Morgentief

flocke
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Re: Morgentief

Beitrag von flocke »

Hallo Doc & Patient,

ja, das kenne ich auch und mit (fast) 24 gehöre ich noch nicht zu den "älteren" denke ich...


Ein Morgentief (naja, eins kommt selten allein...) hängt sehr häufig mit Schlafstörungen zusammen. Meist gibt es sich so ab 10 Uhr.
Ein wenig hilft es mir dann ganz bewusst vernünftige Bettzeiten einzuhalten und, falls das nicht möglich ist (schlaflos bis in die Morgenstunden) dann hilft es mir wenn ich einfach mal eine Nacht garnicht schlafe und auch tagsüber nicht. spätestens am zweiten Tag bin ich dann zu passender Zeit so müde, dass ich schlafe.
Ganz verschwinden durch einen gereglten Tgaesablauf diese Morgentiefs aber nicht, es dauert einfach ne Weile...

Immerhin schaffe ich es, wenn unbedingt nötig aufzustehen. Ich dachte lange dann müsste doch irgendwann mal dieses Tief kapitulieren. Es hält sich aber hartnäckig, egal wie aktiv ich bin.

Am besten fühle ich mich zu solchen Zeiten erst ab ca. 16 Uhr...

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Guinevere
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Re: Morgentief

Beitrag von Guinevere »

Lieber Doc, Patient und alle.

>P.S. Was ist mit Morgentief gemeint?! Beginn 4-6h, Ende meistens 9-11h vormittags.

Kann die Frage leider so nicht beantworten, da ich (41) vom Job her oft länger arbeite und somit nicht so bald ins Bett komme.
Von 4-6 meist noch nicht wach bin, für den Fall, dass ich aber noch wach bin , dann ist diese von ihnen erwähnte Zeit (4-6 bis 9-11) die, in der ich heftig müde werde, eigentlich meine "perfekte" Schlafenszeit.

Ansonsten, wenn ich früher raus muss oder in Urlaubszeiten hab ich eher ein verschärftes Nachmittagstief, von 2-5 ists da "gefährlich" es mir auf dem Sofal gemütlich zu machen, aber auch die Stimmungstiefs, Löcher in die Luft starren etc. kenne ich zu dieser Zeit am Besten. Abends ab 10 werde ich dafür gerne mal munter ...aber Stimmungstiefs am Morgen kenn ich so gut wie gar nicht.

Hm, bei mir hängt das aber auch viel mit den Organen (Nieren,...) und so einiges anderes zusammen...

Lieben Gruß allen!
manu
Monas
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Re: Morgentief

Beitrag von Monas »

Hallo Herr Dr. Niedermeier


Wenn ich so die Postings lese, kommt ein Morgentief wohl am meisten vor?

ich , habe ein Abendtief, ich nenne es auch "Nachmittagtief


das heisst

gegen Nachmittag, so 15, 16 Uhr, manchmal auch noch eher
fängt mein Tief verstärkt sich mein Tief
auch verbunden, mit innerliche Unruhe, Angst, sehr gedrückte Stimmung, manchmal mit weinanfällen, aber oft auch ohne
sondern eine tiefe hoffnungslose Traurigkeit
mit verstärktem Grübeln ect


das dauert dann die ganze Nacht hindurch
so, das ich eh erst spät einschlafen kann

meistens schlafe ich erst gegen 2, manchmal 3 Uhr in der Früh ein

bin als die ganze Nacht sozusagen wach

durch diesen wenigen schlaf, springe ich natürlich nicht vital morgens aus dem Bett
sondern bin richtig erschlagen von der Müdigkeit
würde auch gerne dann lieber liegen blieben, und am Wochenden mache ich das dann auch

aber , da ich nun mal in der Woche um 7 aufstehen muss, geht das aber trotzdem dann
ich habe dann zwar trotzdem keine gute Stimmung
aber nicht so ein Tief, wie am Nachmittag, Abend, Nachts
Yogi66
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Re: Morgentief

Beitrag von Yogi66 »

Sehr geehrter Doktor Niedermeier,
hier geht es um das Thema Morgentief.
Bei mir ist dass mit dem Morgentief zum Beispiel so.
Ich schreibe an den Moderatoren hier in diesem Forum bereits schon mehrere Briefe.
Bekomme aber darauf nie eine Antwort.

Bisher habe ich auf Alle meine e-Mail eine Antwort bekommen.
Bedauerlicherweise aber noch nie von den Moderatoren dieses Forums. Wo Sie Dr. Niedermeier ja mit dazu gehören.
Dies fassen Sie Bitte nicht als Beleidigung auf. Sondern ist eine Antwort auf Ihre Frage:
"Morgentief"

Denn jeden Morgen wenn ich in meinem Briefkasten sehe und feststelle das ich von den Moderatoren keine Antwort erhalten habe.
Kommt bei mir ein Morgentief auf.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Depressiver Yogi.
cooki3
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Re: Morgentief

Beitrag von cooki3 »

Geistiger Dünnpfiff in gewohnter Manier, wenigstens auf eine Konstante kann man sich in Deutschland noch verlassen! Danke Yogi!

Beste Grüße
Jochen
Yogi66
Beiträge: 1287
Registriert: 15. Feb 2011, 17:31

Re: Morgentief

Beitrag von Yogi66 »

Danke für Deine persönliche Beleidigung carabao (Cooki3).
rajo1
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Kontaktdaten:

Re: Morgentief

Beitrag von rajo1 »

Vorschlag für Yogi:

gehe doch nicht morgens zum Briefkasten, sondern singe Mantras und betreibe Yoga.

In Briefkästen lauert meistens nichts Gutes...
außer man TUT es selber.

rajo1
Nyx
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Registriert: 31. Jan 2007, 14:42

Re: Morgentief

Beitrag von Nyx »

ach was, lasst gut sein, Yogi ist halt einfach nur krank. Er hat Depressionen.
heike56
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Re: Morgentief

Beitrag von heike56 »

Hallo Doc,

Morgentiefs sind sehr oft, aber es gibt auch Abendtiefs. Wenn sich die Depri verbessert oder die Medis anfangen zu wirken, verliert es seine Intensität. In der ersten Zeit kam dann ein Abendhoch, wodurch ich nicht glauben mochte, dass der nächste Tag wieder schlimm anfangen könnte. Pustekuchen
Morgengrauen finde ich auch eine sehr treffende Bezeichnung.
Bei mir waren es starke Antriebsschwäche, Angst, Weinerlichkeit, mich von den bervorstehenden Aufgaben überfordert fühlen.

Bei mir begann das Morgentief mit dem Aufwachen (habe nie unter Schlafstörungen gelitten) und gegen 11 Uhr wurde die Stimmung etwas entspannter, gegen 19 Uhr entspannte es sich weiter.
Interessant fand ich, dass das Morgentief in dem Moment begann, wo das Gehirn anfing zu arbeiten. Im Halbschlaf oder Dösen war es noch nicht da.

Ich vermute, dass es einen Zusammenhang mit dem Hormonsystem gibt, was ja auch über den Tag schwankt. z.B. Schmerzempfinden, Kortisolspiegel....

Mir hat die Gabe von Medikamenten geholfen, überhaupt erstmal aus dem Bett zu kommen. Und später natürlich das Wissen, dass es im Laufe des Tages besser wird.

Viele Grüße

Heike 47
Yogi66
Beiträge: 1287
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Re: Morgentief

Beitrag von Yogi66 »

Wir sind doch Alle hier im Forum, weil wir Krank wegen Depressionen sind. Oder?
Nyx
Beiträge: 397
Registriert: 31. Jan 2007, 14:42

Re: Morgentief

Beitrag von Nyx »

nö. ich hatte (habe manchmal noch) Depressionen, weil ich mein Leben nicht auf die Reihe bekommen habe. Krank war ich zum Glück nie.
steppenwolf1

Re: Morgentief

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi zusammen,

ich kenne es wie Iris, dass die Müdigkeit und Schlappheit frühs so extrem sind, dass an Aufstehen nicht zu denken ist. Selbst was zu trinken holen und die Tabletten nehmen sind dann schwer. Sogar meine Therapeutin kann das nicht verstehen und die Frage von Ihnen Hr. Dr. Niedermeier impliziert das oder ? Aber ich kann es selbst nicht erklären oder plausibel erklären .... ist es denn nur Einbildung ?

Als ich noch arbeitete, hatte ich geleitende Arbeitszeiten, so dass ich häufig auch später kam und es nicht auffiel und dafür länger machte - musste sowieso länger machen, weil ich nichts fertig bekam.

Eigene Beschimpfungen etc. helfen nicht. Selbst sich vornehmen, früh erstmal was schönes zu machen .... ich war einfach zu platt.

Seit nicht allzulanger Zeit nehme ich Solvex, das scheint zu helfen. Wohingegen trotzdem die Nacht manchmal Tag ist .... aber das Aufstehen klappt und das war erstmal wichtig. Und es ist wohl wichtig, dass ich den Druck einer Arbeitsstelle mom. nicht im Nacken habe ! Denn ich empfinde jeglichen Leistungsdruck kontra-produktiv.
Ob Konfrontation durch den Therapeuten hilft ? Für mich war es ganz schlimm, nicht erklären zu können, warum - jetzt manchmal noch, weshalb ich darüber nicht mehr rede, wie über einiges andere auch. Vermutlich ist Verständnis der falsche Weg ?!
Ein Mittel der Wahl für mich, war zu sagen, die Welt kann mich mal, ich komm alleine klar und brauch niemanden ...... ist jetzt wohl eher PS als Depression, weiss es nicht.
Aber das war in meiner Jugend ein Motiv - ein Motor quasi. Aber wie lange der funktioniert ?

s.wölfin
Yogi66
Beiträge: 1287
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Re: Morgentief

Beitrag von Yogi66 »

Hallo Nyx,
ich glaube schon, dass Du noch Krank bist.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Morgentief

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Streiter,
seid ihr eigentlich nüchtern, wenn ihr euch nachts zupostet?

Ich persönlich bin ja ein Morgenmensch, wenn es mir gut geht (z.B. Urlaub), stehe ich um fünf auf und bin sofort fit.
In der Depression zeigt sich mein Tief öfter abends als morgens,
aber in der ganz schlimmen Phase geht es mir auch morgens schei...
Meine Psychologin meint, es sei physiologisch begründet, dass manche Menschen eben morgens fitter sind (Typ A), andere abends länger aktiv bleiben (Typ B); und das würde sich auch in der Depression zeigen. Wer Typ B sei, hätte eher Morgentiefs, Typ A ist morgens gut drauf aber abends hoffnungslos.

So, jetzt arbeite ich was, LG Puk
Monas
Beiträge: 366
Registriert: 3. Apr 2008, 19:49

Re: Morgentief

Beitrag von Monas »

Guten Morgen Puk

mal sehen ob ich das richtig kapiert habe
also, wer sowieso schon immer ein Morgenmensch war, als gern früh aufsteht und fit ist
der erkrankt inder Depression dann am Abendtief

(und umgekehrt, wer ein Abendmensch ist, der hat dann ein Morgentief)


also mir ist diese Erklärung Deiner Psychologien zu einfach,
ich bin kein Fachmann , habe keine Ahnung, aber meine Vermutung liegt eher darrin, das es auch drauf ankommt, welche Art von Depression man hat

also, ich bin wenn ich gesund bin, ein gern Langschläfer, also kein Morgenmensch
obwohl ich jetzt nicht muffig aufstehe, aber ich mag es gar nicht, und würde gerne immer ganz lange schlafen

aber habe in der Depression ein Abendtief

also nicht so wie es Deine Psychologin meint, da müsste ich also ein Morgentief habe

aber vieleicht gibt es dazu auch keine einfach Erklärung, jeder Mensch ist anderes, jede Depression ist anders.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Morgentief

Beitrag von ndskp01 »

Okay, ich nehme mein Posting zurück. Sicher ist es komplizierter. Viele meinen aber, dass das Morgentief ein wichtiges Anzeichen der Depri ist.

Schlimm fand ich die Äußerung einer Bekannten: "Du kannst nicht depressiv sein, wenn du morgens um sechs aufstehst, um Klausuren zu korrigieren"
Monas
Beiträge: 366
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Re: Morgentief

Beitrag von Monas »

hallo Puk

Nö, nicht Dein Posting zurück nehmen
ich sagte doch Ich bin kein Fachmann
und kann ja hier nur meine persönliche Laien Meinung wiedergeben

meine Laien Meinung ist auch das man eine Depression nicht am Morgentief festmachen kann
da es soviele verschieden Ausprägungen von Depressionen gibt
zb auch welche die still verlaufen, wo nie einer drauf kommen würde, der jenige hat eine Depri
oder welche die sich in Form von Schmerzen äussert
ich kannte mal eine Frau, die hatte am ganzen Körper immer Schmerzen
da stellten die Ärzte fest das dies Depressionen sind , da war nix, mit Morgen oder Abendtief


normal werden Depressionen (und alle anderen Krankheiten ) ja anhand von Symtomen ausgemacht
aber es müssen ja nicht immer alle Symtome auftreten und es müssen auch nich immer alle dieselben auftreten
manchmal ist eben alles verschieden
und doch dasselbe
Hony

Re: Morgentief

Beitrag von Hony »

Herr Dr. Niedermeier,

das Morgentief habe ich im Alter von 42 in einer extremen Form erlebt: schwere Angstzustände vor dem beginnenden Tag, Schwitzen, dass es von Stirn und Händen tropfte. Das morgendliche Aufwachen begann in der ersten fürchterlichen Phase immer früher, bis ich in eine Klinik eingeliefert wurde, wo ich zehn Tage lang – überprüft – allenfalls einen Minutenschlaf hatte. Ab dem Spätnachmittag wurde die Depri dann „erträglich“. In abgeschwächter Form trat es in allen folgenden Depris auf.

Dieses Phänomen wurde 1994 von Prof. Faust neben weiteren Symptomen einer endogenen Depression zugeordnet:

ausgeprägtes Morgentief
jahreszeitliches Auftreten der Depression (mit einer Ausnahme im Frühjahr)
Umschlag von normal zu schwer depressiv fast immer über Nacht
kein erkennbarer oder nur ein geringfügiger Auslöser
keine biographischen Faktoren (glückliche Kindheit, erfolgreich in Schule und Studium, eine attraktive Frau, gesunde Kinder)
gutes Ansprechen auf AD´s, insbesondere Lithium
keine Verbesserung der Symptomatik durch Psychotherapie
aber: Vater psychisch gestört (soziale Phobie, Angstzustände, Depressionen)

Ich habe nach späteren Berichten angenommen, das Morgentief entstehe durch eine abnorme Cortisolausschüttung in den Morgenstunden (Entgleisung der HPA-Achse) – heute gibt es den Begriff „endogen“ ja nicht mehr, obwohl er ein Zustandsbild beschreibt, das sich in einigen Punkten von den psychogenen Depressionen unterscheidet. Im übrigen möchte ich mich entschuldigen, dass ich eine so martialisch-naturwissenschaftliche Sicht der Dinge einnehme. Aber vielleicht können Sie es ja in ihr psychotherapeutisches Weltbild transponieren.

In den weiteren Phasen habe ich mir mit Tavor geholfen, das mir ein befreundeter Gynäkologie und ein Internist sehr großzügig in 50er Packungen als Tavor Tabs verschrieben (einer wusste nichts vom anderen), ich habe es nach Monaten des Dauergebrauchs jeweils problemlos ohne Gewöhnung oder Abhängigkeit innerhalb einer Woche abgesetzt. Andernfalls wäre ich bei den langen Fehlzeiten bereits fünf Jahre früher aus dem Berufsleben ausgeschieden. Hier hat die verteufelte Substanz einmal segensreich gewirkt, ich habe davon insgesamt ca. 600 – 800 Stück geschluckt. Trotzdem würde ich niemandem empfehlen, meinen Spuren zu folgen, es könnte ins Auge gehen.

Heute nehme ich nur noch Mianserin, das als AD ja keine Suchtkomponente haben soll (bei den SSRI´s sieht es ja etwas anders aus) und schlafe wie ein Murmeltier, meist reichen 15 mg. Und die übersteigerte Schweißsekretion, die so manchen Depressiven plagt, habe ich unter der Wirkung von Mianserin ebenfalls abgelegt, vielleicht ist es aber auch das Alter und das zurückgehende Testosteron.

Wenn ich an die Jahre meiner abgestürzten Karriere zurück denke, immer knapp am Abgrund vorbei, und wie ich jetzt als alter Mann voll Freude die schönen Dinge genieße, dann packt mich die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, aber auch Wehmut, dass in zwanzig oder dreißig Jahren alles vorbei ist. Die Mitglieder im Forum sollen wissen, wofür es sich lohnt, gesund zu werden: Irgendwann dieses unsagbare Gefühl der Befreiung erleben dürfen. Es ist so schön wie in einer Blumenwiese – meine Frau wollte das aber nie.

George kam gerade aus dem Spielzimmer: Papa, den letzten Satz muss Frau Blume aber streichen, du überziehst schon wieder die dir gewährte Narrenfreiheit. Recht hat der Junge, in Leipzsch gibt es keine Blumenwiesen.

Hony
Alyssa
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Re: Morgentief

Beitrag von Alyssa »

Guten Morgen,

ich bin seit einiger Zeit am überlegen, ob ich genau zu diesem Thema hier poste. Um Rat frage, nach den Erfahrungswerten anderer. Nun steht es hier und ich kann in Ruhe nachlesen. Bisher habe ich den Thread eher überflogen.

Für mich ist der Morgen am schwierigsten, so auch heute. In der letzten Woche habe ich daher feste Morgenrituale eingeführt, mein Programm etwas abgeändert. Und in erster Linie vereinfacht. Es sind drei Dinge, die ich seitdem "abspule". Ich habe mich während dessen an meine ersten beiden Notfallkarten erinnert und wie eine Mitpatientin zu der zweiten überarbeiteten Fassung meinte, diese gefiele ihr besser, weil sie abgespeckter ist. Machbar wirkt.

Ich mache also nicht viel und habe es es in drei Worte zusammengefasst. Hmm, schreibe ich das nun hier *grübel* Die Worte gehören irgendwie mir, aber ich kann es ja umschreiben:
1. Gymball, ich setze mich darauf und "hüppel"
2. schaue aus dem Fenster oder schließe die Augen. Versuche Geräusche oder den Boden unter den Füßen wahrzunehmen.
3. ich trinke eine Saftschorle

dabei lese ich etwas, auch nicht viel. Nur eine kleine Karte.

Seit zwei Monaten ist der Morgen wieder meine Baustelle, dies wusste ich schon aus den vielen Monaten zuvor; seit ich das erste Mal in Behandlung ging. Und in der Therapiezeit konnte ich das schon recht gut ausloten, umsetzen, ausprobieren und dokumentieren. Ich hatte dort auch vor dem Frühsport meine eigenen Rituale.
Und weiß seitdem, das weniger tun, mir mehr bringt.
Zb Musik hören, einfach das Radio anmachen, Compi oder sowas, funktioniert bei mir gar nicht gut. Das sind mir zuviele Sinneseindrücke. Das kann, wenn ich die Zeit dazu habe, später gezielt hinzukommen. Im Laufe des vormittags ggf.
Momentan geht es ganz in der Früh nur mit weniger. Auch Erfahrungswerte

Das wichtigste für mich ist dabei die "ablenkende" Bewegung auf dem Gymball. Denn ich vergesse gern bewußt zu atmen, atme zu flach oder kurz etc.
Das wird dadurch (natürlich)angeregt, naja und es macht Fun. Egal wie "schlecht ich drauf bin". Es sieht wenigstens scheiße aus
Den Anspruch dann nun auch noch zu kontrollieren, ob ich auch ja alles korrekt für den Tag zurecht gelegt habe und in genau sieben einhalb Minuten duschen müsste, habe ich dann nicht. Fällt unter No-Go die Tage.

Was ich zäh mit Disziplin trainiert habe seit meinem letzten Klinik"besuch" ist das Aufstehen. Und davon profitiere ich an ganz fiesen Tagen weiterhin. Ich stehe auf, sobald ich wach werde. Ich habe den Vorteil selten zu niedrigen Blutdruck zu haben, insofern geht das rein der körperlichen Konstitution halber. Seit einiger Zeit ist es nicht mehr so notwendig wie anno dazu. Ich nutze es aber weiterhin, bin noch darauf konditioniert.
Alles besser als das Kopfkino.
Sogenannter Halbschlaf geht bei mir meist nach hinten los.

Alles in allem geht es mir im Laufe des Vormittags dann besser. Abends oftmals richtig gut. Ich kann weder am Tag zuvor noch am Morgen selbst richtig abschätzen, was mir nun wirklich gut tun wird. Manchmal ist es dann ein Gespräch, manchmal will ich bewußt zeitweise allein bleiben. Den ganzen Tag nicht unter Menschen zu sein, ist für mich Gift. Insofern zwinge ich mich rauszugehen, auch wenn kein notwendiger Termin ansteht. Ich lege mich selten im Laufe des Tages hin, überwinde den Schweinehund. Die Angst davor irgendwann wieder nur in der Ecke zu sitzen ist größer als die Angst vor irgendwas anderem dann. Und es hilft mir zu schaun, wo ich stehe. Auch wenn die "Bestandsaufnahme" mich dann kurzzeitig traurig werden lässt. Es geht auf diese Art ganz ordentlich.
Und die Freude kommt häufiger mit der Zeit.
Up´s and Downs kann ich durch die grobe Struktur besser auffangen.

Morgens joggen gehen, ist für mich machbar, aber z.Z. Quälerei. Meditationsübungen, ganz früh am Morgen, gingen eine zeitlang. Jetzt die Tage gerade nicht. Also lasse ich solche Brechstangenversuche erstmal.

Lg
kaitain
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Re: Morgentief

Beitrag von kaitain »

Frauschlotterbeck
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Re: Morgentief

Beitrag von Frauschlotterbeck »

Kenne ich leider auch sehr gut.

Habe mich immer daran geklammert,solange ich eine feste Tagesstruktur habe,sprich aufstehen,Frühstück,Zeitung lesen,dann in Arbeit geht es mir bestens.

Aber durch Posttraumatischer Belastungsstörung und den damit verbundenen Alpträume,ging es mir immer schlechter und ich konnte nur noch mit der grössten Anstrengung meinen Tag bewältigen.
Letztes Jahr bin ich dann auf Arbeit auch noch gemobbt worden und ich bin endgültig zusammen gebrochen. Lag den halben Tag im Bett und konnte mich zu nichts mehr aufraffen.
Nun bin ich seit Dez.2007 in Teilrente und langsam fange ich wieder an zu Leben.
Stelle mir die Uhr,damit ich früher aufstehe,so um 8uhr und mich auch Nachmittags nicht mehr hinlege,auch wenn ich noch so müde bin.

Es klappt so halbwegs,aber in den schlimmsten
depressiven Phasen liege ich immer noch lange im Bett und kann einfach nicht aufstehen.

Gruss Juliane
Es geht aufwärts hat die Maus gesagt.............



als sie von der Katze die Treppe raufgetragen wurde
Schöpfung
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Re: Morgentief

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Dr. Niedermeier und lieber Patient!

Bevor ich medikamentös eingestellt war, tauchte das Morgentief vor allen Dingen in meinen schwärzesten Zeiten auf. Es ging immer einher mit durchgegrübelten Nächten mit Heulkrämpfen und wenig Schlaf. Da hab ich mich morgens so gerädert gefühlt, dass ich nicht wußte, wie ich den Tag bestehen soll. Und dann hat sich so eine Art Kreislauf in Gang gesetzt: Weil ich bei der Arbeit von dem Schlafentzug immer schusseliger wurde, hatte ich morgens schon immer mehr Angst, aufzustehen. Weil ich mich gnadenlos überfordert gefühlt hatte und einfach nur Angst hatte, nicht zu funktionieren. Da half auch nicht, dass ich zu der Zeit ein Praktikum mit strukturiertem Tagesablauf und Früh-Aufstehen absolviert hatte.

Ganz wichtig war und ist für mich , mir abends vor dem Schlafengehen schon eine To-do-Liste für den nächsten Tag zu machen, um mich am nächsten morgen überhaupt irgendwie aufs Handeln statt aufs Grübeln konzentrieren zu können.

Mit Medikamenten ist es besser geworden, ich bin wieder arbeitsfähig. Aber ich erwische mich morgens immer noch oft dabei, dass ich mit den Gedanken aufwache, den Tag nicht zu schaffen, weil sich die Angst und die damit verbundenen Gedanken vermutlich einfach so bei mir verselbstständigt haben.

Da muß ich mir selbst immer wieder sagen, dass ich den Tag eben doch schaffen werde.

Ich habe auch den Eindruck, dass das Citalopram mir ganz gut hilft. Morgens beim Aufstehen muß ich mich zwar nach wie vor sehr disziplinieren, aber wenn ich bei der Arbeit ankomme, dann fühle ich mich meistens eigentlich ganz gut, so als hätte das Citalopram vom Frühstück inzwischen seine Wirkung entfaltet.

Gegen die Schlafstörungen hab ich Trimipramin. Aber das hat leider den Nachteil, dass es damit auch nicht gerade leicht ist, aus dem Bett zu kommen!
Wenn ich jedoch abwäge, was es schwerer macht, aufzustehen, dann muß mich ganz klar sagen, dass es zehnmal anstrengender ist, nach wochenlangen schlaflosen Nächten aus dem Bett zu kommen, als mit Trimipramin morgens etwas benommen zu sein. Bei Trimipramin muss ich mich nur überwinden, aber ich hab wenigstens keine Versagensängste und fühl mich nicht morgens schon hilflos, was denn als nächstes zu tun ist.

Ich bin Studentin und wenn ich nicht gerade Praktikum mache oder arbeite, dann heisst das auch, dass es mehrere Tage in der Woche gibt, in denen keinerlei Zeitstruktur da ist. Die Versuchung ist dann groß, erst nachts um zwei Uhr schlafen zu gehen und dann einfach morgens bis zwölf Uhr im Bett zu liegen. Die Versuchung ist auch deshalb so groß, weil es mir meistens am Nachmittag so ab vier Uhr besser geht und ich erst dann in die Gänge komme. Dann gibt es abends natürlich ne Menge Dinge, die noch zu tun wären und zu denen ich wegen der Langschäferei im Laufe des Tages nicht gekommen bin. Mit dem Ergebnis, dass ich abends dann unbedingst noch alles Mögliche umsetzen möchte und nachts mit dem besch. Gefühl im Bett liege, den Tag nicht genutzt zu haben und viele wichtige Aufgaben nicht erledigt zu haben.
Dieser Versuchung erliege ich auch heute immer wieder. Da hilft mir wirklich nur Diszipin und mir genau diesen Teufelkreis klar zumachen, damit ich gegensteuern kann.

Wenn ichs denn schaffe, hilft mir auch morgens ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft. Das macht wach.

So, das wars! Ich hoffe,meine Beschreibung hilt Ihrem Patienten oder auch anderen Forianern. Mir jedenfalls haben die Beiträge der anderen Forianer gutgetan.

Viele Grüße, Amalia
Edeltraud
Beiträge: 1495
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Re: Morgentief

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Dr. Niedermeier,

das berühmte Morgentief hatte ich zu meinen schlimmsten Zeiten.
Sah folgendermaßen aus:
Erwachen in aller Herrgottsfrühe, qualvollst depressiv, wie wenn ein Schalter im Schlaf umgelegt worden wäre. Mir gings dermaßen schlecht, dass ich wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett raus musste. Ein paar Zigaretten, hintereinander versteht sich, und dann wieder ins Bett, für die Couch gings mir zu übel, wo es dann einigermaßen auszuhalten war.
Die letzten Jahre quälen mich meist Abendtiefs. Weiß auch nicht wieso das so ist. Ist oft wie wenn sich im Hirn ein Schalter umlegt, kommt also meist rel. aprupt innerhalb Sekunden bis weniger Minuten , manchmal auch schleichend, jedoch nicht in dem qualvollen Ausmaß des oben beschriebenen Morgentiefs.

Das beschriebene Morgentief hatte ich unter 40.

Wie kommen Sie darauf, dass dies gehäuft bei älteren Menschen auftreten könnte? Und was wird vermutet bei dgl. Symptomatik? Gibts irgendwelche Zusammenhänge? z.B. mit Erkrankungen die vor allem in höherem Alter auftreten? Bin immer noch auf der Suche...

Grüße,
Edeltraud
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: Morgentief

Beitrag von Wander »

Hallo Herr Dr. Niedermeier, ich dachte immer, das Morgentief sei ein verbreitetes typisches Symptom der Depression, aber nun fragen sie uns, ob es das bei uns ist. Scheint also doch nicht so verbreitet zu sein?

Ich selber bin als Kind und Jugendliche immer voller Lebensfreude aus dem Bett gesprungen, obwohl ich da auch schon depressive Stimmungen kannte.

Mit der Berufstätigkeit und vor allem mit nachtaktivem und gleich früh nach Kinderart lautem kleinen Schreihals-Sohn verging mir dann die überschäumende Lebensfreude am Morgen und das ist immer noch so, auch wenn ich derzeit nicht depressiv bin. Der Tagesstart ist einfach nicht ruhig und schön genug, so dass ich dann doch oft recht morgenmuffelig bin und meine 2 Tassen Kaffee brauche, um die Lebensgeister zu wecken, was aber sofort verschwindet, wenn ich in den Ferien ausschlafen darf und mal verwöhnt werde statt immer selber anderen das Frühstück zu bereiten. Also hat die Lebenssituation schon einen Rieseneinfluss und nur mittelbar das Alter.

Als ich aber akut in der Depression steckte, kam ich oft erst in letzter Sekunde aus dem Bett und es dauerte Stunden, bis die inneren Lebensgeister erwachten, wenn sie es überhaupt taten.

Freundlicher Gruß! Düne
Lieschen
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Registriert: 20. Mai 2008, 22:47

Re: Morgentief

Beitrag von Lieschen »

HalloHerrDr.Niedermeier ! Hallo Florianer !
Dafür,dass ich hier neu bin,habe ich schon einiges gelernt.
Ich finde es unglaublich entlastend,auch mal das berühmte Morgentief anzuschauen und zu wissen,andere kennen das auch.
Seit einem Jahr habe ich die Diagnose und damals hat es gleich angefangen mit Citalopram.Es nahm den Druck raus,half mir zur Ruhe,senkte die Schwelle der Reizbarkeit und des schnellen Stimmungswechsels.Später konnte ich auch besser schlafen.Wenn ich doch mal nicht schlafen konnte,stand ich auf: Beten,lesen,radio hören.....meinen Mann störte das lange Zeit sehr,aber jetzt geht es besser.Ich schlafe aber auch besser durch.Bisschen muffelig bin ich trotzdem oft am Morgen.Auch lege ich mich noch oft gleich nach dem Frühstück wieder schlafen bis 10,11Uhr.....Die Sache mit den Ritualen und Gewohnheiten weiter auszubauen,habe ich mir jetzt vorgenommen.DANKE ! Gruss an @alle Lieschen
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