Hallo bin neu hier

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Hamsti
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Registriert: 12. Jan 2008, 23:40

Hallo bin neu hier

Beitrag von Hamsti »

Hallo, mein Name ist Susanne und ich bin 40 Jahre alt.
Vor fast genau 4 Jahren wurde bei mir eine mittelgradige Depression festgestellt. Ich gehe seitdem alle 4-6 Wochen zu einer Psychologin, die mir Medis verschreibt und ca. 1 mal wöchentlich zu einer Therapeutin.
Ich habe einiges in meinem Leben verändert in dieser Zeit und ich hatte immer die Hoffnung, daß ich irgendwann wieder alles in den Griff bekomme.
Und nun sitze ich auf meiner Couch. In der Wohnung herrscht das totale Caos (z.B. die Kartoffelschale von gestern liegt noch in der Spüle usw.) Aber der schlimmste Haufen sind meine Papiere. Ich bin privat krankenversichert und habe mich schon wochenlang nicht mehr um die Papiere gekümmert. Am letzten Montag wurde ich von der Psychologin ohne Gespräch wieder weggeschickt - 4 Rechnungen nicht bezahlt. Und das ist nicht das einzige.
Ich bespreche das auch in der Therapie, aber trotzdem gehe ich einfach nicht dran.
Was soll ich nur tun? Habt ihr einen Tipp?
Liebe Grüße
Susanne
gfb
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Re: Hallo bin neu hier

Beitrag von gfb »

Hi Susanne,

(alle 4-6 Wochen zu einer Psychologin, die mir Medis verschreibt)

Das glaub ich nicht. Psychologen dürfen keine Medikamente verschreiben, es sei denn deine Psychologin ist auch approbierte Ärztin.

(schon wochenlang nicht mehr um die Papiere gekümmert.)

Arrrrrrgh!
Das kenn ich - und WIE ich das kenne!
Jeder halbwegs offizielle Brief eine Bedrohung von außen, JEDER!
Dabei sollen "die da draußen" einen doch nur in Ruhe lassen, oder?

(wurde ich von der Psychologin ohne Gespräch wieder weggeschickt)

Bei mir wars ne Kontopfändung vom Finanzamt...

Was kann man tun?

Tipp 1: mal nach dem Stichwort "Prokrastination" googeln bzw. gleich hier klicken:

http://de.wikipedia.org/wiki/Prokrastination (ganz unten auf der Seite stehen weiter führende Links...)

Tipp 2: ich suche mir in solchen Phasen immer Leute, die mit Behörden-Zeux keine Schwierigkeiten haben und geh mit denen zusammen meinen Kram durch. Das sollten im Idealfall natürlich Leute sein, die halbwegs "geerdet" sind, also mit beiden Beinen mitten im Leben stehen (so'ne solls ja auch noch geben, wie mir ab und an berichtet wird) sind und mit denen du gut zurecht kommst. Hast du solche Leute?

Alles Gute und: du bist mit dieser Störung nicht allein. Wirklich nicht!

Friedrich
------------

"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
Hamsti
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Re: Hallo bin neu hier

Beitrag von Hamsti »

Hallo Friedrich,
stimmt. Die Medis sind von einer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.

Jemanden um Hilfe bitten.... das schaff ich nicht. Vor drei Wochen hatte ich mit viel Überwindung meine Schwester gebeten mir bei der Wohnung zu helfen. Das hat gut geklappt und war toll. Aber mir jetzt auch noch bei den Papieren helfen zu lassen... nee. Ich möchte nicht dauert jemand bitten, mir zu helfen. Und erstrecht nicht, da ich jetzt schon so tief drinstecke. Ich möchte nicht, daß es jemand mitbekommt. Doof, ich weiß.

Gruß Susanne
hey
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Re: Hallo bin neu hier

Beitrag von hey »

Hallo Susanne,

so wie es sich bei dir anhört, kommst du zur Zeit nicht allein aus dem Schlamasel heraus. Deswegen rate ich dir, dir möglichst schnell Hilfe zu holen, weil du sonst immer mehr unerledigte Sachen vor dir hast.
Ich hab damals auch zu lange gewartet, bis ich mir Hilfe geholt habe. Ich kenne auch die Scham, wenn herauskommt, was man doch für ein "Versager" ist. Aber es ist auch eine Befreiung, wenn man Hilfe bekommt. Ich habe inzwischen auch gelernt für mich zu sagen, dass ich aufgrund der Depression nicht in der Lage war, Dinge selbst zu regeln.
Ich wünsche dir die Kraft und den Mut, jemanden um Hilfe zu bitten.

Liebe Grüße Heiner
gfb
Beiträge: 1864
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Re: Hallo bin neu hier

Beitrag von gfb »

Hi Susanne,

(Medis)

Mach dir nix draus, es passiert vielen Leuten, dass die Begriffe durcheinander geraten ...

(Ich möchte nicht dauert jemand bitten, mir zu helfen.)

Wenn du "das" alleine nicht gebacken kriegst wirst du jemanden bitten (oder sagen wir: fragen) MÜSSEN!
Der leidige/lausige/ätzende Behördenkram kann sonst nämlich ganz schnell ganz üble Folgen haben...

http://tinyurl.com/2y7wtc

verweist auf einen Artikel im STERN mit der Überschrift

"Der Hungertod heißt Hartz IV"

(Ich möchte nicht, daß es jemand mitbekommt.)

Ein erster Veränderungsschritt besteht meiner Meinung nach darin, dass man sich NICHT (mehr) für seine Störungen schämt (du bist nicht die Einzige mit dieser "Macke", in mir z.B. kennst du schon einen Zweiten)...
Trau dich! Es ist wesentlich weniger schlimm als du denkst!

(Doof, ich weiß.)
Ziemlich doof und ich kann dir das auch nachfühlen.
und die Leute, die ich um derlei Hilfsdienste bitte, also... die kenn ich aus div. Selbsthilfegruppen. "Normale" Leute sind das nicht unbedingt, obwohl (teilweise) durchaus "geerdet"...

LG von hier nach da

Friedrich
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nemomomo
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Re: Hallo bin neu hier

Beitrag von nemomomo »

ich kann das gut nachvollziehen. Bin 52,Beamtin , seit 26 Jahren Lehrerin und seit Anfang November durch u.a.Mobbing der Schulleitung durch meinen Hausarzt krank geschrieben.
Zeitweise ging nichts mehr. Die Suche nach Hilfe ist ätzend und relativ hoffnungslos.
Suche im Telefonbuch, durchtelefonieren ohne Ende, Arzt für Psychotherapie gibt mir Termin nach 3 Wochen. Geh hin, ausführliche Befragung, dann Liste mit Adressen in der Hand heim, 60€ für das alles. Wieder x telefonate, Facharzt gefunden Anfang Dezember. der bescheinigt mir dann Mitte Dezember schwere Depressionen, macht eine Akkupunktur, aber redet nicht mit mir weil ich unfähig sei ein Gespräch zu führen und meine Konflikte nicht gelöst habe. Vorher Befragung, er sitzt im weißen Kittel hinter PC, druckt mir ab und an Seiten aus( Brille raus lesen) dann tippt er wieder....
Suche mir neue Hilfe übers Internet in Nachbarstädten.
Eine Psychologin, sehr nett, aber schlecht verkehrstechnisch erreichbar, kassiert direkt 100€ ab.
Eine Fachärztin nur für Privatpatienten sagt mir dann Mitte Januar ich müsse in die Klinik, soll mir Überweisung vom Hausarzt geben lassen.
der sagt geht nicht, muss Facharzt machen, schreibe 40 Kliniken an, alle brauchen Einweisung + Kostenzusage von Beihilfe + private Krankenkasse.
Das dauert Wochen. Schreibe der Fachärztin ne Mail:
Es sieht so aus, dass ich ohne weitere Unterlagen nicht weiterkomme. In der Regel sehen die Antworten der Kliniken so aus:


Für eine Anmeldung benötigen wir folgende Unterlagen:

- Einen ausführlichen ärztlichen Bericht
- Eine schriftliche Kostenzusage Ihrer privaten Krankenversicherung
- Eine Bescheinigung Ihrer Beihilfestelle
- Anmeldebogen
- Persönlichen Bericht für die Anmeldung

Nach Eingang aller Unterlagen beträgt die Wartezeit noch ca. 4 - 6 Wochen.

Ihre Antwort:
Frau xyzz,
es ist nicht nötig, dass Sie mir all das was Sie brauchen mitteilen.
Von mir bekommen Sie in den nächsten Tagen den Bericht zugeschickt. Mit dem Rest, habe ich nichts zu tun.
Alles Gute wünsche ich Ihnen
Mit freundlichen Grüßen
Dr. xxxxxxxx

Kliniken empfehlen mir Hilfe vom Arzt zu holen;
Hausarzt sagt was wollen Sie bei all den Psychopathen und Alkoholikern in der Klinik?

Jetzt stehe ich nach fast 3 Monaten wieder am Anfang, Bezirksregierung will Präventionsgespräch und ich komme nicht weiter.
Gruß Barbara
Susanne7 schrieb:
> Hallo, mein Name ist Susanne und ich bin 40 Jahre alt.
> Vor fast genau 4 Jahren wurde bei mir eine mittelgradige Depression festgestellt. Ich gehe seitdem alle 4-6 Wochen zu einer Psychologin, die mir Medis verschreibt und ca. 1 mal wöchentlich zu einer Therapeutin.
> Ich habe einiges in meinem Leben verändert in dieser Zeit und ich hatte immer die Hoffnung, daß ich irgendwann wieder alles in den Griff bekomme.
> Und nun sitze ich auf meiner Couch. In der Wohnung herrscht das totale Caos (z.B. die Kartoffelschale von gestern liegt noch in der Spüle usw.) Aber der schlimmste Haufen sind meine Papiere. Ich bin privat krankenversichert und habe mich schon wochenlang nicht mehr um die Papiere gekümmert. Am letzten Montag wurde ich von der Psychologin ohne Gespräch wieder weggeschickt - 4 Rechnungen nicht bezahlt. Und das ist nicht das einzige.
> Ich bespreche das auch in der Therapie, aber trotzdem gehe ich einfach nicht dran.
> Was soll ich nur tun? Habt ihr einen Tipp?
> Liebe Grüße
> Susanne
nemomomo
Beiträge: 18
Registriert: 10. Jan 2008, 00:05
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Re: Hallo bin neu hier

Beitrag von nemomomo »

PS
Habe wahnsinnige Angst vor Medikamenten da ich in der Jugend schon wegen psychomotorischer Störungen welche lebenslang nehmen sollte.
Habe Angst vor wochenlangem Klinikaufenthalt!
Wie soll man in dieser Situation noch auf Hilfe hoffen, 3 Monate versucht, alles sinnlos
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

keine Angst!

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Barbara,
die Medikamente sind heute viel (!!!) besser als vor 20 Jahren, es gab eine sehr positive Entwicklung. Und es tut soo gut, wenn sich die kreisenden Gedanken in Wohlgefallen auflösen. Hätte ich geahnt, wie viel besser es mir mit dem Serotoninwiederaufnahmehemmer geht, hätte ich nicht so viele Jahre lang abgelehnt, welche zu nehmen.
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: Hallo bin neu hier

Beitrag von Wander »

Hallo Susanne, liest du noch mit? Ich habe auch eine mitttelgradige Depression und kenne dein Aufschiebeproblem selber auch zu Genüge.

Vor 2 Jahren sind wir umgezogen und meiner harren immer noch 5 Umzugskartons....Eigentlich könnte ich mir ja sagen, dass da gar nichts Wichtiges drin sein kann, aber wo sind meine Rentenunterlagen? Na, bis zur Rente.....

Damit ich aber die dringend anliegenden Dinge wenigstens hinkriege, denn ich bin als Familienmutter nicht nur für mich verantwortlich, habe ich mir einige Tricks angewöhnt. Vielleicht klappt davon auch das ein oder andere bei dir, denn du hast ja auch eine mittelgradige Depression. Mit einer schweren Depression wäre man evtl. sogar zu meinen Tricks zu müde und antriebslos, denke ich mir.

Also, ich nehme z.B. TV-Sendungen, die ich ganz spannend finde, auf Video auf und schaue sie mir dann stückchenweise an: Halbe Stunde TV, halbe Stunde Hausarbeit oder Papierkram oder was anliegt. An ganz schlechten Tagen habe ich sogar schon in Viertelstundentakten gearbeitet. Da nimmt mich dann die TV-Sendung so gefangen, dass sie mich von meinen Antriebsproblemen ablenkt und ich oft auch besserer Stimmung bin beim Arbeiten, weil ich schon der Fortsetzung entgegenfiebere.
Mit einem guten Buch geht das auch. Es muss aber ganz spannend oder romantisch sein, damit es durch meine Gefühlstaubheit durchmotiviert an schlechten Tagen.

Oder ich lasse neben der Arbeit ganz romantische oder fetzige Musik laufen, die mich ins Träumen bringt und wo dann das Aufräumen so neben dem Träumen läuft.

(Als Chorsängerin funktioniert bei mir auch das Durchsingen von Konzerten zwischen den Arbeitsschritten.)

Aber ich tue das grundsätzlich nicht mehr als 1 bis 2 Stunden am Tag, wenn es mir sehr schwer fällt und belohne mich danach mit Lesen oder Meditieren oder Schlafen, denn wenn die Familie morgens, mittags und nachmittags/abends bis oft spät meine Familienmutteraktionen braucht, ist ja auch Kraft notwendig und ich muss ja damit sehr haushalten.

Wenn ich dann 1 Stunde gearbeitet und 1 Stunde Musik oder TV genossen habe, dann ist es schon oft passiert, dass ich so angetan war von dem, was in der Zeit alles geschafft wurde, dass ich freiwillig noch meh machte.

Auch ein Einkaufen nach der Arbeit mit kleinem Belohnungsleckerli motiviert mitunter. Wenn ich dann mir schon vorstelle, dass ich nach der Arbeit mir leckere Schokolade kaufe und mich mit gutem Buch ins Bett kuschele.

Dann gibt es auch Tage, wo es gar nicht klappt oder wo ich mich nicht freuen kann über das Geschaffte. Aber es klappt doch oft genug, dass ich noch nichts Dringendes verpasst habe für meine Familienaufgaben und ein großes Haus mit regelmäßig Gästen, die aber immer viel mithelfen.

An besonders schweren Tagen stelle ich mir vor, dass ich in der Zeit, in der mein Sohn zur Schule ist, Urlaub habe und verwöhne mich und mache nur das Allernotwendigste, denn ich weiss, dadurch wird es wieder besser.

Lieber Gruß! Düne
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