Als die Disziplin Urlaub machte

Antworten
mirror
Beiträge: 11
Registriert: 16. Mai 2008, 13:08

Als die Disziplin Urlaub machte

Beitrag von mirror »

Ich habe eine sehr interessante Homepage gefunden, die ich mir gerade mal zu Gemüte führe.

Ein Text dort, hat mich sehr an mich erinnert und ich denke, er trifft bestimmt noch auf einige hier im Forum zu.

Also hier der Text mal so als Denkanstoß


Als die Disziplin Urlaub machte

Die Disziplin hatte es satt.

Nicht nur, dass sie immer von allen aufgezogen wurde, ein Streber zu sein, manchmal war ihr ihre strenge Arbeitsmoral selbst zu viel.

Sie sehnte sich danach, einmal nicht aufpassen zu müssen und Urlaub zu machen, so wie andere auch. Faul sein, die Seele baumeln lassen.

Ja, das klang gut.

Und so erstellte die Disziplin einen Plan:

1. Lange ausschlafen, mindestens bis 9.00 Uhr
2. Danach frühstücken, mindestens eine Stunde lang.
3. Dann mindestens eine Stunde auf dem Sofa liegen und nichts tun.

Auf diese Weise plante die Disziplin jeden Urlaubstag durch – schließlich musste jede Minute gut zum Erholen genutzt werden!

Am nächsten Tag begann sie, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.

Allerdings stellte sich heraus, dass die Sache mit den Ferien nicht so war, wie sie sich das vorgestellt hatte. Denn ganz ehrlich: So viel anders als sonst fühlte sich so ein Urlaub auch nicht an! Was nur alle daran fanden?

Nach einigen Tagen beschloss die Disziplin, dass es genug sei mit dem Urlaub und begann wieder mit ihrer Arbeit.

Als Erstes machte sie dafür einen Plan …
mirror
Beiträge: 11
Registriert: 16. Mai 2008, 13:08

Re: Als die Disziplin Urlaub machte

Beitrag von mirror »

Gefunden habe ich das hier: http://www.zeitzuleben.de/

Mir selber fällt es sehr schwer, zu entspannen. Es kommt schon sehr häufig vor, dass ich mir einen "Plan" gemacht habe, was ich denn z.B. an meinem freien Samstag machen möchte. Und meistens klappt dann alles nicht. Letzten Samstag hatte ich wieder so einen Durchhänger. Ich war eigentlich ganz gut drauf und wie jeden Samstag bei meinen Eltern zum Frühstück. Kaum zu hause, bin ich auf die Couch gefallen und eingeschlafen. Ich war so müde und erledigt. Mein "Entspannungsprogramm" konnte ich natürlich nicht durchziehen.
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Als die Disziplin Urlaub machte

Beitrag von cybolon »

Hallo Mirror,

An der Geschichte ist etwas Wahres dran!
Sie gefällt mir gut.

in der Klinik machte es mir überhaupt keinen Spaß, solche Tagespläne zu führen. War es doch auch der stressige Alltag mit seinen engen Zeitfenstern, der mich immer tiefer ins Burnout und schließlich in die Depression zog.

Meistens habe ich eine vage Vorstellung davon, wie ich den Freitzeit-Tag gestalten möchte. Das genügt mir inzwischen. Geplant werden nur noch Urlaubsreisen oder andere, große Dinge.
Es tut mir sehr gut, wenn ich mich zurücklehnen kann und ein paar Sachen einfach auf mich zukommen lasse.

Liebe Grüße
vom
cybolon
MissSunshine
Beiträge: 81
Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: Als die Disziplin Urlaub machte

Beitrag von MissSunshine »

Hi Mirror,
die Pläne in der freizeit umzusetzen ist für mich auch meist schwer...Bin auch öfters bei den Eltern und versuche grad etwas loszukommen. Vielleicht wäre das bei dir auch ein Ansatz. Geh doch mal alleine frühstücken. Hab ich Sonntag auch gemacht. Fast wäre ich an diesem Tag auch wieder zu den Eltern, aber ich hab es abgesagt. Wollte was anderes machen. Ein zwei Dinge. Das erste habe ich geschafft und war sehr froh.
piwi
mirror
Beiträge: 11
Registriert: 16. Mai 2008, 13:08

Re: Als die Disziplin Urlaub machte

Beitrag von mirror »

Ich gehe fast jeden Samstag bei meinen Eltern frühstücken.

Wenn ich mal keine Lust habe, versuche ich das inzwischen auch zu sagen. Aber irgendwie schafft meine Mutter es dann, einen ungeheuren Druck aufzubauen. Ich glaube, sie meint es noch nicht mal böse. Mein Mann sagt dazu "Emotional-Terrorismus". Halt so "dann bin ich aber traurig", "warum denn nicht", "ausruhen kannst du danach doch auch noch", "du must doch mal raus", "Oma gehts nicht gut, ich brauch deine Hilfe". Und schwupp sag ich doch zu.

Früher hab ich mich meistens "rausgelogen". Dann hatte ich Migräne, war mit jemand anders verabredet, musste arbeiten, Bauchkrämpfe usw. usw. usw.

Je nach dem wie meine Mutter drauf ist, geniese ich den Samstag auch. Wenn aber nicht, redet sie nur von sich und das strengt mich an und macht mich so unglaublich müde. Da schaffe ich hinterher garnichts mehr und meine freie Zeit ist kaputt.
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
Kontaktdaten:

Re: Als die Disziplin Urlaub machte

Beitrag von cybolon »

Hallo Mirror,

ich war total verwundert, wie gut viele, denen ich mich verpflichtet fühlte, ohne mich zurechtkamen, als ich in der Klinik war.
Meine Mom gehört übrigens auch dazu. Aus reinem Pflichtbewusstsein habe ich sie in den letzten 5 Jahren jeden Sonntag besucht oder zu uns zum Essen abgeholt.

Als ich aus der Klinik kam und ihr erklärte, dass ich nicht mehr so oft zu kommen beabsichtigte, sagte sie: "Ach, mach Dir doch nicht so viel Gedanken, ich komm schon klar".

Ja-ja, plötzlich geht alles, seltsam!

Ein schlechtes Gewissen lasse ich mir nicht mehr machen. Wenn, dann mache ich es mir selbst und das ist für meinen "inneren Buhmann" spürbar schwerer geworden.

Selbstbestimmte Grüße
vom
cybolon
Antworten