Tapetenwechsel und Aktion

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12345
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Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

Gerade eben habe ich den Thread von Otterchen gelesen mit dem Thema was man zum ersten Mal gemacht hat - und meine Stimmung hat sich voll verändert, bin jetzt gut drauf - schreibe aber trotzdem mein Ding jetzt weil es kommt bestimmt wieder.

Also habe diesen Text vorher verfasst:

Hallo Ihr Lieben,

ich nenne mich Saida, bin 42, lebe in Berlin mit meiner Tochter 11 und habe Interesse an Austausch.
Ich hab hier früher schon mal einige wenige Beiträge geschrieben, das ist schon ca. 2-3 Jahre her.

In der Zwischenzeit hatte ich Deppressionen, wurde auch medikamentös behandelt. Momentan und schon länger (seit 2006) nehme ich keine AD mehr. Ich mache eine Psychotherapie, die bald zu Ende ist und zu der ich 14tägig gehe. In der Therapie habe ich gute Übungen gelernt wie ich mich besser an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kann. Innerlich bin ich schon weiter gekommen aber es wird darniedergedrückt dadurch dass ich arbeitslos bin und mich wertlos und überflüssig fühle. Seit einiger Zeit lasse ich mich doch wieder zunehmend hängen, es fällt mir schwer diese Übungen zu machen, bzw. ich mache sie und es hilft mir nicht, besonders dann wenn ich schon zu weit im Keller bin.
Ich hänge zuviel am PC rum, Spiele und Streaming media - wenig sinnvolles- damit die Zeit vergeht.

Ich denke ich bin stagniert und es verändert sich kaum oder zuwenig, es gibt auch Dinge die so bleiben sollen wie sie sind aber vieles ist auch schwer. Ich möchte auch zugleich zu vieles ändern und kann mich nicht auf eins konzentrieren und konsequent dran bleiben.

Nun war ich vorletztes Wochenende bei einem Treffen mit einer Gruppe von Menschen die ich vor 20 Jahren kennengelernt habe, mit denen ich 1988 ein sehr interessantes gemeinsames Jahr verbracht habe. Wir hatten uns mindestens 15 Jahre nicht gesehen als Gruppe. Ich hatte an diesem Wochende sehr stark den Impuls unbedingt aufbrechen zu müssen, wegzugehen von hier, irgendwohin wo ich einfach losackern kann - z.b mit Landarbeit. Ich hätte am liebsten mein Bündel gepackt und wäre losgezogen. Hab dort auch mal kurz angepackt beim Heu machen von Hand - es war auf einem Bauernhof

Zugleich hab ich gewusst dass ich nicht einfach weggehen kann, weil ich meine Tochter nicht zurücklassen will und kann. Das es sie gibt ist gut und ist etwas was so bleiben soll.

Ich bin also erwerbslos, überflüssig, schmerzleidend, jammernd, mich selbst bemitleidend u.s.w.
Das soll sich ändern - ich will mich ändern, aber es klappt nicht.
Nur nach wenigen Tagen bin ich doch wieder in den alten Trott zuückgefallen, der Impuls ist geknebelt.

Der Koffer liegt noch offen und unverstaut da - die Sehnsucht ist brennend.
Ich werde nach einer Möglichkeit suchen, evtl. kann ich ja versuchen mein Kind eine Zeitlang bei Freunden unterzubringen.

Also es gibt da Sachen zu klären:
Wo bleibt in dieser Zeit mein Kind?
Wie geht das mit dem JobCenter - wie kann ich das machen, dass es legal ist, unsere Wohnung erhalten bleibt und wir nicht gekürzt werden - Auslandspraktikum? Jobsuche im Inland/Ausland oder so?
Wohin will ich eigentlich? Was ist wenn ich da auch nicht froh bin?
Ich weiss nicht ob ich die Kraft habe diese Sachen zu klären - Angst habe ich vor dem Jobcenter weil ich seit ca. November so resigniert habe dass ich mich nur noch sehr selten bewerbe. Oft schreibe ich eine Bewerbung und sende sie dann nicht ab, weil ich schon währen des Verfassen starke Zweifel bekomme.
Und ich habe aber Auflagen mich zu bewerben.

Oder ich erzähle einfach gar nichts davon. Im Juli (einem Monat) wollen wir meine Familie (Mama, Schwester ...) besuchen (ist auch noch nicht abgesegnet vom JobCenter). Ich habe schon länger Flüge gebucht für 1 Euro + Tax - aber zu diesem Besuch habe ich schon keine richtige Lust gerade, weil es eskalierte öfters. Also ich habe Angst dass es wieder passiert weil ich nicht gut drauf bin, aber es kann sich ja noch ändern bis dahin. Wenn ich nichts unternehme wird es nicht besser aber wenn ich jetzt was mache wird es vielleicht besser.

Ich denke auch darüber nach ob ich mich medikamentös behandeln lasse. Bin auch hier unsicher. Ich habe schon mehrer AD bekommen: Aponal 2000 - 2002, Mirtazapin 2005 und noch so ein anderes (ich glaube es war irgendwas mit Fluvo...) auch 2005/2006 und ein Studienmedikament (war vermutlich Placebo, hat nicht gewirkt).
Da habe ich leider auch sehr zugenommen und das will ich vermeiden, ich bin schon richtig übergewichtig und habe auch gesundheitliche Beschwerden damit.
Ich möchte nicht mehr an die Uniklinik. Ich war da begleitend zu einer anderen harten Behandlung, im Rahmen einer Studie. Ich wurde dort zwar gut versorgt kannte aber nicht wirklich eine Vertrauens-Beziehung (das trägt ja auch wesentlich zur Gesundung bei) aufbauen. Letztendlich wurde ich meine Krankheit nicht los und hatte obendrein wieder Deppressionen und wog 16 Kilo mehr als vorher - Operation gelungen sozusagen. Aber bemüht haben sie sich sehr. Und ich hab auch gut mitgemacht. Es war eben Pech.
Also wenn ich die Wahl habe gehe ich dann lieber zu einem niedergelassenen Arzt. Ich überlege ob ich mir was verschreiben lasse und dann losziehe. Denn ich habe schon ein bischen Angst dass ich voll absacken könnte wenn etwas schief geht.

Habt Ihr eine Idee für mich? Habt Ihr schon mal so was gemacht - Flucht nach vorne: Auslandsaufenthalt, was neues ausprobieren, ein Studiensemester in einem anderen Land, ein Praktikum, Emigration?
Wenn ja wie seid ihr es angegangen? Habt ihr Erfahrungen wie man das mit Kind macht (mitnehmen oder sehr gut unterbringen)? Und wie es für das Kind ist?

Freu mich auf Antworten , Danke fürs Lesen.
Saida
„Es kommt im Leben auf Kleinigkeiten an.“

Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge
Poolshark
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von Poolshark »

Hallo Saida,
diese Aufbruchstimmung kommt mir sehr bekannt vor, bei mir ist sie aber eher das Sympton einer bipolaren Erkrankung:
Tausend Ideen, Abenteuerlust, überzogene Zukunftsträumereien, unrealistische Anforderungen an mich und mein Leben.
Ich male mir im Kopf aus, was ich alles studieren und lernen, erleben und sehen will, was ich für großartige Dinge auf die Beine stellen und für aufregende Sachen erleben will ...
Die Pointe: seit Tagen nicht aus dem Haus gewesen, Freunden abgesagt, Termine nicht wahrgenommen, es fällt mir schwer überhaupt den Abwasch zu erledigen oder einfach nur irgendwo anzurufen.

Aus dieser Ernüchterung/Erfahrung leite ich bei dir ab:
Willst du wirklich in die weite Welt oder läufst du nur vor dir selbst weg?
Ist dein Drang nach Veränderung gut für dich, oder schadest du damit dir und deiner kleinen Familie.
Ich will dir auf keinen Fall etwas ausreden, schon allein weil ich Menschen bewundere, die einfach den Rucksack packen und sich aus diesen vorgefertigten Gesellschaftsstrukturen lösen.
Das Gefühl des Ausbrechens ist mir bekannt und ich überlege auch oft, ob ich ihm einfach nachgeben soll, ganz radikal und ohne darüber nachzudenken, letztendlich ist das aber auch wieder nur ein depressiver Gedanke, der aus Unzufriedenheit, Unsicherheit und Beschäftigungslosigkeit entsteht.

In deinem Fall würden mir spontan folgende Überlegungen zu deinen Ausbruchplänen kommen:
- die Trennung von deiner Tochter
(Selbstverwirklichung in allen Ehren, aber wird euch eine Trennung guttun?)
- das liebe JobCenter
(Einfach abhauen und Auflagen missachten? Das JobCenter ist sehr nachtragend.)
- deine Erkrankung!
(Ich kann nur für mich sprechen, aber in der Phase einer akuten Erkrankung treffe ich Entscheidungen, die nicht gut für mich sind. Desweiteren musst du bedenken, dass du vermutlich professionelle Hilfe brauchst und sich deine Abenteuerlust schnell mal gegen dich wendet.)
- das Phantom vom "besseren Leben"
(Muss man dafür wirklich die Zelte abbrechen?)

Ich kenne dich nicht und kann deshalb nicht beurteilen, ob dir und deiner Tochter so eine 180°-Wendung guttun würde und mach das deshalb auch nicht.
Der Wunsch nach Veränderung ist in der Regel ein gesunder Impuls, aber vielleicht fängst du erst mit kleinen Dingen an, bevor du die Flucht nach vorn antrittst.
Ich fürchte, es ist sehr "deutsch" von mir, dir zu raten, alles abzuwägen, bevor du dich in's Abenteuer stürzt, aber ich finde, das biste deiner Tochter schuldig.
12345
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

Danke Anne, ich lass deine Antwort erst mal wirken bevor ich was drauf erwidere bzw. zu etwas zustimme.

Spontan fällt mir die Frage ein: Wie organisierst du dich um dann doch die "kleinen Dinge" zu tun? Anerkennst du es bei dir selbst wenn du das schaffst?

Gute Nacht erstmal, bin müde



lieber Gruss

Saida
„Es kommt im Leben auf Kleinigkeiten an.“

Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge
12345
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

Liebe Antoinette, danke nochmal ich denke auch noch weiter drüber nach...
(ich zitiere Dich ab und zu, ok, um Bezug zu nehmen)

"Tausend Ideen, Abenteuerlust, überzogene Zukunftsträumereien, unrealistische Anforderungen an mich und mein Leben.
...
Die Pointe: seit Tagen nicht aus dem Haus gewesen, Freunden abgesagt, Termine nicht wahrgenommen, es fällt mir schwer überhaupt den Abwasch zu erledigen oder einfach nur irgendwo anzurufen".

Also ich funktioniere im Alltag eigentlich relativ gut. Ich muss einfach. Ich stehe jeden Tag morgens um 6.45 Uhr auf. Ich mache was nötig ist in Haushalt u.s.w und ich führe regelmässig Hunde Gassi. Wir hatten bis vor Kurzem eine Patenschaft für eine zukünftige Blindenführhündin. Ich bekomme meistens alles notwendige organisiert - um nicht zu sagen es gibt Sachen die ich super gut organisiert bekomme. Und ich bin auch immer bereit wenn ich gebraucht werde, hilfreich u.s.w. das typische Frauending, für andere Sorgen geht immer für sich selbst mehr schlecht als recht.

Mit der Kommunikationsfähigkeit - das ist für mich auch schwierig. Ich habe mich zurückgezogen, weil ich nichts Neues, Interessantes zu erzählen habe, mir geht es nicht besonders gut und möchte nicht den anderen was vorjammern.
An diversen Aktionen (ins Kino gehen, aufs Konzert, den tollen Yogakurs etc.) kann ich mich auch schlichtweg nicht bzw. nur sehr beteiligen weil sie zu teuer sind.
Ich bezahle für eine regelmässige Freizeitaktivität meiner Tochter und die gemeinsame Hin- und Rückfahrt. Da bleibt insgesammt nix mehr übrig für weitere Unternehmungen bei unserem Budget.
Ich bin insofern in den letzten Jahren sehr sparsam geworden und auch ernüchtert und realistisch. Es fällt mir schwer an meine Wünsche zu glauben bzw. welche für mich zu haben.

"Willst du wirklich in die weite Welt oder läufst du nur vor dir selbst weg?
Ist dein Drang nach Veränderung gut für dich, oder schadest du damit dir und deiner kleinen Familie"

Ich will weglaufen, ja. Aber ich will auch was erleben, weil ich mich hier manchmal halbtot fühle. Es muss auch nicht in der weiten Welt sein, meinetwegen im nächstbesten Dorf das einen Acker hat oder einen Bauernhof wo ich den Stall ausmisten kann oder Unkraut zupfen ... wenigstens eine Zeitlang.

"wird euch eine Trennung guttun?"
Warum sollte ich damit meiner Familie schaden? Meine Tochter liebt mich und klar möchte sie mit mir zusammenleben genauso wie ich das möchte. Aber sie hat schon von Beginn ihres Lebens an sehr viel gelernt auch von anderen Menschen und Familien, sie wäre arm dran hätte sie nur mich.
Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Nachbarn, die Mädchen wurden sehr oft für Geschwister gehalten, mal war meine Tochter bei Ihnen, mmal waren sie bei uns. Dann hatte sie eine super Kitagruppe in der die kleinen schon als Gruppe sehr selbständig waren. Meine Tochter bringt regelmässig 2-3 Freundinnnen mit nach Hause, sie schläft häufig bei ihren Freundinnnen und umgekehrt, sie hat einen "Ersatzpapa" mit dem sie im Urlaub war u.s.w - sie fängt gerade an sich abzulösen! D.h. es schwankt so: Sie ist mal sehr anhänglich, mal bin ich Luft und total überflüssig bzw. peinlich! Und ich steh des öfteren dumm und alleine da. Wenn ich nicht beginne etwas für mich zu tun, werde ich versauern.
Ich glaube nicht dass ihr eine Auszeit von mir schadet. Im Gegenteil wenn ich später besser drauf bin profitiert sie davon. Es ist auch eine wie lange ich weg bin. Und ob wir in der Zeit anders Kontakt halten.

"das liebe JobCenter?"
Ja das ist ein Problem. Wirklich. Ich kann mich vielleicht krankschreiben lassen. Das war nie nötig bei mir bislang - aber es ist ja so. Ich raff es jetzt gerade einfach nicht mehr - ich bin verzweifelt und ich kann mich momentan einfach nicht mehr bewerben. Ich bräuchte eigentlich eine Fortbildung um überhaupt wieder den Anforderungen an meinen Beruf zu entsprechen (das wissen die vom Amt auch, es interessiert sie aber nicht will sie nicht investieren wollen/können in mich, nehme ich ihnen auch nicht übel).

"das Phantom des besseren Leben?"
Ja die einfachen Sachen sind auch gut in der Nähe: Ich liebe die Natur und die Seen in Berlin, ich muss nicht grossartig in Urlaub fahren, ich habe gute wertvolle Freunde hier, aber da ist auf der anderen Seite ist diese Arbeitslosigkeit.
Ja, ich will besser leben, und ich bin froh dass es mir trotzdem noch so gut geht, ich bin dankbar in diesem Land sein zu dürfen und nicht in einem Kriegsland leben zu müssen ich bin froh dass Geld für Schmarotzer wie mich gibt. Ich will arbeiten. Ich will etwas herstellen und dafür bezahlt werden. So dass ich mich und meine kleine Familie ernähren kann, ich möchte meine Würde als Mensch wahren. (Ich möchte kein 2ter oder sogar schon 3ter? Klasse Patient sein) ich möchte gesund werden. Und ich möchte meiner Tochter eine Ausbildung finanzieren.

Aber du hast recht ich muss aufpassen damit keine schlechte Entscheidung treffe und darum treffe ich diese Entscheidung vorerst nicht, ich wäge ab und suche auch nach Alternativen.

Viele liebe Grüsse Saida
„Es kommt im Leben auf Kleinigkeiten an.“

Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge
Poolshark
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von Poolshark »

Vielleicht versuchst du es erstmal mit kleinen Dingen. Eventuell findest du irgendwo gemeinnützige Arbeit - Mistschaufeln kannst du zum Beispiel bestimmt auch im Tierpark. :P
Wenn Du nicht in der Lage bist zu arbeiten, musst du damit zuallererst mit deinem Arzt/in sprechen.
Ich habe durch meine psychische Erkrankung beim Jobcenter den Status "behindert" und bin momentan unter Schonfrist, was mir demächst hoffentlich die Arbeit mit einer Soziotherapeutin (quasi Lebenshilfe im Feldversuch, vielleicht auch etwas für dich) ermöglichen wird, die mir bei allem was ich vorhabe, aber nicht allein bewältigen kann, unter die Arme greift.
Mit ihrer Hilfe werde ich meinen Tag wieder Struktur und Sinn geben: regelmäßige (zahlreiche) Arztbesuche, Therapieplatz suchen, eventuell Krankengymnastik, Selbsthilfegruppen und vielleicht auch ein paar erfreulichere Sachen hie und da.
Langer Rede kurzer Sinn: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah ... oder so ähnlich.
Versuch 's halt einfach mal, in Berlin gibt 's viel zu tun.
12345
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

liebe Anne,

ich hatte gerade ca. 30 min eine lange Antwort verfasst da stürzte mir der Pc ab.

Auch gut, fasse mich nun kürzer.

Klingt gut mit der Soziothera, ich wünsche Dir dass Du da richtig viel Unterstützung bekommst bzw. die Unterstützung die du brauchst.

Bist du in der Eingliederungshilfe?

Ich war da, mehrere Jahre. Angefangen hat es in Neukölln auf der Aussenstelle des Sozialamtes für Obdachlose.
Als ich gerade mein Kind bekommen hatte, nach dem Mutterschutz.

Später war ich auf anderen Stellen (wo es viel besser war), in einem anderen Bezirk. Ich war/bin eine Rehafall aber immer arbeitssuchend, sprich arbeitsfähig.

Ich habe 2 x 1Euro50 Jobs gemacht: Im Reuterkiez Neukölln, in Mitte, ich hab mir die Sachen selbst gesucht und das letzte Projekt, das ich mitorganisiert habe hat mehrere Preise erhalten. Das hat mich aber auch beruflich nicht weitergebracht, also einen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt habe ich nicht gefunden dadurch.

Und ehrenamtlich habe ich mich auch schon engagiert:
In einer Schuldnerberatungsstelle (nur kurz) und bei Greenpeace

Ich kann mir vorstellen in Berlin etwas auf einem Kinderbauernhof ehrenamtlich zu machen, oder in Schulen.

Der Punkt ist aber ich glaube ich brauche einen richtigen Job, Ich will stolz auf meineigen verdientes Einkommen sein.

Und andererseits bin ich krank, ich bin einfach nicht so belastbar. Ich möchte gesund werden, möchte dass es wenigstens besser wird, bzw. dass es nicht schlimmer wird.

Ich denke dann wiederum dass ich zuerst drauf achten soll dass es mir und meinem Kind gut geht und ich möglichst lange noch für sie da sein kann.

Und dann will ich weg, etwas erleben. Leben, nicht mehr dahinsiechen.

usw...

Ich mache eigentlich eine Menge. Ich erlebe mich aber als Versager. Ich habe das Gefühl dass ich in den wirklich wichtigen Punkten nicht vorankomme.

Ich gehe in eine Gruppe (essgestörte Frauen), da wurde mir gerade klargemacht dass ich eigentlich Schwerstarbeit vollbringe, weil ich das was ich mache unter dem Umstand dass ich es als mühevoll und langsam und öde erlebe wirklich viel an Leistung ist.
ich habe mich immer nur innerlich gesehen wie ich früher voller Energie und schwungvoll ähnliche Sachen gemacht habe, schneller und mehr. Aber das ist die falsche Sichtweise.
Selbst anzuerkennen was ich jetzt vollbringe ist viel wichtiger.

Was ist/sind denn so dein(e)Probleme?



VLG
Saida
„Es kommt im Leben auf Kleinigkeiten an.“

Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge
niederländer

Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von niederländer »

Hallo Saida,

Konnte nicht schlafen und hab mich am Laptop gehockt.Ich hab deine Beiträge gelesen und kenne deine Probleme von mir selbst, nur das ich nicht alleinerziehend war.
Ich hab ehrenamtlich auf ein Biohof gearbeitet; tolle Arbeit mit tolle Leuten. In mein Beruf (Käsemacher) hab ich nie wieder eine Stelle gefunden. Ich bin jetzt 51 Jahre.
Wenn du meine Geschichte lesen willst, sie steht im Thread Depressionen und Selbstmedikation mit Alkohol.

Jetzt arbeite ich als Ausfahrer bei Essen auf Rädern beim Paritäter Wohlfahrtsverband.Ich liefere Malzeiten an Senioren aus. Eine sinvolle Arbeit.
Was ich auch viel mach ist Sport dh. Ausdauersport.Das hat mich über den Berg geholfen !
So aussicchtslos deine Lage auch sein mag, glaub mir, es wirt besser !
In meine depresive Fase hab ich niemals geglaubt das es besser werden könnte.

Dann, ich spreche hier sehr offen, hat mich mein Glauben sehr geholfen. Ich bin Christlich ( Russisch- Orthodox).
Nicht jeder hat aus seine Jugendzeit dieses mitgekriegt von seine Eltern. Für mich war es immer ein Hafen, ein Zuhause ein Fels in der Brandung.

Suche unbedingt weiter nach Arbeit und eines Tages werdest du die für dich geeignete finden !

Auch ein rohe Stein werd durch den Strom des Lebens glatt geschliffen.

Viele Grüsse aus Mannheim
12345
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Registriert: 18. Jun 2008, 09:24

Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

Lieber benny poorthuis,
ich habe deinen Thread gelesen und das was die anderen dazu geschrieben haben auch.
Fast hätte ich auch etwas geschrieben dazu. aber ich habe es mir dann doch verkniffen.
Der Thread macht mich aggressiv.
Ich denke diese Frage ob ein Betäubungs- + Suchtmittel als Selbstmedikamentation gegen Depressionen geeignet ist finde ich irgendwie absurd, bzw. jedem der seine Verbunft einschaltet ist es eigentlich klar, dass die Folge genau das Gegenteil ist. - > Der Teufelskreis.
Klar beamt man sich damit weg aus der unangenehmen Realität, benebelt sich und betäubt den Schmerz... zu welchem Preis ist dir ja selbst bekannt.
Ich als Mutter denke natürlich auch an die Angehörigen.
Indem man sich seiner Sucht hingibt zieht man andere "Unschuldige" in die Scheisse rein.
Und was können die schon für das Leiden in dem man steckt?
Tja, aber auch ich hab solche Gedanken, ich erwäge den Rausch als Gegenmittel gegen Frustfressen. Ist dämlich.

Es ist schön das Du gläubig bist - auf Dich wartet eines Tages das Königreich Gottes, oder?
Ich bin nicht gläubig.
Ich habe mich schon mit Religion beschäftigt aber es kommt nicht im Herzen an.
Obwohl mir die Vorstellung dass es nur diese eine Leben und diese Endlichkeit gibt auch sehr unangenehm ist. Ich wünsche mir dass es mehrere Leben gibt = mehrere Chancen und Gerechtigkeit oder karmische Balance.

Bist du Holländer(Name)? Russe (Oder woher der Glaube)?

Ich muss demnächst zum JobCenter. Heute kam die "Einladung" (mit der Androhung auf Kürzung wennich den Termin nicht wahrnehme). Habe Angst vor dem Termin, weil ich mich nicht oft genug beworben habe und Angst dass mitr was aufgebrummt wird. Und ich möchte gern Urlaube beantragen. Habe auch Angst vor Bestrafung. Ich bin schon mal ausgerastet im Amt. Ich nehme Begleitung mit, wenn ich jemanden finde, der dazu bereit ist.

liebe Grüsse

Saida
„Es kommt im Leben auf Kleinigkeiten an.“

Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge
niederländer

Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von niederländer »

hallo Saida,

Erstmal finde ich es positief das jemandem meine Meinungen teilt.Der Alk. als ad ist und bleibt keine Alternative.Du hast völlig recht das man Angehörige mit in den Scheiss zieht. Meine Frau hat heut noch Probleme wenn ich zu der Tanke gehe und eine Zeitung kaufen will.
Das weil ich in meine Trinkfase da immer Alk. mitgenommen hab. Dann die Lügerei, das hintergehen, usw.Das braucht viel Zeit bevor es aus den Kopf ist.

Was meine Nationalität angeht: Ich bin aus die Niederlande. Habe 40 Jahre ungefähr 500 m von der Deutsche Grenze gewohnt.
Ich bin wegen mein Sport viel in Osteuropa gewesen. Unter anderm viel in Russland. Dort bin ich den Orthodox Christlichen glauben begegnet.Dieser Kirchen, die Ikonen, das Chor, die Gesänge, das Alles hat mich so mitgenommen.
Januar 1998 bin ich dann von Katholisch nach Russisch Orthodox gewechseld.
Das erste Kontakt hatte ich aber schon viele Jahre vorher.
Mein Zahnartzt war nähmlich gläbiger Serbe, mahlt Ikonen und ist ein sehr bekannter Künstler. Zusammen mit eine andere Holländisch Familie hatten wir jeden Mitwoch am Abend einen Vesper (Gebetsdienst)bei jemandem zuhause. Mein Zahnartzt war dan immer der Diakon ( Leienpriester).
Dann bin ich zur gleichen Zeit in Kontakt gekommen mit ein Mönch der in Holland lebt unter minimale Bedingungen in eine Hütte.
Ich besuche ihn noch immer.

Was Religion im Allgemeinen angeht: es ist eine Sache des Herzens. Mann soll sich öffnen, unbefangen wie ein Kind. Christus hat mal gesagt:Ich könnte dich alle Reichtümer der Welt geben aber das einzige was Ich will ist dein Hertz wenn Ich anklopfe.

Ich hoffe du kommst zurecht mit das Jobcenter. Damit hatte ich in Holland auch zu tun. Wenn mann eine Buchstabe vergisst aus zu füllen, wirt mann gekürtzt.

Ich wünsche dir viel Kraft
Poolshark
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von Poolshark »

Hallo Saida,
für mich wird aus deinem Beitrag klar, dass das Problem sich bei dir nicht durch "Abenteuer" lösen lässt.
Du sagst, du bist viel in Action und trotzalledem unzufrieden.
Du sagst auch, du würdest gern arbeiten.
Ich denke, du musst erst gesund und stabil werden um etwas anzufangen.

Ich würde dir empfehlen, dich professionell beraten zu lassen: ein Arzt zu dem du Vertrauen hast, Betreuer, Therapeut etc.
Ich denke, wenn du dich und deine Leistung wieder wertschätzen lernst, wird sich der Impuls zu fliehen und große Taten zu vollbringen aufheben.
Mir zumindest geht es ähnlich, aus lauter Angst das Falsche zu machen, mache ich gar nichts. Ich stelle mir vor, was ich alles Großes anstellen könnte, wenn ich nur genug Kraft hätte und kann dann die kleinen Dinge nicht wertschätzen. Ich stelle mir dann vor, dass alles viel besser wäre, wenn man mich auf einer Insel aussetzt, vermutlich würde ich aber schon in der ersten Woche verhungern ...

Zu deinen Fragen: Ja, Einzelfallhilfe. Erst Berufsvorbereitung in diesem Rahmen, dann Reha-Ausbildung, jetzt wieder ziemlich weit unten und arbeits- und beschäftigungslos.
Weil ich's aus eigenem Antrieb nicht wieder auf die Beine schaffe, habe ich eine Soziotherapie beantragt, die ähnlich wie eine amtliche Betreuung sein soll, aber neben 5€-Zuzahlung/Stunde von der Krankenkasse finanziert wird.
In Berlin gibt es einige Einrichtungen, die diese Form der Lebenshilfe anbieten.
Du kannst dich selbst mal im Internet über diese Angebote informieren oder einen Termin beim Sozialpsychiatrischen Dienst in deiner Nähe machen, die haben vielleicht noch ne bessere Idee. Ich hab 's so gemacht, kann aber noch nichts berichten, weil der Antrag noch läuft.

Grüße.

Nachtrag: Nimm den Termin beim JobCenter auf jeden Fall wahr. Wenn das mit deiner Bearbeiterin möglich ist, informiere sie darüber, dass du im Moment nicht in der Lage bist dich um deine Auflagen zu kümmern.
Wenn du das nicht kannst, solltest du vorher auf jeden Fall einen Arzt konsultieren und dich krankschreiben lassen.
Mein Tipp an Dich ist: einen Plan haben, hast du nämlich keinen, nimmt man dir sehr schnell das Ruder aus der Hand (Erwerbsunfähigkeit, noch mehr irrsinnige Auflagen, Geldkürzungen etc.).
Also überleg dir, ob du eine Betreuung, Therapie oder ähnliches beantragst um dem JobCenter zu zeigen, dass du gewillt bist, dich aus dieser Lage rauszuholen.
Bei mir hat das so funktioniert, ich hab allerdings auch eine sehr verständnisvolle Bearbeiterin, der ich sagen konnte, dass bei mir im Moment nix geht, ich aber mit professioneller Hilfe an einer Besserung arbeite.

Viel Erfolg dafür.
12345
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

Hallo Ihr beiden - Anne und benny, gestern ging bei mir das Internet nicht.

Also ich habe mich heute endlich beworben, gleich bei zwei Lebensgemeinschaften.

Ich mache eine Psychotherapie und der gestrige Termin hat mich angestossen etwas zu tun. Ich hatte die Bewerbung schon länger geschrieben, aber nicht losgesandt. Ich entspreche zwar nicht der beruflichen Qualifikation, aber ich habe schon viel in der Richtung gearbeitet, also versuche ich es mal als Quereinsteiger.
Einer der Jobs ist in Österreich.
... also liegt er in der Ferne, na und.
Einer hier in der City.

Ja ich geh auf jeden Fall zu dem Termin beim JobCenter, wenn sie versuchen mich zu kürzen werde ich mich wehren. Ausserdem habe ich ein Kind und was kann sie schon dafür. Sie dürfen sie nicht kürzen.

Ich war lange im betreuten Einzelwohnen ( wohnte in meiner eigenen Wohnung - extern, regelmässige Therapie-Termine, Teilnahme an Angeboten und Aktivitäten der Trägereinrichtung, über 4 Jahre, meine Tochter wurde auch mit einbezogen) Also das war sehr gut und ich wünsche Dir liebe Anne das es für dich auch gut ist und du den Raum zur Genesung und die Hilfe nutzt für dich!

Ich finde das faszinierend wenn jemand so völlig konsequent alleine und von der Umwelt abgeschnitten leben und sein Ding machen und seinen Glauben behalten kann - ich könnte kein Eremit sein. Ich brauche eine soziale Gemeinschaft / vor allem auch Freunde um mich herum.

Ich schreibe später vielleicht noch mehr, weil ich muss jetzt raus, mir fällt sonst gleich die Decke auf den Kopf - bin aufgeregt.



cu

Saida
„Es kommt im Leben auf Kleinigkeiten an.“

Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von niederländer »

Hallo saida,

Hoffe das die bewerbungen was bringen. Das währe ein grosse schritt voran , oder ?
In eine Wohngemeinschaft hab ich auch gelebt. Zwei Jahre lang hatte ich eine Betreuung dürch eine Sozialarbeiterin mit wem ich heut noch ein guter kontakt habe.

Eine leichte Zeit war das nicht für mich. Es hat mir aber den Anstoss gegeben zu was ich jetzt erreicht habe.
Völlig am Boden als ich damals nach meine Trennung war hab ich mich langsam wieder hochgearbeitet.

Viel Kraft wünsche ich dir !
12345
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

Hi benny, danke für die guten Wünsche!

Ja, das bewerben hat was gebracht - ich stelle mich bald für einen Minijob vor, also ich habe eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen.

Ist auch ein "Jöbchen" das mir gefallen würde, weil es ist eine Arbeit am PC, mit Kindern, mit viel Kommunikation und sogar mit Kreativen Aufgaben manchmal.

Ich finde es für mich auch gut wenn ich nicht gleich Vollzeit habe, eigentlich finde ich 30 Stunden gut.

Was machst du so beruflich? Hast Du Arbeit?
Oder was machst Du sonst?

Mir wurde jetzt erst wieder geraten in eine psychosomatische Klinik zu gehen...
Ich überlege das auch. Bin aber noch bei keiner Entscheidung angelangt. Obwohl... sich nicht entscheiden ist ja auch eine Entscheidung...

Die Kids haben verkürzten Unterricht heute. Da gehe ich mit meiner Tochter und ihren Freunden an den See.




Was heisst eigentlich carpe diem?
Nutze den Tag?


Einen schönen Tag wünsche ich Dir!

Saida
„Es kommt im Leben auf Kleinigkeiten an.“

Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), Schweizer Pädagoge
niederländer

Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von niederländer »

Guten Abend Saida,

Erstmal möchte ich dich gratulieren mit dein Mini-job. Ich würde nicht gleich anfangen mit ein Vollzeitjob. Vor allem wenn man lange Zeit nicht gearbeitet hat. Also laaangsam.

Beruflich bin ich Käsemacher(geht ja nicht anders als Holländer). Jetzt arbeite ich aber halbtags als Ausfahrer Senioren Mahlzeiten.Den Rest des Tages bin ich halt Hausmann. Meine Frau arbeitet ganztags.
In meinen Beruf hab ich nie wieder eine Stelle gefunden.

Carpe diem ist lateinisch für nütze oder geniesse den Tag.

Übrigens klingt deine Name sehr ausländisch, stimmt das ?

Gruss,
Benny
12345
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Re: Tapetenwechsel und Aktion

Beitrag von 12345 »

hallo benny ah stimmt du hattest das ja sogar schon erwähnt... was bin ich vergesslich.

den Namen habe ich mal gehört, ein dunkelhäutiges Mädchen wurde so gerufen.

Ich weiss aber nicht wie er richtig geschrieben wird. Ich finde er klingt schön und nach traurig. Said im englischen heisst ja auch traurig.

Im real life (wenn man das so trennen kann)hab ich einen ziemlich häufig vorkommenden Namen.

Ich würde lieber Saida heißen.

vlG

Saida
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