Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von flocke »

Aber bitte keine Zeitungsartikel, ja?
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
HelH3
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Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von HelH3 »

Nachtrag an Bea

Solch einen Rückschluss habe ich bei dir nie gezogen - schön, dass du außerdem auch nicht humorfrei bist.

Hatte mir schon Sorgen gemacht, ob du und die Wölfin meinen nächtlichen Beitrag als Spitze gegen PSler interpretiert haben könntest... So meinte ich das wirklich gar nicht, im Gegenteil - ich glaube ja auch nicht, dass es den "reinen" Depressiven so häufig gibt, weder im allgemeinen noch hier im Forum... aber nun gut, zurück zum Thema: Sicher gibts das Phänomen der gelungenen Einflüsterung auch im Gesundheitssektor (zB Cholesterin-Hysterie), nur stört mich schon am Titel des Threads, dass die Existenz psychischer Probleme damit quasi beiseite gewischt wird. Depression tritt bei Borderline, bipolaren Störungen, Suchterkrankungen, Angst-/Panik- / Zwangsstörungen, PTBS als trauriger Begleiter auf, und wenn ich von mir auf andere schließe, so lässt man sich idR eher zuviel als zuwenig Zeit, bis man den Hausarzt u/o einen Psychiater konsultiert, allein schon aus Scham und Angst vor eben so einer Diagnose. Hat man dann "endlich" diese oder eine andere Diagnose, fällt es - so wie Bea auch geschrieben hat - wenigstens leichter, Hilfe/ Behandlung anzunehmen, sich dem zu stellen. Nach meiner Empfindung besteht das Problem vielmehr darin, die Störung/ Krankheit erstmal lange nicht wahrhaben zu wollen als darin, sie nach Benennung als selbsterfüllende Prophezeiung mit sich zu schleppen.

LG Helena
steppenwolf1

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von steppenwolf1 »

Helena

ich schreib mal, auch wenn das Posting an Bea gerichtet war.

Hatte das mit F.Blume und F. gar nicht registriert *g* (ja, ist lustig) ... frag mich grad was Blume für eine neue Diagnose ist ? *g*

und die Wölfin meinen nächtlichen Beitrag als Spitze gegen PSler interpretiert haben könntest

Nein, das hatte ich nicht. (ausnahmsweise ? )

Aber empfinde es schon zynisch, "Verschreiber" und Niveau des Forums in Zusammenhang zu bringen.

edit: könnte es ja sein, dass der Verschreiber nur der Auslöser war.

(was Dich ja eigentlich nicht betraf)

insofern Bea,
hattest du wirklich "cool" reagiert, hätt mich da sehr verletzt gefühlt - und weitere Beiträge vllt ? fehlinterpretiert ... vllt.
aber ob der reaktion ... hut ab !


Viele Grüsse, s.wölfin
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von HelH3 »

Hi Wölfin

Hmm, vllt wollte Tinky-Winky den Verweis auf das Niveau ja gar nicht vorwiegend auf Beas Verschreiber beziehen - obwohl es erst vordergründig so angekommen sein mag, aber das galt wohl irgendwie auch für mein Posting, war eben schon ganz schön spät und so - sondern einfach allgemein auf die aktuelle Lage? (PSler werden hier nicht immer gleichbleibend hart o mild behandelt, aber deshalb muss man doch in Zweifelsfall nicht gleich nach der Forenpolizei rufen...)

Auch von mir nochmal ein Sorry an Frau Blume - und ein Dankeschön für die ausgebliebene Überreaktion

LG Helena
BeAk

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von BeAk »

Liebe Wölfin,

oft ist es besser sich ein wenig in Langmut zu üben, als auf jede Spitze zu reagieren, meine Erfahrung.
Wenn ich dazu noch Öl ins Feuer gieße, wird es schlimmer und nicht besser.
Dann gibts ne riesen Forumsklopperei, einer verletzt den anderen usw, sowas mag ich sowieso nicht.


Liebe Helene, ich kann übrigens nichts negatives an Deinen Beiträgen hier feststellen und das meine ich ehrlich.

Ja, es ist oft so, das Menschen lange nicht warhaben wollen krank zu sein und schon mal garnicht psychisch krank.

Was meine Aufzählung oben betrifft. Ich selber war es, die eine Überweisung zum Psychiater verlangt hat. Und ich habe mir die verschieden Möglichkeiten der Therapien und Hilfsmaßnahmen, die ich bisher gemacht habe und mache, Ausnahme Psychotherapien, selber erarbeitet durch nachfragen und nachlesen und nicht durch meine Behandler.
Und all diese Maßnahmen finanziere ich auch selber und ihrer Wirkung ist eindeutig wohltuend, stabilisierend und was die KBT betrifft, gleichwertig gegenüber den üblichen Psychotherapien. In meinem Fall ist die KBT sogar meiner Analytischen Therapie weit überlegen gewesen, da die analytische Therapie konsequent an meinen Bedüfnissen vorbei ging.
Und all das hätte ich wirklich nicht ohne Kenntniss meiner Diagnosen anleiern können.
steppenwolf1

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Helena,

sondern einfach allgemein auf die aktuelle Lage?

weisst Du, ich hab einfach ein Problem, solche Statements von Leuten zu lesen, die sonst nichts beitragen.
Und finde da eben auch alle Schreiberlinge angegriffen, denn per se, kann jede Antwort als niveaulos oder auch jeder Frage so eingestuft werden.

Weiss auch gar nicht, was derjenige als Niveau deklariert ?

- philosophische Diskussionen
- wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Studien
- Therapieerfahrungen
- Medikamente
.
.
.
ich glaub, dass kann man unendlich fortsetzen.


Fühlte mich auch schon ungerecht behandelt, zumindest ungerecht im Forum dargestellt. das Gefühl ist bis heute geblieben. Wobei ich nicht sagen will, keine schuld zu haben ...
C'est la vie ... ja vie

Gruss, s.wölfin
steppenwolf1

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Bea,

gut, wenn du das so kannst (und deine nicht vorhandene Verletzung so gelassen hinnimmst)! Da sollt ich mir ne Scheibe abschneiden ... wirklich.

Viele Grüsse und schönes WE.

s.wölfin
Luc1902
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Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Luc1902 »

Eine andere Frage wäre, warum es während einer Therapie (Psychotherapie und nicht Diagnose) zu einer Verschlechterung kommen kann/ oder auch erstmal kommt.

Gruss, s.wölfin

Ich weiß nicht wie es bei anderen ist. Aber ich habs bei mir erlebt.
Ich hatte keinen Plan was los war mit mir, wußte nur, es geht mir übelst, fühlte mich nur noch elend. Gang zum Hausarzt, Diagnose, Überweisung an Psyhologen. Im Laufe der Therapie wurden dann nach und nach alte Wunden, die ich vergraben hatte, aufgerissen und das tat und tut weh.

Ich glaube nicht, dass ich mir die passenden Symptome zur Diagnose zugelegt habe. Natürlich hab ich auch, weil ungemein neugierig, versucht Infos zusammenzusuchen. Um besser verstehen zu können, was eigentlich los ist. Einige der aufgeführten Symptome passen zu mir, andere nicht, dafür sehe ich bei mir Dinge, die zu anderen "Störungen" gehören, die nicht bei mir diagnostiziert wurden.

lG
Lucia
Wander
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Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Wander »

Hallo Brighty, hallo Zusammen, ich hatte immer eher das Gefühl, ich muss diagnostisch selber "den Hund zum Jagen tragen". Mir hat nie ein Arzt, weder Hausärztin noch Neurologin, angesehen oder angemerkt, was ich habe.
Erst als ich mir selber sicher war, dass ich depressiv bin, bin ich auch damit akzeptiert und behandelt worden.

Meine Diagnose kann daher nicht manipulativ auf mich wirken, weil es genug Arbeit war, dass die Fachleute es mal merkten, dass ich depressiv war. Ich musste ja eigentlich selber zuerst die Selbstdiagnose stellen und zwar mit depressiv verzerrter Wahrnehmung erkennen, dass ich krank bin. Wenn hier also wer wen beeinflussen musste, dann ich meine Ärzte.

Ich habe oft überlegt, wie Ärzte bei depressiven Menschen, die nicht reden, jemals diagnostizieren.

Liebe Grüße! Düne
Schnarchi
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Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Schnarchi »

Hi Brighty

Deine Fragestellung erinnert mich sehr an mein Empfinden aus mittlerweile vergangenen Zeiten.

Habe seinerzeit recht schnell gemerkt, dass es Gift ist, sich mit dieser komischen "Krankheit" mehr als nötig zu beschäftigen.
Damit macht man sie nur größer, und man gewährt ihr ein Stück weit die Handhabe über sein Ich.

Wenn ich krank bin, dann habe ich weniger Macht über mich selbst.
Wenn ich mich "nur" krank fühle, dann kann ich an mir herunterschauen und bemerken, dass ich wenigstens noch theoretisch in der Lage dazu bin, meine müden Knochen von A nach B zu schleppen, und ich kann erkennen, dass mir stets nur so'n oller Schweinehund den Spaß am (Er)Leben nehmen will, indem er mich frech anlügt, denn Arme, Beine usw sind ja noch dran. .....Manchmal wird man tatsächlich überschaubarer, wenn man neben sich steht

....Ich mein', ....sollte man solchen Armleuchtern ein Forum in sich bieten ? Sollte man ihm die Möglichkeit geben, Argumente gegen einen vorzubringen, oder sollte man sone Arschgeigen nich' besser ignorieren ?

Was habe ich noch für eine Chance, wenn ich verinnerliche, dass die Depression eine Stoffwechselerkrankung ist ?

Wenn ich leben will, dann muss ich mich mit schönen, erfreulichen oder beruhigenden Dingen beschäftigen, .....erst recht, wenn sie sich grad nicht so anfühlen.
Alles andere verstopft nur den Denkdarm.

Man muß sich seine selbsterfüllende Prophezeitung selbst zusammenschmieren.
'Ne Diagnose hält einen oft nur fest.

Ich hab' nie gekämpft. Ich war eher trotzig-"mutig", weil ich ja eh nix mehr zu verlieren hatte. Nur leere Hände schöpfen das Volle, wenn man so will.

Wenn ich Ängste hatte, dann hab'ich sie ignoriert, die Augen zu gemacht, oder mich dran erinnert, dass ich trotz manchem (Virus im Rückenmark, Lungenkollaps)ja immer noch lebe.
Ich hab' mir bspws. auch nie geglaubt....und nicht erlaubt, den Frühling nicht schön zu finden. Habe mir die ganzen sinnlosen Brummer und Blumen, Vögel, Bäume und Menschen trotzdem angeschaut, ...und von mal zu mal dann doch wieder für gut befunden.
Wann immer es ging, hab' ich Sachen gemacht, die ich früher eher nicht getan hätte.
Hab' nächtelang durchgeangelt und durchgelauscht (Schlafentzugstherapie gabs nebenbei)und es irgendwann genossen, die schöne Morgensonne vom ersten Moment an für mich zu haben, während andere schlapp zur Maloche geschlurft sind. ....Ich hab' mir einfach erlaubt, mein Leben auch mal zu genießen........wenn ich es will......wenn ich meine, das ich es brauche, auch wenn andere darüber die Zähne runzeln und die Stirn fletschen. Mir war es scheißegal was andere denken, und das ist herrlich befreiend.

Ich hab' mir auch nie gesagt "ich kann das nicht, weil ich krank bin". Wenn überhaupt, dann hatte ich keine Lust, weils mir nicht gut ging. ....Schließlich bin ich der Chef in mir

Ich hab' mir sozusagen meine Erfreulichkeiten geschaffen, weshalb ich mir auch nie langanhaltend glauben konnte, das nienich jemals mehr was gutes geschieht.
Dazu haben auch einige aus diesem Forum beigetragen, die diese schlimme Zeit durch manch spannende Begegnung ganz dolle relativiert haben.

Naja, irgendwie hatte das alles wohl Erfolg. Wenn auch nicht von heut auf morgen. Und vielleicht auch nicht für immer, was mir aber wurscht ist, solange ich mich an sich gut fühle. Sich vor Eventuellem zu fürchten, is' das Dümmste was man "machen" kann, was ein wesentlicher Grund dafür ist, dass ich mich nicht für Krankheiten interessiere.

Zusammenreißen ist schon wichtig. Nur kommt diese ätzende Zeitkomponente ins Spiel, wenns einem jemand anderes sagt. Es dauert halt seine Zeit, bis man zusammen hat, was ziemlich zerstreut war.

Glücklicherweise konnte ich mir die Zeit dafür nehmen, da die ARGEnten endlich mal das gemacht haben, was sie am besten können, nämmich schlafen

Nach fast 3 Jahren annähernder Beschwerdefreiheit muss ich (zu mir) sagen, dass es das Beste war, es "allein" so weit geschafft zu haben. Ich bin mir nun sicher, mir die beste Hilfe zu sein, weshalb ich auch keine Hilflosigkeit zu fürchten brauche.
Das Problem ist nur, dass man hier immer nur so krank sein darf wie es andere erlauben.

Meine Trotzigkeit und meine Abneigung zur Anpassung (auch die an die "Krankheit")haben mir geholfen, diesen Zustand nicht wollen zu können, so scheint es mir.

Auf jeden Fall wollte ich nie 'ne Diagnose sein.

Meinen letzten Anschlag auf mich selbst habe ich vor einem halben Jahr verübt.
Da hab' ich mich nämlich nach jahrelanger totaler Strukturlosigkeit wieder ins kalte Wasser des ganz normalen Wahnsinns des Alltags geworfen und hab nochmal wieder angefangen, nochmal wieder was zu lernen. Genau das, was ich mein Lebtach gehasst habe, weil ich glaubte, es nicht zu können, und was mir obendrein meine Achillessehne reizt, weil es mich am wohl schwächsten Punkt, nämlich meiner Konzentrationsfähigkeit trifft. Mir auf Kommando komplexe Dinge im Detail vorstellen zu müssen, die es noch nicht gibt.
....Und ich genieße es grad einmal mehr, einen Lügner in mir überführt zu haben.

Um zum Schluss zu kommen........ja........Diagnosen können sich selbst provizieren, und je tiefer man eintaucht, desto schwerer fällt es, sich davon zu lösen. Besser, man macht sich selber, was man will. ...Und wer wüsste darüber besser bescheid als man selbst, was einem gefällt.

Gab hier mal jemanden, ...ich glaube Petzi hieß er, der hatte von allen, wie ich finde, die beste aller Signaturen. Hilfreicher wie jeder "kluge" Philosophenspruch. ...EINFACH MACHEN !

In diesem Sinne lasse ich es mal gut sein, auch wenn mir schon wieder so'n Depp einredet, ich müsse eigentlich zu jedem Satz noch zwei Erläuterungsätze schreiben


Haltet die Ohren steif
BeAk

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von BeAk »

Liebe Düne,

es gibt auch andere Erlebnisse.

Persönlichkeitsgestörte Menschen erhalten ihr Diagnose, so ist mein subjetiver Eindruck, bereits in den ersten Sekunden des Kontakte mit einem auf dem Gebiet der Erkennung dieser Störungen ausgebildeten Menschen.

So ist es mir bisher bei allen Psychiatern und Psychotherapeuten ergangen.

Allerdings bin ich nie schlecht behandelt worden, deswegen.
steppenwolf1

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von steppenwolf1 »

nenau einfach machen.

Also denne, schliesst das Forum und lasst uns einfach machen

Du schnarchie, wie genau sah dein letzter 2Angriff" denn aus ?
Interssiert mich, denn cih hab auch schon einige Angriffe verübt .. *gg*

Aber wie schon zum 3. mal geschrieben ?

Ist es unterschiedlich , ob man

die symptome entwickelt, wenn man eine Diagnose bereits bekommen hat

oder verstärt, wenn man eine bekommen hat

oder ich nehm mal mit auf, wie Düne, eine Diagnose erkämpfen musste, weil einen keiner ernst nahm

aber ich stimme zu, dass man sich in eine Krnakheit fallen lassen kann ... nein , schon 3 mal geschrieben oder so ?

dennoch , es gibt viele die hier neu ins Forum ankommen ... ja ankommen und Hilfe suchen ... ja Hilfe suchen ... und am wenigstens einen mit dem Vorschlaghammer gebrauchen können ....

Nein, ich weiss, auch nicht was richtig ist.... was ist es denn nun ?

fragwürdige kopflose Grüsse, s.wölfin
Helle
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Registriert: 29. Jun 2008, 21:25

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Helle »

Hallo Michael und Düne,

vielen Dank für eure Beiträge. Ohne mich wird es wieder ruhiger zugehen
Ich lese noch ein paar Tage mit. Die Antworten interessieren mich schon.

Übrigens:
Ich habe nicht die Diagnose bipolar und bin auch nicht manisch.
Helena hat es fälschlicherweise behauptet.

Irgendwie bleibt es dann doch hängen, vor allem weil noch 2 Personen gefragt hatten.

Manche werden, wie im richtigen Leben, denken, wenn etwas so deutlich gesagt wird, wird schon was dran sein.
So ist das halt. So entstehen Gerüchte.
Brighty
steppenwolf1

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von steppenwolf1 »

also Brighty,

jetzt grad bekomm ich auch ein wenig die Krise,

denn in diesem thread:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1215543839

hast ganz klar deine diagnosen geschriben:


vor 12 Jahren: Borderline
vor 8 Jahren: AD(H)S
jetzt: Bipolar II

also Bipolar II ... was soll das jetzt heissen ?

angesäuerten gruss, s.wölfin
Schnarchi
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Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Schnarchi »

Hey Wölfin

>>>Also denne, schliesst das Forum und lasst uns einfach machen <<<
Jo, machn Vorschlach

<<<<<<<oder ich nehm mal mit auf, wie Düne, eine Diagnose erkämpfen musste, weil einen keiner ernst nahm>>>>>>>>>>
Auch mit ein Grund, warum ich glaube, selbst am besten zu wissen, was gut für mich ist. ....Mir hat seinerzeit ein Arzt mitgeteilt, dass ich seiner Meinung nach wohl nur keine Lust hätte zur Arbeit zu gehen. Hat mich einfach hängen lassen und mich nicht weiter krankgeschrieben die Ratte. .....War der teuerste Arztbesuch, wennde so willst. Hat mich den Job gekostet. ...........Nee, .....ich sach nix mehr
Ausser vielleicht, dass mir erst durchs Forum klar wurde, wat mit mir los war. Danach fand ich's allerdings noch unverständlicher, dass der damals nicht gepeilt hat, was mit mir los war.

<<<<<<<<aber ich stimme zu, dass man sich in eine Krnakheit fallen lassen kann ... nein , schon 3 mal geschrieben oder so ?<<<<<<<<
So wollte ich das gar nicht verstanden wissen Wölfin.
Genaugenommen meine ich, zumindest zur Hälfte, genau das Gegenteil.
Ich hab' mich total fallen lassen. Nur eben nicht in sowas wie Krankheit. .....Schwer zu umschreiben... .
Ich hab' mich scheiße fühlen lassen, weil ich wusste, warum's mir so ging. Für mich war meine Reaktion nach allem eher normal denn krankhaft. Deswegen musste ich ständig diesen Eiertanz bis zur Reha vollführen. Ich wollte einfach nur gesund sein mit Einschränkungen , musste aber krank sein, ...und gestört.
Das man mich, ...und/bzw./oder was mich gestört hat, das wurde, nebenbei bemerkt, nie irgendwo erwähnt.

Auf jeden Fall haben die Diagnostiker ...vielleicht war'ns auch Diagnostösen, erstmal soviel diagnostiziert, dass die mich, anstatt mir 'ne Reha zu gewähren, erstmal für 3 Jahre in Rente stecken wollten. 3 Jahre bei Wasser und Brot sozusagen. Doller Ausblick für'n Depri, der gerade wieder aus'm Loch gucken kann.
Hat einige Zeit gedauert, bis ich die Rentenversicherung davon überzeugen konnte, dass die "Gut"achten mit mir nicht wirklich viel zu tun hatten.

Naja, ...und mit dem Anschlag meine ich halt, wie ich schon sagte, den kalten Sprung ins Wasser entgegen allen inneren Befürchtern. War immerhin insgesamt 7 Jahre raus aus'm "normalen Leben". Da zweifelt man schon mal, ob sich allein die innere Uhr wieder drauf einstellen läßt, ...die man schon lang nicht mehr besitzt, oder ob die Birne nach jahrelangem scheißedenken noch gescheit funktioniert. Und das von heut auf morgen ohne Netz und doppelten Boden. Zumal ich auch keine 30 mehr bin......nichma mehr 40 ...
Eigentlich war's 'n Anschlag auf mein depressives Kameradenschwein, diesen ollen Spielverderber.

Aber Wölfin, ...wo witterst Du denn 'nen Holzhammer ?
Womit schrecke ich Frischlinge ab ?
Ich mach' doch nur Werbung für's Selbstvertrauen. Nix anderes versucht auch 'ne Therapie zu erzeugen.

Solltest Deines übrigens auch nicht immer unterbuttern. 'N Wolf entschuldigt sich nicht für jedes Zähnefletschen. 'N Wolf darf das
....Und nimm' die "Stimmen" nicht ernst, die Dir sagen, dass Du nich' gut bist. Das sind Spinner !

Schlaf gut
Lee
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Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Lee »

Hi Bea

>>>Persönlichkeitsgestörte Menschen erhalten ihr Diagnose, so ist mein subjetiver Eindruck, bereits in den ersten Sekunden des Kontakte mit einem auf dem Gebiet der Erkennung dieser Störungen ausgebildeten Menschen.

Meinst du, dass der PS-Fachmann seine "Pappenheimer" sofort erkennt, weil er in diesem Gebiet gut ausgebildet ist - oder dass er aus diesem Grunde überall nur noch PSler sieht? Dass er z.B. Symptome, die auch auf eine andere Störung hinweisen könnten, blitzschnell der Schiene "PS" zuordnet und dann nichts anderes mehr in Betracht zieht?

@ alle:

Ich finde Brightys Erwähnung der Modediagnose bedenkenswert. Auch, dass es ein Nord-Süd-Gefälle bei den Borderline-Patienten geben soll. Also in bayerischen Kliniken weniger Boderliner als im Norden. (Kann auch genau umgekehrt sein, muss ich nachsehen.) Die Prophezeiung könnte also auch andersherum funktionieren: bei den Diagnostikern.

Ansonsten glaube ich nicht mehr so sehr an die sich selbst erfüllende Prophezeiung. Zumindest funktioniert sie in "negativer" Richtung besser als in positiver: Manchmal liebt man jemanden und hofft, dass man zusammen alt wird. Trotz der rosigsten Erwartungen kann sich der Partner in einen anderen verlieben. Oder man vertraut seinem Therapeuten zutiefst, glaubt an seine Integrität, Berufsethik etc. - und muss doch erleben, dass sich diese Prophezeiung nicht erfüllt.

Bei einer Diagnose ist es ähnlich: Man kann daran glauben und dann ändert sich tatsächlich was, weil die Arbeit an sich selbst selten schadet. Man kann sich aber auch gegen sie sträuben und alles dafür tun, dass sie sich nicht bewahrheitet. Oder sie bewirkt nichts. Was soll's also?

Viele Grüße an alle

Lee
ANOVA
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Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von ANOVA »

Guten Morgen, Lee

Wenn’s um PS geht, kann ich natürlich nicht schweigen....

Es ist oftmals so, dass sehr viel Zeit vergeht, bevor der Betroffene eine PS-Diagnose bekommt. Das liegt daran, dass die allermeisten in der Klinik oder beim Arzt wegen irgendwelchen anderen Problemen landen und erst mit der Zeit klar wird, dass da noch „mehr“ dahinter stecken könnte als „nur“ eine Depression oder „nur“ eine Angststörung. Ich kenne kaum jemanden, der seine PS-Diagnose direkt am Anfang bekommen hat.

Zum Nord-Süd-Gefälle (oder Süd-Nord-Steigung) der BPS-Patienten möchte ich sagen, dass das x Gründe haben kann, warum in einem Teil Deutschlands mehr BPS’ler in den Kliniken sind als im anderen.

Für den Fall, dass es in Süddeutschland weniger BPS’ler gibt, könnte ein Grund dafür sein, dass die Diagnostik und Behandlung hier besser ist (schließlich gibt es auch in Freiburg und Mannheim große und sehr bekannte Behandlungszentren). Es könnte aber auch daran liegen, dass im Norden die Diagnostik und Behandlung besser ist. Oder aber es liegt daran, dass die Weltkriege eine Rolle spielen: Wenn viele der heutigen Eltern in Norddeutschland die Kriegs- oder Nachkriegszeit mitbekommen haben, werden sie ihre Erfahrungen an ihre Kinder zumindest teilweise weitergegeben haben, z.B. im Bindungsverhalten. Und die Kinder haben dann leider häufiger eine PS entwickelt als die Kinder im Süden, der ja vom Krieg so gut wie nicht betroffen waren.

Also was ich eigentlich nur sagen will: Solche Statistiken sind nicht wirklich aussagekräftig.

Lieben Sonntagsgruß
Xenia
Lee
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Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Lee »

Guten Morgen, Xenia!

>>>Zum Nord-Süd-Gefälle (oder Süd-Nord-Steigung) der BPS-Patienten möchte ich sagen, dass das x Gründe haben kann, warum in einem Teil Deutschlands mehr BPS’ler in den Kliniken sind als im anderen.

Oder auch Nord-Süd-Schiefe. Du hast mich erwischt. Danke dir für diese Erinnerung. Die liebe Statistik ...

Herzliche Grüße zurück

@ Schnarchi: Du schreibst selten, aber wenn: super!

Lee
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Liber »

>Ansonsten glaube ich nicht mehr so sehr an die sich selbst erfüllende Prophezeiung. Zumindest funktioniert sie in "negativer" Richtung besser als in positiver: Manchmal liebt man jemanden und hofft, dass man zusammen alt wird. Trotz der rosigsten Erwartungen kann sich der Partner in einen anderen verlieben. Oder man vertraut seinem Therapeuten zutiefst, glaubt an seine Integrität, Berufsethik etc. - und muss doch erleben, dass sich diese Prophezeiung nicht erfüllt.



@Lee: deine Beispiele für "positive Prophezeiungen" sehe ich eher als Hoffnungen, als Erwartungen, an.

Die "Prophezeiungen" und besonders das, was ich daraus mache, können sich ja immer nur auf mich selbst, meine Gefühle, Einstellungen, Erwartungen auswirken, nicht aber darauf, ob ein anderer das genau so sieht, geschweige denn, ob er meine Erwartungen auch genauso erfüllen will.

Solche "Prophezeiungen" können sich auch insofern auswirken: es werden große Erwartungen aufgebaut (dieser Mensch muss jetzt so oder so sein), die dann fast notgedrungen enttäuscht werden müssen.

Diese Betrachtungsweise soll jetzt auch nicht die Enttäuschung über einen inkompetenten Therapeuten oder einen treulosen Partner relativieren - es soll nur einen anderen Blickwinkel auf diese Enttäuschung werfen.


Was die Diagnosen als selbsterfüllende Prophezeiung betrifft:


Da halte ich es für wichtig, einen vernünftigen Mittelweg zu finden. Es ist gut und wichtig, zu wissen, was mit mir "los" ist. Das ermöglicht mir erste Schritte auf dem Weg der Selbsterkenntnis und der Veränderung. Aber zu mehr dienen diese Diagnosen wiederum auch nicht. Sie sind Anhaltspunkte, aber keine Festschreibungen, geschweige denn Identitätsmerkmale. Auch vor "Diagnosen-Hörigkeit" sollte man sich hüten. Ein Therapeut kann mir helfen, mich besser kennenzulernen, er kennt mich aber nicht besser als ich mich selbst.


Viele Grüße
Brittka
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Nico Niedermeier »

Danke Xenia, kluges Posting,
Ergänzung: Es könnte (vor allem) auch daran liegen, dass die Vergabe einer Diagnose Persönlichkeitsstörungen bei tiefenpsychologiscg orientierten Psychologen und Ärzten immer noch als "stigmatisierend" angesehen wird und viele deshalb (aus eben sozialpolitischen Gründen) diese Diagnose nicht vergeben, obwohl alle namhaften Experten diese "Vergabe" extrem begrüßen würden...
Viele Grüße
Dr. Niedermeier
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Liber »

>Oder aber es liegt daran, dass die Weltkriege eine Rolle spielen: Wenn viele der heutigen Eltern in Norddeutschland die Kriegs- oder Nachkriegszeit mitbekommen haben, werden sie ihre Erfahrungen an ihre Kinder zumindest teilweise weitergegeben haben, z.B. im Bindungsverhalten. Und die Kinder haben dann leider häufiger eine PS entwickelt als die Kinder im Süden, der ja vom Krieg so gut wie nicht betroffen waren.


Hallo Xenia,

"die Kinder im Süden der ja vom Krieg so gut wie nicht betroffen war" : wo hast du denn das her??

Ich lebe im Süden Deutschlands, meine Eltern wuchsten zu Kriegszeiten auf und habe in keinster Weise den Eindruck, dass der Süden vom Krieg so gut wie nicht betroffen war.

LG
Brittka
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von ANOVA »

Hallo Brittka,

im Verhältnis zum restlichen Deutschland war der Süden wirklich kaum betroffen. In Heidelberg ging z.B. keine Bombe runter und in Freiburg auch nur versehentlich eine (oder wars andersrum?). Ich möchte natürlich nicht sagen, dass die Leute im Süden in den Nachkriegswirren ein tolles Leben hatten. Aber die flächendeckende Zerstörung wie z.B. in Berlin, Hannover, Dresden und im Ruhrgebiet usw. gab's hier eher nicht. Und ich denke auch, dass die Leute im Süden mehr "Glück" mit ihren Besatzern hatten...

Allen ging es schlecht in diesen Zeiten! Aber im Norden war die Zerstörung des Lebensraums und damit auch des Psychischen Zustandes verheerender als im Süden, meine ich.

Liebe Grüße
Xenia
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Lee »

Grüß dich, Brittka!

>>>Auch vor "Diagnosen-Hörigkeit" sollte man sich hüten. Ein Therapeut kann mir helfen, mich besser kennenzulernen, er kennt mich aber nicht besser als ich mich selbst.

Das sehe ich auch so.

In Sachen Selbsterfüllung schreiben wir vielleicht aneinander vorbei? Ich meinte eher die unbewusste Komponente: Z.B. hat jemand als Kind verinnerlicht, dass er im Grunde nicht liebenswert ist, weiß das aber nicht unbedingt und verhält sich in einer Weise, die genau die gefürchtete Ablehnung provoziert. Fühlt sich aber jemand liebenswert und verhält sich unbewusst "angemessen", kann die Beziehung zu einem anderen Menschen trotzdem schief gehen.

Lieber Herr Doktor Niedermeier,

>>>obwohl alle namhaften Experten diese "Vergabe" extrem begrüßen würden...

Warum das denn, um Himmels Willen? Ich habe mit Schrecken vernommen, dass die Fachwelt überlegt, die chronische Depression auch bei den Persönlichkeitsstörungen einzureihen. Ich finde diese Bezeichnung extrem stigmatisierend. Die Persönlichkeit ist der Kern jedes Individuums. Das, was einen Menschen ausmacht und ihn von anderen unterscheidet. Ob er dabei "launisch" oder immer wieder depressiv oder sonst was ist, gehört zu seiner Persönlichkeit. Ob dauerhaft oder begrenzt, ob man leidet und behandelt werden will oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Wie kann man jemandem absprechen, dass er eine Persönlichkeit hat/ist? Wie muss man von sich selber denken, um einem anderen Menschen zu bescheinigen, dass irgendwas mit ihm ganz und gar nicht stimmt und vielleicht nie wieder in Ordnung kommt? Wieviele Suizide hat es schon aufgrund dieser Diagnose gegeben? "Beziehungsstörung" fände ich angemessener. "Borderlinepersönlichkeit" geht auch noch. Nicht umsonst zaudern auch die Gerichte, wenn es um die Bezeichnung "Persönlichkeitsstörung" oder "gestörte Persönlichkeit" geht: Die Würde des Menschen ist unantastbar. (Das geht jetzt nicht gegen Sie!) Liegt hier nicht u.U. ein moderner Attributionsfehler vor? Ein Anderer verhält sich sozial unangepasst, also liegt der "Schaden" in der Persönlichkeit ... Man selber vergibt ja nur einen Namen, d.h. handelt in einer Situation?

Viele Grüße zurück

Lee
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Achtung: Diagnose als selbsterfüllende Prophezeiung

Beitrag von Liber »

Hallo Xenia,

ich lebe in Nürnberg und wer jemals das Ausmaß der Zerstörung dieser Stadt auf Bildern gesehen hat oder Berichte von Überlebenden gehört hat, wird kaum sagen, dass der Süden kaum betroffen war.


Aber damit ist für mich diese Diskussion auch gut

Ich glaube sowieso, dass wir von uns aus keine realistische Sicht darauf haben können und von daher auch nicht beurteilen können, wem es nun besser oder schlechter ging.

LG
Brittka
Antworten