Alles Einbildung oder etwaige Depression?

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eddard
Beiträge: 1
Registriert: 19. Feb 2008, 02:38

Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von eddard »

Hallo!

Ich bin 20 Jahre alt, mittlerweile mein zweites Jahr Student und ständiges Herumüberlegen hält mich wieder einmal länger wach.
Kurzum: Mir geht es seit gut 3 Jahren nicht gerade gut (dieser Zeitraum besonders), selbst allerdings würde ich mir nicht anmaßen, mich selbst als "depressiv" zu bezeichnen. Da ich hoffe hier einige Personen mit Erfahrung auf dem Gebiet Depression zu finden, würde ich gerne hören, wie Betroffene selbst vor einer etwaigen Diagnose diese Krankheit erlebt haben.

Gerade deshalb, weil ich für mich selbst eher marginale Ursachen hätte mich schlecht zu fühlen (wenn man vergleicht was für schlimme Sachen einem im Leben ereilen können), verwerfe ich häufig meine eigene Frage danach, ob ich eventuell ebenso ein Betroffener sein könnte.

Kurze Zusammenfassung meines bisherigen Werdegangs:

Bereits in der Grundschule wurde ich eigentlich fortlaufend gehänselt: Ich war immer der jüngste und durchgehend auch der kleinste. Genauso im weiteren schulischen Verlauf:
Zum jüngsten und kleinsten kam auch noch meine Hauterkrankung (schwere Akne) im Alter von etwa 11 Jahren hinzu. Diese zog sich auch weiter bis zum heutigen Tag. Nach unzähligen Therapien, die alle nicht wirklich angeschlagen haben, hat erst mit 18 Jahren ansatzweise ein Medikament zur Besserung geführt.

Hinzu kam desweiteren ein Umzug nach meinem 6. Schuljahr - 500km Wegstrecke von der alten zur neuen Wohnung. Noch dazu ein Ort, in dem man aufgrund alteingesessener Rivalitäten mit meiner Herkunft nicht unbedingt hin sollte.
Die Hänselei ging also noch verstärkt weiter. Migräneattacken machten mir zu jener Zeit ebenso grobe Schwierigkeiten.
Bis zum vorletzten Schuljahr habe ich den täglichen Gang in die Schule gehasst, meine Noten waren allerdings nie das Problem. Genau die Arbeit hat mir in der gesamten Schulzeit eigentlich immer geholfen über Hänseleien ein wenig hinwegsehen zu können - da ich in der Hinsicht weitgehend doch besser unterwegs war als alle anderen.

In jenem besagten vorletzten Schuljahr hatte eigentlich vieles den Anschein, dass sich alles zum Guten wenden konnte: Ich hatte Frieden geschlossen mit einstigen Rivalen, einige sind sogar Freunde geworden (natürlich bis heute mit einem gewissen bitteren Beigeschmack), aber nachdem sich die gesamte Gruppe der Leute, mit denen ich zu dem Zeitpunkt zu tun hatte zu zerstreiten Begann saß ich erneut am Anfangspunkt.

Die Schule habe ich dann allerdings trotzdem noch abgeschlossen, auch wenn ich gegen Ende hin aus welchen Gründen auch immer schon völlig am Verzweifeln war. Sofern ich mich erinnern kann war dies auch eine meiner "schlimmsten" Zeiten.

Weiter ging es im Zivildienst, ich war zu jung um den eigentlichen Rettungsdienst ableisten zu können und wurde ohne richtiger Ausbildung in eine Art Leitstelle gesetzt um Notrufe entgegenzunehmen. Verbunden natürlich mit enormen Stress dabei etwas Falsches machen zu können - habe deshalb neben teils extremen Arbeitszeiten auch zuhause versucht so viel wie möglich an medizinischem Grundwissen zu erlangen.

Seitdem ich an der Uni bin funktioniert allerdings dummerweise nichts mehr richtig. Ich war soweit ich zurück denken kann immer eine Person mit außerordentlichem Arbeitsdrang. Geregelter Tagesablauf mit allen Pflichten vor Freizeitaktivitäten und alles drum und dran.
Nach meinem ersten Jahr habe ich den Studiengang gewechselt, da ich es nicht geschafft hatte auch nur ansatzweise dem nötigen Arbeitspensum Herr zu werden.

Nun habe ich, durch Wahl eines ähnlichen Studienganges, dieses Semester zum Glück nicht sonderlich viel Arbeit (einiges hatte ich tollerweise aus dem Vorjahr doch mitnehmen können), fürchte mich aber schon sehr auf das nächste Semester ohne Anrechnungsmöglichkeiten. Ebenso steht noch eine Prüfung bevor und es ist mir absolut unmöglich darauf zu lernen.

Seit gut 2 Wochen nehme ich es mir jeden Tag vor, doch wenn ich einmal daran sitze kann ich mich nicht konzentrieren, werde ich überplötzlich müde (auch wenn ich 12 Stunden davor geschlafen habe) oder ähnliches. Klar, da heißt es durchbeißen, aber lange am Stück arbeiten schaffe ich nicht mehr (was früher problemlos funktionierte und Gang und Gebe war).

Das Resumee eines doch etwas lang geratenen Textes mit vielen unwichtigen Details:
In der Schulzeit konnte ich meiner "Arbeit" noch problemlos nachgehen. Im Zivildienst fühlte ich mich, unter viel Stress, dazu verpflichtet mir viel Wissen anzueignen. Seit Studienbeginn bringe ich es nicht mehr fertig mich zu motivieren.

Problematisch dabei (In vorlesungsfreien Zeiten, wie gerade in diesem Moment, eher zu verkraften, aber in Vorlesungszeiten (5 Tage die Woche) schwierig): Ich schlafe nur sehr selten vor 2 oder 3 Uhr ein, prinzipiell nur wenn ich wirklich sehr müde bin. Einfaches Hinlegen reicht nicht, da ständige Überlegungen über die aktuelle Situation, soziale Angst, das Studium etc. mich wach halten. Und 3 Stunden Schlaf im Schnitt reichen mir nicht um einen effektiven Tagesablauf zu gewährleisten.

Ein Problem lange ungestört zu schlafen habe ich hingegen weniger. Unruhig bin ich dann allerdings trotzdem über den ganzen Tag hinweg.

Ganz schwierig gestaltet sich der Umgang mit anderen Menschen. Es fällt mir schon schwer via Emails an fremde Leute heranzutreten, was ich allerdings aufgrund des Studiums doch in Form von Nachrichten an das Lehrpersonal desöfteren tun muss, wenn es dann einmal persönlich sein muss, dann scheue ich mich noch weitaus mehr davor. Telefon geht bei Fremden überhaupt nicht, da ich dann gut und gerne einmal eine halbe Ewigkeit über etwaig ungünstige Formulierungen grüble.

Wenn ich am Wochenende mit alten Bekannten die örtlichen Bars besuche, dann läuft das ganze gleich. Schön, es ist für mich durchaus etwas anderes, als ob ich mit Fremden unterwegs wäre. Ich kann mich gut mit ihnen über Allerweltsthemen unterhalten, wenn länger in der Stadt geblieben und respektive auch mehr getrunken wird, habe ich trotzdem Angst davor irgendwann einmal Worte über meine "Probleme" oder sonst etwas unpassendes loszuwerden (und damit in irgendeiner Form meine zumindest regelmäßigen und funktionierenden Kontakte zu wahren).

Nebst der beschriebenen Antriebslosigkeit, den Problemen einzuschlafen und der Angst auf sozialem Wege auf irgendeine Art und Weise zu versagen, mengt sich seit den letzten Jahren auch eine gute Portion pessimistische Zukunftsunsicherheit und prinzipiell eine nicht wirklich beschreibbare, aber unangenehme Grundstimmung bei. Ich hätte zwar gehofft, dass sich das irgendwann legt, aber so wirklich komme ich nicht dahinter, wo ich am besten ansetzen könnte.

Kommentare jedweder Art sind erwünscht.
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
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Re: Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von Clown »

Moin Eddard,

erst einmal herzlich willkommen hier im Forum und auch Glückwunsch, dass du auf der Suche nach Hilfe bist! Damit hast du einen wichtigen Schritt getan.

Einen Kommentar möchtest du?
Einen Verstärkung möchte ich dir geben: Suche weiter nach dem, was du brauchst.

Alles Gute,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Kosmos
Beiträge: 54
Registriert: 23. Jan 2008, 11:38

Re: Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von Kosmos »

Guten Morgen eddard,

auch ein herzliches Willkommen von mir!

Nun ... ob du depressiv bist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Einige Indizien sprechen zumindest dafür.
Auf jeden Fall bist du aber in einer tiefen Krise - soviel steht fest!

Wie sieht es eigentlich mit deinem familiären Umfeld aus? Da hast du gar nichts drüber gesagt! Ist da vielleicht jemand, der sich für dich Zeit nimmt, bzw. nehmen kann?

Ich hoffe, es meldet sich hier noch jemand, der dir mit wertvollen Tips und Anregungen helfen kann!
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Lache, wenns nicht zum Weinen reicht!
mamamerli
Beiträge: 5
Registriert: 18. Feb 2008, 13:30

Re: Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von mamamerli »

Hallo Eddard,

na wenn ich mir diesen Text so anschau kann ich kaum glauben dass du nicht komunikativ bis.
Versteh mich nich falsch, aber du muß deinen Tag strukturieren. D.h. immer um die selbe Zeit aufstehen, möglichst vor 15:00 Uhr. Das ist ein purer Teufelskreis in dem du dich da befindest. Ich kenn das aus Zeiten in denen ich keine Arbeitsstelle hatte und logischer weise nicht um 22:00 Uhr ins Bett bin, warum denn auch?!? Das schaukelt sich immer weiter hoch, bis du dass Gefühl hast, das Tageslicht gar nicht mehr zu sehen. Aber gerade dass ist wichtig für Menschen wie uns. Sonne, Farben usw.
Lass mich raten, du bist nach Bayern gezogen? Erstens Rivalität und "Feindseeligkeit" gegenüber Fremden und deine plötzlichen Migräne-Attacken. Kann ich ein Lied von singen. Hab zwar selbst Migräne seit ich 16 bin (inzwischen 34) aber seit ich in Bayern bin ist dass alles so unerträglich geworden, dass mich das zusätzlich zum verzweifeln bringt.
Versuche so viel wie es geht Kontakte zu suchen, ich weiß dass das sehr schwer ist. Gib nen Pfifferling darauf was sich andere vielleicht über dich denken könnten. Erstens ist dass meist gar nicht so und zweitens wenn doch, wen juckt dass denn. Eine Arbeitskollegin hat mal einen guten Satz gesagt: "Jeder hat das Recht über mich zu denken ich bin ein Arschloch!" Warum soll ich mir den Kopf über die Gedanken anderer zerbrechen, ich hab genug mit meinen eigenen Gedanken zu tun!!!
Stell dich mal vor den Spiegel, lach dich selbst an und sag dir: "Ich bin ein lieber Kerl und es wert das man mich mag!"
Nicht jeder der dich anschaut, denk sich: "Krass was bist du denn für ein Depp!!" Wahrscheinlich denke der sich: "schaut interessant auf, soll ich mal hingehen und ein Gespräch beginnen und wenns nur was Belagloses ist?"

Liebe Grüße
Andrea
Liebe Grüße

mamamerli
Antje
Beiträge: 445
Registriert: 1. Dez 2004, 15:37

Re: Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von Antje »

Hallo eddard,

an manchen Unis und FHs gibt es einen psychologischen Dienst. Das könnte für Dich eine erste und hilfreiche Anlaufstelle sein.

Denn so wie Du es beschreibst, könnte es schon in Richtung Depression bei Dir gehen.

Aber wie Clown schon schrieb, suche weiter danach, was Dir gut tut und tue es.

Lieber Gruß

Antje
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
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Re: Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von Clown »

«Lass mich raten, du bist nach Bayern gezogen? Erstens Rivalität und "Feindseligkeit" gegenüber Fremden und deine plötzlichen Migräne-Attacken.»

!

Gegen Migräne-Attacken empfehle ich Nordseeluft ...

Das andere kann's hier aber auch geben, wie überall, und besonders gibt es das doch in unseren Köpfen, ne?



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
cybolon
Beiträge: 2154
Registriert: 10. Dez 2007, 19:55
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Re: Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von cybolon »

Hallo eddard,

ich schließe mich Clown und Makro an: Herzlich Willkommen!

Auch ich möchte keine "Diagnose" wagen, das möchte ich Profis überlassen.
Was Du beschreibst klingt nach Problemen, die man ganz sicher nicht alleine bewältigen muss (kann)!

Daher die Ermunterung: Sprich mit Deinem Arzt über die ganzen Themen. Auch, wenn es keine Depression wäre, könnte es nur von Nutzen sein, auf dem Weg, es zu verändern.

"...Pflichten vor Freizeitaktivitäten und alles drum und dran..."

Kommt uns hier recht bekannt vor!
Der Stellenwert der angenehmen Dinge muss bei fast Allen hier im Forum überdacht werden.
Das Prinzip "Pflicht...Pflicht...abermals Pflicht..." kann Menschen in die Knie zwingen.

Selbstzweifel kommen auf, sobald man merkt, dass man die an sich gestellten (viel zu hohen Ansprüche nicht erfüllen kann.

Wärmstens empfehle ich Dir, das alles mit einem Arzt zu besprechen. In einer evtl. Therapie kannst Du lernen, alternative Sichtweisen zu entwickeln und die angenehmen Dinge des Lebens besser in Deine Struktur einzubauen (einplanen, durchführen, sich selbst belohnen...).

Liebe Grüße
vom
cybolon
mamamerli
Beiträge: 5
Registriert: 18. Feb 2008, 13:30

Re: Alles Einbildung oder etwaige Depression?

Beitrag von mamamerli »

man keiner versteht mich !!!

ist wieder mal typisch für mich. Hirn einschalten hilft.

Meinte logischer weise Migräne -> Fön
(wetterbedingt)

Ansonsten klar gibt es dass überall ´
Feindseeligkeit liegt in der Natur des Menschen.
Liebe Grüße

mamamerli
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