Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

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mandra
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Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mandra »

hallo an alle,

ich möchte hier zu einem Thema schreiben was mich persönlich in letzter zeit sehr beschäftigt - traurig macht und mir auch angst macht...und ich hoffe ich verzettel mich jetzt nicht mit meinen worten...
ich bin jetzt 42 jahre - habe sehr lange studiert und mein studium letztendlich kurz vor dem abschluss wegen einer sehr langen depressiven phase abgebrochen...danach habe ich mich mit meinem damaligen mann selbstständig gemacht als grafik-designerin..das war eine zeit mit sehr sehr viel arbeiten, grossem stress wegen ständigem termindruck usw. - an rente oder berufsunfähigkeit hat damals keiner gedacht...
mein damaliger mann ist dann mit meiner besten freundin - die auch teilhaberin der firma war zusammengekommen ..und es brach für mich eine ziemliche höllenzeit aus...irgendwie hab ich versucht weiterzumachen und die firma nicht zu verlassen, weil ich dann ja alles verloren hätte...aber nach einem jahr konnte ich nicht mehr..war psychisch völlig am ende und hab die firma ohne ansprüche auf kunden oder eine abfindung verlassen..in der zeit danach hab ich nur noch gearbeitet - ohne wochenende und ohne pause - um mir wieder eine existenz aufzubauen..ich bin dann immer mehr krank geworden weil die belastung einfach zu gross war..bis dann überhaupt nichts mehr ging und ich jetzt seit über 3 jahren krank bin..alle finanziellen reserven hab ich in den letzten jahren für meine "gesundheit" ausgegeben - alternative heilverfahren usw. usw. - z. t rechnungen an denen ich heute noch abbezahle..in der momentanen situation lebe ich von ca. 100 € im Monat..das schlimmste für mich ist noch nicht einmal das wenige geld, sondern eher wie es in zukunft wird..nach 2 jahren in denen es mir überhaupt nicht möglich war zu arbeiten...schaffe ich es heute 3 stunden klavierunterricht für kinder in der woche zu geben..vielleicht würde auch noch ein wenig mehr gehen..aberich habe überhaupt kein gefühl mehr dazu vielleicht irgendwann in zukunft wieder vollzeitarbeitsfähig zu sein, da die Krankheit schon so lange anhält..irgendwie erscheint mir alles völlig perspektivlos..
im gesunden zustand wäre alles nicht so schlimm aber die kombination krank zu sein, am untersten limit zu leben ohne das gefühl von perspektive ist ganz schlimm..
Wie sind eure erfahrungen? schafft ihr - trotz der depression - berufstätig zu sein?

liebe grüsse, andrea
ndskp01
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Mandra,

deine Schilderung macht mir ein bisschen Angst, da ich mich auch wieder neu orientieren muss. 100 Euro pro Monat für Essen? ist verdammt wenig; ernährst du dich von einem eigenen Garten ?... Mal ehrlich, kannst du in deiner Situation nicht Privatinsolvenz anmelden?
Und ganz langsam, erst Teilzeit, wieder in einen Beruf einsteigen? Das kann man auch mit 40 noch, ist eigentlich kein Alter, finde ich

Lg. puk
mandra
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mandra »

Liebe puk,

ich möchte auf gar keinen Fall mit dem was ich geschrieben habe Angst machen...bei jedem Menschen ist ja die Gesamtsituation anders..ich gehe einmal in der Woche zur Tafel und ab und zu bringt mal jemand ein wenig Gemüse vorbei..aber es ist ein Leben von Tag zu Tag...immer mit der Sorge verbunden klappen auch die nächsten Tage..Privatinsolvenz ist so eine Sache - ich kümmere mich gerade darum - allerdings sind meine Schulden dafür fast zu niedrig...
Dazu kommen dann noch andere Dinge: ich hab es - nachdem ich lange Zeit Tavor und Schlaftabletten bekommen habe - geschafft mich umzustellen auf so einfache Mittel wie ganz viel Schlaftee am Abend und Baldrian - zusätzlich noch Omega ..das hilft mir sehr gut und ich komme damit klar...nur auch hier werden solche Dinge eben nicht von der Kasse übernommen..
langsam wieder in die berufstätigkeit hineinzuwachsen wäre auch men ziel - schwierig dabei ist das ich im prinzip keine ausbildung habe, in meinen alten job als grafikerin wenn nur sehr sehr begrenzt zurück möchte, weil das ein sehr stressiger bereich ist..na ja und für manche ist 42 dann doch ein höheres Alter..jetzt hab ich ja mit dem Musikunterricht angefangen - muss aber leider umziehen und in der neuen Wohnung wird das Musikmachen nur begrenzt möglich sein..letztendlich alles Dinge die überwindbar sind nur in der kombination mit der depression schwieriger...
was möchtest du denn machen?

liebe grüsse, andrea
ndskp01
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Andrea,

ich schwanke zwischen "alles" oder "nichts", leider, bin nicht besonders realistisch im Umgang mit dem Thema Beruf. Ich bin Geisteswissenschaftlerin, arbeite seit 10 Jahren in der Forschung, und da scheint es für mich nicht weiterzugehen. Muss die Hoffnung wohl langsam wirklich aufgeben und mich umorientieren und "Gärtner werden". Nein, ehrlich, eigentlich sind unser beider Situationen nicht sooo verschieden. Außer Uni habe ich in meinem Leben nicht viel vorzuweisen. Heute muss ich zum Gespräch im AA, mir graut es davor.
mandra
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mandra »

Liebe Puk,

schreib doch mal wie es dir dort so ergangen ist..hast du selber irgendeine Vorstellung davon was du gerne in Zukunft tun würdest?

Liebe Grüsse, andrea

P.S. ich möchte noch eine kleine Anmerkung zu dem Wort "Armut" schreiben - ich finde es selber schwierig dieses Wort zu benutzen, da ich weiss wie unendlich relativ es ist wenn man sich die Situation vieler vieler Menschen auf dieser Welt bewusst macht..so gesehen geht es uns/mir gut...aber irgendwie ist doch alles relativ
kiki19
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von kiki19 »

hallo mandra,
ich kann deine situation sehr gut nachvollziehen,auch mein mann hat meine beste freundinn vorgezogen,ich war auch grade in einer aufbaufase,habe mich mit einer stickerei selbständig gemacht.ich kenne diese höllenqualen,war auch nach ca.1 jahr völlig am ende,es ging nicht mehr und ich habe alles aufgegeben und verkauft,ich habe dann erst mal in einer firma einen 400 € job angenommen und von meinen rücklagen gelebt,bin dann nach 9 monaten noch mal umgezogen wegen einer festen arbeitsstelle,habe wieder angefangen mir was aufzubauen und stehe nun da weil man mich in der firma nicht mehr haben will und das aus privaten gründen.also wieder mal das aus.das war dann mein endgültiger zusammenbruch.ich werde nächsten monat 58,aber ich weis aus erfahrung das es auch mit 42 bei gewissen voraussetzungen nicht so einfach ist mal eben einen job zu bekommen.meine finanzielle situation sieht bei mir ähnlich aus wie bei dir und ich mache mir gedanken wie es weitergehen soll,das schlimme ist das mein körper dieses mal nicht mehr mit spielt und das macht mir am meisten angst.ich könnte also noch nicht mal eine putzstelle annehmen weil ich es nicht schaffe.
ich denke aber wir sollten nicht aufgeben,habe eben im radio ein lied gehört,es handelte von "fang mit kleinen schritten an". es kam wieder ein kleines bischen hoffnung auf,nicht aufzugeben,denn ich habe immer mit kleinen schritten angefangen.
ich wünsche dir von herzen die kraft auch mit kleinen schritten wieder anzufangen und das es dann weitergeht.bitte gib nicht auf,ich möchte dir ein bischen mut machen,ich war 47 als ich es mit der selbständigkeit noch mal versucht habe,sollte mein körper sich wieder erholen,werde ich mit der stickerei in ganz kleinem rahmen noch mal anfangen
,denn meine masch.habe ich noch.wir schaffen das schon.
liebe grüsse kiki
mandra
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mandra »

Liebe Kiki,

danke für dein aufbauenden Worte!! Deine Situation klingt auch überhaupt nicht leicht und ich wünsche dir wirklich von Herzen das es langsam wieder bergauf geht...

was mich auch sehr beschäftigt - und dabei ärgere ich mich schon fast über mich selber - ist der umgang meiner familie mit der situation: meine mutter ist eine rentnerin ohne finanzielle Sorgen mit eigenem Haus und einer zusätzlichen Eigentumswohnung - mein Bruder Doktor der Physik und meine kleine Schwester eine berühmte Sängerin, die mir zwischendurch stolz erzählt das sie für ein Konzert 5.000 € bekommt...ich bin vorher nie ein Mensch gewesen mit Gefühlen wie Neid ..aber ich merke das auch das mir zusetzt..das da keiner ist der mal fragt: kommst du klar? oder wie geht es dir?..sondern immer nur aussagen wie : jeder ist für sich selber verantwortlich...

liebe grüsse, andrea
kiki19
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von kiki19 »

liebe andrea,
auch das kann ich nachvollziehen,ich war bei meinen kindern in der firma angestellt,kenne dieses gefühl,die einen leben in saus und braus schmeissen das geld mit vollen händen zum fenster raus und es wird nicht danach gefragt wie es einem familienmitglied geht,da kommt schon bitterkeit auf.bei mir sieht es so aus,dass ich noch geld von ihnen zu bekommen hätte,welches sie mir aber auch nicht zurückzahlen.das tut verdammt weh.auch ich kenne keinen neid,aber ist es denn wirklich neid den man empfindet?ich gönne es ihnen,dass es ihnen gut geht und ich will auch nichts geschenkt haben,ich würde es noch nicht mal annehmen.was mir so weh tut ist ganz einfach diese überheblichkeit,dieses mich spüren lassen,ich gehöre nicht dazu,bin nichts weil ich nichts habe,es nicht geschafft habe auch so weit oben zu sitzen.man macht mir mein pech?versagen?auch noch zum vorwurf.als wenn das nicht schon schlimm genug wäre.
ich habe den kontakt zu ihnen nun abgebrochen,um mir nicht noch mehr weh tun zu lassen,aber das ist gar nicht so einfach,denn wir wohnen blöder weise auch noch genau gegenüber.
liebe grüsse kiki
Chiron
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von Chiron »

"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
mandra
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mandra »

Liebe Kiki,

irgendwie auch schön das man sich hier mit vielen dingen nicht alleine fühlen muss..ich bin auch nicht wirklich neidisch - eigentich eher sehr traurig und manchmal auch wütend..hätte ich eine andere Erkrankung wäre es zumindestens in meiner Familie leichter..
auf alle fälle nicht wirklich leicht für dich den kontakt abgebrochen zu haben und dennoch ganz nebeneinander zu wohnen...das stelle ich mir sehr heftig vor..eine wirkliche trennung bekommt man so ja gar nicht hin?....

liebe chiron,

danke für deine antwort! ich weiss das ich mit sicherheit nicht alleine in einer solchen situation lebe - aber es ist immer wieder etwas anderes in direktem kontakt mit menschen zu stehen die ähnliches erleben..mit den einsparungen beschäftige ich mich auch sehr intensiv...oft hab ich auch das gefühl das z.b. das essen irgendwie hinzubekommen ist...aber die anderen dinge gehen ziemlich an die nerven...ich bin z.b. die nächsten tage zu einem geburtstag eingeladen..tja und schon geht es los: geburtstagsgeschenk und etwas zu essen was mitgebracht werden soll..klar auch da wird improvisiert: den eigenen haushalt nach schönen dingen durchsuchen, etwas selbermachen usw....nur manchmal hat man auch dazu gar keine kraft und geht dann halt lieber nicht zum geburtstag usw.....

liebe grüsse, andrea
kiki19
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von kiki19 »

hallo mandra,
irgendwie werde ich das hinbekommen,denke ich.ich weis aus erfahrung,das dieser schmerz zwar nie ganz aufhören wird,aber irgendwann tut es nicht mehr so weh und das tröstet mich.es ist ja nicht das erste mal,dass ich einen menschen verliere den ich sehr geliebt habe.nur dieses mal ist es halt meine tochter an der ich sehr gehangen habe und irgendwie geht das in meinen schädel noch nicht ganz rein,dass ich jetzt nur noch der abschaum bin,denn ich war ja in der klapse wie sie es so schön nennen und mit solchen menschen gibt man sich eben nicht mehr ab,das schadet der gesellschaftlichen stellung,passt einfach nicht in dieses bild.ich gebe aber trotzdem nicht auf,auch wenn es mir manchmal danach zu mute ist.wie heisst der schöne spruch den ich immer hatte "alles was nicht kaputt macht,macht hart", manchmal tut das verdammt weh.
hast du denn die gelegenheit in deinem beruf vieleicht was kleines zu machen?ich kenne mich damit nicht aus welche möglichkeiten es da für dich gibt.
liebe grüsse kiki
mandra
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mandra »

liebe kiki,

das geht mir ganz schön nahe mit deiner tochter und dir - gab es denn mal zeiten wo ihr beide ein gutes verhältnis zueinander hattet? wie lange lebt ihr schon mit dem kontaktabbruch gegenüber wohnenend? ich hoffe die fragen sind nicht zu persönlich...mein spontanes bauchgefühl war: es wäre besser wenn ihr nicht so dicht zusammen wohnt..
kleine aufgaben in meinem beruf zu übernehmen ist z.t. nicht so leicht - meistens geht es ja um eine kompakte geschichte wie eine webseite gestalten, einen flyer entwerfen usw.und die meisten potentiellen kunden wollen wenn sie erstmal die entscheidung für etwas getroffen haben alles schnell fertig haben...in meiner krankheitszeit hab ich es zumindestens geschafft drei jobs zu machen...allerdings hab ich meine arbeit zu einem absoluten niedrigpreis angeboten mit der "bedingung": ich brauche zeit und ruhe für die arbeit...leider hatte ich die letzten wochen wieder einen ziemlichen rückfall..und im moment weiss ich noch nicht ob sich das ganze wieder fängt oder nicht..vor ein paar tagen , hatte ich zumindestens wieder 4 tage die ganz erträglich waren..die letzten beiden waren aber wieder sehr heftig...na ja..mein zukunftsplan ist es erstmal meinen umzug zu bewältigen - das belastet mich sehr...und dann schauen wie es mir mit der neuen umgebung geht..und wenn es dann immer noch sehr schlecht ist all meinen mut zusammenzunehmen und mich auf ein ad einstellen zu lassen...

liebe grüsse, andrea
kiki19
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von kiki19 »

liebe andea,
meine tochter und ich haben früher zusammen geklebt wie die kletten,dann kam die räumliche entfernung wegen heirat usw.was eben so normal ist im leben,aber der kontakt blieb mit anrufen ab und zu mal ein besuch,eben das gefühl wenn was passiert ist der eine für den anderen da.ich bin vor 5 jahren nach hier gezogen und habe mir dann noch dieses haus an die backe geklebt,wenn ich das jetzt verkaufe gehe ich mir einer menge schulden da raus,du kennst das ja bestimmt,die banken wollen ihre zinsen.ich habe den kontakt zu ihr vor einem jahr abgebrochen,es ging nicht mehr,ich konnte ihre erwartungen nicht erfüllen und werde es auch nie können.es ist zuviel passiert.
aber zu dir,ich finde es toll,dass du schon die drei aufträge machen konntest,unter wert arbeiten kenne ich auch,ich habe mir dann gesagt,wenn ich für 5 € wo anders arbeiten muss,kann ich das auch von hier aus,aber auch mir fehlen die ideen,sie sind einfach weg.manchmal nehme ich mir ein blatt papier sitze dann stundenlang davor und es kommt nichts.ich finde es aber gut,das du deinen kunden sagst du brauchst die zeit,ich habe festgestellt,mit dieser ehrlichkeit weiter zu kommen.wenn du noch einen umzug vor dir hast,kann ich mir vorstellen dass du keinen nerv hast jetzt auch noch aufträge anzunehmen.hast du denn wenigstens hilfe dabei?lass es lagsam angehen,rom ist auch nicht an einem tag erbaut worden.ich habe auch nie medis genommen,aber dieses mal ging es nicht anders.nimmst du denn gar keine?
liebe grüsse kiki
mondenkind27
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mondenkind27 »

Hallo ihr vier
ich kann mich im moment sehr in eure Situation reinfühlen. Auch wenn meine Vorgeschichte ein bisschen anders ist. Ich bin zwar erst 27 aber kämpfe schon seit einigen Jahren mit extremer Zukunftsangst.
das hört sich vielleicht übertrieben an. aber es ist halt auch so das ich zu 100% gehbehindert bin nach meiner Ausbildung als Bürokauffrau keine perufspraxis machen konnte und bisher alle Bewerbungen im Nichts ändeten ich wirklich am Verzweifeln bin. Die "netten" Sachbearbeiter der Arge sitzen immer nur vor mir gucken mich betreten an und nicken verständnisvoll mit dem Kopf. Aber passieren tut nichts. Außer das die Sachbearbeiter ständig wechseln. Ich mein wie soll das weitergehen in 5 Jahren wird es heißen Sie sind zu alt zum Arbeiten. Das wird mir jetzt schon profezeit. und dann leb ich allezeit vom Staat und bin am knapsen. Die Vorstellung lässt mich fast noch mehr verzweifeln. Ich meine es gibt soviele die wollen einfach nicht arbeitengehen die sind mit dem Soziusstatus zufrieden. Aber das ist einfach nicht das was ich mir vorgestellt habe vom Leben. Ich will doch arbeiten gehen. Nur irgentwie sehen das alle anderen nicht so.
kiki19
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von kiki19 »

hallo mondenkind,
ich finde das hört sich überhaupt nicht übertrieben an,jeder der in so einer situation hängt wird das verstehen.diese ungewissheit zermürbt einen und wenn keine aussicht besteht das sich dieses ändert,ist das doppelt so schlimm.ich kann das sehr gut verstehen,nur ist dir damit nicht geholfen.wenn du 100% gehbehindert bist besteht dann nicht die möglichkeit über eine organisation für behinderte was zu finden?ich meine vieleicht kann man dir dort wenigstens weiterhelfen.das ist jetzt nur so ein gedanke von mir und ich hoffe du fasst das nicht negativ auf,denn ich würde dir so gerne was positives sagen können.
liebe grüsse kiki
mondenkind27
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mondenkind27 »

Hallo Kitti
nein ich fass das nicht negativ auf. Der Kontakt zu einer Beratungsstelle für Menschen mit behinderung besteht schon seit längerem. Habe dort im letzten Jahr auch gearbeitet. Es war ein 1€ Job der vollständig von der Arge gefördert wird. Nur länger als ein Jahr fördern die soetwas leider nicht. Da die Beratungsstelle so keine Einkünft hat sondern von Spenden und staatlicher Förderung überlebt konnten die mir nach ablauf der 12 Monate leider keine Anstellung bieten. Die Arge hat sich schlichtweg geweigert die stelle weiter zu fördern hat das ganze mit falschen versprechungen und Zusagen abgewürgt die aber im nachhinein nie durchgeführt wurden. Der Kontakt besteht zu dem alten Arbeitsplaz immer noch und von dort wird auch versucht mir zu helfen aber die können halt auch keine Stelle für mich aus dem Boden zaubern.
Den Hammer hat die Arge ja vor ein paar wochen geworfen. Auf Eigeninitative bat ich um einen Eignungstest des psychologischen Dienstes. Denn aus den verschiedensten Gründen die zum Teil mit meiner Krankengeschichte zusammenhängen trau ich mir das arbeiten in meinem Bürokaufmännischen Job nicht wirklich zu. das alles zuerläutern würde jetzt aber den Rahmen sprengen. Ich bin also zu dem Eignungstest hingegangen hab den gemacht so gut es halt geht. Und später im Psychologischen Gespräch sagt mir der Arzt doch allen ernstes das er mir davon abrät als Bürokauffrau zu arbeiten da er mich damit für überfordert hält, das hätte ich ja auch schon während der Ausbil. gezeigt und er rät mir obendrein davon ab eine Umschulung in erwägung zu ziehen die von den geistigen Anforderungen über dem Leistungsnivau einer Bürokauffrau steht wei ich das seiner Meinung nach auch nicht schaffen würde.


Fazit den ich dadraus geschlossen habe:
Ich bin zu blöd zum arbeiten.

Deswegen war ich fürchterlich deprimiert. Denn es ist ja nicht so das ich mir mein Leben so vorgestellt habe. Ich habe immer um eine fundierte Ausbildung gekämpft damit ich später nicht von allen anderen abhängig bin sonder für mich selbst sorgen kann. und nun soetwas.
kiki19
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von kiki19 »

ich finde es schlimm,wenn man in so einer situation auch noch so was zu hören bekommt,ich denke mal er hat dir nicht gesagt was du statt dessen machen sollst oder?
mondenkind27
Beiträge: 14
Registriert: 6. Apr 2008, 14:56

Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mondenkind27 »

nein natürlich nicht. Das wissen die alle nicht bei meinem Amt.
anci1970
Beiträge: 96
Registriert: 29. Nov 2007, 20:57

Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von anci1970 »

Hallo Andrea!

Ich kann Deine Ängste gut nachvollziehen. Ich habe damals Sozialarbeit und Sozialpädagogik studiert, auch den Abschluss gemacht, aber bis auf das Anerkennungsjahr nicht in dem Beruf gearbeitet.

Mir ist es immer suuuper unangenehm, wenn Menschen/Therapeuten mich fragen, was ich mache. Ich antworte dann, dass ich arbeitslos bin. Dann kommt die Frage: "Seit wann?" Und die Antwort: "Seit 10 Jahren...!"

Ich habe dann fast ein schlechtes Gewissen - obwohl ich in Zeiten, in denen ich nett zu mir sein kann, denke, dass es eine enorme Leistung von mir ist, bis zum heutigen Tag überlebt zu haben...

Aber das zählt nicht... Wichtig ist, was man leistet...

Ich lebe also inzwischen von ALG II. Ich würde mich daher nicht arm nennen, weil ich davon sehr gut leben kann - keine Schulden, immer ne warme Wohnung, genug zu essen und ab und zu neue Klamotten.

Aber die Abhängigkeit von Ämtern macht mich kaputt. Dieses Gefühl, ausgeliefert zu sein, macht mich total krank. Und die erniedrigenden Situationen beim Jobcenter saugen Kraft aus mir raus, wo gar keine mehr ist...

Momentan bin ich krank geschrieben. Das hilft mir insofern sehr, weil es der Krankenkasse ja wurscht ist, da das Geld vom Amt kommt und das JC mich nicht unter Druck setzen kann...

Zukunftsperspektiven??? Ich bin 37 und an später zu denken, macht mich völlig fertig... Ich weiß überhaupt nicht, was "später" wird. Da habe ich keine Kraft, um drüber nach zu denken.

Wenn also so ein Tag ist, an dem ich nicht knüppelhart zu mir selbst bin, kann ich mir zugestehen, dass ich krank bin - offensichtlich sehr krank, wenn mich das blanke Überleben soviel Kraft kostet.

Aber Selbstvorwürfe nehmen viel Platz in meinem Leben ein!

Ganz liebe Grüße von Bianca


Wer meine Sehnsucht kennt, weiß wie ich leide!
juwel
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Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von juwel »

..wir sind mittlerweile soweit, dass der arbeitswillige Chancenlose sich deshalb besser fühlt, weil er auf den 'arbeitsunwilligen' Chancenlosen herabsieht! Letzterer bildet sich in seiner Not etwas auf seine Herkunft ein, und dazwischen leidet der Besitzer von kristallinem Wissen endlos und zurecht Qualen über den Zustand der Welt Im schlimmsten Fall vereinen sie sich in dem Bewusstsein ' Weltmeister der Herzen' zu sein. Das ist sowohl tragisch, als auch komisch, oder auch zum erbrechen..
Da wird pragmatisch ein H4Kochbuch angepriesen, da gleichzeitig ein einzelner Mensch 17tausend Millionen Euro sein Eigen nennt, das sind 17 Milliarden, und sein Bruder hat genauso viel..Damit sollen von mir nur Relationen aufgezeigt werden, die das Spektrum der Eigentumsverteilung in de. bilden. Immer unter der Fahne des demokratischen Mottos: leben und leben lassen
- Und trotz dieses Zustandes leben selbst wir
richtig Armen in Mitteleuropa, im Vergleich zur Restwelt, wie die Made im Speck, auch, wenn das unglaublich scheint! Bis hierhin habe ich noch nichts wahrhaft tröstliches geschrieben, aber jetzt kommts: der wirkliche
Reichtum in dieser Welt ist das bewusste Erleben des Seins; im aller günstigsten Fall
aus teilweise Anteil nehmender und teilweise
betrachtender Position; in dem Bewusstsein der Einmaligkeit. Meine Überzeugung ist, dass
gerade Menschen, die auf ihr Ich zurückgeworfen sind, das Leben intensiver fühlen, besonders im Schmerz der Seele. Und das ist eine immerwährende Herausforderung zum Lernen; deshalb gibt es jeden Einzelnen von uns als einmaliges Geschenk auf dieser Erde! Wir sind es wert!
ich weiß, dass ich nichts weiß..
mondenkind27
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Registriert: 6. Apr 2008, 14:56

Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mondenkind27 »

Hallo uwe
ich fühl mich in deiner Antwort irgentwie mit angesprochen. Ich möchte nur mal klarstellen das ich auf niemanden herabsehe. Denn ich weiß einfach zu gut wie das ist wenn man in einer Gesellschaft mit sogn. Normvorstellungen ala schön perfekt und klug einfach aussortiert wird. Mir ging es einfach nur darum klarzustellen das ich immer arbeiten wollte in meinem Leben und immer nur belächelt oder mittleidig gemustert wurde. Ich hatte im letzten Jahr zumindestens eine Beschäftigung die mir einen Sinn gegeben hat wo ich mich angenommen gefühlt habe. Natürlich ist mir bewusst das das "liebe"Jobcenter auch nur nach Vorschrift handelt. Aber ich hätte die möglichkeit gehabt dort länger bleiben zu können wenn die Arge einer Förderung zugestimmt hätte. Letzendlich hat sie sich dagegen entschieden mit dem Versprechen einer umfangreichen Schulungsmaßnahme die auf der tätigkeit aufbauend mich besser in Lohn und Brot bringen wollte. das ist jetzt drei Monate her und alles was passiert ist ist die Ankündigung das ab Juni eine neue Sachbearbeiterin für mich zuständig ist. die dritte in diesem Jahr. Ich kann nicht sage ndas es mir mit Harz Iv so gut geht. Und ich hätte mir einfach mehr für mich gewünscht. das ist alles.
mandra
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Registriert: 14. Apr 2008, 10:39

Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von mandra »

liebes mondenkind,

lass dich nicht entmutigen von dieser aussage des arztes - ein mensch der dich nicht wirklich kennnt und nur einen moment von dir mitbekommt..ich schätze von dem system kannst du nicht allzu viel unterstützung erhoffen..vielleicht wäre es ja eine möglichkeit dir in kleinen schritten etwas eigenes aufzubauen..manchmal hilft es sich mit lieben menschen zusammenzusetzen und eine art "brainstorming" zu machen über die eigenen stärken und schwächen und zukunftsvisionen zu entwickeln und dann zu überlegen wie man vielleicht in minischritten etwas verändern kann...

Liebe Bianca,

das klingt sehr ähnlich bei dir - hättest du nicht vielleicht die Möglichkeit um mal eine zeitlang nicht den Druck der Ämter zu haben, so etwas wie eine zeitlich befristete Rente zu beantragen oder eine berufsunfähigkeit..
eine bekannte von mir leidet unter schweren psychosen und ist daher komplett arbeitsunfähig und bezieht daher ihr geld nicht von der arge, sondern bekommt grundsicherung...zumindestens hat sie dadurch den druck nicht mehr..
vielleicht ist es leichter ohne diesen druck seinen eigenen weg zu finden...und es ist wirlich so wie du sagst: man kann stolz daraus sein trotz der erkrankung überlebt zu haben und nicht aufzugeben..nur man leidet oft doppelt unter der depression und gleichzeitig unter dem "aussen"...
bekommst du Medikamente?

liebe grüsse, andrea
anci1970
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Registriert: 29. Nov 2007, 20:57

Re: Depression, Armut und Zukunftsperspektiven

Beitrag von anci1970 »

@ Andrea

Danke für Deine Antwort! Es tut gut, wenn jemand das nachvollziehen kann. Dann ist das "schlechte Gewissen" kurz mal weg...

Ja, Medikamente bekomme ich reichlich. Nemexin gegen Flashbacks, Citolopram und Elontril gegen die Antriebslosigkeit, innere Unruhe und Ängste und abends Thombran, um ohne stundenlanges, quälendes Grübeln schlafen zu können.

Rente?! Ja, würde ich gerne beantragen... Aber erstens habe ich aufgrund sehr schlechter Erfahrungen Höllenangst vor Gutachtern. Obwohl ich aus der Rehaklinik und der Tagesklinik arbeitsunfähig entlassen wurde...

Zweitens war ich beim VDK und die haben mir geraten, solange die Füße still zu halten, bis das Job Center mich auffordert, einen Rentenantrag zu stellen.

Grundsicherung müßte ich eh ergänzend beantragen, weil die zu erwartende Rente sehr gering ausfallen wird. Das wär ja kein Problem, weil sich am Betrag nix ändert.

Aber weißt Du, ob die vom Grundsicherungsamt Hausbesuche machen, um sich die Wohnung anzusehen?? Davor hätte ich Panik, weil meine Wohnung für mich der einzige sichere Ort ist. Da kann ich "Amtspersonen" nicht reinlassen...

Danke für Dein Verständnis!!!

Bianca


Wer meine Sehnsucht kennt, weiß wie ich leide!
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