seit JAHREN träumen

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Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

seit JAHREN träumen

Beitrag von Nadalien »

Erstmal hallo und vielen Dank im Vorab fürs Lesen!
Bin hierher gekommen, vermutlich weil ich mich ablenken will. Habe Holger Reimers 2.Buch gelesen und erkenne mich darin gut, auch wenn er weniger seinen Alltag schildert, als das was seelisch so ab-geht. Habe schon seit Jahren immer mal wieder depressive Phasen. Es haut mich nicht über Monate aus dem Gleis, sondern es ist unterschwellig da, und dann kommt es in extremsituationen zu ein paar Tagen Hilflosigkeit, Verlustangst, Herzschmerzattacken. Und obwohl ich es ungern zugebe, habe ich private Kontakte immer mal wieder auf der Strecke gelassen, weil ich mich für meine Passivität total schäme. Momentan habe ich lediglich zwei Leute, die ich als Freunde bezeichnen würde. Bei Panikattacken habe ich Angst, einer davon wird mich verlassen. Hinzu kommt das Studium mit dem ich mich seit Jahren zwecks mangelnder Perspektive herumquäle, und bei dem ich mir immer unverscämt verlogen vorkomme, weil es mich gar nicht interessiert - und zusätzlich nicht gut bin, kann manchmal gar nicht reingehen, obwohl ich einen Einstundenweg bis vor die Seminartür zurückgelegt habe. Und jetzt sitze ich wieder hier und tippe und tippe, anstatt lebensnotwendige Dinge zu erledigen: lernen, Kursanmeldungen, Jobsuche, ...und ständig träume ich davon, in meinem Alter (32) ohne Ausbildung etwas völlig anderes zu machen, als ich jetzt tue, was aber konkret kein Hand und Fuß hat, weil ich mich auch nie darum gekümmert habe. Wie macht das eine Verhaltenstherapie? Kümmert sie sich darum, dass du deinen "selbstgewählten" Alltag in den Griff bekommst, oder bestärkt sie dich auch in "träumerischen Wünschen"? Das würde mich interessieren. Weil hier viele von der Arbeit schreiben, die sie auch nicht mehr schaffen. Ich habe nur Angst, dass ich generell ein Arbeitsproblem habe (wegen Zeitempfinden und sicher auch Überforderung). Wäre schön, wenn mir jemand antwortet. Und wie ist das generell? Bei Klinikaufenthalten oder in Phasen der Depression, wenn ihr nicht arbeiten könnt? - So wie ich gerade: große diffuse Angst!wie könnt ihr euch finanzieren (ohne euch zu nahe treten zu wollen, weil mich geht's ja eigentlich nichts an)? Herzliche Grüße, und hoffe dass ihr mir Erfahrungen berichtet (einmal Therapie, nie wieder ohne?)Nadalien
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von Nadalien »

Hallo ??!!???
Ojeh, Ich glaube, dass was ich geschrieben habe klingt veilleicht alles zu verrückt für eine Antwort?
Fakt ist: ich kann nicht mehr weiter machen wie bisher. Ich bin total verunsichert und ehrlich allein nicht lebensfähig. Jeden Tag schiebe ich es hinaus, mir eine Arbeit zu suchen, damit ich unter Leute komme und Geld auch natürlich. Jeden Tag seit Monaten. Genauso wie ich seit Monaten im Studium versage. Ich bin nicht faul. Ich traue es mir nicht zu, bzw. ich traue mir selbst nicht über den Weg.
Gibt es Niemanden da Draußen der ähnliche Erfahrungen gemacht hat? Kann ich einfach morgen losgehen, einen Nebenjob annehmen, ohne das etwas Schlimmes passiert? ...und ich trau mich noch nicht einmal ärtzliche Hilfe zu suchen (hab ich schon probiert, auch Medikamente, bin aber nicht sicher, ob das alles überhaupt was gebracht hat - sehe ich meine jetzige Lebenssituation dann wohl eher nix). Okay,okay, ich höre jetzt auf zu jammern.
wenn ich jetzt hier reinschreibe fühle ich mich wirklich so allein. Ich weiß nicht wie ich Euch zum Schreiben bringen kann. Vielleicht weil mir etwas konkret Persönliches fehlt und zu schnell vorgepretscht bin. Vielleicht wisst Ihr einfach nix mit mir anzufangen? Bin ich verrückt? Ich hab einfach Lebensangst, egal wie sehr ich mir einrede, dass alles gut ist, was es in Wirklichkeit ja dann doch nicht ist. Ich bin eben konfus, weil ich es selbst nicht verstehe, weil ich selbst gar nicht weiß, was ich will und wo ich grad bin und das alles. Ich will endlich aktiv sein und mein Leben gestalten können, ohne davonlaufen und mit Entscheidungswillen. Ich fühle mich wie eine Maus in der Falle oder - und das ist fast schon wieder witzig, weil ein Witz: ein Blinder geht immer an der Wand lang - aber es ist eine Litfaßsäule genauso fühl ich mich - blind und unbeabsichtigt blöd. Bitte gebt mir wenigstens Rückmeldung, dass ihr versteht was ich schreibe, sonst glaub ich ich bin wirklich noch verrückt
Schreibt irgedwas, darüber freu ich mich, Nadalien
Nadalien schrieb:
> Erstmal hallo und vielen Dank im Vorab fürs Lesen!
> Bin hierher gekommen, vermutlich weil ich mich ablenken will. Habe Holger Reimers 2.Buch gelesen und erkenne mich darin gut, auch wenn er weniger seinen Alltag schildert, als das was seelisch so ab-geht. Habe schon seit Jahren immer mal wieder depressive Phasen. Es haut mich nicht über Monate aus dem Gleis, sondern es ist unterschwellig da, und dann kommt es in extremsituationen zu ein paar Tagen Hilflosigkeit, Verlustangst, Herzschmerzattacken. Und obwohl ich es ungern zugebe, habe ich private Kontakte immer mal wieder auf der Strecke gelassen, weil ich mich für meine Passivität total schäme. Momentan habe ich lediglich zwei Leute, die ich als Freunde bezeichnen würde. Bei Panikattacken habe ich Angst, einer davon wird mich verlassen. Hinzu kommt das Studium mit dem ich mich seit Jahren zwecks mangelnder Perspektive herumquäle, und bei dem ich mir immer unverscämt verlogen vorkomme, weil es mich gar nicht interessiert - und zusätzlich nicht gut bin, kann manchmal gar nicht reingehen, obwohl ich einen Einstundenweg bis vor die Seminartür zurückgelegt habe. Und jetzt sitze ich wieder hier und tippe und tippe, anstatt lebensnotwendige Dinge zu erledigen: lernen, Kursanmeldungen, Jobsuche, ...und ständig träume ich davon, in meinem Alter (32) ohne Ausbildung etwas völlig anderes zu machen, als ich jetzt tue, was aber konkret kein Hand und Fuß hat, weil ich mich auch nie darum gekümmert habe. Wie macht das eine Verhaltenstherapie? Kümmert sie sich darum, dass du deinen "selbstgewählten" Alltag in den Griff bekommst, oder bestärkt sie dich auch in "träumerischen Wünschen"? Das würde mich interessieren. Weil hier viele von der Arbeit schreiben, die sie auch nicht mehr schaffen. Ich habe nur Angst, dass ich generell ein Arbeitsproblem habe (wegen Zeitempfinden und sicher auch Überforderung). Wäre schön, wenn mir jemand antwortet. Und wie ist das generell? Bei Klinikaufenthalten oder in Phasen der Depression, wenn ihr nicht arbeiten könnt? - So wie ich gerade: große diffuse Angst!wie könnt ihr euch finanzieren (ohne euch zu nahe treten zu wollen, weil mich geht's ja eigentlich nichts an)? Herzliche Grüße, und hoffe dass ihr mir Erfahrungen berichtet (einmal Therapie, nie wieder ohne?)Nadalien
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von flocke »

Hallo Nadalien,

willkommen hier...

Weißt du es kann manchmal etwas dauern bis jemand antwortet, mach dir da mal keine Gedanken wegen, hat nichts mit dir zu tun (wir kennen dich ja noch garnicht)

Also zu deiner frage wegen Verhaltensthera: Ersteres ist der Fall. In VT beschäftigt man sich mit aktuellen Problemen.... nicht mit Vergangenem und eher bedingt mit Traumschlössern... Allerdings kann VT dabei helfen einen neuen Weg einzuschlagen....


Ich denke eine Thera könnte dir wirklich helfen.


Das mit dem Studium ist denke ich trotzdem nicht so schlecht, denn zumindest hast du später keine Lücke im Lebenslauf

Ich weiß nicht was du studierst und was du lieber machen möchtest (?)
Vielleicht magst du ja noch ein wenig erzählen?

Flocke, die leider etwas erschöpft ist (bin erst vor einer Stunde von der Arbeit gekommen und muss morgen an die Hochschule...
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Engelsflügel
Beiträge: 79
Registriert: 1. Okt 2008, 22:31

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von Engelsflügel »

Hi Nadalien,

ich habe Dein Posting eben gelesen.
Ich kenne das Buch von Holger Reimers nicht..., daher kann ich Dir dadrauf nichts anworten.
Ich finde mich aber auch in einigen Deiner beschriebenen Situationen wieder. Schiebe auch so ab und an einige wichtige Dinge vor mich hin, weil ich dann einfach nicht die Kraft habe etwas anzugehen - obwohl ich weiss das es wichtig ist! (z.B einen neuen Job zu suchen etc.)
Manchmal denke ich ich bin wie so ein Kind da sman an die Hand nehmen muss und das Hilfe und Unterstützung braucht!
Also in der Hinsicht bist Du definitiv nicht allein!
Das Du noch nicht etwas gefunden hast ist natürlich nicht einfach für Dich besonders in der heutigen Zeit ist es bei vielen ja so das man mit 30 schon in geregelten Bahnen sein muss/sollte. Aber es ist heutzutage auch immer schwerer, die Zeit ist schnell lebiger, alles muss straight laufen und die Möglichkeiten die sich einem auftun sind riesig.
Ich finde es gut das Du aufschreibst was in Dir vorgeht.
Ich bin auch noch ziemlich neu hier und manchmal dauert es auch etwas Zeit hier antworten zu bekommen. Auch wenn da alle immer in der schnell lebigen Zeit leben, aber Du bekommst bestimmt noch so einige Nachrichten...
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von Liber »

Hallo Nadalien,

ich kann sehr gut verstehen, was du geschrieben hast und ich bin sicher, die meisten hier können das. Und verrückt bist du ganz sicher nicht. Das, was du schreibst, klingt eher nach Antriebslosigkeit und Selbstzweifeln, Symptome, die zur Depression gehören.

Diese Rückmeldung möchte ich dir gerne geben, auch wenn ich zu deinen Fragen zur Verhaltenstherapie nicht viel sagen kann. Ich selbst habe keine Verhaltenstherapie gemacht.

So wie ich Therapie verstehe geht es dabei vorrangig darum, sich selbst auf die Spur zu kommen und dabei gerade auch den "Träumen" - und nicht darum, nur wieder zum Funktionieren gebracht zu werden.


Liebe Grüße

Brittka
BeAk

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von BeAk »

Liebe Nadalien,

ich mache z.Z. auch eine Verhaltenstherapie und in dieser beschäftige ich mich (bis auf die ersten Sitzungen, sie galten meiner Prüfungsangst) nur mit Vergangenem, da das mein Verhalten in der Gegenwart bestimmt.
Es hängt sehr stark von der Ausbildung des Therapeuten ab, wie dieser arbeitet. In jedem Fall sollte sich eine gute Verhaltenstherapie am Patienten orientieren.
Ob auch Träume verhaltenstherapeutisch bearbeitet werden, weis ich nicht.

Mein Ziel ist, so zu funktionieren, so wie ich es möchte und somit ist das auch Ziel der Therapie.
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von Nadalien »

Hoppla, danke jetzt hab ich aber viele Antworten gekriegt.
Mir tun nur schon die Augen weh vor lauter Internetsurfen. Ich glaub ich geh jetzt erstmal raus, weil mir auch grad gar nix mehr einfällt als dass es mich freut, dass ich doch was von Euch gehört habe.
Ich les mir eure Antworten NOCHMAL morgen durch. Jetzt hab ich so gedrängt und dann das...aber ich muss jetzt raus. Gute Nacht und ich bin dann wieder da! Dankeschön !!!:)
Johann1904
Beiträge: 9
Registriert: 4. Okt 2008, 13:06

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von Johann1904 »

Liebe Nadalien!
Hab die selbe Befürchtung gehabt, dass mir niemand antwortet. Ist doch wirklich eigenartig, wovor man sich fürchten kann, wenns einem nicht gut geht.
Zu Deiner Situation kann ich leider nicht viel sagen, bei mir ists genau umgekehrt. Hab so viel Arbeit gehabt, dass alles andere auf der Strecke blieb. Herausgekommen ist aber anscheinend das gleiche wie bei Dir: Totale Verunsicherung, Ängste.....

LG Hans
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: seit JAHREN träumen

Beitrag von Nadalien »

So, nun hab ichs endlich geschafft und mir Zeit genommen Euch zu antworten.
Gerade fühle ich mich stabil. In dieser Woche fängt das Studium an und mich graust es davor.
Aber - ich habe am Wochenende doch Zeit investiert darin, mir zu überlegen, was mir eigentlich gefällt. Und zwar rückwirkend auf meine Kindheit. Da war das Einzige, was ich für mich allein wirklich gerne getan habe das Malen, das Haareabschneiden von Puppen, und das Bauen von Fabuland-Häusern. Jawohl, das ist kein Witz. Man soll ja zu seinen Wurzeln zurückkehren. Was schließe ich daraus? Ich hätte freie Künstlerin, Friseurin oder Architektin werden können. Alle diese Berufsgruppen finde ich toll, sie gefallen mir. Das ist sicher. Immerhin.
Zwischen diese Entscheidungen ist einiges gefallen, d.h. schiefgelaufen: eine immense Depression, ausgelöst als ich knapp 17 war: Tod des Vaters (und Geldgebers); Wegzug der Mutter ins Ausland; Verkauf des Wohnhauses; gestörtes Verhältnis zu beiden Brüdern; ich verfiel in absolute Wunschlosigkeit: mein Vater ist tot, was hatte er schon vom Leben? Diese Phase dauert bis heute an. Also 15 Jahre. Und NATÜRLICH macht das Leben überhaupt KEINEN Sinn! Diese Meinung ist meine Überzeugung, was ich aber nicht schlimm finde. Ich kollidiere nur mit Leuten, die einen höheren Sinn in ihrer Arbeit sehen, oder in ihrer Person. Das sind Einzelsituationen - vielleicht bin ich auch neidisch - , aber ich gönne jedem das was er hat.
Zurück zu den Wünschen. Ich litt also unter starken, stärksten Depressionen, und in dieser Phase musste ich mich für meine Zukunft eine Entscheidung treffen: ich hab das Abi nach Jahren erhalten, also bitte, was studiere ich jetzt? Und wirklich, ich schämte mich für mich und traute meinen Fähigkeiten aus der Kindheit (siehe oben) nicht über den Weg nach dem Motto: kann man das Ernst nehmen? Also entschied ich mich für das Nächste: mein Liebhaber interessierte sich für Politik und Pädagogik und Soziologie. Also das nehmen! Ich saß in der ersten Stunde und hab nix kapiert (logisch: der Schock!). Ich hab nochmal gewechelt wegen einem anderen einflussreichen Mann in meinem Leben: auf Literatur. Dabei war Lesen nie meine Stärke! Egal, dachte ich mir, DIE werden schon wissen, was gut ist. Dabei war das DENEN egal: SIE mussten das ja nicht studieren. So, ging ich in das verahsste Studium, mal mehr, mal weniger. Das quälte mich auf Jahre, aber aus Angst inzwischen vor den beruflichen Konsequenzen in unserer Schein-Gesellschaft hatte ich ANGST AUFZUHÖREN und mich durchgequält - im wahrsten Sinne. Und die Scham: du kannst das Niemanden erzählen, dass Du Dir ein FREIWILLIGES Studium NICHT SELBST AUSGESUCHT hast. Das klingt zu verrückt!
So, nun habe ich noch EiNE Chance, nicht für mich, sondern für meinen offiziellen Lebenslauf ("die öffentliche Nadalien"): das Studium so schnell wie möglich mit Abschluss zu beenden. Obwohl sich bei mir bei der Bezeichnung "Magister der Germanistik" alles im Magen umdreht - ich habe von dem Fach keine Ahnung! Aber so ist das Uni-System: es geht mit Durchmogeln, wenn du rechtzeitig lernst. Man muss und kann nicht alles wissen. So, nun habe ich ein immenses Lernprogramm vor mir. Dazu müsste ich arbeiten gehen, um mich zu finanzieren und die Krankenkasse sitzt mir im Nacken (es wird einem im "Alter" die Hölle heiß gemacht. Ich bekomme keinerlei staatliche Unterstützung).
Nun zu den ALLGEMEINEN GUTEN NACHRICHTEN: ich weiß nun, was mir gefällt. Zu den schlechten: ich kann meine Berufwünsche nicht durchsetzen, weil: Alter, Geldmangel, Ausbildungslos. Ich bin verzweifelt, aber dabei klar im Kopf, weil ich weiß warum. Ich habe eine folgenschwere Entscheidung getroffen, und nun muss ich mit den Konsequenzen leben - lebenslang. Natürlich habe ich mich selbst damit ein Stück weit umgebracht. Aber ich atme noch. Das will ich Euch heute noch mit auf den Weg geben: Ihr seid hier auf der Welt und ihr habt ein Recht zu Atmen, und setzt alles daran, das trotz Repression, Verpflichtungen, Trauer, Angst, dieser Atem tiefer wird, voluminöser, lebensspendender !!!! Wenn selbst ungeliebte Sachen nicht erledigt werden, so wie ich das mit allen Qualen und Konsequenzen machen muss, dann verliert man sich komplett, d.h. man hat auch keine Energie mehr für die eigensten und guten Sachen, die ja bedingt einen Gegenpol brauchen. Nur wenige Menschen können sagen: ich wusste von vornherein, wo ich hin will, und wo mein Platz ist. Diesen Blick haben Einige. Aber auf all den Irrwegen, von denen ich jetzt weiß, warum ich sie gegangen bin, habe ICH nie einen Blick auf "meinen Platz" erhaschen können. Obwohl ich wusste, dass er da ist. Erst seitdem ich akzeptiere, dass mein bisheriges Leben komplett schief gelaufen ist, und dass ich kein Überflieger bin, habe ich eine Ahnung davon, wo sich mein Platz befindet. In meinem Fall ist das ein beruflicher Wunsch, der Kindheitstraum meiner Kreativität, in dem ich anders als jetzt nicht stundenlang Lesen und Schreiben muss, sondern gestalten kann. Und ich habe vor, mich eines Tages auf diesen Platz zu setzen, nachdem ich meine gesellschaftlichen Pflichten erfüllt habe - für jetzt bin ich dazu zu schwach. Ich brauche erst Stärke, und die muss ich selbst erarbeiten, durch Handeln.
Das klingt alles nicht sehr revolutionär. Im Stillen habe ich (auch im Lauten durch Verzweiflungs-Heul-Schmerz-Gespräche) revoltiert. Für's erste gebe ich nun kleinbei und füge mich. In der Hoffnung, dass ich mir damit einen größeren Gefallen tue. Und dann kräftig genug bin, für "Meinen Platz" durchzustarten.
So, das war alles sehr "philosophisch". Ich glaube es ist schwer, durch einen Text durchzukommen, der fast ausschließlich aus subjektiven ("ich") Gefühlen besteht. Darum danke, wenn Ihr das gelesen habt. Ich will Euch Hoffnung machen, und Euch helfen, zu erkennen, warum es Euch nicht gut geht. Und das Ihr das akzeptiert. Es ist oft kein Wunder, dass es einem schlecht geht, sondern einfach nur Ehrlichkeit zu sich selbst. Mein größter Wunsch ist eine Veränderung: ich will nicht mehr verzweifelt sein über meinen (für mich falschen) Lebensentwurf! Ich will die Schwächen, die sich dadurch gezeigt haben, und die ihre Konsequenzen haben, akzeptieren!
So, genug von MIR. Ich werde in schlechtern Momenten vielleicht wieder Verzweiflungsrufe schicken, aber ich denke, wenn es mir heute stabil geht, dann sollte ich auch zeigen, welche Gedanken mich stabilisieren, und das diese Gedanken auch zur Tat (in meinem Fall ist das Lernen) führen. Für die Arbeitssuche reicht das noch nicht (Überforderung), aber ich hoffe mein Beispiel konnte Euch zum Denken anregen und für einen weiterführenden Austausch bin ich bereit (innerhalb des Forums).
Zum Schluss noch ein Buchtipp: Ich bin zwar erst auf Seite 80, aber ich finde "Welchen Sinn macht Depression?" von Daniel Hell sehr gut. Er beschreibt alles genau richtig, das Fühlen in der Depression, und erklärt auch, wie sich Angehörige fühlen, was für eine Partnerschaft wichtig wäre zu wissen, besonders wenn der Partner, so wie meiner, Rationalist ist, der mit Depression nichts anfangen kann. Das Buch bringt dem Depressiven also auch Verständnis für den Nicht-Depressiven. Das ist umgedreht aber gut! Tipp: Das Buch habe ich aus der Stadtbibliothek (Ausleihen statt kaufen). Außerdem habe ich festgestellt, dass es hilft zu lesen, man fühlt sich weniger Alleingelassen und kann immer Nachschlagen, weil man komprimiert alles auf einen Blick hat. Sich mit der eigenen Krankheit theoretisch zu beschäftigen hilft mir bei der Heilung, bzw. beim Verstehen.
So, eigentlich wollte ich von meinem psychischen Ausraster gestern früh erzählen. Das mach ich vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt.
Was ist Eure Meinung:
Hat Euch "Lesen darüber" geholfen?
Seit ihr wegen falschen Lebensentwürfen depressiv?
Seit ihr wegen der mangelnden Liebe depressiv? oder wegen der harten Gesellschaftsauflagen?
Habt Ihr was entdeckt in meinem Beitrag, worüber Ihr reden wollt?
Hm, das sind viele egoistische "Ichs" von mir. Aber ich sitz nunmal allein vorm PC.
Dann lass ich es für heute und wünsche Euch das Beste, die Heilung, die Akzeptanz, das Lachen !!!!
Bis Bald, Nadalien
P.S.: Vielleicht starte ich einen neuen Beitrag mir einer meiner Fragen an Euch. Nur heute nicht mehr. Liebe Grüße an alle da Draußen und Drinnen!
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