Unkonventionelle Pharmakotherapien

Fuelless

Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

Hallo!
Ich bin neu in diesem Forum und suche nach Hilfe.
Laut meiner aktuellen Diagnose liegt bei mir eine bipolare Störung und ADHS (ohne Hyperaktivität) vor. War schon bei verschiedenen Ärzten und jeder hat irgendwie eine andere Meinung was mein Vertrauen zu den Ärzten im Allgemeinen etwas leiden lässt.
Ich war schon öfter schwer depressiv, aber im Moment sieht meine Symptomatik etwas anders aus: Bin andauernd müde und träge, aber ohne dabei besonders depressiv zu sein. Trotzudem kann ich mich nicht so richtig auf irgendetwas freuen und will meistens einfach nur meine Ruhe haben. Ausserdem kommen noch dauernde Schmerzen im Kopf und Rückenbereich hinzu.

Soweit zu mir, jetzt aber zum eigentlichen Thema: Die konventionelle Pharmakotherapie scheint mir nicht besonders weiter zu helfen und wie ich das in diversen anderen Foren beobachtet habe, scheine ich bei weitem nicht die Ausnahme zu sein. Im Gegenteil - mir scheint es so, dass eher der überwiegende Teil nicht ausreichend auf die Behandlung anspricht. Hier mal ne Liste an Antidepressiva die ich schon durch habe:

-Venlafaxin (Trevilor)
-Mirtazapin
-Fluoxetin
-Doxepin
-Escitalopram (Cipralex)
-Citalopram (Cipramil)
-Reboxetin (Edronax)
-Bupropion (Elontril)

Desweiteren wurde es mit 2 atypischen Neuroleptika versucht:
-Aripiprazol (Abilify)
-Amisulprid (Solian)

Nichts von alledem hat wirklich ausreichend gewirkt. Ausser, dass sie vieleicht die Spitze des depressiven Eisberg genommen haben. Gegen die aktuelle Symptomatik hilft allerdings nichts von alledem auch in sämtlichen Kombinationen zueinander.
Was mir noch am meisten hilft ist was ich jetzt aktuell bekomme:

-10mg Citalopram
-100mg Amisulprid
-40-50mg Methylphenidat (Ritalin)

Am meisten hilft mir hierbei noch das Methylphenidat. Es wirkt antriebssteigernd und stimmungsaufhellend, ich kann mich im Studium besser konzentrieren und bin auch kommunikativer. Trotzdem bin ich immer noch müde und fühle mich auf den Punkt gebracht einfach nur gequält. Zwar ist es damit bei weitem nicht mehr so schlimm (war vorher im Prinzip Vollinvalide), aber wirklich gut geht es mir damit immer noch nicht. Ich fühle mich auch etwas von der Pharmaindustrie verarscht, denn ich denke, dass die neueren so hochgepriesenen Präparate nicht mehr sind als heisse Luft. Ich glaube auch nicht, dass ich auf diesem konventionellen Weg weiter kommen werde, da alle Antidepressiva aus fast allen Klassen versagt haben.

Habt ihr irgendwelche positiven Erfahrungen mit unkonventionelleren Mitteln gemacht? Im Moment bin ich sogar schon soweit, es gerne mit Opiaten versuchen zu wollen. Habe von Buprenorphin und Tramadol gehört, dass sie sehr antidepressiv sein sollen und auch noch Antrieb geben. Natürlich wird man davon abhängig, aber was wiegt schon die Abhängigkeit, wenn man dadurch ein normales Leben führen kann?
Was denkt und wisst ihr darüber?
BeAk

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von BeAk »

Lieber Fuelless,

und Du glaubst als Süchtiger ein normales Leben führen zu können, mit einem ständigen Verlangen nach dem Stoff, Dosissteigerungen usw?

Was hast Du bisher psychotherapeutisch unternommen?
rowdys
Beiträge: 64
Registriert: 20. Apr 2007, 21:07

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von rowdys »

Hallo Fuelless,

melde mich ja hier selten zu Wort - aber was bitte, haben starke Schmerzmittel mit der Behandlung einer Depression zu tun? Es sei denn, es gibt eine medizinische Indikation - wozu eine Depression ganz bstimmt nicht zählt. Zudem wirken die genannten Schmerzmittel nicht antriebssteigernd, sondern machen müde!

Gruß - Sonny001
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Fuelless,

klingt schon heftig, was Du alles ausprobiert hast.
Was mich wundert, ist, daß Du die Diagnose "bipolare Störung" erhalten hast, aber trotz der vielen Medis bisher eigentlich keins der stimmugsstabilisierenden Medikamente bekommen hast, die bei bipolarer Störung üblich sind. Soweit ich weiß sind das (neben Lithium) Antikonvulsiva wie Lamotrigin, Carbamazepin oder Valproinsäure oder die atypischen Neuroleptika Olanzapin und Quetiapin.

Wenn Du wirklich bipolar bist, würde ich mit dem Arzt unbedingt nochmal über die Medikation sprechen.

Selbst wenn Du sehr verzweifelt bist - süchtigmachende Medikamente wie Opiate sind keine Lösung, da ersetzt du nur ein Problem durch ein anderes. Und wie schon geschrieben wurde, sie machen außerdem müde. Davon abgesehen wird kein verantwortungsvoller Arzt Dir bei deiner Diagnose ein Opiat verschreiben.

Hast du Dich wegen deiner körperlichen Schlappheit eigentlich mal körperlich untersuchen lassen? Vielleicht liegt der Grund dafür ja auch woanders?

LG, Wolke
steppenwolf1

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Fuel,

ne ganz schöne Liste. Einige kenn ich, andere nicht.

Aber was mir so durch mein Löcherhirn schoss .... ist Pharmakotherapie alles ? Oder sollte man nicht auch versuchen gleichzeitig an sich zu arbeiten auch mittels Therapie? Sonst können die Medis vllt. auch nicht wirken oder die Wirkung verpufft nach kurzer Zeit wieder v.a. wenn man wieder absetzt?

Hat man dich auch mal konkret auf ADS behandelt ?
Ist ADHS mit Hyperaktivtätssyndrom und ADS ohne ?

Gruss, s.wölfin
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

@Bea: naja mir ist schon klar, dass es generell auch nicht das gelbe vom Ei ist, solch eine Abhängigkeit einzugehen, aber noch viel beschissener ist es, wenn man sich dauernd scheisse fühlt. Deshalb wäge ich hier Kosten und Nutzen ab und komme zu dem Ergebnis, dass wäre ein signifikanter Nutzen vorhanden, ich den Preis der Abhängigkeit dafür zahlen würde.

Mhh ja Psychotherapie...habe mich für eine angemeldet, aber bekomme erst in ein paar Monaten nen Termin. Toll nicht wahr!? da gehts einem akut dreckig und man muss erst mal ne halbe Ewigkeit warten bis einem geholfen wird :/...naja generell bezweifle ich aber, dass das grossartig etwas an meinem Gesundheitszustand ändern würde, es würde mir wahrscheinlich einfach eher nur helfen, damit besser umzugehen...aber da scheiden sich ja die Geister...mir ist auch aufgefallen, dass Frauen eher zu Psychotherapie tendieren und Männer eher zu Pharmakotherapie. Naja ausserdem musst Du wissen, dass ich Biologie studiere und das ganze eher aus biologischer Perspektive betrachte. Ich denke das hat bei mir eher was mit einer defiziteren "Gehirnchemie" zu tun und da kann eine Psychotherapie denke ich nicht so viel ausrichten. Trotzdem stehe ich der Psychotherapie erstmal offen gegenüber und sehe mal was mich erwartet. Denke mal schaden wird es in keinem Fall. Was mir aber ausser Psychotherapie oder Pharmakatherapie noch sehr gut tut ist Sport! Ich gehe mindestens 4x die Woche für so ca. ne Stunde joggen. Danach fühl ich mich echt immer wie neu geboren, nur leider hält das nur ein paar Stunden.

@sonny001: also physische und psychische Schmerzen liegen ja irgendwo auch nah beieinander. Opiate wirken auch stark antidepressiv. So wurden bis Ende der 50er Jahre bis die trizyklischen Antidepressiva entwickelt wurden, Depressionen standardmässig mit Opiaten behandelt und das sogar mit grossem Erfolg. Der Hauptgrund für den Verzicht darauf war eben die Abhängigkeit. Hab ausserdem auch von vielen in diversen, vor allem englisch sprachigen Foren, gelesen, dass viele therapieresistente Patienten ausshliesslich auf Opiate ansprachen und das mit wirklich beeindruckendem Erfolg. Das mit dem Müde machen: generell stimmt es schon, dass opiate grundsätzlich sedierend sind. Aber vor allem im Bezug auf innere Unruhe und Ängstlichkeit wirkt es beruhigend und zweitens ist es vor allem eine Frage der Dosis. Ich denke ausserdem, das meine Müdigkeit und Lustlosigkeit vor allem mit diesem "sich gequält fühlen" und stimmungsmässig down sein zu tun hat. Denke, dass wenn ich mich nicht so gequält fühlen würde und meine Stimmung besser wär, ich auch nicht so müde wäre. Und genau das berichten auch die Leute von denen ich gelesen habe. Die schreiben, dass sie durch die bessere Stimmung auch mehr Energie und Motivation haben....Bzgl. der "medizinischen Indikation": wie Du sicherlich weisst werdem Pharmaka für bestimmte Indikationen auch off-label für andere Indikationen verwendet. Z.B. wirken auch manche atypische Neuroleptika antidepressiv oder z.B. Bupropion war bis Anfang letzten Jahres hier in Deutschland nur zur Raucherentwöhnung unter dem Namen Zyban zugelassen. Seid Anfang letzten Jahres ist es auch als Antidepressivum zugelassen (in den USA übrigens schon seid Ende der 80er). Mir würden dazu noch etliche Beispiele einfallen, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen. Sicher sollten zuerst die Medikamente aus der entsprechenden Indikation verwendet werden aber wie gesagt: die helfen mir ja alle nicht!

@Wolke: also mit den Stimmungsstabilisatoren: also ich hatte in meinem Verlauf mehrere, aber nur relativ kurze hypomanische Phasen. Mein Hauptproblem im Moment ist ja aber eher die Müdigkeit und Lust- und Freudlosigkeit und so ein "Moodstabilyzer" würde mich da denke ich nur noch zusätzlich dämpfen, von daher halte ich, wie auch mein behandelnder Arzt, das im Moment für unangebracht. Körperlich wurden halt die Standardsachen, also Blutbild, EKG, Schilddrüsenwerte und so untersucht, aber nichts auffälliges. Mach mir aber auch so meine Gedanken, ob das nicht evtl. auch was verstecktes körperliches sein könnte, was die Ärzte nur nicht entdeckt haben. Wenn Du irgendwelche Ideen hast, was ich mal durchchecken könnte, wär ich Dir dankbar für eventuelle Vorschläge. "Davon abgesehen wird kein verantwortungsvoller Arzt Dir bei deiner Diagnose ein Opiat verschreiben"...Naja ich habe ja aber auch tatsächlich andauernde Schmerzen im Rücken und Nackenbereich und Kopfschmerzen, also wärs auch garnicht mal sooo verkehrt, denke ich.

@steppenwolf1: "Aber was mir so durch mein Löcherhirn schoss .... ist Pharmakotherapie alles ? Oder sollte man nicht auch versuchen gleichzeitig an sich zu arbeiten auch mittels Therapie? Sonst können die Medis vllt. auch nicht wirken oder die Wirkung verpufft nach kurzer Zeit wieder v.a. wenn man wieder absetzt?" - siehe Antwort an Bea...wegen ADS bekomm ich ja auch das Methylphenidat

Danke für eure Antworten!
Also ich will ja nun Opiate wirklich nicht verherrlichen oder so, aber ich hab einfach die Schnauze voll davon mich so beschissen zu fühlen. Naja das hat wohl jeder von euch mit Depressionen, aber ich hab jetzt schon seid 5 Jahren Probleme damit und ich hab schon von so vielen Älteren gelesen, dass sie seid Jahrzehnten an Depressionen leiden und so will ich nicht enden. Ich bin noch so jung (24) und hab trotz alledem noch Träume und Ziele und ich denke es wäre doch wirklich schade, wenn es so enden würde. Hoffe ihr könnt das verstehen.

Hier mal paar Infos zu dem Opiat an dem ich besonders interessiert bin. Es soll relativ einzigartig sein, insoweit, dass es kaum sediert und einen eher noch klar im Kopf machen soll. Die Substanz heisst Buprenorphin und wird auch bei der Opiatsubstitution von Opiatabhängigen als Subutex verwendet. Es soll immerhin noch vergleichsweise weniger abhängig machen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Buprenorphine
http://www.ecomed-medizin.de/sj/sfp/Pdf/aId/3842
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... t&id=29578
http://opioids.com/antidepressant/depre ... types.html
http://opioids.com/buprenorphine/buprefdep.html

Falls noch jemand andere Ideen ausser Opiaten hat lasst es mich wissen nur eben nicht die Standardsachen, die hab ich schon durch.

Grüsse
Fuelless
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von jolanda »

Hallo!

Zur Psychotherapie: es gibt Studien, dass sich Psychotherapie mittel und langfristig auch auf den Hirnstoffwechsel auswirkt. Soviel also zur biologischen Seite.

Stimmungsstabilisatoren gibt man nicht nur bei bipolaren Störungen. Einige Phasenprohpylaxen wirken z.B. auch eher gegen die Depressiven Phasen.

Ich selber nehme Lamotrigin als Phasenprophylaxe. Und ich hatte bisher nur eine sehr kurze hypomanische Phase, ansonsten nur Depressionen. Lamotrigin z.B. wirkt angeblich auch eher gegen die depressiven Phasen, während Lithium eher die Manien verhindert.

Bei mir "funktioniert" bisher am besten: 300mg Seroquel + 200mg Lamotrigin.

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

hallo jolanda!
Genau diese Studien und Statistiken haben mich auch davon überzeugt es mal zu versuchen, obwohl ich mir trotzdem schwer vorstellen kann, dass es wirklich besonders hilft, aber Du hast schon recht.

Naja den Stimmungsstabilisatoren stehe ich trotzdem irgendwie kritisch gegenüber, weil sie einem ja die tiefen nehmen, aber gleichzeitig auch die Höhen, was wie ich annehme eher zu einer gleichgültigen Scheinzufriedenheit führt. Hab von vielen gehört, dass sie durch z.B. Lithium emotional stumpfer geworden sind und das kann ich wirklich garnicht gebrauchen. Wie sind denn da Deine Erfahrungen?
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von jolanda »

hallo!

Mit Lamotrigin bin ich insgesamt etwas stabiler. Tiefen gibt es trotzdem, aber bisher nicht mehr sooo tief, wie früher (ok. für eine Krisenintervention hats trotzdem gereicht).

Die Höhen sind gleich - nicht dass ich je großartige Höhen hätte (außer eben wie gesagt einmal)

LG, jolanda


------------------------------------------------------------------------

Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Fuelless,

nee, leider habe ich von möglichen körperlichen Ursachen auch keine Ahnung, ich meinte einfach ein "normales Durchchecken", wie es bei dir ja auch schon gemacht wurde.
Gibt natürlich auch so chronische Erschöpfungszustände, sowas wie "Fatigue-Syndrom", aber da weiß ich nichts drüber, ich glaube, da gibts auch oft keine klaren körperlichen Ursachen.

LG, Wolke
Schöpfung
Beiträge: 548
Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Fuellness,

10 mg Citalopram ist zu niedrig dosiert. Die Dosis liegt normalerwiese zwischen 20 und 40 mg.

Wenn die anderen Antidepressiva auch so niedrig dosiert waren, kann ich mir schon vorstellen, warum die nicht wirken.

Ein weiteres Problem kann sein, dass Du die Antidepressiva nicht lange genug eingenommen hast, um eine Wirkung zu verspüren. Viele ADs wirken nämlich erst nach zwei Wochen. So lange solltest Du mindestens warten, bevor Du wieder was neues probierst.

Es erscheint mir allerdings auch merkwürdig, dass Du bei einer bipolaren Störung Serotoninwiederaufnahmehemmer verschrieben bekommst, weil die nämlich manisch machen können.

Eventuell sollstest Du auch mal den Arzt wechseln und die Diagnosen überprüfen lassen.

Bist Du bei einem Facharzt für Psychiatrie in Behandlung?

Wie zeigt sich denn Deine bipolare Störung bei Dir?


Viele Grüße, Amalia
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

@Amalia: ooohh vielen Dank für diesen Tip, wär ich niemals selbst drauf gekommen :/....nee mal ernsthaft: Natürlich habe ich das schon höher dosiert, war sogar schon auf 50mg Escitalopram um es mal hochdosiert zu versuchen, das entspricht 100mg Citalopram, was fast die doppelte empfohlene Maximaldosis ist. Das hilft aber nur bei extrem depressiven Zuständen. Aber Müdikeit und Unlust macht es sogar noch viel schlimmer. Vielen ist noch nicht bekannt, dass SSRIs auf Dauer unmotiviert und apathisch machen können. In den USA wird sogar schon eine eigenständige Diagnose fafür diskutiert, AAS - Antidepressant Apathetic Syndrome. Die meisten Ärzte hier in Deutschland wissen nicht mal etwas davon. Ich nehme die 10mg eigentlich auch nur noch um keine Entzugserscheinungen zu bekommen. Und ja es sind Entzugserscheinungen und zwar übelster Art, da brauch man garnichts schön reden. Mal ein paar Links dazu:

http://findarticles.com/p/articles/mi_m ... i_75505263
http://www.pubmedcentral.nih.gov/articl ... id=1820592
http://www.antidepressantsfacts.com/fro ... ndrome.htm
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15330228

Auch in Foren zu diesem Thema hört man das immer wieder. Es ist natürlich schwer zu unterscheiden, was ist Krankheit und was Nebenwirkung, deshalb fand ich es interessant was ein gesunder darüber berichtet hat, der ein SSRI nur mal aus neugier probiert hat. Dieser hat darüber berichtet, dass er nach einiger Zeit emotional total abgestumpft ist. Er hat zwar die Tiefen nicht mehr so gespürt aber auch nicht mehr die Höhen, wurde also affectiv total verflacht. Er selber bezeichnete diesen Zustand als "Life-Light".
Man sollte nicht immer alles glauben was die Pharmaindurstrie versucht uns weiss zu machen. Soviel dazu....
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von HelH3 »

Ja, nee, is klar
TearsforFears
Beiträge: 392
Registriert: 18. Jan 2008, 12:52

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von TearsforFears »

Äh, wie jetzt. Fuelless schluckt ne ganze Apotheke und beglückt uns dann mit dem All-Time-Homöopaths-Favourite: Der Pharmaindustrie bitte nicht alles glauben! Ah, Danke für den Hinweis (kleiner Tipp: Auch dann nicht, wenn es sich um die Alternativmedizin-Pharmaindustrie handelt).

"deshalb fand ich es interessant was ein gesunder darüber berichtet hat, der ein SSRI nur mal aus neugier probiert hat. "

Unter Wissenschaftlern nennt man das "anecdotal evidence", der Wert von so was ist 0,0. Sollte man eigentlich wissen wenn man Biologie studiert. Ich bin bloß ne blonde Sozialwissenschftlerin aber sowas macht mich fuchsig. Ich denke auch nicht, dass der Typ gesund war. Wer so was macht leidet unter stark verminderter Intelligenz.

"Er hat zwar die Tiefen nicht mehr so gespürt aber auch nicht mehr die Höhen, wurde also affectiv total verflacht. "

Ach ne Du, is ja der Hammer!

Genauso hat mir das meine Psychiaterin auch erklärt. Wahnsinn. Ob das wohl der Sinn der Medis ist?

Ach ja und dieses tolle Syndrom, dass deutsche Psychiater natürlich nicht kennen (die sprechen ja kein Englisch und lesen kein pub med) ist reversibel und tritt nur in seltenen Fällen auf.

Laß es Dir von mir als Sozialwissenschaftlerin sagen: Schwere Krankheit - Starke Medis - Starke Nebenwirkungen. So is det.

edit wg affektbedingten tippfehlern
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von HelH3 »

Mmh, und für den Fall, dass dich die Opiate auch nicht wie gewünscht nach vorne bringen, kannst du es ja noch mit Koks versuchen - macht garantiert viel wacher und wurde schon vom guten alten Freud zur Behandlung von Depressionen und Morphiumabhängigkeit eingesetzt
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

Ich sage ja, das man der Pharmaindustrie nicht alles glauben sollte, gerade weil ich ja schon wie Du sagst fast ne ganze Apotheke auf einmal geschluckt habe und deshalb zu glauben meine etwas Erfahrung gesammelt zu haben. Also ich kann das mit der Apathie und Lustlosigkeit auch aus eigener Erfahrung bestätigen. Seiddem ich die Dosis verringert habe ist es nämlich nicht mehr so schlimm. Ich habe manchmal echt das Gefühl, dass manche Ärzte alles über die Medis nachplappern, was Ihnen von den Pharmakonzernen vorgesetzt wird, und die Patienten plappern dann wiederum das nach was sie von den Ärzten gehört haben. So suggeriert die Pharmaindustrie uns, dass Depressionen dadurch entstehen, dass im Gehirn ein Mangel an Serotonin herrscht, vieleicht auch noch Noradrenalin und dass SSRI's somit das Non-Plus-Ultra bei der Depressionsbehandlung ist. Auf viele mag das zutreffen, aber in Wahrheit ist die Depression ein heterogenes Krankheitsbild mit vielen verschiedenen möglichen physiologischen Ursachen. So wird z.B bei der Monoamintheorie der Depression der Transmitter Dopamin viel zu wenig berücksichtigt. In meinem Fall z.B. wirken Medikamente die dopaminerg wirken noch am besten antidepressiv. Das einzige in D zugelassene Antidepressivum das dopaminerg wirkt ist Bupropion (Elontril) und das ist gerade erst letztes Jahr zugelassen worden. Eine Theorie bei der Entstehung von Apathie durch SSRI besagt, dass die chronische serotonerge Stimulation im limbischen System zu einer negativen Rückkopplung auf das dopaminerge System im präfrontalen Kortex (Stirnhirn) führt, was zu Apathie führt. Das ist bei Tierexperimenten an Mäusen sogar schon verifiziert worden. So nun aber genug kluggeschissen... Was nützt es mir denn aber bitte wenn ich nicht mehr stark dysphorisch und schwerst depressiv bin, dafür dann aber lustlos und apathisch. Zunächst ist das sicherlich eine Erleichterung, aber auf lange Sicht mit Sicherheit nicht so toll. Ich bin mir dessen ziemlich sicher, weil ich es an eigenem Leib erfahren habe und mir etliche Leute in diversen Foren das gleiche berichtet haben. Ich hatte bis jetzt drei behandelnde Ärzte, wovon die ersten 2 nichts davon wussten bis auf mein jetziger Arzt, Zitat: "SSRI können dösig machen".
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

jo Helena, Koks ist sicher nen super Antidepressivum hat aber leider ne Menge nachteile, vor allem, dass es viel zu kurz wirkt, was auch das enorme Suchtpotential bewirkt, weil man immer wieder nachlegen müsste. Da ist das Methylphenidat schon viel besser und wirkt eigentlich auch ähnlich wie Kokain. Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Kokser entweder bewusst oder unbewusst ihre zumindest latent vorhandenen Depressionen selbst medikamentieren. Droge und Medikament sind oft nicht klar voneinander zu trennen, da finde ich den Begriff "Drug" im englischen schon viel ehrlicher.
TearsforFears
Beiträge: 392
Registriert: 18. Jan 2008, 12:52

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von TearsforFears »

Also nur weil andere Leute was in Foren berichtet haben ist es immer noch anecdotal evidence.

Natürlich stimmt es, dass Depression nicht mit "Serotonin-Mangel" gleichgesetzt werden darf. Das ist schlichtweg falsch und es ist schlimm, dass die Pharmaindustrie mit dieser Aussage in den USA für SSRI wirbt. Da ich aber kein Ami bin ist es mir dann auch irgendwie egal.

Die Sache ist doch ganz einfach. Die Forschung steht bei Depressionen noch eher am Anfang. Das Beste, was es momentan gibt sind SSRI. Die helfen vielen Leuten und haben schon viele Leben gerettet (kann man ebenfalls in Foren nachlesen, wenn man will). Dafür haben sie aber auch Nebenwirkungen und manchen Menschen helfen sie leider nicht.

Natürlich brauchen wir bessere Medikamente. Wir brauchen auch mal was besseres als die Chemotherapie in der Krebsbekämpfung. Aber was ist die Alternative bis es so weit ist? Keine Chemo? Weil sie nicht gut genug ist? Wohl kaum.

Man muss das nehmen, was man kriegen kann. Besser müde als tot.

Bis Du bei nem richtigen Psychiater oder bei einem Hausarzt? Allgemeinmedizinern würde ich auch nicht über den Weg trauen, wenn es um die Behandlung psychischer Krankheiten geht.

Grüße,
Tears
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

Also ich finde schon, dass es sehr von Wert ist was die Patienten selber über die Wirkungen der Pharmaka berichten. Wenn es nicht von Wert wäre, bräuchten wir uns auch garnicht in Foren wie diesen aufzuhalten. Zudem ist das mit der Apathie auch schon in Studien beobachtet worden. Zudem gibt es viele Medikamente die antidepressiv wirken, aber noch nicht grossartig in Studien darauf getestet wurden und da muss man sich eben auf Erfahrungen und Berichte stützen. Guck z.B. mal auf Remdyfind.com, da werden Medikamente von Patienten bei verschiedenen DIagnosen bewertet. Was mir da bei der Kategorie Depressionen auffällt ist, dass manche Medikamente die nicht als Antidepressivum zugelassen sind den Leuten besser helfen, als Antidepressiva selbst, so z.B. Methylphenidat bzw. Amphetamin. In manchen Case-Reports habe ich auch schon gelesen, dass manchen wirklich nur Opiaten geholfen haben. Und nicht nur dass sie sich damit subjektiv besser fühlten, das ist bei Opiaten wohl klar, sondern, dass sie im Alltag und sozial auch besser funktionierten. Das deutet daraufhin, dass diese Menschen vieleicht ein Defizit im endogenen opioiden System haben, was ihre Depressionen verursacht.

Klar ich bin schon in Behandlung bei nem Psychiater. Schon seid 5 Jahren.

Gruß
Fuelless
TearsforFears
Beiträge: 392
Registriert: 18. Jan 2008, 12:52

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von TearsforFears »

Also ich habe mich ja schon als Sozialwissenschaftlerin geoutet, aber Opiate und Amphetamine machen süchtig, wenn mich nicht alles täsucht. Ich kann mir die Gründe vorstellen, warum die nicht zugelassen sind.

Natürlich sind Patientenerfahrungen wichtig, v.a. wenn sie in kontrollierten Studien erhoben werden (das Gegenteil von anecdotal evidence). Sehr viele Patienten haben sehr gute Erfahrungen mit SSRI gemacht, mich eingeschlossen.

Ich verstehe nicht ganz, was Dich so stört: Das SSRI nicht perfekt sind und nicht immer wirken weiß man doch. Das sie Nebenwirkungen haben, auch schwere, weiß man auch. Leider gibt es halt nix bessres. Das finde ich auch traurig, aber ich kann das nicht ändern. Wenn es was besseres als SSRI gibt steige ich gleich drauf um, ich traure dem Zeug bestimmt nicht hinterher.

Klar, die Forschung geht weiter und zeigt interessante neue Wege auf. Das ist schön, aber bis diese neuen Ideen zu Medis geworden sind, bleibt uns halt nur das aktuelle Zeug.

Grüße,
Tears

PS: Also auf Opiaten funktioniert man sozial besser als mit SSRI? Ich hab auf Koks auch sozial besser funktioniert als jemals vorher oder nachher in meinem Leben. Das ist kein Argument dafür, diesen Scheiß jemals wieder anzurühren.
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

Also mit Opiaten hab ich keine Erfahrung, dafür aber mit Amphetaminen. Methylphenidat ist schlieeslich ein Amphetaminderivat und wirkt eigentlich genauso. Im therapeutischen Rahmen macht es eigentlich fast nie abhängig und ich selber habe nie das irrationale Verlangen danach gehabt, was ich z.B. nach Zigaretten habe. Habe auch schon ohne Probleme Pausen eingelegt ohne jegliches Verlangen danach. Und nach einem Jahr auch ohne jegliche Dosissteigerung. Auch in den berichten zu den Leuten die mit Opiaten behandelt wurden zeigte sich, dass diese Leute jahrelang mit der gleichen Dosierung zurecht kamen.
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

@Tears: was ist eigentlich Deine Diagnose? wenn Du mit Kokain so positive Erfahrungen gemacht hast, wäre ein Versuch mit Methylphenidat oder Amphetamin vieleicht auch hilfreich?!
TearsforFears
Beiträge: 392
Registriert: 18. Jan 2008, 12:52

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von TearsforFears »

Also Fuelles, ich bin froh, dass Du nicht Medizin studierst Du wärst mir als Arzt etwas zu experimentierfreudig.

Meine Diagnose sind stinknormale Depris. Gott sei Dank wirkt bei mir auch das stinknormale Citalopram.

Koks ist Kacke. Schon klar, man ist super fit, fühlt sich wie der König der Welt, ist selbstsicher...Aber um welchen Preis?

Außerdem bin ich nunmal keine extrovertierte Persönlichkeit, warum soll ich mich durch Drogen dazu machen?
Da schluck ich lieber meine langweiligen SSRI. Die machen mich zwar nicht zur Party-Queen, aber sie schleifen die Spitzen der Depression ab und ermögichen mir einen ganz nomalen Alltag.

Grüße,
Tears
Fuelless

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von Fuelless »

@Tears: hehe könntest Du schon recht mit haben, dass ich sehr experimentierfreudig wäre
...naja wenns Dir hilft ist doch super! Dann ists ja in Ordnung...würde mir ja auch wünschen, dass ich einfach auf nen SSRI super ansprechen würde und damit wär gut, aber dem ist ja leider nicht so ....

lg
Fuelless
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Unkonventionelle Pharmakotherapien

Beitrag von HelH3 »

Ähm...Fuelless...ich fass es nicht...ich meinte das irgendwie nicht wirklich ernst mit dem Vorschlag, ggf Opiate durch Koks zu substituieren...auch Freud hatte damit letztlich keine guten Erfahrungen gemacht

Außerdem standen ihm damals ja noch nicht all die Antidepressiva, Neuroleptika u dergl zur Verfügung, er konnte nur austesten, was vorhanden und bekannt war - im 21. Jahrhundert ist die Psychopharmakologie nun weiter...Hmm, muss mich doch sehr wundern *kopfkratz*

Gute Nacht,

Helena
Antworten