DepressionenAlleinsein

sandra
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DepressionenAlleinsein

Beitrag von sandra »

Hallo, meine Mutter ist seit ca.25 Jahern sehr depressiv und ich habe in frühster Kindheit erlebt, wie sie sich das Leben nehmen wollte. Ich selber bin an Depressionen vor etwa viereinhalb Jahren erkrankt und war damals für einige Wochen in der Klinik.Habe jetzt 4 Jahre Therapie hinter mir, aber irgendwie glaube ich, daß diese Krankheit nie wirklich weg gehen wird. Es ist zwar nicht mehr so schlimm wie damals, wo ich nur noch geweint habe und Angstzustände hatte, aber in Situationen, wo ich mich alleine fühle, tauchen diese Gefühle immer wieder auf. Muß dazu sagen, daß ich auch nur einen sehr kleinen Freundeskreis habe. Die Leute haben allerdings Familie bzw. noch einen eigenen Freundeskreis, so das sie eigentlich nie Zeit für mich haben. Mein Freund hingegen hat einen relativ großen Freundeskreis, wo die Jungs allerdings meist etwas ohne Frauen unternehmen, so das ich mich da auch recht ausgegrenzt fühle. Wenn ich dann mal alleine was unternehme, kriege ich inzwischen die Krise und muß schnellstens wieder heim Fühle mich da sehr unsicher und werde auch direkt wieder depressiv. So richtig glücklich und zufrieden fühle ich mich eigentlich selten. Ich glaube, lachen ist auch etwas, was ich sehr selten tue. Gut geht´s mir nur dann, wenn ich arbeite, weil ich da von meinen trüben gedanken weitestgehend abgelenkt bin. Komme aus diesem Teufelskreis des Traurigseins und des Einsamfühlen einfach nicht raus, und weiß mir da auch nicht zu helfen. Würde mich freuen, wenn mir jemand antworten würde, der mir nachfühlen kann und mir evtl. einen Tip geben kann. Danke schon mal im voraus!
Ano Nym
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Beitrag von Ano Nym »

Liebe Sandra - "Gut geht's mir nur dann, wenn ich arbeite, weil ich da von meinen trüben Gedanken weitestgehend abgelenkt bin", sagst Du. Darf ich Dir aus meiner Schulzeit folgendes zitieren, das mir mein Lieblingslehrer mit auf den Weg gegeben hat: Wenn Du arm bist, arbeite. Wenn Du reich bist, arbeite. Wenn Du Dich mit angemessener Verantwortung beladen fühlst, arbeite. Wenn Du glücklich bist, arbeite weiter. Nichtstun lässt Raum für Zweifel und Ängste. Wenn Dich Schmerz überkommt und Du an geliebten Menschen irre wirst, arbeite. Wenn Du enttäuscht wirst, arbeite. Wenn der Glaube wankt und die Vernunft versagt, arbeite einfach. Wenn Träume verfliegen und alle Hoffnung dahin zu sein scheint, arbeite, als sei Dein Leben in Gefahr. Es ist in Gefahr. Was Dich auch quält, arbeite. Arbeite gewissenhaft und arbeite mit Zuversicht. Arbeit ist die beste irdische Medizin. Autor unbekannt Ich halte es nicht für einen Zufall, dass mir dieser Spruch gerade heute wieder in die Hände gefallen ist. Ich war jetzt über 2 Wochen wie gelähmt, d.h. habe nur das Allernötigste gemacht. Irgendwie gab mir dieser Spruch heute einen Tritt in den Hintern und ich habe nun - völlig unpassend (an einem Feiertag!!) - endlich mein Pflanzenwinterquartier abgebaut. Wurde knapp vor einem Gewitter und nach Einbruch der Dunkelheit damit fertig. Ich fühle mich jetzt, als ob ich einen Sieg über mich errungen hätte. Sandra, wenn Dir arbeiten so gut tut, ist das großartig. Knüpf' da unbedingt an. Behalte es bei. Vielleicht hilft Dir das obige Zitat auch so wie mir heute. Sharing is caring. Darf ich fragen, welche Arbeit sich so positiv auf Dich auswirkt? Jede oder nur die berufliche ? Hast Du gute Kollegen, mit denen Dich über die Arbeit hinaus noch mehr verbinden könnte? Liebe Grüße von Ingrid
Guest

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Beitrag von Guest »

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maggy
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Beitrag von maggy »

Liebe Ingrid, da mein Computer und ich eigentlich gute Partner sind und wenn er mir jetzt sagt ich habe vielleicht nicht die Berechtigung zu diesem Thema was zu posten (hab ich ja noch nie erlebt), dann überschlafe ich das was ich hier reinstellen wollte nochmal und dann schaun wir mal, ob er mich morgen läßt. Alles Liebe von Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
maggy
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Beitrag von maggy »

Liebe Ingrid, so...ich habe drüber geschlafen und will es immer noch reinstellen, mal schaun ob's klappt: ...Autor unbekannt...könnte von meinem Mann sein. Der hatte nämlich lange den Gaubenssatz: "Ich muß mir mein Leben verdienen." Wenn Du glücklich bist, arbeite weiter. Ja..., das geht mir auch so. Nichtstun lässt Raum für Zweifel und Ängste. Ja..., das ist so, aber wenn ich mich dem Zweifel und den Ängsten zuwende kann ich sie eher loslassen, als wenn ich sie "überarbeite". Wenn Dich Schmerz überkommt und Du an geliebten Menschen irre wirst, arbeite. Ich wende mich dem Schmerz zu und auch den geliebten Menschen, dann werde ich nicht irre (so wie früher), bin glücklich und kann wieder arbeiten. Wenn Du enttäuscht wirst, arbeite. Wenn ich ent-täuscht werde, muß ich mich ja vorher erstmal getäuscht haben. Wenn ich das mit Arbeit "zudecke" täusche ich mich vielleicht immer wieder. Wenn der Glaube wankt und die Vernunft versagt, arbeite einfach. Wenn ich nicht alles mit Arbeit zudecke, wird mein Glaube nicht wanken und meine Vernunft nicht versagen. Wenn Träume verfliegen und alle Hoffnung dahin zu sein scheint, arbeite, als sei Dein Leben in Gefahr. Es ist in Gefahr. Wenn ich zu viel träume und zu viel hoffe, ist mein Leben wirklich in Gefahr. Alles Liebe von Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
caroline

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Beitrag von caroline »

Ihr Lieben hier alle Ist Arbeit wirklich die beste irdische Medizin? Vielleichthab ich alles falschrum verstanden, in dem Fall würde ich mich über eine zusätzliche Erklärung freuen. Für mich ist Arbeit eher ein perfekter Verdrängungsmechanismus, wobei ich Verdrängung nicht als nur negativen Begriff sehe. Verdrängung dient als allererstes dem Selbstschutz, was wiederum ein sehr wichtiger Baustein für ein (Über)Leben darstellt. Ab einem gewissen Level, der meines Erachtens ziemlich niedrig ist, wird Verdrängung dann kontraproduktiv. Ich schreibe weiter bei Fassade oder Philosophie, muss mal gucken, wo ich mich besser einreihen kann Liebe Grüsse Caroline
Ano Nym
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Beitrag von Ano Nym »

Liebe Maggy - mit dem Zitat über die Arbeit hatte ich eigentlich nur Sandra im Sinn. Sie kann im Moment noch arbeiten, und das ist doch positiv. Das wollte ich ihr rückmelden. Wer einmal erlebt hat, dass Arbeiten auch nicht mehr geht, weiß doch, wie weh das tut. Jedenfalls jemandem, der seine Arbeit wirklich liebt, tut das sehr, sehr weh. Ansonsten schließe ich mich Caroline ganzheitlich an. Also Sandra, wenn Du das hier liest: Ich empfehle Dir Arbeit keinesfalls als Verdrängung. Ich finde auch nicht, dass man dem Zitat diese Empfehlung unterstellen kann. Es ist eine reine Überlebenshilfe in akuten, nicht in chronischen Krisensituationen. Liebe Grüße von Ingrid
sandra
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Beitrag von sandra »

Hallo Ingrid, lieben Dank für deine Antwort. Naja, ich sehe meine Arbeit im Prinzip nicht als Verdrängung. Gehe ja schließlich arbeiten, um Geld zu verdienen. War auch einige Zeit arbeitslos- das war zu dem Zeitpunkt, als es mir damals richtig dreckig ging & ich in die Klinik mußte. Denke mal, daß die damalige Arbeitslosigkeit einer der Gründe war, die mich verdammt tief haben fallen lassen. Allerdings war es dann letztendlich auch erst mal so, daß ich es damals auch rein psychisch nicht mehr geschafft hätte zu arbeiten & dem Druck Leistung zu bringen, gar nicht hätte standhalten können. Von daher denke ich schon, daß ich mit Hilfe meiner Therapeutin Fortschritte gemacht habe. Bin ich auch sehr glücklich drüber! Aber was mache ich, wenn ich nicht arbeiten kann, wenn Wochenende ist und ich bin alleine? Das ist ja mein eigentliches Problem. Ich fühle mich dann so dermaßen einsam und allein gelassen, daß ich Heulkrämpfe kriege. Denke mal, daß ich in solchen Momenten quasi meine Kindheit wiedererlebe, denn da wurde ich nur rumgeschubst & es hat sich niemand so richtig um mich gekümmert. Trotzdem denke ich, daß es doch Wege geben muß auch mal mit dem Alleinsein fertig zu werden, denn man kann ja nicht immer irgendwelche Leute oder Partner für sich alleine beanspruchen. Hast du dafür einen Tip? Kennst du das Gefühl selber auch, in Depressionen zu verfallen, wenn man alleine ist oder sich allein gelassen fühlt? Wenn ja, was tust du dagegen? Liebe Grüße,Sandra
maggy
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Beitrag von maggy »

Liebe Ingrid, ich glaube, genau deshalb hat mich dieses Zitat so "angesprochen". Ich habe viele akute Krisensituationen so überlebt und sie entwickelten sich dadurch zu chronischen. Überleben hat mich von meinem eigentlichen Lebensweg weggebracht. Deswegen kann ich das auch niemandem für akute Krisensituationen empfehlen. Alles Liebe von Maggy
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christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Maggy! Überleben hat mich von meinem eigentlichen Lebensweg weggebracht. Danke, daß Du es auf den Punkt gebracht hast - hab' ich lange gesucht, diese Formulierung für mein Gefühl! Lieben Gruß Christabelle
schneider
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Beitrag von schneider »

Aprpo Arbeit ist mein Lebensweg.Ich verliere gerade meine.Hab wegen der Depressionen den Einstieg nach der Klinik nicht mehr geschafft,konnte die Verantwortung nicht mehr tragen.Versuche nun den Weg in die Rente.Die Arbeit und meine Kollegen waren mein ganzer Lebensinhalt,obwohl ich auch oft unter ihnen gelitten hab.Ein Dasein ohne Arbeit hatte einfach nicht zu existieren,nun muß ich völlig umdenken und fühle mich noch so als Versager.Und was mache ich mit der ganzen Zeit?
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Hallo Maggy und alle, ÜBERLEBEN HAT MICH VON MEINEM EIGENTLICHEN LEBENSWEG WEGGEBRACHT. Mit 12 Jahren hab ich angefangen,Nachhilfestunden zu geben,je mehr,desto besser. Mit 12 bekam ich meine erste chronische Krankheit. Mit 14 die zweite. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten noch unerkannten Depressionen. Mit 29 begann ich meinen Traumjob. Mit 30 nach einer zerbrochenen Liebe die erste erkannte Depression. Keine Behandlung. "Sie schaffen das allein"... Mit 39 lernte ich meinen jetzigen Mann kennen und bekam meine dritte chronische Krankheit. 5 schwere Bauchoperationen und mehrere Krankenhausaufenthalte sowie immer öfter leichte und schwerere Anfälle von Depressionen konnten mich nicht daran hindern,weiter wie besessen zu arbeiten. Bei jeder freiwilligen Aufgabe schrie ich hier. Schon längst war mein Motiv die Flucht davor,mich mit mir und meinen Krankheiten auseinandersetzen zu müssen.Mir selbst redete ich aber ein,daß mir die Arbeit half. Als ich 59 war,erkannte ich,daß ich mein selbstgewähltes doppeltes Arbeitspensum nicht mehr durchhalten könnte. Nach der Arbeit gab es nichts mehr für mich. Ich hatte mich durch die Arbeit identifiziert und meinen Selbstwert ausschließlich daraus bezogen. Es folgte der totale Zusammenbruch,5 Monate Vegetieren auf der Couch,9 Monate Psychiatrie. Nach eineinhalb Jahren gebremster Arbeitsversuch,schließlich Entschluß zur Rente. Und nun sitze ich seit September da,mit tausend Ideen,was ich machen könnte und möchte,und bin unfähig zu irgendwas. Wieder überlebe ich nur. Eine Zeitlang hat mich das Forum lebendig gehalten,aber doch weniger zu mir als zu andern hingeführt,deren Probleme mich erfolgreich von meinen ablenkten. Neuen Mut erhoffte ich mir davon,daß ich nach 30 Jahren das Autofahren wieder begonnen habe. Das ist nach einem kleinen Unfall wieder fraglich geworden. Ich hänge vollkommen durch. Und warum ich das erzähle? Weil ich in all den Jahren immer gemeint habe,Arbeit als Medizin für alles einsetzen zu müssen,es hat ja auch oft geholfen - aber eben nur zum Überleben. Was ich nie gelernt habe,ist,wie man l e b t! Ich schaue aus dem Fenster in strahlende Sonne. Sie tut weh,weil sie mich nicht erreicht. Ich schaffe nicht einmal,mich anzuziehen. Waltraut
anna
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Beitrag von anna »

liebe waltraut, eigentlich kann ich nicht viel sagen, aber dein text hat mich sehr berührt. ich will dir nur einfach alles, alles gute wünschen, dass die sonne dich erreicht; dass du die zeit bald nutzen kannst um zu LEBEN. es stimmt, du hast hier sehr viel für andere getan, auch für mich; es wird zeit, zu nehmen. ich denke an dich, anna.
Pedda
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Beitrag von Pedda »

Hallo Sandra, Habe gerade dein Posting gelesen und kann Dir nur sagen es könnte von mir sein.Ich lebe nunmehr seit 12Jahren in München und habe gar keinen Freundeskreis.Wie ich das hingekriegt habe weiß ich auch nicht.Oberflächliche Kontakte ja,aber sonst nix!Jeder erzählt mir wie nett ich doch wäre und bla aber über dies geht nix raus.Habe schon versucht über einige Veranstaltungen Leute kennen zu lernen oder über Sport oder Motorrad oder Volkshochschule oder oder oder.....! Außer Spesen nix gewesen! Mitlerweile habe ich es aufgegeben dem nachzueifern.Besonders schlimm ging es mir kürzlich wo meine 6,5 Jahre andauernde Pschoanalyse zu Ende ging!Meine Therapeutin wurde mit der Zeit auch eine Person des Vertrauens und als das zu Ende war...tja auch verrutscht!!Habe gerade einen neuen Job angefangen und die Leute sind ganz nett dort,aber Arbeit ist halt Arbeit und nicht privat.Aber das wirst Du ja alles kennen!Irgendwie hab ich das humane Bedürfniss nach sozialen Kontakten muß jedoch ehrlicherweise sagen das es mich jedes mal enorm viel Kraft kostet wieder einen Versuch und bla bla bla ! Wenn sich im Alltag spontan etwas ergibt,O.K. wenn nicht wird aus Raider Twix und sonst ändert sich nix! In diesem Sinne CIAO PEDDA
Pedda
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Beitrag von Pedda »

Hallo Waltraud, Als ich Dein Posting las habe ich sofort mein eigenes Dilemma im Bauch gespürt.Ich kann Dir nur zustimmen,es nützt nix sich dauernd nur mit Arbeit zuzumachen um sich von einem selber abzulenken.War lange in der Sozialarbeit tätig und hab allen Menschen immer prima geholfen.An Wochenenden und im Urlaub kam ich dann zu mir und klatsch !!! Schön immer weiter verdrängt bis zum geht nicht mehr!!!Allein die Frage wer bin ich? hat die Tränen laufen lassen! Mein Bild in der jahrelangen Therapie war immer der eines Ertrinkenden der es gerade schafft den Kopf über Wasser zu halten mehr nicht!Auch ich lebte nicht sondern überlebte!!Aber gut das brauche ich Dir glaube nicht groß zu erzählen das kennst Du ja wahrscheinlich!!! Wollte Dir eigentlich nur kurz schreiben das ich mit Dir fühle!! CIAO PEDDA
maggy
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Beitrag von maggy »

Ihr Lieben, um Mißverständnissen, die sich aus meinem Satz "Überleben hat mich von meinem eigentlichen Lebensweg weggebracht" vorzubeugen: Auch diese Form des Überlebens gehört zu meinem Lebensweg und bevor ich sie mit all dem dazugehörigen Schmerz, aber auch mit dem dazugehörigen Lachen, (über meine Gewievtheit (gibts das Wort?), mit der ich es immer wieder geschafft habe mich auszutrixen) nicht anerkennen, würdigen und lieben konnte, war ein Erkennen und Erfahren dessen, was für MEINEN Lebensweg wesentlich ist, nicht möglich. Alles Liebe von Maggy (die interessanter Weise momentan und auch noch für die nächsten 10 Tage ganz bewußt in Arbeit "erstickt" )
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
Ano Nym
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Beitrag von Ano Nym »

Liebe Sandra - ich mach jetzt noch einmal einen Versuch, D i r zu antworten, allerdings nicht mit dem Anspruch zu wissen, was für Dich richtig oder falsch ist, sondern einfach nur als Mitmensch. Ich hoffe, das ist o.k. für Dich. D e n Tipp habe ich für Dich nicht, dazu kenne ich Dich ja viel zu wenig. Aber ich komme nochmals zurück auf meine bereits gestellte Frage: Hast Du aus Deinem Arbeitsbereich, der Dir ja in jeder Hinsicht trotz Deiner Depression noch am besten hilft, niemanden, dem Du so vertrauen kannst, dass Du sie/ihn auch an Deinem Privatleben teilnehmen lassen könntest ??? Die üblichen abgedroschenen Rat"schläge", von wegen Beitritt zu einem Verein, Club, Besuch von Kursen, Beitritt zu einer Interessengemeinschaft, usw. werden Dir bestimmt andere zur Genüge gegeben haben, nehme ich an? Vermutlich kannst Du diesen berühmten "ersten Schritt" noch nicht aus Deiner eigenen Kraft heraus tun. Deswegen dachte ich auch an Dein Arbeitsumfeld. Da würde dieser erste Schritt ent-fallen oder leichter fallen. Deine Kollegen - wissen die von Deiner Krankheit ? Ich nehme an, sie wissen es. Falls nicht, gibt es dort e i n e n Menschen, den Du einweihen könntest? Das würde garantiert vom Gefühl her eine große Entlastung mit sich bringen. Aber es müsste wirklich ein vertrauenswürdiger Mensch sein - sei also nicht blauäugig. Leute für sich beanspruchen, das kann man nicht, da gebe ich Dir Recht. Noch nicht einmal seinen besten Freund. Ich sage das ohne jede Bitterkeit, weil ich ein Mensch bin, der alles als Geschenk annimmt, was passiert, auch jetzt, wo ich selbst unendlich traurig bin. Auch in so einer Situation gibt es - kaum zu glauben - noch solche Geschenke. Was das Alleinsein betrifft - ich habe die für mich völlig neue Erfahrung gemacht, auch inmitten mehrerer Bekannter ein derartiges Einsamkeitsgefühl zu empfinden, dass es einfach nicht zu beschreiben ist. Für mich ist des derzeit besser, allein zu sein und meine Tränen einfach zuzu- lassen. VORSICHT - das ist kein Tipp für Dich. Ich erzähle nur ganz ehrlich von mir. Was sagt denn Deine Therapeutin, wenn Du ihr diese Fragen stellst? Offensichtlich bist Du mit der Antwort nicht glücklich, bzw. kannst den Rat nicht umsetzen? Dann sag' ihr das. Und schreib' mir wieder - ich bin besser als gar nichts, oder? Und ich bin auch am Wochen- ende für Dich da, bis Du "wirkliche" Menschen gefunden hast und nicht nur Illusionen. Mit ganz besonders viel Wärme für Dein Wochenende grüßt Dich Ingrid
Ano Nym
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Beitrag von Ano Nym »

Liebe Waltraud - habe gerade das gewünschte "Komprimierte" von Dir erfahren und danke Dir für Deine Offenheit. Auch ich fühle mich sehr von Deinen Schilderungen berührt und habe tiefen Respekt vor Deiner Leidensgeschichte. Dennoch - dieses Thema hat Sandra eröffnet und bei ihr ist Arbeit nichts Krankhaftes. Sie sagt selbst - fast ein wenig zu nüchtern -, dass sie es tut um Geld zu verdienen. Zuviel ARBEIT ist NICHT Sandra's Problem, glaube ich. Bei mir war es das übrigens auch nie. Sonst hätte ich nicht - zu a l l e n Zeiten, Faulsein als so schön empfunden. Ich habe mich auch noch nie ausschließlich über Arbeit definiert. Das kenne ich gar nicht. Ich glaube, hier liegt der Hase im Pfeffer, warum hier so eine Debatte über Arbeit entstanden ist. Ich liebe Arbeit, aber bin ihr/war ihr nie hörig. Ich glaube, das trifft es. Sandra möchte am Wochenende NICHT arbeiten. Sie leidet an Einsamkeit, wie auch Pedda. Hallo, übrigens, Pedda ! Ich fühl' auch mit Dir! Herzlichst, Ingrid
sandra
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Beitrag von sandra »

Hallo Ingrid! Lieben Dank für dein Angebot für mich da zu sein. Kann das nur an dich zurückgeben. Bin glücklich darüber hier Menschen zu finden, die meine Situation irgendwie nachvollziehen können, und wissen wovon ich rede. Mit meiner Therapeutin habe ich dieses Problem wohl auch schon mal besprochen, aber da kommen halt nur die Empfehlungen sich einem Verein oder so anzuschliessen. Da muß ich aber ehrlich zu sagen, daß mir dazu der Mut fehlt. Bin irgendwie ein Mensch, der größere Kreise nicht mag. ich denke, da fehlt mir das Selbstbewußtsein. Könnte einfach nicht alleine zu einem Sportverein oder sowas gehen. Da hätte ich dann das Gefühl jeder guckt mich von oben bis unten an und denkt, was ist das denn für eine. Nicht, das ich irgendwie häßlich aussehe oder so...ich weiß auch nicht, wieso das so ist. Das ist übrigens auch das Problem mit meinem Freund. Er hat eben einen großen Freundeskreis, und wenn dann wird da unter einer menge Leute was unternommen, wo ich mich aber immer drum rum drücke. Er versteht das halt nicht, meint, ich wäre das dann selber Schuld, wenn ich keine Leute hätte. Nächsten Monat heiratet beispielsweise ein Freund von ihm. Dort werden so 100 Leute sein, und ich soll mitgehen. Das ist für mich ein Horrorvorstellung, weil ich mir da jetzt schon ausmale, daß ich da bestimmt nur alleine in der Ecke stehen werde. Um noch mal auf meine Therapie zu kommen. Habe jetzt leider nur noch eine Stunde, und dann ist die abgelaufen. Ist auch etwas, was mir Angst macht, weil ich natürlich in den 4 Jahren eine Vertrauensperson hatte und ihr halt alles erzählen konnte, mich keineswegs verstellen mußte. Was meine Arbeit betrifft: Ich bin einem Monat in dieser Firma beschäftigt. Also kenne ich die Leute da noch gar nicht so richtig und es weiß auch niemand, was mit mir los ist. Kann mirallerdings auch nicht vorstellen dort irgendwie persönliche Kontakte zu knüpfen, da die Leute dort doch alle älter sind als ich und eben so völlig anders sind als ich. Ich werde in 2 Monaten 30, aber fühle mich auf der einen Seite eigentlich jünger, und würde iegentlich sagen, daß ich zu jeder Schandtat bereit bin. Na, irgendwie gibt es so 2 Seiten in mir. Einerseits halt die lockere Sandra, andererseits eben die Sandra, die depressiv ist und kein Selbstbewußtsein hat. Wünsche mir eine glückliche Familie mit Mann & Kind, und das ist ja auch in Planung. Irgendwie sage ich mir, daß sich mein Leben dann eh verändern wird und mir das dann sicher Halt geben wird. Sicher, ich habe schon eine gute Freundin, der ich mich anvertrauen kann, aber die versteht meine probleme halt auch irgendwie nicht, weil sie sowas selber nicht kennt. Mein Problem besteht halt auch darin, daß ich nie jemanden habe mit dem ich mal was unternehmen könnte, wenn mein Freund mal weg ist. Ich lebe in einer Großstadt, wo eigentlich viel geboten wird und ich dann auch gerne mal hingehen würde. Stattdessen sitze ich dann allein daheim, weil ich niemanden habe, mit dem ich was unternehmen könnte. Das macht verdammt traurig und depressiv!!! Da denke ich dann halt auch oft, das mich niemand mag und alle einen großen Bogen um mich machen. Warum kann ich mir aber nicht erklären! Oder doch:Die Leute haben halt Familie und ihren eigenen Freundeskreis, so das die eben keine Zeit für mich haben. Habe auch schon viele Versuche unternommen, Freunde zu finden, aber irgendwie ist das immer im Sand verlaufen. ich denke, das das daran liegt, das mir Oberflächlichkeit überhaupt nicht liegt. Ich denke, mir fehlt sowas wie eine Busenfreundin mit der ich reden kann und eben auch was unternehmen kann. Verstehst du, was ich meine? Wünsche dir ein wunderschönes Wochenende, und ich hoffe, du meldest dich wieder mal! Liebe Grüße, Sandra
sandra
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DepressionenAlleinsein

Beitrag von sandra »

Hallo Pedda! Ich denke mal tatsächlich, daß wir das gleiche Problem haben, denn das was du geschrieben hast, könnte wiederum von mir sein. Ich habe auch schon viele Versuche unternommen Leute kennenzulernen, aber genau wie bei dir, ist es immer nur oberflächliches Blabla, was dann auch im Sande verläuft. Inzwischen habe ich da auch keinen Mut mehr zu, was zu unternehmen, um mal jemanden kennenzulernen, weil ich einfach keine Lust mehr auf diese Art Erfahrung habe. Ich kann dieses Oberflächliche einfach nicht ab, und ich kann es auch nicht leben. Wie ich schon Ingrid gepostet habe, denke ich, daß mir sowas wie eine Busenfreundin fehlt. Ich brauche nicht viele Leute, aber ich brauche jemanden, mit dem ich sowohl lachen wie auch weinen kann. Aber irgendwie scheint sowas heutzutage nicht mehr zu finden sein. Oder es liegt vielleicht doch daran, daß ich schnell anfange von mir zu erzählen, was ich erlebt habe, was mich bedrückt, und die Leute sich dann schon irgendwie abgestossen fühlen. Aber ich bin jemand, der sich nicht verstellen kann, der lachen kann, wenn´s ihm dreckig geht, oder so. Tja, so werde ich wohl weiterhin allein daheim sitzen, wenn draußen was los ist, und hier in Depressionen verfallen, und denken, wie schrecklich diese Situation ist. Neidisch & wütend sein auf die Leute, denen es nicht so ergeht. Ich weiß, daß ist unfair. Andere können nichts für mein Leid, für meine Depressionen. Liebe Grüße, Sandra
Enze
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Beitrag von Enze »

Hi allen, ich habe mich in einigen von euch wiedererkannt. die arbeit hilft mir in den depressiven phasen einzig und alleine weil ich dort selbstbestätigung finde, die flucht ins " intellektuelle" bzw "geistig fordernde" lenkt mich von den depressionen, von meinen emotionen ab. natürlich habe ich vorher schon versucht mich durch angenehmere dinge wie ausgehen, party, shopping oder sport abzulenken. aber bei mir ist es so, dass mir nur geistige beschäftigung hilft.ich habe noch nie eine therapie gemacht und noch nie hilfe in anspruch genommen. ich habe mich von meinem sozialen umfeld fast gänzlich zurückgezogen, manchmal ist es mir sogar zu viel mit freunden kaffeetrinken zu gehen, weil mich der small talk nervt. allerdings ist es meine eigene schuld dass ich niemandem erzähle was mich bewegt, irgendwie denke ich es würde ja sowieso niemand verstehen, und ich traue es keinem zu, vertraue keinem. dadurch tue ich sicherlich einigen meiner freunde unrecht, denn ich schliesse sie aus. und sie wissen nicht warum. pedda ich kann genau nachvollziehen wie du dich fühlen musst. ich beneide auch viele menschen die glücklich sind. doch wenn ich mir ansehe weswegen sie glücklich sind, weiss ich dass es mir nicht genügen würde, um erfüllt zu sein, um nicht mehr depressiv zu sein. ich wirke dadurch auf fremde auch etwas zynisch oder ungnädig und verständnislos. wenn sie mir von ihren "problemchen" erzählen, kommt es mir so lächerlich und unwichtig vor. grüsse an euch alle enze
meike
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Beitrag von meike »

hallo waltraut, auch hier bin ich grade angekommen und habe deine aussage gelesen und mir tut alles weh, wenn ich das nur lese. es rührt mich völlig an und ich fühle mich so hilflos, obschon ich gerne was tun würde für dich. wenn ich so überlege, in welcher weise du in all der zeit allen geholfen hast. du hast soviel gegeben und es scheint mir nun so, als wärst du ein wenig enttäuscht, daß dir das forum nicht so die stabilität hat geben können und du nun so abgestürzt bist. ich glaube, daß dich ganz viele hier in gedanken begleiten und ganz fest bei dir sind. laß dir zeit deine hilf- und ratlose meike
leo
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Beitrag von leo »

Liebe Waltraut, du lebst doch!!! Manchmal traurig, manchmal verzweifelt und hoffnungslos, aber du lebst. Warum neigen wir nur immer dazu zu differenzieren zwischen leben und überleben? Ist Leben nur, wenn es uns gut/erträglich geht? Die Sonne tut dir weh, schreibst du. Du spürst diesen Schmerz, er füllt dich aus. Ist das nicht ein Beweis für Leben? Du spürst dich doch, Waltraut. Der Schmerz geht wieder vorbei und du wirst dich wieder anders, leichter empfinden. Aber der Schmerz lässt dich jetzt, zu diesem Zeitpunkt fühlen, dass du lebendig bist. Nimm ihn an und vertrau darauf, dass er sich zur rechten Zeit wieder verabschiedet und dass dich die Sonne wieder wärmt. Waltraut, ich denk an dich und umarme dich ganz fest. Liebe Grüße von Leo
schneider
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Beitrag von schneider »

Liebe Waltraut,ich kann Dich gut verstehen.Wie oft habe ich geweint,wenn ich den Bergen Urlaub gemacht habe und mich über die schöne Natur nicht freuen konnte,es tat so weh.Nun verabschiede ich mich auch von meinem Beruf,der mein ein und alles war.Ich bin Krankenschwester und habe den Beruf vom Glauben her auch aus Berufung gemacht.Außerdem fühle ich mich nicht mehr als vollwertiger Mensch,weil Arbeit ja auch gesellschaftliche Anerkennung brachte.Nun muß ich vollkommen umdenken und das fällt mir verdammt schwer.Ich hoffe es geht Dir bald wieder besser,ich umarme Dich,Uti
Charlotte-Aimee
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Charlotte-Aimee »

An Waltraut und alle anderen!!! Also, ich habe mich gerade ja schon im Chat-Room "Depression und Verlassenheitsangst" zum Thema Alleinsein geäußert. Vorab: Waltraut, Deine Erzählung macht mich echt betroffen! Klingt so, als das ich Dich am Liebsten umarmen würde! Weisst Du, ich habe auch die meiste Zeit eher überlebt statt zu leben. Ich würde gerne mehr, asl nur über Wasser zu bleiben, fühle mich gerade derzeit immer kurz vorm Ersaufen, weil ich von soviel abhängig bin und dur´ch die Depri so unselbständig geworden bin. Das schlimmste ist, ich bin schon sozial bestens versorgt und es reicht dennoch nicht!!! Das ist mir so peinlich! Habe viele gute, verständnisvolle Freunde, ´ganz lieben Freund, nette Kollegen....Am liebsten hät ich immer jemanden um mich, dabei bin ich 30!!! Es ist mir sehr sehr unangenehm vor mir selber, aber seit der Depri(seit 10 Monaten) ist alleinsein der Horror für mich. Ich stürze auch ab an Wochenenden und Urlaub (für Sandra!!). Ich habe deswegen ziemlichen Selbsthass entwickelt, weil ich so gerne anders wäre, freier halt und nicht so sozial bedürftig und immer kurz vorm absaufen. Scheisse ist das!!!
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