viele fragen

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XmellaX
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Registriert: 27. Apr 2008, 22:15

viele fragen

Beitrag von XmellaX »

Hallo zusammen,

seit 6 wochen bin ich in "behandlung", seit 2 wochen nehme ich nun 200mg Sertralin. Abgesehen von den vielen nebenwirkungen scheinen sie nun tatsächlich zu wirken. ich komme z.b. nicht mehr so tief runter, habe so ein alles egal gefühl und lasse meine probleme nicht mehr so stark an mich heran.
dennoch gefällt mir dieser zustand nicht, natürlich geht es mir heute besser als vor wochen aber es fühlt sich nicht echt an, das bin nicht ich. alles ist taub.

WIE WIRKEN DIE AD BEI EUCH?


auserdem habe ich das gefühl das sich nichts geändert hat. würde ich jetzt wieder arbeiten gehen (horrorvorstellung) hätte ich wieder mein altes leben und alles ist wie vorher. es kommt mir so vor als ob die letzten 4 mon in der hölle sinnlos gewesen wären. es macht mir angst wenn ich die ad irgendwann wieder absetze das die depressionen wieder kommen.

MUSS SICH ETWAS äNDERN?

MUSS MAN ETWAS BEGRIFFEN HABEN UM "GESUND" ZU WERDEN?

HAT SICH EURE LEBEN BZW LEBENSEINSTELLUNG NACH DEN DEPRASSIONEN GEÄNDERT?


natürlich werde ich beim meinen nächsten termin mit meinen arzt darüber reden aber ich würde gern eure erfahrungen dazu hören.


vielen DANK
Shay
Beiträge: 357
Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: viele fragen

Beitrag von Shay »

Hallo XmellaX,

nun, ADs wirken bei jedem anders, insofern kann man da keine pauschale Aussage machen.
Bei mir ist es so (ich futtere Trimipramin in niedriger Dosierung), dass sich mein Gefühlsleben ein wenig nivelliert hat. Das heißt, mir geht's, wenn es mir schlecht geht, nicht mehr so miserabel, dass ich gleich Schluss machen will. Nur in wenigen und glücklicherweise seltenen Situationen zieht mich ein Tief mal so richtig runter. Allerdings ist dieser Gesamtzustand immer noch als Grau zu bezeichnen, nicht mehr dunkelgrau bis schwarz, aber von sonnig noch meilenweit entfernt.

Muss sich etwas ändern? - Hmmm... müssen ist wohl nicht der richtige Ausdruck - ich würde mich freuen, wenn ich das Leben endlich wieder mit alle Ups und Downs erleben könnte, und nicht immer knapp unter der Erdoberfläche langkrauchen müsste.

Ob man was begriffen haben muss? - Depressionen sind, meine ich, keine allein kognitiv zu regelnde Sache. Ich weiß ja, dass ich mich nicht schlecht zu fühlen brauche, ich weiß ja, dass nicht die ganze Welt gegen mich ist, ich weiß ja, dass ich nicht so schlecht bin, wie ich mir manchmal einrede. Und dennoch fühle ich mich miserabel. Nun, wissentlich habe ich sicher einiges begriffen - nur meine beknackte Seele halt nicht.

Letzte Frage nach der Änderung meines Lebens: ich bin ehrlich - ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich mich vor meinen Depris gefühlt habe, das ist für mich schon zu lange her (14 - 15 Jahre, vielleicht länger). Ich weiß halt nicht genau, ob ich schon früher so ein dysthymischer, misanthropischer Grummelkopp gewesen bin, der sich immer alles zu Herzen genommen hat. nsofern kann ich mich nicht dran erinnern, ob und wann sich was geändert hat. Ich weiß nur, dass sich qualitativ irgendwas verändert hatte, denn irgendwann vollzog ich den Schritt von der allgemeinen dauerhaften Niedergeschlagenheit zur Lebensüberdrüssigkeit (vor ca. 3 Jahren).
Wie es nun aussehen soll, wie ich mich fühlen werde, wenn die Depressionen irgendwann mal vorbei sind, kann ich nicht beantworten, weil ich es mir nicht vorstellen kann.

Ich weiß aber eins: Langanhaltende leichte bis mittelschwere Depressionen höhlen dich aus wie Karies einen Zahn. Langsam, stetig und quälend.
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
jochen
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Re: viele fragen

Beitrag von jochen »

XmellaX schrieb:
> MUSS SICH ETWAS äNDERN?

Hallo XmellaX,

ja, deine Einstellung zu dir selbst und zur Krankheit musst du ändern. Es liegt zum großen Teil an dir.

> MUSS MAN ETWAS BEGRIFFEN HABEN UM "GESUND" ZU WERDEN?

Aus meiner Erfahrung muss man als erstes begreifen, krank zu sein. Auch für mich war es ein Horror, gesund zu werden, weil sich damit die Horrorvorstellung, wieder arbeiten zu müssen, verband. Meine Sch...-Arbeit hat meine Depressionen hervorgerufen. Nach zwei Jahren war ich bereit, mir eine Erwerbstätigkeit wieder vorzustellen. Das war Anfang 2007. Richtig arbeiten tue ich noch nicht, weil mir einfach die Stabilität fehlt. Und es ist noch kein Ende abzusehen.

Ich hatte/habe seit 2005 Psychotherapie in verschiedenen Formen und die Antidepressiva waren eine Unterstützung. Was du schreibst, liest sich, als wenn die AD die Behandlung an sich sind. Hast du einen Therapeuten? Oder nur deinen Doc, mit dem du 3-5 Minuten reden kannst. Das reicht dann nicht. Frag ihn nach einer Überweisung zu einem Psychologen/in. Nur mit AD kommst du nicht weit.

Viel Erfolg und gute Besserung!

Alles Liebe
Jürgen

edit: Fast vergessen, Sorry. Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis ich die richtigen AD bekommen habe (meinen Medi-Weg habe ich woanders im KND-Forum beschrieben). Zurzeit nehme ich abends 17 mg Trimipramin. Mehr will ich nicht. Weniger geht nicht. Ab 5mg abwärts geht es mir ganz schlecht. Unruhe und Reizdarmsyndrom, Schlaflosigkeit. Vorher hatte ich noch Trevilor, was negative Gefühle ein wenig zudeckelte. Das und die anderen NW habe ich nicht mehr in Kauf genommen. Deshalb nur noch Trimipramin in Minimaldosis PLUS(!) Psychotherapie.
Shay
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Re: viele fragen

Beitrag von Shay »

@ Jürgen (OT) - Ich wusste gar nicht, dass es Trimipramin auch in noch geringerer Dosis gibt. Ich dachte immer, ich wäre mit meinen 25mg am unteren Ende der Liste angekommen... Ich hab Trimipramin bekommen, weil ich Fluoxetin nicht vertragen habe, das zeug hat mich völlig überdreht und hibbelig gemacht, außerdem war ich schlagartig impotent wie ne gekochte Spaghetti. Daher hat mein Psychiater dann gesagt, dass das wohl nicht das richtige ist. Wenn ich mir vorstelle, dass ich unter Trimipramin einen Totalabsturz bekomme und dabei so aufgedreht bin... Hilfe, das kann doch nur nach hinten losgehen...
Gruß: Martin





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feuerfisch
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Re: viele fragen

Beitrag von feuerfisch »

Dann auch hier: Hai Shay

ich nehme Trimipramin auch in solch einer Mini-Dosis: 12,5mg (25mg halbiert), zum einschlafen. Zusätzlich dazu kamen bislang noch Cipralex (machen mich ruhiger), die ich allerdings nun wechsle auf Cymbalta.

Mnachmal muss man halt eine Kombination nehmen um die gewüschte Wirkung zu erzielen.

LG


feuerfisch




Hai XmellaX


*lach*
Du stellst ja Fragen für Anfang - Mitte - Ende der Depression!

Das geht aber doch viel zu schnell!
Versuch doch erst einmal so Schritt für Schritt durchzukommen! Gib dir Zeit! Nimm den Druck raus, er macht alles nur schlimmer.
Depressionen brauchen lange um zu entstehen, da brauchen sie halt auch lange um wieder zu gehen.

Erfreue dich an Kleinigkeiten, z.B. wenn dir ein Essen wieder schmeckt, anstatt nur zur Nahrungsaufnahme zu dienen, freu dich an dem Lächeln eines Kindes auf der Strasse, usw.
Versuch die Augen aufzumachen und das Leben neu anzuschauen!

Klingt alles verflixt einfach, ist es aber nicht, leider.

Und von mir auch die Frage: WO bist du in Behandlung?


Liebe Grüße

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
jochen
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Registriert: 2. Jul 2008, 10:32

Re: viele fragen

Beitrag von jochen »

Hallo Martin,

25 mg ist tatsächlich die kleinste Tablette, die aber halbierbar ist. Aber weil mir 12,5 mg nicht reichen, nehme ich noch 5 Tropfen (=5mg) dazu. Damit komme ich zurecht. "Zurecht" heißt aber nicht, dass alles in Ordnung ist. Ich kämpfe jeden Tag.

Liebe Grüße
Jürgen
danni64
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Re: viele fragen

Beitrag von danni64 »

Hallo Mella,

auch ich nehme Antidepressiva und das gleich zwei. Einmal Aponal,damit ich schlafen kann und wie die anderen heissen,vergesse ich immer .

Ich habe sehr schnell gemerkt,dass ich unter Depressionen leide,weil ich sie vor 12 Jahren schon mal sehr schlimm hatte. Nun konnte ich fast früh genug eingreifen,um nicht zu tief zu rutschen.Vor 12 Jahren war ich ganz unten,das heisst,ich legte mich nur in einen abgedunkelten Raum,hatte Kopfhörer auf und habe den ganzen Tag und auch oft die Nacht Musik gehört.Wollte niemanden mehr sehen oder hören.Ich hatte nur noch den Gedanken,einzuschlafen und bitte nie mehr aufzuwachen. Da mein grosser Sohn damals 8 Jahre jung war und mich brauchte,ging ich zu meinem Hausarzt,der lange mit mir redete,um mir klar zu machen,dass ich Antidepressiva brauche. Ich wollte es nicht nehmen,weil ich eine fürchterliche Angst hatte,abhängig zu werden.

Sie haben mir damals geholfen,wieder ein wenig Kraft zu bekommen und mein Leben wieder in die Hand nehmen zu können.Der Grund damals waren massive Eheprobleme.

Inzwischen lebe ich in einer neuen Partnerschaft und habe noch zwei kleine Kinder bekommen. Ich merkte schon ein paar Jahre,dass ich immer Phasen hatte,wo ich rutschte. Schaffte es aber immer irgendwie,mich über Wasser zu halten. Seit letztem Jahr arbeite ich wieder und da es ein sehr stressiger Job ist und das Arbeitsklima unter aller S.. ,bin ich wieder richtig tief gerutscht. Ich habe einen anderen Arzt ,bin zu ihm und habe mit ihm gesprochen. Ich nahm aber erst Aponal und ging auch weiter arbeiten. Immer öfter merkte ich,dass das alles über meine Kräfte ging. Kinder,Haushalt und Arbeit,das war einfach zu viel.

Nun feier ich krank,weil es einfach nicht mehr geht.Schon der Gedanke an Arbeiten treibt mir den Puls hoch und den Schweiss auf die Stirn. Ich werde da gemobbt und sowas hält man auf Dauer nicht aus.
Ich habe immer gedacht,ich habe meine Depressionen im Griff,weil ich sie ja mal hatte und war immer der Meinung,da kann ich nicht mehr reinkommen.Naja,mein Körper und Gehirn hat mich eines besseren belehrt .

Da meine beiden Kleinen mich brauchen,kann ich mich heute nicht im Dunkeln verstecken und nur Musik hören.

Auch ich habe durch das AD inzwischen ein LMA-Gefühl. Ich lasse nicht mehr so viel an mich ran. Aber ich habe auch keine Kraft mehr,das merke ich. Die letzten drei Tage hatte ich immer ein Programm und mein Körper macht dann schlapp.
Es stört mich,dass ich in den Spiegel schaue und sehe nur dieses traurige und Augenringevolle Gesicht . Ich fühle mich nicht besonders wohl,wo viele Menschen sind und weiss auch nicht,was ich sagen soll oder mit ihnen reden.

Ich weiss aber,was mich aufrecht hält .
Meine Familie,die wissen,das ich im Moment keine Kraft habe zu kämpfen. Besonders mein Partner ist mir eine tolle Stütze und dafür liebe ich ihn um so mehr. Er ist an meiner Seite,versteht mich und zeigt mir,dass er mich liebt.

Ich mache mit meinen Kindern im September eine Kur,worauf ich mich freue und hoffe,da neue Kräfte schöpfen zu können.
Zudem werde ich wohl auch eine Gesprächstherapie machen,um alles das los zu werden,was meine Seele belastet. Oh man,das wird eine lange Therapie werden,denn da sitzt genug drauf.

Ich nutze die Tage,wo es mir einigermassen gut geht und ich ein wenig mehr Kraft habe. Ich mache hier dann klar Schiff im Haushalt,denn ich habe gelernt,dass ich auch sehr schlechte Tage habe.

Auch ich habe lange gebraucht,um zu begreifen,dass es mich wieder erwischt hat und dass diese Krankheit wohl nicht heilbar ist.
Oft denke ich,ich muss mich nur zusammen reissen und dann geht es auch.
Ich gehe aber auch offen mit der Krankheit um und sage den Menschen,was mit mir los ist.
Menschen,wo ich meine,es ist wichtig,dass sie es wissen,denn ich habe dadurch auch Dinge,die andere nicht verstehen würden.

Ich vergesse oft viele Sachen und das ist z.B. im Kindergarten blöd. Es ist ja keine Absicht,sondern ich bin leider sehr vergesslich geworden .

So,nun aber genug geschrieben,denn das ist auch so eine Sache,manchmal schaffe ich es nicht mehr,einen vernünftigen Satz zustande zu bringen .

All das belastet mich auch,weil ich mein Leben gerne selber im Griff habe,aber in letzter Zeit sehr oft an meine Grenzen gerate.

Dieses Forum hat mir aber geholfen,zu begreifen,dass es nicht nur mir so geht und das beruhigt ein wenig.
Und eben meine Familie,die mich nicht auslacht,sondern unterstützt,sowas ist echt wertvoll.

LG Danni !!!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
Antoinette
Beiträge: 74
Registriert: 3. Jun 2008, 21:58

Re: viele fragen

Beitrag von Antoinette »

Hallo XmellaX!

Bei mir war es genau das gleiche mit den ADs!! So ein taubes, unechtes Gefühl, als ob man nicht man selbst und nicht wirklich existent ist. Ganz furchtbar. Ich habe alle von den modernen ADs durchprobiert und es war immer das gleiche. ICh nehme gar keine ADs mehr, NIE NIE wieder... Auch wenn ich dabei drauf gehe, ich denke das ist Gift fürs Gehirn, Gift für die Seele... HAbe auch den Verdacht, dass die Diger langfristig meine Depressionen verschlimmert haben.

Ja ich denke schon dass man "etwas Begriffen" haben muss, um gesund zu werden, aber das ist bei jedem etwas anderes und man weiß nicht was, und man kann den Prozess des Begreifens nicht beeinflussen. Also ich bin einmal gesund geworden und das war nachdem ich (nach vielen Jahren) "etwas begriffen" hatte. Nun bin ich wieder in ner schwereen Depression und weiß, ich muss noch etwas anderes "begreifen", aber ich weiß nicht was... Und ich stimme Shay zu, Depressionen sind keine kognitive Sache, das begreifen muss auf tieferer ebene (im limbischen System) passieren. Depressionen sind ja eine erkrankung im limbischen System, nicht im Nerokortex.

Und etwas ändern muss sich auch denke ich. Aus irgendwelchen gründen ist man ja krank geworden, und wenn alles so bleibt wie es ist, wie soll es einem dann besser gehen?

Meine Lebenseinstellung hatte sich in der Phase, in der ich Gesund war, komplett geändert, Ich war gelassener und selbstbewusster als zuvor. Und mein Leben war viel schöner, ich hatte Anerkennung, Nähe, Wärme (was ich sonst nicht hatte).

Also es war so: erst hatte ich was "begriffen", dann hat sich mein Leben zum positiven geändert, dann war ich Ausgeglichen und glücklich.

Ich bin im Moment auch wieder in der Situation das nochmal schaffen zu müssen, aus der schweren Depression heraus. Wenn es einmal ging, muss es doch wieder gehen!!!???

Grüße, Antoinette
XmellaX
Beiträge: 9
Registriert: 27. Apr 2008, 22:15

Re: viele fragen

Beitrag von XmellaX »

Vielen, vielen Dank für eure Beiträge !!!
das verständniss und der austausch geben kraft und sicherheit.

ich komme gerade vom doc und darf nun endlich eine therapie machen! die ad werden nun schritt weise umgestellt, da nebenwirkungen und die eigentliche wirkung eher fraglich waren.


güße @ all
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