Was hilft wenn man nur noch im Bett liegt und nichts mehr machen möchte?

[szegfue75]

Hallo,

ich bin jetzt schon seit einigen Monaten ohne Arbeit und im Moment liege ich nur noch rum und esse ganz schlimm. Vielleicht liegt es auch an der mangelnden Bewegung, dass ich mich wie eine Wurst fühle. Aber zuerst wusste ich nicht was für einen Job ich will, wie meine Wohnung mal aussehen soll, sondern jetzt fühle ich mich unwohl in meinem Körper und mag nicht unter Menschen.

Ich mache seit einem Monat eine Tiefenpsychologische Therapie. Das klappt ganz gut, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das mein Leben aus dem Ruder läuft. Gibt es denn eine Anleitung wie man aus dem Gröbsten rauskommt? Es gibt ja einen Haufen Bücher. Könnt ihr mir vielleicht eines empfehlen?

Vielen Dank schon mal für die Antworten.

Schöne Grüße

Szegfue

[butterfly831]

Das ist eine gute Frage, denn so fühle ich mich im Moment auch.Ich komme im Moment auch noch kaum aus meinem Löchlein heraus und das Andere dann sagen, mein Gott du bist doch erst 19 und dir sollte es gut gehen, bringt da auch nichts.
Vor allem, wenn man bis Herbst warten muss um sein Studium zu beginnen und momentan NICHTS zu tun hat, ist es sehr, sehr schwer gegen dieses Gefühl anzukämpfen.
Der einzige Antrieb (warum ich überhaupt aufstehe) ist, dass es ja doch nicht besser wird, wenn ich nur liegen bleibe.
Und das ich weiß, dass ich auch selbst dafür kämpfen muss,dass es wieder besser wird (was es ja auch wieder wird, so war es zumindestens das letzte Mal auch).

Trotz allem, ich finde es momentan auch sehr, sehr schwierig den richtigen(oder überhaupt einen)Antrieb zu finden.

Hoffe,dass es uns beiden und allen anderen, den es so geht, bald wieder etwas besser geht!

[szegfue75]

Danke für deine aufmunternden Worte. Heute sitze ich ja schon wieder wenigstens vor dem Rechner und lese die Beiträge hier Habe mich gerade über deinen Plan mit deinem Studium gefreut. 19 Jahre... Das ist noch so jung. Die ganze Welt liegt dir zu füßen. Machst du zur Zeit ne Therapie? Wenn nicht, könntest du vielleicht ein paar Monate um die Welt reisen. Work&travel oder einen Freiwilligendienst. Aber wenn man Therapie macht, kommt man ja erstmal nicht so leicht weg von hier. Und es ist ja auch eine finanzielle Frage. Du könntest aber auch bedienen gehen. Das ist auch eine interessante Sache für junge Menschen. Dann verdienst du ein bisschen Geld, hast eine Tagesstruktur und vielleicht während des Studiums eine Möglichkeit Geld zu verdienen.

Ich glaube, ich habe einfach zuviel Zeit für mich und keine Struktur. Und manchmal fehlt mir die Kraft aufzustehen. Noch nicht mal Sport treibe ich. Das will ich ändern. Vielleicht mache ich heute mal einen kleinen Spaziergang und fange die Tage mit Yoga an. Gesunde Ernährung soll auch gut sein. Und hoffentlich finde ich bald einen Job.

Aber wieso ist es so schwer, dass so anzunehmen, das man mal einen Tag hat, wo man nur im Bett bleiben will? Wenn es halt mal so ist, sollte man es akzeptieren und es irgendwie genießen. Die Frage ist dann, wie komme ich die Tage darauf wieder in die Gänge? Ja, eine Anleitung, ein 10-Schritte-Programm oder sowas wäre da echt hilfreich.

Seufz....

[Speranza]

Hallo szegfue,

ich hatte vor Jahren die Hausaufgabe von meinem VT Therapeuten mir diese Frage "was kann ich tun??" selbst zu beantworten und nach Volkshochschulkursen (Sport, Malen, Sprachen,Kultur...) Angeboten der Frauenberatungsstelle, nach Städtereisen etc etc zu forschen.

Auch in schlechten Zeiten galt diese Frage - natürlich musste ich dann keine Kurse buchen - hauptsache ich tat etwas, das ich leisten konnte (mit Tee und Wärmflasche ins Bett, telefonieren).

Was kannst du tun? Was würde dich reizen auszuprobieren? Wenn du dir in der Fantasie vorstellst eine "Zauberpille" zu nehmen, deren Wirkung 3 Tage anhält - was würdest du tun?? Was wäre anders?

LG
Ursula

[szegfue75]

Danke für deinen Rat. Der Gedanke mit der Zauberpille gefällt mir. Ich werde gleich mal darüber nachdenken, was ich gerne tun kann. Vielleicht muss man sich sowas wirklich immer wieder fragen, wenn man das Gefühl hat nichts geht mehr.

Hab mir auch gerade "Das heimatlose Ich" und "Gesunde Ernährung wiederentdecken".

Schöne Grüße,

Szegfue

[tt]

Hallo!

Ich MUSS jeden Tag mindestens drei Mal aufstehen und raus, weil ich zwei Hunde habe! :-O
Wenn ich sehr depressiv bin, ist das echt hammerhart. Aber es hilft auch; denn seit ich die beiden habe, KANN ich mich nicht mehr völlig gehen lassen und daher auch nicht mehr so schlimm abgleiten wie zuvor in meinem depressiven Selbstmitleid.

LG

turbotante

[RoadToNowhere]

puh - ich hab immer ein ganz schlechtes Gewissen wenn ich nicht aus dem Bett komme. Irgendwie habe ich immer gelernt im Bett liegen ist was was nur kranke Menschen tun. Gesunde Menschen stehen auf, ziehen sich an, tun sinnvolle Dinge. Kranksein ist schlecht.

Dazu der Spruch "Steck nen gesunden Menschen 10 Tage ins Bett, dann ist er krank" Logischerweise wird das der Fall sein - einfach weil der Kreislauf absackt und man dann beim Aufstehen erst mal Schwierigkeiten hat, von der miesen Kondition nach 10 Tagen Nichtbewegen ganz zu schweigen.

Für mich entstand das Bild von tagsüber im Bett liegen als etwas zutiefst gefährlichem, destruktivem und verachtenswerten.

Die Positiv - Klischees die man auch damit verbinden könnte wie gemütlich - kuschlig warm eingepackt ein Buch lesen, Frühstück mit duftendem Kaffee ans Bett gebracht kriegen wie in der Werbung mit strahlender Sonne die durchs Fenster scheint und fröhlichem Lachen über die Brötchenkrümel werden immer noch übertönt von der mahnenden Stimme im Hinterkopf daß Brötchenkrümel oder gar Marmeladenkleckse im Bett ja nun gar nicht geht, daß ich nicht abends nachdem ich ins Bett geschickt worden war noch stundenlang und oftmals um nicht erwischt zu werden ohne Licht oder gar mit Taschenlampe im Bett lesen dürfte.

Und mit dem schlechten Gewissen das mir diese Stimme macht wird es unmöglich einen Bett-und-Pizzataxi-Tag (ein Ausdruck eines ExFreundes der bei mir gleichermaßen Faszination wie Entsetzen auslöste) zu geniessen.

Auch nicht-Anziehen, im Schlafanzug oder Bademantel rumsitzen oder mit Müh und Not es schaffen einen Jogging-Anzug anzuziehen löst bei mir die Assoziation von Krankheit, Schwäche, von nicht richtigem Verhalten aus.

Vielleicht hilft die Vorstellung es heute so zu machen und auch zu geniessen und morgen aktiv zu sein und mit der gesammelten Kraft aus dem Gammeltag etwas anzufangen.

[BD]

Hallo,

das mit dem schlechten Gewissen kenne ich auch. Bei mir ist es zwar nicht so schlimm, dass ich gar nicht raus komme, aber bei mir sind es einfach andere Ansprüche (ich muss ein gewisses Maß ans Sport treiben) die mir das Gammeln im positiven Sinne vermiesen. Bei mir steckt die ganz große Angst dahinter, wenn ich mal mich hängen lasse, komme ich gar nicht mehr raus.
Vielleicht hilft es, wenn der komplette Antrieb fehlt sich für jeden Tag ein kleines Ziel zu setzten, was man erledigen oder machen möchte (z.B. einen leckren Cappuchino trinken und ein Buch dazu lesen). Und dann dafür loben, wenn du es geschafft hast!
Grüße
Waldsee

[stateira]

Hallo RoadToNowhere,

das mit dem schlechten gewissen kenn' ich auch sehr gut, ich komme mir dann immer total mies und faul vor. Und leider versteht mein mann es auf unnachahmliche art und weise, salz in die wunde zu streuen.
Aber das ja, auch wenn es einem so vorkommt, tatsächlich kein individuelles problem. Es ist ein gesellschaftliches problem, das eng mit der art und weise verknüpft ist, wie in unserer kultur mit krankheit im allgemeinen und psychischen krankheiten im besonderen umgegangen wird.
Die nordeuropäischen gesellschaften, die in den letzten 500 jahren diesen planeten dominiert haben, sind halt im wesentlichen leistungsgesellschaften in der eben nichts anderes als leistung zählt.
Ich versuche, mich so oft es geht von diesem "ballast" zu befreien, aber immer gelingt mir das natürlich auch nicht.
Vielleicht hilft es dir (und natürlich auch anderen hier im forum), so oft wie möglich daran zu denken, dass diese schuldgefühle absolut nichts "natürliches" sind, sondern ein gesellschaftliches konstrukt, welches man, wenn nicht schon im täglichen leben, wenigsten in einer krankheitsphase abschütteln kann und m.e. auch sollte.
Alles gute also für einen (oder mehrere)schönen "bleib-im-bett-und-lass-dir-pizza-bringen-tag".

[szegfue75]

ach, ihr seid so süß... leider habe ich wieder fast das komplette wochenende im gelegen. war nur diesmal einkaufen und hab mir anschließend was gekocht.

da kann ich schon mal stolz sein. gestern hatte ich ein gespräch, weil ich mich ehrenamtlich engagieren möchte. leider hatte ich dann lust auf schokolade und musste sowieso einkaufen. also habe ich fast 400 g schoki zu mir genommen und ein halbes vollkornbrot. und da ziemlich spät noch ein guter film kam, bin ich erst nach 2 schlafen gegangen. heute morgen habe ich mich so scheiße gefühlt, dass ich bis 11 geschlafen habe, nicht meinen termin beim arzt wahrgenommen habe und noch nicht mal abgesagt habe.. ;( und wenn ich heute nicht um 19 uhr einen termin zur therapie gehabt hätte, wäre ich gegen 17 uhr auch gar nicht aus meinem bett gekommen...

ich glaube auch, dass ich das liegenbleiben akzeptieren muss. evtl. sollte ich meine dvbt-box bei freunden abgeben. dann komme ich nicht in versuchung den ganzen tag glotze zu schauen. früher habe ich das nicht gemacht... ganz im gegenteil. verstehe das nicht. ich glaube, mir geht es richtig mies. naja, morgen fahre ich für ein paar tag familie besuchen. da werde ich bestimmt immer rechtzeitig aufstehen.

das bild mit dem kranksein und im bettliegen habe ich auch so eingetrichtert bekommen. für gewöhnlich bin ich eher ein geschäftiger mensch und schlafe nicht bis in die puppen. nur in letzter zeit ist es so schlimm.

habe heute meiner therapeutin über meinen zustand berichtet. eigentlich habe ich gehofft, dass sie mir den tipp gibt, ein medikament einzunehmen. aber da kam nichts... wenn es nicht besser wird, spreche ich sie das nächste mal darauf an.

im moment habe ich wieder einen kleinen hoffnungsfunken. nach meinem kleinen urlaub, werde ich mich gesund ernähren und jeden tag mindestens eine halbe stunde an die frische luft gehen. denn ohne tageslicht brauche ich mich über meine antriebslosigkeit nicht wundern...

vielen dank für eure meinungen und ratschläge.

lg,
szegfue

[szegfue75]

ach ja - noch was vergessen. über einen hund habe ich auch schon nachgedacht. dann müsste ich wirklich raus. aber ich glaube, ich darf in meiner wohnung keinen hund halten. muss mich mal erkundigen und mir mal gedanken über mein leben machen.

lg,
szegfue

[steppenwolf1]

Hallo,

ich finde es falsch, eine haustier anzuschaffen, nur damit es einem aus dem Loch heraushilft und nicht wegen des Tieres selbst. Und was ist, wenn man es nciht schafft, dass Tier zu versorgen. Es kann ja schliesslich ncihts dafür.

Das wollte ich nur mal kurz als Einwand zur Diskussion stellen.

Gruss, s.wölfin

[szegfue75]

hmm.. das stimmt schon. ich überlege ja nur. eigentlich schon ziemlich lange. aber noch nie wäre ein haustier so wichtig für mich gewesen wie jetzt. und natürlich müsste ich klären, wo ich es unterbringen könnte, wenn ich mal nicht kann.

[Marke1]

Hallo,szegfue,
da knabbere ich auch dran, wie die meisten in diesem seelischen Loch!
Leider glaube ich, dass Bücher und gute Ratschläge mir nicht mehr helfen-das habe ich alles durchgekaut.
Ich kann nur versuchen ,die Tageszeit zu nutzen, zu der ich ein wenig mehr Energie habe und dann wesentliche Dinge zu erledigen.
Ansonsten hilft ja nur Geduld , vielleicht manchmal eiserner Wille, wenn etwas sein muss...
Kann momentan gar keinen aufmunternden Tipp geben, brauche ich selber-
aber ich grüße dich ! die Klar

und was ich tun kann, ist mit meinem Beitrag Deinen wieder ein wenig nach vorne zu rücken!