Serotoninspiegel

ANOVA
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von ANOVA »

N’Abend!

Sorry, dass ich mich gar nicht gemeldet habe. Aber in der letzten Woche hatte ich so viel zu tun, dass ich abends nur noch platt war. Und am Wochenende war ich ganz spontan in den Alpen und bin gewandert... Und heute habe ich Muskelkater.

> Aber es ist doch besser, ich überlege mir 1000 Hilfsmittelchen, als mich nur auf die Therapiestunden und die ADs zu verlassen, oder?

Naja, wie man es sieht. Ich glaube, es kommt darauf an, dass man die Hilfsmittel nicht verzweifelt sucht, weil man sich dann nämlich unter Druck setzt, etwas finden zu müssen. Und jede Form von Zwang ist ein super guter Nährboden für das Verharren in nicht guter Stimmung.

>Und besser sicher auch, als nur zwischen Hocken vor dem PC und Liegen vor dem Fernseher zu wechseln.

Da gebe ich Dir allerdings voll recht!

>Es geht mir hier um Möglichkeiten, die wir alle haben, etwas positiv zu beeinflussen. Möglichkeiten muss ich nicht nutzen - aber wieviel besser fühlt es sich an, wenn ich weiß, dass ich welche habe?

Gegenfrage: wie fühlt es sich an, wenn man x Möglichkeiten hat, es aber aus irgendwelchen Gründen nicht schafft, eine davon zu ergreifen? Fördert das nicht die Unzufriedenheit oder die Selbstabwertung, weil man selbst bei so vielen Auswahlmöglichkeiten nichts macht?

>Ich sehe für mich die Sache eher so, dass ich verschiedene Dinge ausprobieren möchte um herauszufinden, was mir Freude bringt (wenn vielleicht nicht kurz-, so doch längerfristig).

Das ist ja auch schon ein sehr guter Ansatzpunkt. Denn wenn Du aktiv bist, werden Dir vermutlich viel mehr Dinge mit Freudepotential auffallen. Ich glaube, zu Hause zu sitzen und zu überlegen, was einem Freude machen könnte zeichnet sich durch eine ziemlich geringe Trefferquote aus. War bei mir wenigstens so.

>Hm. Und die ist in manchen Sachen sicher sehr langsam. Für manche Erkenntnisse in Sachen "gesundes Leben" habe ich verdammt lange gebraucht.

Vielleicht brauchtest Du ja gar nicht soooo lange dazu. Die wirklichen Veränderungen passieren nicht über Nacht, glaube ich.

>Das kleine Kind in mir ist anscheinend schnell gelangweilt, will Abwechslung, etwas lernen, das Leben begreifen, und die Große kommt kaum hinterher.

Und das ist eben Gift. Dinge wollen ausprobiert, geübt werden. Und manchmal braucht es eben mehr Anläufe... Deshalb denke ich, dass Du vielleicht nicht immer auf der Suche nach neuen Ideen sein solltest. Gib’ den Dingen eine Chance!

Sorry, besonders geistreich war das Posting jetzt nicht. Bin irgendwie müde.

Gute Nacht wünscht
Xenia
Wander
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von Wander »

Hallo Otterchen, also, ich glaube, dass dieses Serotonin wirklich der Haupt-Dreh-und Angelpunkt bei mir ist. Von daher frage ich mich schon, ob (manche) Depressionen vielleicht eine reine Stoffwechselstörung sind.

Ich habe ja in Absprache mit meiner Neurologin mein AD abgesetzt. Meine Lebenssituation ist dieselbe, meine Ansichten sind dieselben, aber das Serotonin fehlte.

Und schon schlittere ich zurück in mir sehr bekannte depressive Zustände auf körperlicher und emotionaler Ebene.

Aber ohne ADs kann ich soviel Schokolade essen, Musik hören, Tomaten futtern, Gelb und Orange angucken, wie ich will und das will und tue ich oft, da Lieblingsdinge, aber trotzdem zu geringer Serotoninspiegel.

Übrigens hast du in einem deiner Beiträge oben geschrieben, dass du noch kein" vollwertiger" Mensch seist. Du meintest aber sicher "vollkommen", oder? Das ist nämlich wohl keiner von uns, vollwertig dagegen ist Jeder von uns.

Liebe Grüße! Marianne
otterchen
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von otterchen »

Hallo,

ich weiß, ich bin noch Antworten schuldig, aber das geht gerade nicht so.
Nur kurz zu Düne:
ja, das mit dem Serotonin gibt mir auch gerade zu denken.
Seit dem Jahreswechsel bin ich ohne ADs. Ich möchte es fast als ganz langsam beginnende Abwärtsspirale bezeichnen, die zu dieser Zeit begann. Erst ein wenig spürbar, oft auch mit kleinen hoffnungsträchtigen Phasen, aber derzeit arg grau und ziemlich weit unten.
Ich muss allerdings dazusagen, dass ich nicht alles ausgeschöpft habe. Gute Sozialkontakte kann ich nicht aus dem Boden stampfen, und die tägliche Bewegung an der frischen Luft... ist es der innere Schweinehund oder die depressive Antriebslosigkeit?

Zum "vollwertig": nein, ich meinte schon das mit dem Wert... so fühle ich mich hin und wieder leider. Ich bin weniger wert als andere, weil ich sovieles noch nicht kann.
Autsch, der Satz tut beim Aufschreiben ja schon richtig weh... Irgendwas in mir kann aber leider das Gegenteil nicht richtig glauben. Es würde sich wie Schauspielerei anfühlen, I'm the great pretender.
Wer hat eine passende Affirmation für mich?
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Wander
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von Wander »

Hallo liebes Otterchen, wie wäre es denn mit der Affirmation:

Du bist schon immer vollwertig. So bist du von Anfang an gedacht und geboren. (Du musst dich nicht erst vollwertig machen oder dies werden. Du bist es bereits. Jeder ist das.)

Jetzt musst du es nur noch entdecken. Und wenn du es nicht siehst, ist es trotzdem so, du musst nur noch genauer gucken.

Mit der Abwärtsspirale, das war bei mir auch so seit Ende Juni so, als ich fast ganz ausgeschlichen hatte.

Hast du auch ein SSRI früher genommen?

Liebe Grüße! Düne
otterchen
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von otterchen »

Hi,
erst Citalopram mit Mirta kombiniert, hinterher nur noch Citalopram. Sonst nichts.

Danke für die Affirmation.
Irgendwie habe ich gerade nur krauses Zeug im Kopf, ich glaube, ich gehe lieber ins Bett.

Vielen Dank Dir
und auch den anderen Schreiberlingen
Es tut gut zu wissen, dass man hier auch einfach mal mau drauf sein kann und dass es hier jeder versteht...
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cybolon
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von cybolon »

Hi Otterchen,

etwas nicht zu können, heißt doch nicht weniger Wert zu haben.
Ein Neugeborenes kann erstmal nix, ist aber keinesfalls wertlos, deswegen!

Spüre ich da etwa eine Perfektionismus-Vibration? Hm? *am Ohr zieh*

Liebe Grüße
vom
cybolon
otterchen
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von otterchen »

was, wenn man sich des eigenen Wertes nicht bewusst ist?
wie spürt man diesen Wert?
es sich immer wieder aufsagen?
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cybolon
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von cybolon »

Hi Otterchen,

nöö, das alleine wird sicher nicht genügen, gehört aber dazu.
Umprogrammieren, bei uns selbst, geschieht tatsächlich durch häufiges Wiederholen.
Etwas weniger an uns zu zweifeln und dafür etwas mehr Vertrauen in unsere Erfahrung(!) aufzubauen,
ist ein mindestens ebenso wichtiger Schlüssel.

Sich zu überfordern, von sich zu viel Können zu verlangen, ist etwas Feindseeliges.
Würdest Du von einer Freundin nie verlangen.
Warum also von Dir selbst?
Hat echt niemand verdient.

Mensch, Otterchen, willste Dich wohl endlich liebhaben, aber zack-zack!!! *stampf*

Liebe Grüße
vom
cybolon
otterchen
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von otterchen »

hm, Vertrauen in unsere Erfahrung...

ich vertraue auf meine Erfahrung in beruflichen Dingen, ich weiß, dass ich gut bin und sogar im vergangenen Jahr noch besser geworden bin

Die Erfahrung in sozialen Dingen?
Menschen kommen und gehen, Kontakte kommen und gehen, in Beziehungsdingen bin ich gescheitert
Na, wenn ich auf DIE Erfahrungen vertrauen soll, dann ist doch klar, dass das nix wird.
Neue, positive Erfahrungen müssen her... aber zum einen kann man die nicht aus dem Boden stampfen, zum anderen geht es ja auch um die Langfristigkeit, Dauerhaftigkeit.

Sorry Horst, aus diesem Punkt kann ich mir mein eigenes Wert-Gefühl derzeit nicht holen.
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cybolon
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von cybolon »

Hallo Otterchen,

tut mir leid, dass Du damit nix anfangen kannst.

"...in Beziehungsdingen bin ich gescheitert"

Bist denn wirklich nur DU gescheitert?
Könntest Du nicht auch sagen: "Die Beziehungen sind gescheitert"?
Und bist Du sicher, dass Du NUR Diese Erfahrungen zur Verfügung hast?
Wie waren denn die Beziehungen, BEVOR sie scheiterten, nur schlecht?

Dauerhaftigkeit, in Beziehungen, hängt von Glück und von Kompromissen ab, behaupte ich, der ich seit 27 Jahren mit derselben Frau zusammen bin. Und glaub' mal ja nicht, dass es in all den Jahren nur himmelhochjauchzendes Verliebtsein gab!

Wie müssten denn die positiven Erfahrungen, die Du Dir wünscht, eingeleitet werden und wie sähen sie aus?

Dass Du berufliches Selbstvertrauen hast ist eine super Sache. Da sind wir uns einig.
Was genau traust Du Dir im Sozialen nicht zu?
Oder anders formuliert:
Wieso erlaubst Du Dir nicht, mit gescheiterten Beziehungen abzuschließen, nimmst Dich in den Arm und zeigst Dir, dass Du jeden neuen Anfang wert bist?

(Musst nicht antworten, wenn ich Dir jetzt zu hartnäckig geworden bin. Dann halt ich da mich ganz raus, Ehrenwort!)

Liebe Grüße
vom
cybolon
Schnarchi
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von Schnarchi »

Hallo Otterchen

>>>Menschen kommen und gehen, Kontakte kommen und gehen, in Beziehungsdingen bin ich gescheitert<<<

Siehe perfekte Antwort vom Horscht.
Nicht Du bist gescheitert, und wohl nicht einmal Deine Beziehungen. Sie waren halt nicht fest genug.....oder besser, sie waren vielleicht nicht locker genug.
Liebe fühlt sich wohl am wohlsten, wenn sie nicht festgehalten wird. Wenn sie jederzeit kommen und gehen darf, denn dann bleibt sie gern'.
Sobald man an ihr herumzerrt, wirdse bockig.

Scheitern tut man an Zielen, weshalb es meiner Meinung nach eher günstig ist, sich nicht allzuviele davon in den Weg zu stellen.

Und das Menschen und Beziehungen kommen und gehen, ist doch auch nichts Schlimmes. Dazu haben Menschen Beine . Schlimm ist es doch nur, wenn keine mehr kommen.

>>>Neue, positive Erfahrungen müssen her... aber zum einen kann man die nicht aus dem Boden stampfen,...<<<

Die kann man in der Tat nicht aus dem Boden stampfen, aber man kann sie von den Bäumen schütteln , ...wenn diese noch nicht allzu hoch in den Himmel gewachsen sind, denn dann zerplatzen sie beim Auftreffen auf die sogenannte Realität.
Wer positive Erfahrungen mit Menschen sucht, der muss Menschen suchen und in alle Richtungen offen bleiben. Dann können die positiven Erfahrungen eigentlich gar nicht anders, als einem vor die Füße zu fallen. Hilfreich ist, sich hierbei auch nicht um Dinge wie Ähnlichkeit, Geschlecht oder Stand in der Gesellschaft zu kümmern.
Gerade die Zeit mit Leuten, die völlig anders sind/waren als ich selbst, haben mir viel gebracht.
Hab' viele meiner Schubladen auf die Probe gestellt. Hab' sie rausgeschmissen und den Schrank gleich mit dazu. ....Seitdem kann ich mich in meinem Lebenszimmer vielviel besser bewegen.

>>>zum anderen geht es ja auch um die Langfristigkeit, Dauerhaftigkeit.<<<

Warum ? Auch 'ne lange Dauer ist begrenzt. Ob etwas von Dauer war, das weiß man doch sowieso erst hinterher.
Das ist in etwa so, als wenn man sich fragt, was man mit den Millionen denn machen könnte, wenn man denn mal im Lotto gewinnen würde.
Man muss sich bewusst sein, dass das Spinnerei ist (die man sich aber bewusst auch mal erlauben sollte), sonst drängt sich der Gedanke in den Vordergrund, dass man ja grad so gar nix hat.

Also, mir sind 5 lebendige Jahresbeziehungen allemal lieber, wie 15 Jahre wabernde Unzufriedenheit und Anpassungszwang.

Für mich ist es keine Katastrophe wenns nicht "klappt", sondern lediglich 'ne Erkenntnis.
Aber bei mir gibt es auch kein Beenden in dem Sinne. Man trifft sich halt anschließend auf anderer Stufe, wenn man das denn möchte. Wenigstens Sympathie ist meinerseits immer geblieben.
Mir sind allerdings auch Rosenkriege und Eifersüchteleien fremd, was es mir leicht macht, damit umzugehen.
Hab' das aber auch nicht mit sowas wie Besitzdenken.

Wenn Liebe gehen will, dann kann man sie eh nicht festhalten. Von daher ergibt es auch keinen Sinn, sich an ihr oder der Vorstellung festzukrallen.

Wenn ein hübscher Vogel auf 'nem Baum sitzt, dann schau' ich mir den gerne an. Aber ich bin nicht arg traurig, wenn er weiterfliegt. ....Vielleicht kommt er ja mal wieder. ........Manchmal sogar durch die geöffnete Balkontüre ins Wohnzimmer, um sich mitten auf meinen Kopp zu setzen *auchschonpassiertist*

Habt 'nen schönen Samstag

Nachtrag: Ich kann nicht viel mit den Bezeichnungen Ehemann/-frau o.Ä. anfangen.
Ich finde die Bezeichnung LEBENSGEFÄHRTE am allerschönsten und äußerst passend für jemanden, dem ich tief verbunden bin.
otterchen
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von otterchen »

Horst,

hm... ich habe, wie man es doch so häufig hört, aus der Ich-Perspektive formuliert... und meinen Teil der Verantwortung übernommen.

Klar lag's auch an den Männern. Aber ich habe sie mir jeweils als Partner ausgewählt (na ok, sie mich jeweils auch).

Gute Erfahrungen? Doch, ein paar bekomme ich zusammen... die Waagschale drücken sie leider nicht nach oben

Wie müssten denn die positiven Erfahrungen, die Du Dir wünscht, eingeleitet werden und wie sähen sie aus?

Nun, ich würde es langsamer angehen lassen, bedächtiger. Erst eine Freundschaft entstehen lassen. Meine Ex-Partner waren immer "irgendwas", aber nie wirkliche Freunde. Ich hab's halt nie so mitbekommen, dass ein Partner auch ein wirklicher Freund, ein Vertrauter sein kann, aber das ist mir jetzt sehr wichtig geworden.

Wieso erlaubst Du Dir nicht, mit gescheiterten Beziehungen abzuschließen, nimmst Dich in den Arm und zeigst Dir, dass Du jeden neuen Anfang wert bist?

Weil das für mich absolutes Neuland wäre.
Ich fühle mich einfach noch nicht soweit. Noch nicht gerüstet genug, noch zu uneins mit mir.
Tja, und wie nehme ich mich in den Arm? Herrje, das kann ich nicht. Ich schlinge die Arme um mich und fühle mich blöd dabei.
Wie funktioniert das?




Michael,

scheitern tut man an Zielen, weshalb es meiner Meinung nach eher günstig ist, sich nicht allzuviele davon in den Weg zu stellen.

Und wenn man gar keine hat?
Na gut, mein Ziel ist es, dass es mir gut geht.
Am liebsten wäre mir (ja, ich weiß, das hört sich vielleicht verrückt an), dass ich jeden Morgen aufstehen kann mit etwas, auf das ich mich freuen kann.
Aber da finde ich noch viel zu wenig...

Hilfreich ist, sich hierbei auch nicht um Dinge wie Ähnlichkeit, Geschlecht oder Stand in der Gesellschaft zu kümmern.
Gerade die Zeit mit Leuten, die völlig anders sind/waren als ich selbst, haben mir viel gebracht.

Du, das habe ich letztens erst verwundert an mir festgestellt: ich habe wohl unbewusst "irgendwas Ähnliches" gesucht (und es nicht gefunden, ist ja klar).
Mal sehen, was sich jetzt entwickelt...

Also, mir sind 5 lebendige Jahresbeziehungen allemal lieber, wie 15 Jahre wabernde Unzufriedenheit und Anpassungszwang.

Joh, das stimmt.
Ich fühle mich nur immer so... seltsam... wenn andere von ihrer Freundin berichten, die sie noch aus der Schulzeit haben... wenn ich Freundeskreise erlebe, die "von damals" erzählen.
*seufz* als würde ich nichts Dauerhaftes zustande bringen.
Aber vielleicht sollte ich das auch mal so sehen, dass dies zum einen normal ist (Menschen kommen und gehen in unserem Leben) und zum anderen, dass ich die richtigen Leute noch nicht kennengelernt habe.





Gerade meldet sich laut eine innere Stimme:
"ich wäre so gerne anders!"
Ich würde gerne nach der Arbeit nach Hause kommen, mir eine Auszeit nehmen, dann etwas Hausarbeit erledigen und danach noch etwas Schönes machen.
Das funktioniert irgendwie nicht. Wie ferngesteuert sacke ich nach der Arbeit zusammen, bin antriebslos. Ich gehe nicht raus, ich unternehme nichts. Es geht irgendwie einfach nicht. Aber es sollte - damit es mir besser geht.

Das mit der Hausarbeit ging gestern irgendwie... trotz Lustlosigkeit, aber ich habe einige Dinge erledigt. Und dann höre ich auf, weil in mir was sagt: das war jetzt die Pflicht, jetzt brauche ich Ausgleich. Was Angenehmes. Aber nichts reizt mich. Ich mag mich nicht auf die Terrasse legen, ich mag kein Buch lesen, ich mag nicht rausgehen.

Nächste Woche bin ich wieder beim Psychiater... ich will wieder ADs!
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cybolon
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von cybolon »

Hallo Otterchen,

"Ich hab's halt nie so mitbekommen, dass ein Partner auch ein wirklicher Freund, ein Vertrauter sein kann, aber das ist mir jetzt sehr wichtig geworden."

Naja, da könnte ich jetzt auch wieder stochern, von wegen - hast Du es nicht mitbekommen oder waren es einfach nicht die Richtigen? Oder war genau das, was Du diesmal anders machen möchtest, einfach nicht herangereift?

Deine Erwartungshaltung finde ich absolut realistisch und in keinster Weise übertrieben oder so.
Klasse, dass Du es langsamer angehen möchtest und die Zeit nutzen, um das Pflänzchen wachsen zu lassen, bevor Du es für immer eintopfen willst!

"Tja, und wie nehme ich mich in den Arm? Herrje, das kann ich nicht. Ich schlinge die Arme um mich und fühle mich blöd dabei.
Wie funktioniert das?"

1) Bei mir begann es im April diesen Jahres:
Zunächst achtete ich verstärkt darauf, dass ich mich selbst nicht immer klein mache oder mich bei jedem Mist beschimpfte.

2) Dann beobachtete ich mich, wie ich mit meiner Frau und meiner Tochter umgehe. Ich halte ihnen die Tür vom Auto auf und lasse ihnen der Vortritt, helfe ihnen in die Jacke und frage, ob sie noch etwas brauchen oder möchten.

3) Im Gegensatz dazu erkannte ich, dass ich mich immer nach hinten stellte, die Probleme anderer lösen wollte, meine eigenen aber nicht mal annehmen.
Daher schien es mir nur gerecht, wenn ich meinen Umgang mit mir freundlicher gestalte.

4) Mein Umgang mit meinen Freunden gefiel mir schon immer. Da bin ich emphatisch und nett.
Und genau das wollte ich nun auch für mich sein. Klar, die Türe aufhalten kann ich mir selbst nur symbolisch.

5) Nett zu mir zu sein, eben wirklich so, wie ein Freund, fiel mir plötzlich nicht mehr schwer. Innerlich bedankte ich mich sogar bei mir, wenn ich mir was Gutes gönnte.

6) Weniger Maske und mehr Authentizität mir selbst gegenüber, bereit sein, Fehler zu machen, ohne mich zur Sau zu machen.
Mir verzeihen.
Mir vertrauen.
Mir zuhören.
Mich trösten.
Mich loben.

7) Ich wurde mir sympatischer und konnte mit mir Freundschaft schließen.
Mein Umfeld, das mich spiegelt, bestätigte mir, dass ich lieb bin, auch zu mir selbst.
Eine junge, zarte und zerbrechliche Liebe zu mir selbst wächst heran. Sie fordert keine einseitigen Kompromisse mehr und stellt keine überhöhten Anforderungen mehr an mich.

Jetzt achte ich liebevoll auf meine Bedrüfnisse und Gefühle.

Und wie Du es auch schon erwähnt hast, will ich in dieser Freundschaft zu mir nix überstürzen, die Liebe heranreifen lassen.
Mit Geduld, Rücksicht, Zuwendung und Nachsischtigkeit.

Genau so, wie Du den Beginn Deiner nächsten Partnerschaft gestalten willst, genau so verfahre erstmal mit Dir selbst.

So schlingst Du die Arme um Dich!!!

Und ich drück Dich jetzt auch mal, okay?

Liebe Grüße
vom
cybolon
Majuha10
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von Majuha10 »

Hallo Horst,

nun sitze ich hier vorm PC.
Noch nie hat es mir jemand so verdeutlichen können, wie es sein könnte zu sich selber eine liebevolle Einstellung zu finden.

Danke dafür!
Das Posting ist ausgedruckt und hängt am Spiegel.


LG Maruschka
otterchen
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von otterchen »

Hallo Horst,

viel schreiben kann ich derzeit nicht, aber ich möchte Dir ein Dankeschön rüberschicken... das hast Du echt toll geschrieben, so, dass auch ich ziemlich begriffsstutziges Wesen das endlich mal verstanden habe.

Das hat mir sehr viel gegeben, und ich werde jetzt auch erstmal wieder versuchen, die positiven Aspekte an mir zu sehen, die netten, liebevollen, gebenden Teile von mir (statt immer nur das, was ich noch nicht kann).

*wink* von hier, wo es ziemlich dunkel und ungemütlich ist, wo ich eine falsche Perspektive habe und um mich herum nur Wände sind. Wird Zeit, dass ich aus diesem Loch herauskomme...
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cybolon
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Re: Serotoninspiegel

Beitrag von cybolon »

Hallo Maruschka und Otterchen,

freue mich riesig, dass ihr das annehmen konntet!
(Ich musste es ja schließlich nicht nur Euch, sondern auch mir selbst mal wieder sagen.)

Liebe Grüße
vom
cybolon
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