Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

RoadToNowhere
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Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

Nachdem hier mehrfach Beiträge von mir gelobt wurden bin ich über etwas gestolpert.

Da wird Sachlichkeit und Humor gelobt - und mir fällt es wahnsinnig schwer das Lob anzunehmen und einfach Danke zu sagen. Vor allem fällt mir parallel etwas auf: Gefühle in Sprache zu fassen fällt mir wahnsinnig schwer, obwohl ich ansonsten durchaus geschickt mit Sprache umgehe und das auch weiß - und mich trotzdem schwer tue mit Lob oder Bewunderung dafür, selbst Zustimmung zu einer von mir geäußerten Meinung ist mir schon fast zu viel.

Ich habe angefangen in meiner Vergangenheit zu graben. Wo waren die Anfänge, wann sind die Gefühle aus meiner Sprache verschwunden? War das der Anfang meiner Depressionen?

Da sind Partner, denen ich nie sagen konnte "Ich liebe dich" - es kam mir floskelhaft und platt vor, selbst wenn ich diese Liebe empfand. "Ich hab dich lieb" oder "ich bin froh daß es dich gibt" war das Maximum was ich imstande war zu sagen und auch dahinterzustehen.

Ich frage mich, ob es keine echte Liebe war, ob ich falsche Vorstellungen davon was Liebe sein sollte habe oder hatte...ach wasweißich...ich versteh es einfach nicht. Diese Menschen waren mir wichtig, einige haben sich auch gewundert. Dieser kleine Satz sei doch nicht so schwer - aber in mir sträubte sich alles, obwohl ich durchaus mitteilen wollte wie wertvoll, wichtig, besonders, einzigartig diese PArtner für mich waren.

Ausbildung - ein Beruf mit Kundenverkehr, natürlich wird mein Umgang mit den Kunden beobachtet, ich wurde darauf angesprochen daß ich unverbindlich und nicht herzlich genug sei. Es gehörte auf dem Land zum guten Ton, die Kunden mit Namen zu begrüßen, spätestens wenn sie zwei oder dreimal dagewesen waren, ich konnte mir nur bei wenigen die Namen merken. Das Palaver das gerade die älteren Kunden in der Absicht Ansprache zu bekommen die sie allein zuhause in ihrer Wohnung eben nicht hatten veranstalteten und auf das ich hätte eingehen sollen, kostete mich Nerven ohne Ende. Ich kam mir heuchlerisch vor wenn ich bei Frau X die bekanntermaßen einen schwerpflegebedürftigen Ehemann betreute nachfragen sollte wie es denn Herrn X so ginge, wenn ich bei Herrn Y mit dem grade Abi machenden supercleveren Enkelchen nachfragen sollte ob man als Opa nicht stolz wäre ...das war zwar der gewünschte Umgangston des Betriebs um den Kunden zu vermitteln daß sie wichtig seien, aber ich fand es schleimerisch, heuchlerisch und verlogen - ich konnte es einfach nicht. Nicht nur daß diese Leute für mich als grade 20jährige einfach Methusaleme waren mit denen ich keinen Draht kriegte - auch der Kontakt mit Leuten etwa gleichen Alters die als Kunden hereinkamen und bei denen man beispielsweise sich für das Kind hätte interessieren können gelang mir aus dem gleichen Grund nicht.

Über die Jahre versachlichte sich meine Sprache besonders in Phasen wo es mir richtig mies ging immer mehr. Fakten, Tatsachen, Logik...Gefühle oder meine Seele hatten keinen Platz...und nun sitze ich hier, merke den Mangel und schaffe mit Müh und Not zu sagen daß ich traurig und wütend bin. Das ist alles was übrig ist von mir. Nicht mal richtig weinen kann ich.

So verschwunden wie die positiven Dinge und Gefühle in meiner Sprache sind, sind sie auch in meinen Gedanken.

Ich kann mich nicht für Lob bedanken, ich kann nicht selber loben, und auch die positiven Gefühle sind irgendwo auf Tauchstation. Alles festgezurrt, verbarrikadiert, verboten. Wie erstarrt. Eisklumpen. Und auf der andern Seite klugkote ich hier rum und erteile anderen Leuten Ratschläge oder erkläre statt meine Kraft für mich selber einzusetzen.

SCHEISSESCHEISSESCHEISSESCHEISSESCHEISSE
chimera

Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von chimera »

Hey, großes Lob für Deinen Beitrag!

Also, ganz simplifiziert gesprochen: Ich assoziiere mit Deinem Text die Unfähigkeit, sich selbst und sein Leben zu lieben, sich selbst und sein Leben richtig zu finden. Wie könnte ich also lieben, was ich nicht so richtig richtig finde? Es ist ein Leben unter Vorbehalt, in Abwehrhaltung, in Schläfrigkeit, ohne Hingabe und vielleicht auch auch ohne echtes Interesse an den Menschen und der Welt – und was nicht so richtig okay und interessant ist, wird eben abgewehrt, nicht wirklich wahrgenommen und auch nicht memoriert. Menschen poppen halt irgendwie auf, sind aber nur Erscheinungen in einem Leben, das man ständig partially in Dissoziation verbringt.

Warum sollte man seine Kraft für sich selbst einsetzen, wenn man sich selbst doch hilflos gegenübersteht? Es ist imho eine normale psychische Reaktion, sich von sich selbst abzuwenden, wenn man doch das Gefühl, mit sich selbst nichts anfangen zu können. Die Fähigkeit, zu erkennen, was falsch läuft, ist dennoch vorhanden, doch einer Anwendung dieser Erkenntnis steht die Hilflosigkeit sich selbst gegenüber entgegen; somit textet man eben andere Menschen zu.

Ich denke seit vielen Jahren darüber nach, inwiefern meine Unfähigkeit, zu mir selbst einen emotional zugewandten Umgang zu finden, meinen Weltzugang versachlichte und abstrahierte, aus Angst vor mir selbst, aus Angst vor meinen Gefühlen – Dein Text klingt eben für mich, als spräche er von Selbstentfremdung. Ich bin heute etwas durch (wegen Kundenterminen, die mich stressen, und wegen diverser Irritationen) – sorry somit, sollte ich nicht wirklich verstanden haben, was Du ausdrücken wolltest, und irgendwie rumprojiziiert haben.

In Zeiten, in denen ich es schaffe, mich selbst und die Welt radikal zu lieben und anzunehmen, ist das Feedback, das mir die Welt zu geben scheint, übrigens ein ganz anderes. Wirklichkeit ist eben das, womit wir uns identifizieren; eine schlüssigere Erklärung als diese fand ich bislang nicht.
rm
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von rm »

Guten Abend Road,

ich werde mit meiner kurzen Antwort Deinem Thema nicht gerecht werden, einfach deshalb, weil es so viel darauf zu sagen gäbe, aber ich mich momentan sehr schwer tue, überhaupt etwas hier zu äußern. Trotzdem will ich versuchen, einige wenige Dinge hier anzusprechen:

>Gefühle in Sprache zu fassen fällt mir wahnsinnig schwer...<
Ja, das kann ich gut nachvollziehen, denn mir geht es oft nicht anders. Bist Du evtl. ein Mensch, der gern auf der 100% ig sicheren Seite sein will, alles planen, alles am liebsten voraussehen möchte?
Der sich schwer tut, Mitmenschen zu vertrauen und sich vielleicht selber auch nicht so recht gefühlsmäßig vertrauen will?

Ich frag das deshalb, weil ich ähnliches bei mir erfleben muß und die Ursachen reichen u.a. weit in meine Kindheit zurück, wo das Thema Nähe und Liebe wenig Platz hatte.

>..."Ich liebe dich" - es kam mir floskelhaft und platt vor, selbst wenn ich diese Liebe empfand. "Ich hab dich lieb" oder "ich bin froh daß es dich gibt" war das Maximum was ich imstande war zu sagen und auch dahinterzustehen.<
Ich weiß, daß ich einmal zu einem Menschen sagte..ich liebe Dich...und dann nie wieder, es war einmalig und sollte es auch bleiben, da ich ab dem Zeitpunkt nie sicher war, was nun Liebe ist und weiß es wahrscheinlich heute auch noch nicht. Insofern wäre es von mir Heuchelei, dieses Wort zu benutzen...

>...ich wurde darauf angesprochen daß ich unverbindlich und nicht herzlich genug sei...<
Auch das kann ich gut verstehen, denn zur Herzlichkeit gehört ein gewisser persönlicher Bezug zum Gegenüber. Ich war zuletzt im Außendienst und die meisten Kunden hatten nur über das Produkt eine gewisse Beziehung zu mir. Mit ganz wenigen hatte ich persönlich einen engeren Draht. Aber ich merke, daß mir meine Schreiberei schon wieder zu viel wird.

Zum Schluß möchte ich Dir noch sagen: sehr wohl kommt Gefühl in Deinem Beitrag rüber, auch wenn es momentan auch 'nur' gefühlte Trauer und Wut ist...aber das ist doch schon mal was, oder?

Ich wünsche Dir, daß Du Dich vertrauensvoll fallen lassen kannst und die Gewissheit hast, aufgefangen zu sein!

Lieben Gruß,
Reinhart
jujumaus1972
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von jujumaus1972 »

hallo r.t.n.

ich kann gut nachvollziehen was du in deinem posting geschrieben hast. ich arbeite ebenfalls mit kunden zusammen. es wird eine gewisse höflichkeit erwünscht. bei mir fällte allerdings der "persönliche" rahmen weg.
ich kenne aber das gefühl, nicht erhlich zu sein, den anderen im prinzip ins gesicht zu lügen. ich versuche dann die kiste zu trennen. es sind kunden und keine personen die mir nahe sind. weil da könnte ich das nicht mit mir vereinbaren, ihnen eine höflichkeitsmaske zu zeigen. da wäre ich mir selber nicht treu. zu kunden allerdings habe ich eine oberflächige einstellung. viele wollen das einfach auch und der job hängt nun mal auch davon ab.

alles liebe
juju
namsté
Regenwolke
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von Regenwolke »

Huhu RoadToNowhere,

vieles von dem, was Du schreibst, kommt mir bekannt vor, ich fühl mich auch oft so, hölzern, selbstentfremdet, anderen fremd, gefühlsabgetrennt.

Bei mir zumindest steckt viel Angst dahinter, Angst vor dem Kontakt mit mir selbst und Angst vor der Nähe anderer, Angst mich zu binden, in Beziehung zu anderen zu treten, dann nicht mehr auf Distanz gehen zu können, im Kontakt gefangen zu sein.

Was Chimera über die Selbstliebe geschrieben hat, halte ich für wichtig. Seit einiger Zeit lerne ich, mich selber mit wohlwollenderem Blick anzusehen, mir Fehler zuzugestehen, mir öfter zu sagen, daß ich ok bin.
Durch die steigende Selbstakzeptanz kann ich mich so gaaaaanz langsam und vorsichtig auch da ran tasten, mich anderen mehr zuzumuten, die Seiten zu zeigen, die ich für so unzeigbar halte, meine Bedürftigkeit, meine Unentschlossenheit, mein inneres Chaos. Das macht mich ein Stück unsicherer und zerbrechlicher, aber gerade eben noch ist mir wieder klar geworden, daß ich mich dadurch auch lebendiger fühle.

LG, Wolke
912318798
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch, liebe Leute!

an Road:
Das merkt man, daß Du Gefühle nicht gerne äußerst.
Das ändert aber an der Qualität Deiner Beiträge nichts. Viele Autoren hier nehmen Abstand von allzu gefühlsbetonten Äußerungen. Ich glaube, daß wir hier einer Eigenschaft gegenüberstehen, die jedem Menschen anders gegeben ist.

Bei mir ist es gerade umgekehrt:
Wenn ich einmal so richtig losdrücke, kann ich mir sehr gut vorstellen, daß sich so mancher Leser abneigt, mit dem Kommentar: "Alte, dusselige Quasseltante!"

Es ist die Sache mit extrovertiert und introvertiert, und das Auditorium ist beileibe nicht geeint.
So gesehen ist es sicher kein Nachteil, Deine Beiträge zum Allfälligen auf der sachlichen Ebene zu halten.

Auch sachliche Menschen werden geliebt.
(Anm. d. Red.: Womöglich wären ansonsten Mathematiker und Matschos schon ausgestorben...)

Was ich kenne wie Du, ist der Umgang mit Menschen, von denen man sich geschäftliche Erträge erwartet.
Stell Dir vor, Du bist ein trauriger Indianer und arbeitest im Gastgewerbe.

Ich habe schon lange aufgegeben, zu Herrn und Frau Anonymus Hintergrundgeschichten zu protokollieren.
(Das machen viele Firmen, wie Ihr vielleicht wißt!)
Weil es, wie Du sagst, geheuchelt ist.
Mir wird schlecht bei dem Gedanken daran, besonders, wenn sich Fam. Anonymus an die Geburtstage unserer Kinder erinnert und anläßlich ihrer Besuche zwanzig Kilo Gummibären mitbringt.

Diese Abneigung gegen die Heuchelei geht jedoch weiter und betrifft irgendwann auch den eigenen Mikrokosmos.

Bei mir war es zumindest so.
Der Auswuchs dieser an sich sehr honorigen Eigenschaft ist bald in Richtung Rückzug abgewandert.
Wie es weitergeht, weiß hier ohnehin jeder selbst.

Du solltest Dich mit diesen Selbstverurteilung etwas zurücknehmen, schließlich sind unsere unpopulären Veränderungen die Folge einer schweren Krankheit.
Oder hast Du Dir jemals vorgeworfen:"Was bin ich doch für ein Rindvieh, daß ich schon wieder die Grippe habe!" ?

Also nimm dieses Lob, das hier im Chor an Dich ergeht an und freue Dich auf Deine Art darüber.

Und höre damit auf, mir nachzumachen, längst verweste Leichen aus dem Keller zu bergen!

Letztendlich möchte ich Dich noch auf einen Widerspruch in Deinem Beitrag hinweisen:
Du behauptest, keine Gefühle äußern zu können; dabei schmierst Du uns - vorgeblich emotionslos? - das ganze Forum mit - Exkrementen voll! (nicht ernst zu nehmen!)

Bleib stark, sei gelobt und gegrüßt

Jojo
( und poste weiter so gut, aber unterteile mehr, weil ich kann es sonst nicht so gut lesen!)
RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

dann will ich doch mal versuchen das ganze auseinanderzubröseln

@chimera

mich selbst nicht lieben zu können...ein stückweit ist was dran - aber nach meinem Eindruck ist das etwas was alle Depris haben, es scheint zu dieser Krankheit dazuzugehören daß man sich selbst nicht liebt und traurig ist.

Es hat ein bißchen was von der Henne-Ei-Frage - war ich vielleicht zuerst nur ein Mensch der mit sich selbst nicht im reinen war und dann kam der schrittweise Weg in den völligen Absturz des letzten Jahres? Muß ich also vielleicht obwohl mir das grauslich ist meine Vergangenheit sezieren um aus der Depression herauszufinden? Seziere ich nicht schon ergebnislos beim Gedankenkreisen seit viel zu langer Zeit? Brauch ich davon wirklich noch mehr? Muß ich wirklich wissen warum oder reicht es vielleicht Wege zu finden um die alten Muster zu durchbrechen?

Gegen das Sezieren der Vergangenheit sträubt sich bei mir alles, weil es schon zweimal Thera-Versuche gab die eigentlich nicht an den Kern oder die Lösung der Warum?-Fragen herankamen, wenn auch zu dem Zeitpunkt nicht im Kontext mit Depression sondern eher in akutem Zusammenhang mit familiären Ereignissen als etwa 15 bis Anfang 20jährige.

Ich stehe heute mehr denn je zuvor mit dem Gefühl da, daß irgendwann dem phantasievollen, mutigen, fröhlich-frechen Mädchen das die Welt erobern wollte zu oft gesagt worden ist, das tut man nicht und jenes ist auch nicht recht und pass dich an und wenn du so weitermachst mag dich keiner...und je mehr ich mich verbogen habe, verbogen wurde, verboten wurde, mich selbst verboten habe, desto mehr ist meine Seele erstarrt - und nun steh ich da mit einem Scherbenhaufen
kormoran
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von kormoran »

liebe road,

sorry, ich muss dich gleich nochmal loben
*lob*
für dieses posting, um deiner selbst willen. ich sag dir ehrlich, ich hatte dich in letzter zeit schon im forum vermisst, einige tage war nichts von dir zu lesen, und irgendwo habe ich angenommen, ha, die packt es wieder an, konzentriert sich auf sich, es geht ihr sicherlich besser. und deine kraftvollen postings mit sehr hilfreichen hinweisen führen dazu dass - unsereine zumindest - daraus schließt dass es dir eh ganz ok geht!

es tut mir leid dass ich z.b. nie auf die idee gekommen bin einmal dazwischen zu posten: hey, road, wie geht es dir eigentlich?

manches von dem was du schreibst kann ich gut nachvollziehen, aber die ausgangslage scheint mir anders. so wie reinhart habe ich die berühmten drei worte nur einem einzigen menschen gegenüber ausgesprochen und an den moment erstmals kann ich mich lebhaft erinnern. das war für mich sehr bedeutungsvoll, es war meine entscheidung für diesen menschen. danach hat er es noch oft und in variationen gehört und gelesen. leider hab ich das in der unbedingtheit irgendwann mal nicht mehr zu hören gekriegt und rechne damit dass dieses kapitel evtl abgeschlossen ist. aber das ist ja eine andere geschichte.

das mit dem sich-merken von allen möglichen privaten geschichten und darauf einzugehen, das ist etwas was in mir fast panik auslöst, weil ich mir sowas einfach nicht merke!! wie bist du denn aufgewachsen? warst du auch viel allein? ich denke, sowas hat man drauf oder nicht, und die leute sollten doch einsehen dass man ihnen trotzdem wohl gesonnen ist.

bei meinem letzten arbeitsplatz habe ich mich sehr bemüht auf die menschen zuzugehen und "herzlich" zu sein. ich bilde mir ein ich hätte das geschafft. aber das fremdbild muss irgendwie extrem abstoßend sein

ich kann aber ganz gut über gefühle reden, zb in der therapie. ich glaube ich bin eher eine, die ihr gegenüber nervt und würde mir mehr kühle sachlichkeit nach außen wünschen - sich nichts anmerken lassen, stark wirken!

ich wünsch dir dass du da zugang findest. man muss nicht gleich übertreiben, aber diese verbindung ist schon sehr wichtig.

lg
kormoranin
[EDIT dein letztes posting und meins haben sich überschnitten, dieses bezieht sich nur auf dein eingangsposting]
 http://www.depressionsliga.de
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RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@Reinhart

die Suche nach Sicherheit, gesichertem Einkommen, gesichertem Leben, alles organisiert, mit den erforderlichen Versicherungen gegen alles böse geschützt...das war die Erziehung meiner Eltern

etwas, wagen, etwas riskieren, etwas ausprobieren hatte da kaum bis keinen Platz

Denen standen und stehen immer noch die Haare zu Berge wenn sie mitkriegen daß ich als Frau beruflich alleine quer durch Europa unterwegs bin, daß ich "Abenteuerreisen" gemacht hab wann immer es ging, zeltend, nicht unbedingt auf Campingplätzen, teilweise auch ohne Auto sondern per eigene Muskelkraft - da fangen für sie schon die Risiken und das Unkonventionelle an. Nicht wissen wo man abends schläft - für sie unvorstellbar.

Nähe und Liebe/Anerkennung in der Kindheit...zwiespältiges Ding, mein Vater konnte sowas genausowenig in Worte fassen wie ich jetzt, und aus heutiger Perspektive nehme ich an daß meine Depression wohl auch ein stückweit ein Erbstück von ihm ist und verstehe vieles aus seinem mir als Kind völlig unverständlichem Verhalten als typisch depressiv. Auf seine Art hat er mich sicher geliebt - aber zeigen konnte er das nicht.

Meine Mutter - konnte wohl Liebe deutlicher zeigen - aber die bekam man bevorzugt dann wenn man das tat was Mama sagte. Daß es andere Wege als ihren geben könnte war wohl schwierig...

Und was hilft es mir wenn ich sagen kann meine Erziehung und noch einiges andere ist schuld daß ich jetzt so in der Ecke hänge?!?! Es ändert nix, und obendrein muß ich annehmen daß meine Eltern mit bester Absicht aber leider nicht bestem Wissen gehandelt haben. Also hab ich den schwarzen Peter zurück.
kormoran
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von kormoran »

liebe road,

zu wissen, was deine eltern falsch gemacht haben oder welche umstände dich heute prägen, ja krank machen, macht es nicht ungeschehen. sie können es auch nicht mehr ändern.

aber es ist doch hilfreich zu wissen woher es kommt. das entlastet. das macht es leichter, bei veränderung anzusetzen: zu sagen, liebe kleine road, du wurdest nicht um deiner selbst willen geliebt sondern nur fürs befolgen von normen. aber ich (also du erwachsene) liebe dich nach kräften so wie du bist. zum beispiel.

ich hatte lange zeit sehr viel wut auf meine eltern. die vorzeichen sind ganz anders als bei dir aber viele meiner blockaden sind dort wohl grundgelegt worden. schön langsam kann ich sagen so wie du formulierst: ok, sie haben es nicht besser gewusst. schade, dass sie nicht ein bisschen aufmerksamer hingesehen haben. aber böse absicht war es nicht, ich schaue jetzt wieder nach vorne und sorge für mich selbst.

du musst deine vergangenheit nicht sezieren, aber hinspüren wo solche muster herkommen und dich liebevoll annehmen (ha! was rede ich groß die es selbst nicht hinkriegt) ist doch ein sinnvoller weg.

alles gute!!!
kormoranin
[edit]
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RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@juju

Ich hab den Job gewechselt, Kundenverkehr war zwar noch vorhanden aber ohne solches Gedöns.

Vielleicht hast du recht und diese Trennung von Kunden zu wichtigen Menschen hätte klarer da sein müssen um das ganze zu erleichtern. Mit Anfang zwanzig war ich einfach furchtbar idealistisch und konnte das nicht so sehen.
RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@Wolke

>Hölzern, selbstentfremdet, andern entfremdet, gefühlsabgetrennt<
das trifft es

Angst vor Bindung...da ist sicher was dran bei jemandem der bei einem ernsteren Gespräch über die Verehelichungsambitionen eines Bekannten scherzhaft von Fangeisen redet
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von rm »

>...dem phantasievollen, mutigen, fröhlich-frechen Mädchen das die Welt erobern wollte...<

Hallo Road,

ich weiß nicht genau, WOHER ich das Gefühl nehme, aber ich glaube, daß viel von diesem kleinen Mädchen in Dir nur versteckt ist und darauf wartet, Schritt für Schritt von DIR wieder geweckt zu werden. DESHALB ist es m.E. wichtig, nach dem WARUM in Deiner Vergangenheit zu suchen.

Hier geht es nicht um Schuld von irgend jemandem, sondern einfach nur um die Frage, warum habe ich mich so verbiegen lassen und wie gelingt es MIR, wieder verstärkt Zugang zu MEINEN Gefühlen zu bekommen und sie dann auch zu äußern.Das soll jetzt nicht klugschxxx klingen, aber ich merke gerade, daß das Thema auch 'meins' ist. Danke dafür.

Gute Nacht Dir,
Reinhart
912318798
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von 912318798 »

Hallo Road!

Mich würde interessieren, ob Du Kinder hast.
Wenn's zu persönlich ist, pardon und lass es!

Lieben Gruß

Jojo
RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@Jojo

Wenns mir gut geht kann ich Menschen offen und ehrlich mitten auf der Straße um den Hals fallen und auch sonst durchaus Gefühle zeigen und äußern. Deshalb fällt es mir ja jetzt so heftig auf daß sie im Moment weg sind.

Es gibt auch Leute die behaupten von mir daß ich andern einen Knopf an die Backe labern kann - aber die würden mich derzeit nicht wiedererkennen.

Immerhin sind 20kg Gummibärchen witzig...irgendwie fiel mir spontan ein daß ich mit Spielkameraden als Kind mal eine Bonbonsuppe gekocht habe aus der Ausbeute der Karnevalsumzüge, war ne schöne Sauerei, die Konsistenz wie Kleister, der Kochtopf kaum wieder sauberzukriegen und die Mutter meines Spielkameraden bei dem wir das veranstaltet haben fand das wohl auch nicht sooo toll.

Was die Grippe betrifft: Ich sage besser nicht laut mit was für Erkrankungen ich wenigstens noch bis zum Wochenende durchgearbeitet habe um Samstags beim Notdienst oder Montags beim normalen Arzt zu erscheinen, grade in den letzten 6 bis 8 Jahren vor meinem totalen Absturz letztes Jahr.

Das dumme an den verwesten Leichen ist daß sie stinken - also sollte ich sie vielleicht schon irgendwie entsorgen. Ständige Umzüge sind auch nicht unbedingt so praktisch.

Da ich den Rest ja nicht ernst nehmen soll:
NUTELLANUDOSSINUTELLANUDOSSINUTELLANUDOSSI
Gleiche Farbe, aber appetitlicher und gefühlloser.
912318798
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von 912318798 »

Grüß Dich Road!

Wäre ich der bunten Flecken mächtig, würde ich Dein Post mit 20 Grinsen mit Brille quittieren. (Auch das will gelernt sein!)

Daß Du diese Eigenschaft erst mit der Krankheit erworben hast, ist für mich neu; ich dachte, Du würdest diesen Deinen Wesenszug bedauern...

Das ist natürlich schon schwierig.
In meiner Mittelschulzeit wurde ich von den Professoren "Sonny" genannt, und das Lachen hatte sich in Falten um meine Mundwinkel manifestiert.

Jetzt sind die Falten auf die Stirn gewandert und die Mundwinkel hängen runter, so daß ich in der Frontalen einem schlecht gelaunten Karpfen ähnele.

Wir hatten alle unsere Erlebnisse, die uns zu dem machten, was wir heute sind.

Aber ich behaupte nochmals, daß die wahren Guten um uns wissen, wer wir sind und unsere Vorteile auch heute noch schätzen.
Auf die Anderen können wir getrost pfeifen.

Daß Du in den letzten acht Jahren mit der Grippe oder was auch immer gearbeitet hast, mag Dir zum Vorwurf gereichen (aber selbst hier relativiere ich: das haben so Viele hier hinter sich), daß Du aber die Grippe hattest, kannst Du Dir partout nicht zur Schuld machen.
Dein Absturz kam so sicher, wie bei uns allen.

Schade, daß ich Deine Suppe aus Gummibären nicht gesehen habe!!!

Was die stinkenden Leichen betrifft, sind wir uns nicht so sicher, ob man sie verfrachten soll oder nur den Keller zusperren.

Sicher gibt es Argumente, die für die Bewältigung von Erlebnissen in der Vergangenheit sprechen.
Als ich bei einer meiner Sitzungen in diese Richtung geführt wurde, sind Dinge zu Gespräch gekommen, die ich missen könnte.
Einige unserer Forensiker hier zweifeln ebenso am Sinn dieser Methode.

Aber ich will hier nicht quacksalbern.

Ich wünsche Dir sehr, daß Du mit Deiner Situation klar kommst und Dich zu akzeptieren lernst.

Daß wir Dich loben, kannst Du ohnehin nicht verhindern...

Liebe Grüße und bleib stark

Jojo

Zum Epilog: Gute Alternative, aber ich meinte: "emotionslos"; spüren tut man's schon...
RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@kormoranin

Richtig heftig "Input" von dir...

Muß dir nicht leid tun - ich verdecke ja immer noch auch hier vieles von dem was in mir los ist - geschicktes Umgehen mit Sprache ist ein idealer Tarnanzug für Foren, und da ich mit mir selbst ganz schlecht umgehen kann wenns mir mies geht hänge ich dann eben vorm Rechner und gebe oberschlaues Gesülze von mir statt mich um mich zu kümmern....auch eine Form von Ablenkung. Rausgehen, Sonne und Frischluft tanken wäre cleverer.

Die berühmten drei Worte...vor dem Menschen dem ich sie besonders gern gesagt hätte bin ich weggelaufen als es ernster wurde. Keine Ahnung ob ich irgendwann den Mut dazu gehabt hätte, auch nicht ob es wirklich so ernst geworden wäre daß wir zusammengeblieben wären. Viel hättte... wäre... wenn... Auch wenn ich danach noch einige Entscheidungen getroffen haben die nicht unbeteiligt an meiner heutigen lage und dem Sackgassengefühl sind - ich habe nicht das Gefühl etwas verloren zu haben um das ich trauern müßte. Es war einfach so, vielleicht war ich auch wirklich zu jung zu dem Zeitpunkt. Scheidungskinder tun sich schwer mit ihren eigenen Partnerschaften sagt man. Spielt bei mir sicher auch eine Rolle.

Was wirklich schmerzt ist daß ich nicht meinen Traumberuf ergriffen habe - und da der ein studium erfordert hätte ist der Zug inzwischen ziemlich eindeutig abgefahren.

Daß meine Eltern das was war nicht ändern können ist mir auch klar - soweit das rationale...

Die Gefühle sagen trotzdem Ihr habt mir viel vermasselt und gebt es nicht mal zu, dafür würde ich euch gern eins verbraten. Oder wenigstens ein "Ja, ich sehe deinen Punkt, laß uns zusammen versuchen was neues zu machen" von ihnen, insbesondere von meiner Mutter hören. Sie ist allerdings überzeugt "richtig" gehandelt zu haben - in ihren Augen bin ich die einzige die auf dem falschen Dampfer ist. Bin ich vermutlich auch (sonst gings mir nicht so), nichtsdestotrotz hat sie einen Anteil daran, und solange sie das nicht einsieht und mich für zu blöd hält mein Leben zu leben mag ich mich nicht mit ihr persönlich auseinandersetzen. Wie du siehst, die Wut ist bei mir immer noch da - trotz der rationalen Erkenntnis.

Der immer wieder quer durchs Forum auftauchende Hinweis des annehmens und Zulassens ist für mich irgendwie zwar nachvollziehbar aber nicht umsetzbar

Diese berufliche Rumtingelei bietet auch eine ganze Menge Zündstoff - man ist oft nicht da wenn Freunde und bekannte feiern oder sich auf nen Kaffee treffen, man verbringt einen Feierabend irgendwo, aber nicht zuhause, die zuhause verbrachten Wochenenden weiß man kaum wo man zwischen Wäsche, Fenster putzen und sonstigem Sklaventum für die eigene Wohnung noch Zeit für Privatleben klauen soll...es ist nicht ganz einfach und im Moment kann ich es auch nicht. Es ist ein Gefühl von Leben auf der Überholspur während das wahre Leben an einem vorbeirast.
RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@Reinhart

Eigentlich würde es mir als erster Schritt durchaus reichen, wenn ich wüßte wie ich mich "entknoten" kann und lernen könnte das dann auch zu tun...

Ich glaube die Frage "Warum" ließe sich durchaus danach beantworten, im Moment ist erst mal wichtig überhaupt aus der Erstarrung und dem "Ich weiß ich müßte dasunddas aber ich kann es nicht" rauszukommen, das ist ein schrecklicher quälender Zustand.

@Jojo

Kinder hab ich keine - hat sich nicht ergeben, von meinem beruflichen Dasein das nicht wirklich familiengerecht wäre mal ganz ab...

>Daß Du diese Eigenschaft erst mit der Krankheit erworben hast, ist für mich neu; ich dachte, Du würdest diesen Deinen Wesenszug bedauern...<

Welchen Wesenszug meinst du? Hier verwirren sich die Bezüge etwas.
cybolon
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von cybolon »

Hallo liebe(!) Road,

als ich das erste Mal einen Beitrag von Dir hier im Forum las, fühlte ich mich sofort aufgefordert, meine Sülze dazuzugeben.
Es ging damals um den Zustand Deiner Wohnung.
Da salbaderte ich vom Straßenkehrer und bombte Dich mit Ratschlägen zu...

Da kann ich mich dem Anschließen, was Jojo weiter oben schrieb:
"Bei mir ist es gerade umgekehrt:
Wenn ich einmal so richtig losdrücke, kann ich mir sehr gut vorstellen, daß sich so mancher Leser abneigt, mit dem Kommentar: "Alte, dusselige Quasseltante!""

Auch mit den Gefühlen ist es irgendwie das Gegenteil: Ich zeige sie manchmal zu oft oder zu heftig. Auch gerate ich schnell in Mitleid, was mich dann dazu bringt, richtig MIT-ZU-LEIDEN.
Über mich sagen die Leute: "Der Horst hat eine erfrischende, angenehme und verbingliche Art.
Ich bin "beliebt".
Innerlich denke ich oft, wie Du, an diese Heuchler- und Schleimerei und gehe mit mir selbst sehr hart ins Gericht, weil ich diese Maske der Frohnatur trage, selbst wenn ich mich, am Boden zerstört, eigentlich lieber in Luft auflösen würde.

Oft bemerke ich erst, wenn mir jemand auf die Finger klopft, dass ich mit beiden Händen in die Sch** greife. Auch hier im Forum!
Und dann bin ich einfach froh, dass es hier auf einem so hohen, fairen und sachlichen Niveau, Fragen und Antworten, Anregungen und Maulschellen gibt.
Deine Postings, zu welchem Thema auch immer, tragen mächtig dazu bei, dass Klarheit einfließt, wenn solche Klugsch**, wie ich, in die Sahne hauen und dolle um sich spritzen.

Dein Posting über Antidepressiva, Deine Kentnisse zum Arbeitsrecht u.s.w. sind für mich wichtig und lehrreich. Auch Dein Humor ist bestimmt nicht immer so, wie meiner, aber er hat mir schon so manches Mal geholfen.

Wenn ich die Postings von Chimera lese, entdecke ich Ähnlichkeiten mit denen von Kormoranin, Thomas, Brittka, Ilse und vielen Anderen. Sie nehmen alle kein Blatt vor den Mund und bleiben trotzdem immer Fair. Nach dem "Win-Win"-Prinzip (Jeder darf sein Gesicht wahren.) Liebe Road, Jeder hier im Forum ist einzigartig und jeder hat etwas Besonderes, womit der Anderen helfen kann. Auch Jemand, der nicht mit Gefühlen um sich wirft, mit etwas trockenerem Humor und auch schonmal mit der Fliegenklatsche durch die Reihen geht.

Bitte Road lass' Dich loben! Nimm es an!
Ruhe Dich doch auch mal auf einem Lohrbeerkranz aus, lass es Dich verdient haben.

Im Thread "Frequenz der Depri-Phasen" hatte ich schonmal was zu Deiner Art zu posten geschrieben.
Das gilt jetzt erst recht, mehr denn je!

Liebe Grüße
vom
cybolon
kormoran
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von kormoran »

hallo road!

gebe oberschlaues Gesülze von mir

aber hallo. mit solchen selbstabwertenden aussagen braust du auf der road to nowhere dahin

aber, ja. oft einmal muss ich mich auch am riemen reißen, weil ich vor dem bildschirm hocke weil mich sonst niemand anspricht, und ich aus mir selbst nichts schaffe... wenn es nur mehr ablenkung ist ist etwas disziplin gefragt.

du bist - so kommt es rüber - schon sehr stark in schmerz und unzufriedenheit gefangen. es ist ein prozess, dass das "annehm"bar wird. es ist ja beschxxx und bleibt es auch, aber irgendwann können wir aufhören, uns daran fest zu beißen. das kostet nämlich zu viel energie, die uns dann fürs leben und zur zukunft gewandt sein abgeht. klingt das plausibel?

im augenblick sitzt du ja wohl am pannenstreifen. auch eher reichlich grauslich. darf ich ganz naiv fragen wie du das mit dem abschleppen und reparieren nun machen wirst? vielleicht doch noch ein therapie versuch mit jemand wo dir auf augenhöhe wirklich brauchbare methoden anbietet, um im holz wieder bewegung zu spüren, dinge abzuschließen um dich auf neues, dein eigenes, einzulassen?

ach du.
hast du denn jetzt wieder häufiger kontakt mit der freundin, die dir mit der wohnung geholfen hat, oder anderen?

lg, kormoranin (alternd, kinderlos, allein und einem traumberuf nachweinend und offenbar unfähig die letzten ausfahrten dahin anzusteuern)
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@Cybolon

diese Verbindlichkeit fehlt mir - die dazugehörigen Gefühle habe ich in besseren Zeiten wohl gehabt,

aber tatsächlich Mitleid auch zeigen zu können, jemanden trösten, umarmen, mitweinen...nein. Ich empfinde es , aber kann es nicht mitteilen - weil mir Formulierungen wie "das tut mir leid" oder gar "herzliches Beileid" absolut verlogen vorkommen.

Und das seltsamste: Vor ein paar Tagen rief ein Bekannter an, zum Glück ist Telefonieren ja eine Kommunikation ohne Bildübertragung, und ich mach einen auf Show. "Mir gehts gut, ist zwar alles nicht so easy, aber ich werd das schon wuppen. Kein Thema, ich habs immer irgendwie hingekriegt..." Daß ich im Augenblick selbst so Simpeldinge wie regelmäßig duschen, einkaufen oder den Steuerkram nach dem das Finanzamt schreit nicht auf die Reihe kriege ist natürlich etwas das ich nicht zugeben kann und will...Es würde wohl auch keiner hören wollen. Je weniger mich die Leute kennen desto besser dürften die Chancen sein daß ich mit dieser Showeinlage durchkomme.

Und damit bin ich wieder beim Selbstverbot. Ich weiß daß ich viel weniger Streß mit mir hätte und daß es wohl wichtig ist, herauszufinden wer und wie ich eigentlich wirklich bin unter diesen ganzen Masken, was ich alles hinter eloquentem und emotionslosem Sprachstil und konventionellen Routinen verbuddelt habe damit es ja keiner sieht
RoadToNowhere
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von RoadToNowhere »

@kormoranin

jaaa du hast ja recht - und oft merke ich es nicht mal.

dein bild ist ein Volltreffer - und wenn ich im Bild bleiben wollte müßte ich sagen ich hab zwar das Werkzeug dabei, aber keine Ahnung was kaputt ist geschweige denn wie man das repariert. Irgendwie ist die Karre vollgestopft mit Elektronik und sonstiger die ich nicht verstehe. Als Kind an meinem Fahrrad oder dümmstenfalls bei meinem ersten Auto, einem Uralt-Schätzchen aus den Siebzigern, da konnte ich noch was machen, aber nicht mehr bei diesem neumodischen Vehikel.

Was die Freundin betrifft...ich halte im Moment bewußt Abstand, wenn ich mich überhaupt zu irgendwas aufraffen kann hab ich so eine fürchterliche Wut in mir daß ich fürchten müßte ihr furchtbar unrecht zu tun und ihr tausend Brocken vor die Füße und an den Kopf zu schmeißen die gar nicht sie betreffen wenn sie vor mir stünde.

Ich muß einen Weg finden diese Wut in etwas für mich nützliches zu verwandeln, eigentlich ist das eine Wahnsinnsenergie, wenn ich den Druck in mir merke hab ich das Gefühl wenn das aus mir rausbricht gibt das ne Flutwelle quer durch Deutschland.

Jetzt muß ich mal kopieren, viel besser hätte ich das auch nicht in Stichworte fassen können
>lg, RoadToNowhere
(alternd hiiilfääää, fast 40,
kinderlos zum Glück, die armen Kids bei meinem Lebenswandel,
allein ob ich das wirklich bedauern soll? Klar, wenn ich einen zum Reden brauch schon, aber ein Mensch mit dem ich/der mit mir zusammenbleiben wollte...das wird schwierig
und einem traumberuf nachweinend Zug abgefahren, das tut wirklich weh
und offenbar unfähig die letzten ausfahrten auch nur annähernd in die Richtung eines mich zufrieden machenden Berufs anzusteuern)<
912318798
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch, alle zusammen!

Irgendwie weiß ich nicht wie ich anfangen soll, ist doch das Thema Kommunikation eines unserer Kernprobleme.
An Horst:
>Über mich sagen die Leute: "Der Horst hat eine erfrischende, angenehme und verbingliche Art.
Ich bin "beliebt". Innerlich denke ich oft, wie Du, an diese Heuchler- und Schleimerei und gehe mit mir selbst sehr hart ins Gericht, weil ich diese Maske der Frohnatur trage, selbst wenn ich mich, am Boden zerstört, eigentlich lieber in Luft auflösen würde.<

Die hohe Kunst der wirklichen Sympathieträger scheint darin zu liegen, Freundlichkeit und Entgegenkommen geerbt oder gelernt zu haben.
Nicht jeder ist ein Strahlemann aus seinem Innersten, doch Toleranz und Unkompliziertheit sind Fähigkeiten, die man erwerben kann, davon bin ich überzeugt.
Mit diesen Eigenschaften zählt man sicher nicht zu den Schleimern.
Wenn ich also Deine Beiträge hier lese, kann ich mir unter Deiner Person keine Grins-Larve vorstellen.
Auch Dir unterstelle ich in Deinem Beitrag, wie ich mir schon öfters Anderen gegenüber herausgenommen habe, die Tiefstapelei und allzu hartes Selbstgericht.
[Aber wie ich bereits im Laufe meiner depressiven Phase (Gott gebe, es bleibe eine) gelernt habe, ist dies eine krankheitsbedingte Erscheinung.]
Sei guten Mutes, wir mögen Dich!
(Aber erkläre uns doch, was „salbadern“ heißt!)

An Road:
>Welchen Wesenszug meinst du? Hier verwirren sich die Bezüge etwas. <
Eigentlich hatte ich den Eindruck gewonnen, dass Du einer Dir angeborenen Eigenschaft – in Sachen Gefühlsmitteilung - überdrüssig geworden bist; war offensichtlich nicht richtig.

Wenn ich Eure Beiträge lese (auch die von vielen anderen Teilnehmern in diesem Forum), kann ich nicht begreifen, wie es zu Euren Problemen kommen hat können.

Ich sehe Redegewalt, Kompetenz in den verschiedensten Dingen, vorzügliche Ausdrucksweisen, Höflichkeit (wenn alles rund läuft!), …, was soll ich noch an Eigenschaften aufführen, die so gut in jede vorstellbare Gesellschaft passen würden, und dennoch diskutieren wir hier Barrieren zwischen Menschen und uns, wir fragen uns, wie wir uns äußern sollen, um nicht anzuecken, tun es trotzdem, ziehen uns angstvoll zurück und landen schließlich hier.

Kann es sein, dass unser Umgang mit den Menschen hier so gut funktioniert, weil wir länger überlegen können, was wir sagen?
Und wenn unsere Formulierung uns nicht gelungen erscheint, gelöscht oder nachträglich behandelt werden kann?
(Abgesehen davon natürlich, dass wir hier unter Unseresgleichen sind und dadurch viel mehr Verständnis und Toleranz finden!)


Spontaneität ist ein Gut, das ich – neben vielen anderen Dingen – ebenfalls seit langer Zeit vermisse.
Wie soll man auch spontan sein, wenn man nie richtig bei der Sache ist?
Ständig begleitet von Ängsten, Problemen, Unsicherheit und dergleichen, schwebt man oft während einer Unterhaltung oder einem kurzen Zusammentreffen in einem Ausdrucks-Vakuum, da kommt oft das Falsche.

Und schwups, blitzt es schon wieder: “Manno, was rede ich denn da schon wieder!“ – und hat für die nächsten Stunden etwas zum Nachdenken….
(Ist in diesem Zusammenhang der Ausdruck „Manno“ richtig verwendet? Muss mich erst an die Korrektur der neuen deutschen Rechtschreibung gewöhnen!)

Auch in meinem Berufsleben ist Kundenkontakt wichtig; dumme Sache, das hat nach vielen Jahren des Abbaues meiner kommunikativen Fähigkeiten Hälfte Nr. 1 übernehmen müssen, sonst wären wir wohl schon pleite…

Wie Du siehst, Road, gibt es viele Mensche, die mit den formalen Ansprüchen der Gesellschaft nicht mehr klar kommen.
Ich frage mich, ob dafür immer nur wir Schuld sind.

An Kormoranin:
Also, wenn ich mich erfrechen darf, einen Vorteil daran zu sehen, dass Du zu manchen Zeiten vor dem Bildschirm sitzt, dann sei es der, dass wir dadurch zu Deinen geschätzten Beiträgen kommen!

Übrigens zu Deiner Frage in dem anderen Thema, wie ich wohl erkannt hätte, dass Du aus dem österreichischen Steiermark kommst, verrate ich Dir wie folgt:
1. Die regional-typische Frisur
2. Die regional-typische Ausdrucksweise
3. Dein Name, den der zurzeit meist diskutierte Vogel in der Steiermark trägt.
Berühmt geworden, weil nach seinem Aussterben daselbst sehr zum Unmut der dortigen
Fischzüchter und Wildheger wiedereingebürgert und sich jetzt unkontrollierbar vermehrend.

Mit sehr liebem Gruß an Euch alle, die Ihr vermutet, dass das Leben vorbei sei und die Zukunft außer Verdruss und Traurigkeit nicht mehr viel zu bieten habe, jedoch mit dieser Annahme falsch liegt.

Jojo, und bleibt stark
cybolon
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von cybolon »

Hallo Road,

"... unter diesen ganzen Masken ..."

Ich denke , jeder Mensch hat mehrere Masken. Da ich ja (notgedrungener Maßen) zur Zeit sehr tief in mich selbst eintauchen muss, erkenne ich, dass auch ich für viele Situationen unterschiedliche Masken aufsetze.

So, wie Du es bedauerst, nicht wirklich zeigen zu können, was Du fühlst und damit einiges in Dich hineinfrisst, hinter der coolen, distanzierten Fassade, genau so fresse auch ich in mich hinein, hinter der

Sunnyboy-immer-für-jeden-Spaß-zu-haben- Fassade.
Och-das-macht-mir-doch-nix-aus Fassade,
Aber-gerne-lasse-ich-sie-vor Fassade,
Danke-für-Ihre-aufmerksame-Kritik Fassade,
Nein-bin-satt-nimm-Du-das-letzte-Stück Fassade,
Ja-ich-freue-mich-schon-auf-Deinen-Besuch Fassade,
Hey-Leute-Horsti-is-back-in-town Fassade.
u.v.m., woran ich noch arbeiten muss.

Seit ich aus der Klinik kam, habe ich aber auch schon ein paar Fassaden abgelegt:

Die Komm-erzähl-mir-Dein-Problem Fassade,
Nein-erzähl-ruhig-das-Lied-interessiert-mich-nicht-wirklich Fassade,
Melde-mich-freiwillig-für-Sch**arbeit Fassade,
Müde-hin-müde-her-klar-mach-ich-das-fertig Fassade
und vor Allem die
Das-kriege-ich-schon-alleine-hin Fassade.

Immerhin erkennen wir sie!!!
Das ist doch schon ein großer Schritt. Klar ist es schwer, etwas zu finden, wenn man nicht weiß, was man suchen soll. Aber beim Kramen und stöbern HINTER unseren Fassaden deckt man jeden Tag ein wenig Staub ab und irgendwann sind nur noch die schweren Brocken, einzeln verstreut, übrig.

Komisch, eben fällt mir bei meinem Fassadengefasel auf, dass ich Dir wiedermal von einem Schritt-für-Schritt-Plan erzählen möchte, wie damals, als es ums Aufräumen in Deiner Wohnung ging (Beppo...Du weißt schon!). Naja, ums Aufräumen geht es hier auch irgendwie, glaube ich. *amkopfkratz*

Was ich so langatmig und umständlich zu erklären versuche ist, dass allein Dein Thread hier und Deine Postings bereits der ZWEITE Schritt sind. Du hast schon mit dem Aufräumen begonnen. Das ist doch klasse!

Jetzt wünsche ich Dir dafür die nötige Geduld!
(Neu-)Geburt braucht ihre Zeit...

Liebe Grüße
vom
cybolon
*der selbst vor Ungeduld oft platzen könnte*
cybolon
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Re: Sprache und Unaussprechliches als Ausdruck seelischen Leidens

Beitrag von cybolon »

Salbadern:

Als Salbader wird ein seichter, frömmelnder Schwätzer bezeichnet, der meist einen vortragsartigen Monolog mit vorgetäuschtem Fachwissen ohne den entsprechenden Hintergrund hält.

Die Herkunft des Wortes ist nicht gesichert. Bezeugt ist es seit dem 17. Jahrhundert zuerst als Bezeichnung für seichtes Geschwätz. Am wahrscheinlichsten ist die Herleitung von „Salz“ (Sal, Sole) und „Bader“, könnte also bedeuten „jemanden mit Salzwasser baden“ mit dem Hintergrund, dass sich in Salzwasser die Seife nicht löst. Auch die Nähe zu salben im Sinne von salbungsvoll daherreden ist möglich. Um 1800 verwendete man auch das Verb salbadern im oben genannten Sinne, nämlich frömmelnd, heuchlerisch und oberflächlich reden.
( Hab ich aus Wikipedia geklaut )

hmmm, eh... naja, so komme ich mir manchmal vor, wenn ich nach ein paar Tagen nochmal lese, was ich so abgelassen habe.
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