Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

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tallgirl
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Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von tallgirl »

Hallo zusammen,

jetzt habe ich doch noch einmal eine Frage die ich hoffe, zumindest teilweise beantwortet zu bekommen.

Ich habe es, nach 8 Monaten Wartezeit, jetzt endlich geschafft, einen Termin bei einem Psychologen zu ergattern und war auch schon am letzten Montag das erste mal dort.

Ob ich mit dem Psychologen arbeiten kann oder nicht, dass weiß ich jetzt nicht, denn die ganze Situation ist für mich sehr neu und verwirrend.

Es ist und da habe ich Angst vor, nicht leicht mit einem mir völlig fremden Menschen über Gefühle zu reden, die ich sonst nicht einmal meinen besten Freunden erzähle, auch wenn die meinen, ich erzähle ihnen alles.

Nun, am Ende der ersten Stunde bekam ich einen Fragebogen in die Hand. Von der Idee her auch keine schlechte Sache aber da sind ein paar Fragen drin, die ich nicht verstehe und bei denen sich alles bei mir sträubt diese zu beantworten.

Zum Beispiel:

Welchen Schulabschluß haben Sie?

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Sexualität...wurden Sie von Ihren Eltern aufgeklärt?

Können Sie Sex genießen?

Dann jede Menge Fragen zum meinem Zyklus und dann noch ne Sache, die kann ich gar nicht verdauen....

Name, Alter, Beruf und Gesundheit all meiner Familienangehörigen....was bitte hat der Beruf meines Vaters mit mir zu tun??

Ich finde diesen Fragebogen mehr als merkwürdig.

Habt Ihr Erfahrungen mit solchen Dingern und wenn ja, könnt Ihr mir Eure Meinungen und Erfahrungen schildern?

Danke und nen lieben Gruß in die Runde.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
BeAk

Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von BeAk »

Liebe Angie,

ja ich habe Erfahrungen damit, da ich Probatorische Sitzungen bei verschiedenen Therapeuten hatte.

Fragebögen sind absolut normal. Und auch die vor Dir hier eingestellten Fragen sind in jedem Fragebogen bei Therapiebeginn zu finden.
Lediglich die Frage nach einem Zyklus kenne ich noch nicht.

Es gibt Fragebögen zu bestimmten Störungsbereichen, die enthalten wesentlich intimere und peinlichere Fragen.

Mein Rat an Dich, nicht wundern sondern warheitsgemäß beantworten.
hap
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von hap »

Hallo Angie,

ja, habe ich. Ich empfand es auch als sehr befremdlich, in erster Linie war mir das aber viel zu viel zu dem Zeitpunkt.
Ich habe anfangs nur eine Frage beantwortet und dann später die Bögen an einem Abend ausgefüllt. Allerdings nur soweit ich konnte. Einen Bogen ließ ich ganz aus. Und manche Fragen habe ich mit Durchstrich gekennzeichnet, weil ich sie nicht beantworten wollte. Das war auch so in Ordnung. Ich sprach dies auch gleich beim Gespräch an und die Lücken störten die Therapie nicht.

Es ist wohl Standartbürokratie und soll die Arbeit bzw. den Einstieg erleichtern.
Nunja, handhabt wohl jeder anders. Aus meiner Sicht finde ich es nicht notwendig, kann sein, dass dies auch für die Bewilligung nötig ist. Darüber weiß ich allerdings nichts.

Gruß, Hope
tallgirl
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Registriert: 25. Jul 2005, 07:46

Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von tallgirl »

Hallo Bea,
Hallo Hope,

zuächst einmal, vielen Dank für Eure Antwort.

Dass es so einen Fragebogen gibt, dass habe ich mir schon fast gedacht, auch, weil mein jetziger Arzt mich darauf vorbereitet hat, aber ich weiß nicht, ob ich wirklich meine Familie da mit hinein ziehen möchte.

Ich weiß dass die Daten "streng vertraulich" sind und dass niemand diese Antworten zu sehen bekommt aber es ist so ein komisches Gefühl.

Hope, Du sagst, dass Du die Fragen, die Du nicht beantworten wolltest, nicht beantwortet hast.
Wie hat Dein Arzt darauf reagiert?

Versteht mich bitte nicht falsch.

Ich bin froh endlich einen Termin zu haben, aber es ist so schwer so ehrlich zu sein und, in weiterführenden Gesprächen, so viel von mir Preis zu geben. Das ist wie ein Seelenstrip und ich stehe dann sprichwörtlich nackt vor meinem Arzt.

Da habe ich Angst vor.
Liebe Grüße



Angie



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BeAk

Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von BeAk »

Liebe Angie,

der Fragebogen ist Teil der Diagnostik, um festzustellen, was Du hast und wie Du am besten therapiert wirst.

In einer Psychotherapie geht es vor allem um seelische Probleme und das ist sicher sehr intim und auch oft peinlich.
Allerdings steht es Dir frei, nur so viel von Dir preis zu geben wie Du zu dem Zeitpunkt möchtest.

Wenn Du aber die Probleme und Peinlichkeiten in Deinem bisherigen Leben aus der Therapie raushalten möchtest, kannst Du Dir die Therapie auch sparen.

Eine Psychotherapie beginnt immer mit Deiner Biographie. Wer und was sind Deine Eltern? Wie bist Du aufgewachsen? Usw, auch eine Verhaltenstherapie beginnt so.
hap
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von hap »

Hi Angie,

schon ok, wenn du fragst. Mich stört das nicht.
Meine Therapeutin sagte mir, für sie ist das in Ordnung so. Ich hatte auch etwas Schiss, dachte, wenn ich manches nicht beantworte, wird mir das ggf. als irgendeine Störung ausgelegt. Oder was weiß ich.
Aber das war an sich ganz locker dann. Und mein Gedanke war, wenn sie etwas genauer wissen möchte, kann sie ja nachfragen.

Die Frage nach dem Beruf der Eltern zb habe ich beantwortet, auch einiges
Genauere dazu. Denn für mich bedeutete es, sie möchte wissen, was in meiner Herkunft so los war.

Ich habe unterschiedliche Erfahrungen mit Psychologen gemacht. Sie konnte ich anfangs nicht leiden. Mein erster Eindruck war wirklich "ach du scheiße" und der soll ich nun vertrauen. Noch dazu ist sie jünger als ich. Aber mein Eindruck änderte sich schnell. In den Sitzungen war kaum Zeit für sowas. Nach einiger Zeit fühlte ich mich vertrauensvoll aufgehoben und wusste die macht ihren Job gut.
Wir sprachen auch schon einmal über diesen ersten Eindruck und ihr Feedback über mich war keineswegs zum jubeln. Lachen konnten wir trotzdem darüber.

Ich denke es ist ganz wichtig, was dir dein Gefühl bei all dem sagt und so ein Fragebogen ist nicht die Basis für ne gute Beziehung.

Wünsch dir viel Glück dabei und ne Prise Mut,
Hope
danni64
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von danni64 »

Hallo Angelika,

ich habe so einen Fragebogen noch nie ausgefüllt,war aber schon oft bei Therapeuten.

Eines sage ich dir,bei einem guten Therapeuten ziehst du dich aus,ohne dass du es mitbekommst und das ist auch der Sinn einer Therapie.

Ich will dir damit keine Angst machen,aber die Therapie soll ja auch einen Sinn haben. Dein Leben könntest du ja jedem erzählen und es würde nicht viel dabei raus kommen.

Je mehr du jetzt schon über dein Leben schreibst,desto weniger muss die Therapeutin raus kitzeln,mal hart ausgedrückt.

Eine Therapie ist niemals ein Spaziergang,das ist echt harte Arbeit und wenn du keinen Guten hast,dann ist es sinnlos,habe es selber sehr oft erfahren müssen.
Einige Therapeuten habe ich durch meine vielen Erfahrungen durchschaut und schon konnte ich dicht machen und es brachte nichts,ich glaube nur darum,bin ich heute wieder in der Depression.

Ich hoffe,ich komme diesmal an einen Therapeuten,der schlauer ist als ich und der eine Masche hat,die ich noch nicht kenne .
Leider gibt es wenig gute Therapeuten .

Also,am Besten antwortest du so ehrlich und so viel wie möglich,um so besser kann dir geholfen werden !!

LG Danni und viel Erfolg !!!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
chrigu
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von chrigu »

Hallo Angie,

diese Sache mit dem Fragebogen habe ich auch schon erlebt. Ich habe ihn ebenfalls in der ersten Stunde von einer Therapeutin in die Hand gedrückt bekommen und sollte für die nächste Stunde ausfüllen.
Die Fragen waren identisch mit Deinen, einige waren wirklich sehr krass und tiefgehend, da hätte ich Romane zu schreiben können.
Ich habe dann lange nachgedacht, ob ich diesen Fragebogen ausfüllen soll und hab ihn dann schließlich kopiert und für mich ausgefüllt - weil die Fragen für mich schon wichtig waren.

Der Therapeutin habe ich dann in der nächsten Stunde gesagt, dass ich ihr den Bogen erst ausfüllen kann, wenn ich mir sicher bin, dass ich auch bei ihr meine Therapie mache, also die Probestunden vorbei sind.

Einerseits finde ich diese Fragebögen gut, weil sie dem Therapeuten zu Anfang eine Menge Arbeit ersparen. Andererseits finde ich aber auch, dass man sie nur dann einreichen sollte, wenn man sich beim Therapeuten auch sicher fühlt und weiß, dass man dort seine Therapie machen möchte.

Wichtig ist für Dich, dass Du weißt, warum Du Dich nun unwohl fühlst: Wegen der Fragen oder weil Du dem Therapeuten (noch) nicht vertrauen kannst?

Du kannst den Bogen ja auch erstmal für Dich ausfüllen und ihm sagen, dass Du ihm den erst nach einer weiteren Stunde geben möchtest.

Übrigens fand ich die Fragen auch merkwürdig, aber sie dienen wohl dazu, Dich besser einschätzen zu können - bei der Frage nach den Eltern kann man zum Beispiel sehen, ob Du aus einem Akademikerhaus kommst oder einer Arbeiterfamilie oder... Die Frage nach dem Zyklus soll vermutlich klären, ob die Stärke Deiner Depressionen mit der Regel zusammenhängen könnten, also z.B. vorher und nachher stärker sind.

Möchtest Du denn gerne, dass über die Dinge auf dem Fragebogen auch gesprochen wird? Das wäre meiner Meinung nach schon wichtig, denn oft sind die Dinge vielschichtiger, als sich in so einem Bogen erfassen lässt - nicht nur bei den unangenehmen oder intimen Themen.

Ich habe meine Therapie schließlich nicht bei der Therapeutin gemacht und ihr den ausgefüllten Bogen nie gegeben. Meine jetzige Therapeutin hat keinen solchen Bogen verlangt. Aber ich werde irgendwann noch mal in den Bogen schauen und überlegen, ob sich manche Dinge (die nicht mit Fakten, sondern mit Gefühlen zu tun hatten) für mich verändert haben.

Viele Grüße
Chrigu
steppenwolf1

Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Angie,

ich kann deine Bedenken voll und ganz verstehen. Auch ob du dieEltern mit rein ziehen sollst.

Ich würde in den ersten Stunden keinen solchen Fragebogen ausfüllen oder zumindest solche Fragen beiseite/leer lassen.

Kann mir beim besten Willen nicht vorstellen in der ersten stunde (auch in der 2. oder 5. Stunde) Vertrauen zu haben und alles in einem Fragebogen ... ein Stück Papier ... anzugeben. Ist schliesslich ein wildfremder.

Hatte Glück und bin bei einer Thera aus de, letzten Klinikaufenthalt und musste kein solches Blatt Papier ausfüllen. Kann mich aber bei dem ersten Verhaltenstherapeuten auch so einen Bogen bekommen zu haben. (und in Kliniken bekommt man auch genug davon).

Diverse Fragen habe ich einfach leer gelassen und gehört meiner Meinung nach nicht in die erste Stunde, oder 2. oder in welche auch immer.

Gruss, s.wölfin
Ida08
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Registriert: 23. Jan 2008, 14:39

Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von Ida08 »

Hallo Angie,

auch ich kann bestätigen, dass die Bitte nach Ausfüllen eines Fragebogens zum Therapie-Alltag gehört. Welchen Zweck diese Bögen erfüllen, kann ich nur erraten - aber frag doch mal Deine Therapeutin! Es läge auf der Hand, dass sie ein paar Basis-Infos braucht, um die Kennenlern-Phase zu erleichtern. Nun sind diese Basis-Infos natürlich sehr intim, aber auch Deine Therapie wird sich ja um eben diese Dinge drehen - sprich Therapie und Anonymität werden sich nicht gut vertragen. Ich halte es für vollkommen legitim, wenn Du nur die Fragen bewantwortest, die Du ohne schlechte Gefühle beantworten kannst. Schließlich sollst Du Dich ja in der Therapie wohlfühlen und nicht schlecht. Dann würde ich unbedingt mit Deiner Therapeutin über diese Gefühle reden. Es ist ja nunmal Dein Raum, den Du gestalten darfst - zwar wird die Therapeutin Vorschläge machen (wie den Bogen), aber die musst Du ja nicht alle sofort umsetzen.

Die Frage nach dem Vater finde ich übrigens ganz ganz ganz normal - und auch wichtig. Du wirst nie ausblenden können, in welcher Weise Du in Deiner Kindheit von Deinem Elternhaus geprägt worden bist, und viele Verhaltensweisen, die Dir heute Schmerz oder Freude bereiten, werden in der Kindheit erlernt worden sein. Eine Therapie, aus der man die Eltern rauslässt, wäre wie eine Mandelentzündung, bei der man Dir nicht in den Hals schauen darf. - Trotzdem: Es muss ja nicht alles sofort sein. Lass Dein Gegenüber wissen, dass es für Dich Tabu-Themen gibt. Allein die Tatsache, dass der ein oder andere Bereich tabuisiert ist, ist ja schon mal aussagekräftig. Ich z.B. würde mich nun fragen: Was steht hinter Deinem Entschluss, Deine Eltern "rauszulassen"? Warum dürfen sie nicht mit reinkommen? Möchtest Du sie schützen, oder möchtest Du vielmehr Dich schützen?

Nun noch eine Warnung: Die Gleichung je länger der Fragebogen, desto schlechter der Therapeut - weil er anscheinend keine analytischen Fähigkeiten hat - halte ich für... nun ja, was soll ich sagen? - nicht allgemeingültig. Ich halte sie schlichtweg für falsch und ärgere mich jedemal, wenn solche Pseudo-Ratschläge gegeben werden.

Dir nun ein gutes Händchen für Deine eigenen Gefühle

Ida
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von kormoran »

Hi Angie, hi alle,

nun, ich kenne das mit den Fragebögen nicht. Insofern habe ich da gar nicht ‚mitzureden’ ? …

Nun ja, es geht um den Beginn einer Therapie, genaugenommen erst darum, herauszufinden, ob Angie mit dem Therapeuten arbeiten kann. Da finde auch ich es etwas fragwürdig,
a) am Ende der ersten Stunde den Fragebogen hinzuknallen und von der Klientin zu erwarten, dass sie locker all diese Fragen beantwortet; (schon mal dran gedacht wie es jemand traumatisierten mit manchen Fragen gehen mag? dass die Person gar nicht in der Lage ist über manches Auskunft zu geben), und
b) zu erwarten, dass diese Auskünfte dann auch wirklich brauchbar sind für die Therapie?!

Sorry, aber ob mensch aus einem AkademikerInnenhaushalt kommt oder einem ArbeiterInnenhaushalt, das sagt nicht wirklich was drüber aus wie heil mensch seine Kindheit überstanden hat! Und die Abklärung, ob der Zyklus was damit zu tun hat, sollte die nicht in die medizinische Abklärung vorab gehören?
Schön, es ist ganz hilfreich – oder auch hilfreich zur Einordnung in Schubladen … wenn man ein bisschen ein Bild von seinem Gegenüber hat. Dazu könnte die Klientin aber wohl auch ein CV mitbringen von der letzten Jobbewerbung? Was hilft es dem Therapeuten wenn Angie jetzt unter Druck irgendwas hinschreibt zu einem der Themen, gar nicht recht dran herankommt (mensch, wozu will sie denn die nächsten 100 Stunden zu dem Therapeuten?) - daraus will er eine Diagnose oder einen Therapieplan erstellen?

Um das Bild zu vervollständigen, kann er doch im Verlauf der Therapie immer mal wieder nachfragen, mündlich oder schriftlich.

Insofern, Bea, hat mich Dein Posting hierzu wirklich erschreckt:

Wenn Du aber die Probleme und Peinlichkeiten in Deinem bisherigen Leben aus der Therapie raushalten möchtest, kannst Du Dir die Therapie auch sparen.

Eine Psychotherapie beginnt immer mit Deiner Biographie. Wer und was sind Deine Eltern? Wie bist Du aufgewachsen? Usw, auch eine Verhaltenstherapie beginnt so.

He, wo liest Du, dass Angie schwierige Themen aus der Therapie raushalten will? Es geht um die erste Stunde, da ist noch nicht mal entschieden ob das eine Therapie wird. Die Psychotherapie selbst, ja, die mag mit einer Biographie beginnen – oder: Moment mal: beginnt sie nicht vielleicht zuerst mit dem Aufbau von Vertrauen???

Ich finde es ehrlich gesagt (laienhafte Meinung, bin keine Fachfrau, nur mit eigener Therapieerfahrung, ok?) sehr gesund von Angie, dass sie ihre Grenzen sieht und beachtet!

Da mag es einfacher sein, ein wenig Allgemeines über die Familie zu erzählen, wie viele Geschwister, etc., aber noch nicht unbedingt darüber ob mensch Sex genießen kann??? Und irgendwann später kommt vielleicht mehr zur Familie, weil das offenbar wichtig ist, und das stellt sich vielleicht erst heraus?

Ich würde – nach etwas Nachsinnen über das Thema – auch zu einer Vorgangsweise zB wie von Chrigu und Ida angesprochen, neigen.

Die Fragen ausfüllen, die für Dich jetzt ok sind. Und mit dem Therapeuten ganz offen und klar drüber sprechen, dass Du das jetzt nicht ausfüllen willst; allenfalls fragen, was er denn jetzt wirklich in welcher Form braucht für die Einschätzung einer Arbeit mit Dir. Dann sind Deine Grenzen geachtet, und gleichzeitig beginnt (wenn da etwas beginnt) eine ausgewogene (therapeutische) Beziehung, in der Du eben sehr wohl das Recht (die Pflicht wohl auch) hast, auf Deine Grenzen zu achten, Fragen zu stellen, und sie auch beantwortet zu kriegen!

Das wurde jetzt ein bisschen länger und ist vielleicht etwas emotional. Wäre nicht die blöde Schlaflosigkeit (jetzt hab ich abends bewusst den PC nicht eingeschalten, um schlafen zu können, und 2 Stunden später bin ich wieder hellwach…), hätte ich gar nicht Zeit gefunden, länger zu schreiben. Andererseits, ehrlich gestanden, hat mich das jetzt echt aufgewühlt, weil da offenbar ganz grundlegende Prinzipien, was die Haltung zur Therapie und die therapeutische Beziehung betrifft, anlässlich eines Fragebogens außer Kraft gesetzt werden.

Liebe Grüße
Kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
tallgirl
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von tallgirl »

Guten Morgen zusammen,

zuerst noch einmal vielen Dank für Eure ausführlichen und ehrlichen Antworten.

Ich habe leider heute Morgen noch keine Zeit genauer darauf einzugehen, bin auf dem Sprung, aber ich werde mich heute Nachmittag noch dazu melden.

Ich hoffe Ihr habt einen guten Tag.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
schoenesbleibt
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von schoenesbleibt »

Hallo Angelika,

Fragebögen irritieren Anfangs erheblich. Die Abrage der Inhalte erscheint sehr befremdlich.

Das sind Standardfragen. Anhand der Antworten können die Ärzte gezieltere Therapieformen durchführen ohne dabei Zeit zu verlieren auf gegebenen Umstände sofort auch eine Art Stellung zu beziehen.

Gene werden von Generation zu Generation weitergegeben. Nach derzeitigen neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen werden Gene jedoch nicht nur weitergegeben sondern auch verändert weitergegeben durch gute als auch schlechte Erfahrungen, durch Bildungsstand und vor allen Dingen durch erlebte Traumatas die von Verwandten noch nicht verarbeitet worden sind.

Daher die Fragen.

Auch zum Zyklus werden fragen gestellt, u.a. auch kann damit geklärt werden ob z.B. organische Störungen Auslöser für Dein Krankheitsbild sind.

Viele Grüße
schoenesbleibt
Dendrit
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von Dendrit »

Hallo Angelika,

ich hab die langen Bögen auch schon paar mal ausgefüllt. Den ersten in meinem ersten Klinikaufenthalt. Da sagte aber der Psychiater gleich vorweg, wenn mir was zu peinlich oder sonst irgendwie nicht beantworten kann/will, brauch ich es nicht tun. Da ich einmal von der Depri nicht groß denken konnte und die Benzo's ihren übrigen Teil erledigten, "wusste" ich auch vieles nicht mehr - z.B. wie sich der Beruf meiner Mutter nennt. Ich glaub, ich hab etwas die Hälfte ausgefüllt.

In einer Klinik hab ich dann bewusst ein paar Sachen ausgelassen, worüber sich die Therapeutin mokierte. Ich sagte ihr dann auch, dass ich sie nicht kenne und sollte es in einer Sitzung darum gehen und sie mir sympathisch ist, kann ich es ja immer noch sagen.

Bei den anderen hab ich auch nur das ausgefüllt, was ich wollte - OK, bei einigem musste ich mich schwer überwinden. Aber je größer das Vertrauen desto mehr hab ich ausgefüllt.

Den vorletzten hab ich schließlich abgeschrieben. So bräuchte ich nur noch passendes aktualisieren. Was mir dann für den letzten Therapeuten zum Vorteil war.

LG, Manuela
Regenwolke
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Re: Fragebogen ja aber wie weit darf man gehen???

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Angie,

bei meiner jetztigen Therapeutin (VT) gab es auch einen solchen Fragebogen, bei den beiden vorherigen tiefenpsychologischen Therapien dagegen nicht.

Ich denke, daß das der Therapeutin vor allem Arbeit erspart, sie muß nicht alles bis ins kleinste Detail in den probatorischen Sitzungen erfragen und mitschreiben, sondern hat die wichtigen Infos schon geordnet auf dem Papier stehen, ich kann mir vorstellen, daß das die Therapieplanung und auch das spätere Schreiben von Berichten an die Kasse (für Therapieverlängerung) vereinfacht.

Ich finde es trotzdem wichtig, daß Du dein mulmiges Gefühl nicht einfach übergehst. Ich würde nur das ausfüllen, was Du auch wirklich schon jetzt preisgeben möchtest und dies der Therapeutin dann auch so sagen. Meiner Meinung nach muß sie das respektieren.

LG, Wolke
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