Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Krimi
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Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Krimi »

Guten Morgen,

nach einer miserablen Nacht - erst konnte ich ewig nicht einschlafen, dann habe ich einen ziemlichen Mist geträumt: ich war als Aupair-Mädchen, aber in meinem jetzigen Alter und Wissensstand, in einer japanischen Familie und sollte dort die beiden Kinder und den Haushalt versorgen. Die Kinder waren wie Roboter, völlig emotionslos. Und die Mutter hat mir erklärt, was ich zu machen habe und ich dachte immer nur, die sind alle völlig krank! Völig zwanghaft, es ging soweit, dass der Sohn nur seinen Tee mit einem Filterbeutel mit blauem Rand aufgebrüht bekommen durfte, die Tochter nur mit einem Filterbeutel mit rotem Rand. Ebenso die Servietten, die in die Schule mitgegeben wurden - beim Wasserkochen sollte ich aufpassen, dass der Wasserdampf nicht mit meinen Haaren in Berührung kommt, weil das den Tee verunreinigen würde usw. Völlig irre, aber ich musste versuchen, mich anzupassen. Dann habe ich im ganzen Haus keine Filterbeutel mit blauem Rand gefunden... es war einfach nur ätzend und irrsinnig. Ich träume jede Nacht sehr intensiv, in den letzten Wochen haben mich die Träume aber nicht mehr belastet, waren nicht so negativ wie dieser hier.

Zurück zu meiner eigentlichen Frage - ich bin ja wegen Burnout schon seit mehreren Monaten krank geschrieben. Es geht mir schon erheblich besser als am Anfang, aber wenn ich daran denke, wieder zu meinem Arbeitsplatz zurückzumüssen, bekomme ich Beklemmungen. Ich will dort nicht mehr hin, weil mich die Strukturen dort krank machen. Ich werde nicht gemobbt oder so, sondern den Kollegen geht es genauso schlecht, die einen haben ihr Burnout schon hinter sich, die anderen haben es noch vor sich, wieder andere haben halt zu trinken angefangen. Der Laden ist völlig krank und ich bin mir sicher, dass dort kein Mensch arbeiten und gesund bleiben kann. Selbst vor ein paar Jahren im Vorstellungsgespräch habe ich mir schon gedacht, dass die irre sind und habe die Arbeit nur angenommen, weil ich nichts anderes hatte nach dem Studium. Ich habe immer weitergesucht nach einer Alternative, aber die Stellen sind rar, die Bezahlung in neuen Jobs schlecht und so blieb ich eben. Aber jetzt habe ich das Gefühl, ich krabbele in monatelanger Arbeit aus meinem Loch heraus, nehme Medikamente, versuche an meiner Einstellung zu arbeiten... aber ich habe das Gefühl, wieder krank zu werden, wenn ich dorthin zurück gehe.
Ich bin alleinstehend, ich muss mich ja irgendwie selber versorgen. Von meinem Partner habe ich mich vor 2 Monaten getrennt und dabei wird es auch bleiben, ich habe nicht mehr die Kraft und die Nerven für eine Partnerschaft, ich kann und möchte keine Kompromisse mehr eingehen, keine Erwartungen mehr erfüllen. Ich habe nur noch Kraft für mich selber und selbst die reicht an manchen Tagen kaum.

Ich will ja arbeiten, mein Geld verdienen, aber geht das heutzutage überhaupt noch, ohne krank zu werden? Ich kenne so viele Leute, die zwar noch gesund sind, aber immer mehr an ihre Grenzen kommen, weil sie eigentlich im Job permanent überfordert sind. Weil immer mehr erwartet wird, mit immer härteren Bandagen gekämpft wird.

Wie seht Ihr das? Kann man so an seiner Einstellung arbeiten, dass man dem Druck standhalten kann? Gibt es noch Arbeitsstellen, die einen nicht völlig kaputt machen? Ich hoffe, ich wirke mit diesem Beitrag nicht zu destruktiv, das täte mir sehr leid. Aber ich frage mich, wie es weitergehen soll und frage Euch deshalb um Eure Sicht der Dinge!

Danke für´s Lesen und liebe Grüße,
Bea
danni64
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von danni64 »

Hallo Bea,

dein Beitrag hat mich sofort angesprochen,denn mir geht es nicht anders.
Ich bin jetzt auch seit 3 Monaten krank gemeldet und weiss auch nicht,wie es für mich weiter gehen soll.
Ich wurde gemobbt,aber das nur so nebenbei. Aber mein Job ist auch Stress pru,zudem habe ich noch zwei kleine Kinder.
Mein Partner ist selbständig und das heisst,das man nie weiss,was er nächste Woche oder nächsten Monat verdient,zudem wird noch Geld in den weiteren Aufbau des Geschäftes gesteckt.

Ich möchte auch wieder arbeiten,denn eigentlich arbeite ich gerne. Aber der Gedanke,wieder in diese Firma zurück zu gehen,macht mich schon krank.

Nur bin ich 43 und habe noch zwei kleine Kinder,da warten die Arbeitgeber nicht unbedingt drauf. Ich fahre in 2 Wochen erst einmal mit meinen Kindern zur Kur und dann werde ich weiter schauen.
Ich möchte nicht ewig auf Kosten der Allgemeinheit leben,das war mir schon immer zuwider.

Es gibt Tage,da denke ich,ich gehe da hin und sage denen,entweder kann ich zu meinen Bedingungen arbeiten oder sie müssen mich kündigen und am nächsten Tag bin ich wieder down und weiss nicht,wie es weiter gehen soll .

Ich kann dich sehr gut verstehen. Für mich persönlich ist wichtig,dass das Betriebsklima stimmt,dann macht auch die Arbeit Spass,auch wenn es mal stressig sein sollte.

Vielleicht finden wir Beide noch was,was uns Spass macht und uns morgens mit einem Lächeln aus dem Bett hüpfen lässt .

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt .

LG Danni !!!


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sonnenwurm
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Bea!!

Deine Frage lässt sich von außen nur schwer (bzw. gar nicht) beantworten. Denn für jeden von uns bedeutet Druck oder Stress etwas anderes.

Dennoch hat mich dein Posting zum Antworten animiert. Beim Lesen hatte ich den Eindruck, du würdest von meiner alten Arbeitsstelle berichten.

Für mich ging es damals nach 9 Monaten Krankschreibung inklusive Reha-Aufenthalt nur mit Kündigung! Ich bin lieber in die Arbeits- und Perspektivlosigkeit gegangen, als freiwillig wieder in den AFFENSTALL zurückzugehen. Nun sind 2,5 Jahre vergangen...
Seit 2 Wochen arbeite ich wieder in meinem Beruf bei einem anderen Arbeitgeber und es geht mir gut dabei.

Um auf deine Frage zurückzukommen: ein gewisser Druck von außen wird bei jedem Job auf dich zukommen - dazu kommt der Druck von innen, den man sich selber macht. Fühlst du dich denn schon wieder gesund genug, um arbeiten zu gehen? Ich glaube, wenn man auf dem Weg der Gesundung ist, dann sieht man auch wieder Möglichkeiten und Wege für sich selber.

Gibt es Alternativen für dich? Also Jobs in einer anderen Richtung als im bisherigen Bereich?
Viele Grüße, Sonnenwwurm
Cookie
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Cookie »

Hallo Bea!
Ich glaube, einen Großteil des Drucks machen wir uns selber. Ich kenne das Problem auch sehr gut, arbeite auch in einem sehr stressigen Job. Ich glaube schon, dass es so ist, dass es immer schlimmer wird und auch Gesunde davon krank werden können, aber ich glaube auch, dass es darauf ankommt, wie man damit umgeht. Ich beobachte meine Kollegen sehr genau. Manche wollen alles richtig machen und gehen an ihrem eigenen Anspruch an sich zugrunde, andere kriegen das eben so hin und streifen abends mit den Arbeitsklamotten auch den Stress ab. Und wieder andere machen nur das Nötigste und das auch noch schlecht, tun aber so, als wären sie die Tollsten.
Tja, welche Variante suchen wir uns aus? Ich würde sagen, das Zauberwort heißt Gelassenheit. Irgendwas ist sowieso immer falsch. Ich gebe also mein Bestes und dann geh ich nach Hause und vergess den Scheiß.

Das Problem ist nur, mit Depris geht das so schlecht. Allein schon sein Bestes geben geht eigentlich nicht, weil man sich nicht konzentrieren kann, dauernd Kopf und Rückenschmerzen hat und mit den Tränen kämpfen muss. Hm, blöde Sache...

Man ist echt richtig behindert. Doof, das.
Also ich hab die Erfahrung gemacht, mit meinen Medis ging das alles ganz gut, jetzt, wo ich sie abgesetzt hab, krieg ich richtig Probleme. Was aber nicht heißt, dass die Arbeitsbedingungen heutzutage(???ist das so, oder war das immer schon so?)echt übel sind, vor allem weil man ja weiß, vor der Tür stehen genug Arbeitslose und scharren mit den Füssen.
Ich hab eine Kollegin, die ist Gold wert. die tut mir sooo gut. Die macht ihre Arbeit, ist freundlich und immer guter Laune und dann hat sie Feierabend und genießt ihr Leben. Großartig, das versuch ich ihr nachzumachen. Abends beim duschen alles abspülen und vergessen.
Viele Pausen machen, "morgen ist auch noch ein Tag" denken, wenn man Fehler macht, mit den Achseln zucken und denken, ich bin auch nur ein Mensch. Mit den Kollegen über Privates reden und Spiele spielen. Viel lachen.
Ich weiß, ist nicht immer möglich, aber als Tip für den Alltag: Ich sehe überall um mich herum die Leute auf haarsträubende Weise arbeiten und sich dabei auch noch toll vorkommen. Die fliegen auch nicht raus oder so, verdienen schön ihr Geld damit und nicht mal wenig.
Also, lass uns gelassener werden, es ist nur ein Job, sollen die uns doch alle am Popo vorbeigehn, wir machen unser Ding und danach gehn wir nach Hause und leben unser Leben. Machen lauter Sachen, die Spaß machen.

So, dat war aber jetzt ein Roman. Ich hoffe, du kannst irgendwas damit anfangen.
Ich übe auch noch.Gelassenheit... Viel Glück
luna
cybolon
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von cybolon »

Hallo Ihrs,

auch ich haderte viele Jahre damit, dass ich mir jeden Morgen in den Arsch treten muss, um auf die Arbeit zu gehen. Die Ärsche, in die wir wirklich treten sollten, hängen sowieso zu hoch...

Seit meiner Wieereingliederung habe ich an meiner Einstellung zur Arbeit viel herumgefeilt. Eines ist mir dabei bewusst geworden:

Wir verbringen mehr "Wach-zeit" auf der Arbeit, als zuhause. Wenn wir sie als Teil unseres Lebens betrachten können, schaffen wir uns ein angenehmeres Verhältnis dazu.

Das bedeutet: Sich aus allen Tagen, auch aus den miesesten, das Beste rauszuholen.
Nicht aus sich selbst, sondern aus dem Leben!

Der Anspruch, bloß alles immer schön perfekt zu machen, frist uns doch nur auf.
Sch* drauf!
Gut ist gut genug!

Und hey, wenn ich meine Arbeit zur Zufriedenheit erledige, auch zu meiner eigenen, dann geh ich eine Rauchen, wann ich will, lese und schreibe im Forum, wenn ich Zeit dazu finde und (er)lebe den Tag mit meinen Kollegen.
Die Arbeit als etwas sehen zu können, das ich nicht mehr einfach nur hinter mich bringen möchte, sondern als einen großen Teil meiner Tage im Leben, die ich bewusst genießen möchte, ist eine Bereicherung.

@Bea
Wenn das Klima dort wirklich nicht auszuhalten ist, solltest Du Dich tatsächlich umsehen!
Wie gesagt, ein großer Teil unseres Lebens spielt sich dort ab.

Liebe Grüße
vom
cybolon
Krimi
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Krimi »

Hallo ,

vielen lieben Dank für Eure Antworten. Es tut mir schonmal gut, dass sich jemand gemeldet hat!

@ Danni:
Ich gebe Dir recht, das Betriebsklima ist sehr wichtig. Das war bei uns auch immer gut, wir Kollegen verstehen uns gut. Aber wir kriegen nicht mehr viel voneinander mit, weil wir wie im Akkord arbeiten und kaum noch Zeit füreinander haben. Früher haben wir uns mittags zusammen gesetzt und Mittagspause gemacht. Das geht heute gar nicht mehr, die meisten arbeiten ohne Pause durch, hetzen von einem Termin zum nächsten. Es bleibt keine Zeit mehr für einen Austausch, oft sehen wir uns nichtmal mehr.

Hast Du die Möglichkeit, bei Deinem Mann mitzuarbeiten? Wäre das vielleicht eine Alternative?
Alles Gute für Deine Kur!

@ Sonnenwurm:
herzlichen Glückwunsch zu Deiner neuen Arbeitsstelle! Ich wünsche Dir wirklich sehr, dass Du dort einen guten Platz gefunden hast und es Dir dort gut gehen wird!
Ich denke auch immer wieder daran, einfach zu kündigen, freiwillig in die Arbeitslosigkeit zu gehen, nur um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Aber dann denke ich immer, das kann ich nicht bringen, ich muss doch mein Geld verdienen, meine Miete zahlen. Aber es tut gut zu lesen, dass es jemand mal gewagt hat!

Jetzt bin ich erstmal krankgeschrieben und warte auf meine Kur. Danach sehe ich weiter. Vielleicht ist meine jetzige Perspektivlosigkeit Teil meiner Krankheit, vielleicht sehe ich es in ein paar Wochen oder Monaten anders? Vielleicht habe ich dann wenigstens die Kraft, mir eine Alternative zu überlegen?

Du fragst nach Alternativen, Jobs in anderen Bereichen - derzeit traue ich mir gar nichts mehr zu, fühle mich eigentlich mit allem überfordert. Sachlich gesehen gibt es schon Möglichkeiten, aber einfach sehr wenige Stellenangebote und die sind dann schlecht bezahlt. Ich arbeite im sozialen Bereich, da werden eigentlich eher Stellen abgebaut und die Bedingungen immer schwieriger. Ich würde auch berufsfremd arbeiten, aber ich muss wohl erst wieder fitter werden, mir auch was zutrauen.
Toi toi toi nochmal für Deine Arbeit!!!

@ luna:
Du hast ja so recht - Gelassenheit. Ich versuche seit geschlagenen fünf Jahren, gelassener zu werden, mich nicht so sehr unter Druck setzen zu lassen bzw. selber zu setzen. Bisher habe ich es leider nicht hingekriegt, aber ich stimme Dir vollkommen zu! Allerdings ist bei uns Burnout schon fast ein Massenphänomen, es trifft wirklich diverse Kollegen. Also ich denke, dass da auch wirklich die Strukturen krank sind. Mit Gelassenheit hält man es aber sicher dennoch besser und länger durch. Vielleicht kann ich in der Kur entsprechende Strategien erlernen?

Meinem Arbeitgeber geht es finanziell zunehmend schlecht, deswegen sollen wir immer mehr in immer weniger Zeit schaffen, der Druck wird einfach an uns weitergegeben, es interessiert nicht, ob das, was von uns gefordert wird, überhaupt machbar ist. Manchmal wünsche ich mir fast, dass ich entlassen werde, dann bräuchte ich selber diese Entscheidung nicht zu treffen.

Sorry, ich bin heute wirklich schlecht drauf, wenn ich mehr geschlafen und nicht so einen Mist geträumt habe, sehe ich es zwar auch nicht anders, kann es aber besser wegschieben. Jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um Entscheidungen zu treffen, ich muss erst wieder gesund werden.

Alles Gute für Euch!
Bea
sonnenwurm
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Bea!

Vielen Dank für deine guten Wünsche - die kann ich echt gebrauchen, denn ich zweifle fast täglich an meinen Fähigkeiten und da tut Zuspruch verdammt gut!

Ich wusste doch, dass du von meiner alten Stelle geschrieben hast....ich bin auch im sozialen Bereich tätig!!

Ich glaube schon, dass die Perspektivlosigkeit und die Verzweiflung ein Teil der Erkrankung sind. Vielleicht wird die anstehende Kur dir die nötige Ruhe und Abstand geben, um Alternativen zu überlegen. Mir hat die Reha damals sehr geholfen. Nicht direkt, erst einmal hat der Aufenthalt alles schlimmer gemacht, weil er mir meine Not so deutlich vor Augen geführt hat. Aber jetzt im Nachhinein kann ich viel von dem Gelernten umsetzen.
Du hast recht: gönne dir die Zeit, gesund zu werden - ich wünsche dir, dass du dann auch wieder Kraft und Zuversicht erlangst!

@Horst: du hast ja soooo recht!! So viele Stunden verbringen wir auf der Arbeitsstelle - da sollten wir es uns so gut es eben geht einrichten. Ich praktiziere das recht erfolgreich im Moment. Nur wenn ich gesund und gelassen bin, kann ich gute Arbeit verrichten. Und so fahre ich jeden Tag zur Arbeit mit dem Gedanken "Ich fahre jetzt zur Arbeit" und nicht mehr mit dem Gedanken "Ich MUSS zur Arbeit".

Es grüßt, Sonnenwurm
danni64
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von danni64 »

Hallo Bea,

daran,dass ich bei meinem Partner mitarbeite,haben wir auch schon gedacht,aber es ist nicht so einfach.
Er hat eine Schuhmacherei und damit kann man leider keinen Reichtum zustande bringen. Mein jetziges Geld nehmen wir zum Leben.
Zudem ist er privat versichert und ich mit unseren Kindern Pflichtversichert. Würden wir uns alle privat versichern,dann wären wir pleite,haben wir alles schon durchgrechnet .

Wenn er an zweite gutgehende Filiale kommen würde,dann würde er mich einstellen,zu dem Stundenlohn den ich jetzt habe und das könnten wir dann bewältigen,aber diese Möglichkeit hat sich noch nicht ergeben.

Wir sind ja auch nicht verheiratet,weil man uns dann Gehaltsmässig nicht zusammen rechnet,also alles echt kompliziert .

Weisst du,ich hätte auch kein Problem mit einem neuen Job und wenn ich putzen gehe,aber im Moment habe ich keine Kraft dazu,würde mit meinen verwirrten Gedanken noch nicht einmal eine Bewerbung zustande bekommen .

Habe es schon versucht und es war ein Chaos .

Und für mich ist es am Besten,erst arbeitslos zu sein,weil alle Stellen,die bei mir passen würden,bekommt man nur noch mit diesem doofen Vermittlungsschein von der Arge !!

Ich schaue mich ja schon lange um,nicht erst seit meiner Erkrankung.
Erst brauche ich neue Kraft und dann schaue ich weiter,im Moment laufe ich noch ein wenig im Kreis,wenn es um die Kraft geht. Es geht irgendwie immer so auf und ab .

Darum konzentriere ich mich erst einmal auf meine Kur und die Vorbereitungen,die auch ganz schön Kraft nehmen,wenn man mit 2 kleinen Kindern fährt . Da kann man bald umziehen,was man da alles mitnehmen muss .

LG Danni !!!


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Krimi
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Krimi »

Hallo ,

ach, Ihr seid super. Heute ist es für mich so wichtig, Feedback zu bekommen, danke!!!

@ Sonnenwurm:
Ich habe gesehen, dass Du Deine Mailadresse in Deinem Profil angegeben hast. Wäre es Dir recht, wenn ich Dir eine private Mail schreibe? Keine Sorge, ich will mich nicht bei Dir entlasten, das mache ich hier im Forum . Aber mich würde interessieren, in welchem Bereich Du genau gearbeitet hast, was Du jetzt machst usw. Würde mich freuen.

@ Danni:
Das klingt wirklich kompliziert. Vielleicht bist Du nach der Kur einfach stärker und traust Dir wieder mehr zu. Ich denke, wenn es einem so schlecht geht wie uns jetzt gerade scheinbar, dann macht es keinen Sinn, sich zu bewerben. Ich habe es im März (kurz bevor ich dann endlich mal zum Arzt gegangen bin) noch gemacht - auf dem Bewerbungsfoto hing ich wie ein nasser Mehlsack, keinerlei Körperspannung, blass, fertig... an deren Stelle hätte ich ich mich auch nicht genommen. Die haben mich nichtmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen und ich war einfach nur froh darüber. Ich glaube, ich hätte bei denen den Kopf auf den Tisch gelegt und gesagt, sie sollen mich bitte einfach nur in Ruhe lassen und keine Forderungen stellen. Man muss ja an sich selber glauben, wenn man sich um eine Stelle bewirbt, ich glaube, das können wir gerade einfach nicht. Aber unsere Zeit kommt auch wieder, warte es ab!
Gute Nerven für die Kurvorbereitung! Ich habe mich auch schon ganz kirre gemacht, dabei fahre ich alleine

Alles Liebe,
Bea
sonnenwurm
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von sonnenwurm »

Bea!

Ja, das ist in Ordnung! Freue mich schon auf Post!!!!

Sonnenwurm

@Danni: auch von mit toitoitoi für die Kur und alles danach!
kormoran
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von kormoran »

liebe bea,

was du schreibst klingt für mich sehr vertraut. ich bin ganz erleichtert, dass ich einen teil davon schon hinter mir lassen konnte ...

ich bin schon der meinung, dass man richtig schlechte arbeitsbedingungen tunlichst verlassen sollte.
(natürlich muss frau sich den absprung überlegen. mir gehts ja auch so dass ich zwar "nur mich allein" durchbringen muss, also keine kinder, keinen partner ernähren muss oder für deren bildung sorgen etc., zum anderen ist eben das leben alleine teurer und man ist auf sich allein gestellt. )

da du ja nun eine kur vor dir hast, ist eine auszeit gegeben, zu der - oder, besser: nach der du einmal in ruhe auseinander dröseln kannst, was an deiner jetzigen arbeitssituation wirklich schlecht und auch nicht zu verbessern ist; und wo es vielleicht an dir läge, dinge lockerer zu nehmen, dir selbst weniger druck zu machen.

ich gebe halt zu bedenken, dass das mit "lockerer sehen" oder "fünfe grad sein lassen" nur bedingt gesund sein kann. gerade im sozialen bereich kannst du es evtl. mit deinem arbeitsethos und gewissen nicht vereinbaren, dinge laufen zu lassen. da mag es auf die dauer besser sein - falls du keine revolution anzetteln willst oder sie keine aussicht auf erfolg hat - zu gehen! nachdenken heißt es aber jedenfalls darüber, ob die eigenen ansprüche an sich selbst, die ziele, denen du nachläufst, wirklich deine eigenen sind, und mit welchen motiven du dir ein bein ausreißt! (zumindest bei mir war das nämlich nicht im einklang)

mit dem ergebnis kannst du eine entscheidung treffen, ob du dort bleiben sollst oder nicht - und dann schön langsam überlegen, wo du deine stärken und interessen am besten entfalten könntest, welche arbeitgeber in frage kommen, welche neuen berufsfelder, und mit welchen zielen und motivationen du dort arbeiten möchtest ...

auch ich habe mich noch im burnout wieder neu zu bewerben versucht, dann in der auszeit, die ich mir genommen habe, wieder - ich bin wie in einem hamsterrad gelaufen, habe gleichzeitig versucht, mich zu erholen, gleichzeitig, darüber nachzudenken was ich denn eigentlich anderes tun will, kann, wusste aber nicht, kann ich überhaupt etwas, werde ich mich jemals wieder unter leute trauen?, und nebenbei hab ich mich noch weitergebildet ... weiterbildung musste ich bald abbrechen, es war unmöglich. dann erste versuche, wieder zu arbeiten, frei: unmöglich. wissen, was ich will: angst, stress ...

es hat verdammt lange gedauert bei mir bis ich das endlich wirklich begriffen habe, und einen punkt gemacht:
1. gesund werden. alles andere: STOP.
2. nun, endlich KANN und WILL ich nun auch wieder drüber nachdenken, was ich WILL und KANN
und
3. wie du so schön schreibst:
Aber unsere Zeit kommt auch wieder, warte es ab!

man muss wirklich die geduld haben, zu warten (bwz. die anderen prozesse stattfinden zu lassen) bis diese zeit wieder gekommen ist. dann geht es auch wieder. dann stehst du auch wieder ganz anders in einem bewerbungsgespräch, weißt auch was du willst, hast wieder vertrauen in deine fähigkeiten. hetze dich nicht selbst, du verlängerst damit nur die zeit, die du in den seilen hängst!

war jetzt sehr lang - hab mir wohl gleichzeitig damit, dir zu raten, dir keinen druck zu machen, auch selbst nochmal die ganze geschichte von der seele geschrieben

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Krimi
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Krimi »

Liebe kormoranin,

es tut so gut, dass es Menschen gibt, die meine Situation kennen und auch schon weiter sind. Das macht Mut. Danke für Deine lieben Worte!

Ja, man hat wohl dieses Sicherheitsdenken, das geht mir auch so. Gerade jetzt, nachdem ich mich von meinem Partner getrennt habe und wieder alleine wohne, denke ich, ich kann mir eine Kündigung nicht erlauben. Aber jetzt kann ich auch keine Entscheidungen treffen.

Ich komme immer mehr zu dem Entschluß, dass die Arbeitsbedingungen zu schlecht sind, dass man dort nicht gesund bleiben kann. Ich war früher sehr belastbar, mich hat so schnell nichts umgehauen. Aber dort kann man nur in die Knie gehen, das wird auch daran deutlich, dass so viele Mitarbeiter betroffen sind.

Über den Punkt der Revolution sind wir längst hinweg, wir haben uns lange gewehrt, argumentiert. Das erhöht nur den Druck, außerdem haben wir mehr oder weniger resigniert, wir haben nicht mehr die Kraft, uns zu wehren. Es heißt eh nur, dass es um unsere Arbeitsplätze geht. Wir arbeiten nicht kostendeckend und der ganze Laden geht den Bach runter, da geht es nicht mehr um die Qualität der Arbeit oder die Gesundheit des einzelnen Mitarbeiters.
Aber ich muss unbedingt Deine Tipps beherzigen: erst gesund werden, alles andere STOP. Das muss ich mir groß aufschreiben! Ich will auch alles gleichzeitig, gesund werden, mich erholen, eine Perspektive schaffen... es geht nicht.

Es hat mich sehr beruhigt, Deine Erfahrungen zu lesen. An welchem Punkt stehst Du denn gerade, wenn ich fragen darf? Ich hoffe sehr, dass Du schon wieder besser dastehst!

Alles Liebe,
Bea
FönX
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von FönX »

Hallo Bea,

erst jetzt komme ich dazu, deinen Beitrag zu lesen, wo er doch auch meine Wünsche trifft. Mein erster Wunsch: Dich einmal virtuell ganz fest zu drücken!

Deine Angst vorm Gesundwerden, eben vor der Arbeit kenne ich nur allzugut. Ich bin im Januar 2005 zusammengebrochen, nachdem mich meine verhasste Arbeit krank gemacht hat. Zwei Jahre dauerte der Zustand bei mir, den du beschrieben hast. Erst im Januar 2007 habe ich begonnen, wieder an Arbeit zu denken und Pläne zu machen. Stabil für eine Angestellten-Vollzeittätigkeit oder selbstständige Vollexistenz bin ich noch lange nicht. So habe ich mir also jetzt 19 Monate Gedanken gemacht, ähnlich wie du.

Meine Empfehlung: Mach dir keine Gedanken an Arbeit, wenn du noch nicht gesund bist. Werde erstmal gesund. Depressionen wirst du nicht in wenigen Monaten los. Sie werden dich wahrscheinlich zeitlebens begleiten. Mal mehr, mal weniger. Jetzt musst du an dich denken. Lass dem Wunsch zu arbeiten Zeit. Ihn kannst du nicht zwingen. Er kommt irgendwann von allein. Und dann freust du dich. Nimm dir erstmal Zeit ganz allein für dich!

Lass doch mal das folgende Gedicht auf dich wirken:

Und auf einmal merkst du äußerlich:
Wie viel Kummer zu dir kam,
Wie viel Freundschaft leise von dir wich,
Alles Lachen von dir nahm.
Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert Deine Klage -
Du fragst niemanden mehr.
Lernst es endlich, dich zu fügen,
Von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
Und erstickst, was dich grämt.
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lang ausgedehnt. -
Und auf einmal - -: Steht es neben dir,
An dich angelehnt - -
Was?
Das, was du so lang ersehnt.

(Joachim Ringelnatz)

Liebe Grüße
FönX

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Krimi
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Krimi »

Hallo Phoenix,

ich sitze hier mit Tränen in den Augen , tausend Dank für den Drücker und das Gedicht! Ja, das wirkt...

Ihr habt recht, ich muss mir Zeit lassen, erst gesund werden. Es ist so eine Erleichterung, dass ich in dieser Sch...-Situation nicht alleine bin, dass es Menschen gibt, die ähnliches durchmachten und durchmachen.

Ich werde jetzt ins Bett gehen und irgendwas Blödes lesen, mich ablenken. Meine Gedanken drehen sich schon den ganzen Tag im Kreis, ich muss damit mal aufhören. Immerhin kann ich jetzt mal heulen, da kann ich ja auch mal Druck ablassen.

Eine gute Nacht und herzliche Grüße,
Bea
danni64
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von danni64 »

Guten Morgen,

vieles was ihr hier schreibt,kenne ich auch.Besonders den Druck,doch wieder arbeiten zu gehen und wieder dazu zu gehören irgendwie.

Ich habe immer gelernt,wenn ich was will,dann muss ich was dafür tun. Ich kann es irgendwie nicht schaffen,erst einmal gesund zu werden und dann wieder ans Arbeiten zu denken. Ich habe doch Kinder,denen ich was geben möchte und auch zeigen,dass man was tun muss,wenn man Geld verdienen will.

Ich habe Jobs,die ich gerne machen würde,was aber finanziell nicht geht.
Und dann immer irgendwie die Angst,wie ist das Betriebsklima in einer neuen Firma,was ist,wenn es da nicht anders ist? Ich habe auch immer so viele Gedanken,die sich ständig im Kreis drehen.

Manchmal lösen sich bei mir Probleme von selbst oder es sind keine Probleme,wo ich welche draus mache.

Und ich möchte auch oft einfach weinen,weil ich meine,das würde echt Druck nehmen,aber ich kann nicht weinen,es geht nicht .

Wie soll man gesund werden,wenn man soviele Pakete auf dem Rücken hat ?

LG Danni !!


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FönX
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von FönX »

Hi Danni,

zu deinen folgenden Sätzen möchte ich dir etwas sagen:
> Ich habe doch Kinder,denen ich was geben möchte und auch zeigen,dass man was tun muss,wenn man Geld verdienen will.
> Wie soll man gesund werden,wenn man soviele Pakete auf dem Rücken hat ?
Lass mich dir etwas Last vom Rücken nehmen. Es ist sehr gut, seinen Kindern Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein mitzugeben. Daran hast du wohl auch gedacht. Halt dir vor Augen, dass du momentan anderen Eltern weit voraus bist. Du kannst deinen Kindern das Wertvollste geben, was es gibt: Deine Zeit. Andere Eltern arbeiten beide Vollzeit, rackern sich ab, um ihren Kindern materielles zu geben. Wie gern hätten diese Kinder auch mal ihre Mama und ihren Papa als Spielkameraden gehabt. Nein, da war nur der Haustürschlüssel um den Hals und das volle Spielzimmer mit allem Schnickschnack. Die Erzieherin hieß "Straße". "Werte"? Was ist das? Eine neue Playstation?

Du hast es verstanden. Lass es deine Kinder auch verstehen. Bleib dran!

Liebe Danni, ich beam dir etwas Kraft. Heute kann ich das.

Liebe Grüße
FönX

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danni64
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von danni64 »

Hallo Phönix,

danke für die geschickte Kraft . Ich bin der Meinung ,so ein Forum gibt einem schon eine Menge und man weiss,man ist nicht alleine,das tut gut.

Genau das ist mein Problem mit meiner jetzigen Stelle,ich kann nicht arbeiten und gleichzeitig noch genug Mama sein,eines von Beiden bleibt auf der Strecke und hat mir die Beine weg gezogen.

Ich weiss nicht,wie oft ich es versucht habe zu erklären auf meiner Arbeitsstelle,dass ich es so nicht kann. Egal,andere Kollegen können es,muss ich auch . Nur sind andere Kolleginnen nicht noch gleichzeitig Mama,oder nicht Mama so kleiner Kinder.

Ich liebe es arbeiten zu gehen und am Ende des Monats zu wissen,das habe ich mir erarbeitet. Aber ich liebe es auch,Mama zu sein und für meine Kinder da zu sein,wenn sie mich brauchen.

Und dann kommen ja noch viele andere Dinge,die den Alltag bestimmen.

Ich habe mir jetzt erst ein Ziel gesetzt und zwar ,diese Kur mit meinen Kindern und wenn ich wieder komme und die Akkus ein wenig voller sind,dann nehme ich das nächste Ziel vor Augen und gehe es an.

Ich habe inzwischen so langsam begriffen,dass es anders nun mal nicht geht. Immer einen Schritt nach dem Anderen .

LG Danni und danke,für alle,die es hier gibt !!!


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Krimi
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Krimi »

Hallo,

Danni, mir geht es genauso, ich habe auch immer gelernt, dass man was für seine Ziele tun muss, dass nichts von alleine kommt, dass man nicht auf seine Befindlichkeiten achten darf, dass man sich zusammenreißen muss. Ich glaube, da müssen wir wirklich lernen, umzudenken. Ich werde diesen Tipp von kormoranin beherzigen und habe mir vorgenommen, mir groß auf ein Blatt zu schreiben "1.) gesund werden! Alles andere: STOP!"
Ich denke auch ständig darüber nach, was ich machen soll, wie es weitergehen kann.

Wann fängt denn Deine Kur an?
Mir wurde ja auch eine Kur bewilligt, aber nach Rücksprache mit der Klinik weiß ich nun, dass mit einer Aufnahme vor November/ Dezember nicht gerechnet werden kann. Ich habe mal bei der BfA angerufen und dort wurde mir gesagt, dass derzeit alle Kliniken rappelvoll sind und man überall so lange warten muss. Erst war ich geschockt und dachte, ich kann nicht nochmal drei Monate fehlen bei der Arbeit, bis überhaupt mal die Kur beginnt. Aber jetzt bin ich fast froh - das heißt, dass ich noch viel Zeit geschenkt bekomme, um mich zu erholen.

Heute war ich bei meiner Psychiaterin, sie meinte, ich sehe schlecht aus. Na danke Sie hat wie immer versucht den Druck von mir zu nehmen und meinte, je mehr ich es erzwingen will, desto weniger klappt es. Ich solle mich einfach nur um mich kümmern und mich erholen und alles andere kommt später. Jetzt soll ich abends noch zusätzlich Stangyl-Tropfen nehmen, damit ich zum einen besser schlafen kann und zum anderen weil die auch antidepressiv wirken.

Die Doppelbelastung Arbeit - Kinder stelle ich mir sehr aufreibend vor. Es ist traurig, dass Deine Kolleginnen so wenig Verständnis für Deine Situation zeigen! Aber vielleicht können die Kinder Dir auch einen Sinn geben, Dir zeigen, dass es sich lohnt durchzuhalten, wieder gesund zu werden. Es ist doch auch toll, eine Familie zu haben.

Wir kriegen das hin! Ich schreibe mir jetzt gleich den großen Zettel mit meinem neuen Lebensmotto und hänge mir den irgendwo in die Wohnung! Ich mache mir jetzt selber eine Gehirnwäsche !

Liebe Grüße und allen einen schönen Tag trotz Dauerregen,
Bea
steppenwolf1

Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von steppenwolf1 »

ich glaub nicht, dass es Job ohne Druck gibt. Einfach weil sich ja alle irgendwie behaupten müssen/wollen/sollen ?? und der Konkurrenzdruck zu stark ist und jeder nach Aufträgen lechzt .... und der billigste bekommt den Zuschlag (nur warum er wohl der billigste ist?) ... hm ...
Raya
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von Raya »

Hallo ihr Lieben!
Es tut gut zu lesen, dass nicht nur ich Probleme mit dem Job habe... bin zurzeit so verwirrt und verängstigt, dass ich nicht vor und zurück weiß. Habe grauen vor meinem Job... andere sagen, ja dann bewerbe dich doch weiter - klar, aber in meinem Zustand? Bin schon manchmal zu durcheinander um hier im Forum zu schreiben...
Phönix, dein Gedicht hat mich sehr berührt... Vielleicht steht das Leben, das was ich ersehnt habe, bald auch neben mir??

Ich wünsche dir alles Gute für die Kur Danni und dir Bea, dass du deinen Absprung aus dieser Hölle schaffst! Wir müssen wohl beide erst mal gesund werden, um uns nach etwas anderem umschauen zu können, sollten kormoranins Rat beherzigen.
Ich wünsche uns allen, dass wir unseren Weg (irgendwann) finden werden...

Liebe Grüße
Raya
kormoran
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von kormoran »

liebe alle,
liebe bea!

<em>ich habe auch immer gelernt, dass man was für seine Ziele tun muss, dass nichts von alleine kommt, dass man nicht auf seine Befindlichkeiten achten darf, dass man sich zusammenreißen muss.</em>

das kannst du jetzt sozusagen umstülpen für die nächsten monate ... freilich "muss man was tun", tut mensch ja auch. aber in dem prozess, aus einem burnout rauszukommen und mit der therapie etwas zu bewirken, geht es nicht mit druck, und selten mit diesem üblichen arbeitsmodus: hinsetzen, tun, was weiterbringen, tempo, ergebnisse!

es gibt diesen schönen satz den ich hier gerne schon öfters zitiert habe, und der auch auf meiner pinnwand hängt: er stammt vom begründer der integrativen gestalttherapie, fritz perls:

<blockquote><em>don't push the river. it flows by itself. </em></blockquote> wenn wir mit dem ansatz, mit dem wir normalerweise da draußen erfolgreich sind, gesund zu werden versuchen, treiben wir uns nur tiefer rein ...

bea, um deine andere frage zu beantworten: mit der therapie habe ich ende 2006 begonnen; anfang 2007 habe ich aufgehört zu arbeiten, dann im frühjahr 2007 die weiterbildung abgebrochen, dann gings kurz etwas besser, versuchte herbst 2007 wieder mit freier arbeit anzufangen und die ausbildung nochmal anzufangen - arbeit ging gar nicht; ausbildung habe ich dann zu jahreswechsel endgültig aufgegeben.
erst seit mai 2008 nehme ich ein antidepressivum - damit hat sich nach einem langen erneuten tief endlich eine wende ergeben. seit juli arbeite ich in einem praktikum - endlich wieder so etwas wie normalität .
jetzt kann ich mir endlich wirklich vorstellen, wieder regulär zu arbeiten; ich habe wieder klare erfreuliche vorstellungen von meinen interessen! und kompetenzen! vollzeit wird es hoffentlich vorerst nicht - ich schaffe den teilzeitjob gerade so, bin oft ziemlich müde, und daneben hat fast nichts platz.

wenn du nun zur kur fährst denke ich doch, dass deine perspektive, von der dauer her, sicherlich potenziell besser ist. pass nur wirklich gut darauf auf, was jeweils schon geht. tu nichts wogegen du noch widerstand oder angst oder beklemmung verspürst. am anfang des weges stehen so kleine dinge wie sich selbst was winziges gutes tun; ein paar minuten vor die tür und an die sonne, ... irgendwann später kommt das interesse wieder, die lust, etwas anzupacken - aber das hat nun wirklich zeit, bea. du kannst dich drauf verlassen, dass es kommt!!

alles gute,
liebe grüße auch den anderen
kormoranin
[EDIT. jahreszahlen korrigiert.]
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
danni64
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von danni64 »

Hallo Bea und auch allen anderen ,

@ Bea:

Meine Kinder geben mir sehr viel und ich bin sowas von froh,dass ich sie habe .
Sie schmeissen mich morgens aus dem Bett,weil sie in den Kiga wollen und sie lassen einfach nicht zu,dass ich mich verkrieche und verstecke.
Eigentlich müsste ich ein glücklicher Mensch sein,weil ich doch eine Menge habe,trotzdem tuen sich oft Löcher auf und das ist das Miese an der Sache.

Ich glaube,es gibt einige gute Dinge in meinem Leben,die mich aufrecht halten und mich nicht ins Abseits stürzen lassen:
1. Meine Kinder und meinen Partner,der zu mir steht und mir zeigt,dass er mich liebt.
2.Mein Arzt (Hausarzt) der immer ein offenes Ohr hat.
3.Einen Kindergarten,der meine Kinder toll betreut und wo ich sie bis 14:30 lassen kann.
4. Meinen starken Willen,mich und alles das,was ich habe,nicht aufzugeben.

Heute war ich mit meinem Partner bei einer Beratungstelle. Ich hatte sie vor ein paar Monaten aufgesucht,wegen meiner Kleinen.
Nun nimmt sich die Therapeutin aber uns an,um mir und meinem Partner zu helfen.

Wir haben hier eine Menge Probleme,die aber hier zu weit führen würden . Ich merke aber,wie meinem Partner an meiner Seite langsam auch die Luft ausgeht,die Akkus leeren sich. Nun kann er da erst mal hin und bekommt Hilfe,weil ich ja Hilfe in der Kur bekomme und dann gehen wir nach der Kur zusammen hin.
Nun fahre ich noch beruhigter in die Kur,weil ich weiss,er ist hier nicht ganz so allein .

@ Raya:

ja, danke für die lieben Wünsche, nun fahre ich beruhigt und werde mich da besser erholen können.
Ich liebe meinen Partner und hatte ein schlechtes Gewissen,ihn hier alleine zu lassen,nun ist er nicht ganz alleine mit den Sorgen und Problemen .

Und wie sagt " Bob der Baumeister" immer?

"Können wir das schaffen ? Ja ,wir schaffen das !!

LG Danni !!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
danni64
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von danni64 »

Nochmal zu Bob der Baumeister,

wenn wir uns überlegen,wer hier wer ist,dann wären wir doch ein tolles Team .

Ich wäre gerne die kleine Mischmaschine,die hat so eine süsse Stimme .

Cybolon (Horst) könnte ich mir als Bob den Baumeister vorstellen .

LG Danni !!!

Sorry,kam mir nur so spontan,als ich meinen Beitrag noch mal las .


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danni64
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von danni64 »

Nochmal an Bea,

sorry,es war heute ein harter Tag,hatte den ganzen Tag Termine und war unterwegs .

Ich mache eine Mutter-Kind-Kur,die bezahlt die KK und nicht die Rentenanstalt.

Ich hatte Ende April die Bewilligung und konnte auch erst zum 03.09 fahren,weil auch die Mutter-Kind-Heime voll sind.
Bei mir waren also auch 4 Monate dazwischen.
Ich habe mich aber schlau gemacht und über mein Kurheim sehr viel Gutes gelesen,von anderen Mamas und darum wird es wohl schön werden .

Ich fahre am 03.09 und komme am 24.09 wieder.

LG Danni,die nun aber wirklich genug geschrieben hat !!!


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SisterGoldenHair
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Re: Gibt es Arbeit ohne (zu großen) Druck?

Beitrag von SisterGoldenHair »

Hallo und guten Abend zusammen !

... dann möcht ich mich auch noch kurz einklinken... auch wenn ich momentan nicht so gerne schreibe... einige, die mich schon ein bißchen kennen, wissen, daß ich bei dem Thema auch einiges auf Lager habe, aber ich möchte mich nicht ständig wiederholen... ;o)

Meine letzte Arbeitsstelle hat mir jedenfalls den Rest gegeben... und daß die Kliniken proppevoll sind, überrascht mich nicht... nur frage ich mich dann, wie es steht mit den Erfolgserlebnissen, was ich in letzter Zeit öfters hörte - beim MDK und Ärzten - Arbeit strukturiert den Tag und bringt Erfolgserlebnisse, kann auch positiv sein... bla bla bla... wo ich immer nur vom Gegenteil höre und lese... Arbeit macht immer mehr Menschen krank................ so ist es doch. Und man kann ja schon ein rotes Kreuzchen an den Kalender machen, wenn man mal jemanden trifft, dem seine Arbeit Spaß macht...

Klar, liegt es an jedem Einzelnen auch... jeder hat ja sein Päckchen und das gibt er nicht an der Bürotür ab morgens um 8... jeder ist auf seine Art geprägt, und nicht alle stehen auf der Sonnenseite des Lebens... und manchmal prallen da Welten aufeinander, uralte Kämpfe werden ausgefochten... eben, weil jeder sein Gepäck dabei hat... und zu allem Überfluß gibt es ja auch noch genetische Dispositionen... und destruktive Erziehung usw usw.
Was für den einen eine Katastrophe ist, ist für den anderen ein böhmisches Dorf, weil der gar nicht weiß, wie hart Leben sein kann...

Es gibt Menschen, die haben nichts anderes in ihrem Leben geübt, als durch Leistung zu Anerkennung zu gelangen... und wenn diese Menschen mal sagen - ich kann nicht mehr - dann sollte das evt. doch mal respektiert werden...

Im ablehnenden Rentenbescheid steht dann:
"depressive Verstimmung mit körperlichen Beschwerden - durch ambulante Psychotherapie behandelbar" ha ha ha...
"Eßstörung mit Untergewicht - NOCH leistungsfähig" ..........!?!?
"vermehrter Alkoholkonsum-derzeit trocken"
(dabei als VOLL leistungsfähig "klassifiziert", und das sind nicht alle Diagnosen...)

.... derzeit nicht mehr trocken... irgendwie kam ich zu dem Ergebnis, daß es nichts bringt, gut motiviert zu sein... obwohl mir natürlich klar ist, daß man alles FÜR SICH SELBER tut...

Jedenfalls sehe ich, daß es bei vielen Menschen derart auf die Spitze getrieben wird, bis sie restlos fertig sind... obwohl ich gar nicht weiß, wie man "fertiger" noch sein kann.... und da denke ich auch wieder an den schönen Begriff des "sozialverträglichen Ablebens" - den Gefallen tu ich der DRV natürlich nicht.... dann wären ja 32 Beitragsjahre für den ***..............

Arbeit ohne Druck gibt es evt. hin und wieder auch noch... aber dann ist sie schlecht bezahlt oder sonst was... und mir wurde auch schon vor einer Weile gesagt - das ist heute überall so, damit müssen Sie sich abfinden - Sie haben zu feine Antennen, die müssen sie kappen usw usw.

Jedenfalls kann es das nicht sein, daß man sich nur noch wünscht, ganz schnell alt zu werden............. um dann zwar auch noch einsam zu sein, aber dann eeendlich seine Ruhe zu haben vor der verdammten Arbeit... es gab im Übrigen vor vielen Jahren auch schon Zeiten, da war ich froh, wenn das WE vorbei war...
is aber echt schon lange her... ;o)

Ich wünsche Euch allen, die Ihr "mühselig und beladen" seid, viel Kraft auf Eurem Weg!

Liebe Grüße
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
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