Vertrauen

steppenwolf1

Re: Vertrauen

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Bea,

Die Ärzte sind mir gegenüber genauso offen, wie ich ihnen gegenüber.
Glaubst Du das wirklich ? Wie kommt dieses Vertrauen ?

Ich habe den Wunsch nach einer ehrlichen und offenen Therapeut-Patient-Beziehung,
ähnlich einer Arzt-Patienten-Beziehung.

was macht den Unterschied ? Meinst Du, die Arzt-Patienten-Beziehung ist offen und ehrlich ? Wie begründest Du das ?

Was ist KBT ?

Gruss, s.wölfin
HelH3
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Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Vertrauen

Beitrag von HelH3 »

N'Abend Wölfin,

KBT ist "Konzentrative Bewegungstherapie", eine tiefenpsychologische Methode, die irgendwie auch die Entdeckung der Spiegelneuronen einbezieht...übrigens, danke nochmal für deinen Thread letzte Nacht, du weißt schon...war ja einen Versuch wert

Gute Nacht, Helena
BeAk

Re: Vertrauen

Beitrag von BeAk »

Liebe Wölfin,

ja, ich habe volles Vertrauen zu meinem Hausarzt.
Er beantwortet mir jede Frage korrekt, erklärt Zusammenhänge und weist auch auf Risiken hin.

Etwas das ich bei meinem Ex-Therapeuten nicht erlebt habe.

In einer KBT-Sitzung wird versucht, durch Bewegung und in sich hineinspüren, Gefühle warzunehmen. Das beginnt mit einfachen Übungen, den Untergrund unter seinen Füssen zu spüren, oder das abgeben des Körpergewichts in Rückenlage an den Untergrund, Auflageflächen des Körpers warzunehmen.
Veränderungen durch den Druck eines Igelballs usw.
Oder auch, wie nehme ich mich war? Wie kann ich meinen Körper mit einfachen Mitteln auf dem Boden abbilden? Was zeigt dann dieses Abblid?
In der letzten Sitzung habe ich am emotionalen Empfinden gearbeitet. Ärger, Wut, fies sein, liebevoll sein, achtsam sein, mit einer Decke als gegenüber dagestellt.

Durch die KBT habe ich einen Zugang zu meinen Gefühlen gefunden.
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Vertrauen

Beitrag von Liber »

>Der Wunsch nach Kontrolle entsteht erst durch die Warnehung der fehlenden Offenheit des anderen.
>Erst wenn ich spüre, der Therapeut verschweigt was, antwortet ausweichend, frage ich mich, was verbiergt er/sie, was führt er/sie im Schilde?
>Warum teilt er mir nicht mit, was er/sie weis?
>Ihrgendetwas ist faul!
>Und erst jetzt will ich wissen was los ist (Kontrolle) und mein Vertrauen ist futsch und Angst schleicht sich ein.


Liebe Beatrix,

nochmal zur Kontrolle ... also ich kann von mir sagen, dass ich während meiner Therapien eigentlich kaum wissen wollte, was der Therapeut über mich "weiß". Im Grunde kann er nichts wissen, was ich nicht selbst auch weiß. Viel wichtiger ist doch, dass ich mich selbst kennenlerne - solange ich mich selbst nicht kenne, nützt es mir auch nicht viel, wenn der Therapeut mir seine Eindrücke von mir erzählt. Ob diese Eindrücke stimmen oder nicht, kann ja auch nur ich selbst wissen.

Deshalb verstehe ich unter Vertrauen auch etwas anderes als du, denke ich. Vertrauen heißt für mich nicht, dass der Therapeut mir alles sagt, was er über mich "weiß", sondern dass ich davon überzeugt bin, dass er/sie es "gut mit mir meint" und von meiner positiven Entwicklungsmöglichkeit überzeugt ist.

Ist dieses Vertrauen da, kann ruhig auch mal etwas vorkommen, was ich nicht auf Anhieb verstehe.

Viele Grüße
Brittka
BeAk

Re: Vertrauen

Beitrag von BeAk »

Liebe Brittka,

leider habe ich durch meine Traumatisierung (SM i. d. Kindheit) etwas anders verinnerlicht.
Ich habe verinnerlicht, das es Menschen gibt die mir vermitteln, es gut mit mir zu meinen, und genau das Gegenteil tun. Das genau diesem Menschen stand ich emotional am nächsten, ich habe ihm voll vertraut.
Genau dieses Trauma hat mein Therapeut neu entfacht, denn ich habe ihm Kilometer weit Vertrauensvorschuß entgegengebracht, zu Therapiebeginn.
Er hat mich retraumatisiert.

Ein Mensch der es tatsächlich gut mit mir meint, hat keinen Grund etwas vor mir zu verbergen.
Nur auf dieser Basis bin ich bereit, mich auf eine neue Therapie einzulassen.

Und ich brauche die Hilfe des Therapeuten um mich verstehn zu lernen und mir selber zu helfen, denn sonst bräuchte ich keine Therapie.

Deshalb erwarte ich das der Therapeut mir konkret hilft. Eben auch Fragen korrekt beantwortet
und sich auf meine Sichtweise einläßt.

Das ist das Minimum, das er tun muß.

Das Optimum ist, wenn der Therapeut auch noch weis, wie mein Problem verbessert werden kann und es mir auch mitteilt.
steppenwolf1

Re: Vertrauen

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Bea,

ob ein Therapeut, das leisten kann ?

Also ich meine, genau zu wissen, was dir gut tut und wie Du bist, wenn er noch gar nichts weiter von Dir weiss ? Und dann folgend daraus auch zu wissen, was hilft ?
Vllt. meint Brittka auch, dass Vertrauen erst ensteht und niemals von Anfang an da ist ? (wenn es denn entsteht).
Vllt ist es auch so, dass Vertrauen etwas Gegenseitiges ist ? So, wie ich nicht vertrauen kann, kann ich das auch nicht vom anderen umgekehrt erwarten.
(ich kann auch falsch liegen)

Um ehrlich zu sein, habe ich Probleme damit, zu glauben, dass ein Therapeut "es gut mit einem meint" , einfach weil man als Mensch ihm z.B. symphatisch ist oder so .... ich kann nicht beurteilen, inwieweit es nur ums Geld verdienen geht oder ob jeder Thera auch eine innerliche Beziehung zu seinem Patienten aufbaut.

Geht es denn rein, um die sachliche Information, die dir die Therapeutin/Therapeut geben kann (alles was sie weis ?)

Puh, jetzt beim Schreiben, kam mir noch ein ganz anderer Gedanke. Ist die komplette (sachliche) Information Dir so wichtig als Beweis, dass dir die Therapeutin vertraut ?

Viele Grüsse, s.wölinf
BeAk

Re: Vertrauen

Beitrag von BeAk »

Liebe Wölfin,

ich sehe den Vertrauensaufbau als einen Prozess. Die Vorraussetzung ist ein offener und absolut ehrlicher Infoaustausch/Umgang, auf beiden Seiten.
Es ist unabdingbar, das sich beide Seiten auf das verstehn des gesagten einlassen.

Durch die therapeutische Arbeit entsteht dann Nähe.
steppenwolf1

Re: Vertrauen

Beitrag von steppenwolf1 »

HI Bea,
das ist wohl richtig. Wie lässt man Nähe zu ??? ...
aber ich kann verstehen was Du meinst. Bist Du inzwischen mit der Thera weitergekommen oder tretet ihr weiterhin auf der Stelle ?

Grüssle, s.wölfin
BeAk

Re: Vertrauen

Beitrag von BeAk »

Liebe Wölfin,

ich habe nächste Woche einen weitere probatorische Sitzung bei ihr und auch eine in einem Ausbildungsinstitut.
Eins von beiden wird schon klappen.

Ich habe gleich eine KBT-Sitzung.

Wie man Nähe zu läßt, ich weiß es nicht, es passiert einfach. Habe aber den Eindruck, das es was mit der Technik der Therapie/Therapeuten zutun hat.

-

Liebe Brittka,

ich habe noch mal über den Satz "es mit einem gut meinen" nach gedacht und warum ich auf dieses Verhalten so allergisch reagiere.

Mein Mutter ist auch so eine, die es ständig mit mir gut meint. Sie kauft ungefragt große tragetaschenweise Textilien für mich, alles wunderschöne Sachen, nach ihrem Geschmack. Dem Geschack eine 25 Jahre älteren Frau. Es sind Sachen die sie selber anziehn würde, nur in meiner Größe.

Ich trage aber Kleidung eines völlig anderen Stiels, ich möchte auch nicht wie meine Mutter gekleidet sein.
Mein Mutter läßt all meine Agumente nicht gelten. Sie versucht mich regelmäßig mit großen Druck zur Annahme und Gebrauch der von ihr gekauften Textilien zu bewegen.
Mein einziges Agument was manchmal zieht, ist der Textilcontiener.
Ich habe mittlerweile 48 Tischdecken im Schrank, obwohl ich mit 3-4 auskomme.

Einkaufen gehn mit meiner Mutter ist nicht möglich. Nach einer Shoppingtour bin ich so geladen, wie ein Sprengsatz.

Mein Mutter meint es nur gut mit mir, ihrer über 40 jährigen Tochter.
Nur verfolgt sie beim Einkauf regelmäßig eigene Interessen, und zwingt mich bei der Erfüllung ihrer Interessen als Vorwand erzuhalten.
Das ihre Interessen meine Bedürfnissen vollkommen wiedersprechen, ist für sie belanglos. Aber meine Mutter meint es ja nur gut.

Das Gegenteil von gut, ist gut gemeint.

Ich will keine Therapeuten, der es gut mit mir meint.

Ich will einen guten Therapeuten!!!
Bangalore
Beiträge: 33
Registriert: 13. Sep 2007, 19:08

Re: Vertrauen

Beitrag von Bangalore »

Hallo Bea,

Vertrauen scheint wohl ein essentieller Bestandteil jeder Psychotherapie zu sein. Ich habe inzwischen 3 Therapien hinter mir und die beiden letzten sind u.a. auch an der Vertrauensfrage gescheitert.

Ich für mich habe beschlossen, dass ich mich nicht mehr an diesem Thema abarbeiten will. Vielleicht folgen Psychotherapien einem Konzept das nur scheitern kann...

Wie oft lese ich, dass Leute die eine gescheiterte Therapie mit der nächsten aufarbeiten wollen (oder müssen?). Stehen Aufwand (= Zeit, seelische Kraft, Vertrauensvorschuss. Kosten etc.) im Verhältnis zu Ergebnis? Vielleicht erkennt man in 100 Jahren, dass diese Therapien nicht das Mittel der Wahl sind bei Depressionen und ähnlichen Krankheiten. Eigentlich bin ich mir sicher.

Kurz und gut, worauf ich hinaus will: Kannst Du Dir vorstellen, überhaupt keine Psychotherapie mehr zu machen? Vielleicht findest Du andere und bessere Wege für Dich.

Alles Gute
Bangalore
BeAk

Re: Vertrauen

Beitrag von BeAk »

Lieber Bangelore,

warscheinlich wirst Du Recht haben, das es in 100 Jahren bessere Methoden gibt, auf eine Depression Einfluß zu nehmen.

Nur was mache ich bis dahin?

Ich habe zusätzlich noch KBT-Sitzungen und wenn ich es mir leisten könnte, würde ich diese intensivieren auf 2 mal wöchendlich.
Diese Therapiemethode ist das wirkungsvollste, was ich bisher erlebt habe.
Sie bringt mich in Kontakt mit meinen Gefühlen.
Leider bezahlt die Kasse diese Therapie nicht.

Also werde ich weiter versuchen eine V-Therapie zu machen, denn es bleibt mir nichts anderes übrig.
Ich kann es mir nicht leisten, in den nächsten 2,5 Jahren in einer depressiven Episode zu landen. Im letzten Winter habe ich gemerkt, wie brenzlig es ist. Es hatte nicht viel gefehlt und ich währe komplett abgerutscht.

Zudem leide ich unter Prüfungsangst und auch dafür brauche ich eine V-Therapie, sonst ist es mit dem Examen Essig.

Meinem spezifisch narzisstisches Verhalten könnte auch noch einige Ecken abgeschliffen werden.
Das ist zwar eigendlich die Aufgabe der Tiefenpsychologie, aber den Feinschliff kann ein V-Therapeut sicher auch machen.

Viel zutun und ich habe keine Lust auf eine 100jährige Wartezeit.
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Vertrauen

Beitrag von Liber »

Liebe Beatrix,

die Wendung, dass es einen Therapteuten braucht, der "er es gut mit mir meint", um Vertrauen haben zu können, habe ich unglücklich gewählt.

Sie weckt tatsächlich zu viele negative Assoziationen an Menschen, die es in unserem Leben schon "gut gemeint" haben.


Ich meinte etwas anderes: nämlich dass das Vertrauen zum Therapeuten nicht nur durch die Vermittlung von Informationen entsteht.

Vertrauen, in dem Wachstum und Heilung möglich sind, ist mehr.

Aber ich habe den Eindruck, dass dein Vertrauen so nachhaltig erschüttert ist, dass es nur schwer möglich ist, dir dies zu vermitteln.

Mehr kann ich dazu leider nicht sagen!

Liebe Grüße
Brittka
BeAk

Re: Vertrauen

Beitrag von BeAk »

Richtig liebe Brittka,

Vertrauen ist viel mehr als Infoübermittlung.

Nur kann ich absolut kein Vertrauen entwickeln, wenn schon die Grundvorraussetzungen nicht gegeben sind.
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