Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Tine
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Tine »

Data, du schreibst:

Ja, sie haben wohl für den Moment abgeschlossen, weil es die Situation nicht zulässt oder sie eben einfach keine Hoffnung mehr haben, jemals den Mann zu finden, mit dem sie Kinder haben möchten. Aber prinzipiell haben wohl wirklich die allerwenigsten Frauen, die noch kein Kind haben, mit dem Thema abgeschlossen, denn der Kinderwunsch ist in ihnen "fest verdrahtet".

Und deshalb glaube ich, ist das so mit das Schmerzlichste was eine Frau erleben kann.
Noch ein Vorteil, den ihr Männer habt, außer dem, dass ihr im Stehen pinkeln könnt;): Ihr könnt Kinder zeugen, solange ihr eben könnt. Ihr könnt euch Zeit lassen, die Uhr tickt nicht.

Liebe Grüße,
Tine
Tine
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Tine »

Hallo data.

Du schickst mir was?

*nachdenklich kopfkratz*

Liebe Grüße
chimera

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von chimera »

»Heute weiß ich, dass es schlimmer geht.
Eine Beziehung, auch wenn sie an entscheidenden Stellen arm ist, hat normalerweise immer irgendwelche Berührungspunkte. Wenn nicht, sollte man sie ohnehin schleunigst beenden.
Ohne Partner sein, ohne einen Menschen mit dem man die Last des Alltags, die inneren,zermürbenden Vorgänge etc. ehrlich und aufrichtig teilen kann, erzeugt ein Leiden von ganz anderer Qualität. Ohne Partner sein, stellt einen vor zusätzliche Probleme, die dem, der in einer Partnerschaft ist, oft marginal erscheinen. Denn ohne Partner sein bedeutet auch, überall alleine zu erscheinen und das in einer Welt, die nur aus Partnerschaften zu bestehen scheint - eine Wahrheit, die so zu konstruieren, sich dem Partnerlosen geradezu aufdrängt.
Die Angst, niemanden zu finden, mit dem man all das teilen kann, was man teilen möchte, ist archaisch, sie trifft uns in den tiefsten Wurzeln, erschüttert uns bis in Mark.«

Danke, liebe Tine, Du sprichst auch mir aus der Seele.

Chimera
TearsforFears
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von TearsforFears »

Ach ja die Männer

Chimera ist also 37 und macht nur mit unter 30-Jährigen rum, angeblich wegen dem allgegenwärtigen Kinderwunsch der über 30-Jährigen - Eine Schelmin die Böses dabei denkt

Ansonsten ist von Commander Data zu erfahren, dass der Kinderwunsch bei uns "fest verdrahtet ist". Ähem, Frauen sind Menschen, keine primitiven Fortpflanzungscomputer. Der Fortpflanzungswunsch ist bis zu einem gewissen Grad bei allen Menschen (Männlein und Weiblein) genetisch programmiert. Es gibt aber auch Menschen (Männer und Frauen), die sich gegen Kinder entscheiden. Wir sind nicht die Sklaven unserer Gene.

Ist jetzt nicht bös gemeint, aber es ist halt schon sexistisch zu meinen die hormongesteuerten Mädels würden ab 30 nur noch ihr Fortpflanzungsprogramm abspulen. Ist genauso wie zu sagen Männer wollen nur fi**** umd echte Gefühle gehts denen gar nicht, die sind so "verdrahtet". Nicht das mir Letzeres nicht auch schon mal rausgerutscht wäre. Ich hab schon Verständnis für temporären Sexismus

Alles Gute,
TearsforFears
Data

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Data »

>> Und deshalb glaube ich, ist das so mit das Schmerzlichste was eine Frau erleben kann. Noch ein Vorteil, den ihr Männer habt, außer dem, dass ihr im Stehen pinkeln könnt;): Ihr könnt Kinder zeugen, solange ihr eben könnt. Ihr könnt euch Zeit lassen, die Uhr tickt nicht.
Nun ja, Tine, Zeit lassen... ich denke, das ist wohl auch mehr Theorie als Praxis. Wir sollten uns nicht über die Vor- und Nachteile von Mann oder Frau unterhalten, denn im Durchschnitt sind sie wohl ausgeglichen – außerdem können wir unser Geschlecht ja eh nicht tauschen. Wollen wir es dabei belassen, oder muss ich dir jetzt die Nachteile für die Männer aufzählen?

>> *nachdenklich kopfkratz*
*nachdenklich kopfkratz warum du *nachdenklich kopfkratz* geschrieben hast*

Data

PS: Ich musste gerade ablachen, hatte plötzlich die Worte "Einsamkeit und Recht und Freiheit" im Ohr...
Weltenwandlerin
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Weltenwandlerin »

@Angie: Danke.


@ Data: zu Befehl, Commander! Ich halte jetzt meine Schnautze, lasse das "predigen" und denke über meinen eigenen Film nach. Bringt ja nichts, wie man deutlich sieht.

Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
Data

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Data »

Moin Tears,

ich denke, es stimmt beides. Männer und Frauen wollen sich fortpflanzen, aber beide sehnen sich auch nach tiefen Gefühlen. So geht es mir zumindest. Zum Teil sind wir ganz klar Skalven unserer Gene (und wohl viel mehr, als wir das immer wahrhaben wollen), und teilweise sind wir's nicht und wollen nur Händchenhalten und verliebt sein usw.
So what?

>> Nicht das mir Letzeres nicht auch schon mal rausgerutscht wäre. Ich hab schon Verständnis für temporären Sexismus
Tatsächlich? Das finde ich gut.

Schöne Grüße nach München,
Data



>> zu Befehl, Commander! Ich halte jetzt meine Schnautze, lasse das "predigen" und denke über meinen eigenen Film nach. Bringt ja nichts, wie man deutlich sieht.
Brav, Mika.
kormoran
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von kormoran »

hallo ihr,

hmm, da ist ja eine menge dazu gekommen. ich danke gleich angie und chimera, dass sie das thema "frauen über dreißig suchen einen papa für das kind das sie unbedingt haben müssen" schon einigermaßen abgekühlt haben.

(ich bin eine von denen die abgeschlossen haben. der mensch mit dem ich alt werden wollte und mit dem ich mir auch kinder gewünscht hätte, konnte sich nicht binden. und das nach 8 jahren... jetzt hat er ein kind mit einer jüngeren. DIE wollte tatsächlich ein kind und hat sich über sein von verantwortung und selbstzweifel getragenes "nein, kinder vorerst nicht" einfach hinweg gesetzt. jetzt bin ich mit ihm befreundet, jede begegnung mit ihm und seinem kindchen kostet irre kraft, aber so ist es nun mal. aber eigene kinder ist damit erledigt, aufgrund der innigen liebe die mich mit ihm verbunden hat, aus der dieser kinderwunsch überhaupt nur entstanden ist; und jetzt bin ich in einem alter wo die eugenikmaschinerie voll anläuft. selbst wenn mir heute wieder ein mann begegnen würde auf den ich mich einlassen wollte - und ich hatte nur diese 1 liebe - wäre da eine leise angst, dass da noch druck entstehen könnte: dass ER nämlich kinder wollte. häufig kommen die männer eben erst so gegen 40 drauf dass es ihnen jetzt passen würde. von einer mitte 30 erwarten sie das dann noch. und wenn da für mich nochmal eine große liebe wäre, dann habe ich auch angst, dass daraus nochmal ein unmittelbarer kinderwunsch entsteht, dem ich dann aber in dem alter nicht mehr nachkommen kann/will. aber, ja, das lösen von diesem auch biologisch begründeten wunsch/möglichkeit ist in der tat sehr schmerzlich und ein langer prozess. enkelwünschende eltern und rundherum paare mit kindern können grausam sein.)

@ chimera: wir wissen dass du definitiv hetero bist und nicht gern für schwul gehalten wirst. könntest du fürderhin bitte die immer wieder eingestreuten homophoben ausdrucksweisen unterlassen?


@ angie:
und Bitterkeit, dass ich mich nicht traue aufzustehen und zu sagen, dass eine Grenze überschritten worden ist.
[...] Ja, auch die innere Selbstliebe gehört dazu. Diese habe ich nicht und ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt je finden werde.
angie, da klingt sehr viel kraft und wut durch. höchste zeit, dass du in die lage kommst, die FÜR DICH zu nutzen!
danke, dass du mehr von dir erzählst. es tun sich noch gräben auf von denen wir bisher nichts geahnt haben. ich habe das bedürfnis dich umfassend in den arm zu nehmen, aber das reicht nicht. jetzt wird für mich dein gefühl der einsamkeit und die schwierigkeit, dich selbst anzunehmen, zunehmend greifbar. ich war selbst bis 23 immer single, und bin es seit 3 jahren wieder. aber dazwischen durfte ich diese unglaubliche erfahrung von liebe und angenommen sein machen. dort habe ich mich selbst als ganz und liebenswert erfahren dürfen. und ich sage noch heute, wenn das ganze leben mist ist, und nichts mehr kommen würde was lohnt: allein aufgrund dieser jahre mit diesem menschen war es wert, auf der welt gewesen zu sein. (als ich diese einzige richtige beziehung eingegangen bin, war ich aus der ersten depressiven episode raus; habs nicht erwartet; es war einfach klar. und ich würde es wieder so und nur so akzeptieren: wenn ich nicht anders kann und wenn es eine seelenpartnerschaft auf augenhöhe ist. was anderes kann und will ich nicht.)

du hast diese erfahrung laut deinen schilderungen nie wirklich gemacht. die beziehung (offenbar sehr jung eingegangen) war nicht so. und seither: nichts. was du da berichtest, von zwangsernährung im krankenhaus, zusammen damit, wie wichtig dir ist, dass deine eltern stolz auf dich sein können, wie sehr du für alle da bist aber oft schon unglaubliche aggression verspürst, .... himmel, es ist höchste zeit dass du FÜR DICH SORGST und DICH LIEBEN lernst. (aber es läuft immer wieder drauf raus dass du dafür unterstützung brauchst - klinik/therapie).

wir müssen verinnerlichen dass wir wertvoll sind weil wir wir sind. nicht aufgrund unserer leistung, unseres dünnseins, unseres liebseins wegen. es ist verdammt schwer sich von diesem existieren im sinne der anderen zu lösen (wir haben das ja nicht selbst erfunden). es wäre so hilfreich (wird aber kaum geboten) wenn wir das öfter von außen vermittelt bekämen, so wie (normalerweise) als kleinstkind.

lg
kormoranin
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tallgirl
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von tallgirl »

Liebe Tine,
Liebe Wolke,
Lieber Chimera,
Lieber Data,
Hallo alle,

@ all

so langsam komme ich mal wieder mit dem Lesen nicht mehr hinterher und die Antworten überschlagen sich.
Leider fehlen mir im Moment zudem noch ein bisschen die Worte, denn ich habe gerade eben mal wieder schmerzlich begreifen müssen, dass ich in meinem Job keine Daseinsberechtigung habe und die Gedanken die ich mir mache bzgl. irgendwelcher Abläufe völlig falsch sind und hätten verhindert werden können, wenn ich nur mal in Ruhe nachgedacht hätte.

Immer mal drauf. Ich stehe darauf.

@ Tine

Aber das hat jetzt natürlich nichts mit Deiner Antwort zu tun. Deine Zeilen machen mich sehr betroffen denn es zeigt in aller Härte, wie aussichtslos die Situation ist. Ganz egal ob man nun in einer Beziehung steckt oder nicht oder ob man Chancen hat oder nicht.

Wie heißt ein Sprichwort so schön….

„Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite“


Du schreibst:

Und irgendwie gibt es auch einen Unterschied zwischen hoffen und glauben.

Ja, ich glaube ein kleines bisschen Hoffnung ist auch noch in mir verankert, so zu sagen als letzter Ausweg wenn die Gefühle mal wieder überhand nehmen aber der Glaube ist bei mir auch schon verloren.
Ich ziehe mich immer weiter zurück aus dem Leben, gehe nicht mehr raus (aus bereits schon in früheren Postings genannten Gründen) und wenn ich raus gehe, dann eher mal auf einen Kaffee. Aber in einem Kaffee mit einer Freundin werde ich keinen Mann kennen lernen.

Nein, daran glauben tue ich auch nicht mehr.

Manch einer hier wird jetzt sagen: Prima, die hat wenigstens die Gelegenheit zu scheitern, mir fehlt ja selbst diese.

Sicher, so etwas ist sehr leicht gesagt.

Und es ist so einfach mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und zu sagen…Du hast aber dies und dass und ich nicht.

Nein, so etwas möchte ich gar nicht erst anfangen. Es gibt kein…wer hat es schlimmer und welche Situation ist die bessere.


Sicherlich kann jeder mit dem Finger auf den anderen zeigen und keiner kann wirklich nachempfinden, wie sich der andere fühlt. Jede Situation ist anders und wird von jedem anders empfunden.

Ich schicke Dir eine ganz liebe und feste Umarmung aus dem Münsterland.


@ Wolke

Du schreibst;

Aber irgendwas ist da, das mich trotzdem wieder aufstehen läßt, das mich hoffen läßt, das mich schöne Ereignisse genießen läßt. Eine innere Kraft, ein Vertrauen - ich schicke Dir einfach auch etwas davon.


Liebe Wolke,

verliere diese Hoffnung bitte nie. Halte sie aufrecht und versuche die Hoffnung mit allen Mitteln zu verteidigen. Sie wird Dir in schlimmen Tagen eine Hilfe sein.

Gott, ich wünschte ich könnte Euch jetzt alle einmal in den Arm nehmen (Massen in den Arm nimm) und einfach nur ich sein und weinen wenn es mir danach ist. Denn dass ist das, was ich gerade möchte.



Lieber Chimera,

ich habe schon verstanden wie Du es gemeint hast und ich wollte Dich mit meiner Aussage nicht verletzten (das weißt Du doch?) aber mir ist in dem Moment einfach die Hutschnur gerissen weil diese Dinge immer wieder auf den Tisch kommen und es immer wieder heißt, dass der Wecker klingelt und Frauen die Schlummertaste drücken, eben so lange, bis man den richtigen gefunden hat. Die Ü30er haben aber nicht mehr allzu viele Weckrufe…dass weiß ich….und da suchen sie sich den erst Besten und …los geht’s. Das mag ja durchaus auch manchmal stimmen aber eben nicht immer.

Ich bin oder besser ich werde in 3 Wochen 36 und ich habe das Thema Kinder für mich schon mit 34 abgeschlossen. Nicht, dass ich nicht welche wollte aber meine Lebensumstände haben es einfach nicht zugelassen. Mir einfach einen „Samenspender“ zu suchen kommt für mich nicht in frage. Ich wollte immer eine junge Mutter sein, die versteht was Ihre Kinder sagen und nicht als „Alte Frau“ zwischen den ganzen anderen „jungen Müttern“ steht um Ihr Kind aus der Schule abzuholen.
Es sind viele Dinge die bei mir dagegensprechen aber der allergrößte ist wohl, dass mir schlichtweg der Mann dazu fehlt. Die Liebe mit genau diesem Menschen alt werden zu wollen und auch Kinder zu zeugen…so zu sagen…:“Kinder der Liebe“.


@ Data

Du schreibst;

denn der Kinderwunsch ist in ihnen "fest verdrahtet".


Ja und Nein. Ich denke, dass man nicht nur den Frauen diesen Kinderwunsch anhängen kann.
Haben denn nicht auch Männer durchaus den Wunsch Kinder zu zeugen??
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
chimera

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von chimera »

@ Kormoranin:

»...und nicht gern für schwul gehalten wirst.«

Stimmt nicht; ich empfinde das als ausgesprochen lustig bis tragisch-komisch, keineswegs als Abwertung und bin ganz happy mit meinen ausgeprägten weiblichen Anteilen.

»könntest du fürderhin bitte die immer wieder eingestreuten homophoben ausdrucksweisen unterlassen?«

Nun, wenn Du diesen Ausdrucksweisen eine Abwertung entnehmen möchtest, dann ist das eben Deine Sichtweise, die jedoch nichts über die tatsächliche Geisteshaltung des Verfassers aussagt – die ausgesprochen liberalistisch und pluralistisch ist.
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von kormoran »

@ chimera:

tja, ich weiß nicht ob ich da zu sehr "pc" bin. ich denke mir halt dass es für die schwulen und lesbischen foristInnen nicht so fein ist wenn hier so eine sprache herrscht.

lg
kormoranin
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danideng
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von danideng »

Liebe Angie,

ich verfolge diesen Thread hier mit großer Spannung und finde, du schreibst phantastisch, gefühlsbetont und mit sehr viel Wärme! Das nur mal so am Rande.

Was die "alten" Mütter betrifft, sehe ich das nicht ganz so wie du. Ich hab immer gesagt, man sollte Kinder entweder sehr früh oder sehr spät bekommen, denn mittendrin "zerschneidet" man seine eigene Freiheit.

Ich hab meine Kinder sehr jung bekommen, einerseits haben sie nun junge Eltern, andererseits war es finanziell sehr schwierig, da mein Mann und ich noch studierten. - Aber ich konnte mich hinterher auch noch "austoben".

Bekommt man seine Kinder spät, hat man sich vorher ausgetobt.

Von daher sehe ich dein Alter nicht als Problem an, du kannst wahrscheinlich noch mindestens 8 Jahre Kinder kriegen. Wer sagt dir, dass dir in dieser Zeit nicht noch der Mann deines Lebens über den Weg läuft?

Was die tickende Uhr betrifft, naja, ich denke, irgendwann denkt sich jede Frau "jetzt oder nie", und viele bekommen dann tatsächlich Panik. Sogar ich ertappte mich dem Gedanken "noch würde es gehen", obwohl ich doch zwei Kinder habe!

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
Data

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Data »

Hallo Kormoranin,

mir wird es echt ganz anders bei der Vorstellung, ich müsste/dürfte mit der Frau, die ich als meine große Liebe definiere, mit der ich 8 Jahre zusammen war und eine wunderschöne Beziehung gehabt hätte und von der ich mir gewünscht hätte, sie möge die Mutter meiner Kinder werden, nur noch freundschaftlichen Umgang pflegen dürfte, weil sie jetzt 'nen anderen Mann und von dem auch noch ein Kind hat! Also ehrlich, ich glaube, ich würde draufgehen. Warum tust du dir diesen Schmerz an? *stöhn*

Ich wollte eigentlich immer Kinder haben. In den letzten Jahren [seit ich die Frauen besser kennenlernte ] habe ich davon jedoch Abstand gewonnen, da mir immer mehr klar wird, dass ich diese Verantwortung wohl nicht tragen könnte. Zu alt fühle ich mich eigentlich noch nicht unbedingt (41 - wenn ich diese Zahl sehe, muss ich kotzen, seit ich vorn eine 4 habe, geht es mir nochmals schlechter), weil ich mir schon noch eine Menge Kindlichkeit bewahrt habe (oder vielleicht ist einfach jeder Mann innerlich ein Kind, so heißt es ja), und ich konnte immer gut mit Kindern umgehen. Aber zumindest im Moment wäre ich damit wohl komplett überfordert.

>> aber dazwischen durfte ich diese unglaubliche erfahrung von liebe und angenommen sein machen. dort habe ich mich selbst als ganz und liebenswert erfahren dürfen. und ich sage noch heute, wenn das ganze leben mist ist, und nichts mehr kommen würde was lohnt: allein aufgrund dieser jahre mit diesem menschen war es wert, auf der welt gewesen zu sein.
Um dieses Gefühl und diese Erfahrung beneide ich dich uneingeschränkt. Was willst du eigentlich noch hier?

>> wir müssen verinnerlichen dass wir wertvoll sind weil wir wir sind.
Ja, dann wäre wohl das meiste schon gut, wenn nicht noch mehr. Aber leider hat das wohl bisher kaum jemand gepackt, vor allen nicht ohne Partner. Was wärest du ohne deine 8jährige, glückliche Beziehung, kannst du dir das überhaupt vorstellen?

Liebe Grüße nach Ö.! (Ich war mal in 'ne Wienerin verliebt, und der Dialekt (nicht nur der Wiener) ist Musik in meinen Ohren... )

Data

PS: Und bitte nicht mit Chimera rumstreiten, der ist nämlich keineswegs sexistisch, auch wenn es sich bei ihm vielleicht manchmal so anhört.
chimera

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von chimera »

@ Kormoranin:

Keine Ahnung; da ich jedoch niemals auf die Idee käme, negativ über homosexuelle Menschen zu denken, kam ich auch nicht auf die Idee, man könne es als Abwertung verstehen. Die Schwulen, die ich kenne, lachen eben über sich selber (nein, das impliziert nicht, daß sie einen Grund dazu haben müßten) und hatten mit meinem Getexte bisher kein Problem. Aber okay, ich werde mich bemühen, mir die Lockerheit abzugewöhnen.
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Tine »

Liebe Angelika,

du schreibst:
"Deine Zeilen machen mich sehr betroffen denn es zeigt in aller Härte, wie aussichtslos die Situation ist. Ganz egal ob man nun in einer Beziehung steckt oder nicht oder ob man Chancen hat oder nicht."

Dass die Situation aussichtslos ist, oder zumindest von uns so bewertet wird, liegt meines Erachtens in der frühesten Kindheit begründet.
Wer die Gelegenheit hat, Kinder in ihren ersten Lebensjahren zu beobachten oder gar zu begleiten, sieht, wie unabdingbar es für ihre Entwicklung ist, dass sie bedingungslos angenommen und geliebt werden. Geschieht dies nicht, entsteht eine Leere, die lebenslang spürbar ist und wehtut. Anstelle des Urvertrauens bildet sich ein Urmisstrauen (sehr schön beschrieben bei Ericson).

Für mich fühlt es sich so an, als sei ich mit einer inneren Leere behaftet, die gleichzeitig eine ewig blutende Wunde ist.
Die Leere will gefüllt, die Blutung gestillt werden.
An mein inneres Ohr klingen jetzt solche Worte wie: Du musst dich selbst annehmen, dich selbst lieben etcpp.
Das ist als würde man einem Lahmen sagen, er solle gehen. Wer glaubt die lebenslange Erfahrung gemacht zu haben, dass man ihn nicht lieben kann, warum sollte ausgerechnet so jemand sich selber lieben können?

Aus diesem Dilemma entstehen die vielfältigsten Verhaltensmuster.
Manche Menschen merken nicht, dass sie geliebt werden. Andere Menschen verwechseln die Liebe des Erwachsenen mit der Liebe der Mutter zu ihrem Kind. Andere wiederum lieben bedingungslos, was ein erwachsener Mensch nicht tun sollte, denn das Leben stellt Bedingungen. Nur um ein paar Beispiele zu geben, die Liste ist vermutlich um ein Vielfaches länger.

Ich versuche so damit umzugehen, dass ich mich immer wieder ins Leben stürze, was mich oft eine unglaubliche Überwindung kostet und meistens im Fiasko endet. Positive innere Erlebnisse versuche ich auszukosten und möglichst lange wachzuhalten.
Aber ehrlich gesagt, so richtig nützt dies alles nicht. Aber wenigstens beschert es ein paar Minuten oder auch Stunden, in denen nicht alles so hoffnungslos aussieht.

Du schreibst, dass dein soziales Umfeld auch nicht gerade dazu geeignet ist, dir beim Hinausgehen ins Leben hilfreich zu sein. Das ist ein Problem, das ich nur zu gut kenne. Damit dreht sich die Spirale noch weiter abwärts. Ich habe gelernt, nahezu jede Gelegenheit, die sich mir bietet zu nutzen.
Eine liebe Freundin sagte einmal: Wir sind nicht in der Situation, in der wir auf irgendein highlight verzichten können.
Das sage ich mir immer dann, wenn sich mal eine Gelegenheit bietet etwas zu unternehmen und ich so gar keinen Sinn darin sehe. Der erschließt sich meistens erst im Tun.

Mmmhh. Es gibt noch so viele Dinge, auf die einzugehen es sich lohnt. Aber ich muss erst nochmal die letzten postings lesen und mich sammeln.

Liebe Grüße in die Runde,
Tine
Tine
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Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Tine »

@ data

"(41 - wenn ich diese Zahl sehe, muss ich kotzen, seit ich vorn eine 4 habe, geht es mir nochmals schlechter)"

Wie geil! *kreisch*

Juhu, es ist noch nicht 13Uhr, es ist im Grunde ein beschissener Tag in einer beschissenen Woche, eines beschissenen Monats in einem ultrabeschissenen Jahr in einem megabeschissenen .... und ich darf herzhaft lachen.

Danke dafür. Dich ganz lieb drück.

Tine
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von kormoran »

hallo data.

Also ehrlich, ich glaube, ich würde draufgehen. Warum tust du dir diesen Schmerz an? *stöhn*
jetzt wurmt es mich dass ich das überhaupt hier erwähnt habe. als ob ich genau das bewirken wollte (wollte ich nicht, aber wirkt jetzt so): weil deine worte voll "einschlagen": danke dass du den schmerz und das jedesmal wieder fast draufgehen genau so siehst wie es ist. es tut - so unerwartet und plötzlich - enorm gut dass jemand erkennt was das heißt. aber ich kann irgendwie nicht anders. ich will den kontakt zu diesem menschen nicht abbrechen. ich will ihm auch meine freundschaft nicht nehmen (auf die gefahr hin dass ich mich zu wichtig nehme). ach.

Was willst du eigentlich noch hier [...] Was wärest du ohne deine 8jährige, glückliche Beziehung, kannst du dir das überhaupt vorstellen?

gute frage. nun: am ende der beziehung waren 1-2 jahre zunehmende verlassenheit. immer wieder die frage: willst du eigentlich etwas mit mir? ist irgendeine art von committment möglich? dass er sich nicht festlegen wollte, alles andere wichtiger war, und ich es ihm nicht wert war, sich mit seinen eigenen bindungsängsten auseinanderzusetzen, dass er mich so mit meinen fragen allein gelassen hat, war ein enormer schmerz.
und:
hätte ich das nicht erleben dürfen ... ??? ich weiß nicht, ich hätte es eben nicht gekannt. vielleicht wüsste ich nichtmal wonach ich mich sehnen sollte. die vorstellung macht mir angst. weil selbst mit der erfahrung finde ich nur schwer zu diesem selbst-wert.

je nun. also wenn wienerischer dialekt musik in deinen ohren ist, dann bist du aber sehr unmusikalisch aber ich darf nicht reden, wo ich her komme, sprechen die leute objektiv betrachtet wohl noch weniger wohltönend...

@ chimera: wer ins forum kommt, liest ja vorerst nur den text und der steht für dich. da ist ja kein label dran "aber ich bin ja überhaupt nicht homophob/sexistisch". aber wie gesagt, vielleicht spitze ich die ohren wo die, die es angeht, nicht mal was bemerken (sei es weil sie es so gewohnt sind). bevor ich im forum noch zur überkorrekten meckertante werde, begrabe ich dieses beil.

lg
kormoranin
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Data

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Data »

Freut mich sehr, Tine. Schön, dass es noch funktioniert. Wahrscheinlich hätte ich Clown werden sollen statt Informatiker. Die Technik begeistert mich schon lange nicht mehr. Alles totes Zeug.
chimera

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von chimera »

Hey Tears!

Achja, die Frauen . Lesen oder hören doch allzugerne das heraus, das dienlich sein könnte, ihre Vorurteile zu bestätigen. Du als Statistikkoriphähe solltest meinen – zweifelsohne auf ein simplifizierendes Menschenbild schließen lassenden – Beiträgen doch die eingestreuten Prozentzahlen entnommen haben. Also, in 'meiner' Singelbörse stand bei fast allen Mädels was von Kinderwunsch; daß sich dies auch auf ein Depriforum und die freie Wildbahn skalieren ließe, hab' ich nicht behauptet; in letzterer lassen sich Singlefrauen über 30 übrigens selten antreffen, hängen wahrscheinlich alle depri zuhause rum. [Blöder Scherz, sorry.]

»Chimera ist also 37 und macht nur mit unter 30-Jährigen rum, angeblich wegen dem allgegenwärtigen Kinderwunsch der über 30-Jährigen - Eine Schelmin die Böses dabei denkt «

Verstehe ich jetzt nicht, ehrlich nicht.

»Ist jetzt nicht bös gemeint, aber es ist halt schon sexistisch zu meinen die hormongesteuerten Mädels würden ab 30 nur noch ihr Fortpflanzungsprogramm abspulen.«

Dann isses ja gut, daß ich meine Grobschätzung des Anteils der Hormongesteuerten ob Eures Votums nach unten korrigieren kann. Asche über mein Haupt!

@ all: Sorry, daß ich gerade nur blöde rumtexte; ich hab' mich kürzlich im Rahmen einer seriös motivierten Auseinandersetzung mit den tiefenpsychologischen Hintergründen des unfreiwilligen Singledaseins schon ziemlich leergeschrieben.


Politisch korrekte und deeply unsexistische Grüße!
Chimera
TearsforFears
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Registriert: 18. Jan 2008, 12:52

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von TearsforFears »

»Chimera ist also 37 und macht nur mit unter 30-Jährigen rum, angeblich wegen dem allgegenwärtigen Kinderwunsch der über 30-Jährigen - Eine Schelmin die Böses dabei denkt «

Verstehe ich jetzt nicht, ehrlich nicht.

Ich geb Dir mal nen Tipp: Unter 30 übersetze ich so: Noch keine Orangenhaut, noch keine Rettungsringe, noch keine Fältchen, ach ja, und leichter zu beeindrucken von einem älteren welterfahrenen Mann, noch nicht verbittert ob vieler gescheiterter Beziehungen, noch nicht mit dieser "Männer sind wie Klos -entweder besetzt oder beschissen"-Mentalität gestraft....Ich könnte ewig so weiter machen
In den USA nennt man Leute die sich deutlich jüngere Partner suchen Cradlerobber: Ich muss es wissen, mein Ex-Verlobter war 6 Jahre jünger als ich

Cheers,
TearsforFears
Data

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Data »

Hi Kormoranin,

>> danke dass du den schmerz und das jedesmal wieder fast draufgehen genau so siehst wie es ist. es tut - so unerwartet und plötzlich - enorm gut dass jemand erkennt was das heißt.
Gern geschehen. Ja, mit Schmerzen auf diesem Gebiet kenne ich mich recht gut aus – auch 'ne Qualifikation.

>> aber ich kann irgendwie nicht anders. ich will den kontakt zu diesem menschen nicht abbrechen.
Ich dachte es mir schon. Auch das kann ich verstehen. (Bin nebenberuflich Versteher, weisch'? )

>> ich will ihm auch meine freundschaft nicht nehmen (auf die gefahr hin dass ich mich zu wichtig nehme). ach.
Das klingt immer noch nach ganz viel Gefühl und Liebe. Hölle. Weiß er eigentlich, wie sehr du leidest?

>> dass er mich so mit meinen fragen allein gelassen hat, war ein enormer schmerz.
Ja, solche Schmerzen sind schlimmer als die Einsamkeit. Man könnte sie nicht aushalten, wenn sie auch genauso lange anhalten würden.

>> aber ich darf nicht reden, wo ich her komme, sprechen die leute objektiv betrachtet wohl noch weniger wohltönend...
Aus welchem Bundesland kommst du? Kann ja dann eigentlich nur weiter westlich sein. Das geht dann immer mehr ins Schweizerdeutsche – letzteres ist sogar noch schönere Musik für mich.

Liebe Grüße,
Data
Data

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Data »

Hey Chimera,

>> hängen wahrscheinlich alle depri zuhause rum. [Blöder Scherz, sorry.]
Kein Scherz, du hast recht!

>> Noch keine Orangenhaut, noch keine Rettungsringe, noch keine Fältchen, ach ja, und leichter zu beeindrucken von einem älteren welterfahrenen Mann
Tears kennt sich echt aus, Bruder, du bist durchschaut, wirst es schwerhaben!

Blüdeliche Grüße!
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von Tine »

Was für ein Glück, heute hier zu sein.
Der thread bietet fast alles was man zum Leben braucht.

"Männer sind wie Klos -entweder besetzt oder beschissen"-

Wieder herzlich lach,
danke tears
kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von kormoran »

Weiß er eigentlich, wie sehr du leidest?
damals wie jetzt kriegt er schon sehr viel verständnis und "schonung". damals wollte ich einfach nur zeit lassen und dass er sich aus eigenem willen entscheidet. eine beziehung die auf druck oder "zum glück zwingen" beruht wäre für mich unvorstellbar. und jetzt hat er für ein kind zu sorgen das er nicht wollte, tut das umfassend und mit liebe und verantwortung - auf kosten seines sehr freiheitsliebenden lebenswandels. da will ich ihm nicht zu sehr mit schuldgefühlen kommen. immerhin weiß er wie es mir allgemein geht, ohne zu direkten bezug auf den teil der aus der trennung stammt. das mute ich ihm als "bestem freund" zu, dass ich mich nicht verstecke. irgendwie passt das, und wird gelegentlich angepasst. es bleibt immer eine leise unklarheit, was ich ihm bedeute - ob es "mitleid" ist dass er sich mit mir trifft, oder ob ihm wirklich was an mir gelegen ist.

natürlich war es eine gefahr dass ich mich nie von ihm löse. aber ich denke ich habe das geschafft. aber, ja, da ist sehr viel gefühl und liebe ihm gegenüber.


[edit]+html
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tomroerich
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Re: Einsamkeit und die Frage nach dem „Warum“.

Beitrag von tomroerich »

Hi Bludel Data,

ich hoffe sehr, dass ich nicht viel zu spät komme jetzt. Ich habe den thread gerade mal angelesen und wo ich positiv berührt hängen blieb, das war Mikas Beitrag, den du jetzt so kritisierst. Und natürlich habe ich mich gefragt, wie es zu dieser ganz unterschiedlichen Einschätzung kommt. Ich erinnere mich auch, dass wir diesen Punkt ja schon mehrfach kontrovers hatten bei verschiedenen Diskussionen. Ich nenne ihn mal Verständnis (Trost) kontra "Finger auf die Wunde legen".

Trost und Verständnis ist wichtig, gar keine Frage. Beides füllt für eine gewisse Zeit ein wenig das Loch der Einsamkeit und das tut gut.

Sorry, Mika, aber gerade über deinen oberflächlichen Beitrag bin ich etwas verärgert – aber es zeigt nur die Richtigkeit meiner obigen Behauptung, denn du hast nun mal von dem Problem, das Angie ansprach, nicht die leiseste Spur einer Ahnung.

Ich glaube, jeder Mensch kennt Einsamkeit. Ich denke, dass du hier deine eigene, intensive Einsamkeitsproblematik bei Angie wiederzufinden glaubst, dich sehr spontan mit ihr verbindest (identifizierst) und eine Art von Schutz- und Trostgemeinschaft mit ihr eingehst. Hier wird, das glaube ich ganz sicher, wieder ein ganz einfaches Prinzip sichtbar:

Was ich in mir selbst nicht bewältigen kann, das sehe ich im anderen und verstehe es auch im anderen. Alles, was mich am anderen so sehr interessiert, ist mein Eigenes und mein Verständnis für den anderen gibt mir selbst das Gefühl, es jetzt bewältigt zu haben.

Das ist so, weil dieses Verständnis für den anderen dein eigenes Verständnis für dich selbst in einer Illusion ersetzt. Wenn du jemanden verstehst, dann bildest du in diesem Punkt eine Einheit mit dem anderen und das ermöglicht diese Illusion.

Sorry für diese psycholgischen Ausführungen aber ich kann sonst nicht erklären, warum Trost eine zweischneidige Angelegenheit ist und warum die Tatsache, dass Mikas Ausführungen unangenehme Gefühle auslösen können, nicht heißt, dass daraus ein Schaden entsteht.




Wenn dann solche Kopf-hoch-, Warte-mal-ab-es-wird-alles-gut- und Du-musst-erst-dich-selbst-lieben-Sprüche kommen, finde ich das verletzend und schmerzverstärkend, auch wenn dies ganz sicher niemandes Absicht war. Wobei es gar nicht mal das Problem ist, dass die Spüche keinen Wahrheitsgehalt haben, denn den haben sie meist durchaus – das Problem ist, das es sich wie Abwertung des eigenen Schmerzes anfühlt, wenn jemand, der vom Problem nicht betroffen ist, meint, mal eben einen guten Ratschlag erteilen zu können.

Also falls sie schmerzverstärkend wirken, was möglich ist, dann tun sie das in meinen Augen deshalb, weil sie die Illusion angreifen, die hinter Angis Wünschen in meinen Augen steckt. Wenn man jemandem sagt, dass alles gut wird, wenn man nur den richigen Partner, den lieben Mann gefunden hat, der die Einsamkeit nimmt, dann weiß man es entweder nicht besser (steckt selbst tief in dieser Illusion) oder man traut sich nicht, auf die Illusion hinzuweisen.

Bludel Data, jeder Schlager singt von diesem Märchen des Glücks durch den anderen. Glaubst du diesen Schrott? Es ist das, was alle am allerliebsten hören wollen weil es ihnen ermöglicht, so ihr Problem nach außen zu verlegen. Ins Wolkenkuckucksheim der wonniglichen Liebe, in der der andere das hinbekommt, was man sich selbst versagt.

Mika sagte, dass sich das Äußere nach dem Inneren richten wird und das ist verdammt wahr. Es ist genau auch meine Erfahrung. Du wirst in deiner Suche nach der Auffüllerin deines inneren Loches immer wieder jemanden finden, der dazu bereit ist und es doch niemals schaffen kann. Schau doch einfach auf die Ergebnisse. Deine Unzufriedenheit verschwindet für kurze Zeit und dann ist sie wieder da, macht sich fest an Körpermaßen oder anderen "Fehlern" des anderen, die dir ins Auge stechen. Aber dadurch hast du nur einen Dreh gefunden, in der Illusion zu bleiben, es hinge vom anderen ab. Wieder ist es im Außerhalb, warum du nicht glücklich sein kannst - es ist der "Fehler" des anderen.

Deshalb ist es sicherlich störend, in diesem Schmerz gesagt zu bekommen, dass deine Einsamkeit nicht gerechtfertigt ist als etwas, das einen tatsächlichen Mangel darstellt. Denn du wenigstens hast nämlich gar nicht die Probleme, die Angie darstellt. Du findest nämlich Partnerinnen - sie sind nur nie "richtig". Aber ich sage dir, es ist unmöglich, den anderen als "richtig" zu erfahren, wenn du dich selbst nicht als "richtig" erfährst. Es geht nicht, niemals. Umgekehrt wirst du jeden Menschen als "richtig" erfahren, wenn du dich selbst ohne Wenn und Aber als "richtig wahrnimmst. Dann empfindest du Frieden und Zufriedenheit. Und genau dadurch beweist sich, dass es eine Illusion ist, wenn du den anderen zuständig machst und etwas von ihm möchtest, das er dir unmöglich geben kann.

Liebe Grüße

Thomas
Betroffene für Betroffene

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