Absturz nach Erfolgen

Isis
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Absturz nach Erfolgen

Beitrag von Isis »

Hallo zusammen, ob ich depressiv bin oder nicht, weiß ich nicht. Die Diagnose ist schwer, und die Symptome werden bekanntlich nicht immer richtig erkannt. Eine nahe Verwandte ist depressiv, sie ist nicht richtig diagnostiziert worden und ging den harten Weg über die Alkoholsucht, um ihre Gefühle von Unvermögen und Unfähigkeit zu bekämpfen. Zunächst begann sie mit "Ich muß mehr arbeiten, um besser zu sein", dann kam der Burnout und der Alkohol. Heute ist sie in Therapie und stabil genug, um im Alltag zu bestehen. Ich habe mich über das Thema Depression aus verschiedenen Quellen informiert, und hege den Verdacht, daß es mich auch "erwischt" hat. "Doktorshopping" kann ich mir nicht leisten, rein von der Zeit her. Meine Erfahrungen kommen mir sonderbar vor: Deshalb, meine Geschichte hier im Forum, daß ich gut finde. Seit Anfang zwanzig (gut zwanzig Jahre her) litt ich bis vor einem Jahr an brutalen Migräneattacken, mit Aura, Erbrechen, neurologischen Ausfällen (Sprachstörungen, Halbseitlähmung). Diese Attacken schleichen sich so langsam seit drei Jahren, d.h. sie sind seltener und in ihrer Verlaufsform milder. Dafür kam mit dem Herbst 1999 eine völlig neue Sache: Schlafstörungen. Zwei Nächte wach, die Tage auf der Arbeit, die dritte Nacht wie tot geschlafen, zwei, drei Tage normal, dann wieder von vorne. Mit dem Frühjahr 2000 normalisierte sich mein Schlaf-Wachrhythmus wieder. Im Herbst wieder dasselbe wie im Jahr zuvor, genauso 2001. Parallel dazu bemerke ich, daß ich gerade nach Erfolgen im Beruf, Dinge, die ich mir hart erkämpft habe, und für die andere mich durchaus bewundern, oder mir Anerkennung zollen, abends nach Hause gehe und heule. Die Tränen fließen von alleine, ich kann sie nicht stoppen. Der Zustand hält immer einige Tage, bis zu einer Woche an und macht dann einer undifferenzierten Mattigkeit und Unkonzentriertheit Platz. Dann geht's wieder normal, bis zum nächsten kleinen oder großen Erfolg. Der Erfolg wird schal, geschmacklos, wie abgestandenes Bier, wo er doch eigentlich nach Champagner schmecken sollte. Ich find's selbst doof und möchte wissen, ob ich mich gleich zum Psychologen oder Neurologen begeben soll. Liebe Grüße, Isis
titanic
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Beitrag von titanic »

Liebe/r? Isis, ich mach mal den Anfang; denke, dass sich dazu noch einige von uns äußern werden. Das, was du beschreibst, klingt schon nach einer Depression. Gerade gestern habe ich gelesen, dass Depressionen (man glaubt es kaum) auch nach positiven Erlebnissen, wie z.B. einem Lottogewinn, oder wie in deinem Fall, dem Gelingen einer Herausforderung, ausbrechen können. An deiner Stelle würde ich das Problem erst einmal mit einem Arzt besprechen, in zweiter Linie dann evtl. Psychologe. Zusätzlich gibt es im Internet einige Depressionstests (z.B. Goldberg-Test), die nach ca. 5 Minuten Ankreuzarbeit eine Auswertung ausspucken. Dann wüßtest du vorher in etwa schon, wie schwer du betroffen bist. Viele Grüße Titanic
Albert Keim
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Beitrag von Albert Keim »

Hallo Isis, diese Erscheinung, mich schlecht fühlen nach einem Erfolg, hatte ich auch einmal. Ich bin aus einer gut verlaufenden Besprechung rausgegangen und habe mich hundeelend gefühlt. Das war für mich Anlass, in die Sprechstunde meines Psychiaters zu gehen. Er wusste über mich Bescheid, hat mich mit einem Wort an meine zerbrochene Ehe erinnert und danach flossen die Tränen. Das hat erleichtert. Jenes Ereignis ist schon länger als 15 Jahre her und geschah kurz nach dem ich aus einer depressiven Fase aufgewacht war. Allerdings bin ich nicht unipolar, sondern bipolar gestört. Zwischen meinen depressiven Schüben hatte ich lange hypomanische Zustände. Schlaflosigkeit kann ein Merkmal sein für depressive Zustände und für manische Zustände. Eine gründliche Untersuchung durch einen Facharzt ist sicher angebracht. Alles Gute wünscht Dir mit vielen Grüßen Albert
Isis
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Beitrag von Isis »

Hallo Titanic, hallo Albert, danke für Eure Anteilnahme. Titanic, ich habe den Goldberg-Test gemacht, ihn ausgedruckt und gehe damit nächste Woche zum Arzt. Danke für den Tipp. Was mich selbst so richtig an diesen Zuständen stört, ist, daß mir kein Auslöser bewußt ist. Alles Gute an Euch, Herzlichst, Isis
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo Isis, einen konkreten Anlass braucht´s halt nicht immer. Früher nannte man diese Depression ohne erkennbaren lebensumständlichen Hintergrund "endogen". Möglicherweise summieren sich auch diverse "Kleinigkeiten", die jede für sich kaum als Niederlage oder Kränkung in Erinnerung blieben, zu einem großen Konglomerat, das bei Überschreiten einer gewissen Grenze das Gemüt vehement attackiert. Oder die eigentlichen Ursachen liegen derart weit in der Vergangenheit, das sie kaum noch als Auslöser erkannt oder akzeptiert werden. Oder Deine aktuelle Situation läßt Erlebnisse, die Dich ansonsten kaum berühren, als Leid oder Demütigung empfinden. Wer weiß schon definitiv, was zuerst vorlag: Ei oder Henne, Störung des Neurotransmitterhaushaltes oder depressives Erleben. "Die" Depression als solche, als eindeutige und klar definierte Krankheit gibt es eigentlich gar nicht. Es handelt sich doch in der Regel um eine von Patient zu Patientin unterschiedliche Ansammlung mehr oder weniger ausgeprägter Symptome, die als Indikatoren anerkannt sind. Da Du nach Deinen Schilderungen einige solcher Symptome erlebst, kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen und Dir empfehlen, zur genaueren fachmännischen Abklärung einen Mediziner Deines Vertrauens aufzusuchen. Besser ist das... Alles Beste! Gruß aus dem Ruhrgebiet hobbit
anna17
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Beitrag von anna17 »

Hallo ihr alle, wie tief kann man eigentlich fallen? Ich hab echt schon das ein oder andere mitgemacht, dachte immer, ich kenn die Tiefen. Aber das hier ist neu. Fast bin ich erstaunt, daß es jeden Tag noch ein bisschen weiter runter geht. Mein Medikament hat eigentlich ein bisschen geholfen, aber seit ein paar Tagen habe ich wieder keinen Boden mehr unter den Füßen. Ich schlafe nicht oder wenig, mein Herz rast, ich hab das Gefühl zu ersticken. Wo ist die Grenze? Ich weiss nicht mehr, was ich noch aushalten kann. Die Zeit steht still, ich sitze in der Ewigkeit und der Tunnel wird immer enger. Meine Gedanken werden immer lauter - wo ist die Grenze? Anna
Thomas Roland

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Beitrag von Thomas Roland »

Liebe Anna, eine Antwort auf Deine Fragen kann ich Dir leider nicht geben, aber ich kann Dir sagen, daß mich die gleichen Fragen quälen. Ja, es ist ein entsetzlicher Horror. Ich will einfach dran glauben, was andere hier berichten: daß es Hoffnung auf Besserung gibt. Sei lieb gegrüßt Thomas
Dr. Nico Niedermeier

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Beitrag von Dr. Nico Niedermeier »

Antwort an Anna per mail Grüsse Dr. Niedermeier
panda56
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Beitrag von panda56 »

hallo anna, mir geht es ähnlich wie dir. ich weiß auch nicht mehr was ich noch tun kann, es geht immer weiter bergab und mir fehlt der boden unter den füßen er wackelt ganz gewaltig. ich habe das gefühl, daß meine luft immer weniger wird und irgendwann keine luft mehr da ist für mich. mir schnürt es die kehle zu . ich weiß nicht wie lange ich das noch ertragen kann. der tunnel wird immer enger - so wie du das beschreibst - und ich habe das gefühl da nicht mehr herauszukommen. ich habe keine lust mehr diese ganzen löcher, in die ich immer wieder efallen bin noch einmal mit zu erleben. ich kämpfe seit monaten wieder dagegen an und habe angst, daß die kraft mich verläßt. ich kann einfach nicht mehr.!!!!
anna
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Beitrag von anna »

panda, hab noch nicht die kraft, dir was anderes zu sagen als: GEH ZUM ARZT. mir hat er ein bisschen luft geschenkt und druck genommen. anna
panda56
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Beitrag von panda56 »

hallo anna, bin seit 1992 in behandlung nur irgendwann hast du keine lust mehr, wenn du siehst der tunnel wird nicht weiter, sondern immer enger und der boden unter den f´üßen wird immer wackeliger. du kannst machen was du willst, du kommst keinen schritt weiter vor. meine ärztin nimmt sich nicht oft die zeit mit mir darüber zu sprechen, sie hat höchstens 10 minuten zeit einmal im monat. im letzten monat bin ich nur hin um medikamente verschreiben zu lassen. also interessiert es doch keinen wie es mir geht. bin also wieder allein. und da habe ich keine lust mehr drauf und ich will es auch nicht mehr!!!
inka
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Beitrag von inka »

hi panda, warte nicht darauf, dass ANDERE sich für dich interessieren! fang an DICH für DICH zu interessieren. wenn die ärztin sich keine zeit für dich nimmt, dann geh los und such dir woanders das was du brauchst. und weißt du was das komische ist? je mehr du dich für dich selber interessierst umso mehr tun es die anderen auch. ich weiß, es ist schwer, aber fang an. kennst du das märchen von den stadtmusikanten? etwas besseres als den tod findest du allemal. und das stimmt.
panda56
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Beitrag von panda56 »

hallo inka, ich habe aber keine kraft mehr und ich drehe mich im kreis. so wie in einem hamsterrad und finde kein zurück. ich glaube nicht,daß es was besseres gibt. es dauert schon so lange und ich sehe keine gute aussichten. habe alles mögliche versucht. muß mich jetzt auch noch als spa´ßbremse titulieren lassen und mit mir könnte man ja nirgendwo hingehen. ich würde andere mit runterziehen. was würdesst du denn dann denken.!!!
heidi
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Beitrag von heidi »

Hallo panda56, bitte, bitte nicht aufgeben! Vergiß die, die Dich als "Spaßbremse" titulieren. Sie haben Deine Freundschaft sicher nicht verdient. Was mir in den Zeiten, wenn ich glaubte, überhaupt keine Kraft mehr zu haben, immer geholfen hat, war einfach zu schlafen. Ich würde Dir wünschen, daß Du das kannst. Vergiß mal die anderen und denke einfach nur an Dich. Es ist schwer, aber versuch doch, zu überlegen, was Dir gut tun würde. Und wenn Du zu einem Ergebnis gekommen bist, dann tu bitte genau das. Alles andere ist dann unwichtig. Wenn Du jetzt denkst, daß Du an gar nichts mehr Interesse hast, ist das für mich auch absolut nachvollziehbar. Aber - trotz allem - es gibt auch wieder bessere Zeiten, auch wenn es fast unmöglich ist, daran zu glauben. Auch ich habe immer wieder depressive Episoden. Besonders im Frühjahr, wenn alles "so schön" grün wird und schon vieles blüht. Die Angst vor dem nächsten Absturz ist da, und ich weiß, daß mich nichts schützen kann, da ich ja schon seit vielen Jahren ADs nehme (habe schon unendlich viele ausprobiert). Ich wünsche Dir alles Gute! Heidi
inka
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Beitrag von inka »

ach panda, was denkst du denn was ich mir alles anhören mußte. da ist spaßbremse ja noch harmlos. und weißt du was? erst als ich zu mir gesagt habe "JETZT REICHTS...IHR KÖNNT MICH ALLE MAL" gings bergauf. ich habe mich mit mir beschäftigt. lass andere nicht über dein leben bestimmen. nach MONATEN hab ich endlich erkannt, dass ich die FALSCHEN freunde hatte. und ich hab zur zeit lieber gar keine freunde als solche blöden wie bisher. panda. nicht mehr hamster spielen. bleib mal stehen. du wirst sehen, dass das rad dann auch aufhört sich zu drehen. dann steig aus und sieh dich um.fühlt sich komisch an und alles dreht sich, aber es gibt ein anderes leben als im laufrad! und sieh nicht zurück. guck was JETZT ist. und versuch dir ein paar minuten pro tag was gutes zu tun. DU bist jetzt wichtig!!! lass die anderen ihr leben leben, die sind eben grad in einem anderen film. inka
sonata
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Beitrag von sonata »

Hallo zusammen! Ich muss mir jetzt mal was von der Seele schreiben. Seit einiger Zeit lese ich hier in diesem Forum mit. Habe auch vor einigen Tagen schon ein kurzes Posting im Therapie-Teil ("Suche Depri-Betroffene...") geschrieben. Da ging es mir noch richtig gut. Doch seit einigen Tagen fühl ich mich seelisch wie abgestürzt. Ganz kurz zu meinem Hintergrund: bin 32, hab seit 16 Jahren Depressionen, was allerdings erst vor ca. 1,5 Jahren diagnostiziert wurde. Mache gerade meine zweite Gesprächstherapie und nehme seit ca. 4 Wochen Edronax (ein antriebssteigerndes Antidepressivum). Die schlimmste meiner Depressionserfahrungen war die absolute Antriebslosigkeit, begleitet von körperlichen Schmerzen (Nackenschmerzen und Migräne bzw. häufige Kopfschmerzen). Das Anti-Depri-Mittel vertrage ich recht gut und der Antrieb kam wieder, sogar recht schnell. Ich bekomme endlich wieder den Haushalt (weitestgehend) geregelt, hab sogar angefangen, Sport zu treiben. Bis dato waren mir körperliche Anstrengungen ein Graus. Und ich war zeitweise richtig stolz auf mich, wieder aktiver zu sein. So weit, so gut... Doch seit einigen Tagen bin ich wahnsinnig traurig, muss ständig heulen, dabei habe ich eigentlich keinen richtigen Grund. Merkwürdigerweise habe ich ständig das Gefühl, (seelisch) verletzt zu werden. Lege alle Aussagen bzw. Initiativen von meinem Mann oder von Freunden auf die "Goldwaage". Habe ständig wahnsinnige Verlustangst bei Menschen, die mir wichtig sind. Ich habe Angst, dass die ständige Traurigkeit meinen Antrieb wieder vermindern könnte und ich dann wieder in diesem Teufelskreis fest sitze. Zur Zeit kann ich leider nicht mit meiner Therapeutin darüber reden, da sie im Krankenhaus ist. Hoffe, dass mein Termin nächste Woche stattfindet... Hat jemand von Euch so etwas auch schon erlebt? Wie kommt man aus diesem Tief wieder raus? Grüße an alle, Sonata.
ismile4you
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Beitrag von ismile4you »

Hallo Sonata, bin (auch) neu hier im Forum und finde es klasse. Was Du schreibst, kenn ich nur zu gut. Und zwar war das bei mir in der ersten "bewußt" erlebten Depri-Phase Ende letzten/Anfang diesen Jahres so. Ich hatte zuerst Johanniskraut genommen, das dauerte eine ganze Weile, bis eine Wirkung einsetzte. Ich hatte dann aber irgendwann eine echt ganz gute Zeit. Aber zwischendurch immer wieder furchtbar Aussetzer. Genau, wie Du das beschrieben hast. Es sind glaube ich inzwischen zu kennen, verschiedene Phasen, die man in der Depri-Phase durchlebt. Vielleicht auch abhängig vom jeweiligen Medikament. Bei mir lief es bisher wie folgt ab: Grübelanfälle, Schlaflosigkeit und die Zurückgezogenheit. Dann die Unkonzentriertheit, sich nichts mehr gut merken können. Dann kam der erste größer Zusammenbruch: konnte zwar nachts wieder schlafen, aber tagsüber brach ich, zumindest nach der Arbeit (die ich mehr schlecht als recht zurechtgebogen bekam) in mich zusammen und mit mir der Haushalt. Dann kamen die ersten Medikamente, Johanniskraut, dauerte, bis es wirkte. Dann ging es mir ganz gut, hatte wieder Antrieb, konnte schlafen, konnte mich besser konzentrieren, wieder tätig sein, planen, leben. Dann kamen die Nebenwirkungen. Wechsel zu Antidepressiva, binnen von 3 Wochen ein Auf-Ab-Auf-Ab. Schmerzen-Schmerzen weg, aber Depri da usw. Dann wirkte das neue Medikament. Seither geht es mir besser. Aber die Phase, bevor es mir besser ging, war genau von den Empfindungen geprägt, die Du beschreibst: Ich fühlte mich oft unverstanden, konnte mich dann aber nicht durchsetzen (obwohl im Kopf alles klar war), das führte zu einer inneren, furchtbaren Wut, eine mir bis dahin fast unbekannte, unbeschreiblich Wut und Aggression, ich rastete sprichwörtlich aus, aber meistens erst "im stillen Kämmerlein", wenn mein Umfeld nichts davon mitbekam. Weinkrämpfe, und ich mir war in dem Moment sehr wohl bewußt, daß es eine absolute Überreaktion auf die jeweilige Situation war, das machte das Ganze für mich noch schlimmer, weil ich mich selbst nicht mehr verstand (war doch eigentlich lächerlich, warum weine ich eigentlich...?) Konnte keinerlei Kritik vertragen. Einmal hatte eine Nachbarin wegen dem Kehrwochenschild eine Rückfrage, die ich sofort als persönliche Kritik auffaßte, mich rechtfertigte/zur Wehr setzte, worauf Sie beteuerte so meine Sie es nicht und nach der eigentlichen Klärung verließ Sie mit einem Lächeln! meine Etage, aber ich, kaum war die Tür zu, bekam so eine Wut über diese Nachbarin, über die Tatsache, daß Sie mich "nicht" verstanden hatte... Wie auch immer, ich stampfte mit den Füßen auf dem Boden, schrie und bekam einen mindestens etwa 1-stündigen Weinkrampf, danach fühlte ich mich absolut leer, traurig... Brauch ich nicht zu vertiefen. Wir alle kennen das. Inzwischen habe ich diese Situationen besser unter Kontrolle. Und ich bin mir sicher, Du schaffst das auch! Ich weiß, es ist schwer, aber halte einfach durch, sei geduldig mit Dir selbst und verurteile Dich nicht selbst ständig für Dein Verhalten. Es gibt sicher ein Grund, warum das so ist und sicher wird einiges davon auch durch die Änderungen im Gehirnstoffwechsel verursacht. Ich weiß für mich persönlich, daß ich mich ändern will, daß ich nicht mehr der gleiche Mensch sein will, der ich jahrelang war, denn ich fühle mich seit Jahren depressiv (war es sicher auch, aber leider nicht bewußt/verkannt/nicht erkannt) Ich weiß für mich, daß ich jahrelang nicht eigenlich MEIN LEBEN geführt habe. Nicht auf mich gehört. Nicht auf meinen Bauch, auf meine Bedürfnisse geachtet, meine Wünsche respektiert und befriedigt habe. Als ich ein Teil davon erkannte nach der Trennung von meinem Freund, löste das die akute Depression bei mir aus. Ich sehe es inzwischen als Weg. Als Weg, mich selbst besser kennenzulernen, liebenzulernen und somit irgendwann MEIN LEBEN leben zu können. Der Glaube und die Hoffnung daran sind das Wichtigste, das mich durchhalten läßt. Und das gleiche wünsche ich Dir von ganzem Herzen auch! Der Weg wird sicher steinig, und wir stehen erst am Anfang, aber es lohnt sich sicher auch für Dich, diesen Weg zu gehen! Nur Mut! Und vielleicht hast Du den Mut, diese Symptome auch bei Deinem nächsten Artztbesuch dort so direkt anzusprechen? Den hatte ich nämlich bisher leider nicht (bin Auge in Auge nämlich äußerst feige, mmmh, werd ich auch noch lernen [müssen!]) Ismile4you :-))) ganz arg!
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Sonata! Zuerst mal: Entschuldigung! Ich weiß, ich wollte mich melden, aber ich bin im Moment nicht in L.E., deshalb daurt es noch 2-3 Tage, hat nichts mir Dir zu tun - es tut mir leid, daß Du Dich im Moment so schlecht fühlst - kenne ich alles - bei mir hat höchsten etwas Geduld und Abwarten geholfen, Depressionen verlaufen in Phasen, es geht auch wieder aufwärts - und SPORT HILFT!!! Gruß aus NI Christabelle
chris38

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Beitrag von chris38 »

funkensprühende christabelle, sport hilft.....:-)))) das ist der brüller des tages !! lieben lachenden gruss chris38
ismile4you
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Beitrag von ismile4you »

Bin ich humorlos? nee. Aber Sport hilft schon. Schwerer ist es, wenn man nach jahrelanger "sportfreier" Zeit wieder beginnen soll und das dann auch noch in der Depri-Phase. Glaube, das gelingt nur schwer, kann u. U. vielleicht noch mehr Frust aufbauen...? Ich habe früher gerne Sport gemacht. Bin auch nicht mehr so fit wie in jungen Jahren. Bin aber schon froh, wenn ich überhaupt raus komme an die frische Luft, wenn ich vielleicht auch keine großen Runden renne/rennen kann. Das wichtigste ist, daß man Gefallen an dem hat, was man tut. Wenn ich es schaffe, zu rennen oder z. B. Inline-Skaten (macht mir noch mehr Spaß, habe vor kurzem erst begonnen), fühle ich mich richtig gut hinterher. Macht den Kopf frei. Wirkt wahre Wunder! Wenn auch manchmal nicht lang anhält. Im Moment ist das Wetter "sch...eibenkleister" Mir fehlt der Sport sehr im Moment, mir bringt er sehr wohl sehr viel. Und die Postings vieler anderer sagen das gleiche. Aber man darf sich selber nicht unter Druck setzten, zu hohe Erwartungen an sich selbst haben. Aber ist vielleicht bei manchen Betroffenen nicht so, daß es hilft. Kann sein (glaube ich aber nicht, meine Meinung: Ausrede, Sieg der Bequemlichkeit). Die Selbstachtung steigt mit dem Sport, Endorphine werden frei, man fühlt sich gut, weil man seinen Körper spürt, weil man was geleistet hat. :-) Ismile4you
sonata
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Absturz nach Erfolgen

Beitrag von sonata »

Hallo Ismile4you, hallo Christabelle! Ganz lieben Dank für Eure Antworten. Der Beistand tut einfach nur gut! Im Moment bin ich trotzdem recht verzweifelt. Diese Traurigkeit ist nicht das einzigste Problem. Genau wie Du, liebe(r) Ismile4you beschrieben hast, bekomme ich zur Zeit regelrechte Wutanfälle, wie ich sie noch nie erlebt hab. Ich bin regelrecht neidisch auf diejenigen, denen es gut geht, die ihr Leben meistern und für die sich Probleme anscheinend, manchmal zumindest, wie von selbst auflösen. Da werd ich plötzlich ganz aggressiv, weniger gegen jemanden, eher auch so im sillen Kämmerlein. Manchmal bin ich einfach stinksauer, wenn niemand registriert, was ich so den ganzen Tag "treibe". Ich räume die Wohnung auf, putze, kaufe ein, etc... Ist für mich ja wirklich echt eine Leistung, das wieder auf die Reihe zu bekommen. Manchmal wünsch ich mir einfach nur ein liebes Wort von meinem Mann, nur so als kleine Motivation. Eigentlich weiss ich es ja besser, es gehört nun einmal zu den Pflichten einer "Hausfrau". Mein Mann ist mir schon hin und wieder auch behilflich, aber für mich ist es im Moment eben die einzige Möglichkeit, etwas zu "leisten". Bis Ende Januar war ich berufstätig, dann konnte ich nicht mehr... Ich war damals richtig froh, dass mir mein Arbeitgeber gekündigt hat (aufgrund eines bevorstehenden anderen längerfristigen Krankheitsausfalles = OP). Bislang hab ich die Zeit zuhause wirklich (fast) genossen. Keine beruflichen Verpflichtungen, mehr Zeit für meine beiden Kinder und meinen Mann und einfach mal nur Ruhe... Stück für Stück ging es mir besser, nicht gut, aber weitaus besser. Ich bin wieder ab und zu unter Menschen gegangen, hab Freunde angerufen und mit dem Sport begonnen (bin mit meiner Schwägerin zum Badminton-Testtraining in einem Verein gewesen). Das Badminton-Training hat mir super gut gefallen und sehr gut getan. Ich war danach so richtig ausgepowert und fühlte mich sehr befreit. Zum zweiten Trainings-Termin bin ich dann allein gegangen, da meine Schwägerin krank geworden war. Auch das war sehr gut. Ich hatte mir sogar schon den Vereinsmitgliedsantrag geben lassen.... Und dann bin ich nicht wieder hingegangen. Meine Schwägerin kann weiterhin krankheitsbedingt nicht mitmachen und allein hab ich plötzlich ANGST. Ich weiss, dass sie unbegründet ist, die Leute beim Verein sind okay. Aber dieses ANGST-Gefühl (keinesfalls die Bequemlichkeit!) hält mich davon ab, dort wieder hinzugehen. Hab bereits ´ne Freundin angerufen und gefragt, ob sie vielleicht Lust hätte mitzuspielen. Doch leider kann oder will sie nicht. Das konnte ich selbstverständlich auch nicht erwarten, das weiss ich schon... Ich frage mich nur, wieso mich diese ANGST (wenn ich wenigstens wüsste wovor) wieder eingeholt hat. Das zweite Training, wo ich allein war, ist immerhin ja erst zwei Wochen her! Manchmal hab ich so ein Gefühl, als hätte sich die ganze Welt gegen mich verschworen, so als wenn ich kein Recht darauf habe, hin und wieder ein wenig Freude erleben zu dürfen. Meistens sind es absolute Kleinigkeiten, die mich völlig umhauen. Heute z. B. wollte mich mein Mann nach dem Einkauf zum Kaffee in unsere Lieblings"kneipe" einladen. Diese Geste fand ich richtig toll und freute mich während des ganzen gemeinsamen Einkaufs darauf. Doch als wir im Café ankamen, war dort eine "geschlossene Gesellschaft", so dass wir nicht bedient wurden. Ich war außer mir vor Wut und Enttäuschung! Total blöd! Wir hätten ja nur in ein anderes Café gehen müssen. Aber ich wollte nicht. Und so zieht sich das irgendwie über die Tage. Ständig denke ich, immer wieder auf´s Neue enttäuscht zu werden. Habt ihr vielleicht einen Tipp, wie ich da rauskomme? Es nervt mich total! Ich danke Euch für´s Lesen! Liebe Grüße, Sonata.
christabelle
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Absturz nach Erfolgen

Beitrag von christabelle »

Hallo, Sonata! ...das mit der Angst kenne ich - und das einzige, was mir dagegen geholfen hat, war "TROTZDEM", es trotzdem zu tun (na, Chris, lachst Du jetzt wieder?) - ich hatte das Glück, vor ein paar Wochen eine luzide Phase zu haben, in der ich mir wieder vertrauen konnte - und da habe ich einen Plan erstellt (beinhaltet lauter Dinge, von denen ich weiß, daß sie mir guttun, u.a. eine (auf "Probe") veränderte Einstellung, SPORT, gesunde Ernährung, kaum Alkohol, neue Medikamente und lauter Kleinigkeiten) - und den arbeite ich nun strikt ab, als Gerüst für die schlechten Zeiten, die bald kommen werden - und das ist das einzige, was mir hilft: selbst was machen, trotz allem - ich weiß, daß das wie Hohn klingt, wenn man unten ist (hat bei mir 5 Monate gedauert) - aber Du hast gefragt, was mir hilft, und das hilft - aber jede Depression/jeder Depressive ist anders, muß letzten Endes jeder selbst seinen Weg finden... Und: Hallo, Chris! ...möchtest Du mir erzählen, wie das bei Dir mit dem Sport ist (oder besser nicht ist, offensichtlich), damit ich mitlachen kann? Lieben Gruß Euch beiden Christabelle
chris38

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Beitrag von chris38 »

hallo christabelle, ohje, da ist wohl was falsch angekommen. mein kurzes posting an dich (mit dem lachen) war eigentlich nur eine spontane, augenzwinkernde reaktion auf den satz "sport hilft", den du bekommen und beim nächsten beitrag wieder verwendet hast. ich habe eine ausgerägte ader des trockenen humors und auch ironie in mir, daher war es meine eigene interpretation. sport half mir, ja. bin mittlerweile davon weg, weil mir jeglicher antrieb fehlt. lieben grüsse chris
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Chris! ...tut mir leid, bin auch nicht frei von Empfindlichkeiten - dabei mag ich trockenen Humor und Ironie - ansonsten ist die Ironie beim Sport, daß er gerade dann am besten helfen würde, wenn man sich nicht aufraffen kann... Was für Sport war's denn? Lieben Gruß Christabelle
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Christabelle, dein "trotzdem" finde ich ganz wichtig! Ich erlebe jetzt zwar gerade eine Zeit,wo eigentlich nichts geht,aber das allerkleinste "trotzdem" hilft gegen den Sog,immer weiter zu versinken. Lieben Gruß Waltraut
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