch schwermütiger raus als wie ich rein bin.
Ich bin hochsensibel und kann es schwer ertragen, wenn es anderen Menschen schlecht geht. Mir tut das dann auch so wahnsinnig leid, daß es anderen Menschen elend geht. Ich habe das ja an meinem Vater schon so knallhart miterleben müssen, ich dachte manchmal schon selber, daß ich Krebs habe.
Dabei hatte diese Krankheit mein lieber Vater (leider) und ist elendig krepiert.
Ach das Leben ist wirklich verdammt hart und gefragt hat mich keiner, ob ich überhaupt auf diese Welt wollte.
Ich denke manchmal, wenn die Christen recht haben und das Leben geht irgendwo weiter, wenn ich das genau wüßte ich würde keine Sekunde zögern und gehen.
Traurige Grüße von Angie
Angie13
Beiträge: 17
Registriert: 29. Mär 2004, 11:13

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Angie13 »

Hallo an Alle,

und ganz lieben Dank für Eure Antworten.
Aus jeder Mail lese ich etwas zutreffendes heraus.
Nein, nein, meine Arbeit ist keine Flucht. Obwohl sie mir nicht unbedingt gefällt, aber das soll ja heutzutage vielen Menschen so gehen. Trotz allem bin ich froh,
diese Arbeit noch zu haben, denn ich habe panische Angst vor der Arbeitslosigkeit und dem Fertigmachen der Arbeitsämter / Argen. Außerdem merke ich ja jetzt schon mit Krankenschein,(andere Krankheit - mal wieder Depris dazu) seit März 08, das es mich mehr als fertigmacht nichts mehr tun zu können. Keine Aufgabe.
Von früh bis abends jeden Tag allein. Wie schon geschrieben, ich gehe sinnlos durch die Stadt. Fernsehen, naja.
dolittle schreibt; das Er / Sie viele Patienten erlebt hat, die ein einsames und isoliertes Leben geführt haben und man sollte an seinen vereinsamenden Lebensumständen etwas ändern.
Nur ich frage mich, was kann ich denn noch tun ??
dolittle wenn Du das liest, was konkret wurde denn diesen Patienten empfohlen ??????
Ich habe in den letzten Jahren viel versucht, bin allein zum Beispiel mal an die Ostsee für 4 Tage gefahren oder allein zum Tanz gegangen.
Man wird meist kaum angesprochen, viele Paare oder Familien machen ihr eigenes Ding und ja es stimmt: mir fällt es auch schwer andere anzusprechen und Gespräche für länger halten zu können.
Wenn ich dann frustriert und deprimiert so allein wieder nach Hause komme und die Türe hinter mir zu klappt, rollen die Tränen und ich frage mich: Was soll ich denn noch machen ???
Was für einen Sinn hat das Leben noch für mich ????
Ich habe es auch mal in einer Selbsthilfegruppe für Depris versucht, aber ich bin dort noch schwermütiger raus als wie ich rein bin.
Ich bin hochsensibel und kann es schlecht ertragen, wenn es anderen Menschen schlecht geht. Mir tut das dann auch so wahnsinnig leid, daß es anderen Menschen elend geht. Ich habe das ja an meinem Vater schon so knallhart miterleben müssen, ich dachte manchmal schon selber, daß ich Krebs habe.
Dabei hatte diese Krankheit mein lieber Vater (leider) und ist elendig krepiert.
Ach das Leben ist wirklich verdammt hart und gefragt hat mich keiner, ob ich überhaupt auf diese Welt wollte.
Ich denke manchmal, wenn die Christen recht haben und das Leben geht irgendwo weiter, wenn ich das genau wüßte ich würde keine Sekunde zögern und gehen.
Traurige Grüße von Angie
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von dolittle909 »

Hallo Angie!

Du fragtest mich, was Du konkret tun kannst, um Deine Einsamkeit zu überwinden.

Dazu musst Du Dir erst mal klar werden, dass Du in einem Teufelskreis aus Alleinsein, Depression und Einsamkeit bist. Wenn Du in Deiner Verfassung ausgehst, etwas unternimmst, Kontakt mit Menschen hast usw., wirst Du zumeist enttäuscht sein. Warum? Ich wage mal eine Analyse, bei der ich von mir ausgehe:

1. Du hast sehr große Erwartungen. Gehst Du vor die Türe, bist Du ein einziger großer Hilfeschrei. Das schreckt die anderen Menschen ab, die wollen nämlich ihren Spaß, wollen keine anstrengende und sie vielleicht überfordernde Helferposition.

2. Deine großen Erwartungen blockieren Dich. Du kannst Dich nur sehr eingeschränkt zeigen, nur einen Teil Deiner Person anbieten. Du bist nicht authentisch, Deine Schokoladenseite, Deine Fähigkeiten, Deine positiven Gefühle werden andere nur eingeschränkt erleben können.

3. Die großen Erwartungen lassen Dich kleinere Erfolge nicht sehen oder nicht spüren. Kontakte, die Du hast, erscheinen Dir sinnlos, weil sie Dich nicht aus Deiner Einsamkeit holen. Es kommt einfach nicht der große Held oder die Ersatzfamliie, die Dir die Geborgenheit und Sicherheit geben, die Du vermisst.

Wenn ich ganz dolle Sehnsucht und Einsamkeit hatte (insb. nach einer Beziehung), dann ging bei mir gar nichts. Eine Freundin sagte mal zu mir in einer solchen Phase "Eigentlich bist Du ein toller Mann, aber Du hast eine solche Gier in Deinen Augen, dass mir als Frau das Angst machen würde." Und tatsächlich: Erfolg hatte ich nur dann, wenn ich mit mir selbst im Reinen war.

In meiner Depression bekomme ich gerade viel Zuwendung und Zuspruch von Freunden. Trotzdem kommen mir die Treffen häufig sinnlos vor, weil sie mich nicht aus meiner Depression herausholen. Und zu Hause fühle ich mich dann wieder unendlich einsam.

Wäre ich nicht in der Tagesklinik wüsste ich nicht, wie ich die Zeit rumkriegen sollte. Alleine in der Wohnung den ganzen Tag? Grauenhaft!

Die Mitpatienten, von denen ich berichtet habe, die wurden durch die Klinik erst Mal aus ihrer betonierten Einsamkeit herausgerissen. Nach ein paar Wochen ging es ihnen besser. Mit mehr Selbstwertgefühl und geringeren Erwartungen gingen sie dann zu einem Verein, zum Yoga, zu einer Partei, immer begleitet und reflektiert durch den Therapeuten oder die Mitpatienten. Allein durch diese Unterstützung im Rücken war der Druck schon nicht mehr so groß, die Teufelsspirale ließ sich durchbrechen.

Wenn Du krank geschrieben alleine zu Hause herumsitzt ist das die Hölle.

Ich denke, Du solltest etwas an Deinen konkreten Lebensumständen ändern und einen Klinikaufenthalt anstreben. Ist das zuviel, dann jedenfalls eine ambulante Behandlung/Therapie. Geh zu einem Arzt und berichte ihn, frage nach Therapeuten, sprich mit ihnen. Das würde ich machen, bevor ich mich wieder auf Experimente im normalen Leben einlasse. Derzeit scheint die Frustgefahr groß zu sein, dann kann einfach nichts klappen.

Viel Erfolg!

d.
Johann1904
Beiträge: 9
Registriert: 4. Okt 2008, 13:06

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Johann1904 »

Liebe Angie!

Ich hab mich vor ca. einem Monat das erste Mal zu Wort gemeldet. Mir gings ähnlich wie Dir, viel hat nicht gefehlt und es hätte geklingelt bei mir. Aber irgendetwas in uns lässt uns hoffen und kämpfen auch wenns sinnlos erscheint.
Ich kann Dir keine Ratschläge geben, kann Dir nicht helfen. Aber schon allein die Tatsache, dass da noch andere Menschen auf dieser Welt sind, die ähnliche Gefühle haben und versuchen damit zu leben, hat mir doch einigermaßen geholfen.
Ich hab mich jetzt mit Hilfe von Medikamten aus der Umklammerung der Einsamkeit gelöst und bin jeden Tag auf Achse, obwohl ich im Krankenstand bin und oft auch noch große Schmerzen hab. Ich zwing mich jeden Tag aus meiner Wohnung raus, rein ins Leben. Am Abend bin ich dann so müd, dass ich mich seit langer Zeit wieder auf mein Bett freue. Die Begegnung mit fremden Menschen ist besser als gar keine Begegnung.
Bitte versteh das nicht als Belehrung, ich kann nur für mich sprechen. Ich wünsch Dir alles alles Liebe und gib bitte nicht auf!


LG Hans
Mauzi
Beiträge: 78
Registriert: 1. Mär 2008, 18:22

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Mauzi »

Liebe Angie,

deine Zeilen haben mich sehr berührt, das hört sich alles so traurig an und ich kann nachfühlen, wie schlecht es dir geht.
Ich bin schon auch in einer ähnlichen Situtaion wie du, zumindest was die Einsamkeit angeht. Bei mir liegt es eher daran, dass ich schon seit Jahren krank geschrieben bin und eine soziale Phobie habe, also ich traue mich nicht so unter Menschen, habe richtig Angst, mich mit jemandem zu treffen. Aber ich bin dadurch genauso einsam wie du. Ich würde an dem Zustand gerne etwas ändern, bräuchte es auch, ganz langsam und behutsam Vertrauen aufzubauen um daraus evtl. eine Freundschaft entstehen zu lassen. Deshalb erst mal meine Frage: Wo wohnst du denn ? Ich komme aus Berlin. Vielleicht du ja auch zufällig. Wenn nicht, wäre es doch für dich auch eine Möglichkeit, hier im Forum gezielt Leute aus deiner Stadt zu suchen, was meinst du?

Liebe Grüße
Mauzi
Gabriele
Beiträge: 663
Registriert: 11. Jul 2007, 22:18

Re: Zurückgeblieben ?! - Wer kann Ratschläge geben oder Helfen

Beitrag von Gabriele »

Liebe Anke,

ich erzähle Dir mal etwas von mir.
Meine erste Ehe ging nach vier Jahren in die Brüche. Wir hatten die Zeit bei meiner Großmutter in der Wohnung zur Untermiete gewohnt. Mit der Scheidung kam quasi die eigene erste Wohnung. Nicht nur das ich den Kraftakt des Renovierens und den Umzug (zwar mit Hilfe meiner Eltern und eines Kollegen) stemmen musste, sondern ich musste auch noch die Scheidung mit all ihren unschönen Vorkommnissen verdauen.
Wie oft hatte ich mir gewünscht endlich eine eigene Wohnung zu haben, unabhängig von meiner Großmutter und den ewig dreinredenden Eltern zu sein.
Als ich anfing mich einzugewöhnen und mich in meiner eigenen Wohnung begann Wohlzufühlen, genau in dem Moment bin ich zusammengeklappt.
Was folgte war ein langer Krankenschein.
Körperlich hatte ich mich langsam wieder erholt, aber die Angst saß mir ständig im Nacken. Und trotzdem habe ich immer wieder gesagt, dass ich so schnell keinen Mann wieder haben möchte.
Ich habe einfach Zeit gebraucht, um wieder zu mir zu finden, mich einzuleben, mit meiner Arbeit klar zukommen, mit meinem alleine leben.
Als ich nach reichlichen zwei Jahren das Alleinsein langsam satt hatte, da fing ich wieder an, mich nach einem Mann umzusehen. Aber da hatte ich inzwischen auch die Scheidung verdaut.
Dass ich zu diesem Zeitpunkt schon eine ziemlich heftige depressive Verstimmung hatte, das wusste ich nicht.

Was ich sagen will ist, dass es besser wäre, wenn Du noch einmal einen Versuch einer Psychotherapie machen würdest. Wenn Dir ein Mann davon läuft, weil er mit Deinem Zustand nicht klar kommt, wäre Dir auch nicht geholfen.
Also sprich mit Deinem Hausarzt, sag ihm wie depressiv Du bist und das Du eine Überweisung zu einem Psychiater möchtest. Der rät Dir zu 100% zu einer Therapie.

Du brauchst einen Arzt der Deine traumatischen Erlebnisse vom Vater, dessen Krankheit und Tod mit Dir gemeinsam aufarbeitet. Das ist ganz wichtig, sonst schleppst Du das ein ganzes Leben lang mit Dir herum.
Ich habe auch gedacht, dass ich keine Therapie brauche. Weil ich vor sechs Jahren erkannte was mich immer wieder fertig macht. Seit einem Jahr lese ich im Forum und habe nach und nach erkannt, wie viel eigentlich hinter meinen körperlichen Beschwerden steckt und das nicht eher Ruhe ist, bis ich ein anderes Verhalten erlernt habe.

So wie Du Deinen Arbeitsalltag beschrieben hast, hattest Du überhaupt noch keine Zeit zu trauern. Und trauern ist wichtig, egal ob es der Tod eines lieben Menschen ist, oder eine Scheidung. Das ist völlig unwichtig was die Ursache ist.
Endgültig Abschied nehmen vom Vater, erst einmal Dein Leben akzeptieren wie es jetzt ist, Dich neu arrangieren, auf Dich und Deine Krankheit konzentrieren. Erst wenn Du innerlich etwas zur Ruhe gekommen bist, etwas sortierter bist, glaube ich, findest Du einen Freund. Das was man in sich trägt, das strahlt man auch nach außen.

Ich habe ½ Jahr in einer Behinderten-WG gearbeitet. In dieser Zeit war ich sehr viel unterwegs. Ich hätte nie gedacht, dass ich so leicht mit fremden Menschen Kontakt aufnehmen kann. Es gab da ein paar sehr schöne Erlebnisse. Und ganz ehrlich, vor 10 Jahren hätte ich das auch so nicht gekonnt.
Von Freunden und Familie ist mir auch immer wieder mal gesagt worden, dass ich mich verändert habe, dass ich zB. selbstsicherer geworden bin.

Dass Du einen Menschen suchst, mit dem Du Dein Leben teilst, kann ich gut verstehen. Aber bis Du jemanden kennen lernst, kannst Du doch Deine Zeit sinnvoll verbringen.
Ich finde, im Vordergrund sollte nicht die Suche nach einem Partner stehen, sondern überhaupt Kontakte zu knüpfen. Manchmal findet man über andere Menschen einen Partner.

Was hast Du eigentlich für Hobbys? Musst Du alle Deine Wege zu Fuß erledigen oder hast Du ein Auto?
Kochst Du Dir jeden Tag ein Mittagessen? Einen Haushalt in Schwung halten ist ja schon ein Halbtagsjob. Man hat zwar nur für sich selbst zu sorgen, aber man muss ja auch alles allein tun.
Und wenn Du freie Zeit hast, kannst Du raus gehen. Einen Besuch im Kaffe, oder schwimmen gehen. Oder bloß ne Runde laufen, dabei sammle ich jetzt im Herbst alles Mögliche, was sich für eine Trockenschale oder ein Gesteck verwenden lässt. Oder einen Strauß für die Vase. Die floristische Leidenschaft ist bei mir zu einem richtigen Hobby geworden.
Ich weiß ja nicht ob es in Z. einen Singleclub gibt, hier ja. Es gibt auch Discos, die bieten für Singles über 30 Jahre Tanzabende an. Da könntest Du hingehen zum Tanzen. Ohne irgendwelche Erwartungen, sonst ist die Enttäuschung wieder riesengroß wenn es nicht klappt.
Ich stricke gern, überhaupt mache ich gerne Handarbeiten. Als unser Sohn noch klein war, habe ich manches Mal bis in die Nacht um 1Uhr gesessen und gestrickt. Ich bin nur 1,52m groß, deshalb habe ich Probleme die passende Kleidung zu bekommen. Mit den selber gestrickten Pullovern habe ich mir manches Mal weiter geholfen.
Manche Menschen finden Anschluss über eine Wandergruppe oder eine Sportgruppe. Lesen oder Zeichnen sind auch nicht der schlechteste Zeitvertreib.
Also Langeweile hätte ich bestimmt nicht.

Übrigens ist das Thema Single schon oft im Forum heiß diskutiert worden. Gib mal in die Suchfunktion ein: Schützt eine glückliche Beziehung vor Depression?

Sag mal hast Du keinen Kontakt zu den Leuten in Deinem Haus? Bei uns hier hat immer einer den Wohnungsschlüssel wenn wir im Urlaub sind, für den Notfall. In einem zugeklebten Briefumschlag.
Dann bist Du auch beruhigter bei der Kur.

Verliere nicht den Mut. Ich finde im Forum einen eigenen Thread zu eröffnen war ja schon ein Schritt aus der Isolation.

Liebe Grüße Gitte
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