Mal eine ganz dumme Frage

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Yulu
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Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Yulu »

Uns alle in diesem Forum verbindet, dass wir an Depressionen leiden. Wir suchen hier Unterstützung, um über unsere schreckliche Krankheit hinwegzukommen.

Warum machen wir das nur im Internet? Warum gründen wir nicht irgendwo in Deutschland eine Lebensgemeinschaft, in der wir zusammen mit unseren Problemen und Ängsten leben können. Ein Umfeld schaffen, in dem man sich fallen lassen kann und sich gegenseitig auffängt.

Vielleicht müssen wir das Rad ja nicht neu erfinden und der ein oder andere kennt schon so eine Gemeinschaft. Ich wäre sehr dankbar, wenn er oder sie dann ein Posting hier hinterlassen könnte.

Mir persönlich ging es in der psychosomatischen Klinik gleich viel besser, weil ich wußte, dort unter Depressiven zu sein. Aber ich kann ja nicht mein ganzes Leben in einer Klinik verbringen.

Was meint ihr? Vielleicht klingt das hier alles sehr naiv, aber ich träume gerade ein wenig und allein das tut mir schon ein wenig gut.
Dendrit
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Dendrit »

Hallo Yulu,

Warum gründen wir nicht irgendwo in Deutschland eine Lebensgemeinschaft, in der wir zusammen mit unseren Problemen und Ängsten leben können. Ein Umfeld schaffen, in dem man sich fallen lassen kann und sich gegenseitig auffängt.

Das wäre eine Idee. Nee, im Ernst: was wäre aber mit einer "Zwischenlösung"? Es finden öfters Forumstreffen statt, wo sich einige hier aus dem Forum für einen oder mehrere Tage treffen. Womöglich findet so was sogar in Deiner Nähe statt. Schau mal in "Beziehungen im Forum", da gibts einige Threads.

LG, Manuela
Olympia23
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Olympia23 »

Ach naja, dann kommts doch auch wieder zu Konflikten.
Da sind die einen teilzeitdepressiven, die meinen "geh in die Sonne, treib Sport,kneif den Arsch zusammen das hilft."
Dann sind da wieder Leute, deren Lieblingswort "Vermeidung" ist, wenn man Dinge einfach nicht tun will, die selbst normale und gesunde vermeiden.
Dann Leute, die meinen ein durchorganisierter Tagesablauf wäre DIE Lösung und wieder andere, für die das zuviel Stress und damit tödlich wäre und andere schwören auf AD oder Therapie.
Ich denke, Depries unter einen Hut zu kriegen ist fast so unmöglich, wie uns zwischen die normalen zu integrieren.
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Hete
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Hete »

Das Wort "Teilzeitdepressiv" amüsiert mich nun aber wirklich. Soweit ich weiß gibt es aber wirklich betreute Wohngemeinschaften für depressive Menschen.

Auch wenn ich es selbt nur in "Teilzeit" durchhalte, finde ich einen durchorganisierten Tagesablauf (und Wochenplan), mit Sonne und Bewegung an frischer Luft unterstützt von AD und Therapie- als eine sehr hilfreiche Kombination mein Leben einigermaßen erträglich zu Leben.

Alles Gute
Hete
Nyx
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Nyx »

Hallo Yulu,

das Problem ist, dass man in einer depressiven Phase kaum in der Lage ist, einen anderen Depressiven aufzufangen. Das erfordert eine Menge Kraft und Stabilität, die man ja gerade selbst nicht hat. Außerdem bin ich der Ansicht, dass die Depression als einziger Berührungspunkt nicht ausreichen würde.

Viele Grüße
Nyx
Monas
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Monas »

also ich möchte nicht in einer solchen Depressionsgemeinschaft leben

ich würde es als Ausgrenzung sehen, zu den Gesunden
aber ich will ganz normal leben
wie jeder normale Gesunde auch

und ich will mich auch an Gesunden orintieren, wenn ich mich nur an ebenfalss Depressiven halte, würde ich Angst habe noch weiter in die Depri reinzusinken

ich weiß in der Psychiatrie können einen Mitpatienten auch ganz schön "runterholen das ist nicht nur ein Aufbauen
cybolon
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von cybolon »

Hallo Ihrs,

"Ich denke, Depries unter einen Hut zu kriegen ist fast so unmöglich, wie uns zwischen die normalen zu integrieren."

Das können wir doch etwas entschärfen, oder?
Sagen wir lieber: ...bereitet uns genauso viele oder wenige Probleme, wie...
Der Grund: Beides ist nicht unmöglich!

Allerdings gebe ich Dir, Ada, Recht:
Es wäre auf die Dauer kein Weg aus der Depression, sondern eher ein Weg in ein Depri-Ghetto, an welches sich so Mancher schnell gewöhnen würde.

Mir ist eine WG mit Patienten bekannt, die an psychischen Störungen leiden. Es wundert mich nicht, dass es dort ständig zu Diskrepanzen kommt, weil jeder in seinem Leid gefangen, keinen wirklichen Zuhörer dort hat und auch keiner für die Anderen sein kann.

Wenn wir aus der Depression wollen, ist es besser, in der "normalen" Welt zu leben, auch, wenn es uns viele Probleme bereitet.
Der Weg ist das Ziel. Dieser Satz hat gerade in diesem Zusammenhang eine gewichtige Bedeutung, findet Ihr nicht?

Liebe Grüße
vom
cybolon
912318798
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch!

Ja, ich gebe Horst Recht, wenn er Ada Recht gibt.

Es ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit, wie auch Nyx betont, Menschen deren Gemeinsamkeit darin besteht,
psychisch krank zu sein,
in eine gesellschaftliche Koexistenz verfrachten zu wollen.

Das beste Beispiel sind WIR hier.

Es vergehen nicht zwei Wochen,
ohne dass aus irgend einer Ecke Meinungsverschiedenheiten verlautbart werden,
ganz einfach deshalb, weil unsereins die Schwelle zum "jetzt sag' ich's!" wesentlich niedriger gesetzt hat,
als ein "Gesunder".

Die Aggressionshäufigkeit ist dadurch vorprogrammiert.

Ich hatte allerdings in dem letzten Einsamkeits-Thread schon manchmal das Bedürfnis,
zu schreiben:
"Wenn Ihr Euch so einsam fühlt,
Ihr so Zahlreichen hier,
warum setzt Ihr Euch nicht in einen Zug, macht eine Sternfahrt und genießt Eure hier bekundeten Sympathien
von Angesicht zu Angesicht?

Dann fiel mir einer meiner Altvorderen ein,
dem man so oft sagte:
"Warum ziehst Du nicht zu Tscharli oder Märi?
Die sitzen auch allein zu Hause,
in einer gewaltig großen Burg,
glotzen den ganzen Tag,
warten auf den Abend!
Ihr könntet viel Spass haben,
miteinander!"

Mein Altvorderer schwieg weise zu diesen Vorschlägen,
denn er wußte:

es geht nicht...


Jojo, sehr traurig über diese faktische Tatsache...
Yulu
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Registriert: 17. Jun 2008, 08:24

Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Yulu »

Hallo Leute,

wahrscheinlich habt ihr recht. Es war nur so ein Gedanke an ein anderes Leben. Ich hatte einfach gehofft, dass man vielleicht ein Subsystem gründen kann, indem dann auch weniger Depressionen aufkommen. Warum sind wir denn alle depressiv? Ich kann es bei mir nur damit begründen, dass ich einfach in diesem System nicht leben will. Mich macht es fertig, dass sie heute alles nur noch durch Leistung definiert. Deshalb suche ich den Ausstieg.

Ich grüße Euch alle ganz herlich.
feuerfisch
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von feuerfisch »

Hai Allerseits

*grins*

Geht nicht?
Gibt´s nicht!

Ich habe in einer ähnlichen Wohngemeinschaft gelebt - und die Zeit dort hat mir seeehr geholfen!

Davon ab....die WG war nicht betreut.

Aber jetzt in Einzelheiten zu gehen....da müßt ich schon einen Roman hier schreiben

Mir tat´s gut!

Liebe Grüße


feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
912318798
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von 912318798 »

Yulu!

Es wäre "Die andere Seite" von Alfred Kubin!

Die Erfolgsgesellschaft ist gefestigt,
und bringt Depressionen.

Das ist ein Faktum.

Aber ich fürchte mich davor,
dass die Depressionen noch das geringere Übel sein werden,
dereinst...
powersofti2
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von powersofti2 »

Hallo

das geht durchaus, ich habe einige Monate in so einer Gemeinschaft gelebt und dadurch eine neue Lebensperspektive gefunden. Es ist durchaus nicht immer einfach in so einer Gemeinschaft aber die Vorteile überwiegen.
Antoinette
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Antoinette »

Hi Yulu!

Wo wohnst Du denn? Zufällig in Hamburg?

Die Antoinette
Olympia23
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Olympia23 »

Ich frage mich manchmal, warum die Menschen in dritte Welt Ländern nicht solche Probleme haben.
Liegt es an unserer Überflußgesellschat? Oder kriegt unser Wohlstandsland das nur nicht so mit? Gehts uns zu gut?
Eine der Schwestern in der Klappse in der ich war meinte "Na die haben dazu keine Zeit, die haben andere Sorgen." *hab da grade ein Buch drüber gelesen*
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912318798
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von 912318798 »

Ja,
das ist sowas von richtig!

Seht Euch mal "Darwins Nightmare" an,
dann versteht Ihr dieses Argument!
Olympia23
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Olympia23 »

Meine andere Theorie war, das die sich eben nicht mehr versorgen können.
Entweder sie verhungern dann oder begehen Selbstmord. Oder heiraten jemanden, der sie dann schlägt, weil der Haushalt aus Kraftlosigkeit liegen geblieben ist.
Da heißts dann halt "Meine Frau ist faul, die liegt den ganzen Tag im Bett."
Oder der "verrückte, faule (depressive) Sohn" bleibt halt bei Mama und wird vom Vater geschlagen, weil er nicht mithilft.

Ist ja selbst in der Wohlstandsgesellschaft so, das es oft heißt "Na die braucht doch nur mal ein Tritt in den Allerwertesten." Wenn unsere Mediengesellschaft da noch nicht mal richtig aufgeklärt ist, wie soll es dann ein armer Bauer in Afrika der täglich um sein überleben kämpft?
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Antoinette
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Antoinette »

Ich denke auch, wenn in nem 3.Welt-Land jemand depressiv ist, wird sich da nicht groß drum gekümmert, das gelangt gar nicht erst in die Statistik... Wer sollte das auch aufnehmen, sich dafür interessieren? Die Medizinische Versorgung und Aufklärung die dort satttfindet kümmert sich doch eher um andere Sachen wie Ebola oder Aids, und das ist ja schon schwer genug, dass die Leute davon erfahren, wie sollen sie denn erst von Depressionen erfahren?
cybolon
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von cybolon »

Hallo Leute,

kurze Zwischenfrage:

Wisst Ihr denn, wie hoch die Selbstmordrate in Afrika ist?

Aids, Tuberkel und viele andere Krankheiten sind dort mit dem sicheren Tod verbunden.
Die Aufklärung ist desolat, da gebe ich Euch Recht:

Unter anderem empfahl die Regierung Südafrikas ihrem Volk, sich mit Rote Beete und Knoblauch gegen Aids zu schützen.

Passend zu diesem Thema:
http://www.welt.de/print-welt/article18 ... tmord.html

Wer dort ne Depression hat, gehört zu einer gigantischen Gruppe, nicht wie hier, zu einer Minderheit. Und wer sich dieser Krankheit bewusst ist, wer sie fühlt, ob aufgeklärt oder nicht, ist dem Tod um ein Vielfaches näher, als jeder Westeuropäer.

(btw. die höchste SM-Rate der Welt, weisen die Frauen Chinas auf, wie ich kürzlich erst las.)

Liebe Grüße
vom
cybolon
Olympia23
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Olympia23 »

Ist schon sehr interessant, hätte ich nicht gedacht, das es doch so viele sind.
Hehe, du solltest vielleicht eine andere Abkürzung als SM verwenden, da könnte man sonst schnell was falsches denken.

In Japan soll es wohl auch ganz schlimm sein. Da ist das alles mit dem Leistungsdruck noch viel schlimmer als hier. Besonders bei den Jugendlichen. Oft wird es vom kulturellen Hintergrund auch noch als "ehrenhaft" gesehen, wenn man sich als Versager umbringt. Die japanische Regierung versucht wohl mit allen mitteln Leute davon abzuhalten, indem auch den Angehörigen mit Strafe gedroht wird, wenn sich ein Familienmitglied umbringt. Finde ich dämlich. Wenn es einem so richtig beschissen geht, ist das auch egal. Nach dem Tod kriegt mans ja eh nicht mehr mit.
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penelope
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von penelope »

hallo
ich komme aus der dritten welt, wenn man es so nennen möchte, bzw. meine familie lebt in der dritten welt in asien. ich bin auch oft dort und was ich sehen konnte war, doch, arme menschen haben auch psychische probleme wie depression, suizidalität etc.
allerdings in einem anderen rahmen. das macht die sache aber nicht sonderlich anders. wobei aggression über unfaire verhältnisse heftiger ausgeprägt ist als depression.

und zur frage ob man eine gemeinschaft machen könnte, wo man sich trifft nicht nur im internet, da hätte ich angst. manche threads zum beispiel ignoriere ich weil sie mich zu sehr berühren und ich nicht weiß was ich tun, sagen soll. das ist die einzige möglichkeit mich abzugrenzen, dass ich dann andere postings lese. ich finde es via internet wirklich gut. es reicht zwar nicht, das stimmt aber dennoch, für mich ist es wie eine insel der seligen.
Basak
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Basak »

Hallochen,
ich sehe es genau so wie penelope, da ich von natur aus ein hilfsbereiter mensch bin würde ich versuchen den anderen zu helfen und dabei selbst extrem unter stress kommen, und das würde wieder nur mit singles gehn, wie soll ich depri mit anderen depris zusammen leben wenn meine familie daheim auf mich warten (nur als beispeil) ich glaube das alles würde mich nur noch mehr unter stress bringen, aber so einmal die wochen treffen wäre nicht schlecht wenn man sich mit den menschen die da sind verstehn kann.
Aber ich glaube nicht das leute von euch hier in meiner stadt sind (meine stadt ist nicht so gross wie münchen, köln oder so)

Alles Gute
BASAK
Antoinette
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von Antoinette »

Hey Cybolon!

THX für den interessanten Link!

Überrascht auch nicht wirklich, dass Menschen unter diesen schlimmen belastenden Umständen Depressionen kriegen, ich kann das sehr gur verstehen.

Hey Scaramouche, das mit Japan habe ich auch mal gelesen, dass die Angehöreigen da Strafe zahlen müssen, wenn einer sich umbringt... Ziemlich beschissen, die Regierenden haben da wohl gar nix in der Birne!?
cybolon
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Re: Mal eine ganz dumme Frage

Beitrag von cybolon »

Hallo Insulaner,

das mit der "Insel der Seligen", Penelope , hast Du sehr schön gesagt!
Auch ich empfinde dieses Forum als einen sicheren Ort, an den ich jederzeit zurückkehren kann. Ich fühle mich verbunden mit Menschen, die meine Probleme verstehen.

Liebe Grüße
vom
cybolon
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