vielleicht Burnout?

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Lotti
Beiträge: 7
Registriert: 23. Mai 2008, 14:52

vielleicht Burnout?

Beitrag von Lotti »

Hallo!
Ich lese seit einigen Tagen in diesem Forum und habe mich nun doch entschlossen, etwas zu schreiben. Zunächst einmal möchte ich kurz schreiben was bei uns los ist:

Seit einigen Monaten fällt mir auf, dass mein Mann sich mir und unserer Tochter gegenüber verändert hat. Er ist oft launisch, hat wenig Interesse an allem was wir machen. Als er vor 4 Wochen von einer Geschäftsreise kam, sagte er mir, dass er sich verliebt habe und für mich keine Gefühle mehr da wären. Die Gefühle gingen angeblich schon seit Jahren zurück. Wir haben dann vereinbart, dass wir versuchen wollen zu kämpfen aber mein Mann entscheidet sich fast täglich hin und her, ob er bei uns bleibt oder nicht und weiß eigentlich nicht was er will. Und immer dieser hängende, leidende Gesichtsausdruck. Er versinkt im Selbstmitleid. Mir und meiner Familie kommen seine Stimmungsschwankungen, seine Gereiztheit, sein mangelndes Interesse an Familie und Freunden sehr komisch vor. Er ist sonst ein lebenslustiger Mensch aber im Moment will er alles hinschmeißen. Jetzt steht ganz akut die Trennung bevor. Er will dieses Leben nicht mehr, sagt er. Es ist aber ganz offensichtlich, dass er mit allem überfordert ist. Er arbeitet seit Jahren fast ohne Urlaub, ich studiere und da ist noch das Kind. Körperlich bin ich für ihn immer noch interessant.
Ich habe ganz stark den Verdacht, dass bei ihm etwas nicht in Ordnung ist. Ob es in Richtung Depressionen oder Burnout geht, kann ich nicht beurteilen, aber er ist sehr verändert. Er streitet es natürlich ab. Bevor er sich endgültig trennt, ist er aber bereit mit mir einen Gesprächstermin wahrzunehmen. Dies sehe ich für uns als allerletzte Chance.

Nächste Woche haben wir einen Termin in der Psychiatrischen Klinik zum Gespräch.
Nun zu meinem Anliegen:
Wie bereite ich mich auf das Gespräch vor? Was wird mich erwarten?
Ich habe Angst, dass mein Mann alles verniedlicht und es am Ende heißt: Alles super, er hat nichts. Ich bin mir sehr sicher, dass da etwas nicht stimmt...

Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße
Lotti
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: vielleicht Burnout?

Beitrag von 912318798 »

Grüß Dich Lotti!

Es ist das Klügste, das Ihr machen konntet, einen Arzt zu kontaktieren.
Deine Schilderung deutet für mich klar auf ein Burn-Out Syndrom hin, da ich das alles aus eigener Erfahrung kenne.
Dein Mann wird nichts verniedlichen können, der seriöse Psychiater, oder auch Neurologe für den Anfang, wird sofort erkennen, was Dein Mann hat, so verstellen kann er sich nicht.

Es gibt Parameter, an denen ganz leicht erkennbar ist, ob etwas vorliegt.

Eure Krise kann eine Frucht dieser jahrelangen, latenten Überforderung sein.

Wenn Ihr es schafft, da drüber zu kommen, werdet Ihr eine tolle Erfahrung machen!


Ich wünsche Euch ganz stark, dass Ihr gemeinsam diese schwere Zeit meistert!


Liebe Grüße

Jojo


Ach so, zur Vorbereitung:
Ich habe gar nichts gemacht; meine Hälfte Nr. 1 war bei der ersten und einigen weiteren Sitzungen dabei, um verschiedene Perspektiven darzustellen (weil ja alles zwei Seiten hat) und dann arbeitete ich (oder auch nicht) alleine weiter.
Manchmal erscheinen wir auch jetzt noch beide, aber was ich mache, ist eigentlich noch keine Therapie.
Lotti
Beiträge: 7
Registriert: 23. Mai 2008, 14:52

Re: vielleicht Burnout?

Beitrag von Lotti »

Hallo Jojo!

Danke für deine schnelle Antwort. Das Gespräch findet bei dem leitenden Professor der Klinik statt.
Ich habe arge Bedenken, dass ich mir sein Verhalten einfach so schön rede, dass es zu Burnout passt. Nur weil ich nicht wahrhaben will, dass es aus ist.
Ein Bekannter, der auch wegen Burnout in der Klinik war, meinte, dass ich mir das nicht einbilden kann. Denkst du das auch?


Lotti
Ha-Pe
Beiträge: 50
Registriert: 13. Dez 2007, 17:00

Re: vielleicht Burnout?

Beitrag von Ha-Pe »

Hallo Lotti,

ob dein Mann ein Burnout hat kann ich dir nicht sagen, aber einige von dir beschriebenen Punkte kenne ich. Vor einem Jahr war ich wegen Burnout für 3 Monate in einer Klinik.
Interssenlosigkeit, Gereitzheit und alles hinzuschmeisen und irgendwo neu anzufangen waren auch einige meine Symptome. Bei mir kam dann allerdings noch der totale Zusammenbruch mit S-Gedanken dazu.
Es ist gut, dass ihr zusammen zum Arztgespräch geht. In einer Klinik kann deinem Mann geholfen werden, auch wenn es Zeit braucht.
Man kommt aus dem Teufelskreis heraus und die Gefühle für die Familie und die Freude am Leben kommen wieder! Ich nehme zwar noch immer ADs, aber mir geht es gut damit und das ist die Hauptsache.
Für mich und meine Familie war es eine sehr harte Zeit, aber wir haben viel daraus gelernt.
Ich wünschr dir alles Gute!

Ha-Pe
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: vielleicht Burnout?

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch nochmal!

Wie Ha-Pe auch sagt, möchte ich mir nicht anmaßen, hier eine Ferndiagnose zu stellen.
Ich erkenne lediglich Parallelen zu meiner Geschichte, obwohl wir keine Ausritttendenzen hatten.
Es gibt dahingehend Mitforianer, die Dir besser raten können, als ich.

Ebenso kann ich Euer Verhältnis nicht beurteilen, aber ich sehe, dass Du Deinen Mann liebst, und Du um ihn kämpfen willst.

Dennoch glaube ich nicht an eine Projektion, die im schnellen Zuschauen sehr nahe liegt.

Vielleicht kann Dir jemand mehr helfen, als ich,
nur Deinen Mut und Deinen Willen, um die Werte zu kämpfen, erlaube ich mir, hoch anzuerkennen!

Ich wünsche Dir viel Kraft!

Jojo, mit lieben Grüßen
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: vielleicht Burnout?

Beitrag von kormoran »

hallo lotti,

willkommen im forum. indem du dich hier umsiehst (kleiner hinweis: im unterforum "angehörige" wirst du mehr mitbetroffene in ähnlicher lage ansprechen können) und indem ihr den termin in der klinik gemeinsam wahrnehmt, gebt ihr euch bzw. dein mann sich eine wichtige chance.

was ich dir - vorsichtig - mitgeben möchte, weil du nach "vorbereitung" fragst:

* du könntest dinge aufschreiben - was dir auffällt, was du oben formuliert hast, was sich konkret geändert hat.
* es heißt immer, dass es gut ist, in "ich-botschaften" zu sprechen, dass es für den anderen besser annehmbar ist. also zum beispiel wenn du sagst: ich empfinde dich als gereizt und nicht: du bist immer so aggressiv.
* möglichst den begriff von "schuld" draußen halten. einfach nur schauen, was ist.
* eventuell vorsichtig formulieren, dass es - ob burnout oder depression, das liegt ja nahe beieinander - so etwas wie eine krankheit ist, und diese die wahrnehmung ganz schön verzerren kann. dass dein mann sich also nach einer auszeit und kur erst wieder ganz bei sich zuhause fühlen wird - und erst dann wirklich eine reale entscheidungsgrundlage hat, um in beruf, familie usw. die weichen zu stellen. dass du ihm die zeit geben magst, dass du ihn aber bittest, euch diese zeit zu schenken, und sich selbst.
* von dir wird auch einiges verlangt: jetzt, weil du unter der situation leidest; und in weiterer folge, wirst vielleicht auch du deine rolle überdenken, an dir selbst arbeiten. und du wirst sehr gut auf dich achten müssen! ich denke dass es nur hilfreich sein kann, dass du sowohl vermittelst, wie sehr du jetzt leidest als auch wie sehr du bereit bist diese phase zu begleiten weil die beziehung ein zu erhaltender wert ist.

ich hoffe das war nicht zu viel "salbadert"?
alles gute für euch
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
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