Mir gehts schlechter

Schöpfung
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Schöpfung »

Liebe Flocke,

auch ich möchte Dich am liebsten einfach in den Arm nehmen und drücken!

Sag - schämst Du Dich etwa, weil Du Hilfe brauchst? So wars jedenfalls bei mir. Ich hab vor Jahren ein Praktikum im sozialen Bereich gemacht, das mir total wichtig war. Dabei hätt ich damals selber dringend Hilfe gebraucht.Aus falschem Stolz bzw. aus Scham hab ich mir diese Hilfe lange Zeit nicht holen können - mit dem Ergebnis, dass ich bei meinem Praktikum so richtig auf die Schnauze gefallen bin. Ich war damals total überfordert. Ich dachte auch immer,in einem "Helferberuf" da darf man keine "Schwäche" zeigen, was ich mit "Hilfe annehmen" gleich gesetzt habe. Heute weiß ich, dass es eine Stärke ist, sich Hilfe zu holen und dass genau das professionell ist und einen guten "Helfer" auszeichnet, wenn er gut für sich sorgen kann.

Kannst Du das Praktikum in Deiner Klinik nicht verschieben? Sag mal, so eine Psychiatrie, das ist doch meistens eine ziemlich große Klinik mit vielen Stationen - oder? Vielleicht könntest Du später ja einfach in einer anderen Station Praktikum machen als in derjenigen, in der Du Patientin warst/bist?
Vielleicht kann Dir Deine Ärztin aber auch eine andere Klinik ( entweder für ein Praktikum oder zur Therapie) empfehlen, wenn es Dir gar so peinlich ist. Frag sie doch mal. Und echt - das ist so ein Tabu, dass Helfer auch mal Hilfe brauchen können. Aber mittlerweile kenne ich einige Studienkollegen, die alle auf ihre Weise was zu knabbern haben, z. B. Esstörungen oder psychosomatische Beschwerden und die holen sich auch alle Hilfe.

Ich wünsch Dir von ganzem Herzen alles Gute, Amalia
flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Vielen Dank für eure liebe Worte.

Ehrlich gesagt habe ich heute nicht in der Klinik angerufen, sondern mich bei der Stadt umgemeldet und die Weichen für eine Erhebung die ich für einen Kurs machen muss gestellt. Nächsten Mittwoch gehts los.

Diesmal war es weniger schlimm wieder in die Wohnung zu kommen, aber immer wieder fühle ich mich miserabel und habe richtige Schmerzen, will weg... Naja und gegessen habe ich heute, die wieder aufgewärmte Alditütensuppe und vier scheiben getosteten (wenn auch ohne Belag) Toast.
Meinen Vögeln gefällt die wesentlich hellere Wohnung im übrigen sehr gut.

Eben habe ich mit meiner Mutter telefoniert und (wenn auch in wesentlich abgeschwächter Version) gesagt wie ich mich fühle. Das tat ganz gut. Morgen treffe ich dann wieder meine ehemalige Betreuerin. Bei ihr kann ich dann offener reden.

Wegen dem Praktkium habe ich heute mal gegoogelt. Hier in der Nähe gibt es eine Suchtklinik. Das wäre eine gute Alternative. Allerdings war die Leiterin mal STationsärztin in der Psychiatrie in der ich war und hatte mich 2 Wochen lang als Patientin. Ganz ehrlich, wenn ich je, ohne rot zu werden und im Boden versinken zu wollen als Sozialarbeiterin Fuß fassen will muss ich hier wirklich weg. Irgendwie fühle ich mich gebrandmarkt, wenn nicht sogar ungeeignet.... Ich dachte immer meine Erfahrungen wären von Vorteil, aber jetzt denke ich eher, dass ich ungeeignet bin.


Flocke
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cool
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von cool »

Liebe Flocke,

ich freue mich sehr, dass du dich gemeldet hast. (verantwortungsbewusst!,zuverlässig!)

Und auch was du heute auf die Reihe gebracht hast, finde ich klasse !

Genauso ehrlich will ich dir sagen, dass das gestern schon belastend für mich war, deine Verzweiflung zu lesen.
Umso grösser ist nun die Freude zu lesen, dass du offensichtlich "die Kurve gekratzt hast".

Liebe Grüße

Cool
Regenwolke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Regenwolke »

Huhu Flocke,

freut mich auch, von dir zu lesen - ich finde, du hast gut für dich gesorgt.

Kennst Du eigentlich das Buch "Seitenwechsel" von Sibylle Prins? Es hat den Untertitel "Psychiatrieerfahrene Professionelle erzählen" - ist sehr spannend zu lesen und hat mir zumindest Mut gemacht, auch wenn es dort meist um Profis mit Psychoseerfahrung geht.

Lieben Gruß,
Wolke
flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Oh je, das wollte ich nicht. Allerdings war mir schon klar wie dramtisch das klang (und auch war...ist?)

Ich muss "einfach" durchhalten, mich ablenken, Pläne machen.... All das was ich in der Therapie gelernt habe...

Mir geht es nach wie vor nicht gut, ich habe heute zweimal die Rolläden runtergezogen. Und die letzten Stunden auf dem Sofa verbracht.
Jetzt gebe ich mir erstmal ein bis maximal drei Wochen zur eingewöhnung. In der Zeit sollte sich doch etwas ändern, oder? Ich meine, wenn es wirklich an der Entwurzelung und dem Stress lag, dann sollte es sich doch dann bessern.....?

Im Moment ist es leider auch so, dass ich kaum noch eine Maske aufrecht erhalten kann. Selbst eine Freundin von mir, die rein garnichts von meiner Erkrankung weiß hat gemeint ich wirke sehr niedergeschlagen. Normalerweise schaffe ich es bei den wenigen Sozialkontakten die ich habe "ganz gut drauf" zu wirken. Mein Lächeln ist ganz verschwunden und ich rede so gut wie garnicht.
Wie kann es nur sein, dass es mir noch schlechter geht als es vorher schon der Fall war? Wie kann es nur sein dass ich so rasend schnell in die Tiefe gesaust bin?

Körperliche Schmerzen hatte ich schon sehr, sehr lange nicht mehr (von relativ häufigen Kopfschmerzen abgesehen).
Bis auf weiteres werde ich nicht mehr umziehen, nie wieder. Noch tiefer zu sinken überlebe ich nicht. Aber hier habe ich auch keine wirkliche Zukunft.

Sind das nur die üblichen zermürbenden Grübeleien, oder Realität?

Flocke
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flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Halle Wolke, die Beiträge haben sich überschnitten. Das Buch muss ich mir besorgen.
Im Moment habe ich das Gefühl ich habe in dem Beruf nichts zu suchen, bin ungeeignet etc.

Das muss ich wirklich mal lesen.

Flocke
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kormoran
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von kormoran »

hallo flocke,
super, dass du dich meldest.
bleib dran und pass auf dich auf, bitte.
liebe grüße, und eine gute nacht,
kormoranin
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Schöpfung
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Schöpfung »

Hi Flocke!

Du schlägst Dich ja wirklich wacker in Deiner neuen Wohnung! Und supi, dass Du Kontakt zu Deiner Betreuerin aufgenommen hast!

Sag mal, gibts bei Dir in der Gegend ne Mensa?
Mensafraß ist nun oft nicht gerade dolle, aber immer noch besser als Tütensuppe! Und da kämst Du mal ein bisschen raus aus Deinen vier Wänden und hättest Abstand von dem Umzugschaos! Oder brauchst Du für den Anfang erstmal die Runde um den Häuserblock?

Viele Grüße, Amalia
flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Hallo Amalie,
guter Gedanke, das mit der Mensa. Ja, an der Hochschule haben wir eine und ein bis zweimal die Woche esse ich dort (das sind die Tage, an denen ich den ganzen Tag dort bin und auch Leute die ich kenne dann etwas warmes und essbares suchen).

Heute ging es schon wieder besser, erst wärend der Autofahrt mit meiner Ex-Betreuerin gesprochen, anschließend schön gefrüstückt und dann eine Vorlesung bei einem absolut bescheuerten Prof (der gehört in die Forschung, aber nicht in die Lehre...)

Anschließend mit Freundin nach Hause und einkaufen gegegangen weil ich für morgen zum Grillen eingeladen bin und zwei Salate mitnehmen will. Das ist denke ich eine gute Gelegnheit die neue Küche einzuweihen und vielleicht ein besseres Verhältnis zu ihr (der Küche) zu bekommen.

Das Wetter ist wunderbar, aber ob ich nochmal raus gehe weiß ich nicht...

Ich mache mir Gedanken wegen dem Praktikum. Zwar haben mich heute alle beruhigen wollen, aber irgendwie mache ich mir halt doch SOrgen. Was wenn die Vorurteile haben, wenn die denken mir könne man nichts zu trauen?
Wenn ich so überlege wie teilweise wärend der Psychovorlesungen über psychisch Kranke geredet wurde (mal von Borderlinern ganz zu schweigen) traue ich mich da garnicht erst hin.
Auf einem Qualitätsranking bin ich bestenfalls Drittklassig. So weit ich weiß ist die Leiterin dieser Klinik eine von den Ärzten die damals in der Psych für mich zuständig waren und damals ging es mir richtig schlecht, weil ja noch das Verfahren gegen meinen Vater lief etc.

Klar, mir ging es ie letzten Wochen schon nicht so gut, aber dieses Wochenende hat mir mehr als einen Dämpfer verpasst. Ich bin mir nicht mehr sicher ob ich in em Beruf überhaupt was zu suchen habe.
Zwar sagen die Sozialarbeiter die ich kenne (und die auch mich kennen) dass ich mir da nicht so große Gedanken machen soll, aber was sollen die denn sonst sagen?


Flocke
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Regenwolke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Regenwolke »

Huhu Flocke,

kannst Du nicht auch an anderen Tagen in die Mensa gehen, wenn Dir die Decke auf den Kopf fällt? Für mich war die Mensa im Studium oft die Rettung, gerade in der Diplomzeit, in der es keinerlei äußere Struktur gab. So oft es ging, hab ich mich dort mittags verabredet, aber oft bin ich auch allein hin, hab mir hinterher noch einen Kaffee gegönnt und war dann für den Tag zumindest schonmal vor der Tür gewesen, was mich dann auch meist motiviert hat, anschließend noch einzukaufen.

Tja, die Eignung für den Beruf... Ich glaube, das kannst Du nur herausfinden, wenn Du es ausprobierst, ein Praktikum ist ja eine ganz gute Möglichkeit dafür. Daß Du da unsicher bist, kann ich gut verstehen, mir gehts nicht anders. Ich steh gerade vor der Entscheidung, eine Stelle im psychiatrischen Bereich anzunehmen. Ich werde es versuchen, wenn sie mich dort wollen, aber es war ein Kampf, Mut genug zu fassen und mir zuzugestehen, evtl. auch zu scheitern.

LG, Wolke
flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Mhm, ja ich könnte schon öfter gehen, aber trotz wirklich günstiger Preise wäre mir das zu teuer...

Heute gehts etwas besser, ich heule zwar hin und wieder und verkrieche mich ins Bett, aber die Salate für morgen sind fertig und ich habe meine leider durch die zwei Tage fast schon toten Tomaten und Erdbeeren gegossen.
Die nächsten Tage sind ausgebucht und am Wochenende arbeite ich. Wenn noch irgendwas von mir übrig geblieben ist dürfte dieser volle Terminplan mich über die nächsten Tage bringen und dann muss ich mir halt überegen wie es weiter geht. Es ist ein Drahtseilakt zwischen beschäftigt sein, aber nicht überfordert sein...

Ich werde auf jeden Fall versuchen diese Praxisstelle zu bekommen, denn das ist etwas dass ich später sehr gerne machen würde. Nur habe ich angst, dass wenn ich scheitere ich noch tiefer sinke...
Zwar sagen mir viele dass ich dass nicht so sehen sollte, dass ich gewisse Qualitäten habe, aber dieser rapide Absturz am Wochenende verunsichert mich sehr.

Meine Thera meinte, es wäre halt wichtig dass ich später ne gute Supervision habe und das denke ich auch, aber wie soll das nur werden... Einzelsupervision ist selten und ich glaube nicht dass ich jemals offen vor Kollegen bestimmte Dinge sagen könnte. Ich denke einfach dass da Vorurteile sein können/müssen.
Mit meiner Persönlichkeitsstruktur und dann auch noch depressiven Episoden fühle ich mich gebrandtmarkt. Wenn ich mir alleine schon anhöre was Kommilitonen so gesagt haben als es um Persönlichkeitsstörungen ging... und bezüglich Depression hört man auch oft genug Sätze wie "die müssten nur mal wollen"...

Mittlerweile kann ich mit derargtiger Ablehnung zwar umgehen, zumindest theoretisch, aber das macht mich halt trotzdem unsicher. Es tut einfach weh und ist frustrierend wenn man doch alles tut was man überhaupt nur tun kann und eine kleine Info alles kaputt machen kann. Psychische Erkrankungen sind nun mal keine Beinbrüche die bei vernünftiger Behandlung vollkommen verheilen...

Vielleicht wird das ja wirklich erst besser, wenn ich irgendwann mal irgendwo einen Job bekomme. Irgendwo, wo man mich nicht kennt, irgendwann.... Aber selbst "irgendwann" kann es wieder kommen, kann man absinken und den Alltag nicht mehr schaffen... Irgendwann fällt es auf...

Ich dachte immer es hätte einen gewissen Vorteil so zu sein wie ich bin, aber im Grunde ist es ein Makel.

Flocke
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Schöpfung
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Flocke,

schön, dass Du wieder unter die Leute kommst und beim Grillen hoffentlich auch was Gescheites zwischen die Kiemen kriegst!

Es ging mir auch so wie Dir, wenn ich während der Vorlesung abwertende und stigmatisierende Äußerungen über psychisch Kranke gehört habe. Mich hat es damals auch ziemlich runtergezogen.

Mittlerweile sehe ich das so, dass Leute, die sich derart abwertend äußern, wahrscheinlich psychisch gestörte Anteile in sich haben, vor denen sie Angst haben und die sie sich selbst nicht eingestehen können. Solche Leute sind als Therapeuten viel schlimmer als Leute, die sich selbst gut kennen und sich in die Lage von psychisch kranken Menschen hinein versetzen können.
Mich prägt es sehr in meiner Haltung gegenüber psychisch kranken Patienten und ich bin froh darum. Ich glaube, dass es mich vor manchem therapeutischen Bockmist schützt, den andere mutmaßlich "Gesunde" so verzapfen, weil sie entweder kein Gespür für psychisch Kranke haben oder weil sie unbewußt ihre eigenen psychischen Probleme abwehren.

Was ich aber schon wichtig finde, ist, dass ich nicht akut depressiv bin, weil das wirklich die Arbeitsfähigkeit einschränkt und niemandem damit geholfen ist. Wenn das eintreten sollte, würd ich mich notfalls krank schreiben lassen. Es muß ja keiner wissen, weshalb. Man kann ja mal vergrippt sein oder so...

Was sagt denn Deine Thera? Wie sieht sie das denn mit dem Praktikum an derjenigen Klinik, in der Du mal Patientin warst?

Liebe Grüße, Amalia
Regenwolke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Regenwolke »

>Ich dachte immer es hätte einen gewissen Vorteil so zu sein wie ich bin, aber im Grunde ist es ein Makel.

Wahrscheinlich ist es doch beides gleichzeitig und von beidem ein bißchen.
flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

@amalia,

im Grunde hast du recht. In akuten Phasen ist niemandem geholfen wenn man sich nicht eingesteht dass man gerade nicht kann...
Mein Problem besteht darin, dass ich es nicht mag wenn jemand sowas sagt und ich da sitze und im grunde "so jemand" bin. Das bedeutet ddoch, dass die jenigen die mich mögen, gerne gruppenarbeiten mit mir machen und mich manchmal um rat fragen eigentlich nicht mögen würden, wüssten sie was mit mir los ist.

Meine Thera ist ja garnicht mehr meine Thera, die Therapie ist beendet. Im Sommer feiere ich (bis auf eine kurze AUsnahmesitzung) einjähriges, therafreies Jubiläum.

Ich denke, sollte ich in der Psych das Prktikum machen müssen würde ich das nicht vorher mit ihr besprechen. Allerdings werde ich offen sein, denn die kennen mich auf jeden Fall fast alle...
Sollte es die Suchtklinik werden, kommt es drauf an. Immerhin MUSS ich es ja nicht jedem auf die Nase binden. Im Studium weiß ja auch keiner bescheid, ausser zwei Leute, die ich vorher schon kannte...

Bisher kam ich in Praktika ganz gut klar und auch an meiner Arbeitsstelle, dennoch mache ich mir halt Gedanken. Zwar kann ich mit meinen Tiefs umgehen, aber gerade jetzt da ich wegen dem Studium hier fest sitze habe ich Angst davor wie die anderen (die mich halt auch als Patientin kennen) denken.

Gut, ich habe auch Angst das alles nicht zu schaffen, wirklich ungeeignet zu sein, aber mehr Gedanken mache ich mir darüber wie andere über mich denken.


Zur Zeit ist die Kombination der Umstäne einfach mehr als Konflikreich.

Meine Ex-Thera ist Oberärztin in der Psychiatrie (in der ich war), die Leitende Ärztin (insofern meine Info stimmt) war damals Stationsärztin. Betreut wurde ich über einer der drei großen Sozialstellen hier.
Ich sitze in der Löwengrube, oder anders ausgedrückt habe ich in den nächsten ein bis zwei Jahren ne Menge Möglichkeiten auf die Nase zu fallen, abgelehnt zu werden usw.

@ Wolke,
ja, Segen und Fluch zugleich passt ganz gut. Im Grunde, auch wenn es abgehoben klingt sind wir vielleicht wirklich mehr als andere. Allerdings befürchte ich dass "die anderen" uns reduzieren.

Leider reduziere ich mich selber auch oft und gerade jetzt nach diesem Absturz fällt es mir einfach schwer in mir mehr als einen drittklassigen Menschen zu sehen.


Mal sehen, vielleicht frage ich meinen hausarzt, der im übrigen auch nicht mehr weiß, als daass ich bis letzten Sommer regelmäßig überweisungen in die Psych geholt habe, fragen ob er mir Tavor verschreibt. Das würde in einer Situation wei am Wochenende helfen runter zu kommen. Wobei ich natürlich sehr aufpassen müsste... Oder aber ich rede wirklich nochmal mit meiner Ex-Thera, denn mit ihr könnte ich absprechen, dass ich lediglich zwei bis rei Milligramm zu hause habe.

Flocke
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Schöpfung
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Flocke,

Tavor...ist das nicht ein Benzodiazepin? Hat das nicht Suchtpotential? In Zeiten, in denen ich keine Festmedikation nehmen wollte, hab ich von meinem Arzt Doxepin bekommen - ein Antidepressivum mit schlafanstoßender Wirkung, das man aber nicht regelmäßig einnehmen muß, sondern nur nach Bedarf.Da hab ich dann einfach mal wieder richtig durchschlafen können und das allein hat schon enorm geholfen.
Na ja, Deine Ex-Thera kennt Dich ja ganz gut, sie kann das sicherlich am besten beurteilen, was sinnvoll wäre, um so eine Krise zu überstehen.

Viele liebe Grüße, Amalia
kormoran
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von kormoran »

liebe flocke!

es tut mir echt weh von dir zu lesen, dass du dich nach diesem absturz so abklassifizierst.

ja, es tut weh, anzuerkennen dass wir eben immer wieder damit rechnen müssen, an unsere grenzen zu kommen. oder ganz einfach abstürze passieren die wir uns gerne gespart hätten. und andere haben das nicht und können es gar nicht begreifen.

aber das reduziert nicht deinen wert als mensch, als kommilitonin, als fachfrau, ...
wenn es dir gut geht bist du leistungsfähig, und hast stärken und qualitäten - und zusätzliche auch durch deine erfahrungen aus den tiefs!
und wenn du krank bist musst du eben für dich sorgen.

ich möchte dich an die postings von cool erinnern, und dich bitten, dir das nochmal zu herzen zu nehmen.

du zeigst deine verantwortung und deine kompetenz indem du dann hilfe holst wenn du sie brauchst.

viel größere gefahr sehe ich, wenn du versuchst, dich durchzuwursteln, dass nur ja keiner was merkt - wenn es dir aber schlecht geht und du schon am zahnfleisch daher kommst, ohne unterstützung, ist doch die gefahr viel größer dass du wegen leistungseinbußen oder fehlern schlechte referenzen kriegst.

ich glaube aus dem was ich von dir lese, dass es gut wäre wenn du in nächster zeit unterstützung annimmst (therapie, allenfalls medikamente, oder klinikaufenthalt ggf. wo anders). so kommst du aus dem momentanen tief wieder raus und gehst gestärkt weiter.

ohne unterstützung weitermachen ist für dich eine quälerei und für studium und beruf möglicherweise sogar riskanter als jetzt einzugestehen: ja, ich bin depressiv und zur zeit brauche ich gerade hilfe.

du wirst deinen weg ganz bestimmt finden, auch beruflich/fachlich. es ist doch kein zufall dass du dein studium jetzt engagiert und erfolgreich betreibst. da könnte ich mir manche scheibe von dir abschneiden...

alles gute für dich
kormoranin
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von imagine »

Liebe Flocke,
ich freue mich auch, dass es dir wieder besser geht, aber mir tut es auch weh, das hat Komoranin gut geschrieben.

Sie ist überhaupt ausgesprochen liebenswert,

Weißt du, ich denke auch, dass man zwar gut auf sich aufpassen muss, wenn man mit dieser Krankheit anderen depressiven Menschen helfen soll, aber ich denke, du kannst vieles auch viel besser verstehen.
in der Suchttherapie sucht man ja auch ganz gerne ehemalige Suchtkranke, eben weil sie wissen, wie sich das anfühlt.
Vielleicht geht es dir in ein paar Wochen wie deinen Vögeln

Alles Liebe
imagine
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flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Ach Leute, ich weiß garnicht was ich sagen soll. Ihr seid so nett und gebt super Ratschläge. Einfach DANKE!

Heute habe ich in der Psych nachgefragt ob ich dort das Praktikum machen kann. ie haben mich mit meiner Ex-Thera verbunden, Sie meinte sie traut es mir zu. Nur solle ich aufpassen, da es mich ja an meine Zeit in der Ambulanz erinnern könnte... Aber da ich nicht akut Krank wäre, kein Problem... Ich habe dann einfach nicht mehr ausführlich gesagt wie es mir geht. Und im Grunde wird ja besser denke ich, wenn ich mich an die neue Situation gewöhnt habe und wieder RUhe eingekehrt ist. Zumindest hoffe ich das.
Es hat auf jeden Fall gut getan diese Reaktion zu bekommen. Selbst die im Büro, die mich ja immer nur kurz gesehen hat klang als würde sie es schön finden "von mir zu hören".

Meine Thera meinte auch, dass sie selbst schon ärztliche Mitarbeiter hatten/haben, die in Behandlung waren (wenn auch in anderen Kliniken)

Im Grunde das selbe was ihr ja auch gesagt habt.

Heute bin ich Rad gefahren, zum Bahnhof und zurück.... Nun sitze ich hier, "im Schweiße meines Angesichts" und hoffe heute Nacht gut zu schlafen und den morgigen Tag gut hinter mich zu bringen. Am Wochenende muss ich dan arbeiten.

Ablenkung tut mir gut und solange ich auf diesem, zwar gedrückten aber dennoch arbeitsfähigen Level bleibe, wird es gehen.

Vielleicht hilft es ja auch dass ich nun ein wenig Sport treiben will. Vielleicht lasse ich mir wirklich wieder Medis verschreiben (aber vom Hausarzt, was hilft weiß ich ja)
Vielleicht, vielleicht....

Ich dümpele so dahin, aber wenigstens dümpele ich noch. Totaler Stillstand wäre derzeit sehr schlecht. Also muss ich es schaffen im Gleichgewicht zu bleiben, mich besc häftigt zu halten, aber eben auf keinen Fall zu überfordern. Noch einen Absturz verkrafte ich glaube ich nicht.

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Monas
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von Monas »

Hallo Flocke

es tut mir so leid das Dein Umzug Dich so mitgenommen hat,ich wünsche Dir sehr das es Dir bald besser gehen wird und Du dich doch noch einleben wirst
das mit dem Praktikum hört sich toll an, Du wirst es schaffem ich drücke Dir die Daumen
kormoran
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von kormoran »

hallo flocke!

wow - das hört sich gut an, mit dem praktikum.
das wäre dann im sommer?

du machst das gut, echt. großer respekt.

pass gut auf dich auf und sei weiter so umsichtig. und bleib dran was unterstützung für die nächste zeit betrifft - thera und/oder medi. du würdest doch auch entspannter ins praktikum gehen wenn du "rückenstärkung" hast, und entlastung, wenn es brenzlig wird. schau auf dich und falls du das gefühl kriegst, doch, ich bin in einer krise, dann hab keine scheu nochmal mit deiner alten thera zu sprechen und das zu klären. falls es jetzt nicht sein soll mit dem praktikum hier, falls es jetzt doch erstmal noch ein klinikaufenthalt oder einfach längere zeit zum regenerieren ist, was du brauchst, dann ist es eben so. es ist einfach nur eine schleife in deinem weg, den du am ende stark und ganz gehst. da musst du nicht über halsbrecherische klippen kraxeln, den kürzesten weg, und damit kopf und kragen riskieren!

viele liebe grüße
kormoranin

p.s. danke, imagine
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flora80
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flora80 »

Liebe Flocke,

ich finds beachtlich, wie du mit der schwierigen Situation umgehst! Stark, wirklich! Ich nehme wahr, dass du sehr kämpfst, aber du klingst viel besser. Und das hast du alleine geschafft! Wow, kann ich da nur sagen. Das ist wirklich eine große Särke von dir, auch wenn es natürlich wünschenswert wäre, gar nicht erst in solche Löcher zu kommen.

Nach dem, was ich hier von dir lese, finde ich übrigens, dass du eine ziemlich gute Sozialarbeiterin wirst! Hab ich so im Gefühl irgendwie!

Lieber Gruß, Flora
flocke
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Ach, ihr seid einfach so lieb. Danke, das tut wirklich gut, so viel liebe Worte.

@kormoranin, ja, du hast recht und sollte sich nicht bald etwas ändern werde ich nicht darum herum kommen mir wieder Hilfe zu holen.
Allerdings hoffe ich im Moment noch darauf dass, sobald wieder Ruhe in mein Leben kehrt ich mich regeneriere.

Bezüglich der Wohnung kann ich jetzt sagen dass ich mich, je öfter ich zurückkehre (ich war viel ausserhalb in den letzten Tagen), ich immer mehr "ankomme".
Schlafen kann ich in dieser Wohnung erstaunlicher Weise sehr gut, irgendwie mytseriös, aber ich will mich nicht beklagen.
Heute Abend war ein Gewitter und ich stand am WOhnzimmerfenster, in voller Sorge um meine Tomaten, die draussen im Hagel standen. Wegen der Blitze traute ich mich nicht mehr raus. Aber sie haben überlebt und stehen noch.

Mal sehen, wie sich das so in den nächsten Wochen entwickelt. Zwar habe ich angst, dass meine Hoffnung wieder enttäuscht wird und ich am Ende doch im Tief stecken bleibe, oder gar noch tiefer sinke.

Unsicher bin ich geworden. Gut, eine Grundunsicherheit hatte ich schon immer, aber im allgemeinen Überspiele ich das (selbst mir gegenüber). Jetzt sage ich es offen. Ich sage dass ich befürchte man traut mir nichts zu, ich sage dass ich mir nicht sicher bin ob ich das richtige tue.
Mein Fundament und als solches kann man meinen Willen dieses Studium abzuschließen und in dem Beruf zu arbeiten bezeichnen hat nen "Knacks".
Da hilft es wenig wenn mir jemand sagt ich würde ja später den "Vorteil" haben zu wissen wie es sich anfühlt, da hilft es wenig dass ich aufgrund meiner PS sehr sensibel bin und klitzekleine Kleinigkeiten wahrnehme (und mittlerweile auch einordnen kann). Da nützt es nichts, dass ich weiß wie sich eine Depri anfühlt, wie es ist da zu liegen, hunger zu haben und dennoch nicht aufstehen zu können um sich was zum essen zu holen. Was wird es mir bringen, zu wissen wie es ist sich einsam zu fühlen, alleine zu sein und es dennoch nicht schafft den Hörer des klingelnden Telefons abzuheben.


Wie werde ich in Zukunft damit umgehen, so zu sein wie ich bin? Ich denke das ist die entscheidende Frage.


Flocke
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rajo1
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von rajo1 »

Liebe Flocke,

es freut mich und bin mit dir verbunden, dass du die schwierige Situation gemeistert hast und wieder klarer in die Zukunft sehen kannst.

Wie mit dem Alleinsein umgehen?
Das ist auch für mich die Frage.
Es gibt Vorschläge, Alternativen usw.
Aber ?

Wie damit umgehen?
Wie damit gut leben können?
Kontakte?
Lebensnotwendig oder nicht?
Was ist es?
Ein Gefühl, mit dem man schwer umgehen kann.

rajo1
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von flocke »

Ja Rajo,

ich finde auch dass ein zentrales Thema das Alleinsein ist. Im Grunde will man es nicht, aber Entgegenwirken will man auch nicht so recht. Kontakte können sowohl belastend, als auch schön sein... Ich weiß nicht mehr wer und wo, aber in den letzten Tagen hat hier im Forum jemand geschrieben, dass bei uns das Wollen gestört/gehemmt/wie auch immer ist. Das kann/will und muss ich so unterschreiben. Die größte Windmühle gegen die ich kämpfe, bin ich selbst.
Häufig habe ich das Gefühl, dass nichts tun, im Bett liegen bleiben und abwarten bis alles vorbei ist, die einfachste und erträglichste Möglichkeit ist und dann ist e doch unerträglich. Aber das ändern wollen allein bringt garnichts, meist wird es schlimmer, weil eben wollen alleine nichts bringt. Von dem Problem nicht zu wissen was man denn nun wirklich will mal ganz zu schweigen....


Ich weiß nicht mehr was ich will, ich weiß ja nicht mal mehr was ich kann.


Flocke
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rajo1
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Re: Mir gehts schlechter

Beitrag von rajo1 »

Und wenn man schon wüsste, was man will und was einem gut tun würde, ist es immer noch nicht da, denn "zwingen" kann man niemanden.
Es muss passen und es muss "Gut-Tun".

rajo1
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