Frequenz der Depri-Phasen

cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Angie,

erstmal Danke für's Drücken! Es tut einfach gut. Auch virtueller Beistand tut mir gut.
Mir ist wiedermal aufgefallen, wie parallel wir "laufen". Als gäbe es eine kosmische Strahlung, die uns zur gleichen Zeit runter- und dann wieder raufholt.
Vielleicht sitzen irgendwo auf einem Planeten um die Beteigeuze ein paar Aliens und machen sich ihren Spass mit uns...

Uns, allerdings, macht es keinen. Pas du tout! Einfach zum...

Ja, Angie, auch ich versuche, an die schönen Momente und tollen Erlebnisse zu denken. Aber Du weißt ja, genau wie ich, dass im Depri-Loch selbst die schönsten Rosen grau erscheinen können. Wie lange müssen wir in Angst und Schrecken leben, bis wir wieder durchatmen können? Das Wellenreiten strengt an!

Kennst Du das Gefühl, wenn Du aus einem Fahrstuhl gestiegen bist und Dein ganzer Körper für ein paar Minuten noch "nachschwebt"? So empfinde ich die "guten" Tage. Es ist diese sch**ss Angst.

*ebenfallsdrück*
cybolon
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Ihr Lieben,

erstmal danke, für den Mut, den ihr mir macht, die Kraft und Hoffnung, die ihr mir rüberschidkt.

@Constanze:
Das mit der Akzeptanz ist bei mir wohl noch etwas zu "gekünstelt". Ich akzeptiere die Krankheit wohl immernoch nicht wirklich.

Ja, Schlechte Tage muss man einfach überstehen. Das wissen wir doch auch, wenn wir im Loch sind. Warum fühlt es sich trotzdem so hundsgemein elend an?
Aber ich will diesen Weg gehen. Ich will auch an einen Punkt kommen, wo ich sagen kann, "ich habe gelernt damit zu leben und nicht mehr so tief einzukrachen."

@Rio:
Danke für das Küßchen !!!

"Und trotzdem immer versuchen, die anderen aufzumuntern, es nicht ertragen zu können, irgendwem eingestehen zu müssen, das man doch nicht der immer gut gelaunte, immer zuhörende und immer Stimmung bringende Lachsack ist."

Hast Du gut gesagt! Es gibt in meinem Umkreis immernoch Leute, die es nicht wahrhaben wollen, dass auch ich mal Probleme habe.
Denen werd ich das aber schon noch beibringen.
*ärmelhochkrempel*

Es dankt Euch
der
cybolon
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Horst,

Du hast Recht. Uns macht das ganze überhaupt keinen Spaß. Wie kann es auch?

Wie kann es Spaß machen sich schlecht zu fühlen? Wie kann es Spaß machen nicht mehr zu wissen wie man seinen Tag erleben muss, nicht zu wissen was im Büro passiert und mit dem Stress überhaupt nicht mehr klar zu kommen? Bei mir haben sich jetzt auch noch Magenschmerzen mit entwickelt. Ich denke dass kommt daher, dass ich mit aller Kraft versuche alles richtig zu machen und mich dadurch mal wieder selber unter Druck setze.
Mein Arzt hätte mich am liebsten am Dienstag krank geschrieben aber dass kann ich nicht bringen.
So versuche ich, jeden Tag wieder aufs Neue, meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Nicht mehr an dass zu denken, was mit größter Wahrscheinlichkeit auf mich zukommen wird. Aber dass ist so unendlich schwer, auch im Hinblick darauf dass man versucht, die Erwartungen der anderen zu erfüllen.

Ein Sprichwort sagt so schön:

Wir sind alle unseres eigenen Glückes Schmied…aber dem kann ich nicht zustimmen.

Wie können wir alle unser Glück selbst bestimmen, wenn wir so etwas wie Glück so selten spüren. Was ist Glück und wie wird es definiert, wie fühlt es sich an? Es ist schon so lange her....

Wir sind Umständen ausgesetzt, die sich ein gesunder Mensch leider nicht vorstellen kann.
Ich habe die ganzen Antworten auf die Frage bzgl. eines Fernsehbeitrages gelesen und kann nur hoffen, dass mit so einem Beitrag auch „Öffentlichkeitsarbeit“ betrieben wird.

Ich möchte nicht mehr die sein über die geredet wird, möchte nicht mehr die sein, die so oft schlecht drauf ist und sich so sehr anstrengen muss eine Maske aufrecht zu halten. Das ist so schwer und kostet so unendlich viel Kraft.

Ja, ich kenne das Gefühle des „schwebens“ und ich vermisse es.

Wie Du einmal so schön geschrieben hast, ist auch an guten Tagen da immer ein kleiner Teufel im Hinterkopf der uns daran erinnert, dass dies nur eine Pause ist.

Aber bitte, ich möchte Dich mit meiner Antwort nicht entmutigen. Ich leide schon seit vielen Jahren an Depressionen und habe immer wieder schlimme Phasen. Das muss aber nicht bei jedem gleich sein.

Mich hat mal jemand gefragt, wie sich eine Depression anfühlt. Ich konnte es kaum erklären aber habe versucht die Vorstellung meines Gegenüber in soweit zu wecken, dass sich ein kranker in einer wirklich schlimmen Phase fühlt, als ob ein Teil von ihm sterben würde und man so viel Sehnsucht verspürt diesen Teil wieder zu bekommen.

Ich weiß nicht, ob das eine gute Beschreibung gewesen ist aber mir viel in diesem Moment keine andere ein.

„Jede endlose Nacht hat auch wieder einen anbrechenden Tag“. (Ricky Martin-privat Emotion)

Ich kämpfe und ich will mich nicht von dieser Krankheit unterkriegen lassen…ich will einfach nicht.

Man hat mir mal gesagt es würde sich lohnen zu kämpfen und daran will ich mit aller Kraft glauben. Und auch Du solltest diesen Glauben nicht verlieren.

Horst, Du scheinst nach Deinen Beschreibungen eine wunderbare Familien zu haben für die es sich lohnt zu kämpfen.

Ich wünsche Dir alle Kraft dieser Welt um diesen Kampf zu gewinnen.

Ich hoffe ich habe jetzt mit meiner Antwort keinen verletzt oder etwas falsches gesagt.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Angie,

"Ich denke das kommt daher, dass ich mit aller Kraft versuche alles richtig zu machen und mich dadurch mal wieder selber unter Druck setze."

Das ist bestimmt einer der Gründe, warum dieser Depressionsmagnet so hartnäckig ist. Jeden Tag nach weiteren Strohalmen suchen, an die man sich klammern kann. Jeden Tag sich selbst erstmal überreden, überhaupt anzutreten zum erneuten Kampf. Jeden Tag Geduld und Gelassenheit haben wollen. Wie einfach und unbeschwert war doch mein Leben vor dem akuten Auftreten der Depression!
Dagegen anKÄMPFEN bringt ja nix. Aber darum zu kämpfen, dass man es sich daMIT erträglicher macht, ist das Ziel.
Jemals zu 100% "geheilt" zu sein, habe ich mir inzwischen abgeschminkt. Nicht, dass ich aufgeben würde. Eher die Vorahnung, dass davon etwas für immer, den Rest meiner Tage, verbleibt.

Good morning my depression, how are you?
Okay, let's rock!
- Oder so ähnlich, möchte ich beim Aufstehen singen können. Dann gelassen und geduldig auf die Arbeit fahren. Das Leben auf der Arbeit auch genießen(!). Danach müde aber zufrieden in den Sessel sinken. Abendessen. Spazieren gehen oder lustige Spiele spielen. Ins Bett gehen und schlafen. Das alles, ohne stängige Ängste und ohne Furcht mit Achtsamkeit zu verwechseln. Ohne krotziges Gefühl im Magen und im Hals. Ohne unrealistische Horrorgedanken. Ohne Pillen zu essen, die meiner Leber schaden.

Meinetwegen sogar ohne wirklich hohes Glück zu empfinden. Einfach nur wieder zufrieden sein zu können, ist das denn zuviel verlangt?

Liebe Angie, die Depression über mehrere Jahre ertragen zu müssen, stelle ich mir als die blanke Hölle auf Erden vor. Ich wünsche Dir, dass Du da rauskommst! Geduld, Gelassenheit, Frohsinn und Harmonie auf Deinen Weg!

*indenArmnehm*
cybolon
Rioabajorio
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Rioabajorio »

hallo!

Wenn ich in so einer Tiefphase bin (wie gerade ) dann ist mir einfach alles zuviel, ich kann keine Nachrichten mehr hören und ich kann mir vor allem nicht die Probleme anderer anhören. Mit "Betroffenen" kann ich schon sprechen, das ist anders, denen muss man nichts wirklich erklären, die wissen, was es heißt "unten" zu sein...

Vorgestern z.B. ich hatte mich durch den Arbeitstag gekämpft - musste mehrmals einen Heulanfall unterdrücken, der mich einfach so überfiel, weil ich mir vorkam, als würde jemand einen LKW mit Sand auf mir auskippen - habe es sogar noch geschafft nach der Arbeit einkaufen zu gehen und dabei habe ich eine gute Bekannte getroffen. Ich habe mich schon gefreut sie zu sehen, aber erstens war ich überhaupt nicht in der Lage ihr, als Nichtbetroffene, zu sagen, dass geschweige denn wie sch... es mir geht. Sondern habe natürlich gefragt wie es ihr geht, wobei sie dann sofort ihren ganzen eigenen Müll "freudig" abgeladen hat. Nach einer 1-stündigen Kaffepause im Supermarkt-Cafe war ich so platt, dass ich kaum wussste, wie ich nach Hause kommen sollte.

Ich hatte den Eindruck, sie hätte mir das letzte bisschen Energie abgezapft und ich bin so blöd und sage nichts. Warum sage ich denn nicht mir geht es zur Zeit schlecht? Wieso sage ich nicht, sorry - ich kann mir deine Probleme im Moment nicht anhören, weil ich bis oben hin "zu" bin?

Weil ich mich schäme! Weil ich Angst habe, jemanden zu enttäuschen! Weil ich Angst habe, dass diese Leute dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Dabei sage ich mir immer schon selber, dass die Leute es dann sowieso nicht Wert sind. Allerdings - ich habe nicht die Kraft, mir deren Probleme anzuhören, warum sollten sie denn die Kraft haben, sich meine anzuhören??

Vielleicht gibt es wahre Freundschaften letztendlich irgendwann nur noch unter Depris, weil die verstehen !??

@Angelika: Ich bin "erst" seit ca. 3 Jahren krank (es fühlt sich immer noch falsch an, das zu schreiben!!!) und du schon, wenn ich das richtig verstanden habe, so viel länger. Woher nimmst Du denn immer wieder den Glauben daran, dass es besser wird?Wieso überwiegt nach all den Jahren immer noch die Hoffnung? Ich bin jetzt schon so hoffnungslos

Ganz herzliche Grüße an Alle!

Rio
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Rio,

genau da liegt mein Problem. Eigentlich habe ich die Kraft nicht und ich kann mich auch nur aufgrund starker Medikament über Wasser halten. Ich kann Dir nicht sagen wie ich mich fühlen würde, hätte ich diese Medikamente nicht, ich will es mir auch überhaupt nicht vorstellen.

Du schreibst;
„Weil ich mich schäme! Weil ich Angst habe, jemanden zu enttäuschen! Weil ich Angst habe, dass diese Leute dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Dabei sage ich mir immer schon selber, dass die Leute es dann sowieso nicht Wert sind. Allerdings - ich habe nicht die Kraft, mir deren Probleme anzuhören, warum sollten sie denn die Kraft haben, sich meine anzuhören??“

Du sagst es. Besser hätte ich das ganze auch nicht schreiben können. Du sprichst mir quasi aus der Seele. Ich habe nämlich so eine Bekannte die mich, ob nun Absicht oder nicht, mit Ihren Worten und Taten sehr verletzt hat. Sie meinte einer der Gründe warum sie nicht mehr mit mir raus gehen würde wäre der, dass ich so oft so schlecht drauf bin.
Wie ich das gerade schon geschrieben habe….unsere Krankheit ist eine sehr gute Ausrede für andere Menschen, sich nicht näher mit uns einlassen zu müssen, weil wir ja krank sind…weil wir anstrengend sind und auch mal über unsere Probleme reden möchten und uns nicht nur das Genörgel der anderen anhören wollen. Wenn sich mal wieder jemand bei mir ausk… dann kommen mir deren Probleme so klein vor. Ich frage mich manchmal allen ernstes, wie man sich als gesunder Mensch nur über solche Kleinigkeiten aufregen kann oder warum so etwas banales denen so große Probleme bereitet.

Nein, ich komme mit meinem Leben ganz und gar nicht klar. Ich bin allein - Single und meine Freunde stellen sich in letzter Zeit auch nicht gerade als meine Freunde da – Menschen denen ich vertraut habe sind plötzlich nur noch zu Bekannten mutiert aber ich habe gerade in den letzten Wochen und Monaten gelernt, dass auch das unsere Krankheit mit sich bringen kann - leider. Es gibt bestimmt auch Menschen, irgendwo da draußen, die es wert sind aber ich habe noch nicht all zu viele davon kennen gelernt. Ich versuche nur, genau wie Du, mich jeden Tag wieder aufs Neue in „mein Leben“ zu stürzen und das Beste daraus zu machen. Es ist schwer, ja, und oft habe auch ich morgens weder den Willen, noch den Mut aufzustehen und mich meinem Leben zu stellen aber ich mache es. Ferngesteuert und teilweise völlig ohne willen.
Dann setze ich einen Schritt vor den anderen, innerlich schreiend nach Hilfe, nach jemandem der mich endlich versteht. Oft kommt bei mir, so wie heute Morgen, auch noch so eine Panik auf. Ich möchte nur noch weg rennen, weit weg, wo mich niemand kennt…aber es geht nicht….ein Bein vor das andere und noch eins.

Wie oft liege ich auf dem Sofa und habe nicht die Kraft aufzustehen. Hier weiß glaube ich jeder wie Du Dich fühlst und Du bist nicht allein. Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt und sich hier so nette Menschen tummeln. Jeder weiß was es heißt Depressiv zu sein und man muss keinem ein Spiel vorspielen.

Liebe Rio,

bitte gebe nicht auf. Ich kann leider im Moment auch keinem so richtig Mut machen…man sieht es ja an meinem geschreibsel aber ich habe auch schon gute Tage und auch Wochen erlebt, Tage an denen ich mit einem Lächeln durch die Gegend gelaufen bin und Bäume hätte ausreißen können. Für eben diese Tage kämpfe ich, immer in der Hoffnung, dass sie nicht mehr weit weg sind.
Liebe Grüße



Angie



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Rioabajorio
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Rioabajorio »

Liebe Angie,

es ist wohl doch irgendwas dran an den Spruch:
Geteiltes Leid ist halbes Leid....

Na ja, wenn auch nicht halbes, aber ich finde es trotzdem sehr tröstlich nicht alleine zu sein, mit dem Mist...

Oh ja, das kenn ich nur zu gut, dieses Gefühl: ich will einfach nur weg. Weg von allem und allen. Irgendwohin, wo mich keiner kennt, wo ich nicht meine Krankheit erklären muss und ich mich nicht entschuldigen muss, weil es mir mal wieder mies geht....

Danke Dir sehr für Deine warmen Worte!!

Liebe Grüße
Rio
SEK
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von SEK »

W E L L E N R E I T E N ! ? !

Ließt sich alles so einfach an.
Auch ist es im Buch schön beschrieben...

Evtl. bin ich nicht für den Wassersport gemacht ...
Lebe ja auch nicht an der Küste...

Es ist schön und gut hier zu lesen und zu schreiben. D A N K E ! ! !

Jedoch sitze ich fest.
Wie eine Miesmuschel, an der steinigen Küste.

Gedanken und Gefühle bleiben haften.

Auch wenn ich mir vorsage, daß ich eben krank bin.

Im Hinterkopf oder auch unbewußt, habe ich dennoch andere Gedanken, Ziele, Träume, Hoffnungen...

Irgendwo, komme ich mit dem nicht ganz zurecht.

A N T R I E B ! ? !

Nun ist mir auch bewußt, daß das Krankheitsbild nicht ganz OHNE ist .

Nach einem kopliziertem Beinbruch, folgt spötestens eine Belastungssteigerung. Der Krankheitsverlauf ist doch vorprogrammiert (wenn keine größeren Komlikationen auftauchen).
Anders jedoch bei Depressionen....
Wie geht Ihr denn damit um ???

Akzeptieren ???
Für sich selbst gut sorgen ???

Und sich dann aber nicht überfordern ???

Wenn ich lese, daß viele hier schon Jahre mit dieser Erkrankung bzw. den Symptomen leben...
Respekt für die Kraft und den Mut.

Sicher, ist dann auch Erfahrung, Akzeptanz etc. vorhanden.

... fühle mich momentan so richtig auf dem Trockenen. Nicht wie ein Fisch im Wasser auf der Welle .....


Liebe Grüße an Alle "Wellenreiter", es gibt ja so schöne ander Sportarten...


S E K
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Angie,

"...aber ich habe auch schon gute Tage..."
"Für eben diese Tage kämpfe ich, immer in der Hoffnung, dass sie nicht mehr weit weg sind."

Ja, dafür lohnt es sich.

@SEK und Rio:
Das sollten wir uns übers Bett hängen. Dann können wir es lesen, wenn die Hoffnung mal wieder im Keller ist!
Es gibt sie, die schönen Tage, habe ja selbst welche erlebt. Zwar erst 5 am Stück, aber Alle sagen es uns doch: "Sie kommen wieder".
Und wenn es nur phasenweise ist, dafür lohnt es sich.

Liebe Grüße
vom
cybolon
*der immer vor Ungeduld zu platzen glaubt*
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Ihr lieben,

es freut mich, dass ich hier auch einmal etwas sagen konnte, was Euch weiterhelfen kann.

Leider könnte ich heute etwas von dieser Hoffnung gebrauchen. Ich habe gestern Abend mal wieder eine absolute Talfahrt hinter mir und wirklich besser geht es mir heute Morgen auch nicht. Ich möchte nach Hause und mich verbuddeln. Ich will nicht im Büro bleiben, ich kann nicht. Ich möchte für keinen mehr sichtbar einfach verschwinden. Mir ist gestern Abend klar geworden, dass ich allein auf dieser Welt bin und das tut so unglaublich weh. Ich möchte nicht schon wieder auf dieser „meine Freundin hat gesagt“ Schiene rum reiten, dass muss nicht mehr sein aber sie war eigentlich immer mein letzter Rettungsanker. So, wie dass in einer Freundschaft eben sein soll. Und jetzt wird alles gegen mich verwandt, frei nach dem Motto:

Alles was Sie sagen kann und wird bei Bedarf gegen sie verwendet werden.

Ich kann Euch nicht einmal wirklich beschreiben wie ich mich fühle. Es tut einfach nur weh und hört auch nicht wieder auf und ich kann mit keinem darüber reden. Ich will nach Hause aber habe auch Angst allein zu Hause zu sein. Ich habe Angst vor dem Wochenende, Angst dass ich mit meinen Gefühlen nicht klar kommen, Angst dass mich jemand anrufen könnte und fragen könnte wie es mir geht, Angst darauf Antworten zu müssen und mich sagen zu horen…alles ist in Ordnung, Angst ein Gespräch aufgedrückt zu bekommen dass ich nicht führen will, Angst, dass keiner anruft.

Wie Horst so schön sagte: Ich habe eine sch…Angst

Und ich weiß damit nicht mehr umzugehen. Ich fühle mich wie in einem großen Strudel in den ich hineingesaugt werde und nicht wieder heraus komme.

Warum schlagen die Medikamente immer nur so kurz bei mir an??

Warum kann ich nicht „normal“ sein und ein unbeschwertes „normales“ Leben führen. Ich frage mich so oft…was habe ich getan??
Liebe Grüße



Angie



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Ratte967
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Ratte967 »

Hallo Angelika. Eins kann ich dir auf jedenfall sagen, du bist nicht allein. Mir geht es gerade genauso. Die Schlepperei von Tag zu Tag ist irrsinnig kräftezehrend und zur Zeit bei mir fast nicht mehr machbar.
Liebe Grüße
Zwiebel
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Zwiebel »

LIEBE ANGELIKA, LIEBE RATTE, mir gehts grad etwas besser und ich würde gerne was für Euch tun, weiß aber nicht was.

Das mit den Freunden kenne ich auch nur zu gut.

vielleicht tut es einfach gut zu wissen, das jemand eure Zeilen liest. Vielleicht fühlt sich das ein bißchen weniger alleine an. Ich schicke in Gedanken an Euch Licht und Kraft! Liebe grüße Zwiebelilse
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Angie,

alle Deine Fragen kenne ich gut. Sie drängen auch in mir. Auf manche davon gibt es einfach keine Antwort. Das "Warum" sollten wir uns dringend abgewöhnen. Es führt zu nix.

"Was habe ich getan?" ist eine typische Depri-Frage. Die Antwort ist ganz easy: Nix! Es ist eine Krankheit, keine Strafe!

"Was kann ich tun, damit es mir "JETZT" besser geht?" ist die einzig richtige Frage, Angie. Und das weisst Du auch, tief in Dir drin!
Mir bleibt heute auch nix anderes übrig, als mir diese Frage immerwieder zu stellen.
Auch ich sitze hier im Büro und wäre gerne woanders. Aber wo? Zuhause? Ach, da fühle ich mich auch nicht so recht wohl.
Das liegt aber daran, dass man sich, in einem Depri-Loch befindlich, nirgends wohl fühlt.
Die richtige Reihenfolge ist also:
Fragen, was ich JETZT tun kann, um mich JETZT wohler zu fühlen. Dann: Machen!
Dass das einfach ist, behauptet niemand. Ebenso aber auch, behauptet niemand, dass es unmöglich ist.

Angie, was kannst Du JETZT tun, damit Du Dich JETZT besser fühlst?
Finde etwas!
Tue es!
Ich tue es, gerade eben, in diesem Moment auch!
Ich gehe jetzt eine rauchen.

*ganzliebumarm*
cybolon
Ratte967
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Ratte967 »

Danke, liebe Ilse!
Das tut verdammt gut.
Liebe Grüße
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Zwiebelilse,

ich danke Dir. Es tut wirklich gut zu wissen, dass die Zeilen gelesen werden und das da draußen jemand versucht, einem Mut zu machen. Genau aus diesem Grund bin ich hier in diesem Forum. Es tut mir so gut.

Danke
Liebe Grüße



Angie



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tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Horst,

zuerst einmal vielen Dank für Deine Mühe und Deine liebe Antwort.

„Was kann ich tun, damit es mir jetzt besser geht?“

Diese Frage steht ganz oben auf meiner Liste die ich mir nach Deinen Vorgaben erstellt habe.
Die Antwort, die ich mir heute leider geben muss heißt…gar nichts.

Ich habe im Moment nicht einmal die Lust eine zu rauchen.

Der Ansatz stimmt, statt immer nur zu „jammern“ sollte man die Sache einmal von einer anderen Seite aus betrachten und so versuchen, dem Teufelskreis zu entkommen.

Aber heute ist mein persönlicher Teufel sehr aktiv und lässt sich auch nicht mehr steuern. Er ist so zusagen "außer Kontrolle". Ich möchte so gerne mit jemandem reden und ich bin froh, dass ich mit Euch darüber „reden“ kann. Nur habe ich Angst, dass mein Gejammer hier irgendwann allen auf die Nerven geht. (ich könnte es verstehen)

Ich bin so froh, wenn es Wochenende ist und ich für zwei Tage nicht mehr ins Büro muss. Das kostet so viel Kraft, dass ich mich Abend wie leer gesaugt fühle.
Liebe Grüße



Angie



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Ratte967
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Ratte967 »

Liebe Angelika, also ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass du mir nie auf die Nerven gehen wirst. Es tut mir gut zu wissen, dass es mir nicht allein so geht. Ich wünsche dir ein ruhiges und schönes Wochenende.
stateira
Beiträge: 38
Registriert: 18. Feb 2008, 20:48

Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von stateira »

Hallo Angelika,

habe in deinem beitrag gelesen, dass du die beziehung zu deiner freundin 'einschlafen' lassen willst, weil du dich nicht angenommen fühlst. Ich kann das zwar gefühlsmäßig sehr gut verstehen und ich find es völlig o.k., dass du deinen frust darüber hier ablässt (das ist ja mit eine aufgabe des forum, solche dinge aufzufangen) aber ich würde mir für dich wünschen, dass du dir das nochmal überlegst.
Ich denke, es ist so wahnsinnig schwer für nichtbetroffene, uns zu verstehen und manchmal geht halt auch menschen, die uns gerne haben, die kraft aus, uns auszuhalten und sie haben ja auch noch ihr eigenes leben, ihre eigenen schwierigkeiten, mit denen sie vielleicht kämpfen müssen. Eine meiner freundinnen hat mir mehr als ein halbes jahr ihre scheidung verschwiegen, weil sie mich nicht zusätzlich nicht belasten wollte und mein bruder hat fast ein jahr gewartet, mir seine neue freundin vorzustellen, weil er angst hatte, dass ich so viel verliebtheit vorgeführt zu bekommen gar nicht aushalten würde.
Auch denke ich, dass es keine gute idee ist, in den tiefs so weitreichende entscheidungen zu treffen, dass kann nach meiner erfahrung nur nach hinten losgehen und man tut oder sagt sachen, die einem, wenn es einem besser geht oder man (endlich wieder)in einer remission ist, sehr sehr leid tun.

Alles liebe für dich
grüsse stateira
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von kormoran »

liebe angie,

ich möchte dir gerne sagen, dass es mir, was freundschaften betrifft, sehr ähnlich geht bzw. gegangen ist. während und nach der trennung von meinem partner habe ich mich schon sehr alleine gelassen gefühlt, und danach ging es mir so schlecht dass ich schon gar nicht mehr mit freundinnen reden oder mich treffen wollte, weil ich immer noch und lange zeit so dominiert war von der trauer. dann wurde es in der arbeit immer schlimmer, mir gings immer schlechter, und letztlich war ich völlig allein. es gab auch vorfälle, wo ich mich zurückgewiesen gefühlt habe, oder boshaft behandelt, und zu einer freundin habe ich auch ganz bewusst den kontakt auf "bekannte" herunter-gestuft.

als es mir noch schlechter ging, war da ein gefühl von leere (ich hab viel gegeben und es kommt nichts ZU mir), von verlassenheit, und trost-losigkeit. ich konnte nicht vertrauen und schaffte es auch nicht, mich jemand anzuvertrauen, wollte mich nicht zumuten, wollte meinen elendigen zustand nicht zeigen.

jetzt, wo ich eigentlich fast raus bin aus der ganzen sache, erkenne ich langsam, dass ich auch viel falsch gemacht habe. ich habe eigentlich überhaupt niemand explizit darüber informiert, was mit mir los ist (allerdings habe ich es auch sehr spät wirklich verstanden und selbst zu benennen und mir selbst zuzugestehen gewusst). sehr spät haben die drei personen, denen ich wirklich vertraue, davon erfahren.

ich möchte dich einfach wissen lassen dass du eben nicht allein bist mit diesen gefühlen. ich schließe mich stateira an: sei ein wenig vorsichtig, freundschaften zu "beenden". versuche eher so damit umzugehen, dass du ganz dünn den kontakt hältst, vermittelst, dass es jetzt eben nicht anders für dich geht, und halte offen, dann später wieder drauf aufzubauen.

wenn es einer so schlecht geht fühlt sich alles so sehr verletzt an dass wir vielleicht zu radikale einschätzungen treffen.

worin du und ich uns unterscheiden ist vielleicht, dass ich zu gerne alleine bin... ich hätte zwar gerne menschen denen ich vertrauen kann. und manchmal gibt es mir schon noch einen stich, wenn freundinnen erzählen was sie miteinander wieder unternommen haben wo ich nicht gefragt wurde. aber ich mach, wenn ich mich motivieren kann und guten kontakt zu mir habe, viel für mich alleine und kann das auch genießen. meine aufgabe, die mir sehr schwer fällt, ist es, mich öfter als mir danach ist, bei den freundinnen zu melden und mein interesse zu zeigen und mit ihnen was zu unternehmen. mir ist es meistens zu anstrengend. ich kann zur zeit nicht erkennen, ob die sich einfach sagen, na, jetzt ist aber mal sie dran sich zu melden/was vorzuschlagen; oder ob es doch so ist wie mein paranoides verletztes ich behauptet, dass die mich nur mitnehmen weil ich halt so arm und allein bin, und nach möglichkeit ohne mich...

ich wünsch dir viel kraft und dass dir gelingt, die wunden vernarben zu lassen, und auch immer wieder schönes mit dir alleine zu entdecken, das dich stärkt!

ganz liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Stateira,
Hallo Kormoranin,

zuerst einmal möchte ich mich ganz herzlich für Eure Antworten und Ratschläge bedanken. Sie haben mich „aufgeweckt“ und zum Nachdenken bewegt. Aus diesem Grund haben meine Antworten auch etwas länger auf sich warten lassen.

@ Stateira

Ich weiß, dass es für nicht Betroffene sehr schwer ist, in die dunkle Welt der Depression hinab zu steigen und zu verstehen, was in den Köpfen der Person, mit dem sie da gerade reden, vor sich geht. Ich weiß auch, dass wir anstrengend sein können und die gesunden Menschen nicht verstehen, warum wir uns so fühlen wie wir uns fühlen. Mir ist klar, dass die Personen, die es wissen immer eine Gradwanderung vollziehen müssen um nicht etwas zu sagen, was uns verletzen kann. Ich versuche immer das zu berücksichtigen und versuche mich, bei Gesprächen mit anderen in deren Position hinein zu versetzen um so „mich“ reden zu hören. Meine Freunde wissen, dass ich krank bin aber mir ist auch klar, dass das Wissen allein nicht reicht. Wenn ich mich mit jemandem treffe, dann setze ich immer meine Maske auf, lächle und versuche so positiv wie eben möglich rüber zu kommen. Es wird gefragt wie es mir geht und ich antworte, einmal ehrlich und beim anderen Mal nicht. Das kommt ganz auf die Situation ein.

Du glaubst gar nicht, wie schwer es mir fällt den anderen nicht zu zeigen, wie es mir wirklich geht aber Du hast Recht. Eine Entscheidung zu treffen, wenn man sich gerade in dieser Phase befindet ist bestimmt nicht richtig. Man ist emotional zu angespannt und bei jeder Kleinigkeit verletzt.
Ich glaube ja auch nicht das dieser Satz mit Böswilligkeit zu tun hat, das kann ich mir absolut nicht vorstellen.
Ich will meine Freundin einfach nicht verlieren, gerade aus diesem Grund bin ich so wahnsinnig schnell verletzt und tue mich so schwer damit die richtigen Entscheidungen zu treffen und nicht aus lauter Trotz und verletztem Stolz wegzurennen.



@ Kormoranin

Du schreibst;

„Als es mir noch schlechter ging, war da ein Gefühl von leere (ich hab viel gegeben und es kommt nichts zu mir)“

Ja, das Gefühl kenne ich. Wenn es mir so geht wie heute oder gestern Abend ist das Gefühl von Leere so groß, dass ich es kaum erklären kann. Man fühlt sich so allein und es ist keiner da, an den man sich mal anlehnen kann. Aber es ist nicht nur dieses Gefühl von leere, es ist auch etwas anderes, es fühlt sich an wie ein verletztes kleines Kind, dass sich weinend in sein Zimmer verkriecht weil es für etwas bestraft wurde, was es nicht getan hat und das es nicht beeinflussen konnte. Angst, ja Angst ist auch dabei. Angst vor dem allein sein.

Gerade aus diesem Grund ist Freundschaft für mich ein „heiliges“ Gut und so wichtig. Wenn es sein muss, dann bin ich Tag und Nacht für meine Freunde da. Aber genau aus diesem Grund, dass Wissen dass wir krank sind und das Wissen, dass man uns mit Worten so viel Leid zuführen kann, sollte doch bewirken, dass man mit der Wortwahl ein bisschen vorsichtig umgeht. Ist das zu viel verlangt? Kann man es von Freunden erwarten, dass sie sich ständig Gedanken darüber machen was sie uns erzählen und permanent Angst haben zu müssen, ob sie uns mit der getroffenen Wortwahl verletzen?

Ich weiß nicht, ob mein ganzes gekricksel hier verständlich ist. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich eben diese Freundschaft nicht beenden will, weil mir diese Person sehr viel bedeutet.
Sie hat mich nur so verletzt und ich konnte nicht damit umgehen. Vielleicht waren meine Gedanken eine Trotzreaktion auf das, was ich in den Moment empfunden habe. Ich finde ihr Verhalten nach wie vor nicht korrekt und das habe ich ihr auch versucht zu verstehen zu geben, nur halt mit meinen Worten. Ich kann mich in Gesprächen nicht so gut ausdrücken eben weil ich den Menschen, der mir da gegenüber sitzt, nicht verletzen will. Worte können so viel Leid zufügen.

Du schreibst;

„und manchmal gibt es mir schon noch einen stich, wenn freundinnen erzählen was sie miteinander wieder unternommen haben wo ich nicht gefragt wurde. aber ich mach, wenn ich mich motivieren kann und guten kontakt zu mir habe, viel für mich alleine und kann das auch genießen. meine aufgabe, die mir sehr schwer fällt, ist es, mich öfter als mir danach ist, bei den freundinnen zu melden und mein interesse zu zeigen und mit ihnen was zu unternehmen. mir ist es meistens zu anstrengend. ich kann zur zeit nicht erkennen, ob die sich einfach sagen, na, jetzt ist aber mal sie dran sich zu melden/was vorzuschlagen; oder ob es doch so ist wie mein paranoides verletztes ich behauptet, dass die mich nur mitnehmen weil ich halt so arm und allein bin, und nach möglichkeit ohne mich...“

Ja, dass tut weh immer wieder zu hören, wie schön doch die Tage gewesen sind, die sie so erlebt hat.
Ich kann auch nur etwas für mich allein unternehmen, wenn ich die Kraft dazu habe. Ich versuche es aber manchmal geht es eben nicht und da bleibe ich zu Hause.
Das mit dem Melden kenne ich und weiß, wovon Du redest. Auch das ist ein Problem dass ich immer wieder vor mir her schiebe. Melde ich mich oder nicht? Störe ich oder nicht? Hat sie sich das letzen Mal gemeldet oder nicht? Soll ich jetzt anrufen?? Es ist immer wieder ein innerlicher Kampf den ich mit mir ausfechte. Wir sind zwei Personen, die unterschiedlicher gar nicht sein können. Vielleicht ist aus diesem Grund alles so schwer.

Tut mir leid, wenn jetzt alles ein bisschen länger geworden ist als geplant.


@Ratte 967

Vielen Dank für Deine aufmunternden Worte. Sie tun mir wirklich gut.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
kormoran
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von kormoran »

hallo Angie,

weil du schreibst: Gerade aus diesem Grund ist Freundschaft für mich ein „heiliges“ Gut und so wichtig. Wenn es sein muss, dann bin ich Tag und Nacht für meine Freunde da.
fällt mir noch ein Aspekt ein, der für mich persönlich die ganze Freundschafts-Geschichte noch erschwert: ich erwarte mir definitiv zu viel. Was mir selbstverständlich wäre zu geben, an Verbindlichkeit, das ist es für andere eben nicht. Ich versuche das nun einzusehen und meine Ansprüche als "falsch eingelernt" zu erkennen. Bei mir denke ich dass es viel mit meinem Aufwachsen zu tun hat; aber evtl ist es etwas das sensiblere Menschen mit "Tiefen-Erfahrung" generell an sich haben.

Es ist aber schwer objektiv zu klären. Was ich an Dir bewundere ist, dass Du das in Gesprächen klärst. Das kostet sicherlich viel Mut und Kraft, aber es ist noch der beste Weg, um Klarheit zu bekommen.

Alles Liebe
Kormoranin
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tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Kormoranin,

danke für Deine liebe Antwort. Ja,Gespräche kosten sehr viel Kraft, ich suche sie, auch wenn ich das Gefühl habe dass sie nicht wirklich viel bewirkt haben.

Habe dank Medikamente ganz ok geschlafen, fühle mich aber völlig fahrig und nicht gut. Irgendwie kommt eins zu anderen und ich habe das Gefühl, mein Leben hat so keinen Sinn mehr. (keine Sorge, dass soll jetzt nichts heißen) Ich sehe einfach den Sinn nicht mehr, nicht für mich und nicht für andere Menschen in meiner Umgebung. Alles was ich mir in meinem Leben gewünscht habe bleibt eine Seifenblase die zerplatzt ist und ich habe keine Luft mehr eine neue aufzublasen.

Habe nicht mal mehr die Kraft die einfachsten Dinge heute zu erledigen. Muß zur Werkstatt und einkaufen und kann es für mich nur versuchen. (einen Schritt vor den anderen)
Liebe Grüße



Angie



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cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Kormoranin,

"ich erwarte mir definitiv zu viel. Was mir selbstverständlich wäre zu geben, an Verbindlichkeit, das ist es für andere eben nicht."

Auch ich habe diese "alte Schule" der Freundschaft noch in mir. "Hehere" Werte, Treue... Oft habe ich erzählt, wenn ein Freund mich nachts anruft, frage ich nicht, was los ist, sondern nur: "Wo soll ich hinkommen?".
Will sagen: Ich wollte immer, dass die Anderen sagen "Der Horst ist ein echter Freund".
So geriet ich an Halb-Freunde, Blutsauger und andere, die nicht wirklich meine Freunde waren. In der Klinik begann ich etliche auszusortieren und es blieben nur noch 3 übrig. Um die bemühe ich mich auch noch. Aber die Erwartungen habe ich ganzschön runtergeschraubt. Will mich selbst auch nicht mehr so sehr an einzelne Personen binden.

@Angie:
Typischer Depri-Gedanke: "Wozu das alles?"
Lösung: Keine.
Daraus folgt: Grübelei.
Letztere dient nur der Erhaltung ihrer selbst und fordert keinen Handlungsimpuls.
Was wir tun können: Als irrational einstufen und uns Gegengedanken erarbeiten (im Sinne von üben, üben, üben...):

Für die schönen Tage, die ganz bestimmt wiederkehren. Für die wunderbare Vielfalt der Natur. Für das bestaunen des unfassbaren Universums. Für das kleine Birkenblatt, das nass auf meinem Schuh klebt. Für den alten Dosenöffner, den ich immernoch lieber benutze, als das elektrische Teil. usw.

Je mehr große und kleine Gedanken ich dagegensetze, umso kleiner wird dieser Herr "Wozudasalles". Er verpisst sich dann auch schonmal etwas schneller. Ich übe es gerade.
( Ich übe verdammt viel gerade )

*stärk, stärk*
cybolon
kulien
Beiträge: 24
Registriert: 4. Okt 2007, 16:03

Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von kulien »

ich möchte euch ein schönes wochenende wünschen und vergesst ruhig mal eure sorgen und ängste.horst ,angie ich drück euch.
LG-omilie
s-ch
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Registriert: 6. Jul 2008, 23:44

Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von s-ch »

ich selbst habe noch nie eine positive Phase in meinem Leben gehabt und auch keinerlei Hoffnung, dass sich das jemals ändert. Von daher sind mir die dunklen Phasen vermutlich auch "vertrauter" als bei jemandem, der weiß, wie es auch sein könnte bzw. wie es ist oder früher mal war. Ich möchte gar nicht mal sagen, was besser ist: geben einem gute Phasen oder auch Leute, für die es sich lohnt (Familie, Partner, Kinder) nicht auch Auftrieb, wieder aus dem Tal herauszukommen?

Hoffnungslosigkeit und latente Suizidalität in verschiedenen Ausprägungen bestimmt mein Leben, wer weiß wie lange noch.

Jedem hier alles Gute, S.
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