Despression und Arbeiten

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anax
Beiträge: 3
Registriert: 14. Feb 2008, 15:15

Despression und Arbeiten

Beitrag von anax »

Hallo Allerseits.

Wie geht Ihr mit depressiven Phasen am Arbeitsplatz um?
Ich sitze an manchen Tagen im Büro, habe Berge vor Arbeit vor mir liegen, bin aber nicht in der Lage, anzufangen. Mal davon abgesehen, dass ich an manchen Tagen bezweifle, die Berge jemals abtragen zu können.

Oftmals schaffe ich es nur an die Arbeit zu gehen, wenn die Deadlines quasi nicht mehr machbar sind, also der Druck ins unermessliche steigt, so dass ich irgendwie wie in Trance einfach arbeite. Aber muss es bei jedem Projekt, bei jeder Deadline erst soweit kommen?

Wie geht Ihr am Arbeitsplatz mit "Ärgnernissen" um, die aus einem guten Tag heraus auf einmal die Depressionen in Euch aufwallen lassen? Wie kommt Ihr wieder runter und schafft es einfach zu arbeiten?

Gruß
Jochen
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Despression und Arbeiten

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Jochen,

Aufschieberitis ist auch in meiner Tätigkeit eine beliebte Umgangsform mit Abgabefristen. Leichter ist es für mich in einem Projekt, das ich gemeinsam mit dem Kollegen erledigen muss. Er struktuiert die nötigen Tätigkeiten in Einzelteile und terminiert auch die. Das heißt für mich, dass ich eben bis zum Ende der Woche Teil A erledigt und bei ihm abgeliefert haben muss, zum Ende der zweiten Woche Teil B usw. Wenn ich kleine Erfolge habe, macht die Arbeit als Ganzes auch mehr Spass.

Ich habe gehört, dass man sich solche kleinteiligen Zeitpläne auch selbst machen kann, aber mit der Kontrolle ist es dann natürlich schwieriger...

Gruß, deine PUK
cybolon
Beiträge: 2154
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Re: Despression und Arbeiten

Beitrag von cybolon »

Hallo Jochen,

am meisten hilft mir, mit einem Kollegen darüber zu sprechen. Er kennt mich und hat auch schonmal ne Depri durchgemacht. Er hört mir zu und ermuntert mich, die Sichtweise auf die Dinge zu ändern...
Hier im Forum habe ich jüngst gelesen, dass es manchen bereits gelingt, die Änderung der Sichtweise auf einzelne Vorfälle zu vollziehen, BEVOR die Gedanken das depressive Gefühl überhaupt auslösen können.
Will heißen: Die innere Reaktion zu überdenken und nur noch verzögert zuzulassen.

Dass das nicht einfach ist, spüre ich selbst noch oft genug. Aber es kann funktionieren.

Die Vorgehensweise von PUK finde ich echt gut!

Die "Verschieberitis" (Procastination, s. Wikipedia) hatte ich auch. Damit baute ich mir einen ungeheuren Druck auf. Inzwischen denke ich wieder: "Au weia, diesen Scheiss schon wieder... Okay, schaffen wir's weg. JETZT!"
Dann denke ich wieder an Beppo, den Straßenkehrer (aus "Momo" von Michael Ende), der immer nur an den momentanen Besenstrich denkt und sich dabei die Welt ansieht, mit Leuten unterhält und ganz nebenher weiterkehrt.
Plötzlich dreht er sich um und sieht, dass die ganze Straße gefegt ist.

Leider kann ich zu den Stapeln nix anderes sagen, als: Oben anfangen...
Ein kleiner Trick dazu fällt mir doch noch ein:
Einen größeren Teil des Stapels in eine Schublade legen. Den verbleibenden, kleineren Teil anfangen, zu bearbeiten. Nach und nach aus der Schublade wieder auffüllen, bis Du dort irgendwann ins Leere greifst.

Und - für mich jedenfalls besonders wichtig:
BELOHNUNG ausdenken, was Du Dir gönnst, wenn Du einen Teil geschafft hast.
(Ein Snickers, ne Kippe, einen Rundgang auf dem Parkplatz...) Belohnung auf einen Zettel schreiben, den Du während der Arbeit sehen kannst.



*ansporn*

Liebe Grüße
vom
cybolon
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Despression und Arbeiten

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Jochen,

ich habe mir gestern abend dein Posting nochmal durch den Kopf gehen lassen und bin auf ähnliches gekommen, wie es nun auch Horst vorschlägt. Also muss da irgendwas dran sein

Die Stapel vom Schreibtisch sollten im Schrank oder in der Schublade verschwinden, das frustriert nur, wenn man sie ständig sieht. Stattdessen nur das Tagespensum darauf liegen lassen und auch tatsächlich abarbeiten. Dann sieht man abends, was man erledigt hat.

Wenn während der Arbeit Gedanken an das viele Unerledigte kommen, gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen: Entweder man sagt sich "Gedanken kommen und gehen. Sie stören mich nicht." Oft verschwindet der Gedanke damit tatsächlich (der Vorschlag stammt aus einer meiner ersten Stunden Autogenes Training). Wenn das nicht hilft, kann es sein, dass eine andere Tätigkeit objektiv dringender ist oder dir im Unterbewusstsein dringender scheint. Dann musst du vielleicht deinen Plan ändern und das Wichtigere vorziehen.

Wenn es um ein größeres Projekt geht, das dir Angst macht, hilft es, weniger an das Gesamtziel zu denken, als vielmehr an die Schritte, die zum Erreichen nötig (siehe Horst). Die sind dann auch konkreter und folglich leichter zu erledigen.

Zum Thema gibt es übrigens einen Artikel in der aktuellen Februarausgabe von Psychologie heute.

Das ist die Theorie, in der Praxis ist es leider nicht immer so einfach. Meine letzte Stimmungsverschlechterung lag an einer Aufgabe, die ich einfach nicht anfangen mochte, weil sie mir zu schwer erschien. Der Abgabetermin verstrich, ein neuer Abgabetermin wurde vereinbart, der verstrich auch, mir ging es immer schlechter. Irgendwann habe ich es dann doch angepackt, puhhh, aber besser für mich wäre es wahrscheinlich besser gewesen, wenn ich den Auftrag zurückgegeben hätte.

So, draußen scheint die Sonne!

Mach's gut Jochen, und viel Erfolg!
PUK
Elisa_K
Beiträge: 172
Registriert: 6. Feb 2008, 14:53

Re: Despression und Arbeiten

Beitrag von Elisa_K »

anax
Beiträge: 3
Registriert: 14. Feb 2008, 15:15

Re: Despression und Arbeiten

Beitrag von anax »

Hallo.

Danke für Eure Anregungen!
Hm... die Stapel in die Schublade legen... wenn ich nur Stapel hätte
Ich arbeite in einer virtuellen Welt, die Projekte sind dann auch weniger im Sinne von Akten durcharbeiten sondern erfordern viel Kreativität und Fleißarbeit zum Ausarbeiten. Das bittere daran ist, ich weiss, was ich zu tun habe, weil ich das Gesamtziel kenne (und selbst bei der Angebotserstellung irgendwann mal definiert habe), aber ich habe keinen Papierkram. (bis auf den bürokratischen Overhead)
Also muss ich wirklich mit der Gedankenwelt spielen.
Nur, sich konzentrieren, oder eben das Beginnen davon fällt mir extrem schwer. Wenn ich es denn tatsächlich mal geschafft habe anzufangen und in die Konzentration reinzukommen, geht es meist. Nur der Weg bis dahin ist so fies. Und ich werde durch jede Kleinigkeit abgelenkt, von denen es leider extrem viele gibt.
Und Kreativität geht in weniger guten Tagen überhaupt nicht, dafür muss ich schon wirklich einen richtig guten Tag erwischen.

Morgen ist erste Therapiestunde oder zumindest der Beginn der Diagnosephase. *durchhalten*

Viele liebe Grüße
Jochen
Rioabajorio
Beiträge: 65
Registriert: 25. Nov 2007, 12:10

Re: Despression und Arbeiten

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo Jochen,

puh, Arbeitstipps für die virtuelle Welt habe ich jetzt gerade nicht parat...

Also bei mir ist es auch oft so, dass ich, wenn ich die Berge sehe einfach denke, das schaffst du nie... und je mehr ich drüber nachdenke, desto schlimmer wird es und bringt mich immer mehr dazu, gar nicht erst anzufangen. Da gelingt es mir dann manchmal, mich damit zu "überlisten" dass ich versuche mein Hirn abzuschalten und einfach anzufangen, ein Ding nach dem anderen.....

Keine Ahnung ob man virtuelle, kreative Arbeit auch in solche kleinen Schritte unterteilen kann!?

Einen anderen Trick habe ich z.B. wenn es um das Thema Sport geht und ich hin und hergerissen bin, weil ich nicht weiss, ob ich an diesem Tag einfach zu faul bin Sport zu machen oder ob ich an diesem Tag einfach wirklich Ruhe brauche. Dann gehe ich hin und verspreche mir selber, dass ich sofort aufhören und nach Hause gehen kann, wenn ich mich dabei schlecht fühle. Außerdem denke ich dann immer:"Wenn ich dieses Mal nicht gehe, dann MUSS ich nächstes Mal aber auf jeden Fall gehen, also gehe ich lieber dieses Mal, dann habe ich noch einmal "schwänzen" gut"

Es hört sich ziemlich banal an, aber dadurch, dass ich mir den Druck rausnehme, in dem ich mir "verspreche", dass ich wieder nach Hause gehen darf, wenn es wirklich nicht geht, fällt es mir nicht so schwer, wenigstens mal hinzugehen und anzufangen... oft ist es dann gar nicht so schlimm, wenn ich mal angefangen habe....

Vielleicht kannst Du so was ja auch mal mit dir aushandeln - frei nach dem Motto - OK, ich fange mal ganz locker an, wenn es nicht geht, dann darf ich mir eine Pause gönnen..... nimmt vielleicht auch dir den Druck zwingend gute Arbeit machen zu müssen, wenn Du einmal angefangen hast.....

Nur so eine Idee... schön, dass man für andere immer so tolle Tipps parat hat - gell?? *grins

Viele Grüße
rio
leolamm
Beiträge: 69
Registriert: 24. Okt 2007, 09:47

Re: Despression und Arbeiten

Beitrag von leolamm »

Hallo Jochen,

ich habe es richtig verstanden, daß es auch in der virtuellen Welt Projekte gibt, die Du auch benennen kannst, oder?

Diese sind doch auch in Zwischenschritte einzuteilen, oder?

Kannst Du Dir dann nicht EIN Stückchen Papier pro Projekt nehmen, auf das Du den Projektnamen und die Zwischenschritte notierst, evtl. auch schon kreative Einfälle u.ä.

Dann hättest Du den Stapel zum Abarbeiten und könntest sehen, ok, das ist schon geschafft. OK, das nehme ich mir für morgen vor und teile es so ein, daß ich auch noch Luft habe. Denn bei mir war/ist es auch so, wenn der Berg zu groß ist, geht gar nichts mehr. Ist er aber in Stufen eingeteilt, muß ich nicht den ganzen Berg schaffen, sondern "nur" die nächste Stufe.

LG
Leo
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