Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

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Nebelmond
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Registriert: 14. Mär 2008, 19:59

Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Hallo miteinander,
hatte ein unsägliches Leben hinter mir, dessen Abgründe und schwarzdunklen Ecken nur mit viel Schauspielerei zu überspielen war. Von Kindheit an. Im Lauf der Zeit lernt man so seine Tools, aber dann gabs immer wieder Phasen, in denen nicht mal mehr ein Wort rauskam. Nur dummes Gebabble.
Und sonst lief dann auch nix. Das ganze Leben im Morast.

Kein Psycho-Medi konnte helfen, ausser einmal - da flutete ein SSRI an und verschaffte mir wunderbare 6 Wochen Stabilität. Du gut - und ich auch gut. Aber dann wieder: Du gut - ich nix gut. Psychoklempner dokterten erfolglos bei mir rum.

Eines Tages - schon 9 Jahre her - erhielt ich von der Institutsambulanz Carbamazepin. Eigentlich ein Epilepsie-Prophylaktikum, aber bei mir schlug es unglaublich an. Ich schlief zwar erst mal 7 Tage durch, und dann aber 5 Monate gar nicht mehr, aber dieser Preis war es mir wert, endlich ein Leben zu haben.

Dies hielt 5 Jahre ohne nennenswerte Änderung an. Fühlte mich so, wie ich mir ein sog. normales Leben vorstellte, mit Höhen und Tiefen, aber halt ohne diesen unsäglichen Schlamm, der jede Bewegung im Keim erstickt (ich meine, wenn es dunkel um die Seele wird).

Nun habe ich bisher keinen Arzt getroffen, der glaubte, dass das Carbamazepin ursächlich dafür sei. Ich suche fast schon verzweifelt nach jemandem, der ähnliche Erfahrungen machte - so anders kann mein Organismus doch gar nicht sein...

Oder hat jemand von jemandem gehört, dass..?
Ich würde mich über Antworten riesig freuen. Gruesse an alle.
aw
aw
triste
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Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von triste »

Hallo,

Carbamazepin gilt als Phasenprophylaxe vor allem bei bipolarer Depression, wird (wurde) aber, soweit ich weiß, auch bei unipolarer D. gegeben. Ich habe keine Ahnung, ob es heute noch verschrieben wird, aber vor ca. 4 oder 5 Jahren wurde es in der Psychosomatik der Charité (Berlin) häufig eingesetzt. 2003 war die Wirksamkeit durch Studien noch nicht ausreichend belegt, vielleicht ist das heute anders. Bei Langzeitbehandlung sind übrigens alle möglichen regelmässigen Kontrollen notwendig, z.B. Leberwerte, das ist wichtig zu wissen!
Eine Alternative zu C. wäre evtl. Lithium, zumindest was die Phasenprophylaxe betrifft. Google doch mal dazu und informiere Dich über die aktuelle Studienlage, ich bin nicht auf dem neuesten Stand. Mir hat es damals nichts gebracht, aber wie gesagt: es wurde eingesetzt, insofern bist Du kein Alien...
Wenn Du den Eindruck hast, dass es Dir geholfen hat, würde ich dranbleiben.
Viel Erfolg!
Virginia
flora80
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Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von flora80 »

Hallo AW,

ich habe so vor vier Jahren in etwa auch Carbamazepin genommen, allerdings kann ich mich nich an einen so durchschlagenden Erfolg wie bei dir erinnern. Ich spürte eher wenig Wirkung. Ob das mit den Schlafstörungen vom Carbamazepin kommt, kann ich nicht sagen (hab jetzt keine Zeit, dazu nähere Informationen zu suchen und aus Erfahrung kenn ich das nicht), aber das mit der Stimmungsstabilisierung kann schon sein.

Lieber Gruß, Flora
etaner
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Registriert: 6. Mär 2008, 07:56

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von etaner »

Habe Jahre lang Carbamazepin als Epilepsiemittel genommen, gegen meine Depris hat es nicht geholfen. Habe aber gehört das es bei anderen auch dafür eingesetzt wird, darum habe ich mich immer gewundert warum es bei mir nicht hilft. Ich habe die Erfahrung gemacht das alle Epimittel müde machen aber meine Schlafstörungen sind erst mit dem neuen AD weggeangen. Müde sein und Schlafstörung sind bei mir zwei Sachen.
Nebelmond
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Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Hallo Virginia,
danke für die Einschätzung, dass ich kein Alien bin. Allein, Ich glaubs schon nicht mehr. Naja, man hat ja scheinbar die seltsamsten Eindrücke. Ich jedenfalls weiss gar nix mehr, weder oben noch unten. War ganz aufgeregt, als ich sah, dass 3 Antworten da sind - und hoffte so sehr auf ein "Ja, bei mir auch".

Dachte, dem ultimativen Heilmittel auf der Spur zu sein, denn ich konnte diese Wirkung noch zweimal reproduzieren - jetzt habe ich eine Leberentzündung, und es geht fast täglich schlechter. Heisst: ich bilde mir ein, das C. wirkt immer weniger.

Stell Dir vor, Du hattest das Leben in der Hand, es hat Dich umkost und Dich mit Sonnenstrahlen an der Nase gekitztelt, und dann ziehen die Wolken auf, quellen und türmen sich über Dir, und Dir gleitet die Kontrolle davon, schleichend stiehlt sie sich weg...was labere ich da, ich will ja Eure Zeit nicht stehlen mit meinen wehmütigen Erinnerungen...

Aber nochmal - mir gings gut wie nie, war präsent und aktiv, blabla, ich achtete scharf auf meine Leberwerte und den Carba- Spiegel, blabla ... und jetzt fühl ich mich wie jemand, der ne Alzheimer-Diagnose bekommen hat. Verzweiflung.

Vielleicht finde ich ja doch noch jemand. Und vielleicht stirbt die Hoffnung ja wirklich zuletzt.

So genung gelabert. Danke nochmal für Deine Antwort!
aw
Nebelmond
Beiträge: 25
Registriert: 14. Mär 2008, 19:59

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Danke für die Antwort!
Habe, als ich die ersten Beiträge in diesem Forum gelesen hatte, zunächst mal einen Schock gekriegt, weil da so viel Schlamm rumgeworfen wurde, Zynismus, Ironie - dabei soll doch so ein Forum dafür da sein, sich gegenseitig zu helfen.
Aber die Antworten, die ich bisher hatte, sind sachlich, was mich sehr freut.
Danke nochmal - alles Gute.
aw
Nebelmond
Beiträge: 25
Registriert: 14. Mär 2008, 19:59

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Hallo Etaner,
danke für Antwort - ja, Carbamazepin ist eigentlich ein Epilepsiemittel, hat aber auch weitere Vorteile gezeigt. Nun kann ich mir auch pharmakologisch nicht vorstellen, wie das für Depris wirken sollte, aber es war eben so.
Auf irgendeine Weise hat es eben den entspr. Hormonhaushalt beeinflusst, und zwar durchschlagend.

Dachte mir damals, dies ist solch ein Geschenk - ich bringe erst aml mein Leben in Ordnung, und dann versuche ich, diese Botschaft weiterzutragen - denn mehr als 4 Jahre lang funktionierte alles, was ich anfasste. Das wollte ich weitertragen und anderen helfen. Ich erntete aber bei allen Ärzten nur grosse Augen. Nun ja. Ich will ja jetzt nicht auf etwas bestehen, was bei anderen nicht auch wirkt.

Hatte ja schon alles probiert, auch Lithium, einfach alles. Bis zum Versuch, das Licht auszuschalten.

Danke nochmal für Deine Antwort.
ABW
aw
heike56
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von heike56 »

Hallo abw,

ich nehme Carbamazepin gelegentlich bei bestimmten Kopfschmerzen und stelle fest, dass an den Tagen die Stimmung stabiler ist. Ich habe schon gelesen, dass es ein Stimmungsstabilisator sein kann. Evt. ganz einfach durch eine entspannende, dämpfende Wirkung.
Depressionen sind so unterschiedlich und so unterschiedlich können die Behandlungsansätze sein, meine Efahrung.

Ich hoffe, Du findest einen Arzt, der dir glaubt. Denn die Institutsambulanz hat es dir sicher nicht ohne Grund gegeben.

Alles Gute

Heike 47
Nebelmond
Beiträge: 25
Registriert: 14. Mär 2008, 19:59

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Hallio Heike,
die haben es damals (1998) als letzte Möglichkeit gegeben, weil ich ansonsten als therapierestitent galt. Konnte damsls dem nehandelnden Arzt fast um den Hals fallen, leider hat er dann an ne andre Klinik gewechselt.
Ansonsten freue ich mich, dass ich ich mich hier ernst genommen fühle - unheimlich der Gedanke, dass die denken, da hätte jemand einen positiven Placebo-Effekt.
Grüsse!
ABW
aw
Nebelmond
Beiträge: 25
Registriert: 14. Mär 2008, 19:59

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Hallo Heike,
übrigens - bist Du Dir sicher, dass Du Dich an den Carba-Tagen stabiler fühlst? Darf ich indiskret fragen, ob Du ein rapid cycler bist? shcwankend im Tagesverlauf?
Würde mich sehr interessieren.
Schönen Abend!
ABW
aw
heike56
Beiträge: 1126
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Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von heike56 »

Hallo aw,

nein, ein rapidcycler bin ich nicht. Meine normalen und depressiven Phasen wechseln ganz regelmäßig zweimal pro Jahr, alle Jahre wieder. Ist durch Dauermedikation mit Trevilor gut stabil, aber eben nicht weg.

Beim Carbamazepin spüre ich das ich ruhiger und entspannter werde. Nicht extrem wahrnehmbar, aber eine leichte Veränderung ist es.

Viele Grüße

Heike 47
gemeinsam48
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Registriert: 3. Mär 2005, 21:31

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von gemeinsam48 »

Habe als Phasenpro. 2x 100mg. Lamictal bekommen. Ob es hilft schwer zu sagen. Eher nein. Depri. habe ich jetzt trotzdem.
Carbam. habe ich vor Jahren bekommen. Erfolg..Gewichtszunahme plus kaum Erfolg. Lg. Gerhard
Nebelmond
Beiträge: 25
Registriert: 14. Mär 2008, 19:59

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Hallo gerhard,
tut mir leid, wenn im Moment nix hilft. Ich wünsche jedem so sehr, dass er ein "normales Leben" leben darf. Und immer noch hört man so häufig "der kann sich ja gar nicht zusammenreissen, selber schuld" und ähnliches Dummgeschwafele. Aus deren Sicht verstehe ich das. Nun hoffe ich, dass Deine D's nicht gar so schwer sind, und Du auch bald was findest, was Licht ins Dunkel bringt. Allmächd, hört sich das dramatisch an, wollte eigentlich nur sagen "Alles Gute". LG, alex
aw
Nebelmond
Beiträge: 25
Registriert: 14. Mär 2008, 19:59

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Nebelmond »

Hallo Heike, das ist ja cool - so richtig planbar! Wie Abenddämmerung und Morgenrot. Heisst, Du weisst dann auch schon, dass es "in absehbarer Zeit" auch wieder vorübergeht? Auch nicht schlecht, aber sicher belastend genug! Wollte Dir hiermit aber jetzt kein "leichteres Schicksal" verpassen - sorry.
LG, alex
aw
Yoni

Re: Stabilität unter Carbamazepin - noch jemand?

Beitrag von Yoni »

Liebe abw,

es gab im 1. Weltkrieg eine "Entente cordiale" gegen das Deutsche Reich. Bist Du auch so eine verschränkte Ente im Doppelpack?

Gruss

Irgendwie mag ich Deine Sprache. Die ist so blumig, das Gegenteil von bierernst. Ich wünsche Dir alles Gute, was Deine Recherche angeht, leider kann ich Dir nicht weiterhelfen. Aber Carbamacepin ist für so manche Depris einen Versuch wert, z. B. wenn Lithium zu einer Neurodermitits oder drohendem Nierenversagen führt.

Yoni - Hony soit qui mal y pense.
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