Reden über Therapieinhalte

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DYS-
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Reden über Therapieinhalte

Beitrag von DYS- »

Hallo Leute

Eigentlich bin ich nicht so sehr gesprächig, aber nach meinen Therapiestunden habe ich immer das Bedürfnis mich mit jemand über Inhalte aus dem Gespräch zu unterhalten. Wiederum möchte ich ja auch keinen Menschen langweilen. Mit meiner Familie rede ich überhaupt nicht über meine Erkrankung. Wäre auch nicht so sinnig mit ihnen über Therapieinhalte zu reden, da sie meistens auch „Therapiestoff“ bieten.
Um hier im Forum alles zu bereden sind die Inhalte doch zu persönlich und zu triggernd.
Eigentlich wollte ich mal wissen ob auch andere dieses Bedürfnis haben oder ob ich da ganz speziell bin.

Liebe Grüße
Dys
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Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

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flora80
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von flora80 »

Liebe Dys,

nein, du bist da ganz und gar nicht speziell!!! Ich habe dieses Bedürfnis oft auch. Zwar meistens nicht direkt nach einer Therapiestunde, weil ich da erst mal für mich allein sortieren muss, aber ich ich möchte auch manchmal etwas aus der Therapie mit jemand anderem besprechen. Das mache ich dann mit Freundinnen, die selbst schon Therapie gemacht haben oder noch machen und also auch wissen, wie das abläuft und worum es überhaupt geht. Andere Freunde haben da oft einfach gar nicht den Durchblick, worum es mir in dem Moment eigentlich geht und was ich brauche. Mit meinen Angehörigen würde ich das um gottes Willen auch nicht besprechen!!!

Hast du vielleicht jemanden, der die sehr nahe steht, vielleicht selbst Therapieerfahrung hat und NICHT zu deiner Familie gehört? Es tut nämlich wirklich gut, wenn man darüber etwas loswerden oder noch mal reflektieren will. Meine Freundinnen dieser Art kenne ich übrigens über das Forum, meine engste Freundin schreibt allerdings schon ewig nicht mehr hier.

Lieber Gruß, Flora
Regenwolke
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Dys,

nee, ich glaube nicht, daß Du da so speziell bist. Mir geht es jedenfalls auch so, daß ich nach der Therapie das Bedürfnis habe, über die Inhalte zu sprechen, aber meist fehlt mir dazu auch jemand. Eingeschränkt kann ich mit einigen Freunden darüber reden, aber manches ist mir dann auch zu persönlich oder auch irgendwie etwas peinlich, so daß ich es dann doch oft eher oberflächlich erzähle.

Manchmal schreibe ich nach der Therapie auf, was mir wichtig war, das hilft zumindest ein kleines bißchen, das Redebedürfnis abzuschwächen.

Liebe Grüße,
Wolke
DYS-
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von DYS- »

Hallo Flora, hallo Wolke

Danke für eurere Rückmeldungen. Schön zu wissen, dass man nicht allein mit diesem Bedürfnis da steht.
Dys
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Denker
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Denker »

Ich habe eher selten dieses Redebedürfnis. Mache mir allerdings auch gelegentlich Notizen zu einer besonders intensiven Therapiestunde. Wenn ich darüber reden will, dann frühestens am nächsten Tag.

Könnte mir durchaus vorstellen, dass es da auch geschlechtsspezifische Unterschiede gibt.

Dys, bist du eigentlich ein Mädel?

Liebe Grüße
Denker
DYS-
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von DYS- »

*Lach*
Hallo Denker.
Nun laufen wir uns hier schon Jahre über den Weg und erst jetzt erfährst du, dass ich ein Mädel bin.
Ja, das kann wirklich geschlechtsspezifisch sein.
Ich schreibe jetzt auch meine Eindrücke aus den Therapieeinheiten auf.

Liebe Grüße
Dys
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Denker
Beiträge: 645
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Denker »

Habs eigentlich immer vermutet.
Liebe Grüße
Denker
Regenwolke
Beiträge: 2214
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Regenwolke »

Das Redebedürfnis hab ich übrigens auch nicht sofort, wie Flora muß ich nach der Stunde erst mal für mich überlegen und ein bißchen sortieren. Wenn ich Zeit habe, gehe ich nach der Therapiestunde gern ins Cafe und denke nach, während ich in Ruhe einen leckeren Kaffee trinke.
*wink* an Dys, Denker und Flora
Ada
Beiträge: 41
Registriert: 27. Okt 2007, 23:35

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Ada »

Hallo DYS und ihr Alle,

das Bedürfnis kenne ich nur zu gut...und auch ich habe niemanden, mit dem ich darüber reden kann...gerade im Moment fehlt mir sehr jemand mit dem ich darüber reden könnte, denn ich habe das Gefühl, dass sich soviel in mir verändert, eine Beseerung eintritt, ich sovieles endlich begreife...das macht mich geradezu euphorisch und ob das normal ist weiß ich nicht zu beurteilen...es ist soviel in mir, was ich gerne mit jemandem teilen würde...ich weiß irgendwie nicht wohin damit...und auf der anderen Seite macht es mir Angst, das ich so empfinde...bin ich zu aufgedreht? ist das normal? Ich denke auch, dass jemand der keine Therapie macht und das nicht erlebt hat es gar nicht verstehen kann...
Wäre froh über ein Feedback, ob ihr sowas auch schon in Eurer Therapie erlebt habt...
Liebe Grüße
Ada
P.S.Hoffe, ich bin mit meinem Beitrag jetzt nicht " Off topic"
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von kormoran »

hallo dys,
hallo ihr!

der balance halber meldet sich hier nun noch eine frau, der eher nicht nach reden über therapieinhalte ist

ich lasse es sickern, schreibe manchmal auf, aber es ist in mir drin, sehr "intim" sozusagen. mag sein dass später manchmal irgendwelche erkenntnisse in gespräche einfließen - mit menschen denen ich vertraue und überhaupt über solche dinge reden kann, und derer gibt es nur wenige.

wenn ich jetzt darüber nachdenke hat es für mich damit zu tun dass ich so langsam verstehe. und damit dass es um mein zu schützendes innerstes geht.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Dendrit
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Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Dendrit »

Hallo Dys,

manchmal ja, da würd ich auch mit jemanden darüber reden wollen, besser gesagt berichten. Ich könnte mit Familienangehörigen, zumindest Eltern, und Personen, zu denen sehr enger Kontakt besteht, auch nicht reden.

Und umgekehrt genauso: die, die mir so nah sind und nicht ein bestimmter Abstand ist, will ich von denen auch nichts/ungern von deren Therapiestoff wissen. Kann aber auch nicht sagen warum.

LG, Manuela
3241
Beiträge: 103
Registriert: 30. Mär 2008, 13:34

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von 3241 »

Hi Dys und an Alle !

Bei mir ist es unterschiedlich. Nach manchen Therapie-Stunden habe ich das Bedürfnis mich (nach einen paar Stunden, die brauche ich, um mich auch zu sortieren)zumindest mitzuteilen. Das kannte ich früher überhaupt nicht und sehe es eigentlich als Fortschritt an. Nur habe ich eben niemanden, mit dem ich offen darüber reden könnte -und- die Problematik auch versteht.

Das mit dem Notizen machen, finde ich eine gute Idee.

Gruss an Alle
Niniel
Es ist Zeit, mein Schatz es ist Zeit,

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zu sehen und zu leben

(Auszug Songtext "Auf zum Mond" UH)
Monas
Beiträge: 366
Registriert: 3. Apr 2008, 19:49

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Monas »

Oh ja, das kenne ich sehr gut
ich habe oft gleich nach der Therapie das Bedürfniss über die Stunde zu reden
besonders um Rückmeldung zu bekommen, ob ich die Stunde richtig "aufgefasst habe
oder ob ich mich wieder "klein mache, weil ich was im falschen Hals bekommen habe

früher hatte ich eine, auch Therapieerfahrene Freundin
aber die Freundschaft exestiert nicht mehr

nun habe ich keinen
das ist sehr schlimm für mich

auch was das Therapieende angeht, fühle ich mich da privat sehr alleine
meine Therapie ist nicht mehr lange
und ich fühle mich jetzt schon sehr alleine, weil ich über diesen "Abschiedsschmerz mit niemanden reden kann
und ich auch nicht weiß ob so ein Thema hier recht wäre
headnut
Beiträge: 8
Registriert: 29. Mär 2008, 22:49

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von headnut »

Hallo,

häufig hatte ich bisher das Bedürfnis darüber zu reden, jedoch in letzter Zeit immer weniger. Zum einen liegt es daran, dass ich über einige Sachen mit niemandem kann, ich verstöre die Zuhörer nur da es zu krass ist.

Zum Anderen habe ich manchmal das Gefühl durch Reden etwas kaputt zu machen. Wie eine kleine zarte Pflanze die sich gerade entwickelt. Mit zeitlichem Abstand kann ich darüber reden, aber niht während sich die Pflanze noch entwickelt.
liebe grüße
headnut
black49
Beiträge: 132
Registriert: 21. Dez 2007, 11:02

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von black49 »

Hallo Dys und alle Anderen,

mir geht es eher so, dass ich erstmal in meinem kopf sortiere, überlege, krübele, warum, wieso...weiß meistens nicht mal was ich auf fragen meiner TP antworten soll, und dabei ist mir aufgefallen, dass ich mich selber noch nie wiklich mit mir und meinen gefühlen befasst oder auseinandergesetzt habe. Das ist für mich persönlich schon neu. ich habe schon einiges erlebt und immer wieder (äußerlich/optisch) funktioniert...durch die Therapie befasse ich mich erstmals mit mir selber, wie geht es mir, was habe ich empfunden....was habe ich gedacht, was gefühlt....wenn es vorerst nur antworten auf fragen der TP sind. versteht ihr was ich meine? natürlich würde ich auch gerne mit jemanden eindücke/erfahrungen austauschen. das ist mit sicherheit von vorteil, leider hat nicht jeder das glück....und hier zu schreiben fehlt mir oftmals die kraft, aber ich lese rund um die uhr sämtlich berichte, tag und nacht....dabei habe ich auch immer mehr den mut verlohren zu schreiben, da ich oftmals den eindruck habe, dass ihr euch schon ziehmlich gut kennt, und auch manchmal mir fast zu "studiert" geschrieben wird....da läßt mein selbstwertgefühl wieder grüßen, und ich denke so schlau bin ich leider nicht, manche Ausdücke sind mit total unbekannt, sorry ist nicht böse gemeint, im gegenteil eher bewunderung...

liebe grüße an alle und einen schönen sonntag von eva
headnut
Beiträge: 8
Registriert: 29. Mär 2008, 22:49

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von headnut »

@black

du kannst hier jederzeit schreiben. und ein niedriges selbstwertgefühl wegen "zu studierten leuten" brauchst du wahrlich nicht haben.
ich vermute den meisten hier geht es so wie mir, dass wir uns ein gesundes halbwissen über unsere krankheit, angelesen haben. halbwissen wohlgemerkt (plus gesunden menschenverstand), nur die psychologen/ärzte dürfen was anderes von sich behaupten.

und wenn du so extrem viel hier mitliest bist du vermutlich diejenige mit dem größten halbwissen von allen *smile

also: kopfhoch. depperter als ich kann man was gefühle usw angeht nicht sein. ich bau mein ego damit wieder auf dass ich halt wohl vulkanier bin *g*

liebe grüße
headnut
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von Lee »

Hallo Eva!

und auch manchmal mir fast zu "studiert" geschrieben wird....da läßt mein selbstwertgefühl wieder grüßen, und ich denke so schlau bin ich leider nicht, manche Ausdücke sind mit total unbekannt, sorry ist nicht böse gemeint, im gegenteil eher bewunderung...

Ähem, studieren und schlau sein sind mitunter zwei verschiedene Dinge.

Davon abgesehen neigen Therapieerfahrene dazu, den Psycho-Jargon ihrer Theras zu übernehmen. Frag einfach nach, wenn du ein Wort nicht verstehst. Das erdet die Schreiberlinge wieder.
DYS-
Beiträge: 1838
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Re: Reden über Therapieinhalte

Beitrag von DYS- »

Hallo Wolke

*Winke zurück*
Ich versuche mir nach der Therapie auch immer was gutes zu gönnen.

Hallo Ada
Ja, genauso meine ich es, irgend etwas tut sich und man will es mit jemanden teilen. Du warst mit deinem Beitrag nicht Off topic.

Winke kormoranin

Natürlich muss das Gegenüber eine Person sein, der man absolut vertraut. Ja, diese Menschen sind rar.

Liebe Manuela

Ich glaube, Eltern oder nahe anderen Angehörigen sind da auch die falsche Adresse.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, möchtest du auch nicht mit Nahestehenden über deren Therapieinhalten reden. Dadurch kann vielleicht auch das Gefühl entstehen, dass andere genauso denken und du dich lästig fühlst?

@Niniel

Danke für den Beitrag

Liebe Monas

Das Thema Abschied von der Therapie war hier schon eher Thema und gehört m.E. auch in diesem Forum!

Hallo Eva

Wie headnut schon schrieb, schreiben hier Betroffene bzw. Angehörige. Du brauchst dich wirklich nicht schämen.
Es gibt vereinzelt Leute die sich von verschiedenen Treffen her kennen, aber ursprünglich sind alle hier angefangen über Probleme zu schreiben oder Erfahrungen weiter zu geben. Nur Mut!!

Lee, wie recht du doch hast

Ich fand wirklich alle Beiträge sehr bereichernd. Sie zeigen doch, dass nach der Therapieeinheit für die meisten doch Redebedarf hat.


Liebe Grüße
Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

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