Was ist Schuld?

912318798
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von 912318798 »

Hey!

(Jetzt bist Du schon wieder wach???!!!)

Ja,
das ist es ja gerade!!!
Man muß ja schon weit früher erstmal den Begriff "Verantwortung" definieren!
Um dann den Zusammenhang zur Schuld herzustellen!
Denk ich mir halt.

Und da muß man mit seinen Urteilen ganz vorsichtig werden!

Bin schon was froh,
daß ich kein Richter bin...

(Roten Faden verlieren...den Roithi? )


Lieben Grüß

Jojo

seh gerade:
Goldstück!
Ja, das nannte ich EINEN Teil davon!
Liber
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Liber »

Liebe Feuerfisch,

eine gute Frage!

Und schwer zu beantworten.


Irgendwann wurde mir klar, dass SchuldGEFÜHLE etwas sind, was rein mit mir selbst zu tun hat.

Auch wenn ich z.B. sage, "der oder die macht mir Schuldgefühle", stimmt das nicht, ich mache sie mir ausschließlich selbst.

Oft steckt hinter den Schuldgefühlen nämlich ein ganz anderes verkapptes Gefühl, eines, das ich mir nicht zugestehen mag. Ärger zum Beispiel.


Schuld selbst ist nochmal anders zu betrachten, meine ich.

Spontan fiel mir die Zeile aus dem Vaterunser dazu ein:

"Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."

Also scheint es irgendeine Art grundlegender "Schuld" zu geben, nur ist jetzt die Frage, wie sie verstanden werden muss.

Adam und Eva machten sich "schuldig", indem sie gegen das Verbot Gottes vom Baum der Erkenntnis aßen, indem sie also wissentlich gegen Gottes Gebot handelten.

Darauf mag diese Schuld, die hier gemeint ist, zurückzuführen sein.

Diese Schuld aber kann vergeben werden.

Ich fürchte, jetzt ist es auch nicht klarer als vorher, oder ?


Lieben Gruß
Brittka
Guinevere
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Guinevere »

Hey lieb Jojo ,

>(Roten Faden verlieren...den Roithi? Smilie by Wuerziworld )

gscheit süsser smilie ! *Danke* eigentlich meinte ich mein verflixtes chaotisches Gedankenspringen. Habs noch nicht so recht herraussen *auf die Zukunft hoff*, wenn ich das Denkendergebnis sag, kennt sich keiner aus, und wenn ichs versuch zu erklären, schon gar keiner mehr .

(Fürn Roithi bin ich in der Firma zum Glück - im Gegensatz zu früher, dem Alroundprogramm - nur mehr das Notfallprogramm. Kann ich endlich mal nach neuen Ufern Ausschau halten *gscheit cool* und er wertet sie nicht mehr ständig ab, sondern meint es wäre ok, oder gut.)

Schönen Tag Dir und allen! Lieben Drücksler!
manu
Guinevere
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Guinevere »

>Adam und Eva machten sich "schuldig", indem sie gegen das Verbot Gottes vom Baum der Erkenntnis aßen, indem sie also wissentlich gegen Gottes Gebot handelten.

Hey liebe Brittka

bin zwar nicht so der große Bibelkenner , aber, ich denke indem sie vom Baum der Erkenntnis von gut und böse aßen, fielen sie gleichzeitig in die Dualität.

Hm, die "Schuld" also solches verstehe ich als den Anteil der nicht in der Einheit (unerkanntes) ist. Ist aber lediglich mein Verständnis davon *zwinker*

Gute Nacht! Erholsamen Schlaf,
manu
Guinevere
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Guinevere »

Nachtrag : "gut" wäre dann für mich - wie oben schon beschreibenwollend Klarheit, innere Ruhe, die Rückverbindung zum höheren Selbst - "höheres Bewusstsein"
"böse" - innere Unruhe, Chaos, Trennung von meinem höheren selbst, "niederes Bewusstsein"

Wenn ich zum Beispiel sage: "Vergib uns unsere Schuld" dann meine ich "führe uns in ein höheres Bewusstsein" ins höhere Selbst...
Liber
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Liber »

Liebe Manu,

ja, so verstehe ich das auch!

Die Geschichte von Adam und Eva ist nur ein Bild dafür, wie diese Dualität entstanden ist.

Danke dir und lieben Gruß

Brittka
kormoran
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von kormoran »

liebe brittka, liebe manu,

ich glaub mir geht grad ein licht an.
dualität, 'schuld' ...

nun kann man sich ein leben lang ('katholischer modus', sag ich mal flapsig) an dieser 'schuld' abarbeiten und daran arbeiten, sich schlecht und minder und, naja, eben schuldig zu fühlen, sich auch noch laufend zu strafen und zu geißeln, egal was man nur macht, die 'erbsünde'/ur-schuld geht nicht weg, kann ja nicht...
oder man erkennt woher das kommt, und erkennt, dass da keine dualität ist - nur im menschlichen dasein halt ...

?

leises lautes denken aus einem kleinen vogelhirn ...
liebe grüße und einen friedlichen sonntag!
kormoranin

[edit
könnte man so ganz anders (oder ich zumindest erstmals wirklich) verstehen was jesus christus auf sich genommen hat mit seiner mensch-werdung? nun, das geht jetzt hier entschieden zu weit!, aber danke fuer die denkanstoesse!]
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Guinevere
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Brittka , gscheit freu!

Hey liebe Kormoranin

>oder man erkennt woher das kommt, und erkennt, dass da keine dualität ist - nur im menschlichen dasein halt ...

ja stimmt! zusätzlich zudem, indem Du Deinen Blickwinkel zu sehr auf die Schuld (ich nenns gerne Nicht-Selbst, weil der Begriff "Ego" allgemein auch schon wieder eher negativ deffiniert ist, gewertet wird) richtest, denkst Du ja dann schon wieder "niedere" Gedanken, und fühlst somit auch so. Indem ich "Gott" "rufe", meinen Blickwinkel auf mein Selbst (höheres) richte, bin ich diesem schon näher, und die "Schuld" wird alleinig dadurch schon weniger.

Hm, der Pfarrer bei der Hochzeit meiner Schwester hatte es wieder mal so gebracht, als würden wir auf "Jesus" warten müssen, bis er irgendwann wieder kommt.
So jemand kann zwar durch die Schwingungen, die sein höheres Bewusstsein - durch den ständigen Austausch - in Form von Resonanz im Bewusstsein des anderen (so möglich) erzeugen kann, derart "hilfreich" sein, aber bei weitem nicht indem Ausmaß, als würde ich dies in mir entdecken, erwecken, erkennen.
Das erwachte (höhere) Selbst wäre dann demnach der Erkenner und das Nicht-Selbst (Ego) das Erkannte, und die Beiden stehen in einer Beziehung (Erkennen) zueinander.

>sich auch noch laufend zu strafen und zu geißeln,

Die "Strafe und das Geißeln" wäre demnach für mich lediglich dem Willen des höheren Selbst zu folgen, nicht dem des Nicht-Selbst. Obwohl! (klingt jetzt wohl widersprüchlich) ich mich wieder eher "gestraft" und "gegeißelt" fühle, indem ich in der "Schuld" verharre, dem Willen des Nicht-Selbsts folge.
Weil ich mich im Selbst wohl fühle, weiß, dass mir nichts passieren kann, dass für mich gesorgt,... ist. "Der Herr ist mein Hirte, er weidet mich auf einer grünen Aue...."

Bis später, sehr lieben Gruß!
manu
Schnarchi
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Schnarchi »

>>>"Der Herr ist mein Hirte, er weidet mich auf einer grünen Aue...." <<<<

Ich hab's doch geahnt. ....In Wirklichkeit sind wir alle nur Rindviecher

Aber um mal was zur Diskussion beizutragen:

Schuld...Verantwortung.....; also wenn es mich selbst betrifft, ...wenn ich mich frage, hab' ich Schuld oder nur/und/auch Verantwortung, dann wüsste ich nicht wirklich, was es mir bringen könnte, dieses zu unterscheiden.
Denn beides sind nur Wörter/Worte. Wenn ich es jedoch mit mir selbst zu tun habe, dann mit Gefühlen.
Denke nicht, dass es sich großartig anders anfühlt, ob man sich schuldig oder verantwortlich fühlt, wenn man denn meint, man hätte Mist gemacht.

Ich find' da das Wort "Vergangenheit" ganz praktisch, weil's das Heute ins rechte Licht rückt, denn wenn man 'ne nett anzuschauende Vergangenheit haben möchte, dann kann man sie sich nur im Jetzt "hinfummeln" .

Es schadet auch nix, wenn man als sein eigener Richter stets Gnade vor Recht ergehen lässt. Schließlich sind die Wenigsten als Helden zur Welt gekommen.

Ich wünsch' Euch 'nen netten Sonntagabend
tomroerich
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von tomroerich »

Liebe Brittka,




Also scheint es irgendeine Art grundlegender "Schuld" zu geben, nur ist jetzt die Frage, wie sie verstanden werden muss.

Eigentlich gibt es keine grundlegende Schuld in dem Sinne, dass sie tatsächlich irgendjemanden gegenüber, Gott gegenüber z.B. wirklich bestehen würde. Sie ist das Ergebnis der Trennung von uns selbst, was das Gleiche ist wie die Trennung von Gott. Sich selbst finden und Gott finden sind ein und dasselbe. Das verloren zu haben ist das, was man Schuld nennen kann oder Sünde. Doch hat es nichts damit zu tun, dass da nun ein Gott ist, der einen dafür bestrafen will, dass man es gewagt hat... Abee es wird genau so fantasiert, denn Schuld muss zwangsläufig Strafe nach sich ziehen in dieser Fantasie. Das gesamte AT ist geprägt von dieser Vorstellung, dass Gott sauer sei und uns bestrafen will. Wäre das so, dann wäre Gott nicht Gott. Er kann nicht erschaffen und dann sauer sein, wenn was schief läuft, das ist Unsinn. Es ist einfach nur eine Projektion von Angst und Unsicherheit, die daraus entsteht, dass man sich seiner selbst unsicher ist. Das, nur das, lässt das Gefühl von Schuld entstehen denn niemand, der sich selbst hat, wird überhaupt fähig sein, sich schuldig zu fühlen.

Adam und Eva machten sich "schuldig", indem sie gegen das Verbot Gottes vom Baum der Erkenntnis aßen, indem sie also wissentlich gegen Gottes Gebot handelten.

Erkenntnis ist nur möglich, wenn du aus dem heraustrittst, was du erkennen willst. Als Adam und Eva das taten, als sie also die Einheit mit Gott verließen, um Gott zu erkennen, musste er ihnen von diesem Moment an als rächender Gott erscheinen, denn sie hatten sich selbst auch verloren. Der Gott, den sie nun sahen, war der Gott der Schuld und der Angst (der Gott des AT) - der Preis der Erkenntnis.

Ist dir schon mal aufgefallen, wie subtil und zweischneidig diese Geschichte ist? Im Paradies gibt es gewiss ne Menge Bäume und ich finde, dass man "Baum" gut als "Gedanke" übersetzen kann. Nun geht Gott, das alte Schlitzohr also her und macht Adam und Eva ausdrücklich darauf aufmerksam, dass dies eine Art "verbotener Gedanke" ist, Gott erkennen zu wollen. Hat er etwa übersehen, dass man dadurch das Unglück ja geradezu herausfordert? Ist das nicht ein Hinweis darauf, dass dieser Gedanke in Gott selbst ist, in seinem eigenen Paradies und dass dort jeder einzelne Gedanke gedacht werden kann außer dem, dort nicht sein zu wollen? Dies ist das Einzige, was im Paradies nicht geht, nämlich es nicht zu wollen, sich nicht zu wollen. Denn davon hängt das ganze Paradies einfach ab, es ist seine Grundlage. Wird dieser Gedanke mächtig, dann muss er das Tor zum Paradies verschließen. Doch kann er genauso gut auch wieder aufgegeben werden.

Darauf mag diese Schuld, die hier gemeint ist, zurückzuführen sein.

Diese Schuld aber kann vergeben werden.


Sie muss durch dich selbst vergeben werden, denn sie existiert nicht wirklich. Du musst dir selbst vergeben und das ist gleichbedeutend mit "dich selbst wieder annehmen". Sie existiert nicht durch den Willen Gottes. "Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" ist sehr wichtig, denn es soll aussagen, dass es keinen Unterschied macht, ob wir uns selbst oder dem anderen vergeben. Beides ist gleich, denn du siehst im anderen nur das, was du in dir selbst siehst. Vergibst du dem anderen, vergibst du dir selbst. Was dem anderen gut tut, tut dir in gleicher Weise gut und was den anderen verletzt, verletzt dich in gleicher Weise.

LG

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Guinevere
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Guinevere »

>Ich hab's doch geahnt. ....In Wirklichkeit sind wir alle nur Rindviecher

Schafe!!!

Nein, ich hab lediglich aus der 3. (Frieden) und 4. (Erlösung) Ebene - die größten Hindernisse in der 2. Ebene wären Schuldgefühle, Opferhaltung und folglich braucht es dazu dann erst Akzeptanz, auch seines Nicht-Selbstes gegenüber - meiner "Gotteserfahrungen" versucht die Formen, die mein Verstand (Kausal-, Mentalkörper) bildet in diese Bibelaussage zu spiegeln, mal nachgefühlt, ob die Schwingungen die selben sind, eine Resonanz erzeugen und es passt.

Der Verstand wird - denk ich mal - dem "(höheren) Selbst" (Jiva [sankrit für "Leben"] , gesonderten Bewusstseinseinheit, Seele,...) immer (?) ein Hindernis bleiben. Besonders, wenn er das Ergebnis vergangenen Denkens wiedergibt. Er kann zwar erahnen, was gemeint sein kann - ähnlich, wenn ich mit Handschuhen an den Händen versuche zu fühlen - aber, er schränkt, wenn das Bewusstsein des "(höheren) Selbst" zunimmt dieses doch stark ein.

Sehr schönen Abend allen!
manu
Nixchen
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Nixchen »

hallo,

also..ich sehe den Begriff "Schuld" wie er in der Juristensprache verwendet wird nicht auf mein Leben bezogen.
Ich fühle mich schuldig, wenn ich wider meines besseren Wissens, meiner Gefühle, etwas getan oder unterlassen habe.
Verantwortung habe ich dann damit für mein Tun und Handeln..mein Unterlassen.

Diese Definition macht es mir aber nicht leichter, weil es natürlich schon vorkommt dass ich sagen muss:
..meine Schuld...

Greets,
Nixchen
BeAk

Re: Was ist Schuld?

Beitrag von BeAk »

Liebes Nixchen,

genauso empfinde ich es auch.
Knöpfchen
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo!

Also durch den Tipp von Feuerfisch, bin ich nun hier gelandet...

Habe mich bemüht, die Gedanken - soweit es zu dieser "frühen" (oder späten?) Stunde (noch) möglich war, zu erfassen... Muss aber zugeben, dass ich nicht alles sehr intensiv gelesen habe.

Mein Problem bleibt. Warum?

Der Grund für diese Frage kam, weil ich Schuldgefühle habe. Da ich diese aber überwinden, am besten ablegen oder zumindest vermindern soll, soll ich das Wort "Verantwortung" gebrauchen. Genau da liegt mein Problem.

Ich fühle mich schuldig - warum? Weil ich meiner Verantwortung nicht nachgekommen bin... ich habe also verantwortungslos gehandelt... Ändert es was an meinem Gefühl?

Warum sagt man "Entschuldigung? Man bittet darum, dass einem die durch mangelndes Verantwortungsbewußtsein verursachte Schuld vergeben/vergessen wird.



Sorry. Liegt wohl doch an der späten, aber auch frühen, in jedem Fall nächtlichen Stunde. Werde es also später, also morgen früh zu einer (nicht all-) täglichen Stunde nochmal probieren...

Gute Nacht - äh guten Morgen!
Und - schönen Tag...

LG Knöpfchen
otterchen
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von otterchen »

Hallo liebes Knöpfchen,

Ich fühle mich schuldig - warum? Weil ich meiner Verantwortung nicht nachgekommen bin... ich habe also verantwortungslos gehandelt...

Der Unterschied, der mir gerade so einfällt, ist:
wusste ich um diese Konsequenzen, habe ich sie einkalkuliert?
KONNTE ich überhaupt seinerzeit anders handeln?

Ich habe mich zu meiner "schlimmst-depressiven Zeit" auch fürchterlich jemandem gegenüber verhalten, und das hat mich lange belastet. Ich habe mich dafür geschämt, schuldig und schlecht gefühlt.

Aber: wenn ich mir heute die Frage stelle: hätte ich anders handeln können? muss ich NEIN sagen. Es war mir einfach nicht möglich.

Ich übernehme die Verantwortung bzw. akzeptiere: ja, das habe ich gemacht / unterlassen; so war ich. Ohne Rechtfertigungen oder "der-und-der hat aber...".
Und dann versuche ich, mir das (liebevoll!) zu verzeihen. Das ist nicht immer einfach; besonders, wenn einem dann jemand gegenübersteht, der einem das bis heute übel nimmt. Aber der muss mich ja nicht lieben - nur ich mich selbst.

Ich weiß, dass ich durch die Therapie viel gelernt habe und dass ich heute anders handeln könnte und würde. Dass ich überhaupt Möglichkeiten sehen würde, anders handeln zu können. Dass ich Entscheidungsmöglichkeiten habe (die habe ich damals nicht gesehen - das war immer aus der Reaktion des verletzten, vernachlässigten, wertlosen inneren Kindes heraus) und dass ich heute ähnliche Situationen so gestalten kann, wie ich mir das vorstelle.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Liber
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Liber »

>Mein Problem bleibt. Warum?

>Der Grund für diese Frage kam, weil ich Schuldgefühle habe. Da ich diese aber überwinden, am besten ablegen oder zumindest vermindern soll, soll ich das Wort "Verantwortung" gebrauchen. Genau da liegt mein Problem.

>Ich fühle mich schuldig - warum? Weil ich meiner Verantwortung nicht nachgekommen bin... ich habe also verantwortungslos gehandelt... Ändert es was an meinem Gefühl?

>Warum sagt man "Entschuldigung? Man bittet darum, dass einem die durch mangelndes Verantwortungsbewußtsein verursachte Schuld vergeben/vergessen wird.


Liebe Knöpfchen,

diese Frage nach Schuld und Verantwortung beschäftigt mich auch schon lange und immer wieder.

Verantwortung ist für mich etwas anderes als Schuld. Ich glaube, es geht nicht nur um den Austausch dieser beiden Worte, sondern ganz besonders darum, was mit ihnen verbunden ist.


Schuld ist - für mein Empfinden - etwas, was ich mir selbst "antue". Wenn und solange ich mich "schuldig" fühle, stecke ich in einer Falle fest. Denn "schuldig" hat in meiner Vorstellung mit "falsch" und "schlecht" zu tun: ICH bin falsch und schlecht, weil ich so und so gedacht, gefühlt, gehandelt habe oder dies oder jenes unterlassen habe.


Und genau diese Vorstellung hält mich in der Schuld-Falle fest! Wie sollte ich mir dies je vergeben können, nämlich schlecht und falsch zu sein? Und wie sollte ich auch anderen jemals vergeben können, dass sie mir angetan habe, dass ich mich jetzt so fühlen muss?


Wenn ich aber die Verantwortung übernehme, für mich und für alles, was ich tue und fühle und denke, ist dies der erste Impuls zu einer Bewegegung, einer Veränderung.

Solange ich mich schuldig fühle, bin ich ohnmächtig. Übernehme ich dagegen Verantwortung, löse ich mich von der Ohnmacht und komme in eigene Bewegung.

Das ist nicht einfach. Da sind viele Hemmnisse, vor allem Ängste.

Manchmal fühlt es sich ganz bestimmt auch einfacher an, in der Schuld-Falle sitzen zu bleiben. Da fühle ich mich zwar schlecht, aber das kenne ich ja - und: ich brauche nicht tätig zu werden und muss mich nicht meinen Ängsten stellen.

Dies kenne ich von mir selbst nur allzu gut!

Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Unterscheidung zwischen Schuld und Verantwortung hauchdünn ist. Und trotzdem ist es ganz wichtig, wahrzunehmen, auf welcher Seite man sich aufhält.


Liebe Grüße
Brittka
Knöpfchen
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo Brittka und Otterchen!

Deine Gedanken, Brittka, kann ich schon ganz gut nachvollziehen. Und ganz spontan würde ich auch sagen - du hast Recht! Du hast auch recht, nur:

>Solange ich mich schuldig fühle, bin ich ohnmächtig. Übernehme ich dagegen Verantwortung, löse ich mich von der Ohnmacht und komme in eigene Bewegung.<
Ja klingt logisch!

Wie mache ich das aber, wenn ich z.B. erlebe, dass immer wieder Beziehungen auf eine Weise kaputt gehen, dass mir das Gefühl vermittelt wird schuld zu sein. Dann fühle ich mich doch dafür sowohl schuldig als auch verantwortlich?!

Wenn ich nun in Bewegung kommen möchte, muss ich doch wissen, in welche Richtung ich mich bewegen muss. Sprich: ich muss wissen, an was genau es lag, damit ich es anders machen kann. Wenn ich das aber nicht weiß, werde ich mich doch immer (wieder) schuldig - dafür verantwortlich - fühlen...

Dann kann ich den Tipp - den ich auch gut finde! - von Otterchen

>wusste ich um diese Konsequenzen, habe ich sie einkalkuliert? KONNTE ich überhaupt seinerzeit anders handeln?<
nicht anwenden...

Genau das ist u.a. mein Problem. Wie hilft es mir also, es als Verantwortung und nicht als Schuld zu sehen/empfinden???

LG von einem grübelnden Knöpfchen
otterchen
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von otterchen »

Hallo Knöpfchen,

Wie mache ich das aber, wenn ich z.B. erlebe, dass immer wieder Beziehungen auf eine Weise kaputt gehen, dass mir das Gefühl vermittelt wird schuld zu sein. Dann fühle ich mich doch dafür sowohl schuldig als auch verantwortlich?!

??? wer vermittelt Dir das Gefühl? die anderen? oder Du Dir selbst?

Schau, es geht darum, zu wissen, was man will und wie man sein Ding durchzieht.
Hier fällt mir eine Parallele aus meiner derzeitigen Situation ein:
Ich habe nach fast 10 Jahren eine damalige Freundin wiedergetroffen, und ich habe mir vorgestellt, diese Freundschaft wieder zu festigen. Aber es klappte nicht. Sie war unzuverlässig und... ach, sie hat sich wirklich nicht wie eine Freundin verhalten.
Ich habe versucht, ihr zu erklären, wie es mir damit geht und was ich gerne anders hätte - aber ich habe sie mit meinen Worten noch nicht einmal erreicht.

Ich habe nun nicht den Kontakt abgebrochen - gerne kann man mal wieder einen Kaffee trinken gehen oder sonstwas machen - aber ich stelle sie weiter hinten auf:
Wenn wir uns auf einem Blatt Papier mal ins Zentrum setzen, dann können wir unsere sozialen Beziehungen rings um uns aufzeichnen. Da sind welche ganz nah bei uns, andere weiter weg, manche sind nah bei uns, obwohl wir das nicht so gern haben, manche wollen wir ganz bei uns haben, aber die wollen es nicht.
Meine Freundin wollte ich ganz nah bei mir aufstellen, aber sie kann oder will das nicht. Ich habe sie dann weiter weg von mir aufgestellt - und siehe da: es geht mir besser damit.

Es gehen selbstverständlich im Laufe der Zeit immer wieder Beziehungen in die Brüche oder "verlaufen sich" und andere kommen hinzu. Es geht darum, dies mitzugestalten.
Hier ist jetzt quasi eine Freundschaft zerbrochen - aber es läuft so, wie ich mir das vorgestellt habe! Ich bin nicht wegen einer Unstimmigkeit patzig geworden, ich habe die Aussprache gesucht, ich habe Angebote gemacht - und wenn das nicht funktioniert, dann geht es eben nicht.

Ich habe alles so gemacht, wie ich mir das vorstelle. Insofern trage ich die Verantwortung für mein Tun. Aber habe ich Schuld daran, dass diese Beziehung nicht mehr das ist, was sie mal war oder hätte sein können? Nein (und dazu gehören im Übrigen immer noch mind. 2 Personen).



Noch was: "Beziehungen gehen kaputt" - das klingt so nach Hinnehmen, nichts beeinflussen und steuern zu können. Klar, man kann den anderen nicht wirklich steuern, und wenn er gehen will, dann wird er wohl häufig auch wirklich gehen. Aber man selbst kann einiges dazu beitragen, dass man die Beziehungen so gestaltet, wie man sich das wünscht.

Sprich: ich muss wissen, an was genau es lag, damit ich es anders machen kann.
JEIN
Du musst wissen, was Du willst (und wie Du es willst).
Du musst nicht irgendwelche Tricks und Kniffe anwenden, sondern "Dein Ding durchziehen".
Vielleicht versuchst Du es auch bei den falschen Leuten?

Ich wünsche mir eine liebevolle Beziehung zu einer Freundin z.B.? Wie stelle ich mir das denn vor? Ein langsames Vorgehen z.B., kleine Gesten, vortastende Gespräche - und dann selber das geben, was man bekommen möchte.



Schönen 1. Advent!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Knöpfchen
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo Otterchen!

>??? wer vermittelt Dir das Gefühl? die anderen? oder Du Dir selbst?<
Die anderen.

Dein Beispiel mit der Freundschaft trifft es genau!

>Da sind welche ganz nah bei uns, andere weiter weg, manche sind nah bei uns, obwohl wir das nicht so gern haben, manche wollen wir ganz bei uns haben, aber die wollen es nicht<
Ich finde das super dargestellt. Nur bei mir gibt/gab es (bis jetzt) niemand, der ganz nah bei mir ist. Nur solche, die ich ganz gern bei mir haben wollte/will, die aber nicht wollen. Deshalb auch mein Empfinden, dass mit mir etwas nicht stimmen muss. Ich immer Schuld bin. Aber was? Schließlich bin ich keine 20 mehr… *grübel*

Offensichtlich benehme ich mich immer so, dass die anderen mich nicht so nah haben wollen… Nur warum?

>Ich wünsche mir eine liebevolle Beziehung zu einer Freundin z.B.? Wie stelle ich mir das denn vor? Ein langsames Vorgehen z.B., kleine Gesten, vortastende Gespräche - und dann selber das geben, was man bekommen möchte.<
Genau das. Ich bemüh(t)e mich immer, zu geben, das zu geben, was ich bekommen möchte. Es gleichzeitig aber auch so anzustellen, dass ich die Vorstellungen der anderen akzeptiere. Denn die sind ja auch da. Fazit: Ich gebe und gebe – aber kommen? Ja, es kommt was, eine Zeit lang. Dann ist Schluss. Dann kommen nur noch Verletzungen, oder es kommt gar nichts mehr. Ich stecke die Verletzungen ein, bzw. versuche sie zu (er)klären. Das funktioniert nicht. Irgendwann tun sie so weh, dass ich es eben lasse. Diejenige nicht verwerfe, aber weiter weg von mir stelle. Offensichtlich habe ich also wohl zu hohe Anforderungen oder eine falsche Vorstellung an/von eine/r Freundschaft. Ist jetzt meine Schlussfolgerung. Denn das Ende ist, dass ich eben nur Freunde habe, die weiter weg von mir sind.

Da ich eben bei dieser Schlussfolgerung – eine falsche Vorstellung von einer Freundschaft zu haben - hängen geblieben bin, habe ich genau diese Frage bei meiner letzten Therapie angesprochen. Es gab in meinem Leben bis jetzt nur 3 Menschen von denen ich dachte/hoffte, eine liebevolle Beziehung aufbauen zu können. Habe mich bemüht, das zu geben, was ich bekommen möchte. Zwei davon sind bereits kaputt gegangen und die dritte ist gerade dabei. Nachdem ich die einzelnen Fälle meinem Therapeuten geschildert habe, hat er gefunden, dass sich wohl keine davon wie eine Freundin verhalten hat. Von meiner Seite aus also keine weiteren Schritte erforderlich sind/waren. Die Schuld oder Verantwortung lag also bei ihnen. Momentan kämpfe ich um diese dritte Freundschaft. Da mein Therapeut das jetzt schon als aussichtslos bezeichnet, muss doch jedes Mal ich Schuld sein. Oder trage die Verantwortung dafür.

>Du musst wissen, was Du willst (und wie Du es willst). Du musst nicht irgendwelche Tricks und Kniffe anwenden, sondern "Dein Ding durchziehen". Vielleicht versuchst Du es auch bei den falschen Leuten?<
Ohne Tricks? Dann geht es ja noch schneller kaputt.
Falsche Leute? Wo soll ich andere her nehmen?

Einen neuen Versuch werde ich nicht mehr starten. Hab schon zu viele Wunden… Denn am Ende bin sowieso wieder ich Schuld - äh - trage ich die Verantwortung. Was macht es also für einen Unterschied, wie ich es bezeichne?? Was hilft es mir? Nicht einmal, um selbst besser damit klar zu kommen, denn dafür ist es mir eben egal, wie ich es bezeichne.



LG Knöpfchen
otterchen
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von otterchen »

Hallo Knöpfchen,

ja, mir fehlen derzeit auch die richtigen Leute; da ist niemand direkt bei mir aufgestellt.

Aber Freundschaft ist wohl auch was Besonderes, und ich werde wohl noch lange suchen bzw. die Augen offen halten und Gelegenheiten beim Schopfe packen, bis ich "die Freundin" bzw. "den Freund" gefunden habe.

Was mir in den letzten Tagen zu denken gegeben hat:
1. meine Frustrationstoleranz
wie schnell lasse ich mich von anderen (!) entmutigen, das durchzuziehen, was ich will?!
2. wenn ich nicht das bekomme, was ich will (nämlich DIE Bezugsperson), bewerte ich alle anderen Personen, die "um mich aufgestellt" sind, nachlässiger, unwichtiger. Das möchte ich ändern: auch die sind wichtig für mich!



Und... ja: vielleicht probieren wir es bei den falschen Leuten. Wir finden jemanden nett (schonmal über die Gründe nachgedacht? weil jemand nett zu uns war?), aber der/die kann uns irgendwie in seinem Leben nicht gebrauchen - jedenfalls nicht "nah aufgestellt".
Und: wirken wir vielleicht manchmal wie bettelnde Hündchen? Sieh her, welche Kunststücke ich kann? DAS kann auf jeden Fall Freundschaften verhindern.
Der erste Schritt sollte auf jeden Fall sein, sich selbst ein guter Freund zu sein. Zu wissen, was man will, wie man es will. Und dann lieber aus den richtigen Gründen alleine bleiben, als aus den falschen Gründen mit jemandem zusammen sein.


Ja, die Devise heißt: sich zunächst klarmachen, was man nicht will (das fällt einem oft recht leicht). Dann daraus ableiten, was man eigentlich möchte (da wird's schon schwieriger).
Natürlich reflektieren: warum ist mir das wichtig?
Seine eigenen Grenzen erfühlen: wie kann ich z.B. damit umgehen, wenn jemand unzuverlässig ist, lügt, immer nur was in Aussicht stellt (mein Thema: "au ja, wir gehen mal essen... wir gehen mal reiten... wir machen mal xyz..." und dann nichts davon machen!) etc.
MAL (oder eine Zeitlang) kann ich das gut und gerne verarbeiten, aber ab wann werden die eigenen Grenzen verletzt?

Und wenn sich das stimmig anfühlt: weitermachen. Das ist Dein / mein / unser Weg. Unsere Freundschaft muss man auch erst einmal erarbeiten. Wir sollten nicht wahllos werden. Unsere Freunde suchen wir selbst mit Bedacht und Umsicht aus, und wir vernachlässigen darüber die anderen Kontakte nicht.

So, ich muss los zur Arbeit...
ciao
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Chiron
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Beitrag von Chiron »

"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
mom
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Re: Was ist Schuld?

Beitrag von mom »

Hallo alle zusammen,

ich glaube es gibt einen Unterschied zur realen Schuld und nicht realen Schuld. Wenn ich z.B. jemanden beim Autofahren hinten drauf fahre, habe ich lt. Gesetz Schuld und ich (meine Versicherung) muß den Schaden begleichen. Dafür trage ich dann die Verantwortung denn ich hätte ja nicht so schnell fahren müssen oder mehr Abstand halten können.

Die nicht reale Schuld ist aber mehr in unserer Gefühlswelt zu finden. Ich kann mich für etwas Schuldig fühlen, für das ich aber überhaupt nichts kann und für das ich auch keine Verantwortung habe, ich habe nur das Gefühl, schuldig zu sein.

Ich habe mich z. B. lange für meine Eltern und ihren Problemen verantwortlich gefühlt, weil ich der Meinung war, daß sie für mich gesorgt haben wie ich ein Kind war, müßte ich jetzt auch für sie verantwortlich sein, weil sie alt sind.
Ich habe mich so sehr für sie eingesetzt, daß ich krank davon geworden bin.
Mein Therapeut hat mir in vielen Sitzungen klar gemacht, daß sie selbst für sich verantwortlich sind, daß ich ihnen meine Hilfe anbieten kann.
Wenn sie diese aber nicht annehmen, kann ich das nicht ändern. Ich brauche keine Schuldgefühle deswegen zu haben.

Nicht reale Schuld, hat glaub ich viel mit erlernter Moral und Kultur zu tun. Anweisungen die uns von Kindheit an durch unsere Eltern, Erzieher, Lehrer, Glaube und andern Mitmenschen eingeprägt wird.

Wenn eine Beziehung droht kaputt zu gehen, kann ich versuchen mit meinem Partner zu einer Beratungsstelle zu gehen, wenn er aber das nicht möchte kann ich ihn dazu nicht zwingen.

LG Pretty women


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Eine Kleinigkeit tröstet uns, weil eine Kleinigkeit uns betrübt.
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Was ist Schuld?

Beitrag von Liber »

Hallo Knöpfchen,

ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen, es ging mir sehr lange Zeit ganz genauso - und auch heute noch immer wieder.

Ich glaube aber, dass ich allmählich erkenne, wo der Knackpunkt ist (und was Otterchen auch schon angesprochen hat): es ist das Klammern, das Festhalten-Wollen.

Aus deinen Beiträgen höre ich heraus, dass du alles versucht hast, um deine Freundschaften zu erhalten. Vielleicht ist es gerade dieses starke innere Festhalten, was den anderen einengt, so dass er den Wunsch, den Drang bekommt, sich zu lösen. Natürlich spielt da oft sehr vieles zusammen.

Und ich sehe es so, dass du oder ich für dieses Festhalten die Verantwortung haben. Wir tun es. Wir haben die Verantwortung dafür.

Aber das hat nichts mit "Schuld" zu tun!

Für andere Gründe für das Scheitern der Beziehung hat wieder der andere die Verantwortung!

Der Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung ist in meinen Augen: ich werde mir darüber klar, dass ich in Beziehungen zu sehr festhalte. Ich übernehme die Verantwortung dafür. Es hat niemand Schuld, weder ich, noch jemand anderes.

Allein diese Erkenntnis, dass es so ist, macht mich schon freier.

Da lastet nicht irgendein unabänderlicher Fluch auf dir, der bewirkt, dass dich niemand mag oder dass du nie eine Freundschaft halten kann usw.

Und es muss auch nicht heißen: wenn du diese Freundschaft jetzt nicht halten kannst, dann wirst du nie mehr den Versucht machen, eine Freundschaft aufzubauen.

Ganz im Gegenteil! Diese Versuche zeigen dir doch gerade, wo es hakt. Wo du eine neue Richtung einschlagen könntest.

Genau wie Otterchen sagt: mach dein "Ding" - und warte ganz ruhig ab, wer dir dabei begegnen wird.

Ohne die Erwartungen, ohne das Abschätzen ("ist die oder jene vielleicht eine mögliche Freundin?") ist die Chance sich näherzukommen, viel größer!

Du bist an einem sehr wichtigen Thema - vielleicht kannst du die jetzige Situation als Chance zur Veränderung sehen ? Und nicht als Niederlage ?

Lieben Gruß
Brittka
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Was ist Schuld?

Beitrag von otterchen »

Hallo,

puh, endlich von der Arbeit zurück... welch ein Wuseltag!

Mir sind aber heute noch ein paar Punkte zum Thema eingefallen:

1) Die eigene Vulnerabilität
Wo steht sie uns noch im Weg? Wo fühlen wir uns verletzt, zurückgesetzt, zurechtgewiesen, wertlos etc., wenn der andere das vielleicht gar nicht so meint?
Wenn ich den anderen anders sein lassen kann, bin ich eigentlich auf einem guten Weg. Und das beinhaltet (in gewissen Grenzen) jetzt mal als Beispiel auch mal eine Lüge (es ist das Problem des anderen, wenn er mir was nicht offen erzählen kann oder will - es sei denn, man wird wiederholt oder wegen etwas Wichtigem angelogen).

2) Die eigene Bedürftigkeit
Wenn man sich zu sehr um eine Freundschaft bemüht, kann's nach hinten losgehen. Klar soll man dem anderen zeigen, dass man ihn mag. Aber wenn man sich z.B. wünscht, dass man täglich angerufen wird, dies dann im Gegenzug selber als Freundschaftsbeweis leistet, den anderen also täglich per Telefon zutextet... dann wird schnell eine verkorkste Sache daraus.
Oder wenn man sich in die Rolle des ständig Bemühten hineinbegibt.
Sowas muss wirklich wachsen. Es sei denn, man will jemand mit Helferlein-Syndrom zum Freund
Aber ich habe selber gemerkt, dass ich innerlich auf Distanz gehe, wenn ich die Bedürftigkeit eines anderen so deutlich wahrnehme. Das kommt bei mir so an wie "ich brauche Liebe - mach mich glücklich - ich kann mich selbst nicht lieben" - und dazu war ich nicht bereit und in der Lage.

3) Den anderen auch mal kommen lassen
Warum sollen denn wir diejenigen sein, die sich bemühen?
Ja klar - wenn ich mit jemandem Kontakt haben möchte, sollte ich das ruhig äußern. Aber das sollte ja schon auch auf Gegenseitigkeit beruhen, und da kann dann ruhig mal eine Pause entstehen. Meldet sich der andere? Wäre er auch zu einer Gefälligkeit / Hilfsleistung bereit?
Hier kommt wieder die Schleife zurück: was stelle ich mir unter einer Freundschaft vor? Und: kann ich auch lose mit jemandem befreundet sein, der diese Wünsche nicht oder nur teilweise erfüllt?



Vielem, was meine Vorrednerinnen geschrieben haben, kann ich mich nur anschließen.
Zeit.
Bedächtigkeit.
Achtsamkeit.
Ein wenig steuern, aber nicht kontrollieren.
Geduld.
Sich selbst kennenlernen und akzeptieren; sich selbst ein guter Freund werden.
Gelassenheit.

Und auch die Traurigkeit akzeptieren, dass sich da wieder ein Mensch aus unserem Leben verabschiedet. Die Angst zulassen, dass man alleine bleiben könnte und dass man "blöd" ist. Den Frust rauslassen, dass man soviel gemacht hat und kein Ergebnis vorzeigen kann. Alles, was damit zu tun hat. Und sich dann selbst zu trösten und Mut zuzusprechen - oder was man gerade braucht.


Dass da bei Dir eine Beziehung gerade "den Bach runtergeht", hat nichts mit Schuld zu tun. Vielleicht damit, dass Du das derzeit noch nicht so gut draufhast, weil Du depressiv bist? Es wächst halt. Du lernst und reifst, und mir der Zeit wird alles viel klarer.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
frosch68
Beiträge: 35
Registriert: 9. Nov 2008, 15:02

Re: Was ist Schuld?

Beitrag von frosch68 »

Schuld ist wie ein Blick durch ein Kaleidoskop.

Je nach Betrachtungswinkel ergeben sich neue Muster und Perspektiven. Und die Bewertung dessen liegt in der eigenen Wahrnehmung.

Liebe Grüße, René
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