Ich bin so Blöd !!

[mäx]

Ständig reisst man sich den Hintern auf und dann bekommt man noch einen Tritt hinein ! Ich fühle mich so eckelig ! für meine kleine Familie tue ich alles und freu mich über jedes blitzen und blinken in den Augen meines Sohnes und meines Mannes ,aber ich habe immer das Gefühl das es nicht ausreichend ist und ich bin auch ehrlich ich schaffe auch nicht alles . Ständig bekommt man signalisiert das man nicht GUT!! genug ist und das " kotzt mich an " !! ich möchte mal wissen wie Menschen ohne Depris damit umgehen . Ich sitze hier gerade gemütlich auf meinem Sofa und trinke Alte Liebe mit Sprite und versuche meine Gefühle zu unterdrücken , ich glaube allerdings , das mir das nicht wirklich gelingt . Weiß einer von euch wie weh das tut wenn man alles getan hat in den letzten Jahren und man wird nur angemault ? Ich habe es heute mal wieder festgestellt und ich hätte gerne darauf verzichtet !!! vieleicht ist das auch ein typisches Problem einer Mutter und Ehefrau , aber wenn das mein ganzes Leben so weitergehen soll , na dann Prost , Mahlzeit !! Ich sehe mich schon wieder Anti Depressiva schlucken , wie Ätzend !! na ja , irgendwie muß ich da wohl durch und da ich mich nicht wirklich wehre bin ich echt Blöd ! schönen Gruß an alle , die sich genauso fühlen wie ich , danke fürs lesen meines Beitrages!!!

[Olympia23]

Hallo, tut mir leid, das deine Familie so reagiert.
Sind sie denn nicht aufgeklärt? Naja von einem Kind kann man nicht immer Rücksichtnahme erwarten, aber dein Mann ist ein Erwachsener und sollte verstehen, dass du nunmal nicht gesund bist.
Er sollte sehen, das du dein bestes versuchst und er sollte zumindest versuchen dich zu unterstüzen.
Wie alt ist denn dein Sohn?

Alte Liebe? Ist das nicht ein Früchtetee?

[cybolon]

Hallo Mäx,

"ich möchte mal wissen wie Menschen ohne Depris damit umgehen."

Wenn's total übertrieben wird, bekommen sie Depris...

Undank ist der Welt Lohn.
Nicht Du bist blöd, sondern die Situation, okay? Dies zu ändern erfordert eine Änderung Deiner selbst. Nur, wenn Du Dich selbst freundlicher behandelst, nämlich ohne Beschimpfungen, wenn Du Dir erlaubst, ein fehlerhaftes Wesen zu sein und wenn Du Dir eine kleine Mauer gegen Angriffe leistest, kannst Du den Umgang der Anderen mit Dir verbessern.

Wie weh das tut, von allen Seiten angemotzt zu werden, weiß ich. Du tust mir wirklich auch leid.

Ich hoffe, dass Du den Anfang bei Dir findest, aktiv einzugreifen, damit es NICHT für immer so bleiben muss!

Liebe Grüße
vom
cybolon

[Antoinette]

Hallo Steffen03!

Wenn alles so weitergeht wie bisher, dann werden auch die Depressionen bleiben, soviel ist klar, Du musst etwas ändern. Und Du bist die einzige die das kann, denn Dein Mann und Dein Sohn werden das von sich aus bestimmt nicht tun.

Offensichtlich geben die beiden Dir gar keine Anerkennung und freuen sich nicht über Deine Bemühungen und Gaben. Sowas ist scheiße.Klar fühlt man sich da schlecht, ungenügend, nicht gut genug.

Und ja, das tut unendlich weh, wenn man für geliebte Menschen alles tut, sie glücklich machen will, aber für die ist man nur eine "Maschine" die möglichst funktionieren sollte, und als Person wird man überhaupt nicht wertgeschätzt. So darf es auf gar keinen Fall weitergehen, da gehts Du immer mehr dran kaputt, bis der Letzte funken Lebenswille erlischt.

Aber Du kannst es ändern!

ICh war früher auch Fussabtreter für alle, habe gemacht und getan, mich bemüht und dafür nicht mal Dank, geschweige denn dass der andere sich freut, geerntet.

Aber ich muss ehrlich sagen, das hat sich sehr geändert, seitdem ich anders mit mir umgegangen bin und meine Einstellung zu mir und anderen geändert habe. Danach habe ich dann auch Respekt, Anerkennung usw. bekommen und plötzlich wollten alle möglichen Leute was für mich tun.

Als allererstes komme nun ich. In jeder erdenklichen Situation denke ich als erstes "Was will ICH?", "Passt mir das?", "Was sind meine Bedürfnisse?". Ich tue nur noch was für andere, wenn ich dafür entweder eine Gegenleistung bekomme/bekommen habe, oder wenn ich einfach total Lust dazu habe und somit gar keine Gegenleistung oder Dank erwarte.

Du kannst ja Deiner Familie als allererstes mal klar machen, was Du mit den Depressionen für eine schwere Erkrankung hast, dass Du da sehr viel Unterstützung brauchst, und im Haushalt nicht alles machen kannst. Wissenschaftlich fundierte Texte aus dem Internet oder aus Büchern sind dabei eine sehr gute Waffe. Überhaupt solltest Du alles über Depressionen lesen was Du in die Finger bekommst, damit Du erstens besser für Dich sorgen kannst, und zweitens besser argumentieren kannst. Mangelnde Anerkennung und ungeliebte Pflichten sind zum Beispiel Gift für Depressive.

Ich weiß nicht wie schwer Deine Depressionen im Moment sind, aber vielleicht kannst Du Dir einen Job suchen, wo Du mal von zu Hause weg kommst, soziale Kontakte knüpfen kannst und Anerkennung bekommst. Oder fühlst Du Dich dazu zur Zeit nicht in der LAge?

Vielleicht wäre dann eine Option für eine Zeit in eine Fachklinik zu gehen, hauptsache Du kommst aus dem negativen Umfeld mal weg. Das tut Dir ja nun überhaupt nicht gut da mit Deinem Mann und Deinem Sohn. Die müssen sich auch noch viel ändern, und eine Wertschätzende, ünterstützende Einstellung entwickeln. Aber wie gesagt, dass kommt wenn Du mehr für Dich und Deine Bedürfnisse eintrittst.

Kannst ja mal sagen, ob Du einiges davon für Umsetzbar hältst! Würde mich freuen!

LG, Antoinette

[cybolon]

Hallo Antoinette,

"...seitdem ich anders mit mir umgegangen bin und meine Einstellung zu mir und anderen geändert habe. Danach habe ich dann auch Respekt, Anerkennung usw. bekommen und plötzlich wollten alle möglichen Leute was für mich tun."

Klasse!

@mäx
Bei mir entwickelt es sich erst seit kurzer Zeit, dass ich ganz verstärkt darauf achte, mich selbst besser zu behandeln.
Das klingt jetzt vielleicht albern:

Ich halte mir selbst die Türe auf, lasse mir selbst den Vortritt und biete mir was zu Trinken an.

Mein Ziel ist es, mich so zu behandeln, wie ich einen Gast behandele oder einen Freund.
Sieh Dir bitte Deinen Thread-Titel an:

"Ich bin so Blöd !!"

Okay! Und jetzt stell Dir mal vor, ein sehr lieber, enger Verwandter kommt, nach 8 Std. Fahrt, bei Dir zuhause an. Er erzählt, dass er einen Umweg gefahren ist, weil er ne Abfahrt verpasst hat. Und dann raunzt Du ihn an:

"Du bist so blöd !!"

Das wäre echt nicht okay, stimmt's?

Will sagen: Wir gehen oft mit uns selbst dermaßen ungerecht und hart ins Gericht, wie wir es nichtmal mit nem besoffenen Liverpool-Fan auf dem Hamburger Bahnhofsklo täten!

Mit niemandem gehen wir so ungeduldig, unnachgiebig, ungerecht und überfordernd um, wie mit uns selbst. Wenn wir es schaffen, dies zu ändern, gewinnen wir!

Liebe Grüße
vom
cybolon

[Shay]

Hallo Steffen/mäx,

hmmm, bist Du wirklich blöd? Oder stehst Du momentan vor einer blöden Aufgabe?

Ich will Dir einfach mal einen kleinen Gedankenanstoß geben (und bitte verzeih mir, sollte ich total daneben liegen):

Hat einer von Deiner Familie irgendwann mal gesagt, dass das, was Du für sie tust, nicht ausreicht? Oder ist es vielleicht etwas, was Deine depressive Seele zwischen die Zeilen interpretiert? Nein, das ist keine Schuldzuweisung, sondern einfach ein Erklärungsversuch - der vielleicht auch alles ein wenig relativieren kann. Aber ich kenne den Spaß aus eigener Erfahrung, in Hinblick auf meine Vorgesetzte. Ich war von Anfang an der Meinung, die Frau hätte was gegen mich und wollte mich so schnell wie möglich loswerden. Ich glaubte, nichts was ich täte, wäre gut genug. Es hat auch eine ganze Weile gedauert, bis ich das endlich begriffen habe - nämlich, dass das alles nur meine verqueren, depressiven Gedanken waren, die aber mit der Realität so gar nichts zu tun hatten...

Könnte es sein, dass es sich bei dir ähnlich verhält? Dass Du gerade eine depressive Episode erleidest und Dir Deine Seele einen - zugegebenermaßen hundsgemeinen - Streich spielt?

Wie sieht das aus mit einem Gespräch zwischen Dir und Deinem Ehemann - hast Du schon mal eins geführt? Ihm gesagt, wie es Dir momentan geht und was Du fühlst? Ihn vielleicht auch um etwas Nachsicht gebeten, wenn Du vielleicht ab und an in den falschen Hals bekommen solltest? Ich würde es Dir - soweit ich wie gesagt nicht völlig daneben liege - empfehlen.

Zuguterletzt - Antidepressiva: Mag sein, dass diese Medikamente bei Menschen, die mit der Krankheit nichts zu tun haben, nicht gut ankommen. Das ist ähnlich wie mit einer Chemotherapie bei Leuten, die mit Krebs nie was zu tun hatten. Da wird Erfahrung gegen gefährliches Halbwissen eingetauscht.
Meine offene Meinung zu Antidepressiva: ICH DANKE GOTT DASS ES DIESE MITTEL GIBT! Ich kann nämlich nicht mit Sicherheit sagen, ob ich heute da wäre, wo ich bin, wenn es diese Mittel nicht gäbe. Ich schlucke lieber abends regelmäßig 'ne Tablette, als irgendwann wieder in einem so entsetzlichen Jammertal zu sitzen. Da ist so ein bisschen Chemie die definitiv bessere Lösung!

[Poolshark]

Wenn Du erwartest, für alles was Du tust, von anderen gelobt und geliebt zu werden, ist das nicht nur ein schlechter Antrieb, sondern auch eine gute Anleitung zum Unglücklichsein - die Paradedisziplin der Depressiven.
Klar ist es schön, jemandem eine Freude zu machen, Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren, wenn man dem aber immer hinterherrennt, ist man ziemlich bald aus der Puste und wird sich furchtbar wertlos fühlen, wannimmer diese Bestätigung ausbleibt.
Lektion 2: Zuneigung und Anerkennung kann man nicht erzwingen oder erkaufen.
Es ist eine der wertvollsten Erfahrungen meines Lebens, diesen Mechanismus erkannt zu haben und es wird mich noch viel Kraft kosten, mich daraus zu befreien.

Desweiteren kann ich mich nur meinen Vorrednern anschließen: Wer sich selbst nicht liebt, buhlt um die Liebe anderer Menschen und vergisst sich darüber selbst.
Es gibt ein schönes Sprichwort:
Schließt du die Hand zur Faust, besitzt du nichts. Öffnest du die Hand, gehört dir die ganze Welt.
Ich war viele Jahre einsam und hab ernsthaft bezweifelt, dass mich jemand aufrichtig lieben oder gernhaben kann, hab danach gehungert, dass jemand etwas nettes zu mir sagt, hab versucht immer die klügste und witzigste zu sein; eine gute Tochter, eine gute Schülerin, eine beste Freundin - everybodies Darling ...
Ich bin auch jetzt noch weit davon entfernt, mich selbst zu schätzen oder zu lieben, aber was Freundschaft und Zuneigung heißt, habe ich erst dann erfahren, als ich mich geöffnet habe in den wenigen Momenten, in denen ich das zulassen kann.
Von da an war es nicht länger schwer, Menschen für mich zu gewinnen und auch nicht mehr so schmerzhaft, wenn sie nicht zu gewinnen waren ...

Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese Ratschläge immer schwer auf die liebe Verwandtschaft, mit der man schon eine lange Geschichte und viele ungüstige Angewohnheiten teilt, zu übertragen sind, ich hoffe trotzdem für dich, dass du auch solche Erfahrungen machen und dann auf deine Familie anwenden kannst.
Ich für meinen Teil kann sagen, dass die meisten Probleme, die ich mit anderen Menschen habe, auf mich selbst zurückzuführen sind und die Tatsache, dass man andere nicht ändern kann, sondern immer nur sich selbst, ist ja auch kein Geheimnis mehr ...

[Antoinette]

Hallo Horst!

Ja klasse ist das in der Tat, dass man so viel ändern kann, nur dadurch dass man seine Einstellung ändert. Deswegen gings mir ja auch ne Zeitlang überhaupt gut.

Das Problem ist ja im Moment nur, dass ich absolut kein Interesse, keine Gefühle für andere Menschen mehr entwickeln kann, jedes Wort ist mir zu viel, und dass in unserer WG-Küche gerade irgendwelche Leute am Lachen und am Grölen sind überlastet mich total... Und das hab ich noch nicht raus wie man diesen Zustand ändert....

@Shay

Das mit dem Einbilden ist so ne Sache... Thearapeuten wollten mir auch immer einreden, dass ich mir das bestimmt nur einbilde, dass andere mich missachten und so. Das führt dazu dass man dann immer weniger seinen Gefühlen traut und immer tiefer in die Depression hinein gerät.

In Wiklichkeit ist es doch so, dass Depressive sehr feine Antennen für sowas haben, und sie können sehr gut die Realität erkennen. Aßerdem wenn man dieses Gefühl hat, hat man es. Und es sollte unwichtig sein ob es was mit der Realität zu tun hat oder nicht, wichtig ist nämlich dass man seine Einstellung zu sich und anderen ändert, mehr Selbstbewusstsein entwickelt, das hilft nämlich in beiden Fällen.

Und es schadet ja dem Selbstbewusstsein, wenn man seine Wahrnehmungen und Gefühle anzweifelt, das tun Depressive eh schon genug.

Außerdem ist es ja eine sehr häufige Situation, dass Depressive Familienmitglieder von den anderen angemault und angemotzt werden. Sogar in vielen Familien, wo keiner Depressiv ist, ist es so...

[cybolon]

Hallo Antoinette,

phasenweise fühle ich auch zuwenig für Andere und jedes Geräusch, jeder Mucks kann mich dann stören.

Meine Übung ist:
Innerlich ein laaanges OOOOOMMMMM "gongen" zu lassen, mehrmals tief durchatmen und mir innerlich, aber bewusst, sagen: "Drehen wir den Dimmer ein wenig runter: Wertungsfrei akzeptieren, dass ich gerade nicht oben schwimme, ruhig werden..."

Naja, hilft nicht in jeder Situation, aber ich arbeite daran.

Wenn ich heute mal die Liebe zu meiner Frau und meiner Tochter nicht spüren kann, erschrecke und verzweifle ich nicht mehr so stark, wie vor ein paar Wochen. Klar, tut es noch gewaltig weh. Aber die Erfahrung, dass die Gefühle nach dieser Phase wiederkommen, lässt mich geduldiger werden. Ich warte es ab. Ich warte es zu Brei, was sonst?!

Liebe Grüße
vom
cybolon

[Antoinette]

Hey Horstilein

Hoffe Dein Brei ist lecker geworden?

Ja, mit dem tief Durchatmen habe ich auch schon tolle Erfolge erzielt, aber genau wie Du, nicht in jeder Situation. "Om" ist sowieso toll, am tollsten mit mehreren Meditierenden in einem großen Raum, das gibt einen Wahnsinns Klang!

Heute hab ich eine tolle Entdeckung gemacht. Es war mal wieder besonders schlimm mit der Gefühllosigkeit, dieser Abgestumpftheit, bei Gleichzeitigem aufgefressen werden von Belastungen.

Da habe ich mir diese Belastungen mal vorgeknöpft und überlegt, was ich dazu denn empfinden würde, wenn ich was empfinden könnte. Da wurde deutlich, dass das alles sehr schmerzhafte verletzende Sachen sind, diese Verletzung fühle ich aber nicht, sondern nur die nagende Belastung und Depression. Da habe ich mir einfach mal erlaubt, verletzt zu sein. Dann konnte ich den Schmerz spüren und war auch traurig! Das ist ja soooo viel angenehmer als diese nagende Gefühllosigkeit!

Ich habe festgestellt meine Gefühle und Wahrnehmungen sind richtig, das sind Situationen da wäre jeder noch so gesunde starke Mensch verletzt und traurig. Ich darf es mir erlauben, verletzt, ängstlich und schwach zu sein. Das ist ein wichtiger Schritt denke ich, auch wenn ich es sicher noch 1000 mal üben muss um aus der Depression herauszufinden.

Danach hatte ich jedenfalls ein klitzekleines Quentchen Interesse für das Wochenende meines mitbewohners(er hat eine Doku über das Hurricane-Festival gedreht).

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer Schritt für mich! *G*


@Steffen03

Huhu, hätte mich ja gefreut von Dir mal zu hören, wie die Situation momentan so ist?
Ich lese zur Zeit ein Buch, in dem ganz viele Berichte stehen von Menschen die in einer sehr ähnlichen Situation steckten wie Du. Dort wird auch beschrieben wie man aus den depressiven Verhaltensmustern heraus kommt, ich habe das Gefühl, das bringt mir ziemlich viel.

Jedenfalls musste ich da des öfteren an Dich denken, obwohl es ja sicher auch auf viele andere Depressive zutrifft.

Greetz an alle, Antoinette

[cybolon]

Hallo Antoinette,

ein kurzes, intensives Nachgeben, gegenüber der Traurigkeit, kann sehr befreiend wirken. Wenn ich auf der Arbeit merke, dass die BL nach mir greift, ist das natürlich nicht der angemessene Zeitpunkt dafür.
Abends nehme ich mir dann aber extra ne halbe Stunde und erlaube allen Gedanken, die mich quälen wollen, auf mir rumzutanzen.

Früher waren sie zu feige, abends, wenn ich die Last des Tages von den Schultern habe, war ich ihnen zu stark. Keiner muckste sich.
Am nächsten Tag kamen sie aber wieder, abermals auf der Arbeit und brachten auch noch ihre großen Brüder mit.

Heute schaffe ich es, sie im Hinterkopf von mittags bis abends gefangenzuhalten, um sie in der "Sprechstunde" hervorzuzwingen.
Dann darf ich auch traurig, wütend, enttäuscht, verbittert oder verzweifelt sein.
Pünktlich, wenn die halbe Stunde um ist, ist aber auch wieder Schluss damit.

Es ist so befreiend, selbstbestimmt die Regie über die Gedanken übernehmen zu können.
Genau das hast Du, in Bezug auf Deinen Mitbewohner, auch getan.

Wir schaffen das endlich! *jump*

Liebe Grüße
vom
cybolon

[Poolshark]

"Und es schadet ja dem Selbstbewusstsein, wenn man seine Wahrnehmungen und Gefühle anzweifelt, das tun Depressive eh schon genug."

Viele Depressive tun das eben nicht genug und fühlen sich ihr ganzes Leben lang ungeliebt und wertlos, kompensieren dieses Gefühl mit einer Ersatzbefriedigung für das fehlende Selbstwertschätzen: zuviel Arbeit, Drogen, das Klammern an andere Menschen ...
Ich war die ersten 20 Jahre meines Lebens diesem Kreislauf total ausgeliefert, erst als ich angefangen habe, das permanente Unzufriedensein, diese Abhängigkeit vom Wohlwollen anderer und die darauffolgende Gefühlstaubheit zu hinterfragen, war ich in der Lage damit umzugehen.

Natürlich ist allgegenwärtiger Zweifel ein schweres Symptom der Depression, aber Zweifel ist auch gesund und wannimmer ich mich ungeliebt und verraten fühle, hilft mir dieser Zweifel an meinen Gefühlen.
Wenn jemand beiläufig etwas sagt, beziehe ich das sofort auf mich, weil sich mein geringes Selbstwertgefühl darin bestätigt fühlt, laut "Siehste!" schreit und ab jetzt einen Groll gegen diese Person hegen und jedem Kommentar als einen Angriff gegen mich werten wird.
Ich werde empfindlichst auf jede Kleinigkeit anspringen, Leute anmaulen, vermeintliche Bösartigkeiten dieser Personen im Kopf weiterspinnen, den ganzen Tag mit langem Gesicht rumlaufen und mich wundern, warum mich keiner liebhat - die klassische Kommunikationsstörung, die klassische Depressionsfalle.

Ich persönlich habe oft den Impuls, die Menschen, die mir ihre Zuneigung zeigen zu verletzen und zu vergraulen, wenn sie meinen Erwartungen nicht gerecht werden.
Die Lösung ist dann oft durchatmen und mich einen Schritt neben mich stellen, zu analysieren wo die (Toll-)Wut herkommt und es vermeiden in den nächsten Stunden jemanden anzurufen .
So kann ich viele meiner vermeintlichen zwischenmenschlichen Probleme mit mir selbst klären.
Was natürlich nicht bedeutet, dass man derartige Nöte nicht ernst nehmen und mit seinem Gegenüber besprechen soll, aber man muss eben erstmal rausfinden lernen, ob das Problem nicht allein bei einem selbst liegt - und dabei hilft einem eben gesunder Zweifel.

[griet]

Nein, Du bist nicht blöd !
Du hast es, wie ich, nicht anders gelernt von Haus aus.
Du versuchst, die Pflichten und Ansprüche zu erfüllen, die man Dir eingetrichtert hat.
Als Ehefrau, Hausfrau, Mutter usw. Irgendwann kommt der Punkt, wo man anfängt,
sich nur noch im Kreis zu drehen, man ist frustriert, weil man manchmal auch Lob und Anerkennung braucht, für das was man tut. Wenn es aber für die anderen selbstverständlich geworden ist, dass man z.B. vom Fussboden essen kann, dass Muddi für alles da, dass "Schatzi" immer verfügbar ist,erkennen die nicht mehr, was sie an dir haben. ich hab mir, als meine Kinder klein waren mal einen kleinen Trick ausgedacht: Wenn ich ein paar Minuten Pause brauchte, habe ich eine Eieruhr gestellt und gesagt, dass, wenn sie bimmelt, wieder zu mir kommen können. Zuerst waren es 10 Min., dann langsam gesteigert bis auf 2 Std. In der Zeit habe ich dann auch wirklich nichts getan, was nicht FÜR MICH war, lesen, dösen, Musikhören o.ä. Und soll ich Dir was verraten? Keiner hat gemerkt, dass das Klo nicht glänzte, oder keine Butter im Kühlschrank war, oder Wäsche noch nicht gewaschen. Keiner. Heute weiss ich, dass meine Depression zum Teil davon herrührte, gelernte Ansprüche umsetzen zu wollen. Ich bin anders als meine Eltern, als meine Onkel, Tanten, Großeltern, die alle mitgemischt haben in der Erziehung. Ich bin kein ordentlicher Mensch, es macht mir nichts aus, eine Woche kein Staubzusaugen, trotz Hund. Ich lese lieber als Wäsche zu waschen. Ich schaffe es heute besser, mich abzugrenzen, mir einzugestehen, das meine Kraft an manchen Tag nicht ausreicht, um irgendetwas zu schaffen. Und dann ist das so.

In meiner Ehe bin ich zwar lange schon nicht mehr glücklich, aber dieses Abgrenzen hilft mir nach neuen Wegen zu suchen.

Hm, vielleicht hätte ich mir den letzten Satz sparen können.......

Gruß Griet

[Antoinette]

>>Natürlich ist allgegenwärtiger Zweifel ein schweres Symptom der Depression, aber Zweifel ist auch gesund und wannimmer ich mich ungeliebt und verraten fühle, hilft mir dieser Zweifel an meinen Gefühlen.
Wenn jemand beiläufig etwas sagt, beziehe ich das sofort auf mich, weil sich mein geringes Selbstwertgefühl darin bestätigt fühlt, laut "Siehste!" schreit und ab jetzt einen Groll gegen diese Person hegen und jedem Kommentar als einen Angriff gegen mich werten wird.<<

Hilft Dir denn wirklich der Zweifel an Deinen Gefühlen? Ich entnehme Deiner Aussage, dass Du immer noch alles auf Dich beziehst. Ich tue das schon länger nicht mehr, undzwar hat das zeimlich schnell aufgehört, als ich mich und meine Gefühle mehr respektiert habe. Auch die Gefühle des wertlos seins, des ungeliebt seins, sind bei mir dann ziemlich schnell weg gegangen.

Ich habe eingesehen dass diese Gefühle ihre Berechtigung haben, bei den Erfahrungen die ich gamacht habe. Nur dass sie eben auf der Vergangenheit basieren, und wenig mit dem Jetzt zu tun haben.

Und die Bedürfnisse geliebt und wertgeschätzt werden zu wollen sind völlig berechtigt und normal, sie sind nur so überstark gewesen weil sie nie erfüllt wurden.

Ich bin sehr froh, dass ich nicht mehr meine Sichtweise und meine Gefühle hinterfragen muss, da hab ich mich nämlich schon immer schlecht bei Gefühlt, und es hat den Genesungsprozess verhindert.

Aber wenn es Dir hilft, und ich meine wirklich hilft, so dass sich diese Probleme bei Dir lösen, dann ist es vielleicht für Dich der richtige Weg.

[Poolshark]

"Aber wenn es Dir hilft, und ich meine wirklich hilft, so dass sich diese Probleme bei Dir lösen, dann ist es vielleicht für Dich der richtige Weg."

Ich schätze die Wege in und aus der Depression sind individuell.
Meine depressive Karriere hat damit begonnen, dass mir von familiärer Seite viel Unsicherheit und Hilflosigkeit mitgegeben wurde. Ich habe nie gelernt mich selbst zu schätzen oder nur zu akzeptieren, weil ich mich in allen Bereichen des Lebens als "ungenügend" empfand.
Wenn man nirgendwo Akzeptanz erfährt, hängt man sich an jedes Fünkchen Zuneigung und klammert sich an Menschen, die diesen Anforderungen natürlich nicht standhalten können.
Zusammenfassend lässt sich für meinen Fall sagen: Ich war mit dieser "Methode" permanent unglücklich, hatte keine Freunde und ständig Stress in der Familie und in der Schule. Ich kann das Unglück kaum beschreiben, das ich empfand, wenn mich jemand abfällig ansah oder mir zu verstehen gab, wie wertlos ich bin. Irgendwann habe ich diese Abneigung in jeder Aktion oder in jeder ausbleibenden Aktion der Menschen um mich herum verstanden.
Jeder Tag, an dem meine Umwelt mich und meine offensichtlichen Probleme ignoriert hat, war wie ein Schlag ins Gesicht.
Wie an einen Strohhalm habe ich mich an winzige Momente geklammert, wenn mich jemand angelächelt hat oder ich Anerkennung erfahren hab. Ich war wie ein ausgehungerter Straßenköter. Ich habe nichts mehr gemacht, was allein meinem Wohlbefinden oder meinem Vergnügen diente. Wenn ich Dinge gemalt oder gezeichnet habe, dann nur, weil die Menschen mich dann für einen Moment beachtet haben. Wenn ich etwas gesagt habe, dann nur in dem Versuch Symphatien zu gewinnen.

Die Moral, die ich aus diesen Erfahrungen zog war die, dass man sich nicht auf das Wohlwollen anderer verlassen darf, dass man nicht sein ganzes Leben der Zuneigung seiner Umwelt widmen kann, dass man Freundschaft und Liebe nie wirklich erfahren wird, wenn man sich selbst nicht grün ist.

Und genau diese Erfahrung drängte sich bei mir auf, als ich Steffens Beitrag las:
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"Ständig reisst man sich den Hintern auf und dann bekommt man noch einen Tritt hinein ! Ich fühle mich so eckelig ! für meine kleine Familie tue ich alles und freu mich über jedes blitzen und blinken in den Augen meines Sohnes und meines Mannes ,aber ich habe immer das Gefühl das es nicht ausreichend ist und ich bin auch ehrlich ich schaffe auch nicht alles . Ständig bekommt man signalisiert das man nicht GUT!! genug ist und das " kotzt mich an " !!"
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Vielleicht ist es falsch von mir anzunehmen, dass das Problem in depressiver Denk- und Verhaltensweise liegt. Vielleicht ist das Problem wirklich die "ignorante Familie".
Aber weil das hier ja ein Forum für Depressive ist, dachte ich mir, ich geb mal meinen Senf dazu.

Und nochmal zum Thema "Gefühle anzweifeln":
In einer depressiven Phase, habe ich Gefühle, die ich in gesundem Zustand nicht verstehen, bzw. mit klarem Kopf hinterfragen kann.
Liebt mich wirklich niemand? Bin ich wirklich so wertlos? Bin ich hässlich?
Ohne diese Zweifel wäre ich immernoch der verirrte Teenager von damals, vermutlich aber schon längst unter der Erde.
Meine Depression zeigt mir unglaublich überzeugend, wie furchtbar diese Welt ist und wie aussichtslos und unbedeutend mein Leben, wäre da nicht mein gesunder Zweifel an allem, würde ich das tatsächlich glauben.
Ich zweifle an allen schlechten Gedanken, die mir meine Depression beschert, und das is die einzige Waffe, die ich im Moment habe.
Allerdings hast du nicht ganz Unrecht, die Unsicherheit, was die eigenen Gedanken angeht, ist manchmal sehr zermürbend.

[cybolon]

Hallo Ihr,

wow, ich entdecke einzelne Teile meiner eigenen Sozialisation in fast jedem Posting hier wieder!

Nachdem ich die letzten Postings von Euch las, ist mir klar, dass ich sie noch ein paar Mal lesen muss, um mir über einige Dinge klarzuwerden.

Ich hoffe, dass Mäx das für sich auch erfolgreich tun kann!

Tolle Diskussion! Danke!!!

Auch für den Tipp mit der Eieruhr, Griet!

Liebe Grüße
vom
cybolon

[mäx]

Hallo an alle ! Ich möchte mich ganz herzlich für eure Tipps bedanken . Ich denke das ich einiges davon anwenden werde , vor allem werde ich sehen das auch ich mich mehr durchsetze und nicht immer nach gebe .An dem Tag wo ich den Beitrag geschrieben habe ist einfach alles schief gelaufen und war mal wieder in Selbstmitleid versunken . Nun geht es mir wieder recht gut, auch dank euch ! Lasst euch nicht unterkriegen , ich werde es jetzt auch nicht mehr tun !!!!!!!!

[Antoinette]

Hey Anne!

Du kannst meine Vergangenheit so gut beschreiben! Erstaunlich! Hast Du mein Leben beobachtet?

Nee, mal im ernst, ich finde mich in JEDEM Wort wieder. Ich finds echt schade dass Du auch so leiden musstest, aber ich finds gut dass jemand wirklich versteht was ich durchgemacht habe, da Du es anscheinend fast genauso erlebt hast.

Vieleicht benutzen wir das "Zweifeln an den eigenen Gefühlen" auch mit unterschiedlicher Bedeutung. Also bei mir war das so mit den Gefühlen der Wertlosigeit und des ungeliebt seins, dass ich schon wusste, dass es nicht Sitautionsangemessen war, aber ich habe irgendwann eingesehen, dass es völlig verständlich ist bei meinem erfahrungshintergrund, dass ich so fühle. Und dann, als es mal wieder (zum 100. mal) soweit war, dass jemand den ich sehr sehr gern hatte mich nach kurzer Zeit fallen lies, habe ich folgendes probiert: Tief und ruhig atmen, den übermächtigen vernichtenden Schmerz zulassen und weiter tief atmen, langsamer aus- als einatmen.

Ich habe dem Gefühl praktisch gesagt: "Ja, Du darfst da sein, Du darfst Dich ausbreiten, du hast eine Berechtigung gefühlt zu werden". Und dann passierte das erstaunliche: Nach dem Mega-Schmerz-Flash verarbeitetete mein Körper anscheinend automatisch diese Gefühle und es trat eine Erleichterung ein, ein Wohlgefühl und ein vorher nicht gekanntes Selbstbewusstsein.

Das habe ich dann noch ein paar mal gemacht, und seitdem habe ich mich nie wieder wertlos, ungeliebt oder unterlegen gefühlt.

Wenn ich heute glaube, dass sich jemand mir gegenüber ablehnend verhält, dann habe ich in der Regel auch recht damit, aber ich brauche mich deswegen nicht mehr schlecht fühlen. Natürlich tut manches noch weh, aber es ist ein angemessener Schmerz, der, wenn er von mir gefühlt und respektiert wird, sich schnell auflöst und danach fühle ich mich umso stärker.

Ich will unbedingt dass andere auch diese positie Erfahrung machen, deswegen schreibe ich sowas dann im Forum. Aber villeicht kann man auch anderen gar nicht helfen, weil sie von selber drauf kommen müssen.

Würde mich aber trotzdem freuen wenn Du's mal probierst und es Dir auch so viel bringen würde.

Liebe Grüße, Antoinette

[Antoinette]

Hallo mäx!

Schön dass es Dir wieder besser geht! Hoffe es bleibt so, wenn nicht kannste Dich ja wieder mal hier blicken lassen!


Huhu Anne, Poolshark, wo bist Du?

Wollte doch so gerne noch weiter mit Dir schreiben!

Also ich habe nochmal nachgedacht, in gewisser Weise gebe ich Dir ja Recht, es ist nicht förderlich GEFÜHLE für TATSACHEN zu halten, falls Du das mit Zweifeln an den Gefühlen meinst. Wenn zum Beispiel ein Gefühl wie Wertlosigkeit in mir aufkam, habe ich anerkannt: "Aha, jetzt FÜHLE ich mich also wertlos und ungeliebt, das ist ja interessant. Das heißt aber nicht dass ich auch wertlos und ungeliebt BIN. Trotzdem hat das Gefühl seine Berechtigung, schließlich ist mir viel schlimmes in der Hinsicht widerfahren. Noch dazu habe ich ja immer versucht das Gefühl zu verdrängen, zu entkräftigen, habe es also gar nicht gut behandelt, kein Wunder dass es immer noch aufbegehrt.". Ich habe also das Gefühl wahrgenommen, es akzeptiert, dass ich mich im Moment so FÜHLE, es respektiert, es zu ende gefühlt, und dannn war es irgendwann gut.

Ich kann mich heute nicht erinnern, wann ich mich zum letzten mal ungeliebt und wertlos gefühlt habe. AUch wenn ich mal wenig Wertschätzung von außen bekomme, so fühle ich mich trotzdem wertgeschätzt, denn meine Gefühle können sich nun sicher sein, sie werden von mir gewertschätzt und respektiert, das löst in mir ein Gefühl der Sicherheit und des Selbstbewusstseins aus.

Was mir davor in vielen Therapien sehr schlecht getan hat, war dieses "dem Gefühl Gegenargumente liefern". Also wenn ich mich wertlos gefühlt habe musste ich dann so einen inneren Dialog führen:
-Ich bin soooo wertlos, warum sonst behandeln mich alle so scheiße.
-Nein, Du bist nicht wertlos, jeder Mensch ist doch von natur aus wertvoll!
-Na toll ,ich will aber nicht so einen "Jedermannswert" haben, ich will für andere wichtig sein!
-Bist Du doch, deiner Besten Freundin bist Du sehr wichtig!
-Na toll, aber wir sehen uns doch kaum... Ich habe nichts wertvolles zu geben...
-Doch natürlich, Du kannst gut zuhören!
-Suuuper, offensichtlich will aber keiner dass ich ihm zuhöre...

usw. usw... Ich habe mich im Verlaufe solcher inneren Dialoge immer schlechter und schlechter Gefühlt. Kein Wunder, das Gefühl fühlte sich nicht respektiert und bäumte sich immer mehr auf, wurde immer stärker...

>>Vielleicht ist es falsch von mir anzunehmen, dass das Problem in depressiver Denk- und Verhaltensweise liegt.<<
Sicherlich nicht, soetwas geht doch meist miteinander einher. Man gibt sich selber weniger Wertschätzung, opfert sich noch mehr für die anderen auf, und die wissen das dann nicht zu schätzen, weil man es wie ein Diener sowieso immer tut. Eine Wertschätzung von außen kann nur dann zustande kommen wenn man auch selber sichh und seinen Gefühlen diese Wertschätzung gibt, und dann auch guten Gewissens für sich und seine Bedürfnisse eintreten kann, da hast Du völlig recht, wenn Du das meinstest.

Liebe Anne, ich hoffe von Dir nochmal zu hören, schließlich haben wir ja einiges gemeinsam!

Liebe Grüße, Antoinette

[otterchen]

Hallo Antoinette,

Du schreibst:
Wenn zum Beispiel ein Gefühl wie Wertlosigkeit in mir aufkam, habe ich anerkannt: "Aha, jetzt FÜHLE ich mich also wertlos und ungeliebt, das ist ja interessant. Das heißt aber nicht dass ich auch wertlos und ungeliebt BIN. Trotzdem hat das Gefühl seine Berechtigung, schließlich ist mir viel schlimmes in der Hinsicht widerfahren. Noch dazu habe ich ja immer versucht das Gefühl zu verdrängen, zu entkräftigen, habe es also gar nicht gut behandelt, kein Wunder dass es immer noch aufbegehrt.". Ich habe also das Gefühl wahrgenommen, es akzeptiert, dass ich mich im Moment so FÜHLE, es respektiert, es zu ende gefühlt, und dannn war es irgendwann gut.

Ja, das trifft bei mir auch zu. Wenn ich dieses Gefühl wirklich zulasse und ihm sage "ja, dieses Gefühl hat wirklich seine Berechtigung - wer würde sich unter diesen Umständen denn jetzt wirklich anders fühlen?!" dann geht es mir bald besser.

Hier hat es bei mir aber lange Zeit auch an der zeitlichen Abfolge gehapert:
ich bin auch davon ausgegangen, dass man "gegensteuern" sollte, also die "negativen Gefühle" bzw. die Gedanken, die dazu geführt haben, direkt zu entkräften.
Aber das hieß wohl, ich hatte den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht.
Zunächst ist es wirklich wichtig, dieses Gefühl zuzulassen und es wirklich anzunehmen. Es darf jetzt sein, es hat jetzt seine Berechtigung.
Erst, wenn es dann abflaut, kann man sich daran machen, die Hintergründe zu untersuchen: was hat dieses Gefühl ausgelöst, woran hat mich diese Situation erinnert, welche Bewertung oder Sichtweise von mir steckt dahinter etc.

[Poolshark]

Ahjo hier bin ich wieder.
Ich glaube meine und deine Geschichte, liebe Antoinette, sind auch gar nicht so selten - eine wichtige Lektion für mich, die lange Zeit tatsächlich gedacht hat, sie wäre die einzige auf diesem Globus, die nicht reinpasst, nicht funktioniert und den ungeschriebenen Regeln nicht folgen kann, nach denen der Rest der Menschheit spielt.

Nach Deinen letzten beiden Posts erkenne ich, dass unsere Denkweise gegen das schlechte Gefühl gar nicht so unterschiedlich ist, wie zuerst angenommen.
Ich habe lange Zeit dagegen angesteuert, mich fast schon bestraft dafür, dass ich wegen Kleinigkeiten gekränkt bin und jeden Blick und jede Geste gegen mich werte.
Die Fortschritte mit dieser "Methode" waren eher kläglich und mich jedesmal zu Ermahnen, wenn mich etwas eigentlich Unbedeutendes verletzt, war der Sache eher undienlich.

Erst seit einer Weile versuche ich auch diese irrationalen Gefühle und Gedanken anzunehmen, zuzulassen und erst dann mit mir zu klären. Das ist kraftraubender als jeder Hochleistungssport und oft sehr unangenehm, wenn man sich darauf konditioniert hat zu verdrängen, was einen belastet und sich selbst nicht ernst nimmt, weil man das nie gelernt hat.

Ich habe immer gewusst, dass der Weg aus dieser Selbsthass-Gedankenfalle nur mit Selbstakzeptanz zu schaffen ist, erfahre aber erst jetzt, was das eigentlich bedeutet.

[cybolon]

Hallo Anne,

viele Dinge, die ich in der Klinik, der Therapie und im Forum aufgenommen habe, konnte ich zunächst wunderbar, wie ein Papagei, nachplappern. Von Anwenden war anfangs keine Spur.
Kein Wunder, dass ich das Verarbeiten vor dem Zulassen und das Annehmen vor dem Loslassen praktizieren wollte.
Auch ich hatte zeitlebens nie gelernt, anders, als mit Verdrängung, auf negative Gedanken zu reagieren.

Jetzt, wo mir das Zulassen und Annehmen im Ansatz gelingt, erschrecken mich viele Gedanken nicht mehr bzw. kaum noch.
Die nächste Übung wird wohl das Loslassen, welches ich mir übrigens noch schwerer vorstelle, als das bereits kräfteraubende Annehmen, Zulassen und Verarbeiten.

Eines hoffe ich dabei inständig: Einmal gelernt, nie mehr vergessen...

Liebe Grüße
vom
cybolon

[Antoinette]

Hallo Otterchen, hallo Anne,

ich würde so gerne was schreiben, aber im Moment, da geht es nicht, ich bin so schwach und traurig und nicht ICH, mein ICH hat sich verkrochen... Bald wird es bestimmt wieder besser sein, und dann wundert euch nicht wenn ich den Thread interessehalber wieder aufnehme...

Bis bald also!?

Die Antoinette

[Poolshark]

Na dann mal viele Grüße an das ICH und gute Besserung.

[Antoinette]

Danke liebe Anne, ich denke, hoffe ich bin auf dem Weg!