Rückfall

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sonne1
Beiträge: 11
Registriert: 14. Apr 2008, 18:35

Rückfall

Beitrag von sonne1 »

Hallo ihr Lieben,

im Feb. diesen Jahres hatte ich eine sehr
starke Depression. Bin dann mit Trevilor
2 mal täglich je 150 mg und Gesprächstherapie nach ca. 6 Wochen wieder
auf die Beine gekommen. Konnte sogar an
einer Hochzeitsfeier mit 150 Personen
teilnehmen. Seit einigen Tagen geht es mir
wieder deutlich schlechter. Die Dosierung von Trevilor ist unverändert.

Ich bin freiberuflich als Berater tätigt. Habe heute ein Mandantengespräch gemeinsam mit einem Kollegen geführt und
bemerkt, dass er mental sehr viel besser drauf ist als ich. Entsprechend hat der Mandant sich überwiegend mit meinem Kollegen unterhalten. Teilweise hatte ich
auch das Gefühl ich werde ausgelacht, weil es mir nicht gelang, meine Überlegungen
überzeugend zu vermitteln. Ich bin zur Zeit
nicht in der Lage über mich selbst zu lachen und werde dann sehr verkrampft.

Fragen:
Welche Erfahrungen habt ihr mit Rückschlägen
nach einer längeren Aufwärtsphase?

Sollte ich Mandantengespräche zur Zeit meiden oder sie als Trainigseinheiten sehen?

Meine Erfahrung ist, je mehr ich vermeide,
desto größer wird die Angst. Wenn Gespräche
dann aber nicht positiv verlaufen, zieht es
mich auch runter.

Über Rückmeldungen freue ich mich sehr.
zellerj
Beiträge: 11
Registriert: 14. Apr 2008, 09:17

Re: Rückfall

Beitrag von zellerj »

Hallo Sonne,

Hier sind meine Erfahrungen hierzu:

> im Feb. diesen Jahres hatte ich eine sehr
> starke Depression. Bin dann mit Trevilor
> 2 mal täglich je 150 mg und Gesprächstherapie nach ca. 6 Wochen wieder
> auf die Beine gekommen. Konnte sogar an
> einer Hochzeitsfeier mit 150 Personen
> teilnehmen.

zuerst einmal möchte ich dir wirklich gratulieren, dass du es in so kurzer Zeit wieder geschafft hast nach einem schweren Rückfall wieder auf die Beine zu kommen und wieder zu arbeiten. Dies ist keinesfalls selbstverständlich, sondern eine grosse Leistung. Ich bin in einer ziemlich ähnlichen Situation und arbeite nach schwerem Rückfall im April zur Zeit 50 % als Wiedereingliederung, daher kann ich dir gut nachfühlen. Ich hatte ebenfalls vorher schon 2 heftige Rückfälle gehabt. Bei mir war es ebenfalls so, dass es ohne berufliche Belastung doch kontinuierlich aufwärts ging, dann aber unter beruflicher Belastung erstmal wieder etwas schlechter wurde. Das ist denke ich normal. Die Besserung verläuft oft wellenförmig nach oben. Es ist ganz wichtig sich nicht zu überfordern, soweit es eben geht, sprich schwierige Mandantengespräche, von denen du denkst, dass sie noch zu viel sind würde ich voerst erst mal verschieben (sofern möglich) oder falls es nicht geht sich so gut es eben geht, darauf vorbereiten. Nach dem Motto "andere kochen auch nur mit Wasser". Ich bin ebenfalls Berater, als Depressiver denke ich, dass ich die Anforderungen des Kunden immer perfekt erfüllen muss, das gerade erzeugt den Druck, der dich runterzieht. Der Kunde erwartet oft, dass alle Sorgen und Probleme die er hat von Externen gelöst werden können, dem ist in der Realität nicht so, da der Kunde selbst bereit sein muss, bei sich aktiv etwas zu ändern. Nur trauen Depressive sich nicht dies dem Kunden zu sagen, weil man ihn ja nicht verärgern will und wir Angst vor Konsequenzen, also versuchen wir oft alle Probleme für ihn zu lösen und ziehen uns Stückchen für Stückchen die Energie ab.

> Habe heute ein Mandantengespräch gemeinsam mit einem Kollegen geführt und
> bemerkt, dass er mental sehr viel besser drauf ist als ich. Entsprechend hat der Mandant sich überwiegend mit meinem Kollegen unterhalten.

Dein Kollege hat ja auch nicht mit dieser Krankheit zu kämpfen. Schau er gibt sich vielleicht betont locker, da unterhält sich der Mandat auch gerne mit ihm, aber kann er wirklich die Probleme lösen?
Er weiss, welche Möglichkeiten er hat und wo seine Grenzen liegen, überspielt dies aber nur locker, wo er auch keine Lösung weiss.

Teilweise hatte ich
> auch das Gefühl ich werde ausgelacht, weil es mir nicht gelang, meine Überlegungen
> überzeugend zu vermitteln.

Das Gefühl, dass du ausgelacht wirst, glaube ich nicht, das ist so ein typisches Depri-Symptom (vermutlich hat man über die Situation gelacht, aber nicht über dich als Person).

Wer hat denn behauptet, das es dir nicht gelungen ist deine Überzeugungen erfolgreich zu vermitteln, der Kollege, der auch nur mit Wasser kocht, der Kunde oder glaubst du nur, das es so war? Sorry für das kritische hinterfragen.
Wenn du dich überzeugen willst, besprich es noch mal mit deinem Kollegen in einem kurzen Gespräch, wie er die Situation einschätzt.
Wenn Du es tust, sei dir bewusst, das es nur eine Meinung ist und ebenfalls deine Meinung daneben bestehen kann, auch wenn sie anders ausfällt.

Ich bin zur Zeit
> nicht in der Lage über mich selbst zu lachen und werde dann sehr verkrampft.

In der Depression ist mir auch nicht oft zum lachen zu Mute, wer kann da schon über sich selbst lachen. Aber versuch es doch mal so, dass du nicht zuviel von dir selbst erwartest. Du legst dir als Depressiver die Latte zu oft höher als Normale, das verkrampft dich. Wenn Du dir sagst, ich tu, was ich kann, es gibt Probleme, die ich lösen kann und Probleme, die der Kunde lösen muss, da möchte ich lernen gelassener zu werden. Dann wirst du ganz langsam etwas weniger verkrampft und durch die Entspannung kommt dann auch das Lachen wieder zurück.

Meine Erfahrung ist, je mehr ich vermeide,
> desto größer wird die Angst. Wenn Gespräche
> dann aber nicht positiv verlaufen, zieht es
> mich auch runter.

Ich würde sorgfältig abwägen, was ich mir momentan zutraue und was nicht.

Bei den Gesprächen, die ich mir zutraue würde ich es als Trainingseinheiten sehen.
Als Depressiver wünscht man sich immer, das alles glatt geht und es keine Probleme gibt, aber die Realität ist oft anders. Es kommt, wie es kommt.
Wenn es nicht positiv verlaufen ist, schreibe dir auf, was nicht positiv verlaufen ist. Oft sehen wir es als unser alleiniges Versagen an, was absolut nicht stimmt. Gut vielleicht findest du Fehler, die du dir zuschreiben würdest, dann überlegen, was kann ich das nächste mal anders machen und sich nicht dafür abwerten, du bist ein Mensch der Fehler macht, wie alle anderen auch.

Schau, du denkst vielleicht ich rede so schlau daher, aber ich habe die gleichen Probleme wie du. Wenn ich in der Depression stecke und kann die Sichtweise nicht so ändern und fühle mich überfordert, ziehe mich selbst runter.

Was dir helfen könnte, wäre ein Coach, der dir die Dinge von einer anderen Seite reflektiert, damit sie dir etwas weniger dramatisch erscheinen und an Gewicht verlieren, der dir Mut macht, damit es wieder aufwärts geht.

Auch wenn ich vielleicht nicht vom Fach bin, kenne ich das Beratergeschäft doch ganz gut und würde dir anbieten, dich als Coach zu unterstützen, wenn du dies möchtest.
Und das for Free, das wäre doch was.
Mein Psycho-Dad (Psychologe nimmt dafür 100 Euro die Stunde )

Vielleicht kann ich ein kleines Stückchen dazu beitragen, dass für dich die Sonne wieder scheint.

Seit einigen Tagen geht es mir
> wieder deutlich schlechter. Die Dosierung von Trevilor ist unverändert.

Darf ich fragen, welche Symptome du hast?

So muss jetzt ebenfalls zu einem schwierigen Kunden.


Gruss
Horacio
sonne1
Beiträge: 11
Registriert: 14. Apr 2008, 18:35

Re: Rückfall

Beitrag von sonne1 »

Lieber Horacio,

vielen Dank für Deine sehr hirlreiche Rückmeldung. Gerne würde ich mit Dir in direkten Kontakt treten. Telefonisch oder per eMail?

Über eine Rückmeldung freue ich mich sehr.

Herzliche Grüße
zellerj
Beiträge: 11
Registriert: 14. Apr 2008, 09:17

Re: Rückfall

Beitrag von zellerj »

Liebe Sonne,

ich habe meine Emailadresse jetzt freigegeben. Dann kannst Du mit mir per Email in Kontakt treten. Auf das Icon über meinem Nick klioken. Habe Vertrauen und Mut,
dann wirst du auch etwas gewinnen.
Freue mich darauf mit dir in Kontakt zu treten, aber den ersten Schritt kannst nur Du tun, da dein Profil im Forum nicht freigegeben ist.

Liebe Grüsse
Horacio
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