Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Rioabajorio
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo,

wollte auch mal meinen "Senf" dazugeben.

Also ich habe bei einigen Einträgen hier den Eindruck, dass es sich nicht um ein Depri-Forum handelt, sondern um ein Vorwurfs-Forum, wobei dass ja positiv wäre - jedenfalls sagt meine Thera immer, dass jemand der aggressiv ist, auf gutem Weg ist aus der Depri rauszukommen...

Trotzdem: Ich kann nicht verstehen, wieso hier teilweise dermassen über Thomas abgezogen wird. Thomas hat völlig normal und freundlich und ohne jeglichen Druck gefragt, ob ggfs. jemand Interesse hätte, die Sache mitzumachen - nicht mehr und nicht weniger.

Es steht doch jedem frei, ja oder nein zu sagen. Vielleicht irre ich mich, aber ich habe von Thomas Seiten weder etwas von "Bezahlung für Falschaussagen" noch von Bedrohung oder Besuchen durch die Maffia gelesen - also: WO IST DAS PROBLEM???

Ich jedenfalls finde es immer wieder gut, wenn ich sehe dass es Menschen gibt, die von sich sagen können, dass es Ihnen im Moment (!!) besser geht und vor allem, dass sie wieder Mut zum Leben haben, denn das ist für mich das Gegenteil von Depression. Und wenn ich mich anschaue, dann bezweifle ich manchmal genau das: das ich irgendwann aus voller Überzeugung wieder JA zu Leben sagen kann, weil ich (zumindest in dem Augenblick) keine Angst vor der Bedrohung des dunklen Lochs habe.

Und da wünsche ich mir, dass alle, die wieder JA zum Leben sagen können, das auch so laut wie möglich rausschreien sollen, um all den anderen Mut und Hoffnung zu machen.

Danke Thomas!!

Viele Güße
rio
Bernd2

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Bernd2 »

Worin in der öffentlichen Darstellung eines Menschen, der die Depression derzeit überwunden hat, ein Nutzen für die an Depression leidenden Menschen liegen soll, ist mir nicht ersichtlich.

Ich halte ein solches Vorgehen sogar für hochgradig kontraproduktiv. Der geneigte Zuschauer einer solchen Sendung, der selbst nicht unter Depressionen leidet, wird vielmehr zu dem Schluß kommen, daß die Erkrankung sehr gut heilbar ist; mithin Depressive lediglich zu faul sind, etwas gegen ihre Erkrankung zu unternehmen und sich auf ihrer Depression ausruhen.

Darin einen Nutzen für uns Depressive zu sehen, erfordert schon viel Phantasie.

Gruß
Bernd
Rioabajorio
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo Bernd,

siehe meinen Bericht oben, ich bin auch selbst betroffen und sehe es anders!! Denn gerade Menschen, die selbst betroffen sind bzw. waren sind doch, wenn überhaupt irgendwer, einzig in der Lage rüberzubringen, wie es einem geht bew. ging. Wieso sollte ein Mensch, der selber Depressionen hatte, sich selber als "Drückeberger" darstellen oder so tun, als sei die Krankheit problemlos zu behandeln. Da liegt doch die Chance, wenn "Betroffene" zu Wort kommen - es wird nicht über sie geredet, sondern von bzw. mit ihnen...!!!!

Depressive sind krank - ja - aber doch nicht hirnamputiert!!! Jedenfalls nehme ich das für mich in Anspruch.

rio
Guinevere
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Guinevere »

Hmm, hallo Bernd,

schön mal wieder was von Dir zu lesen

wie kommst denn jetzt auf derart Gedanken?

Du wirst doch wohl nicht meinen, "nur" weil dort jemand, der vorrübergehend seine Depris überwunden hat gezeigt wird, in dem Beitrag als überglücklicher, hypochondrischer "Spinner" abgetan wird (???).
Und ich denk mal, der Thomas, den ich da für die Diskussionsrunde als angebrachter empfinde, wird dem Thema Verharmlosung der Depression schon kritisch gegenüber stehn.

Ansonsten findet sich meine Meinung zu den Thread hier ganz gut in Floras und anderen dergleichen Beiträgen hierzu.

Lieben Gruß allen and thx an Thomas, weiß es sehr zu schätzen, dass er nicht locker, sich nicht entmutigen lässt und immer wieder bereit ist die Energie dafür aufzuwenden und sich nicht geniert, den Mut aufbringt auch an die breitere Öffentlichkeit zu treten - *Daumen halt*, bewundere ihn dafür sehr und finds klasse!

Ich für meinen Teil wüsste nicht, ob ich das könnte, ich denke nicht...
manu
Anita2
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Anita2 »

Hallo @ all,
gehöre auch zu denen, die schon etwas länger hier schreiben und auch zu der Gruppe, denen
es besser, gut bis manchmal auch sehr gut geht.

Diese Diskussion in einer ähnlichen Form gab es auch schon einmal.
Damals hatte Dr. Niedermeier eine ähnliche Anfrage hier im Forum gestartet und ist auch sehr hart angegriffen worden.

Ich finde es schade, dass es auch mitunter in einigen Postings so negativ gesehen wird.
Wenn es denjenigen nicht hilft, schadet es ihnen aber auch nicht.

Ich denke es geht doch nicht nur um den Betroffenen aktiv eine Unterstützung zu bieten, sondern auch um in der Öffentlichkeit ein anderes Bewusstsein zu dieser Erkrankung zu schaffen, was dann auch wieder neuen Betroffenen hilft, und unter anderem im Besten Fall dann verständnisvoller mit ihnen umgegangen wird.

Vielleicht kann der eine oder andere Betroffene Kraft aus einem Beitrag ziehen und ihn bestärken eine Therapie anzufangen oder weiter zu führen. Vielleicht erleben wir es dann auch, dass Menschen die erkrankt sind, in den Betrieben und wo sonst auch immer weniger ausgegrenzt und mit der Erkrankung ernst genommen werden.

Ich könnte diese Liste jetzt noch weiter führen, es geht mir nicht darum Andersdenkende zu überzeugen.
Ich hätte mich gemeldet, lebe aber zu weit weg.

Ich finde es schade, ja traurig, dass immer noch zu wenig gute Informationen zur Depression in die Öffentlichkeit gelangen und begrüße es, wenn Menschen bereit sind, privat die Zeit und Kraft aufzubringen, damit sich hier etwas ändert.
Ich wünsche Dir lieber Thomas viel Erfolg und gutes Gelingen.

All denen, die zurzeit aus der "Schleife" nicht heraus kommen, wünsche ich, dass es Ihnen bald gelingen wird.

All denen, die sich aus positiven Erfahrungsberichten unter Druck gesetzt fühlen, wünsche ich, dass sie ihre schweren Gedanken in Richtung Hoffnung, drehen können.

Liebe Grüße
Anita

PS. Pioniere lassen sich nicht aufhalten, weil sie an das was sie tun auch selbst glauben. Gut dass es sie gab und immer wieder geben wird
tomroerich
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von tomroerich »

Hallo an alle,

ich bin jedenfalls froh, dass der größte Teil von euch positiv dazu steht, Depression in der Öffentlichkeit darzustellen und jeder kann sich darauf verlassen, dass ich weder verharmlosen werde noch Weltuntergangsstimmung betreibe. Im Übrigen besteht die Runde aus einem Arzt (Dr. Fischer aus Stuttgart), einer Angehörigen und meiner Wenigkeit. Mir obliegt es ohnehin nicht, Fachmeinungen zu vertreten, dazu gibt es den Arzt, sondern ich werde eben berichten, dass ich mich 6 Jahre lang herumgequält habe und es mir nun seit etwa 8 Jahren gut geht. Allen Unkenrufen zum Trotz. Allen dir mich ermutigt haben, vielen Dank!

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Bernd2

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Bernd2 »

Welches Bild wird das wohl bei einem nicht von der Erkrankung betroffenen Zuschauer der Sendung hervorrufen?

Mehrere Jahre unter der Erkrankung gelitten, dann Behandlung, und siehe da: Alles ist wieder gut.

Wie können wir Depressiven nur so dumm sein, verfügbare Hilfen nicht in Anspruch zu nehmen? Ach ja, ich vergaß, es ist für uns Depris doch sehr komfortabel, uns auf der Diagnose auszuruhen und nicht arbeiten zu können, oder womöglich gar zu müssen. Vielen Dank für diese "Hilfe".

Danke, aber auf diese "Hilfe" kann ich gern verzichten. Bevor ich es vergesse, bei meinem letzten Klinikaufenthalt, der erst am Freitag letzter Woche endete, habe ich auch wieder viele "Geheilte" kennengelernt.

Bernd
tomroerich
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Lisa,

bei mir mag es ja so sein,dass es negativ bei dir ankommt, wenn jemand aus der Sicht des "gerade-micht-mehr-depressiven" etwas sagt. Allerdings beobachte ich nicht selten, dass du Aussagen in einer Art und Weise auslegst, die dich darin wohl bestätigen soll dass Depris und Nichtdepris nicht zusammenpassen. Gerne hätte ich zum Beispiel einen Beleg dafür:

Aussagen wie: Es gibt viele, die sich in ihrer Depression wohl fühlen und gar nicht heraus wollen, lese ich mit Unbehagen.

Denn eine solche Aussage würde auch bei mir einiges Unbehagen erzeugen. Könntest du da mal ein Posting nennen?

Ich finde im Gegenteil, dass es hier viel zu wenige gibt, die ihre Depression überwunden haben und finde es eine ziemlich absurde Vorstellung, die wenigen in ein Extra-Forum zu verbannen. Unbequem mag das manchmal ja schon sein, sich Dinge anhören zu müssen, die es einem nicht recht erlauben wollen, in der Negativität zu verharren aber das soll auch unbequem sein Denn die Alternative dazu ist wohl, zusammen in der Negativität zu bleiben und sich gegenseitig davon zu überzeugen, dass Depression unheilbar ist.

Dieses Forum bildet ganz sicher nicht die statistische Realität ab. Denn wer keine Depressionen mehr hat, den interessiert es eben auch nicht mehr.

Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Anita2
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Anita2 »

Hallo Bernd,
es tut mir leid, dass bei Dir immer wieder Rückfälle auftreten!
Es tut mir auch leid, dass Du nicht mehr in Deinem Job arbeiten kannst, nur dachte ich hier irgendwo gelesen zu haben, dass Du schon im Rentenalter bist??

Kannst Du Dir vorstellen, dass es auch Menschen gibt, bei denen die Situation vollkommen anders ist??

Kannst Du Dir vorstellen, dass viele ehemalige Depressive wieder gut leben können und auch arbeiten gehen??

Natürlich steht Dir auf Grund Deiner eigenen Erfahrung auch diese negative Meinung zu, nur fände ich es schön, wenn Du diese Meinung auch auf Dich beziehen könntest und nicht so, als allgemein zutreffend darstellen könntest.

Herzliche Grüße
Anita
Nyx
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Nyx »

Hallo Bernd,

ich denke mir hätte es geholfen, wenn ich in meinen übelsten Zeiten, in denen ich dachte, das hört niemals auf, einen soz. Ex-Betroffenen gesehen hätte, der von sich erzählt.

Ich habe bei Dir den Eindruck, dass Du gar nicht daran glauben möchtest, dass man die Depression überwinden kann. Abgesehen davon, dass ich auch nicht in die Zukunft sehen kann, sage ich Dir: es ist möglich!

VG
Nyx
Bernd2

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Bernd2 »

Hallo Anita,

tja, es wäre schön, wenn ich schon im Rentenalter wäre; das bin ich aber beileibe nicht. Ich bin 49 Jahre alt und dennoch aufgrund meiner depressiven Erkrankung seit geraumer Zeit im Ruhestand.

Gruß
Bernd
Anita2
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Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Anita2 »

Hallo Bernd,
entschuldige bitte, dass ich Dich so alt, viel zu alt gemacht habe!!
Nun, wenn dem so ist, bin ich näher an der Rente.

Ich kenne Deine Krankengeschichte nicht und weiß somit auch nicht, ob Du zu den wenigen Menschen zählst, bei denen kein Medikament und keine Therapie hilft.

Dies bedaure ich dann sehr und ich wünsche Dir dann trotzdem und gerade deswegen, dass eines Tages ein Mittel oder eine Kombination gefunden wird, mit denen Dir eine dauerhafte Stabilisierung gelingt.

Gruß
Anita
Bernd2

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Bernd2 »

Hallo Anita,

ich gehöre mitnichten zu den Wenigen, sondern offenbar zu der Mehrheit der depressiv Erkrankten. Hierzu auch meine neuerliche Erfahrung, die ich in meinem Beitrag von 18:51 Uhr geschildert habe.

Gruß
Bernd
kormoran
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von kormoran »

hallo ihr,

ich bin ja ganz baff was da neben dem thema selbst an anwürfen stattgefunden hat... zum thema: vieles ist schon gesagt - ich schließe mich mal stellvertretend flora an, mit dank.

an bernd (schön, dass du wieder im forum bist!)

woher nimmst du die annahme, dass thomas sich hinstellt und sagt: seht her, da bin ich, geheilter strahlemann das ist DIE depression. gerade thomas mit dem "background" aus dem forum und dem buch hat doch - im gegensatz zu einer isolierten einzelperson die vielleicht dem redakteur übern weg läuft - das wissen um die vielfältigkeit der depressiven erfahrungen - bis hin zu menschen die ihr leben lang kämpfen müssen.

ich vertraue ihm, dass ihm an einer differenzierten darstellung gelegen ist und er sein bestes geben wird, ein vollständiges bild zu vermitteln, das sowohl ahnungslosen als auch betroffenen klare information und hoffnung ohne falsche illusionen gibt.

ich denke sehr wohl dass seine statements für alle von nutzen sein können.

nun halte ich die daumen, dass der rahmen der diskussion und das medienformat das auch zulassen. das ist eine verdammt schwierige aufgabe, und es könnte sein dass am ende nur so ein schnipsel übrig bleibt.

viel erfolg
kormoranin
[edit tippfehler]
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*** zurück ins leben!
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von tommi »

Lieber Thomas,

Öffentlichkeitsarbeit kann es nicht genug geben und ich finde es toll, dass du deine Zeit damit verbringst, anderen zu helfen.
Es leiden so viele unter dieser Krankheit und ich erkenne immer noch, wie wenig sie als solche anerkannt oder empfunden wird. Nicht nur die Betroffenen selbst leiden, sondern ihr Umfeld mit. So stark, dass auch die Angehörigen sich behandeln lassen müssen... .

Ich bin Angehöriger, der die Krankheit seiner Frau überstanden hat .
Warum bin ich also noch im Forum? Weil ich gerne meine Erfahrungen an die Angehörigen weitergeben möchte, nicht weil ich mich profilieren will. Ich möchte helfen! Genau das sehe ich bei dir auch und verstehe wirklich nicht, warum einige wenige dich andauernd angreifen?

Ich finde deine Arbeit wichtig und auch mutig, dich damit öffentlich zu machen. Das kann nicht jeder und deswegen kann ich mir vorstellen, dass sich bisher noch niemand für das Portrait gemeldet hat.

Wie ich schon schrieb, leiden viele unter dieser Krankheit und ich wünsche mir mehr Öffentlichkeit, mehr gute Beiträge in allen Medien. Viele Betroffene leiden so sehr unter dem Unverständnis der Gesunden. Sie werden auf der Arbeit und im restlichen sozialen Umfeld als "Laumarlocher" tituliert. So ist es nicht verwunderlich, dass sich einige zu dieser Krankheit nicht bekennen wollen und so isoliert in der Anonymität stecken bleiben. Depressive haben noch keine Lobby. Du und deine Mitstreiter versuchen eine aufzubauen und dazu gehört Respekt und keine Unterstellungen.

Ich hoffe, du findest noch jemanden. Denn ich glaube Yogi nicht, dass sich hier nur Leute aus purem Eigennutz aufhalten.

Lieben Gruß
Tom
CJ43
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Ihr!
So schön bunt hier, manno, Depressive sind ja ein streitbares Volk!

Abgesehen davon, dass ich es mutig finde sich im Fernsehen zu präsentieren (hätte ich nie drauf, obwohl schon wieder mal fast geheilt), überkommen mich zwei entgegengesetzte Gefühle:

1. Gut dass darüber informiert wird, weil Psychosachen immer noch einen hohen "Schämfaktor" haben, und damit der Umgang mit Depressionen entkrampft wird

2. Diese Gesundheitssendungen, die erst üble Krankheiten aufzeigen (egal ob Rheuma, Krebs oder Depressionen) enden eigentlich immer so versöhnlich und zuversichtlich: ja, es gibt immer bessere Hilfen, man muss nur frühzeitig genug erkennen was los ist, gezielte Therapie, Vernetzung von diesem und jenem....hmm, ist das so?


Und zu 2. habe ich eine Theorie: es ist schwer zu ertragen, dass das Leben ungerecht ist und seine Gaben und Plagen nicht gleichmäßig verteilt. Da wirken solche Sendungen manchmal beruhigend.
Sie erklären und beschwichtigen. vor allem die Gesunden.

Liebe Grüße!
Constanze

@ Lisa: Ich stimme dir voll zu, dass Nichtdepressive die Depressiven nicht wirklich verstehen können. Gilt ebenso für "Geheilte".
Nicht wirklich heißt für mich: einfühlen, nachempfinden ja, aber einen wirklichen Zugang zu diesem Zustand: nein.
Das geht mir sogar selbst so, im Rückblick auf Depriphasen, dass es eigentlich nicht zu fassen ist wie unterschiedlich das ist. Entfernt vergleichbar vielleicht nur mit Wehen - ist das Kind auf der Welt, vergisst man den Schmerz nicht, aber er so wenig vergleichbar, das er langsam verblasst.
Bernd2

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Bernd2 »

Hallo Kormoranin,

danke für die Grüße.

Mit meinen Beiträgen meinte ich nicht Thomas, sondern die Person, die von ihm gesucht wird. Nämlich ein Mensch, der die Depression überwunden hat und nun als "leuchtendes Beispiel" für die Überwindung dieser Erkrankung dargestellt werden soll.

Was folgt daraus für depressive Menschen, denen bislang in keiner Weise geholfen werden konnte? Richtig, Unverständnis und weitere Ablehnung. Dazu wird Thomas´ Fernsehauftritt sicherlich beitragen.

Wo soll nun der Nutzen, von Thomas einmal abgesehen, für die Gemeinde der Depressiven liegen?

Gruß
Bernd
Guinevere
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Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Guinevere »

>Welches Bild wird das wohl bei einem nicht von der Erkrankung betroffenen Zuschauer der Sendung hervorrufen?

>Mehrere Jahre unter der Erkrankung gelitten, dann Behandlung, und siehe da: Alles ist wieder gut.

>Wie können wir Depressiven nur so dumm sein, verfügbare Hilfen nicht in Anspruch zu nehmen? Ach ja, ich vergaß, es ist für uns Depris doch sehr komfortabel, uns auf der Diagnose auszuruhen und nicht arbeiten zu können, oder womöglich gar zu müssen. Vielen Dank für diese "Hilfe".

Hallo Bernd,

mit ein paar "Ignoranten" müss ma wohl rechnen - und ich kann mir nicht vorstellen, dass da jemand so wenig Mitgefühl hat, oft ist es auch so, dass Mensch aus welchen Gründen, Launen auch immer nicht unbedingt das sagt, was er wirklich denkt...

Aber ich denk mal, dass es ganz gut sein könnte, für solche, die unter nicht so schweren Depris leiden, u sich vielleicht mal aufraffen zu können, sich doch Hilfe zu holen.

Zu "alles ist wieder gut", ich würde mal sagen, alles ist anders, und es bleibt wohl jedem selbst überlassen darin auch was Gutes zu entdecken.

Hab gelesen, Du bist 49. Nun, vor zwei Wochen war die Tochter (23) eines Bekannten zu Besuch hier. Sie war gerade aus der Psychatrischen entlassen worden und blickte schon ganz hoffnungsvoll und erfreut in die Zukunft, vielleicht ja doch irgendwann wieder in ihrem Beruf als Tischler arbeiten zu können, weil ihr das eben sehr viel gibt. Ich denke, gerade da ist es unheimlich wichtig auch mal Betroffene zu sehen, die von sich sagen können, dass sie die Depression einigermaßen überwunden haben.
Birgit49
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Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Birgit49 »

Hallo Thomas,

nun möchte ich doch auch noch etwas zum Thema selber schreiben.

Wenn ich jetzt schreibe, dass ich mit einem/meinem Portrait über meine Depressionen und meinem Umgang damit einverstanden wäre, nur leider zu weit weg von Stuttgart wohne, hört sich das jetzt vielleicht "komisch" an, aber es es ist so.

Wie Du weißt, bin ich im November 2001 im hohen Alter von 52 1/2 Jahren erstmalig an schweren Depressionen erkrankt, habe dann 3 Monate stationär und 12 1/2 Monate am Stück in einer Tagesklinik verbracht.

Erst im Hamburger Modell und dann wieder Vollzeit gearbeitet, dies ging genau 6 Monate "gut", dann war sie wieder da, die schwere Depression. Nach einer längeren Zeit AU zu Hause, wieder 6 Monate voll- bzw. teilstationär in die Klinik, Entlassung Ende Juli 2004.

Da ich die ganze Zeit im Angestelltenverhältnis war, bin ich danach sofort wieder Vollzeit arbeiten gegangen.

In der Zwischenzeit habe ich die Insolvenz meines Arbeitgebers (über 15 Jahre), 1 Jahr Arbeitslosigkeit, 2 1/2 Monate Schulung über die AA "überstanden", ohne Klinik und ohne Therapie.

Seit Oktober 2007 arbeite ich wieder mit viel Spaß, dem halben Gehalt zu früher, in meinem Fachgebiet, Vollzeit; ich alte Frau in einem Kunstverein mit ausschließlich junger moderner Kunst.

"Geheilt" von meinen Depressionen bin ich nicht, muss weiterhin aufpassen, mich nicht zu überfordern, muss Abstriche machen, weil ich noch leicht erschöpft bin.

Im rechten Ohr meldet sich bei Überforderung dann mein "Stressmesser", der liebe Tinnitus. Gelernt habe ich, auf ihn zu "hören", also dann mehr oder weniger lang, Gang runter schalten.

Ich erschrecke noch heute, wenn man mich fragt, ob ich chronisch krank bin. Ich muss es wohl bejahen, doch fühlen tue ich es nicht.

Mit den Themen Schwerbehinderung und Rente habe ich mich bis zum heutigen Tag kaum beschäftigt, noch liegen sie außer meiner Betrachtung und, für mich das Wichtigste, (wie schon öfter hier im Forum geschrieben) ich will (in ein paar Jahren - altersbedingt!!!!!) immer noch Berlins flotteste Rentnerin werden.

Da bei mir jeder, wirklich jeder von meinen Depressionen weiß, hätte ich also auch keine Angst von meinen Depressionen öffentlich zu erzählen.

Ich danke jedem, der den Schritt in die Öffentlichkeit macht und von seinen Depressionen und von seinem Umgang damit berichtet.

In diesem Fall ist es, wie so oft bei der Erkrankung Depression anders, nicht Schweigen ist Gold sondern Reden.

Ob bei meinem "Werdegang" allerdings 3 Minuten Sendezeit ausreichen würden? Ich wage es zu bezweifeln.

Liebe Grüße nach Schwaben, das mich im Sommer wieder ein Wochenende ertragen muss,

von einer zufriedenen und ganz oft gutgelaunten

Birgit
Die Fähigkeit das Wort “Nein“ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
(Nicolas Sebastién Chamfort)
Bernd2

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Bernd2 »

Da offensichtlich einige Foristen und -Innen meine Beiträge nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen, möglicherweise habe ich mich auch unklar ausgedrückt, hier noch einmal der Inhalt in Kurzform:

Ich halte es für kontraproduktiv, daß ein sogenannter "Geheilter" im Fernsehen auftritt. Dies führt m.M.n. nur dazu, daß Nichtbetroffene in ihrer Ansicht bestärkt werden, Depressive seien nur zu faul und ruhten sich auf ihrer Diagnose aus, zumal ja offensichtlich sehr wirksame Mittel zur "Heilung" der Erkrankung zur Verfügung stehen.

Daß Thomas einem solchen Denken entschieden entgegentritt halte ich gleichwohl für eine Illusion, da er selbst der Meinung anhängt, die Depression sei gut behandelbar.

Bernd
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von triste »

Mein Gott, Bernd,

hör´doch endlich auf, Dich und Dein Schicksal ständig als das Mass aller Dinge zu betrachten. Nur weil Du anscheinend therapieresistent bist, ist es die Mehrzahl aller Depressiven nicht automatisch auch. Das Gegenteil ist der Fall. Und wenn jemand in einer TV-Sendung davon berichtet, WIE er aus der Krise herausgekommen ist, dann hilft das, macht Mut und spornt an, selbst aktiv zu werden. Deine Behauptung, das würde den Depressiven schaden ist einfach absurd und zeigt, wie verbittert Du bist.

Virginia

P.S. @ Lisa: wie wäre es, ein Unterforum für diejenigen User einzurichten, die immun gegen Hoffnung und positive Sichtweisen sind und lieber in ihrer Verbitterung verbleiben? Wär´auch `ne Varinate einer Ghettoisierung
Lisa23

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Lisa23 »

Hallo,

ist es nicht auch Druck, denen die noch in der Schleife hängen und nicht rauskommen, Glück zu wünschen, dass sie es auch schaffen?

Mich stört dabei der Ausdruck, noch in der Schleife hängen.

Mir sagte mal ein Arzt (wohlgemerkt ein Arzt und kein Laie) dass ein Krebspatient immer ein Krebspatient bleibt. Es ging damals um meinen an Krebs erkrankten Mann, der infolge der Krankheit, nach 4jährigem Kampf dagegen, verstarb.

Der Arzt erklärte mir das so. Sie hätten zwar meinen Mann operiert und alles, den Tumor und das Krebsgewebe entfernt, dazu noch einige befallene Organe (Bauchspeicheldrüsenkrebs). Damit sei dieser Krebs entfernt, d.h. aber noch lange nicht, dass nicht an anderer Stelle wieder ein Krebs auftauchen kann. So war es dann auch.

Natürlich haben andere Ärzte in der Reha, die Krankenkasse, der Arbeitgeber, meinen Mann unsäglich unter Druck gesetzt. Er wurde auf Dauer berentet. Nach 2 Jahren gab es eine Überprüfung von Seiten der BfA. Man wollte meinen Mann wieder vollschichtig erwerbsfähig einstufen, ein Jahr vor seinem Tod. Dass es nicht zur Streichung der Rente kam, dafür habe ich damals mit allem was mir möglich war, gekämpft. Ich wußte, wie krank mein Mann war. Auf die Gefühle und Hilfe seiner übrigen Umwelt, hätte er nicht bauen dürfen, da wäre er verloren gewesen.

Sicher, es gibt viele Krebskranke, die auch 20 Jahre später noch leben, die es geschafft haben, aber die Angst vor einem Rückfall, vor einem Rezidiv, vor einem neuen Tumor, die bleibt.

Die Depression ist der Krebs der Seele. In meinen Augen behandelbar, aber nicht unbedingt und in allen Fällen heilbar. Wie mag sich ein Mensch, der noch in einer tiefen Depression steckt, fühlen, wenn er von der wundersamen Heilung hört? Wie geht die Familie mit diesem Mann, dieser Frau, diesem Sohn, dieser Tochter usw. um?

Wird es nicht heißen, siehste, der, die hat es auch geschafft? Streng Dich doch bitte mal endlich an, aber fix.

Für einen gesunden Angehörigen sind wenige Monate mit einem depressiven Angehörigen schon eine Ewigkeit. Dabei hat der depressive Angehörige, zum Zeitpunkt der Diagnose Depression, schon einen langen Leidensweg hinter sich und mit aller Wahrscheinlichkeit, noch einen sehr langen Leidensweg vor sich.

Die Menschen in unserer schnelllebigen Zeit sind aber nicht gerade geduldig. Wollen leben, nicht pflegen und warten.

Ein Fernsehbeitrag der innerhalb 3 Minuten Sendezeit, einen Menschen zeigt, der etwa 6 Jahre depressiv war und jetzt wieder seit 8 Jahren gesund ist, kann dem Publikum den langen Leidensprozess gar nicht begreiflich machen. Da wird eine Heilung im Zeitraffer vorgeführt. Das ist irreführend.

Liebe Grüße, Lisa
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Caroline1 »

Ich plädiere für eine andere Unterart der Apartheid: ein Unterforum ür krankhafte Neider und Missgünstlinge. Dort kann man sich prima darüber austauschen, wie schwer DIESE Krankheitsbilder zu therapieren sind, denn die sind es nun wirklich. Vielleicht gibt es ja auch schon Kliniken, die auf Therapie von solch egozentrischen Verbitterungsstörungen spezialisiert sind. Für Leute mit diesen Störungsbildern gibt es kein roteres Tuch als Menschen, die von sich behaupten, es gehe ihnen heute mit ihren Depressionen besser als früher, und einem wahren Umsturz ihres Weltbildes kommt es gleich, wenn sich nun auch noch einige erdreisten, zu behaupten, sie hätten ihre Depressionen überwunden, oder sie seien gar "geheilt", das absolute Unwort des Jahres fürwahr!

Wenn ich jetzt noch wüsste, was "unheilbar" Depressive sich von einem Austausch in einem Internetforum erwarten....

Tschüss,

Caroline
Lisa23

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von Lisa23 »

das Unterforum für Angehörige ist somit ein Ghetto?

Wurden die ehemaligen Depris auch durch bereits Genesene derart verunglimpft, wie es zur Zeit gemacht wird? 6 Jahre Depressionen ist ja nicht unbedingt kurz.

Wahrscheinlich ist es besser, wenn die Noch-Depris hier nicht mehr posten, dafür aber die GEHEILTEN sich locker über ihr neues Leben ohne Depressionen austauschen.
Lisa
gfb
Beiträge: 1864
Registriert: 20. Feb 2005, 21:30

Re: Wer möchte sich für einen TV-Beitrag portraitieren lassen?

Beitrag von gfb »

@Virginia&Carolin&Miss Marple&Maria&Antje II&Emily&Flora und die anderen von "der" "anderen" Fraktion:

Clap!Clap!Clap! ("clap hands")

bzw.

Ack!Ack!Ack! ("Acknowledgement")

@Thomas:

Respekt für deinen Einsatz - und für deine Nerven!

@Yogi&shadowbiker:

wie wärs mit der Teilnahme am Forum auf

http:///www.mir-gehts-scheisse-und-ich-will-auch-gar-nicht-dass-es-mir-mal-gut-geht-weil-sonst-taet-meine-identitaet-floeten-gehen.de oder so?

Gibts noch nicht?

Na dann aber ganz schnell die Registrierung bei www.nic.de beantragen!

MannMannMann...

@"Nordseeküste" (da, wo die Krabben herkommen):
nicht erschrecken, aber SOLCHE Phasen hab ich mitunter auch!
Gerät jetzt ein Weltbild ins Wanken?

Und speziell an shadowbiker:

ich gehöre IMMER NOCH NICHT zu "der" "anderen" Fraktion:
ich schlucke brav meine Pillen - und unterziehe mich gleichzeitig der "mind f...ing talking cure" called psychoanalysis...

Und nu?

Sorry@all:
das MUSSTE jetzt sein, weil: manche Beiträge in diesem Thread sind einfach nur grenzwertig!

Friedrich
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"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
Antworten